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(K)ein Dialog

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08.01.2004
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(K)ein Dialog

„War es das?“, fragte sie ihn, versuchte dabei den bitteren Geschmack des Verlierens zu ignorieren.
„Entscheide ich das?“
Irgendwie lag in seiner Stimme nicht die gewohnte Festigkeit, obwohl seine Augen nicht die Spur von Unsicherheit zeigten.
„Nein.“
Sie schluckte, presste die Lippen aufeinander.
„Was soll das jetzt?“
Seine Frage klang wie ein Vorwurf.
„Ich kann nicht mehr...“
Zu leise sprach sie die Worte, als dass er sie verstand.
„Wie?“
Diesmal zitterte seine Stimme, was glaubte er gehört zu haben?
„Ich wüsste gerne warum?“
Sie hatte die Finger an die Lippen geführt, die leicht zitterten.
„Wozu?“
Lag da Gleichgültigkeit in seiner Stimme oder bildete sie es sich nur ein.
„Um es zu verstehen“, versuchte sie zu erklären.
„Da gibt es nichts zu verstehen, einfach so.“
Er zuckte die Achseln.
„Aha, einfach so...was mit mir ist, ist dir wohl egal.“
Ihre Stimme überschlug sich und klang schrill.
„Nein, das ist es nicht“, warf er ein.
„Dann rede mit mir“, flehte sie ihn an.
„Und welchen Sinn macht das?“
„Denkst du, das hier macht Sinn?“
Die Gegenfrage überraschte ihn nicht, denn beinah gleichzeitig meinte er „Ich hab keine Lust mit dir zu reden, du willst immer alles haarklein bereden.“
„Wie ich damit fertig werde interessiert dich überhaupt nicht...“
„Ist ja gar nicht wahr“, unterbrach er sie.
„Ach? Das ist nicht wahr? Na super, du machst so etwas und ich soll einfach so tun, als ob alles in Ordnung ist?“
Jetzt war sie in Fahrt und es sprühte nur so aus ihr heraus.
„Nur nicht darüber reden, dann ist alles irgendwann okay, die Alte beruhigt sich schon wieder...“
Er stand auf.
„Wo willst du jetzt wieder hin?“
Ihre Frage kam vorwurfsvoller als sie sollte.
„Weg, egal wohin nur weg, solange du so schlechte Laune hast, rede ich nicht mit dir“, meinte er.
„Du redest ja so oder so nicht mit mir“, warf sie ein.
Er suchte seine Zigarettenschachtel, fand sie unter der Tageszeitung auf dem Tisch, nahm eine heraus und steckte sie sich an, dann drehte er sich um und ging.

Sie blieb allein zurück.
Mit zitternden Knien stand sie auf, wanderte ziellos durch die Wohnung, was sollte sie tun?
Immer wieder stellte sie sich diese Frage, immer wieder warum, warum hat er das getan?
Liebte er sie nicht mehr?
Es gab keine Antwort.
Nicht einmal auf die Frage, ob sie ihn noch liebte.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Angela,

deine Geschichte ist alltagsgetreu geschildert, doch sie hinterlässt bei mir ein Gefühl von Unzufriedenheit. Ich finde, du nötigst die Leser, Partei für die Frau in der Geschichte zu ergreifen, ohne dass sie wissen, worum es denn in der Auseinandersetzung geht und wer welche Schuld trägt. Dass Männer gerne das Visier zuklappen, wenn sie ihre Gefühle verbalisieren sollen, reicht mir persönlich nicht für eine Anklage. Das ist eben vielfach ihre Art, die, so beklagenswert viele Frauen das finden, einen Teil ihrer Männlichkeit und ihrer Faszination ausmacht.

Aus dem ersten Satz vermute ich, dass er sie betrogen hat, aber du forderst dem Leser für meinen Begriff zu viel Deutungsarbeit ab. Außerdem ist der Dialog sperrig zu lesen, weil der Leser sich in Gedanken vor jeder Dialogzeile eine Notiz machen muss, wer gerade spricht. Sicher ist es nicht elegant, hinter jede wörtliche Rede "sagte er" und "erwiderte sie" zu setzen. Aber ein paar mehr eindeutige Hinweise auf die gerade sprechende Person könnten schon sein.

