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Invasiv

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26.05.2008
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Invasiv

Ein Schnupfen beendete mein Leben. Als der sich grün verfärbte, schlugen die Schmerzen mit Wucht in meinem Kopf ein.
Ich lasse mich von der Metallpritsche rutschen. Wie immer nehme ich dabei den beschissenen Papierbezug mit, weil er mir am Hintern klebt. Es ist kalt im Behandlungszimmer und die Pritsche hat Striemen in meine Oberschenkel gedrückt. Verstohlen reibe ich über die Furchen und bilde mir ein, meine Haut wird die harten Verformungen für immer behalten. Der Arzt zieht eine Medikamentenpackung aus dem Medizinschränkchen, dabei beobachtet er mich mit einer Mischung aus Misstrauen und Besorgnis.
Bis ich mich hergetraut habe, habe ich eine Woche lang den dröhnenden Kopf herumgeschleppt. Zum Arzt gehen, eine Bearbeitungsgebühr zahlen, eine Erhöhung meiner Gesundheitssteuer, ein Trinkgeld für die Schwester, ein Bestechungsgeld für die Schnepfe am Empfang, damit ich überhaupt vorgelassen werde, dann die Behandlungskosten und das Geld für die Medikamente. Wenn ich denn welche bekomme.
Oder, wenn ich die nehmen will.
"Antibiotika", sagt der Arzt nämlich. "Sie haben eine vereiterte Kieferhöhle."
"Was geht außer Antibiotika?"
Er sieht mich an und lupft eine verstruppte Augenbraue. Ich hasse das, wenn jemand so guckt.
"Ich gehe von einer tiefgehenden Entzündung aus, das rechtfertigt die Einnahme von Antibiotika." Dann lupft er die andere Augenbraue. Er sieht ein bisschen aus wie ein Uhu.
"Ich möchte keine Antibiotika", erkläre ich. Den Grund darf ich nicht sagen, das ist mir vertraglich verboten.
Zum Glück ist er Arzt. Das heißt, er bastelt sich seine eigene Wahrheit um mich herum. "Das Antibiotikum, das ich Ihnen verschreibe, ist in der Tat nicht billig. In Ihrem Fall kann ich einen Notfall deklarieren, Sie bekommen das Medikament für die Hälfte."
Beinahe hätte ich gelacht. Ich habe noch nie irgendwas für die Hälfte bekommen, noch nie in meinem Leben, und jetzt will ich es nicht haben. "Ich möchte bitte etwas anderes."
Der Arzt lupft beide Augenbrauen gleichzeitig und sieht erst recht aus wie ein Uhu. "Hören Sie, etwas anderes wird Ihnen kaum helfen. Ihnen läuft eine Eiterstraße die Kehle hinunter, da ist eine massive Ansammlung in der Kieferhöhle. Außerdem haben Sie Schmerzen, oder nicht?"
Schmerzen habe ich, allerdings. Das Stechen hinter meinem Gesicht lässt mich nicht schlafen. Krank darf ich nicht arbeiten, und nächsten Monat lande ich auf der Straße, wenn ich das Geld für die Miete wieder nicht zusammenkriege.
"Ich kann keine Antibiotika nehmen."
Da legt er mir tatsächlich die Hand auf den Arm. Ein Arzt, der den Onkel Doktor spielt, dass es sowas noch gibt. Onkel Uhu. "Es ist vernünftig, nicht sofort mit Chemiekeulen gegen jeden kleinen Infekt vorzugehen. Sie haben keinen kleinen Infekt. Wenn die Entzündung nicht beseitigt wird - und das geht nur mit Antibiotika - frisst sich der Eiter durch den Knochen. Ihre Zähne sollten Sie auch kontrollieren lassen, möglicherweise ist eine Zahnwurzelentzündung die Ursache für ..."
"Sie verstehen mich nicht. Ich kann keine Antibiotika nehmen!", unterbreche ich ihn. Habe ich wütend geklungen? Jedenfalls nimmt er die Hand weg und blättert damit in seinem Notizblock.
"Ich mache Ihnen einen Vorschlag." Er hat in dem Block gefunden, was er gesucht hat, langt nach hinten und zieht seinen Computer zu sich heran. "Ich rechne das Antibiotikum anders ab. Sie bekommen es umsonst und beginnen sofort mit der Einnahme. Sie brauchen das, hören Sie?"
Das Antibiotikum lasse ich mir mitgeben, ist schließlich geschenkt. Das kann ich weiterverkaufen.

Jeder hat ein besonderes Talent, habe ich gehört. Ich habe meins nie finden können, oder zumindest kann ich nichts so gut, dass es gut genug wäre. Nur mit dieser einen Sache, da habe ich Glück gehabt. Ich darf eigentlich nicht darüber reden, mein Arbeitsvertrag droht mit Gefängnis und -
Anton kommt rein, ohne anzuklopfen. Er stört mich im Elend, ich hasse das. Heute bereue ich, dass ich ihm erzählt habe, wo der Ersatzschlüssel versteckt liegt. Anton hat ein Sixpack dabei, das er im Kühlschrank verstaut, noch bevor er irgendwas sagt, den fleckigen Mantel auszieht und aufs Sofa wirft. Anton stellt immer erst das Bier kalt, auch im Winter. Er bringt ein Sixpack mit und trinkt zwei, jedes Mal. Anton weiß, dass ich krank bin und in Ruhe gelassen werden will, wenn ich krank bin. Deswegen senke ich mein schmerzendes Gesicht über den Topf mit dampfendem Wasser und tue so, als wäre Anton nicht da. Der heiße Dampf ist angenehm, er betäubt das Stechen.
"Du musst Kamillentee reintun, das hilft besser." Anton steht neben mir und versucht in den Topf zu sehen. "Oder Salzwasser."
"Was willst du?", frage ich gereizt. Ich gebe mir Mühe unfreundlich zu sein, damit er wieder geht, tief beleidigt meinetwegen, aber Hauptsache er ist weg.
Anton ist schwer zu verjagen. Er breitet die Arme aus, was er für eine beschwichtigende Geste hält, und benutzt seine Kumpel-Stimme. "Ich wollte nach dir sehen. Verkriechst dich seit Wochen. Ich dachte, du verfaulst hier drin oder sowas."
Ich schiebe den Topf beiseite, ziehe das Handtuch vom Kopf und wische mein Gesicht trocken. Über der vereiterten Gesichtshälfte kann ich die Haut nur vorsichtig abtupfen. Mein Kopf ist ein geschwollener fleischiger Ballon, der beim Anfassen wehtut.
"Ich hab dir was mitgebracht."
Anton schmeißt mit Schwung etwas in meinen Schoß: eine Pappschachtel, die mir übers Bein rutscht und auf den Boden fällt. Erst bin ich sauer. Als ich mich bücken muss, kippt die stechende Masse hinter meinem Gesicht nach vorn, der Schmerz schießt durch die Augen und die Stirn und ich verfluche Anton. Dann sehe ich, was in der Schachtel ist.
"Aspirin, Paracetamol, Ibuprofen ... woher hast du so viel davon?", frage ich verblüfft. Verblüfft und ein bisschen ehrfürchtig; mir ist es seit Monaten nicht gelungen, an Schmerzmittel zu kommen. Anton lässt sich aufs Sofa fallen und verschränkt die Hände hinterm Kopf. Das Sofa quietscht, Anton grinst.
"Ah." Er grinst breit. "Kein Problem mit den Medis. Ich habe eine neue Quelle aufgetan."
"Ich will's nicht wissen, glaube ich."
"Recht hast du. Bier?"
Ich schütte mir Tabletten in die hohle Hand. "Wasser."
Anton steht auf, um mir Wasser zu bringen. Vielleicht ist es nicht so übel, dass er gekommen ist. Bevor er Zeit für das Wasser hat, kniet er sich vor den Kühlschrank und knickt eine Flasche aus dem Sixpack heraus. "Sicher, dass du kein Bier willst?"
"Nee, nicht mit dem Eiterkopf."
Anton nimmt ein Glas aus dem Küchenschrank, dreht den Wasserhahn in der Spüle auf und lässt es laufen, bis das Wasser nicht ganz so braun ist. Richtig klar wird es nie. Irgendwann gibt Anton auf und füllt das Glas mit halbschmutzigem Leitungswasser. "Sicher, dass du kein Bier willst?", fragt er nochmal.
Ich nehme drei Ibuprofen in den Mund, schließe die Augen und schlucke die Tabletten zusammen mit rostigem Wasser. Der metallische Geschmack mischt sich mit dem süßen Geschmack von Eiter. Ich muss würgen.
"Siehste", sagt Anton missbilligend. Er trinkt kaltes Bier in meiner kälteren Wohnung und seufzt vollkommen zufrieden. "Also", er lässt sich auf dem Sofa nieder mit dieser Art, die klarmacht, dass Anton hier schlafen wird, "du warst beim Arzt? Was hat der gesagt, was soll ich dir beschaffen?"
Ich schüttle den Kopf. "Nichts. Außer Antibiotika ist dem nichts eingefallen. Und die hat er mir mitgegeben."
"So mitgegeben? Antibiotika? Was ist denn das für einer?" Anton starrt mich an. "Zu dem gehe ich das nächste Mal auch. Bei welchem warst du?"
"Lass den in Ruhe, klar?"
"He", Anton tippt sich mit dem Finger an die Stirn. "Den würd ich ja nicht ausräumen. Da will ich hingehn, wenn ich selber was habe. Wenn ich einen Arzt brauche."
"Anton, du bist nie krank."
"Ich weiß. Das liegt daran, dass ich keine Medikamente nehme, nie. Du schuldest mir übrigens fünfzig für die Schmerzmittel."
Mir wird schwummrig. Mein Wohnzimmer ist mein Schlafzimmer ist meine Küche, was den Nachteil hat, dass man in meiner Wohnung nichts verstecken kann, vor allem sich selber nicht. Das Bett steht Antons Sofa gegenüber. Während ich mich auf der durchgescheuerten Matratze ausstrecke und warte, dass die Tabletten anfangen zu wirken, plappert Anton in einem fort von irgendeiner neuen Studie, für die er sich angemeldet hat. Wo sie die Medikamente unter Aufsicht nehmen, weshalb er jeden Tag kotzt, um das Zeug wieder loszuwerden. "... aber die Bezahlung lohnt sich echt", endet er. "Krieg ich dein Antibiotikum?"
"Hm?" Ich muss weggedöst sein.
"Die Dinger, die du vom Arzt hast. Du wirst die nicht nehmen, oder?"
Anton habe ich eingeweiht. Er weiß, dass Antibiotika alle Bakterien im Körper angreifen können, auch die, die da hingehören. Anton weiß, dass Antibiotika zum Beispiel die Darmflora verändern.
"Du schuldest mir fünfzig, und Antibiotika lassen sich gut verkaufen. Zeig mal, vielleicht taugt es was."
Ich stemme mich auf einen Ellbogen und fummle in dem Schrank hinterm Bett. Mit einer Hand durchwühle ich die Schublade. Die Packung mit dem Antibiotikum klemmt ganz unten, da hatte ich sie heute Morgen beerdigt. Eine unauffällige Verpackung in Weiß mit hellblauen Rändern, die Tabletten sind oval und gelblich. Sehr freundlich und harmlos alles. Das habe ich heute Morgen nachgesehen, als ich fast verzweifelt genug war, eine zu schlucken. Fast. Ich schleudere die kleine Schachtel wütend Richtung Sofa, Anton fängt sie auf.
"Cryptoplex? Für drei Wochen? Mann", er runzelt die Stirn, "Mann, du musst echt krank sein."
"Danke, es ist mir aufgefallen." Ich lasse mich zurücksinken und lege einen Arm auf die Augen. Die Deckenlampe hängt direkt über dem Bett; das Licht macht mir Kopfschmerzen.
"Nee du, ich mein das ernst. Wenn ich die verkaufe, kommen wir mit dem Geld einen Monat hin. Crypto ist ziemliches Zeug. Aber du solltest die lieber nehmen."
"Spinnst du?"
"Hör mal, im Moment lassen die dich sowieso nicht arbeiten. Du verlierst nichts."
Ich rolle mich auf die Seite, damit ich Anton ansehen kann. "Natürlich verliere ich was. Wenn ich die Antibiotika nehme, riskiere ich, dass ich nie wieder arbeiten kann, egal ob gesund oder nicht. Wenn ich den Job verliere, dann war’s das."
"Und hat der Arzt gesagt, ob du ohne die AB gesund wirst?"
"Irgendwann schon. Ist eine Frage der Zeit", behaupte ich.
"Oder das wird chronisch. Oder es bringt dich um. Mach keinen Scheiß."
"Ich mach keinen Scheiß. Verkauf das Zeug."
Anton kaut auf seiner Unterlippe. Das macht er nur, wenn er verunsichert ist – also, extrem selten.
"Verkauf es. Geld für die Schmerzmittel kriegst du nicht von mir, ich bin jetzt schon knapp."
"Ich weiß nicht." Anton wirft mir einen schrägen Blick zu. "Besser nicht."
"Bitte."
"Sagen wir: noch nicht. Ich lass das Crypto ein paar Tage hier und du guckst, wie du zurechtkommst. Wenn es nicht besser wird, schluckst du‘s."
"Das wird nicht passieren."
"Warten wir es ab."
Ich bin zu müde für sowas. Anton schaltet den Fernseher ein, das höre ich noch, dann ziehen sich neblige Vorhänge um meinen Kopf herum und ich schlafe weg.

