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(K)ein grauer Tag

rrm

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19.02.2004
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(K)ein grauer Tag

Grau. Grau in grau in grau. Der Tag war irgendwie schon viel zu lang gewesen, bevor er tatsächlich begonnen hatte. Dann dieses Wetter dazu – das gelegentliche Aufblitzen einer leisen Andeutung des nahenden Frühlings wurde sofort von prasselnden Regengüssen niedergemacht. Nein, dies sollte offenbar kein schöner Tag werden. Aber – man könnte versuchen, das zu ändern! Also nahm Julia das Telefon in die Hand, wählte eine vertraute Nummer und führte ein kurzes Gespräch. Beim Gedanken an das, was sie nun erwartete, lächelte sie.

Als sie abends die Türe zu ihrer kleinen Dachgeschoss-Wohnung öffnete, kam ihr der Duft von Lavendel entgegen. Die Wohnung war in das gemütliche Gelb-Rot des Scheines dutzender Kerzen getaucht, und es war entsprechend angenehm warm – ein wundervoller Gegensatz zu dem draußen herrschenden nasskalten Winterwetter. Sie ging ins Schlafzimmer, legte ihre Kleidung ab, sich selbst aufs Bett, und dann kam Tom auch schon angeschlichen.
Natürlich war Tom nicht sein richtiger Name, aber sie hatte ihm diesen Namen gegeben, nachdem sie im Radio ein Lied gehört hatte, und er hatte es akzeptiert. Nun kam er gerade aus dem Badezimmer, wo er ein entspannendes Lavendel-Bad eingelassen und die Badelaken zum anwärmen auf die Heizung gelegt hatte. Das Wasser war noch etwas zu warm, Julia war in der Erwartung des Kommenden zu früh zu Hause gewesen. Andererseits war damit die Chance auf eine kleine Zärtlichkeit vorweg gegeben.
Also begann Tom erstmal mit einer Fußmassage. Wenngleich Julia in ihrem Job nicht den ganzen Tag auf den Beinen sein musste, war es eine äußerst angenehme, entspannende Einstimmung auf den restlichen Abend. Fest und zugleich zärtlich bearbeitete Tom die Zehen, die Ballen, die Seite, das Gewölbe, die Ferse. Er zog und zupfte, drückte, walkte und strich zum Schluss über die Waden aus – und dann das ganze am anderen Fuß. Herrlich, wenn man es mochte!
Jetzt war auch das Wasser richtig temperiert, und Julia ließ sich mit einem Seufzer tiefster Zufriedenheit in die Wanne gleiten. Es dauerte nicht lange und geschah auch nicht wirklich zufällig, dass ihre Finger den Weg zwischen ihre Schenkel fanden. Tom hatte bei der letzten Aktion ganze Arbeit geleistet – es war immer noch und rundum wunderschön glatt und samtig, und das warme Wasser tat ein Übriges. Auch, wenn sie nicht in der Wanne gelegen hätte, wäre es in kurzer Zeit ähnlich feucht dort geworden. Zeigefinger und Ringfinger spreizten und hielten ein wenig geöffnet, während der Mittelfinger auf und nieder klopfte und strich, mal tiefer eindrang und um das Zentrum herumfuhr und dann wieder rechts und links an den Seiten entlang lief. Nur eine kurze Weile überließ Julia sich dem Spiel ihrer Finger, dann zwang sie sich, aufzuhören und in einem Buch zu lesen.
„Michelangelo – ein Leben in Ekstase“ – Julia hatte das Buch beim Antiquariat gefunden und mitgenommen, weil sie sich bei ihrem ersten Rom-Besuch in die Werke des Künstlers verliebt hatte. Natürlich war das jetzt ein ziemliches Kontrastprogramm, aber das war auch genau Sinn und Zweck der Übung: sich abzulenken von dem, was eben war, die Erregung abschwellen zu lassen, um sie einige Zeit später um so heftiger wieder aufflammen zu lassen. Sie konnte dieses Spiel von Erregung und Beruhigung ein ganzes Wochenende durch spielen, mit variierenden Zeitabständen, und würde sich das ganze Wochenende hindurch nur anziehen, um notwendigstes zu verrichten. Die ganze Zeit nackt durch die Wohnung zu gehen, in dem Wissen, dass sie durchaus von der Straße aus oder aus einer der gegenüberliegenden Wohnungen gesehen werden konnte, gab dem ganzen einen zusätzlichen Kick.
Bevor das Badewasser zu kalt wurde, stieg Julia aus der Wanne und schlüpfte in das von Tom bereit gehaltene Bettlaken. Trotz der Wärme der Kerzen und der Heizung war es in badenassem Zustand spürbar kälter – sichtbar kälter, wie sie mit einem kurzen Blick in den Spiegel feststellte. Sie ging hinüber ins Schlafzimmer, legte sich aufs Bett und hätte nun das Wasser auf der Haut trocknen lassen können, wenn nicht Tom gleich hinterher gekommen wäre.
In der einen Hand eine Flasche Massageöl, in der anderen ihren roten Freund – der Anblick war schon viel verheißend, ließ sich doch Tom immer wieder etwas Neues einfallen. Auch diesmal sollte Julia nicht enttäuscht werden.
Sie legte sich auf den Rücken, und Tom begann mit der Massage. Er fing bei der rechten Hand an, arbeitete sich den Arm hinauf bis zum Nacken und wiederholte das ganze am linken Arm. Der Geruch von Sanddorn verbreitete sich im Schlafzimmer. Dann drehte Julia sich auf den Bauch, und Tom massierte die Beine. Dabei strichen seine Hände wie zufällig ein wenig höher, als es für die Massage der Beine erforderlich gewesen wäre. Einmal, noch mal – Julia reagierte mit kleinen Seufzern, stöhnte leise, als er wieder zu hoch strich – und konnte die Erregung doch nicht herunterfahren, als Tom vom linken Bein abließ und am rechten Bein, zunächst ganz normal, weiter machte. Schnell nämlich waren seine Hände wieder ganz oben angelangt, und seine Finger stießen, diesmal heftiger, fordernd, in Bereiche vor, die ganz und gar nichts mit einer klassischen Massage zu tun hatten. Julias Stöhnen wurde lauter, sie krümmte sich auf dem weißen Laken und versuchte, sich Toms Händen entgegen zu drängen, aber er ließ wieder ab und massierte nun den Rücken. Lange massierte er den Rücken, walkte, knetete und strich von oben nach unten, von links nach rechts und diagonal. Die Schultern, den Nacken, den verlängerten Rücken, abwechselnd sanft und kräftig, mit der ganzen Hand oder nur mit den Fingerspitzen. Dann war für einen kleinen Moment Ruhe, als Julia plötzlich und unerwartet den großen roten Freund spürte, wie er Einlass begehrte. Nur zu gerne öffnete sie sich ihm, und Tom verstand es meisterhaft, virtuos mit diesem Instrument zu spielen und Julia zum Höhepunkt des Tages zu bringen.