Und noch eine Stelle würde ich anders darstellen:

Mit zitternden Knien stand sie auf, wanderte ziellos durch die Wohnung, was soll ich tun?
Sprachlogisch ist "was soll ich tun?" nicht ganz sauber. Ich würde es so formulieren:
Mit zitternden Knien... wanderte ziellos durch die Wohnung. Was sollte sie tun?

oder

"Mit zitternden Knien... durch die Wohnung.
'Was soll ich tun?', grübelte sie.

Ich hoffe, ich konnte dir behilflich sein.

Grüße, Chica

 

Hallo Chica,

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Sprachlogisch ist "was soll ich tun?" nicht ganz sauber. Ich würde es so formulieren:
Mit zitternden Knien... wanderte ziellos durch die Wohnung. Was sollte sie tun?

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Danke für den Tipp, da war ich mit den Gedanken wohl woanders. Hab’s geändert.


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Aus dem ersten Satz vermute ich, dass er sie betrogen hat, aber du forderst dem Leser für meinen Begriff zu viel Deutungsarbeit ab. Außerdem ist der Dialog sperrig zu lesen, weil der Leser sich in Gedanken vor jeder Dialogzeile eine Notiz machen muss, wer gerade spricht. Sicher ist es nicht elegant, hinter jede wörtliche Rede "sagte er" und "erwiderte sie" zu setzen. Aber ein paar mehr eindeutige Hinweise auf die gerade sprechende Person könnten schon sein.
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Oh, das tut mir leid, ich hätte schon gedacht, dass die Leser hier durch aus in der Lage sind, zu erkennen wer wann spricht.
Aber danke für den Tipp, habe die Stellen, an denen es zu Unstimmigkeiten hätte kommen können, etwas deutlicher geschrieben.

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Ich finde, du nötigst die Leser, Partei für die Frau in der Geschichte zu ergreifen, ohne dass sie wissen, worum es denn in der Auseinandersetzung geht und wer welche Schuld trägt.
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Nun diesen Eindruck hatte ich eigentlich nicht, denn die Frau nörgelt und bittet, eine Eigenart, die Männer nicht mögen. Ebenso könnten die männlichen Leser hier sagen, gut so Junge, geh, lass sich die Frau erstmal abregen. In dem Moment also Partei für ihn ergreifen.
Im Übrigen ist es völlig egal, wer die Schuld trägt, es geht hier lediglich darum, dass kein Dialog zu Stande kommt, weil nicht wirklich geredet wird, er zieht sich zurück,(glaube kaum, dass dies wirklich männlich oder faszinierend ist, finde es eigentlich nur feige), sie kommt nur mit Vorwürfen und Klagen, was einem Gespräch auch nicht unbedingt dienlich ist.

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deine Geschichte ist alltagsgetreu geschildert, doch sie hinterlässt bei mir ein Gefühl von Unzufriedenheit.
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dann habe ich genau das erreicht, was ich wollte, wenn kein Gespräch stattfindet ist man unzufrieden oder was glaubst du, wie die beiden Personen sich, nach dem sie auseinander gingen, fühlten?

Lieben Gruß
Angela

 

Feige? Ich finde Unfähigkeit nicht in jedem Fall feige. Wer nicht ins Wasser springt, weil er das Schwimmen nicht gelernt hat, ist auch nicht feige. Viele Männer, gerade der älteren Generation, haben einfach nicht gelernt, ihre Gefühle wahrzunehmen, geschweige denn, darüber zu reden. Sie drücken sie eben anders aus, indirekt, man muss bei ihnen zwischen den Zeilen lesen. Das finde ich faszinierend und ist mir tausendmal lieber als ein Mann, der permanent ein "Du, ich bin so betroffen" auf den Lippen hat, denn frau kann die Signale auch mal übersehen, wenn ihr danach ist. ;)

Aber das ist eine ganz andere Diskussion.