Nach drei Tagen nützt kein Schmerzmittel mehr. Ich habe den ganzen Morgen Tabletten gegessen, überdosiert und durcheinander, mir ist speiübel und trotzdem brennt es in der rechten Wange und strahlt in alle Richtungen dicke, heiße Adern ab. Der gesamte Oberkiefer schmerzt, jeder einzelne Zahn hat Gefühl, alles ist taub und tut gleichzeitig weh. Der fleischige Ballon schwillt und schwillt und schwillt. Ich habe nicht geschlafen, ich kann nicht klar denken, ich kann nicht liegen, ich kann nicht sitzen und immerzu dieser widerliche Geruch von Fäule in der Nase. Anton hat das Cryptoplex auf dem Tisch liegen lassen. Mit diesen Kopfschmerzen kann ich die Packungsbeilage nicht lesen, ich nehme einfach eine Tablette und hoffe, dass sie sich nicht mit einer der Pillen von heute Morgen zu Sprengstoff verbindet. Ich schaffe es nicht, ein Glas Wasser zum Nachspülen zu holen, dafür ist der Weg zu weit und zu uneben. Die Zimmerschwankungen kenne ich, die sind mit Alkoholfieber nicht anders. Bloß dieser Eiter! Eiter, der süßlich und klebrig überall ist, egal ob man ihn ausspuckt oder ins Taschentuch schnaubt, da bleibt immer noch was drin, ich kann ihn nicht loswerden, der fleischige Ballon ist voll davon. Ich krieche zurück ins Bett und begrabe mich unterm Kissen. Wann hört das auf ...
Es muss ein paar Stunden später sein. Mir geht es besser! Ich kann nachlesen, dass ich eine zweite Cryptoplex nehmen darf. Ein harmloses Oval und braunes Leitungswasser, dann gehe ich schlafen. Am nächsten Morgen sind die Schmerzen erträglich, am übernächsten okay, dann winzig und lächerlich, dann sind sie verschwunden.
"Du darfst Antibiotika nie verfrüht absetzen. Da züchtest du resistente Keime. Du musst sichergehen, dass alles ausgelöscht ist. Also nimm die Tabletten weiter, auch wenn nichts mehr wehtut."
Ich hasse es, wenn Anton schulmeistert. Was Anton über Medikamente weiß, habe ich ihm beigebracht, aber das hält ihn nicht ab. Das Cryptoplex ist gerade aufgebraucht, da ruft die Klinik an und fragt, warum ich die letzten Spendetermine versäumt habe. Weil ich krank war. Was Ernstes? Neinnein, so eine hartnäckige Erkältungsgeschichte und ich wollte mich auskurieren, bevor ... ja natürlich, ich komme und lasse mich durchchecken.
Mein Herz rast, als ich auflege. Es ist gegen den Vertrag, heimlich krank zu sein. Ernsthafte Erkrankungen muss ich melden. Hätte ich melden müssen. Ich bin im Arsch, die können mich verklagen. Die können mir gar nichts, wie soll ich wissen, ab wann eine Erkrankung ernsthaft ist? Andererseits gibt es eine Klausel, die besagt, dass jede Einnahme von Medikamenten mit der Klinik abzusprechen ist. Oder? Mich durchkribbelt es heiß. Ich werde lügen. Solange ich nicht zugebe, dass ich was genommen habe, können die das nur zufällig bei der Blutuntersuchung feststellen. Oder? Wie lange bleibt Cryptoplex überhaupt nachweisbar? Eben die letzte genommen, zur Kontrolle muss ich nicht vor Dienstag, das sind vier Tage - die können mir gar nichts, die werden nichts finden. Glaube ich.