Es dauerte eine ganze Weile, bis Julia wieder ganz bei sich war. Tom hatte sie noch zugedeckt und sich dann zurückgezogen. Faszinierende Technik des 22. Jahrhunderts – wenn man den Kerl nicht mehr brauchte, ließ er sich einfach in die Ecke stellen…

 

Hej rrm,

eine nette, erotische Geschichte ist Dir da gelungen! Auch, wenn ich mich die ganze Zeit über gefragt habe, wieso um alles in der Welt Tom nicht mit in die Wanne steigt oder warum er unbedingt einen Vibrator braucht, um sie zu befriedigen... Das klärst Du ja mit der Pointe gut auf.

Vielleicht hätte es hier und da noch ein bisschen mehr sein dürfen, aber wirklich fehlen tut eigentlich nichts.

Ein paar Anmerkungen hab ich noch:

Als sie abends die Türe zu ihrer kleinen Dachgeschoss-Wohnung öffnete,
Fest und zugleich zärtlich bearbeitete Tom die Zehen, die Ballen, die Seite, das Gewölbe, die Hacke.
Das ist so ein hartes Wort, ich würde hier "Ferse" bevorzugen.
gab dem ganzen einen zusätzlichen Tick.
Nicht eher einen Kick?

Ansonsten hoffe ich, dass Du weiterhin zum Schreiben kommst!

Liebe Grüße
chaosqueen

 

Hallo chaosqueen,

vielen Dank für die Hinweise. Ich könnte natürlich anführen, daß ich das "ss" aus historischen Gründen grundsätzlich weglaße, aber das wäre kaum glaubwürdig, oder?
Die Hacke gefiel mir auch nicht, aber ich kam auch nicht auf die Ferse. Denkblockade, wird gleich überarbeitet.
Und den Kick nehme ich bei der Gelegenheit mit...

Gruß,

rrm

 

Hehe, nein, nicht glaubwürdig. :)
Tja, manchmal hat man halt ein Brett vorm Kopf - oder einen Tick im Genick. :D

 

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