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Junigeschichte

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17.10.2001
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Junigeschichte

Die Geschichte, die ich ihnen nun erzähle, fand im Juni statt. Sie wollen bestimmt wissen, welchem Jahr dieser Juni angehörte, aber darauf habe ich keine Antwort. Es war einfach Juni, ein Juni, in dem ich das Kind meines Vaters und meiner Mutter war. Mein Vater kam von einem seiner munteren Spaziergänge am Strand entlang zurück und suchte meine Mutter aufgeregt in der Küche auf. Ich erinnere mich noch immer an sein gerötetes Gesicht.

„Mir ist heute etwas ausgesprochen Merkwürdiges passiert“, begann er. „Als ich am Strand entlang lief, kam ich an einem kleinen Bach vorbei, der ins Meer mündete. Und ich konnte hören, wie er sprach.“
„Aber jeder weiß doch, dass Bäche nicht zu sprechen vermögen“, antwortete Mutter, „sie haben keine Stimme.“
„Nun, dieser hatte eine, auch wenn keiner davon weiß“, sagte Vater. „Er sprach durch Blubbern, Gurgeln und Plätschern. Er sprach. Und ich konnte ihn hören.“
Mutters Kopf neigte sich zur Seite, und die beiden tiefdunklen Saphire in ihren Augen weiteten sich leicht. „Was hat er denn gesagt?“
„Durch sein Gurgeln und Plätschern sprach der Bach die selben Worte wieder und wieder, immer und in jedem Moment: ‚Ich bin der Stärkere von uns beiden, sieh doch, wie ich mein ganzes Gewicht von einer Seite zur anderen wiege'.“
„Das sprach er zu dir?“ Ihre Augenbrauen wurden hoch in ihre Stirn gezogen.
„Nein. Nicht zu mir. Mich kannte er doch gar nicht! Er sprach zum Meer.“
Mutters Lächeln durchbrach ihr erstauntes Gesicht. „Und hat das Meer geantwortet?“
„Oh ja, das Meer antwortete. Es antwortete mit der Schwere, die nur ein Meer inne haben kann – nicht so sehr mit Klang, eher als Gefühl.“ Ich konnte sehen, wie Vater gleichzeitig erregt und schüchtern zu Mutter sah, als wäre er sich ihrer Reaktion nicht wirklich sicher. „ ‚Das freut mich für dich’ antwortete es und wog sich dabei in Zufriedenheit.“
„Und dann?“
„Dann bin ich zurück zum Haus gegangen.“
„Aber wer von beiden ist tatsächlich der Stärkere? Wer spricht die Wahrheit?“
„Ich glaube, es gibt gar keine Wahrheit“, antwortete Vater. „Es gibt einfach nur Wasser.“
Mutter schaute zu mir herüber. „Oh, jetzt verstehe ich.“

Ich habe die Geschichte, die mein Vater uns damals erzählte, bis heute nicht verstanden. Wie oft ging ich umher, um den Bach zu finden, damit auch ich ihn sprechen hören konnte. Aber keiner der Bäche, die ich fand, tat dies jemals.

 

Eine süße Geschichte... vom Inhalt eher schon eine Fabel. Ich frage mich, warum du sie in "Alltag" gepostet hast, und nicht in "Philosophisches"?

Zuerst war ich skeptisch, als der Vater anfing zu erzählen, aber die Geschichte ist richtig schön rund, stimmt nachdenklich.

Das Einzige, was vielleich noch verbessert werden könnte, wäre der Anfang:
Der erste Abschnitt klingt etwas umgangssprachlich, passt von daher nicht zum restlichen, sprachlich gehobenen Text. Die ersten beiden Sätze klingen richtig lahm, v.a. im Vergleich zu dem, was danach kommt.

Die Geschichte, die ich ihnen nun erzähle, fand im Juni statt.
Ihnen
Sie wollen bestimmt wissen, welchem Jahr dieser Juni angehörte, aber darauf habe ich keine Antwort.
Naja, da es eine Art Fabel ist, will man eigentlich nicht wissen, welchem Jahr der Juni angehörte, daher würde ich das vielleicht weglassen, oder einfach nur schreiben, dass der Protagonist das Jahr vergessen hat, ohne den Leser anzusprechen. Wenn du's so lässt, würde ich aber auf jeden Fall das "bestimmt" durch "sicher" ersetzen, klingt sonst sehr umgangssprachlich.
Mein Vater kam von einem seiner munteren Spaziergänge am Strand entlang zurück
Ich würde vielleicht nicht gerade "munter" als Beschreibung für einen Strandspaziergang verwenden. Vor allem, da dieser spezielle Spaziergang ja sehr nachdenklich war.