Die Klinikempfangsschnepfe ist ein Mann. Ein Mann in einem Korsett und mit geschminkten Augen, aber ein Mann. Sonst hat er mich immer durchgewinkt. Da war ich ein willkommener Gast auf der Station, ein Star sogar. Der Schnepf kannte mich mit Namen, die Ärzte haben gelächelt, wenn sie mich gesehen haben. Inzwischen hat sich rumgesprochen, dass mit mir irgendwas nicht in Ordnung ist, da lächelt keiner mehr. Da mustert man kritisch mit einer gelupften Augenbraue. Der Empfangsschnepf lässt mich nicht auf die Station, ich muss in ein Wartezimmer für staatliche Kranke. Ich komme seit zehn Jahren in die Klinik, aber in ein Wartezimmer setzen sie mich erst seit dem Schnupfen. Obwohl sie bei der Kontrolluntersuchung nichts feststellen konnten und auch nicht bei der zweiten Kontrolluntersuchung. Heute werden sie wieder nichts feststellen. Nervös bin ich trotzdem. Irgendwas müssen sie doch gefunden haben, sonst würden sie mich nicht ins Krankenzimmer abschieben?
Die Zeitschrift wellt sich zwischen meinen Fingern, das Papier ist feucht. Ich halte sie zur Tarnung, damit ich die anderen Leute im Wartezimmer nicht ansehen muss. Ich lese nicht. Ich lese nie, wenn ich warte, ich kann das nicht. Ein Neuer kommt rein, murmelt irgendwas zum Gruß und setzt sich neben mich. Keine Ahnung, was das soll. Da sind noch mindestens acht andere Plätze frei, wenn er sich da hingesetzt hätte, hätte er niemanden neben sich gehabt. Aber nein, er setzt sich neben mich, so dass ich ein Stück rücken muss. Das scheint er nicht zu bemerken. Ich hebe den Kopf nicht von der Zeitschrift, sondern beobachte ihn aus den Augenwinkeln. Er hat die Jacke anbehalten und sitzt leicht vorgebeugt, starrt angespannt geradeaus. Auf seinem Schoß hält er eine Mappe aus blauem Karton, „Markus Olsen – Patient GEnt 329 Typ Privat“ steht darauf. Das interessiert mich, GEnt ist meine Station und 329 ist meine Nummer. Und Privatpatient? Herr Olsen kann für eine Behandlung bezahlen, das ist ein richtiger Patient. Schlagartig geht’s mir besser: Dieses Zimmer ist gar nicht die Mülldeponie, für die ich es gehalten hatte. Ich blättere eine Seite um und begucke mir meinen Patienten. Ich habe noch nie einen gesehen, das ist den Spendern verboten. Olsen ist groß und schlaksig, bisschen weichlich um die Mitte rum, das glatte Gesicht sonnengebräunt, aber drunter ist er so blutleer, dass er trotz der Bräune grau und krank aussieht. So wie er dasitzt, hat er wahrscheinlich Schmerzen, da kann ich ihm den maßgeschneiderten Anzug gar nicht übel nehmen. Ich fange an, mich verantwortlich zu fühlen. Wenn er Spenden von mir kriegen soll, muss es was Ernstes sein. Ich weiß genau, dass ich der beste Spender der Klinik bin. War. Das hat mich jetzt jahrelang über Wasser gehalten, während jeder Zweite in meinem Viertel ersoffen ist. Im staatlichen Sektor der Stadt ist das so. Keine Arbeit mehr und innerhalb von ein paar Monaten steht man nachts als hohläugiges Gespenst in einer Gruppe rum und wärmt sich an einem Mülltonnenbrand, ich fühl mich mies, wenn ich nur dran denke. Ich hatte Glück, bis jetzt hab ich immer gutes Geld fürs Spenden bekommen. Mein Material heilt nicht nur CDI und IBS, sondern so ziemlich jedes bakterielle Problem, das den Verdauungstrakt befällt. Außerdem bin ich einer der Jackpots, den man einmal in 10,000 findet: aus mir kann man Medizin gegen Parkinson und mehrere Arten Krebs machen. Wobei Olsen nicht so aussieht, als wäre das sein Problem. Er hält einen Arm gegen den Bauch gepresst, ein ziemlich sicheres Zeichen.
"Clostridien?", frage ich leise.
Er fährt zusammen. "Was?"
"Kolitis?" Er sieht mich noch immer verständnislos an. "Durchfall?", helfe ich weiter.
Zu meiner Überraschung friert sein Gesicht ein. "Das geht Sie nichts an, möchte ich meinen."
Als hätte ich was Unanständiges gesagt.
Ich räuspere mich. "Ich habe gehört, meist ist die erste Behandlung erfolgreich. Sie sind das bald los."
Er rutscht unbehaglich auf dem Stuhl hin und her. "Ich weiß nicht. Ich werde seit Tagen von einem Arzt zum nächsten geschickt. Der letzte hat hierher überwiesen."
"Dann haben Sie's bald hinter sich. Die Methode hier ist todsicher."
"Woher wissen Sie das?"
Ähm. Zum Glück werde ich in diesem Moment aufgerufen. "Zimmer 2b", sagt der Lautsprecher. "Entschuldigung, das bin ich", erkläre ich, stehe auf und verabschiede mich.
Draußen auf dem Gang bin ich verwirrt, 2b ist keins der Untersuchungszimmer, in denen ich die letzten Male war. Ich muss den Flur bis fast zum Ende gehen, um den 2er-Bereich zu finden. Ich klopfe kurz an die militärgrüne Tür mit dem "B", drücke die Klinke hinunter und öffne. Das Zimmer ist vollgestopft mit Regalen und Ordnern, hunderte, tausende Mappen aus blauem Karton. Vor dem Fenster steht ein dunkler Holzschreibtisch, blankpoliert und leer bis auf eine Schreibunterlage und einen alten Computer. Dahinter sitzt ein dickes Männchen im Anzug mit Brille auf der knubbeligen Nase. Ein Verwaltungsschnepf. Ein Verwaltungsschnepf! Kein Arzt. Ich bin überhaupt nicht hier, um untersucht zu werden, die wollen mich rausschmeißen. Empört und schwer atmend bleibe ich an der Tür stehen. Der Schnepf blickt vom Bildschirm auf und lächelt mich an. "Setzen Sie sich bitte."
Danke, ich stehe lieber, will ich sagen, verbeiße es mir aber. Der Stuhl ist zu klein für mich, offenbar gebaut für die Verwaltungszwerge mit ihren knubbeligen Nasen. Die Lehne kratzt unterhalb der Schultern an meinem Rücken.
"Zuerst einmal möchten wir Ihnen für die langjährige Spendertätigkeit danken", sagt der Zwergenschnepf, dabei lehnt er sich in seinem Stühlchen zurück.
"Aber?"
"Oh", der Zwerg lächelt. "Kein Aber, Sie haben hervorragende Arbeit für uns geleistet. Ich denke, Ihnen wurde mehrfach gesagt, wie wertvoll Ihre Spende für viele Patienten war und noch ist. Da Sie so häufig gespendet haben, ist es uns gelungen, einen maximalen Vorrat anzulegen. Einzig die Lagerzeiten sind problematisch, biologisches Material ist nicht unbegrenzt haltbar, auch wenn wir es gefriertrocknen ..."
"Ich weiß", unterbreche ich ihn. "Warum bin ich hier?"
Zwerg tut mir den Gefallen und beendet das diplomatische Geblubber. "Die Spenden, die Sie in letzter Zeit abgegeben haben, haben viel an Wirksamkeit verloren."
"Was heißt das?", frage ich. Meine Stimme klingt heiser, das kann ich nicht verhindern.
"Sie haben gerade eine Erkrankung überstanden ..."
"Das war nur ein Schnupfen!"
Zwerg liest etwas vom Computerbildschirm. "Möglich. Auch leichte Infekte können den Körper dauerhaft verändern ... um es kurz zu machen, mit Ihren letzten Spenden ist es nicht gelungen, nicht-assoziierte Krankheiten zu heilen."
Ich schlucke. Mein Jackpot. Weg. Hallo Mülltonnen.
"Die Sache ist sehr bedauerlich. Eine Fäkaltransplantation mit Ihrem Stuhl ist noch immer in der Lage, eine Clostridium difficile Infektion zu heilen. Aber ... naja, das geht mit jedem gesunden Spender." Zwerg lächelt.
"Was haben Sie sonst noch getestet?"
"Von den Krankheiten, die nicht direkt den Verdauungstrakt betreffen - Parkinson, als erstes. Asthma und Neurodermitis. Es hat bei keinem Patienten angeschlagen. Erfahrungsgemäß lohnt es in diesen Fällen nicht, weitere Tests durchzuführen. Die menschliche Darmflora ist ein komplexes Wesen, das aus einer Vielzahl verschiedener Bakterienspezies besteht. Wir wissen nicht genau, welche davon den Menschen gesund erhalten und wie. Die einzigartige Zusammensetzung Ihrer Darmflora, die Ihrem Stuhl seine besondere Heilkraft verliehen hat, ist verloren gegangen. Deshalb muss ich Ihnen mitteilen, dass wir Sie nicht länger als Premiumspender führen können."
"Das bedeutet ..."
"Das bedeutet, die Klinik wird nicht länger für Ihre Spende bezahlen. Natürlich dürfen Sie weiterhin spenden, falls es Ihnen ein Bedürfnis ist."
Ja, ich verspüre ein Bedürfnis. Das Bedürfnis, den selbstgefälligen Zwerg über diesen Schreibtisch zu zerren.

