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irrationalität des Fühlens

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13.07.2004
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irrationalität des Fühlens

Irrationalität des Fühlens

Misstrauisch blickte Ed sich in dem großen, von hungrigen Menschen gefüllten Raum um – er ließ seinen Blick zunächst über die Dutzenden Sitzgelegenheiten und die in den Ecken angebrachten Fernseher schweifen und blieb schließlich an der bunt leuchtenden Tafel hängen, die versuchte, ihm eine Vielzahl an verschiedenstem Fast Food schmackhaft zu machen.
Er befand sich in einer Filiale von Burger King.
Okay.
Er befand sich außerdem in Begleitung von Colonel Roy Mustang.
... nicht okay.
Aus irgendeinem, ihm bis zum jetzigen Moment unbekannten Grund hatte sein Vorgesetzter darauf bestanden, dass Ed ihn nach Verrichtung seiner Arbeit noch auf ein Gespräch, natürlich rein geschäftlicher Natur, begleitete – und irgendwie landeten sie anschließend in dieser Fressbude.
Irgendetwas an dieser Situation war verdammt faul – soviel war Ed bereits klar. Was genau es war – nun, das würde er hoffentlich in naher Zukunft herausfinden.
„Setz dich schon mal, ich hol uns was. Was hättest du gerne? Such dir was aus, ich lad dich ein.“
Diese Sätze aus dem Mund des Colonels zu hören war der letzte Beweis dafür, dass etwas hier nicht stimmen konnte. In Verwirrung über die plötzliche Nettigkeit Roys ihm gegenüber stolperte Ed zwei Schritte zurück und konnte sich gerade noch an einem sich hinter ihm befindenden Tisch festhalten. Leider war dieser Tisch nicht leer und als er seine linke Hand in dem Rest eines undefinierbaren Dips wiederfand, fragte er sich ernsthaft, ob es nicht besser wäre, davon zu laufen.
„Was willst du denn nun?“ Mustang hatte den von ihm vollführten Ausfallschritt noch nicht einmal mitbekommen, da dieser mit beginnender Verzweiflung die Preise zu finden suchte. „Hätte ich doch die verdammte Bookworm-Lady hier...“ murmelte er vor sich hin, „die kennt die Preise alle auswendig.“
Und jetzt standen auch noch so viele Menschen an der Kasse... Mustangs Magen knurrte laut und vernehmlich.
„Willst du nichts, oder was?“ Warum konnte sich der Junge denn nicht entscheiden?!
Ed hatte mittlerweile seinen ersten Schock überwunden und wollte sich gerade daran machen, auf die Frage seines Vorgesetzten zu antworten, als er Al und Winry draußen auch der Straße erblickte. Wenn er an Gott glauben würde, er hätte gebetet, dass die Beiden in die Fressbude kommen würden. Als er jedoch realisierte, dass keiner von seinen Freunden das Bedürfnis verspürte, den Weg auch nur ansatzweise in Richtung Eingangstür zu verändern, murmelte er nur vor sich hin „Kaffee wäre gut, mit viel Milch...“
„Bitte was? Könntest du nicht etwas lauter sprechen, damit ich wenigstens eine Chance habe, dich zu verstehen?“
„Kaffee mit viel Milch!!“ wiederholte Ed seine Aussage.
„Sonst nichts?“
Ed, immer noch sehr verwirrt über die Nettigkeit desjenigen Menschen, der ihn doch am meisten hasste, schüttelte nur den Kopf.
„Dann setz dich schon mal, hinten links in die Ecke wäre gut... da sind wir etwas ungestörter.“
„Ungestörter...?“ murmelte Ed leise vor sich hin, während er sich langsam auf den Weg zu besagtem Platz machte. Warum um Himmels Willen wollte er ungestört mit ihm reden? Wollte er ihn etwa umbringen...? Zuzutrauen wäre es dem Colonel durchaus – aber hätte er sich dafür nicht einen Platz mit weniger Zeugen aussuchen können?!
Ed ließ sich seufzend auf einen Stuhl plumpsen, verschränkte die Arme auf dem Tisch und legte seinen Kopf darauf. Was auch immer ihn erwartete – zunächst freute er sich auf seinen wohlverdienten Kaffee. Kaffee ist etwas Feines: Den konnte man einfach immer trinken.
Trotzdem, was zum Teufel wollte Mustang von ihm?!
In dem Moment kam Besagter auch schon mit einem voll beladenen Tablett in Richtung Tisch – was Ed natürlich nicht sehen konnte in seiner momentanen Sitzposition. Sehr wohl aber fühlte er die Hand, die ihm im Vorbeigehen über die Haare strich.