Der restliche Text ist stilistisch anspruchsvoll, in schöner, bildhafter Sprache, manchmal schon beinahe poetisch... ist dir gelungen!

mfg
xka

 

hi!
mir hat deine geschichte sehr gut gefallen, sie zu verstehen ist wohl etwas schwieriger...
mfg onida

 

Hallo Rabenschwarz!

Ich muss xkaxre in einigen Punkten recht geben. Auch mich hat der Hauptteil der Geschichte an einig Fabel erinnert, von der ganzen Art und Weise, wie Du erzählt hast. Die Beschreibungen von Bach un Meer finde ich gut, es erinnerte mich ein bisschen an zwei Hunde: ein kleiner Kläffer, und ein gutmütiger großer. "Es gibt einfach nur Wasser" ist ein guter Satz - manches realtiviert sich dadurch.
Auch mir kommen die einleitenden Sätze unpassend zum Haupteil vor. ZUm einen kann ich mich nicht damit anfreunden, dass der LEser direkt angesprochen wird, aber das ist nur eine persönliche Eigenheit. Der umgangssprachliche Ton allerdings fällt auf.

""Es antwortete mit der Schwere, die nur ein Meer inne haben kann – nicht so sehr mit Klang, eher als Gefühl.“ Ich konnte sehen, wie Vater gleichzeitig erregt und schüchtern zu Mutter sah, als wäre er sich ihrer Reaktion nicht wirklich sicher. „ ‚Das freut mich für dich’ antwortete es und wog sich dabei in Zufriedenheit.“ - finde ich besonders gelungen.

schöne Grüße
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke fürs Lesen und Kommentieren.

Dito zur Wortwahl bei 'munter', werde das ändern.

Auch bei der Einleitung habt ihr Recht; es ist so, dass ich gerade an einem Zyklus arbeite, der kleine Geschichten wie diese und Novembergeschichte enthält, und sie alle beginnen mit einer kurzen Miteinbeziehung des Lesers bzw. Zuhörers. Diese hier ist wirklich noch ein bisschen plump, mir muss zum Juni noch etwas Passendes einfallen, mit dem ich eine Paralelle zum eigentlich Text ziehen kann.

P.S. Warum nicht das Philoforum? Die Wahl des Forums ist eine Aussage für sich - ich möchte damit unterstreichen, dass man die meisten kleinen Erkenntnisse im Alltag erlangt, er bietet mehr als genug Gelegenheiten. :)

 

Bevor ich mehr zu dem Text schreibe würde ich gerne wissen, worauf genau du hinaus willst, beziehungsweise, ob das, was ich hinter deiner Aussage vermute, richtig ist.

Eine einfache Erkenntnis schießt dem Vater, der alleine am Strand spaziert, durch den Kopf. Hierbei ist egal, ob der Fluss wirklich spricht oder nicht, anzunehmen ist, dass es reine Phantasie, die Geschichte insofern vollkommen real ist. Er nutzt die Bildplattform, um seine Aussage überzubringen und genau hier fängt es bei mir an zu haken. Ich vermute, dass du sagen willst, dass hier aneinander vorbeigeredet wird. Der Eine will rechthaben, der Andere entgegnet dem mit Gleichgültigkeit. Beide sind gleich schlecht/gut, denn sie kommen nicht zum springenden Punkt: Im Endeffekt ist der Zwist vollkommen unbegründet und sinnlos, fast ironisch, dass beide nicht erkennen, dass sie im/das gleiche Element sind. Auch im richtigen Leben geschieht das. Die Lösung liegt auf der Hand, doch beide Seiten sind nicht gewillt sie zu ergreifen, sie einzusehen, sie wahrhaben zu wollen.

Liege ich da vollkommen falsch?

 

Hallo Rabenschwarz, ich find das sehr schwer, mach noch ne April-Geschichte, und ich wink gleich ab.