"Warum regst du dich so auf?", fragt Anton. "Du bist bestimmt nicht der erste Berufsscheißer, der aus seinem Job gefeuert wird."
"Toll. Was soll ich jetzt machen, deiner Meinung nach?"
"Mal sehen", Anton runzelt die Stirn, "ich kann dir zeigen, wie man aufs Klo geht, du gewöhnst dir schrittweise ab, in diese komischen Spendeboxen zu machen - und in zwei Wochen bist du ein normaler Mensch."
Ich werfe ihm einen Joghurtbecher an den Kopf. Der Becher prallt ab und rollt über das Sofa.
"Sei froh, dass der leer war", bemerkt Anton, hebt den Becher auf und wirft ihn in die ungefähre Richtung, in der er meinen Abfalleimer vermutet.
Das Joghurt habe ich in eine Schale gefüllt und rühre Müsli unter, eine probiotische Angewohnheit aus den langen Jahren, in denen ich hauptberuflich verdaut habe. Ich streue Brennnessel-Samen dazu und muss überlegen, ob mir das Zeug überhaupt schmeckt. Also, ob es mir genug schmeckt, um jetzt noch gegessen zu werden. Eigentlich nicht. Andererseits, das Essen langt höchstens für drei Wochen noch, selbst wenn ich vorsichtig bin. Einfach irgendwas wegzuschmeißen wär schön bescheuert. Anton beobachtet mich von seinem Posten auf dem Sofa aus. Das Müsli hat er mir billig verkauft.
"Du immer mit dieser Pampe. Falls du frischen Joghurt willst, ich kenn vielleicht wen, der …"
"Kein Interesse."
"Der hat auch Beerenobst."
"Nerv mich nich."
Anton kann die Klappe nicht halten. "Meinst du, du kriegst einen anderen Job?", fragt er.
"Keine Chance."
"Woher willst du das wissen?"
"Weil ich noch nie einen hatte. Weil mich noch nie jemand für irgendwas bezahlen wollte, bis ich der Klinik im Screening aufgefallen bin. Und seitdem ... naja."
"Naja was?"
"Seitdem bin ich zehn Jahre älter."
Anton prustet los. "Ich stell mir das gerade vor. Die Klinik lädt ein paar hundert Leute ein zum Probekacken. Wozu eigentlich? Um zu sehen, ob die unter Druck arbeiten können?" Anton wiehert und fällt vom Sofa.
"Das ist nicht witzig."
"Doch, ist es. Was machen die denn bei dem Screen?"
"Die untersuchen dich. Ob du gesund bist. Ob du positiv bist für Clostridien, obwohl du gesund aussiehst. Ob du in der Lage bist, den Vertrag zu verstehen und die Schweigeverpflichtung einzuhalten."
"Wozu die Schweigepflicht?"
"Die Leute, die die Transplantate bekommen, wissen nicht, was das ist. Die Behandlung hilft, aber die Leute finden das eklig und würden das nicht machen, wenn sie rauskriegen, wie die Methode funktioniert. Das kann man kostbaren Privatpatienten nicht zumuten. Private werden gesund gemacht, Private sind Leistungsträger, weißt du ja."
"Wie kann man so ein Transplantat bekommen und nicht merken, was das ist?", fragt Anton ungläubig.
"Es ist bloß eine Kapsel. Früher gab es das als Einlauf oder Magensonde, jetzt wird das irgendwie in eine Kapsel gepresst, die man schlucken kann. Ist ein Riesengeschäft, an Clostridien sterben viele, seit Vancomycin nicht mehr wirksam ist."
"Clostridien sind ...?"
"Bakterien. Ein paar davon und sie schaden nicht, ein paar zu viele und du wirst krank. Die vermehren sich, wenn harmlose Arten im Darm fehlen. Zum Beispiel, wenn du Antibiotika genommen hast wegen irgendwas."
"Das ist dir aber nicht passiert mit dem Crypto, oder?"
"Nein, wenn ich eine Clostridien-Überbevölkerung hätte, wüsste ich das. Da kommt man nicht so leicht vom Klo runter. Mir fehlen seit dem Antibiotikum irgendwelche anderen Bakterien. Die, die gegen Parkinson helfen."
"Welche sollen das sein?"
"Was weiß ich. Das weiß niemand. Weißt du, wie viele Arten Bakterien es im Darm gibt?"
"Nein, wie viele?"
"Ach - keine Ahnung, aber viele halt. Man hat neunmal so viel Bakterien im Darm wie menschliche Zellen im ganzen Körper."
"Quatsch."
"Doch, ehrlich. Und alle zusammen wiegen über ein Kilo."
"Ein Kilo Bakterien in meinem Darm? Und sowas weißt du, weil?"
"Zehn Jahre lang das gleiche Info-Blatt neben der Spendentoilette."
Anton fährt sich mit der Hand übers Kinn. "Also, versteh ich das richtig, jemand mit krankem Darm bekommt eine Kapsel mit den Darmbakterien von jemand Gesundem, die Bakterien aus der Kapsel wachsen in dem kranken Darm und machen ihn gesund?"
"So in der Art, ja."
"Wenn du dir eine deiner Spenden zurückklauen könntest, eine, die noch gegen alle Krankheiten funktioniert hat, dann bekämst du die heilige Scheiße wieder?"
"Vielleicht. Hab ich auch schon gedacht. Aber in die Klinik einzubrechen kannst du vergessen, du weißt doch, wie der Sicherheitsdienst ist. Die putzen dich weg, bevor du piep sagen kannst."
"Ja, die haben Tüte erschossen, als sie ihn in der Apotheke erwischt haben."
"Wen? Tüte wer?"
"Kumpel von mir, kennst du nicht ... okay, also Klinik fällt flach. Heißt, du musst an die Spende kommen, nachdem sie die Klinik verlassen hat."
"Die Kapseln werden in der Klinik abgeschluckt. Die erreichen den Schwarzmarkt nie, hast du gesagt."
"Die Kapseln kommen aus der Klinik nicht raus, aber die Leute, die sie genommen haben, schon."
Anton sieht irgendwie listig aus, mir gefällt nicht, wie er rumkichert.
"Worauf willst du hinaus?"
"Jemand, der 'Medizin' von dir gekriegt hat, übernimmt der nicht automatisch deine Darmbakterien?"
Ich überlege. "Das könnte sein. Ich kenne jemanden, der heute was bekommen hat, glaube ich."
"Klasse. Alles, was wir tun müssen, ist ..."
"Oh Mann, genau! Bloß, wie soll das gehen?"
"Wir lauern ihm im Dunkeln auf und prügeln es aus ihm heraus?"
"Bleib mal ernst."
Anton setzt wieder den listigen Gesichtsausdruck auf und reibt sich mit einem Finger an der Schläfe. "Also, wenn er eine Vakuumtoilette hat, ist es einfach. Aber wir müssen zweimal hin."

Die ökologisch verantwortungsbewusste Vakuumtoilette, schulmeistert Anton, saugt in einen im Keller installierten Auffangbehälter. Das Saugrohr hat ein Knie "hinten unten, unterm Sitz", da käme er dran, da könnte er einen Filter zwischenbauen. Meine Bedenken, Olsen hat vielleicht ein ganz normales Chemieklo, wie wir auch, wischt er vom Tisch. Im privaten Sektor der Stadt hat man Vakuumtoiletten, damit das Abwasser sauberer bleibt. Das wird nämlich in die Leitungen für den staatlichen Sektor eingespeist. Ich starre ihn an. Das höre ich zum ersten Mal. Mein Leitungswasser, mit dem ich mir die Zähne putze – das Wasser ist second-hand?
"Du hast echt geglaubt, da ist bloß Rost in den Leitungen?", fragt Anton und tätschelt mir die Schulter. "Du Träumer."

"Das ist ein Scheißplan, weißt du das?"
Ich klebe an Olsens Hauswand, auf dem Rosengitter, zwei Meter unter seinem Balkon und viele Meter über dem Boden. Anton hängt neben mir und hat eben die Tasche mit dem Werkzeug fallen lassen.
"Was jetzt?"
"Ich komm nicht weiter, hier ist nichts zum Festhalten."
"Du hast das Werkzeug runterfallen lassen. Ohne das Werkzeug brauchen wir überhaupt nicht weiter", zische ich.
"Ich will ja nach unten, es geht nicht."
Ich gerate in Panik, lange kann ich mich nicht mehr halten. Das sieht das Rosengitter ähnlich, es fängt an komisch zu knirschen. Anton streckt sich und packt entschlossen die oberste Halterung. "Es müsste gehen, wenn ich ..." Da reißt die Halterung aus der Mauer, das Gitter kippt und wir rauschen nach hinten. In Olsens Naturteich, über den wir uns vorhin lustig gemacht haben und der uns jetzt das Leben rettet. Anton kann nicht schwimmen. Ich lasse mir Zeit, bis ich ihn aus dem Wasser ziehe.
"Du Idiot", sage ich. "Wie schaffst du deine Brüche, ohne selber draufzugehen?"
"Shit, da ist wer im Haus", sagt Anton.
Wir ducken uns ins Schilf. Hinter einem Fenster werden die Vorhänge zurückgezogen und das Fenster auf Kipp gestellt.
"Olsen war die ganze Zeit zu Hause." Ich bin fassungslos. "Du hast doch gesagt, um diese Zeit ist er in der Arbeit."
"Hab ich mich halt geirrt. Hör mal, lass uns warten bis es dunkel ist und vornerum einsteigen. Im Erdgeschoss, keine Kletterei ..."
"Keinen Bruch, ich hab die Schnauze voll."
"Wie willst du denn reinkommen? Klingeln und warten, bis jemand aufmacht?"
"Ja, das versuchen wir als Nächstes."
Wir hocken hinter dem jämmerlichsten aller Schilfgürtel, die je von einem Gartenarchitekten zusammengezimmert wurden, mitten in der Entengrütze. Wir müssen uns vergewissern, dass Olsen nichts mitbekommen hat. Er kommt nicht nachsehen, also hat er nichts gehört. Eine Viertelstunde warten wir ab, bevor wir uns ums Haus herumtrauen. Als könnte er den Mist mit dem Rosengitter wettmachen, schleicht Anton wie ein Ninja hinter mir her, deswegen darf ich fünf Minuten an der Haustür auf ihn warten. Sobald er mich geräuschlos, unauffällig und kriechend eingeholt hat, klingle ich. Anton schüttelt den Kopf. "Ist das dein Ernst?", fragt er.
Olsen öffnet, bevor ich es mir anders überlegen kann.
"Guten Morgen!" Ich strahle ihn an. "Wir sind von den Wasserwerken."
Olsen schweigt überrascht. Er sieht wesentlich besser aus als neulich in der Klinik. Die Behandlung braucht einen Tag um zu wirken. So sieht also ein gesunder Olsen aus.
Ich streiche mir die Haare aus der Stirn. "Wir sind hier um Abwasserbelastungsmessgeräte zu installieren. Das Wasserwerk nimmt Stichproben in ausgewählten Haushalten."
Olsen zwinkert mühsam, ich glaube, das ist kein Morgenmensch. Gut so. "Das sagt mir jetzt gar nichts."
"Wir sind eine Woche zu früh, deshalb. Wir ziehen diese Straße im Zeitplan vor, das offizielle Benachrichtigungsschreiben bekommen Sie noch. Wir sind angewiesen, die Situation zu erklären und die Anwohner um Verständnis zu bitten."
"Sie sind patschnass."
"Äh ... richtig ..." Ich drehe mich hilfesuchend zu Anton um. Der sieht mich vorwurfsvoll an und lupft eine Augenbraue.
"Ein interessanter Unfall im letzten Haushalt", sagt Anton langsam. "Wussten Sie, dass eine Toilette explodieren kann, wenn das Hohenzollernventil im oberen Thronkasten nicht geöffnet ist?"
"Das was im was?", fragt Olsen entsetzt.
Das war der Moment, in dem wir gewonnen hatten. Angesichts der unerschütterlichen Ruhe, mit der Anton vorschlägt, er könnte Olsens Thronkasten überprüfen und auch gleich die Jacksim-Kloakenklappe nachstellen, gerät Olsen ins Wanken.
"Würden Sie uns zeigen, wo das Badezimmer ist? Wir brauchen nicht lange", behauptet Anton. Olsen zeigt verwirrt den Flur entlang, da ist Anton mit der Werkzeugtasche schon halb im Haus.
"Ablenken", zischt er mir im Vorbeigehen zu.
"Das sind ja ganz tolle Fotos!", sage ich.
"Was? Wie?" Olsen schließt die Haustür hinter mir. Er tut mir ein bisschen leid.
"Diese Fotos!", wiederhole ich. Wir stehen vor einer Wand vollbehangen mit gerahmten Hochglanzaufnahmen, der Flur ist praktisch tapeziert damit. Olsen in Badehose unter Palmen mit Surfbrett. Olsen in Wollmütze mit Skiern. Olsen in weißer Kapitänsuniform mit Motoryacht.
"Ja ... das sind Urlaubsbilder." Olsen schielt hinter Anton her, der im Badezimmer die Wasserhähne bis zum Anschlag aufdreht, um sich eine unverdächtige Geräuschkulisse zu schaffen.
"Sie kommen ja ganz schön rum."
"Äh, ja."
"Spannend, wo sie überall waren. Wohin ging denn die letzte Reise?"
"Drei Wochen Brasilien, ich bin gerade erst zurück. Die Sonne, wissen Sie ..."
"Davon hat man hier nicht so viel, klar. Sie sind auch ganz braun, Sie sehen prima erholt aus."
Olsens Gesicht verdüstert sich.
"Naja … sagen Sie mal, irgendwie kommen Sie mir bekannt vor."
"Gut möglich, ich wohne in der Nähe." Ich starre hochkonzentriert diese scheußlichen Bilder an, damit Olsen nicht merkt, wie mir der Schweiß ausbricht.
Olsen, der einen Vulkan besteigt. Olsen, der mit einer Machete den Dschungel verprügelt.
Olsen, der sich anschickt, Anton ins Badezimmer zu folgen.
"Moment." Ich packe ihn am Arm. "Wo wurde denn diese Aufnahme gemacht? Die Landschaft sieht fantastisch aus." Ich zeige auf irgendein Bild.
Widerwillig wendet Olsen sich dem Foto zu. "Das war auf einer Tagung in Bochum", sagt er nach einer kurzen Pause.