„Wer zur Hölle...?!“ dachte er, als er sich mit immenser Geschwindigkeit wieder in eine aufrechte Lage brachte – bei dieser abrupten Bewegung hätte er dem Colonel beinahe besagtes vollbeladenes Tablett aus der Hand geschlafen, der dies nur durch einen wenig eleganten Satz zur Seite verhindern konnte.
„Vielen Dank, Fullmetal, du hättest beinahe mein Essen zerstört.“ Mit diesem trockenen Kommentar ließ sich Mustang gegenüber des noch immer sehr verstörten Ed nieder und begann, sein Essen zu verspeisen.
„Ich... Sie... wer... haben Sie gerade... was...“
„Weißt du, wenn du dich ein wenig deutlicher artikulieren würdest, Fullmetal, dann könnte ich dir unter Umständen auch eine Antwort geben.“ Mit hochgezogener Augenbraue und dezenter Verwirrung starrte Mustang sein Gegenüber an.
„... nicht so wichtig.“ Mit diesen Worten schnappte Ed sich Kaffee und Milch vom Tablett und begann die heilige Zeremonie des Koffeinkonsums. Nach einigen Momenten fühlte er sich allerdings auf unangenehme Art und Weise beobachtet. Als er seinen Blick vom Plastikbecher und dessen Inhalt löste, bemerkte er, dass Mustang jede seiner Bewegungen genauestens inspizierte – ohne sich dabei von der Nahrungsaufnahme abhalten zu lassen.
„... könnten Sie es bitte unterlassen, mich so anzustarren? Sie machen mich nervös.“
Kauend und gleichzeitig grinsend legte Mustang den Kopf schief. „Nervös...? Ich wusste gar nicht, dass du so schüchtern bist... wie niedlich.“
‚Niedlich?!’ wiederholte Ed in Gedanken, ;was ist hier bloß los?’ Hatte er irgendetwas nicht mitbekommen? Egal was, es missfiel ihm, glaubte er zumindest. Die Verwirrung vor dem Betreten des BK war nun noch größer und er verspürte das dringende Bedürfnis, hier zu verschwinden. In diesem Moment schob Mustang seine Beine so unter den Tisch, dass er unweigerlich Eds berühren musste. Der Ausdruck in dessen Gesicht wandelte sich schlagartig, während sich der Colonel mit einem weiteren Schnipsen eine Zigarette anzündete, von totaler Verwirrtheit in eine maskenhafte Erstarrnis. War das Absicht von ihm gewesen? Warum zog er seine Beine nicht mehr zurück? Was war hier bloß für ein Film am laufen?! ‚Es war auf jeden Fall der Falsche.’ Beschloss Ed für sich. Der Colonel hob den Kopf und atmete langsam und genüsslich den Rauch des ersten Zuges wieder aus. Dabei schaute er unentwegt in die Augen seines Gegenübersitzenden.
„Schau doch nicht so~...“ sagte er mit einer Ed völlig unbekannten Sanftheit in der Stimme.
In diesem Moment realisierte Ed, was hier abging. „Scheiße, der Typ ist schwul...“ Und exakt zu diesem Zeitpunkt spürte er die Hand Mustangs auf seinem rechten Bein.
Vorher da gewesene Verwirrung schlug nun um in eine Mischung aus Panik, Verzweiflung und Hysterie. Da Ed mit der Realisierung der geschlechtlichen Orientierung seines Vorgesetzten absolut überfordert war, tat er das Einzige, was ihm für den Moment einfiel: „Ich... ichmussmalaufskloentschuldigungbingleichwiederda!!“ stammelte er, sprang auf und rannte in Rekordzeit in Richtung WC. Dort angekommen stützte er sich erst einmal auf dem Waschbecken ab und blickte in sein absolut verstört dreinblickendes Spiegelbild, welches – zu seiner Verärgerung – eine extrem dunkelrote Gesichtsfarbe angenommen hatte.
„Okay, tief durchatmen, Edward Elric. Du hast schon mit komplexeren Problemen als homosexuellen Colonels zu kämpfen gehabt. Du musst einfach ruhig bleiben und... verdammt, ich rede ja schon mit mir selbst!!“ Verzweifelt raufte er sich die Haare, wobei sich sein Zopf löste, und bemerkte aus diesem Grund nicht, wie sich die Tür hinter ihm öffnete und eine weitere Person die Toilette betrat.
„Mmh... du solltest deine Haare wirklich öfter offen tragen.“ Sagte Mustang, der Ed mit einem für ihn äußerst lüsternen Ausdruck in den Augen hinter sich stehend im Spiegel erblickte. Mustang legte ihm vorsichtig eine Hand auf die Schulter und sagte nur „Komm, lass uns gehen.“ Panik, Panik... Ed konnte gar nicht mehr denken, als er mit dem Colonel, der ihn wie eine willenlose Puppe, immer noch mit der Hand auf der Schulter, was sich beim Drehen allerdings eher in eine halbe Umarmung wandelte, aus dem Klo führte.
