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Keine Gnade

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19.03.2003
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Keine Gnade

„Sie nehmen mir die Luft“, ruft sie aus, als er mit seiner ganzen Kraft auf ihr liegt und seine Dominanz in sie stößt.
„Entweder oder ist wie schwarz oder weiß,“ sagt er.
„Ist wie Tag oder Nacht, nicht gleich, ist wie Mann oder Frau. Es gibt nichts dazwischen“, setzt er hinzu, lockert aber seinen Zugriff, weil er fühlt, wie sie sich entspannt. Ist sich nun ihrer sicher. Darauf hat sie gewartet. Nutzt ihre neugewonnene Beweglichkeit und krallt ihre Hand um sein Gemächt, quetscht es zwischen den Fingern, bis es dunkel wird. „Meinen Sie es so?“, sagt sie, atmet auf.
„Emanze“, schimpft er, als sie daraufhin ihren hellen Penis auf den Tisch legt, um mehr Gleichheit einzufordern. Will sie wieder fester an sich drücken, verzieht sein Gesicht.
„Keine Gnade“, antwortet sie, als sie in seine rote Fratze sieht. Sagt: „Entweder Sie geben sie freiwillig oder ich werde sie mir einfach nehmen.“
Natürlich will er sie nicht einfach so hergeben. Klemmt nicht den Schwanz zwischen die Beine. Glaubt immer noch an sein natürliches Vorrecht, legt ihn, schwärzlich glänzend, auch auf den Tisch stellt die Bedingung: „Du kannst alles haben, nur nicht dasselbe wie ich.“
Da lacht sie. Dasselbe? Nie und nimmer. Ich will Großartiges.
„Was möchtest du denn noch"?, fragt er verwundert. Kann sich nicht vorstellen, was sie meint.
Sagt sie: „Ich will selbst entdecken, will erfühlen, erschmecken, erleben .“
„Unsinn“, sagt er, „vollkommen irrational.“
„Eben“, sagt sie. „Wieso?“, fragt er, ist nicht mehr so laut wie eben noch. Sieht wie sein Penis zusammen schrumpelt.
„Es gibt keine Gleichberechtigung ohne den Verlust von Autorität“, sagt sie und stopft ihr Glied zurück in die Tasche.

 

Hallo Goldene Dame,

gut, dann mach ich auch bei dieser Philo-Geschichte von dir den Anfang, wenn ich auch dieses Mal nur Bruchstücke, einzelne Ansatzpunkte herausfiltern konnte.
Für mich geht es in dieser Geschichte um Macht, um das Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Ich lese von einer unterschätzten Frau, die zumindest das Potential zur Gleichberechtigung hat (die Idee mit dem Glied ist klasse ;) ) und der es reicht, das zu demonstrieren und zu wissen, dass sie rein theoretisch wenn sie wollte all das erreichen kann, was sie möchte. Der Mann ist allein aufgrund dieser Zurschaustellung der Möglichkeit in seiner Position geschwächt. Und, wie weit daneben liege ich?

Kleinigkeiten:

Es gibt nichts dazwischen.“ setzt er hinzu
Punkt weg, dafür ein Komma nach Ende der wörtlichen Rede
Glaubt immer noch an sein natürliches Vorrecht, legt ihn, schwärzlich glänzend, auch auf den Tisch stellt die Bedingung
Komma oder "und" vor stellt

Liebe Grüße
Juschi

 

Die beschriebene Frau erscheint mir wie die Dame in einem Schachspiel, die den König ihrer eigenen Farbe vorübergehend in Schach hält. Ihre Forderung an einem Mehr an Recht im Verhältnis zum König eines Schachspiels hätte sie vielleicht dann erreicht, wenn dieses Spiel nicht mehr wie üblich mit dem Schachmattsetzen des Königs, sondern der Königin verloren wäre. Zugleich fordert sie allerdings auch noch das Einbehalten ihres Privilegs einer großartigen Beweglichkeit auf dem Spielbrett. Das wirft für mich die Frage auf, ob das überhaupt miteinander vereinbar ist.

Kritik:

a) mAn funktioniert diese kurze Episode an einigen Stellen nicht so ganz. Beispielsweise fordert sie in der zweiten Hälfte folgendes ein: Erleben, Erfühlen, Erschmecken ("Ausprobieren" fällt hier sinngemäß zu sehr aus dem Rahmen und wirkt stilistisch gesehen eher sperrig. Zu viele Vokale und keine Fortführung der begonnenen Alliteration). Das sind eigentlich alles ausgesprochen feminine Eigenschaften. Hat jene Frau diese Eigenschaften denn nicht schon längst? Und wenn nicht: Ist sie dann überhaupt eine Frau?