Bis Anton zurückkommt, habe ich alle denkbaren Interessensheucheleien durchgespielt und Olsen davon überzeugt, dass ich entweder leicht dämlich oder schwer psychopathisch bin. Als Anton endlich aus dem Badezimmer auftaucht, sind wir beide erleichtert.
"Wir kommen dann morgen vorbei um den Probenbehälter abzu…"
Anton tritt mir auf den Fuß. "Vielen Dank, das war es schon. Auf Wiedersehen."
Ich will protestieren, aber Anton stößt mich in die Rippen und zieht mich nach draußen. Olsen sieht uns nach, dann schlägt die Tür zu.
"Wir brauchen gar nicht zurück." Anton zieht im Laufen eine Tupperdose aus der Werkzeugtasche. "Da, bitte. Hat sich rausgestellt, Olsen war eben bevor wir geklingelt haben im Badezimmer. Ich hab deine Beute aus dem Rohr kratzen können. Was jetzt?"
"Oh!" Ich nehme die Plastikdose. "Dann muss das jetzt schnell gehen. Darmbakterien können Luft nicht ab. Hast du die Sachen, die ich wollte?"
Anton zögert. "Bei mir zu Hause, ja."
"Können wir hin?"
Er rümpft die Nase. "Oh Mann. Na ausnahmsweise."

Antons Wohnung ist verdammt groß und richtig schön, damit hatte ich nicht gerechnet.
Ich stelle die Dose auf der chromblitzenden Küchenzeile ab, löse vorsichtig den Deckel und versuche, mit dem Anblick Freundschaft zu schließen.
"Und jetzt?"
"Jetzt muss ich das in meinen Darm bekommen."
Anton zieht eine Schublade auf und reicht mir einen Suppenlöffel. "Hau rein."
Ihm macht das schon wieder Spaß.
"Meine Sachen?"
Er zieht einen Beutel unter dem Bett hervor. "Einweghandschuhe, Klistier und Kochsalzlösung, alles steril. Du schuldest mir was."
"Prima, Danke."
"Du hast keine Ahnung, was ich durchgemacht habe, um die Klistier-Spritze zu bekommen. Was jetzt?"
"Das ... muss verflüssigt werden. Kann ich den Mixer da nehmen?"
"Bist du irre? Hier die Salzlösung, die ist doch in einer Flasche, da drin kannst du das schütteln."
"Wofür hast du überhaupt einen Mixer?"
"Vergiss den Mixer."
Ich gebe mich geschlagen. Die Hälfte der Kochsalzlösung gieße ich ab, um die Flasche mit Kot aufzufüllen. Was sich als schwierig erweist, weil die Flaschenöffnung winzig, der Löffel groß und die Scheiße störrisch ist. Anton steht an die Wand gelehnt daneben und sieht fasziniert zu. Ich schraube den Flaschendeckel fest und schüttle. Dann halte ich die Flasche gegen das Licht, um das Ergebnis zu begutachten. Es ist ganz und gar nicht zufriedenstellend. Anton stimmt mir zu, will den Mixer aber trotzdem nicht rausrücken. Wir schütteln abwechselnd, bis die Arme lahm sind, auf die Spritze lässt sich das Zeug trotzdem nicht ziehen.
"Das wird nie was, da sind Bröckchen drin. Hast du Kaffeefilter?"
Die hat Anton nicht, dafür findet er im Badezimmer eine Damenstrumpfhose.
"Das Teil ist voll mit Keimen, das nehm ich auf keinen Fall!"
"Du kannst die Strumpfhose doch auswaschen."
"Mit dem braunen second-hand Leitungswasser, oder was?"
Dummerweise kann Anton nirgendwo eine Alternative auftun und ich kann nicht bis morgen warten. Nach vielem Hin und Her erinnert Anton sich an ein Desinfektionsmittel, das er im Altenheim gestohlen hat. Ich weiche die Strumpfhose damit ein. Während sie zum Trocknen in der Dusche baumelt, versuche ich mir vorzustellen, wie die Hose zu Anton gekommen ist und wem sie vorher gehört hat.
Als Filter funktioniert die Strumpfhose super, ich bekomme am Ende etwas, das unserem Leitungswasser sehr ähnlich sieht. Ich befülle den Ballon und setze die Klistierspitze auf. "Ich wäre jetzt gerne einen Moment allein", sage ich zu Anton. Mit Würde.
"Badezimmer", antwortet der nur. "Und hinterher machst du sauber."

Im Nachhinein: Das Schwierigste war, den Einlauf so lange drin zu behalten. Ich glaube, das war schlimmer, als die Spritze einzuführen. Und ja, als ich den Ballon zusammengedrückt habe, habe ich schreien müssen. Ich hätte den Einlauf vorher anwärmen sollen, glaube ich. Aber hinterher, als ich mit zusammengekniffenen Arschbacken und runtergelassener Hose neben dem Klo stand, mir der Schweiß vom Kopf tropfte und ich dachte, ich könnte den brennenden Druck keine Sekunde länger aushalten - das war das Schlimmste. Als ich aus dem Badezimmer kam und Anton mein Gesicht sah, verkniff er sich sein dämliches Grinsen. Er verlor den ganzen Abend kein Wort mehr darüber, was ich ihm hoch anrechne.

Ich frage mich, ob ich mich mit der Spritze verletzt habe. Komisch, die Woche danach ging es nämlich großartig. Jetzt ist mir schlecht, gestern fing das an. Erst nur ein Grummeln in den Eingeweiden, aber seit heute Morgen Durchfall. Sehr sehr flüssig und mit Blut. Ich habe stundenlang überlegt, wen ich anrufen kann. Eigentlich will ich Anton nicht schon wieder sehen, bloß habe ich keine Wahl, außer ihm wäre keiner gekommen. Es ist endlich so weit, ich habe ein schlechtes Gewissen. Anton gegenüber.
"Dein Problem ist gleich keins mehr", verkündet er noch in der Tür. Ich liege auf dem Bett. Mir kommt es so vor, als würde ich immerzu im Bett liegen und Anton zwischen der Tür und dem Sofa hin und her existieren. Er hinterlässt bei jeder Bewegung Schlieren in der Luft. Ach ja, Fieber habe ich auch. Anton zieht eine Plastikdose aus der Jackentasche und ploppt den Deckel ab. Er gibt mir eine kleine rote Pille, sie ist etwas klebrig.
"Die habe ich gesammelt", sagt er und klingt stolz dabei.
Ich befühle die Pille mit den Fingerspitzen, irgendwie ... "Das ist doch nicht eine von denen, die du bei deiner Studie geschluckt hast?", entfährt es mir entsetzt.
"Doch sicher." Völlig arglos.
Angeekelt schmeiße ich die Pille aus dem Fenster.
"Hej!"
"Das ist widerlich. Wofür sollte die gut sein?"
Anton beugt sich über das Fensterbrett. "Na toll, futsch. Das", er dreht sich zu mir um und zeigt der Pille hinterher, "war ein höchst wirksames Präparat gegen Durchfall und Erbrechen."
"Das du geschluckt und wieder erbrochen ..."
"Ein höchst wirksames Präparat! Revolutionär. Unbezahlbar. Falls ich nicht in der Placebogruppe bin."
"Das weißt du gar nicht?"
"Natürlich nicht, das weiß man nie, ist doch doppelblind, so eine Studie. Aber so schwer wie die Dinger hochzuwürgen waren, gehe ich davon aus, dass ich den Wirkstoff bekomme."

Ich weiß nicht, vielleicht lag es daran, dass wir übers Erbrechen geredet haben. Es stieg mir mit so viel Macht die Speiseröhre hinauf, ich konnte es nicht zurückhalten. Nur gerade so auf den Bauch rollen und auf den Boden kotzen. Es war alles Blut. Wie Anton mich zum Arzt gebracht hat, hab ich nicht mehr mitgekriegt.

