Was ist neu

Kissen ...

Challenge 3. Platz
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Monster-WG
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04.03.2018
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Kissen ...

Das azurfarbene Lederkissen linste um die Ecke in den Gang. Flauschel war nicht zu sehen. Bis auf das Rauschen der Lüftungsanlage unter der Decke war der Laden ruhig. Das Kissen öffnete den Reißverschluss seiner Hülle und zupfte ein wenig Füllung heraus. Auf seinen unteren Zipfeln tänzelte es über den Gang, als ginge es über einen Laufsteg. Dazu säuselte es mit hoher Stimme: »Hach, Leute, ich bin wieder so extrem elektrisch heute.«
Drei Kissen in Gelb, Orange und Grün schüttelten sich vor Lachen und fielen dabei aus dem Zwölf-Neunundneunzig-Ständer, der neben der Heimtex-Info stand. Sie liebten, wie Azurro die Flauschel nachmachte. Das Nackenkissen aus dem ›Airflocks Supralight‹-Karton auf der Info-Theke hüpfte in die Luft und schlug die unteren Zipfel gegeneinander. Aus dem Halbdunkel des Regals gegenüber entwich dem Therm-A-Rest ein gelangweiltes »Pffft.«
Gerade als das Gelächter verebbte, hörten sie, wie sich leichte Schritte näherten. Aus dem nächsten Quergang tippelte ein Fellkissen und steuerte auf die Gruppe zu. Flauschige Haare wehten im Luftstrom der Ventilatoren.
Das azurfarbene Lederkissen erschrak. Schnell stopfte es die Füllung zurück in die Lederhülle und schloss den Reißverschluss. Unauffällig glättete es die Falten. »Behaltet eure Fasson!«, drang aus seiner Sprechfalte.
»Ich pfeiff drauf«, sagte das Therm-A-Rest und rollte sich zusammen.
Die Drillinge in Gelb, Orange und Grün zogen gegenseitig ihre Handkanten-Mittelfalten nach, womit sie erst mal beschäftigt waren, weil sie über die richtige Mitte stritten.
Das Airflocks-Kissen konstatierte: »Ich bin absolut formstabil.«

In der Nachtbeleuchtung glänzte Flauschels graubraunes Fell, ihr dunkelroter Reißverschluss schimmerte verführerisch.
»Hallo, Azurro«, hauchte sie und schaute in die Runde. »Und vielen Dank an das Empfangskomitee.«
Sie kam ihm so nahe, dass ihre Haarspitzen sein Leder berührten. Azurro hielt kurz die Luft an und wich zurück, bis er im Rücken die Heimtex-Theke spürte. Als er weiteratmete, wurde ihm von Flauschis Lanolin-Duft schwindelig. Das Fellkissen drückte einen haarigen Zipfel gegen seinen Bauch. Von Tuchfühlung träumte er oft, aber nicht so.
»Du hast recht, mein Tag war extrem elektrisch. Und bei dir? Lass mich raten, die übliche Tristesse?«
Aus dem Azur wurde ein Violett, ein sprachloses Violett, ein sehr unglückliches und pralles Violett mit Schnappatmung.
»Was ist? Eben warst du noch so lustig. Hat es dir die Sprache verschlagen?« Mit einem Lächeln drehte Flauschel ab und stolzierte Richtung Teppichabteilung. Ihr Duft waberte noch eine Weile durch die Luft und genauso lange brauchte es, bis Azurro sich rühren konnte und das Azurblau zurückkehrte.
»Hoffentlich wird die morgen verkauft«, maulten die Drillinge im Chor. Das Airflocks Supralight knispelte eine Art Zustimmung mit seiner Füllung aus luftigen Kügelchen. Nur das Therm-a-Rest rollte sich ein Stück weit ab und widersprach: »Das kannst du deinem schlimmsten Feind nicht wünschen, dass zukünftig ein menschliches Hinterteil auf dir hockt.«
»Das ist unsere Bestimmung, dafür wurden wir gemacht, ob es dir nun passt oder nicht.« Gelb und Orange zuckten gleichgültig ihre Zipfel.
»Genau diese Ergebenheit passt zu euch, ihr Mittelfalten-Dreierpack.« Das Therm-a-Rest zupfte an seinem schwarzen Fixiergummi und ließ es flitschen.
»Eingebildete Ziege! Unter der ganzen Wolle ist die bestimmt flach wie ein Stuhlkissen«, maulte Grün, »aber riskiert hier eine dicke Borte wie eine … eine … Diva in Nerzhülle.«
»Lasst mal gut sein.« Azurro ließ die Zipfel hängen. Ehrlich gesagt war sein Leben oft öde und die nächtlichen Momente, wenn Flauschel an ihm vorbeispazierte, gehörten zu den schönsten des Tages. Auch wenn sie ihn meistens nicht beachtete. War das der Grund, warum er sie oft nachmachte? Er konnte es nicht sagen. Doch beim Gedanken daran, dass Flauschel verkauft werden könnte, schrumpfte seine gesamte Füllung auf Tennisballgröße.