Draußen war es mittlerweile dunkel geworden und lediglich die bunten BK-Werbetafeln erhellten den verhältnismäßig großen Parkplatz. Obwohl es schon Ende Mai war, lagen die Temperaturen weit unter den normalen Werten, die man zu dieser Jahreszeit erwartete. Ed wusste nicht, ob es ausschließlich an der Kälte lag, dass er leicht zitterte – als Reaktion schloss Mustang seinen Arm jedenfalls noch ein wenig enger um Eds schmalen Oberkörper. Ob ihm dies gefiel oder nicht, vermochte er in diesem Moment nicht zu sagen – es erschien allerdings auch nicht wichtig. Gedankten rasten durch sein Hirn, so schnell, dass er keinen Einzigen von ihnen fassen konnte... unwichtig, einfach unwichtig, zumal er sich immer unsicherer wurde, ob er das Ganze noch immer so schrecklich fand wie noch vor einer Stunde... zu seinem großen Erstaunen fing er sogar an, die Berührung zu genießen. Er war sich nicht sicher, ob dies an der Nähe an sich lag, oder einfach daran, dass er sich gar nicht mehr daran erinnern konnte, wann er das letzte Mal berührt wurde.
Was spräche eigentlich dagegen, die von seinem Vorgesetzten angebotene Zärtlichkeit abzuweisen? Ed fiel kein konkretes Gegenargument ein. Während er über Fühlen, Denken und Lieben nachdachte, waren sie ein ganzes Stück gelaufen und er konnte das Leuchten des BK-Zeichens in einiger Entfernung sehen.
Mustang stoppte und drehte sich zu ihm, wobei er seinen anderen Arm auch noch um Ed legte. Ihre Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt. Ed konnte die Erregung seines Vorgesetzten förmlich spüren, obwohl er ihn nur schemenhaft erkennen konnte, da die einzige Lichtquelle hier das BK-Schild und der Mond waren. Mustang schien eine unwahrscheinliche Wärme auszustrahlen. Ed wollte fühlen, er wollte lieben, er hob seine Arme und legte sie vorsichtig um Roys Hüften.
Roys rechte Hand fuhr sanft die Konturen von Eds Gesicht nach und strich ihm anschließend eine Strähne aus ebendiesem.
„Bist du sicher, dass du das willst?“ fragte der Colonel ruhig und in seiner Stimme lag leichte Besorgnis.
Vollkommen benebelt von der Berührung benötigte Ed einige Momente, bis er die Frage als solche registrierte. Er schluckte – sein Hals war mit einem Mal sehr trocken – und antwortete nur mit einem leichten Nicken.
Roy ertastete mit seinen Fingern jede Kontur und fuhr langsam mit der Hand an Eds Hals hinunter, leicht strich er über seine Kehle. Roy zitterte, aber Ed war sich ziemlich sicher, dass es sich hierbei nur um dessen Erregung handeln konnte. Ed genoss die vorsichtig tastenden Hände Roys, leicht senkte er den Kopf und fuhr mit seinen Lippen über dessen Unterarm, welcher immer noch auf seiner rechten Schulter verweilte. Zeitgleich hob er seine linke und begann, über die Augenbrauen Roys zu streichen. Roy stöhnte leicht, als Ed ihm mit der rechten Hand den Rücken hinauffuhr. Langsam und vorsichtig lernten ihre Finger den Körper des Anderen kennen. Roy begann, die Knöpfe von Eds Hemd zu öffnen und strich diesem über die Brust, dann legte er seinen Kopf gegen sie. Ed begann ein wenig schneller zu atmen, als er Roys Lippen seine Brust erkunden spürte... vorsichtig, ganz vorsichtig und unvorstellbar schön.
Ed zog Roy sein Hemd aus, nicht ohne vorher seinen Nacken mit einem leichten Kuss zu versehen. Er hatte das Gefühl, seine Hände nicht mehr kontrollieren zu können, sie strichen immer schneller über die bleiche Haut des Colonels. Ungeahnte, noch nie da gewesene Gefühle, so irrational, aber sehr real.
Roy hob den Kopf, sie sahen sich lange einfach nur an, um dann in einem endlos langen Kuss zu versinken. Ed schien es, als würde er fallen, so stark war das unbändige Gefühl der Glückseeligkeit, das ihn erreichte.

 

Sehr eindrucksvoll geschildert :) Wirklich so dass man sich reinfühlen kann.

Auch dass Irrationale, interessant. Man spürt die Leidenschaft während des Lesens.

Gut geschildert :) dafür dass es ein Randthema ist.

David.

 

Hello David!

Danke für das Lob *freu*. Es tut mir leid, dass ich das erst jetzt sage, aber ich war für zwei Wochen außer Land und bin erst letzte Nacht wieder nach Hause gekommen.

Feut mich, wenigstens einen Kommentar bekommen zu haben... jetzt weiß ich wenigstens, das sie gelesen wurde. Danke nochmal!

glg

 

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