Allerdings denke ich, dass Xkaxre schon sehr treffende Kritiken zum kleinen Märchen gemacht hat.

Sag mal ist es so, dass der Bach zweimal und auch das Meer zweimal innerhalb von 24 Stunden gewinnen?

Ich würde glatt schreiben:

"......eine Antwort darauf habe ich nicht"

vorher würde ich noch schreiben:

"Die Geschichte, die ich erzähle, fan im Juni statt."

vielleicht stilistisch besser.

Die Geschichte ist in der Sprache top, allerdings ist es schwierig dieses Niveau ohne sprachliche Ausrutscher die ganze Zeit durchzuhalten!

Liebe Grüsse Archetyp

 

Das Gleichnis vom Fluss und dem Meer erinnerte mich schnell an buddhistische Weisheiten und ähnliches. Würde mich nicht wundern, wenn man dort etwas Vergleichbares vorfinden könnte.

Frederick hat in Sachen Interpretation ja schon Vorarbeit geleistet. Mein Eindruck unterscheidet sich nur insofern von seinem, als dass der Vater wohl keine "Erkenntnis" hatte (woraus soll sich das erschließen?) und auch keine künstliche "Bildplattform" benutzt um seiner Frau jene Begebenheit mitzuteilen.

Zum Juni: Im Gegensatz zur bereits erwähnten Novembergeschichte liegen zu dieser Jahreszeit die Kräfte sowohl der Mutter als des Vaters gegenüber dem Sohn noch vollkommen im Gleichgewicht (wie auch der Fluss und das Meer). Später, im November, wird sich das bekanntlich ändern: Die Mutter verschwindet aus den Episoden und nur der Vater bleibt noch, um seinen Sohn zumal zu einem Erwachsenen heranreifen zu lassen (siehe dort).

Eine weitere Parallele: Die Mutter (das Meer) zeigt sich gegenüber dem aufgeregten Vater (dem Fluss) noch sehr gleichmütig. Sie kann es sich auch noch leisten - ihre Aufgabe der Umsorgung und Behütung des gemeinsamen Sohnes ist noch nicht abgeschlossen. Schon bald wird aber die Zeit kommen, in der sie ihren Sohn zunehmend an den Vater verliert (und schließlich an die Welt?).

Der Vater wie die Mutter, das Meer wie der Fluss entstehen aus der selben Substanz: dem Wasser. Daher sind diese nichts weiter als zwei Seiten derselben Quelle. Nur mit notwendigerweise unterschiedlichen Eigenschaften (hier: das Meer trägt, der Fluss zieht).

 

Danke fürs Lesen und Kommentieren.

@Ratte,
Soweit alles richtig, nur in einem Punkt bist du zu weit gegangen: die Geschichten stehen ín keinerlei chronologischen Reihenfolge, der November der Fasangeschichte ist nicht der November des Jahres, dem dieser Juni angehört. Ich versuche momentan noch, das damit aufzuzeigen, dass der Erzähler mit den Monaten ein wenig jongliert, sie nicht einem bestimmten Jahr zuordnet, etc.

Ansonsten ist die (ja auch recht simple) Aussage hier wohl ziemlich verständlich und auch richtig erkannt worden.

Danke nochmal.
San

 

Danke fürs Lesen und Kommentieren.
sag mal, hast du diesen Satz irgendwo fertig abgespeichert...? :comp:

Na egal.
Zu deinem Einwand: Chronologisch wollte ich die beiden Monate gar nicht sehen. Mir ist klar, dass zwischen beiden Geschichten sicher Jahre liegen.
Die jahreszeitliche Abfolge Juni...November stimmt aber dennoch zufällig mit dem chronologischen Werdegang des Jungen überein. Nur eben zeitlich weit gedehnt.