Onkel Uhu leuchtet mir mit einer Lampe in die Augen. "Guten Morgen", sagt er. Ich weiß nicht, was los ist, ich kann mich nicht bewegen, ich kann nicht mal was sagen. "Sie sind gelähmt", sagt Onkel Uhu. "Das kommt von dem Parasiten, er hat sich in Ihr Hirn ausgebreitet. Ich wünschte wirklich, Sie könnten sprechen. Ich würde zu gerne wissen, wie Sie es geschafft haben, sich hier mit einem brasilianischen Darmparasiten anzustecken."

 

Hi Möchtegern!

Also das war ja mal ne richtige "Scheiß-Geschichte"! :D

Super geschrieben, sehr gute Dialoge (Hut ab - überhaupt nicht hölzern oder so "künstlich") und die Handlung hat mir klasse mit ihrem Ende gefallen.
Die kleinen Andeutungen über die Gesellschaft, in der die Geschichte spielt, haben mir auch gefallen. Ich weiß auch nicht, aber ich musste ein paar Mal an "Soylent Green" denken. Und das mit dem second-hand-Wasser aus der Leitung.....BÄÄÄH! :D

Hab die Geschichte sehr gern gelesen!:)

Rostfreie Grüße vom EISENMANN

 

Hi Iron Man,

Danke fürs Hochspülen, und dann auch noch mit unkritischem Lob, das ist immer so schön bequem für den Autor. :D
Soylent Green kenn ich nur vom Hörensagen, aber ich glaub sofort, dass man zwischen Dystopien (und Utopien) immer irgendwelche Parallelen finden kann. Ein Fluch der SF ... originell zu sein ist quasi unmöglich.
Ich wette auch, die Idee mit dem second-hand-Wasser hat schon mal jemand benutzt. Ich hab's jetzt nicht bewusst irgendwo geklaut, die Idee kam mir, als ich im Netz nach unterschiedlichen Toilettenarten gesucht habe. Unsere Wasserklosetts sind sowas von ... dekadent. Ist doch Trinkwasser, was wir da benutzen (okay, vielleicht gibt es auch in Deutschland Regionen, wo das Leitungswasser nicht trinkbar ist).
Ich bin nicht scharf drauf, aber vielleicht werde ich es noch erleben, dass sauberes Wasser so kostbar wird, dass Wasserklosetts nicht mehr benutzt werden dürfen.

LG,
MG

 
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Hallo Möchtegern,

Vorschlag: Beginn so:

Ein Schnupfen beendete mein Leben. Als der sich grün verfärbte, schlugen die Schmerzen mit Wucht in meinem Kopf ein.

Der Arzt zieht eine Medikamentenpackung aus dem Medizinschränkchen, dabei beobachtet er mich mit einer Mischung aus Misstrauen und Besorgnis.
Bis ich mich hergetraut habe, habe ich eine Woche lang den dröhnenden Kopf herumgeschleppt. Zum Arzt gehen, eine Bearbeitungsgebühr zahlen, eine Erhöhung meiner Gesundheitssteuer, ein Trinkgeld für die Schwester, ein Bestechungsgeld für die Schnepfe am Empfang, damit ich überhaupt vorgelassen werde, dann die Behandlungskosten und das Geld für die Medikamente. Wenn ich denn welche bekomme.
Oder, wenn ich die nehmen will.
"Antibiotika", sagt der Arzt nämlich. "Sie haben eine vereiterte Kieferhöhle."
"Was geht außer Antibiotika?"


Vergiss die Metallpritsche. Ich finde, die erschwert nur den Einstieg in die Geschichte. Das ist so ein Anfangsdetailgedöns. Ich kann mir vorstellen, wenn ich du wäre, würde ich das nicht kurzen wollen, aber deswegen brauchen wir Kritiker. :)
Und ehrlich gesagt:

Als der sich grün verfärbte, schlugen die Schmerzen mit Wucht in meinem Kopf ein.

gefällt mir auch nicht so.

Ein Schupfen beendete mein Leben ist ein geiler Anfang - und der nächste Satz verwirrt dann nur. Da kommt man doch ins Grübeln ... als der sich grün verfärbte? Welcher Farben hat Schnupfen? Meinst du den Schleim? In Comics ist der meistens grün, oder? Welche Farbe hat Schleim denn? Ich weiß, meistens deutet grüner Schleim auf einen Infekt hin, okay, ja ... aber weiß das wirklich auch jeder?

Besser wär: Ein Schnupfen beendete mein Leben. Als mir das bewusst wurde, musste ich lachen.

Oder: Ein Schnupfen beendete mein Leben. Und Online-Shopping das meiner Frau.

Oder so ,.. passt vielleicht nicht zur Geschichte, aber so grundsätzlich.. Ist ja ein schräger Beginn, wenn ein Ich-Erzähler glech von seinem Tod berichtet, und dann Schnupfen (!), dann müsste der nächste Satz eigentlich noch was drauf setzen oder ne Pointe bringen oder so, 1,2,3! aber der Satz ist nicht so knackig, sondern medizinisch und eher ein Letdown, finde ich.

Du könntest auch einfach so beginnen:

Der Arzt zieht eine Medikamentenpackung aus dem Medizinschränkchen, dabei beobachtet er mich mit einer Mischung aus Misstrauen und Besorgnis.
Bis ich mich hergetraut habe, habe ich eine Woche lang den dröhnenden Kopf herumgeschleppt. Zum Arzt gehen, eine Bearbeitungsgebühr zahlen, eine Erhöhung meiner Gesundheitssteuer, ein Trinkgeld für die Schwester, ein Bestechungsgeld für die Schnepfe am Empfang, damit ich überhaupt vorgelassen werde, dann die Behandlungskosten und das Geld für die Medikamente. Wenn ich denn welche bekomme.
Oder, wenn ich die nehmen will.
"Antibiotika", sagt der Arzt nämlich. "Sie haben eine vereiterte Kieferhöhle."

Aber das willst du bestimmt nicht. :)

Der Arzt zieht eine Medikamentenpackung aus dem Medizinschränkchen, dabei beobachtet er mich mit einer Mischung aus Misstrauen und Besorgnis.

Medikamentenpackung + Medizinschränkchen

Streiche entweder Medikament- oder Medizin-. Wenn du richtig Eier hast, sogar beide. :)


Zum Glück ist er Arzt. Das heißt, er bastelt sich seine eigene Wahrheit um mich herum.

Vorschlag: "um mich herum" vielleicht streichen

Zum Glück ist er Arzt. Das heißt, er bastelt sich seine eigene Wahrheit

oder: Zum Glück ist er Arzt. Das heißt, er hört mir eh nicht zu.

Finde ich fast besser. :)


Uhu-Vergleich mag ich.

Krank darf ich nicht arbeiten, und nächsten Monat lande ich auf der Straße, wenn ich das Geld für die Miete wieder nicht zusammenkriege.

Vorschlag: Krank darf ich nicht arbeiten, und wenn ich das Geld für die Miete nicht zusammenkriege, lande ich auf der Straße. Wieder mal.


Das Antibiotikum lasse ich mir mitgeben, ist schließlich geschenkt.

Nimms einfach mit.

Das Antibiotikum nehme ich mit, ist schließlich geschenkt.


Heute bereue ich, dass ich ihm erzählt habe, wo der Ersatzschlüssel versteckt liegt

aus dem Zusammenhang wird doch klar, dass er den Schlüssel versteckt hat. "versteckt" streichen

Heute bereue ich, dass ich ihm erzählt habe, wo der Ersatzschlüssel liegt

woher hast du so viel davon?", frage ich verblüfft. Verblüfft und ein bisschen

das erste "verblüfft" natürlich streichen

Verblüfft und ein bisschen ehrfürchtig; mir ist es seit Monaten nicht gelungen an Schmerzmittel zu kommen

Vorschlag: Verblüfft und ein bisschen ehrfürchtig; ich suche seit Monaten nach Schmerzmittel

ist genauso einleuchtend, settingtechnisch, was das bedeuten muss, aber nicht so erklärend und viel direkter und natürlicher auch

Über der vereiterten Gesichtshälfte kann ich die Haut nur vorsichtig abtupfen

Ist ne Kleinigkeit, aber besser find ich:

Über der vereiterten Gesichtshälfte tupfe ich die Haut nur vorsichtig ab.

Vielleicht auch ohne "nur"


Keine Arbeit mehr und innerhalb von ein paar Monaten steht man nachts als hohläugiges Gespenst in einer Gruppe rum und wärmt sich an einem Mülltonnenbrand

Vorschlag: Keine Arbeit mehr und bald wärmt man sich nachts an einem Mülltonnenbrand.

Das ist jetzt relativ radikal gekürzt, aber ist es nicht trotzdem genau das Bild was du wolltest? Und dafür knackiger, härter, direkter. Ist ein gutes Bild, find ich.
Es geb da auch Zwischenwege … aber auf jeden Fall "bald"

"Zimmer 2b" sagt der Lautsprecher.
komma

Die Lehne kratzt unterhalb der Schultern an meinem Rücken.

"an meinem Rücken" brauchst du nicht, streichen

"Du bist bestimmt nicht der erste Berufsscheißer, der aus seinem Job gefeuert wird

einfach: Du bist bestimmt nicht der erste Berufsscheißer, der gefeuert wird.

oder? Wird man aus seinem Job gefeuert?

Eine Viertelstunde warten wir ab, bevor wir uns ums Haus herumtrauen

Eine Viertelstunde warten wir, bevor wir uns ums Haus trauen

Die Behandlung braucht einen Tag um zu wirken.

komma

"Äh ... richtig ..." Ich drehe mich hilfesuchend zu Anton um. Der sieht mich vorwurfsvoll an und lupft eine Augenbraue.

"Äh ... richtig ..." Ich drehe mich hilfesuchend um. Anton sieht mich vorwurfsvoll an und lupft eine Augenbraue.