Von oben aus dem Chromgitterkorb an der Zentralkasse schaute ein bedrucktes Kissen herüber. Lieblingsmensch stand auf seinem Bauch. Darüber prangte ein großes Herz.
»Nabend, die Herrschaften«, rief es.
»Lass mal rübergehen und Nachrichten hören.« Azurro tapste los Richtung Kasse.
»Mottokissen … ich mag die nicht, die sind so schrecklich ordinär und geschwätzig«, murrte das Airflocks Supralight. »Und dann noch Lieblingsmensch … zum Abgewöhnen!«
»Also, wir finden die Sprüche immer lustig«, sagten die Drillinge unisono.
»Klar, ihr mögt ja auch Schlagergedudel in Endlosschleife.« Therm-a-Rest dachte, niemand hätte es mitbekommen. Doch Grün gab ihm einen satten Zipfelrüffel und raschelte wütend.
Azurro schaute hoch zum Korb und fragte das Mottokissen: »Und ... was gibt's Neues?«
»Hm, mir fällt nix ein, was euch betrifft – obwohl ..., ach nee.«
Da die Mottokissen nahe der Zentralkasse lagen, waren sie immer auf dem Laufenden. Und dass es nichts Neues zu berichten gab, kam nicht vor.
Das Airflocks Supralight zog eine Faltenschnute. »Jetzt wartet es wieder drauf, dass jemand es lobt.«
»Genau, fishing for compliments, wie der Franzose sagt«, flüsterte das Therm-a-Rest. »Bei denen musst du erst mit Lob den Korken ziehen, dann läuft's.«
Azurro zischte ein »Pscht!« und wandte sich wieder dem Gitterkorb zu.
»Hör mal, dein Spruch, Lieblingsmensch und das Herz daneben, du, das ist wirklich allererste Franse!«
»Oh, danke sehr!« Auf der Hülle des Mottokissens erschien ein rosa Schimmer, das Herz leuchtete kräftig. »Ach, gerade ist mir doch was eingefallen …«
»Und das wäre …?«
»Heute war so eine Dame hier mit Stilettos, Sonnenhut und qualmendem Zigarillo zwischen den Lippen. Die ist mit ihren kleinen Hunden an der Info vorbeigerauscht …«
»So, eine Dame mit Hut also.«
»An der Kasse hat sie gefragt, ob sie mit Karte bezahlen kann.«
»Na, das nenn ich mal ein Highlight.«
»Nee, warte mal, das ist nicht alles – heute ist doch der Kartenleser ausgefallen.«
»Hm, was wollte sie denn bezahlen?«
»Och, sie wollte nur sämtliche Fellkissen kaufen, für ihre Hunde zum Zerpflücken.«

Ein kalter Luftzug strich durch den Laden, der sie alle frösteln ließ. Das Mottokissen plauderte fleißig weiter, doch Azurro hörte nicht mehr zu. Er dachte an Flauschel und ihren dunkelroten Reißverschluss. Ein Rudel gieriger Kläffer stürzte sich auf ihr Fell und riss kleine Stücke heraus. Schnell verscheuchte er den Spuk. Ihm wurde abwechselnd fusselig und flockig.
»Los, Leute, mir nach!« Azurro schlug den Weg zur Teppichabteilung ein.
Während er lief, dachte er fieberhaft nach. Was konnte er tun, um das drohende Unheil abzuwenden? Alle Fellkissen zu verkaufen, das war ungeheuerlich, Flauschel den Hunden zu opfern, ein Alptraum.
»Thermi, Drillinge …, irgendeine Idee?«
»Wenn du so fragst«, sagte Orange, »also, wenn du so fragst, ich denke da an die Kissenburg.«
»Nicht wahr!«, stöhnte Gelb, »der Quatsch schon wieder …«
Jedes Kissen hatte schon etwas über die Kissenburg gehört. Über den fliegenden Teppich, der einen dorthin brachte, wo Kissen unbehelligt lebten. Wo es keine Tiere und Menschen gab – außer einer zarten Prinzessin, die in einem Himmelbett mit Seidenvorhängen schlief, die ständig vom sanften Wind der Savanne bewegt wurden. In dem riesigen Bett schliefen hunderte Kissen, die sie jeden Tag einzeln aufschüttelte, herzte und liebevoll glattstrich. Und die Kissen rissen sich darum, unter der nach Rosen duftenden Prinzessin liegen zu dürfen. Doch niemand hatte den fliegenden Teppich je gesehen.