LG, Chica

 

Da hast du sicher recht, ich empfinde einen Mann, der sich einem erklärenden Gespräch entzieht nun mal als feige. Denn Gefühle zu zeigen, sind sie durch aus in der Lage, ich denke da nur ans Fussballspiel oder Formel1 Rennen, nur müssen sie da nicht erklären.
Aber ebenso wie manche Frauen braune Augen mögen, mögen eben auch manche Frauen das Schweigen der Männer.

Lieben Gruß
Angela

 

Hi Angela,
gute Idee, für mich absolut nachvollziehbar, das Gespräch, dass keines ist. Worum es geht ist für mich deutlich genug dargestellt. Ich würde sagen, realistisch dargestellt. Könnte auch überschrieben werden mit : Szenen einer Ehe.
Das du die Leser zwingst, sich auf die Seite der Frau zuschlagen, sehe ich nicht so. Und das es aufregend sein soll, wenn Männer in solchen Situationen schweigen, kann ich absolut nicht teilen. Ich sehe es genauso wie du, wer sich einem solchen Gespräch entzieht ist feige. Und das die Frau auch nicht gut davon kommt, wird für mich ebenfalls ganz deutlich. Hier kann ich nur fragen, warum läßt sie soetwas mit sich machen. Also ich sehe es so, wie es auch in der Wirklichkeit ist, zu so einem Nichtdialog gehören immer zwei. Der, der es macht und in diesem Fall, die, die es mit sich machen läßt.
Gut gelungene Szene aus dem Leben
glg carrie

 

Hallo Carrie,
danke fürs Lesen.
Freue mich, dass du die Situation, die ich hier beschrieben habe als eideutig, gut gelungen und realistisch dargestelltempfindest.
Schön, dass du die Stellung der Frau erkannt hast.
Denn ich wollte niemanden auf irgendwelche Seiten ziehen.
Denn natürlich hast du recht, es gehören auch zu einem Nichtdialog immer zwei.

glg
Angela

schön dass du wieder da bist!

 

Hi Angela,

ich sehe es genau so wie carri.
Eine typische Ehe-Dialog-Situation. Vor allem, wenn es um einen Seitensprung geht.
Mann denkt: "Meine Güte, ist passiert und vorbei. Jetzt muß es auch gut sein."

Frau ist da schlauer, sie sorgt dafür, dass er es erst garnicht erfährt. :cool:
Sieht natürlich jede(r) anders.

Trotzdem kann ich auch Chicas Einstellung irgendwo verstehen.
Jede Frau regt es natürlich auf, wenn der Mann keine Erklärung abgibt und die Flucht ergreift. Bringt einen zur Weißglut. Vieleicht hat Chica das noch nicht erlebt, bei einem Menschen der ihr sehr wichtig ist.
Doch ein Mann, der alles bis ins Kleinste ausschlachten möchte, würde mir gewaltig auf den Keks gehen. Vor allem, wenn er mir erzählen würde, was an der "Anderen" besser oder anders gewesen ist.
Es müßte eine Mischung aus beidem sein. Doch ich denke das gibt es sehr selten.
An meinen Söhnen sehe ich, dass die Jungen Männer wesentlich offener und Diskussionsbereiter sind, als z.B. mein Mann.
Das geht bei meinem Ältesten, (was Frauen betrifft) meiner Meinung nach oft so weit, dass ich sage: "Aber David, wie kannst du nur so brutal offen sein?"
Dann folgt eine Diskussion, das mir oft der Kopf platzt und ich froh bin, dass mein Mann, nicht so "geschwätzig" ist.

Trotz allem, ist das natürlich Situationsbedingt und auch Ansichtssache.

Ach ja, alles nicht so einfach. Ein Thema, das unter uns Frauen, nie ein Ende finden wird.