 

Nee, ist halt meine Art zu sagen, dass ich mich über Feedback freue. Aber ich werde für Deine Krits ein paar Variationen einfallen lassen ;)

Verstehe jetzt, was Du meinst, stimmt schon. Ist aber wirklich Zufall. Eigentlich ne interessante Idee, wenn man am Zyklus selbst, auch wenn der nicht chronologisch abläuft, z.B. das geistige Wachsen o.ä. eines jungen Menschen miterleben kann. Aber ich glaube, sowas ist mir im Moment zu kompliziert :D

 

Moin San!
Ah, ein weiterer Teil dieser "merkwürdigen" Zwölfologie.
Kurz, konzentriert auf die Aussage. Nette Idee. Sprachlich, wie immer, einwandfrei.
Viele Grüße,
...para

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„Ich glaube, es gibt gar keine Wahrheit“, antwortete Vater. „Es gibt einfach nur Wasser.“
Das gefällt mir. Les mal den Erkenntnishascher.

 

hi san,

komisch - irgendwie hatte ich einen brennenden busch in meiner vorstellung :D .

du erzählst wirklich schön - mitreissend!

mir als leser gefällt es aber nicht, dass etwas nicht abgeschlossen ist. wenn bereits die/der prota die geschichte nicht verstanden hat, wie soll dann der leser damit umgehen *seufz*?
die rolle der frau war schon etwas faszinierend. ich als leser fragte mich, so wie der vater sich wohl auch fragte, wie die frau reagiert, und wenn sie reagiert, wie sie ihre reaktion meint.

schöne geschichte, die den leser aber unerfüllt zurücklässt.

bye

barde

 

Hallo Barde - danke fürs Lesen und Kommentieren.

mich überrascht Deine Anmerkung über einen brennenden Busch nicht, langsam frage ich mich selbst, ob diese kleinen Textchen (habe den Zyklus jetzt zur Hälfte 'fertig') nicht nach Geboten # 11, 12 etc klingen :D

Der P. findet am Ende keinen Bach, der zu ihm spricht. Warum sucht er ihn eigentlich? Um selbst auch ein sprechendes Gewässer in seinem Bekanntschaftkreis aufweisen zu können? Um zu erfahren, wer tatsächlich der Stärkere ist, der Bach oder das Meer? Nein, und eigentlich kann er sich die Mühe sparen. Denn eigentlich bestehen beide ja auch nur aus Wasser. Und so ist es mit vielen Dingen, leider neigen wir dazu, über Nebensächlichkeiten zu reden, diskutieren, streiten, statt unsere bedeutenderen Gemeinsamkeiten zu erkennen und zu nutzen. Deshalb auch solch ein offenes Ende - der Protagonist muss, statt in die Welt hinauszulaufen und dort nach etwas zu suchen, dass es so eigentlich nicht geben kann, in sich kehren und dort nach dem Wesentlichen suchen. Das gleiche darf für den Leser gelten. Nicht der Text soll erfüllen, sondern der Mensch sich selbst. :)

Grüße & Danke nochmals,
San

 

Hi San!
Und jetzt gleich noch eine Anmerkungen zu Deiner Juni-Geschichte.
Ich finde sie sprachlich sehr anders als die Maigeschichte, was v.a. daran liegt, dass hier viel wörtliche Rede verwendet wird und folglich schöne, sorgfältige Formulierungen, wie Du sie in der Maigeschichte gefunden hast, nicht zur Anwendung kommen. Die direkte Ansprache des Lesers finde ich, so wie Du sie jetzt präsentierst, zu plump. Und tatsächlich ist es so, dass ich mich zunächst überhaupt nicht dafür interessiere, von welchem Jahr die Rede ist. Ich möchte erstmal einer Geschichte lauschen und nicht der Ankündigung einer Geschichte.

Im ersten Absatz erscheint mir auch die Anhäufung von Adjektiven/Adverbien (munter, aufgeregt, gerötet) inflationär. Zumal sie sich irgendwie widersprechen. Der Vater spaziert normalerweise munter, aber diesmal nicht, weil ihm etwas Unerwartetes passiert. Das ist noch okay. Dass er aufgeregt und errötet ist, ist verständlich. Nicht jedoch, dass er die Geschichte dann vollkommen ausgeruht erzählt, geradeso, als würde ihn eigentlich gar nichts daran wundern.

Die Formulierung "aufsuchen" (der Mutter in der Küche) klingt in diesem Zusammenhang eher unelegant. Ich sehe diesen Ausdruck in einem Kontext wie:
"Nachdem er mich nicht zurückgerufen hatte, suchte ich ihn in seinem Büro auf."