Du liebst gelupfte Augenbrauen, was? :)


"Wir kommen dann morgen vorbei um den Probenbehälter abzu…"


komma


Ich würde zu gerne wissen, wie Sie es geschafft haben, sich hier mit einem brasilianischen Darmparasiten anzustecken."

streiche: "hier"

brauchst du nicht, logisch denkt er das, weil die nicht in Brasilien sind, sonder "hier"


Ist schon eine abgefahrene Idee. Oder einige, um genau zu sein. Insgesamt find die Story nicht so souverän geschrieben wie die Froschkönigin oder Alabaster-Lüge, wahrscheinlich siehst du das selbst auch so, und das ist einfach ne Entwicklung bei dir. Wobei es jetzt natürlich auch nicht schelcht geschrieben ist.
Die Idee ist wirklich super, du hast es auch gut rübergebracht, vielleicht sind wirklich ein paar Längen drin, wie gesagt, ich würde den Anfang kürzen, sonst kann ich das aber nicht genau an eienr Stelle ausmachen. Vielleicht weil der Stil nicht mit dem Inhalt mithalten kann. So ein Text ... da stelle ich mir einen hammerkillermäßigen in ur face Junkie Stil vor. Bisschen schneller und radikaler irgendwie. Die Dialoge mit Anton sind zum Teil wirklich sehr gut und witzig.
Highlight für mich ist der Einlauf, das ist schon ein tolles Ende auch - also ich hab wirklich das gefühl, es würde sich da lohnen nichmal richtig drüber zu gehen, bisschen pfeilen und so - oder? Was meinst du? Hab ich da jetzt zu genau hingeguckt? Ich wette, bei deinen anderen Stories kann ich nicht so viel am Stil rummeckern.
Habs aber sehr gelesen.

MfG,

JuJu

 

Mit dem

Hohenzollernventil im oberen Thronkasten
schüttelte es mich weniger durch stürzende Spülwässer, als vor Gelächter ob der bis dahin gelungenen Schietgeschichte, in dem die Beschreibung des Gesundheitsunwesens á la Bahr(em) einen Höhepunkt findet.
Er sieht mich an und lupft eine verstruppte Augenbraue,
könnte mich meinen, wenn auch ein vollbärtiger Uhu ein Unikat wäre und ich zwar zwanzig Jahre in eben dem Gesundheitsunwesen - da noch blühmerant geprägt the American-way-of-Life betreten wurde - mein Wesen trieb – Geld stinkt bekanntlich nicht, obwohl dort wie überall auch sonst niemals einer das bekommt, was er verdient,

lieber Möchtegern,

allemal Grund genug - obwohl kein ausgewiesener Scientologeye® - auch mal SF zu besuchen, wobei ich mich bei Deiner feinen Erzählung frage, was da science wäre und was fiction. Ist es nicht aua!-thentisch? Für mich steht das Kürzel S für Satire, und das F nicht für Zukunft, sonder „Für heute“ – wobei „die“ Zukunft nach einer Volksweisheit immer heute beginnt und morgen schon endet.

Ich hasse es, wenn Anton schulmeistert –
oder doch zumindest meine Kleinkrämerseele (nur zur Orientierung: ich hab mehr als sechs Seelen, neben der genannten noch für jede Richtung eine, eine oben mit ihrem Antipoden unten, je eine lechts & rinks wie vo’ne & hintern usw.). & schon wären noch’n paar Kommas nachzutragen

…; mir ist es seit Monaten nicht gelungen[,] an Schmerzmittel zu kommen.
Ist die Infinitivgruppe („zu kommen“) von einem Substantiv abhängig („Schmerzmittel“) ist ein Komma zu setzen.
Ähnlich hier, selbst wenn’s nicht sofort einleuchten muss: das „eine“ steht für „eine Tablette“
Das habe ich heute Morgen nachgesehen, als ich fast verzweifelt genug war[,] eine zu schlucken.

… und versuche[,] mit dem Anblick Freundschaft zu schließen.

… und strahlt in alle Richtungen dicke[,] heiße Adern ab.
Komma zwischen Aufzählung gleichrangiger Adjektive.

Eher Flüchtigkeit bei der Leerstelle

Er rümpft die Nase.[…]"Oh Mann.

Reine Rechtschreibung (sofern's so was überhaupt gibt):

…, dass es sowas noch gibt.
So was immer auseinander, da eine umgangssprachlich Verkürzung des „so [et]was“; widerfährt Dir öfters (Zeichen, dass es keine Flüchtigkeit ist), müsstestu selbst noch mal durchau’n.

Ähnlich hier, wobei die Variante „nochmals“ immer zusammengeschrieben wird:

"Sicher, dass du kein Bier willst?", fragt er nochmal.
Neinnein, …
Zumindest eine wenig übliche Schreibweise …
"Kumpel von mir, kennst du nicht ... ok, also Klinik fällt flach.
O. K., o. k. oder okay … Dem Stil angemessen wäre vielleicht okay-dokey (um Gleichklang zu erzeugen:okey-dokey)
Als Nächstes:
"Ja, das versuchen wir als [N]ächstes."

Bissken Werbung für’n Konjunktiv,
für die Nebensätze
Verstohlen reibe ich über die Furchen und bilde mir ein, meine Haut wird die harten Verformungen für immer behalten.
Bis …, habe ich … Olsen davon überzeugt, dass ich entweder leicht dämlich oder schwer psychopathisch bin.

Der Arzt zieht eine Medikamentenpackung aus dem Medizinschränkchen, dabei beobachtet er mich mit einer Mischung aus Misstrauen und Besorgnis.
Stabreime?
… Medikamentenpackung aus dem Medizinschränkchen, … Mischung aus Misstrauen ….
Medikament taucht überhaupt häufig auf. Wie wär’s mal mit’ner Arznei?

Hier hat sich schon an anderer Stelle hierorts mein Fell gesträubt, Online-Duden hin oder her:

Anton steht an die Wand gelehnt daneben …
Nicht das anlehnen, sondern das stehen erscheint mir maßgeblich. Die Anlehnung definiert dieses Stehen nur. Klingt das nicht denkwürdig

-Anton steht an die Wand … / oder: Anton lehnt an die Wand …
Bissken daneben …

Aber hat Spaß bereitet, findet der

Friedel

 

Echt unterhaltsam UND dabei nicht einmal hoher Humbug.

 

Hallo JuJu,

ja, dein Komm hat mich gut zum Nachdenken gebracht, was meinen Stil allgemein angeht. Wenn ich Invasiv jetzt nochmal lese, stolpere ich auch an mehreren Stellen, allerdings an anderen Stellen als du. Und es ist auch bei jedem Lesedurchgang was anderes, das mir auffällt. Was aus meiner heutigen Sicht ein bisschen schade ist: Der Ich-Erzähler hier hat nicht von Anfang an seinen eigenen Tonfall, der arme Kerl redet tatsächlich so, wie ich "irgendwie" schreibe. Und das liegt wohl daran, dass ich den erst im Laufe des Schreibens richtig kennengelernt habe. So ein Typ ganz unten in der Nahrungskette aber mag sich das nicht eingestehen, ging all die Jahre in Anzug und weißem Hemd zur Spende (falls er einen Anzug besitzt), bisschen steif, bisschen in die Enge getrieben und mit dem Rücken zur Wand ... also dieser Ausspruch er "lässt sich das Antibiotikum mitgeben", dieses Passive, ihm wurde das Antibiotikum aufgedrängt und naja gut, lässt er das halt mit sich machen und verdreht die Augen ... das passt mMn echt viel besser zu dem Erzähler als "Ich nehme das Antibiotikum mit."
Aber beim Leser können solche Kleinigkeiten gar nicht ankommen, weil der Text insgesamt nicht das Bild von der Erzählfigur transportiert, das ich habe. Und dieses Bild hatte ich erst so richtig, als ich mit dem Text praktisch schon fertig war. Und ich war da noch gar nicht in der Lage, das Problem zu erkennen.
Das ist mir erst jetzt so bewusst geworden, weil die Froschkönigin und das Alabaster-Ei (und noch andere Texte, die hier nicht stehen) anders entstanden sind. Da kannte ich die Erzähler von Anfang an viel besser bzw. hab den Text im Nachhinein drauf abgeklopft.

Also mich reizt es überhaupt nicht, den Text in einen Junkie-Killer-Tonfall umzubürsten. Der Junkie und in ur face guy in dem Text ist Anton, der erzählt die Geschichte aber nicht. Der Erzähler müsste durchgängig so klingen wie der umständliche Möchtegern-Anzugträger, den ich mir vorstelle. Also irgendwie umständlich und steif und auf der Suche nach seiner verlorenen Würde. Das trau ich mir stilistisch noch nicht zu, das wird wahrscheinlich unleserlich, so wie die üblen Texte, die daran scheitern, dass sie langweilige Durchschnittstypen darstellen wollen.

Ein Schupfen beendete mein Leben ist ein geiler Anfang - und der nächste Satz verwirrt dann nur. Da kommt man doch ins Grübeln ... als der sich grün verfärbte? Welcher Farben hat Schnupfen? Meinst du den Schleim? In Comics ist der meistens grün, oder? Welche Farbe hat Schleim denn? Ich weiß, meistens deutet grüner Schleim auf einen Infekt hin, okay, ja ... aber weiß das wirklich auch jeder?
Ich weiß nicht, ich dachte, das sagt man so. Wenn der Rotz im Taschentuch grün ist, geh zum Arzt, dann ist da Eiter mit drin. Ich sag das immer so daher, weil man mir das gesagt hat, als ich klein war. :D Ich weiß nicht mal, ob das stimmt, Eiter ist ja nicht zwangsweise grün, meist weiß/gelb/grau ... also eine wissenschaftliche Begründung für dieses grüner Schleim = Eiter kann ich nichtmal liefern ... kA.