Das Airflocks Supralight titschte mit leichten Sprüngen neben Azurro her.
»Flocke, was weißt du über die Kissenburg?«
»Azurro, ich bin ein Hightech-Kissen, ein Produkt wissenschaftlichen Fortschritts. Was bitte sollte ich über Aberglauben wissen?«
»Ja, was solltest du über Sehnsucht nach einem besseres Leben wissen?«, sagte Thermi. »Das ist nur was für Spinner und Träumer, voll Lowtech, nicht wahr?«
»Deine Märchen kannst du abends den Jungkissen vor dem Schlafengehen erzählen«, erwiderte Flocke.
Hinter der nächsten Ecke öffnete sich die Teppichhalle. Gigantische Stapel von Teppichen unterschiedlicher Größe ragten vor ihnen empor. Moderne Wollteppiche, Läufer, Spielteppiche mit Straßen, Kunstrasen, Fußmatten, Bettvorleger – und dunkelrote Orientteppiche mit fein gewebten Mustern.
In der Ecke, wo die Kuh- und Schaffelle lagen, sahen sie Flauschel. Sie hockte mit anderen Fellkissen im Kreis.
»Und dann bin ich zu ihm hin und habe ihn gefragt …« Flauschels Haare knisterten rosa auf. »Hallo, Azurro.«
»Ich muss dir was sagen.«
»Azurro! Aber doch nicht vor allen Leuten.« Flauschel schlug übertrieben die Zipfel vor den Reißverschluss, die Fellkissen lachten laut auf.
»Halt mal einen Moment den Rand und hör mir zu.« Er wartete, bis es leiser wurde. »Heute war eine schreckliche Person hier im Laden und wollte alle Fellkissen für ihre Hunde kaufen.«
Ein Raunen und Rascheln zog durch den Kreis.
»Was hat sie davon abgehalten?«, fragte ein schwarzweißes Kuhkissen.
»Der Kartenleser hat gestreikt, aber sie will wiederkommen.«
»Wann?«
»Wer weiß, vielleicht schon heute?«
Flauschel sagte nichts. Ihr sonst so elektrisches Fell hing zusammengefallen an ihr herab. Azurro spürte, wie sich seine Füllung zusammenzog, auf seiner Glattlederhülle standen ungewohnte Knautschfalten.
»Wir brauchen einen Plan!« sagte er.
»Na klar, einen Plan, wenn's weiter nichts ist …«, plapperte Gelb.
»Ein Plan hat mit Nachdenken zu tun, also nix für dich«, sagte Thermi.
Gelb stampfte drohend auf ihn zu und holte aus, ein heftiger Knuff und Thermi schlug einige Kissenpurzel rückwärts über den nächsten Teppich.
Die Fellkissen redeten aufgeregt durcheinander. Niemand hatte eine Idee.
»Ich sehe nur eine Möglichkeit!«, sagte Azzuro in das Gemurmel. »Wenn sie wiederkommt, dann starten wir das volle Programm

»Azurro, du weißt, selbst das hält sie nur eine Weile auf«, sagte Flauschel, »und früher oder später kommt sie wieder.«
»Wir nutzen das Durcheinander und machen uns vom Acker«, sagte Azurro zu den Fellkissen.
»Und wo sollen wir hin?«
»Zur Kissenburg?«, flüsterte Orange.
»Du mit deinem beknackten Spleen!« Gelb fuhr dazwischen.
»Lass ihn mal«, sagte Flauschel. »Was weißt du über die Kissenburg?«
Orange erzählte von Hunderten Kissen, einer Prinzessin mit Rosenduft und endete mit dem fliegenden Teppich, der sich zur rechten Zeit am rechten Ort zeigt.
»Klar, fliegender Teppich«, sagte Flocke. »Leute, schaut euch mal um, wir sind in der Fußtreterabteilung von einem Provinz-Ramschladen.«
»… und suchen einen Teppich, den noch nie jemand gesehen hat, super Idee.« Thermi flitschte an seinem Gummi.
Gelb stemmte die Zipfel in die Seiten und schnaubte. »Also manchmal benehmt ihr euch wie Angebote vom Wühltisch.« Aus dem Sonnengelb wurde für einen Moment ein giftiges Senfgelb.
»Wie sollen wir den Teppich finden, wenn er sich nicht zeigt?«, maulte Grün.
»Orange«, sagte Flauschel, »wer hat dir denn von dem fliegenden Teppich erzählt?«
»Der Bernie«, antwortete Orange.
Die anderen Kissen stöhnten auf. »O nein, jeder nur der nicht …«