Also in Deinem Fall besser:
"Er stürmte sofort zu meiner Mutter in die Küche" (wenn er denn stürmte). Oder einfach: "Er ging zu ihr in die Küche" oder: "Er suchte sie sofort und fand sie in der Küche". Irgendwas in der Art.

Was mir noch auffällt, ist, dass diese Monatsgeschichten sehr wenig Bezug zum Monat Juni hat. Denn eigentlich fließt der Bach das ganze Jahr über ins Meer. Warum also ausgerechnet Juni? Die Erklärung am Anfang finde ich zu schwach. Aber ich denke, Du könntest relativ leicht ein bisschen Jahreszeiten-Atmosphäre hinein bringen durch sommerliche Düfte, kräftige Sommergewitter, das Schwirren der Insekten oder dergleichen. Ansonsten finde ich die Idee mit den Monatsgeschichten nämlich sehr gut. ;)

Tja, wie gesagt, am meisten vermisst habe ich die schöne Sprache. Gehst du da noch mal ran? :comp:

LG,
Nyx

 

Hi Rabenschwarz,

mein wichtigster Eindruck dieser Geschichte ist: künstlich

D.h. unwirklich, nicht organisch, konstruiert. Ist mein persönlicher Eindruck und ich werde versuchen, es zu erklären.

1. Die Sprache ist ziemlich gestelzt. Also so vollkommen, ziemlich unnatürlich als wäre man auf einer Bühne, auf der man sich gewählt ausdrücken muß.

z.B.

„Mir ist heute etwas ausgesprochen Merkwürdiges passiert“, begann er. „Als ich am Strand entlang lief, kam ich an einem kleinen Bach vorbei, der ins Meer mündete. Und ich konnte hören, wie er sprach.“
Wenn jemand aufgeregt ist, dann redet man irgendwie schneller, kommt schneller zum Punkt.

Also:
"Mir ist heut´ was komisches passiert. Als ich am Strand lang lieg und an einem Bach vorbeikam, konnte ich hören, wie er sprach."

Aber jeder weiß doch, dass Bäche nicht zu sprechen vermögen“, antwortete Mutter, „sie haben keine Stimme.
Evtl.:
"Bäche können doch nicht sprechen." antwortete Mutter verwundert. "Die haben doch keine Stimme"

2. Die Figuren
Das wirkt, als würden Menschen miteinander umgehen, die sich ab und zu mal sehen. Irgendwie distanziert, gebremst, wenig Herzlichkeit. Und doch scheinen sie enorme Achtung zu haben, d.h. niemand scherzt oder macht sich lustig. Irgendwie steril

und die beiden tiefdunklen Saphire in ihren Augen
So schreibt man eigentlich nicht über die Augen der Mutter. Die sind meist etwas gewohntes und wenn ausgesprochen schön in diesem Moment, dann sollte es besser herausgestellt werden.

3. Bestimmte Formulierungen sind etwas gestelzt

und suchte meine Mutter aufgeregt in der Küche auf
evtl. >> kam zu Mutter in die Küche gerannt

Ihre Augenbrauen wurden hoch in ihre Stirn gezogen
evtl. >> ihre Augenbrauen schnellten in die Höhe

Außerdem verstehe ich gar nichts. Also ich verstehe nicht, warum jetzt die Mutter versteht oder was sie versteht oder ob sie überhaupt versteht und vielleicht nur das Thema beenden will.
Ist das Absicht, das der Leser zurückbleibt, wie das Kind? Wenn ja, was willst Du damit sagen?

Möglichweise willst Du das Sterile in der Familie darstellen und das man aneinander vorbeiredete. Aber dann ist mir die Bachgeschichte immer noch nicht klar. Soll sie das Belanglose darstellen oder steckt eine tiefere Fabel dahinter.

>>Der Klügere gibt nach
>>Der Wissende schweigt

Vielleicht wolltest Du aber auch einfach nur den Dialog zwischen einem Bach und dem Meer in einer Geschichte unterbringen.
Dann würde ich nicht die Familie nehmen.
Dann vielleicht eine Freundesrunde, die am Meer campiert und einen verträumten jungen, einen Außenseiter, der diese Geschichte erzählt, der sie aufbläßt und sich darin verliert und wo ihn keiner versteht bis auf eine Ich-Erzählerin vielleicht.

Viele Grüße

mac

 

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