"Zu genau hingucken" gibt es gar nicht :)
Ich schreibe gerade seit langer Zeit mal wieder was in der dritten Person und hab einen ähnlichen unentschlossenen Tonfall wie dieser Text hier. Das scheint meine default-Stimme zu sein, traurig traurig.

Danke für die Korrekturliste, diese bösen fehlenden Komma immer ...


Hallo Friedrichard,

und hähä, endlich findet mal jemand die Thronbeschreibung bemerkenswert (meine Hommage an Jack Sim mit seiner Kloakenklappe bleibt wohl für immer unentdeckt, der arme Mann ...).

- obwohl kein ausgewiesener Scientologeye® - auch mal SF zu besuchen, wobei ich mich bei Deiner feinen Erzählung frage, was da science wäre und was fiction. Ist es nicht aua!-thentisch? Für mich steht das Kürzel S für Satire, und das F nicht für Zukunft, sonder „Für heute“ – wobei „die“ Zukunft nach einer Volksweisheit immer heute beginnt und morgen schon endet.
Ist immer wieder merkwürdig, was für Berührungsängste viele Leute mit SF haben :) Find ich super, dass du trotzdem mal vorbeigeschaut hast. Und ja, da ist vieles in dem Text sehr dicht an der "Realität", vor allem was die Fäkaltherapie betrifft. Klar kann man das Setting für die Story als Satire lesen. Das müsste eigentlich auf viele Werke der SF zutreffen. Viele Dystopien funktionieren ja so, dass ein unangenehmer Trend im Heute beobachtet und dann weitergedacht wird. Durch die Extrapolation wird es dann automatisch überspitzt. "1984" ist eine durchaus aktuelle Satire ... :D

Danke für die Korrekturliste, ich setz mich dieses WE endlich mal damit hin. Bei den Kommata muss ich dir blind vertrauen, seit das Komma vor dem erweiterten Infinitiv optional wurde, hab ich völlig den Durchblick verloren und erkenne die Konstruktionen nicht, die ein Komma zwingend erfordern.

So was immer auseinander, da eine umgangssprachlich Verkürzung des „so [et]was“; widerfährt Dir öfters (Zeichen, dass es keine Flüchtigkeit ist), müsstestu selbst noch mal durchau’n.
Ich glaube, das darf mittlerweile zusammen. Nachdem ich und zahlreiche andere, tapfere Recken es schon immer zusammen geschrieben haben. ;)

Ich schätze, wenn ich den Konjunktiv in die von dir zitierten Sätze einbaue, wirkt das im Text wie ein Fremdkörper. Der Text ist sonst doch ziemlich umgangssprachlich.

Hier hat sich schon an anderer Stelle hierorts mein Fell gesträubt, Online-Duden hin oder her:


Nicht das anlehnen, sondern das stehen erscheint mir maßgeblich. Die Anlehnung definiert dieses Stehen nur. Klingt das nicht denkwürdig

-Anton steht an die Wand … / oder: Anton lehnt an die Wand …
Bissken daneben …

Das sträubt mein Fell allerdings nicht, daran gewöhnt man sich genauso wie ans "Joggen gehen" ;) Man kann auch an eine Wand gelehnt sitzen, warum also nicht daran angelehnt stehen?

Freut mich, dass es trotzdem Spaß gemacht hat, auch wenn die Kleinkrämerseele ins Rotieren geriet :)


Hallo Proproxilator & Naut,

für meine Verhältnisse ist der Humbug hier wirklich sparsam eingesetzt. Alles, was die Fäkaltherapie angeht, entspricht so weit den Tatsachen, wie sich das mit meinem Plot vereinbaren ließ. Das ist schon fast ... seriös. ;)
So gegen Ende wird es an manchen Stellen slapstickartig, das war von mir aber nicht als Humbug geplant - sind dann wohl eher missglückte Gags.

An alle lieben Dank fürs Lesen & Kommentieren!

 
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Hallo Moechtegern,
diese Geschichte hat mir besonders gut gefallen. Du hast ein aktuell-werdendes Thema in eine so humorvolle Geschichte gepackt, dass ich es mir gar nicht besser vorstellen kann. Die "Invasiv-Methode" wird ja bei Wiederkäuern, allerdings im Pansen, soweit ich mich erinnere, bereits eingesetzt.
Ansonsten ist - glaube ich - schon alles gesagt. Aber noch ein kleines Experiment: eine quantitative Bewertung; vielleicht eine Möglichkeit Geschichten zu vergleichen. Ich weiss aber nicht, ob es wirklich weiterhilft. Man könnte sich in die Schule zurückversetzt fühlen.

Gesamtbewertung (Mittelwert der Einzelbewertungen): 5
Einzelbewertung (1 – 5, 1 ist „nicht vorhanden“ … 5 ist „vorzüglich“):
Aufhänger: 5
Effekt: 5
Originalität: 5
Schliff: 5
Signifikanz des Themas: 5
Charaktere: 5
Einleitung: 5
Ablauf: 5
Ende: 5
Schlussfolgerung: 5
Konflikt: 5
Sprache: 5
Grammatik: 5

Vielleicht wurde so ein Template schon diskutiert und die Idee verworfen.
Viele Grüsse
Fugu

 

Hehe, meine Versäumnisse holen mich doch immer ein, irgendwann. Ich habe gerade schamesrot Korrektur gelesen, ist ja noch kein Jahr her, dass man hier öffentlich Kommata vermisste und andere Schweinereien. Vielleicht hab ich ja diesmal alles erwischt. :dozey:

Also Fugusan,

Danke fürs Hochspülen!
Freut mich natürlich, dass dir die Geschichte so gut gefallen hat. Über die Behandlungsmethode bei Tieren hatte ich mich nicht weiter informiert, ich bin auf Artikel gestoßen, die darüber berichten, wie es beim Menschen gemacht wird. Inklusive der möglichen Effekte gegen Parkinson.
Ich hab das schon mal weiter vorn im Thread geschrieben (Post #11), der science babble hier ist größtenteils "korrekt" (auch wenn das auf den ersten Blick völlig absurd scheint), trotzdem ist die Geschichte SF und ich hab mir was dazugesponnen. Dass ein Stuhltransplantat gegen Krebs und die anderen im Text genannten Krankheiten hilft, ist eine Erfindung von mir. Angewandt wird die Behandlung ohnehin sehr selten, und wenn dann bei Clostridien-Infektion (wenn AB nicht mehr helfen) und IBS.
In 100 Jahren wird man feststellen, dass ich mit allem Recht hatte 8) Man wird wissen, wie die Darmflora zusammengesetzt sein muss, damit das Immunsystem optimal funktioniert, Neugeborene bekommen durch die Bank weg ein Stuhlimplantat mit dem gesündest-möglichen Inhalt, Allergien und Autoimmunkrankheiten wird es nicht mehr geben, ...

Ja, ich find das Thema wirklich spannend!

Über dein Bewertungsschema hab ich mich auch gefreut - weil du mir überall höchste Punktzahl verpasst hast :D Denke aber nicht, dass diese Art der Bewertung es ermöglicht, Vergleiche zwischen Geschichten zu ziehen. Oder halt nur auf einen bestimmten Kommentator beschränkt. Dann kann man herausfinden, welche Geschichten welchem Kommentator besser gefallen haben und welche er doof fand (das sollte man aber auch jetzt schon anhand der Kommentare sehen können). So ein Schema wird sich hier nicht durchsetzen, weil wir es nciht mit objektiven Kriterien zu tun haben. Da ist dann auch die Aussagekraft einer Gesamtnote als Mittelwert aus den anderen Teilnoten ziemlich zweifelhaft.
Du kannst das Schema für dich bei deinen zukünftigen Kommentaren ja beibehalten, aber mach dich drauf gefasst, dass Autoren immer nachfragen/unwirsch werden, wenn in dem Schema eine miese Note auftaucht, die du im Fließtext nicht begründet hast. Dein Risiko. (Ich würd's bleiben lassen. *g*)

Aber egal, ich find's gut, für "Originalität" und "Signifikanz des Themas" gelobt zu werden. :D

LG!

 
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Hallo Möchtegern,
Deine Geschichte wird immer weniger Science Fiction:
Siehe: Microbiome: The bacterial tightrope
Sie nähert sich "Science in Fiction".
Zitat aus dem Artikel:

“We're trying hundreds of culture conditions but we can't isolate the bacteria yet.”
Dem könnte Deine vorgeschlagene Fäkaltherapie abhelfen!!;)
Möchtegern schrieb:
Berufsscheißer
Diesen Begriff solltest Du Dir als Wortmarke schützen lassen.:)
Gruss Fugu
PS: War diese Geschichte nicht schon mal empfohlen worden?

 

Hej Fugu!

Deine Geschichte wird immer weniger Science Fiction:
Naaaaain, die bleibt schon Science Fiction, nur gratuliert man dem Autor zu seiner Hellsichtigkeit :D
Ich hab den Artikel gelesen, der passt wirklich sehr gut. Die Hypothese, dass die Zusammensetzung der Darmflora die Entstehung von Krebs beeinflusst, war noch ziemlich originell, als ich die Geschichte geschrieben hab. Ist doch schön, dass jetzt die Experimente gemacht werden, die die Ideen aus dem Text "bestätigen". Wenn ich "Invasiv" in ein paar Jahren von SF nach Alltag verschiebe, wird das ein sehr befriedigendes Gefühl sein.

Das mit der Wortmarke überleg ich mir noch. Nicht sicher, was das für meinen Ruf bedeuten würde, ausgerechnet mit diesem Prädikat in Verbindung gebracht zu werden.

PS: War diese Geschichte nicht schon mal empfohlen worden?
Ja, war sie, vor der Systemumstellung.

LG MG

 

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