b) Was haben Erleben, Erfühlen, Erschmecken mit einer "Autonomie der Gedanken" zu tun, die hier als (Teil-)Antwort der naiven "Wieso"-Frage des Mannes dient? Ich persönlich brauche keine "Gedanken" irgendwelcher Art, um zu fühlen, zu erleben und zu schmecken. Und weshalb ist jetzt wieder von "Gleichberechtigung" die Rede, da sie doch einige Zeilen weiter oben noch geradewegs ein Mehr als das forderte?

c) Der Titel ist viel zu platt.

d) Die Sache mit dem "hellen Penis" finde ich zu albern. Wo hat sie den denn so einfach her? Trägt sie den so immer mit sich, etwa so, wie andere ihr Handy stets bei sich führen? Man kann ja nie wissen, in welch bizarre Situationen man während des Geschlechtsverkehrs so kommen kann?
Mir ist schon klar, dass du eine Metapher für die Macht von Männern für deine Episode gebraucht hast. Aber das funktioniert doch einfach nicht! Sinnvoller hätte ich es da schon gefunden, wenn du stattdessen einfach die Symbolkraft des Penis negiert hättest, als diesem einfach einen zweiten aus der (Hand?-)Tasche der Frau entgegenzusetzen.

e) Der Erzähler mischt sich für meinen Geschmack zu sehr in das Geschehen ein. Das stört mich besonders an der Stelle: "...als seine Schmerzen unerträglich werden". Woher will der Erzähler denn wissen, wo die Schmerzgrenze dieses Mannes liegt? Vielleicht weiß dieser das ja selbst nicht mal so genau.

f) Die Stelle

"Du kannst alles haben, nur nicht dasselbe wie ich."
verwandelt sich schnell in unfreiwillige Komik, wenn man sich vorstellt, dass die Frau mit ihrer Antwort
Dasselbe? Nie und nimmer. Ich will mehr.
zugleich noch einen zweiten und einen dritten "hellen" Penis aus ihrer Tasche hervorzaubert!

 

Hallo Juschi,
Lieben Dank, dass du den Anfang machts ;)

Für mich geht es in dieser Geschichte um Macht, um das Verhältnis zwischen den Geschlechtern.
Es stimmt: es geht um Macht aber nicht nur um die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau, sondern es geht um Machtverteilung. Der Kampf der Geschlechter ist beispielhaft zu sehen.

Ich lese von einer unterschätzten Frau, die zumindest das Potential zur Gleichberechtigung hat (die Idee mit dem Glied ist klasse ) und der es reicht, das zu demonstrieren und zu wissen, dass sie rein theoretisch wenn sie wollte all das erreichen kann, was sie möchte. Der Mann ist allein aufgrund dieser Zurschaustellung der Möglichkeit in seiner Position geschwächt.Und, wie weit daneben liege ich?
Eigentlich gar nicht daneben ;) , denn die Frau ist die HerausfordreIn.

Liebe Grüße
Goldene Dame


Hallo Philo.

Die beschriebene Frau erscheint mir wie die Dame in einem Schachspiel, die den König ihrer eigenen Farbe vorübergehend in Schach hält.

Da ich die Neuverhandlung von Spielregeln zu einem Machtgefüge beschreiben wollte, finde ich diesen Vergleich halbwegs zutreffend. Machtgefüge haben sowohl eine Innenwirkung, als auch eine Außenwirkung. Bei einem Schachspiel sind ja auch die Innenwirkungen für die Außenwirkung verantwortlich. Sollten sich die Spielregeln innerhalb des Machtgefüges ändern, wird es auch unmittelbar Konsequenzen für die Außenwirkung haben. Du sagst:
Das wirft für mich die Frage auf, ob das überhaupt miteinander vereinbar ist.
Ihr Erfolg im inneren Machtgefüge, ist nur am Erfolg des äußren Machtgefüges messbar. Das ist eben das Problem.
Zu deiner Kritik:

mAn funktioniert diese kurze Episode an einigen Stellen nicht so ganz. Beispielsweise fordert sie in der zweiten Hälfte folgendes ein: Erleben, Erfühlen, Erschmecken ("Ausprobieren" fällt hier sinngemäß zu sehr aus dem Rahmen und wirkt stilistisch gesehen eher sperrig. Das sind eigentlich alles ausgesprochen feminine Eigenschaften. Hat jene Frau diese Eigenschaften denn nicht schon längst? Und wenn nicht: Ist sie dann überhaupt eine Frau?
Ob es funktioniert?
Gerade im Zuge der Gleichberechtigung der Frau entwickelten sich unterschiedliche Bewegungen (aus Männerund Frauen) zur Frage der Autorität: wie man die Gleichberechtigung ( nach außen hin) durchsetzt.
Dabei trat folgendes zu Tage: Die Männer diskutierten ihre die Ideen und die Frauen tippten sie für Flugblätter ab. Eigentlich stellte diese Zusammenarbeit auch das Spiegelbild der Gesamtgesellschaft dar. Wenn jetzt innerhalb der Bewegung dasselbe Machtgefüge, wie im Äußeren herrscht, wie soll das Äußrere verändert werden, wenn nicht auch erst das Innere verändert wird. Kann das Äußrere denn verändert werden, wenn das Innere nicht erst verändert ist?
Die Frauen wollten ihr Innenverhältnis ändern. Was sollten sie tun außer eigenene Gruppen ohne Männer bilden, in denen sie deren Autorität nicht mehr unterworfen waren. Sie wurden feministisch, stellten ihre Eigenschaften zur Doktrin für die Gesellschaft.
Hat es funktioniert?
Andere Frauen eigneten sich männliche Eigenschaften zu, unterdrückten ihre Eigenschaften, stellten dies als ihre Doktrin fest.
Hat es funktioniert?
Wenn ich dann solche Fragen lese:

Hat jene Frau diese Eigenschaften denn nicht schon längst? Und wenn nicht: Ist sie dann überhaupt eine Frau?

denke ich eher nicht;)
Zu viele Vokale und keine Fortführung der begonnenen Alliteration).

Ich habe hinsichtlich der Aliteration nachgebessert.
Was haben Erleben, Erfühlen, Erschmecken mit einer "Autonomie der Gedanken" zu tun, die hier als (Teil-)Antwort der naiven "Wieso"-Frage des Mannes dient? Ich persönlich brauche keine "Gedanken" irgendwelcher Art, um zu fühlen, zu erleben und zu schmecken. Und weshalb ist jetzt wieder von "Gleichberechtigung" die Rede, da sie doch einige Zeilen weiter oben noch geradewegs ein Mehr als das forderte?

Ich habe den letzten Satz geändert. Vielleicht wird meine Aussage deutlicher.
Gedanken sind meiner Meinung nach aber als Reflektionen von Gefühlszuständen zu sehen.

Der Titel ist viel zu platt.
O je :(

Die Sache mit dem "hellen Penis" finde ich zu albern. Wo hat sie den denn so einfach her?

Bitte sieh den den Penis als Methapher für den Schwarz/Weiß Konflikt dieser Episode. Ich finde es sehr anschaulich, dass du als Mann die Methapher albern findest, während Juschi als Frau die Idee klasse findet.
Die Stelle
Zitat:
"Du kannst alles haben, nur nicht dasselbe wie ich."

verwandelt sich schnell in unfreiwillige Komik, wenn man sich vorstellt, dass die Frau mit ihrer Antwort
Zitat:
Dasselbe? Nie und nimmer. Ich will mehr.

zugleich noch einen zweiten und einen dritten "hellen" Penis aus ihrer Tasche hervorzaubert!

Irgendwie wollte ich auch dass es komisch wirkt. Weil manches Mal erst die Komik aus einer verworrenen Situation heraus, die Wahrnehmung um das eigentliche verändert.

Der Erzähler mischt sich für meinen Geschmack zu sehr in das Geschehen ein. Das stört mich besonders an der Stelle: "...als seine Schmerzen unerträglich werden". Woher will der Erzähler denn wissen, wo die Schmerzgrenze dieses Mannes liegt? Vielleicht weiß dieser das ja selbst nicht mal so genau.

Ich habe nachgebessert.

Vielen Dank für deine Stellungnahme

Goldene Dame

 

Der Titel ist viel zu platt.

O je :(

hehe.. an der Stelle hab ich's dir aber gegeben! :D

Kann das Äußrere denn verändert werden, wenn das Innere nicht erst verändert ist?
Spontan hätte ich jetzt zunächst gesagt: Nein. Ich glaube aber nicht, dass das so einfach zu beantworten ist. Nicht jede allgemein anerkannte Norm muss ihren Bezugspunkt im "inneren" haben (du meinst damit vermutlich das zwischenmenschliche?). Es ist denkbar, dass sich im Inneren etwas verändert, ohne dass es im Äußeren erkennbar wird (und umgekehrt).

Bitte sieh den den Penis als Methapher für den Schwarz/Weiß Konflikt dieser Episode. Ich finde es sehr anschaulich, dass du als Mann die Methapher albern findest, während Juschi als Frau die Idee klasse findet.
Das ist mir natürlich auch aufgefallen. Trotzdem finde ich es albern.
Ich würde es genauso albern finden, die Macht einer Frau auf ihre Vagina zu reduzieren. Selbst in einem, freilich fiktiven, Matriarchat. Wie weit kommt man denn schon mit solchen Vereinfachungen? Letztlich findet doch alles im Kopf statt, nicht im Geschlechtsteil.

Aber wahrscheinlich lese ich diese Episode ganz einfach zu streng. Es ist halt einfach eine Geschichte über die Farben Schwarz und Weiß und deren Strahlkraft. Basta!

 

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