Bernie war das Kissen von Horst, dem Gabelstaplerfahrer. Ein löcheriges Etwas, das ihm – wie man hört – seine Frau in den Siebzigern aus Wollresten gehäkelt hatte. Auf seinem Bauch befand sich ein pinkes Peace-Zeichen, gesäumt von bunten Kreisen, die sich in verfilzte Fransen auflösten.
»Wie wollt ihr aus dem Vollpfosten was rauskriegen?«, fragte Grün.
»Du wärst nicht anders, wenn ständig ein Horst auf dir sitzt«, sagte Thermi.
»Denke mal, ein paar Silica-Gel-Tüten könnten helfen«, meinte Flocke, »alle lieben die.«
»Klar, bisschen Bestechung hilft, weil Bernie ist nicht gerade der Charmebolzen«, sagte Thermi.
»Ich hab den noch nie anders als total ätzend erlebt«, sagte Grün.
»Liegt wohl daran, dass der Horst nicht gerade nach Rosen duftet«, sagte Orange.
Flauschels Fell richtete sich langsam auf, mit einem Mal wirkte es wieder luftig und verströmte den betörenden Lanolin-Duft. »Ich gehe zu Bernie und quetsche ihn aus.«
»Okay, aber ich begleite dich …, äh, wenn ich darf«, sagte Azurro.
Flauschel grinste. »Welch heldenhafte Hilfe, dann kann ja nix mehr schiefgehen.«
»Haltet ihr uns solange den Rücken frei«, sagte Azurro gewichtig zu den anderen,
»Schon klar.« Thermi feixte. »Viel Erfolg bei eurer ... Mission.«
Flocke öffnete seinen Reißverschluss und ließ einige Silica-Gel-Tütchen herausfallen. »Die werdet ihr brauchen«, sagte er. »Drück euch die Zipfel!«

Mit einem Mal wechselte die schummerige Nachtbeleuchtung zu grellem Neonlicht. Niemand von ihnen hatte bemerkt, dass es draußen hell geworden war. Jeden Moment würden die Türen aufgesperrt.
Azurro und Flauschel zogen los, Richtung Lamellentür, die den Verkaufsraum vom Lager trennte. Bernie war die letzte Hoffnung.
Unbemerkt vom Personal tapsten Flocke, Thermi, das Dreierpack und die Fellkissen Richtung Zentralkasse. Die Nachricht vom vollen Programm breitete sich im ganzen Laden aus wie ein Lauffeuer. Fieberhafte Vorbereitungen begannen.

Mit quietschenden Reifen stoppte ein rotes Cabrio vor dem Haupteingang. Als die Tür aufgestoßen wurde, sprang zuerst eine Handvoll quirliger Chihuahuas heraus, die mit einem schrillen »Mes chéris!« an ihren Leinen zurückgezogen wurden. Es folgte ein Paar schwarz glänzender High Heels mit Stilettoabsätzen, die mit jeder Bewegung drohten, einen der kleinen Hunde aufzuspießen. Wie durch ein Wunder geschah das nicht, doch einer der Hunde wurde zwischen Absatz und Schuh eingeklemmt und jaulte jämmerlich. Die Dame warf die Tür zu, setzte eine dunkle Brille auf und zündete einen Zigarillo an. Dann ging sie los, der Hund kam frei und kläffte wild.
Ihr altweißer Wollhut war ausgesprochen elegant geformt und passte farblich perfekt zu Rock und Blazer. Im Wind schlug die breite Hutkrempe Wellen wie der Flossensaum eines Sepia. Über der Schulter hing eine lackschwarze Handtasche, die sie mit dem Ellenbogen festklemmte, da beide Hände mit Hunden und Zigarillo beschäftigt waren.
Vor dem Eingang hielt sie inne und drehte sich auf dem Absatz um. Sie schaute über den Parkplatz und paffte dazu hellgraue Ringe aus Rauch, die sich schnell in Luft auflösten. Mit rot lackierten Fingernägeln winkte sie den Männern zu, die vor den offenen Türen und Heckklappen ihrer Autos standen und sie selbstvergessen angafften.
»Luschen!«, zischte sie und lächelte. Dann wandte sie sich dem Eingang zu und lenkte die Hündchen zur Tür. »Allez allez, les amis!«