Ich fand übrigens nicht, dass man nicht erkennen konnte, wer wann spricht.

freue mich auf deine "Nächste"

glg, coleratio

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Angela,
die Sprachlosigkeit oder allgemeiner gesagt, die Kommunikation zwischen Männer und Frauen, ist wie du bei mir auch schon gelesen hast, ebenso eins meiner Themen, die ich gerne verwende. Du nutzt hier den Dialog um den Konflikt zwischen Mann und Frau herauszuarbeiten. Gut stellst du dar, warum die Frau unter der Situation leidet. Ihre Emotionen werden beschrieben. Warum der Mann leidet, ob er leidet, kannst du jedoch nicht vermitteln. Warum seine Lippe zittert, darüber kann die Frau und der Leser nur rätseln. Er sagt ja nichts. Und du gehst auf seine Gefühle weniger ein. Wenn du sie beschreibst, dann nur als Reflexion der Frau. Sie reflektiert seine Abwenden und seine Flucht als Gefühlskälte ihr gegenüber. Genauso wie sie es klären möchte, möchte auch der Leser mehr erfahren. Dadurch wirkt die Geschichte, wie Chica es auch sagt, parteiisch zu Gunsten der Frau. Die Fantasien die sie entwickelt sind vielleicht schlimmer als die Wahrheit, die vielleicht sogar für ihn sprechen würden. Hintergründig kommt rüber, dass die Frau sich für ihr Verhalten verabscheut, weil es ihn verlasst (fremd)zu gehen.

Fazit: Eine Geschichte wie sie alltäglich spielt aber ohne tatsächlichen Tiefgang.
Die Unzufriedenheit der Frau hast du gut vermittelt, die des Lesers provoziert, die des Mannes hingegen konnte ich nicht erkennen.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hallo coleratio,
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Doch ein Mann, der alles bis ins Kleinste ausschlachten möchte, würde mir gewaltig auf den Keks gehen. Vor allem, wenn er mir erzählen würde, was an der "Anderen" besser oder anders gewesen ist.
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Mir auch, ich denke soetwas möchte sich überhaupt kein Partner, ob Mann oder Frau, anhören. Wie du selbst gesagt hast, die Mischung macht es, sicher wollen die meisten Frauen einfach zuviel bereden, doch eigentlich geht es hier darum, dass Männer, sobald sie sich erklären müssen gar nicht mehr reden, sondern sich zurück ziehen und abwarten glauben, dass sie allein durch ihr "Bei dem Partner sein", alles erklären. Ob es nun um einen Seitensprung geht oder einfach nur darum, dass er nicht für sie da war, als sie ihn brauchte, oder ein ihr gegebenes Versprechen nicht gehalten hat. Nur reicht dies eben nicht immer aus.

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An meinen Söhnen sehe ich, dass die Jungen Männer wesentlich offener und Diskussionsbereiter sind,
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Da hast du vollkommen recht. Bei meinen Jungs ist es genauso, sie erklären sich, nicht bis ins Detail und das ist auch gar nicht nötig, aber es ist so ganz einfach leichter sie zu verstehen, selbst wenn ich viele Dinge anders machen würde.


glg
Angela

 

Hallo Goldene Dame,
danke fürs Lesen.
Bin immer wieder erstaunt, dass der Leser meiner Geschichte sofort auf Seitensprung tippt, obwohl, und das habe ich ganz bewusst gemacht, der Anlass für diese Situation nicht genannt wird. Glaube mir, es könnten hier so viele andere Möglichkeiten Grund für den Streit sein.
Aber da der Leser sich selbst auf den Seitensprung festlegt, kommt unwillkürlich das Parteiergreifen für die Frau.

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Warum der Mann leidet, ob er leidet, kannst du jedoch nicht vermitteln.
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Nun tut mir leid, wenn du es nicht erkennst, deshalb sage ich es noch mal:
Die Frau leidet weil er nicht spricht, der Mann leidet weil er zu sprechen gezwungen werden soll. Er hat einen Fehler gemacht, von dem er weiß, dass es ein Fehler war, nun hat er Angst vor der möglichen Konsequenz, deshalb zittert seine Lippe, aber wenn nicht darüber gesprochen wird, muss er nichts befürchten, dann kann er dies abhaken, sich selbst einreden, so schlimm war es nicht und so weiter machen wie zuvor. Frau kann dies nicht.

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Fazit: Eine Geschichte wie sie alltäglich spielt aber ohne tatsächlichen Tiefgang.

Nun hier muss man sich in die Geschichte hineinlesen um den Tiefgang zu erkennen und sich nicht sofort auf eine Möglichkeit (Seitensprung) festlegen.

Liebe Grüße
Angela

 

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