Als Azurro und Flauschel das Lager betraten, war es dunkel. Die Lageristen saßen noch beim Kaffee. Vor dem Tor stapelten sich bereits Paletten mit angelieferter Ware. Bernie schnarchte auf dem schwarzen Sitz des Staplers. Bunte Fransen flatterten im Atemwind.
»Bernie«, zischte Flauschel. Das Schnarchen ging weiter. »Bernie!« Azurro sprang auf die Stufe und zog an Bernies Fransen.
»Was, wer zum …, Horst?«
»Nee, Flauschel und Azurro.« Das Lederkissen hielt ihm einige Silica-Gel-Tütchen hin.
»O Mann, das darf nicht wahr sein. Haut ab!«, grummelte Bernie und legte sich wieder flach.

Erst wenige Kunden befanden sich im Laden. Unter der Woche vormittags war es vergleichsweise ruhig und die Mottokissen hatten freie Sicht auf das Unheil, das sich vor der Tür anbahnte. Wie eine Welle lief das Geknister und Geknautsche durch den Laden, bis auch das letzte Kissen in der dunkelsten Ecke im untersten Regalfach Bescheid wusste.
Sobald die Dame mit den Hunden durch die Piepsschranke ging, brach das Chaos los. Kissen kamen aus den Regalen herangeflogen, eines fegte der Dame in Weiß ihren eleganten Hut vom Kopf und ihre schwarze Perücke gleich mit dazu.
Mit einem wütenden Schrei schnappte sie den gelben Drilling aus der Luft. Gerade als sie ihren Zigarillo in der Mittelfalte ausdrücken wollte, sprang Flocke auf den Hebel des Desinfektionsmittelspenders. Der Strahl traf auf die Glut und führte zu einer Stichflamme, die ihre Augenbrauen und Wimpern versengte. Die Wangen leuchteten krebsrot und die verzerrte Fratze wurde gesäumt von schwarzen Rußflecken.
Mit einem Schrei ließ sie die Hunde frei, die sich auf die Kissen stürzen wollten. Doch immer dann, wenn ein Chihuahua zubeißen wollte, kam von der Seite ein anderes Kissen geflogen, sodass die Hunde nicht wussten, welches Kissen sie zuerst beißen sollten.
Leichte Badteppiche und schnelle Bettvorleger robbten in Wellen über den Fußboden und schafften Kissen nach ihrem Einsatz aus dem Gefahrenbereich. Das führte dazu, dass die Frau keinen einzigen sicheren Schritt gehen konnte, weil sich der Boden unter ihr zu bewegen schien. Unbeholfen staksten ihre hohen Stöckelschuhe auf der Stelle. Als sie ein weiteres Mal beinahe hingefallen wäre, zog sie die Schuhe aus und begann, mit den Absätzen auf die Kissen einzudreschen, die sie von der Theke aus mit »Freebreeze Raumaroma« ansprühten. Natürlich schlug sie fast jedes Mal daneben und perforierte die Ablage mit pfenniggroßen Löchern.
Orange hatte die Unterseite des Lochers abgezogen und eine Konfettiwolke in Richtung der Furie gewedelt, die sich auf dem kahlrasierten nassen Schädel niederließ. Mit den bunten Papierschnippseln auf ihrem Kopf schaute sie aus, als trüge sie eine altmodische Badehaube.
Der Anblick wiederum brachte die Kassiererin dazu, aus ihrer Schockstarre zu erwachen und nach dem Hörer zu greifen.
»Eintausend, ich wiederhole Eintausend!«, bellte sie in den Hörer. »Und Achtundachtzig und Dreihundert und Lucky Luke und Pippi Langstrumpf und überhaupt, ich brauche verdammt nochmal Hilfe!«, schallte die Durchsage bis in das letzte Mauseloch.
Aus allen Winkeln des Möbelhauses strömten Mitarbeiter zur Zentralkasse. Sogar aus der Büroetage, der Gartenmöbelabteilung und dem Restaurant liefen Menschen herbei. Sie begannen damit, die Kissen einzeln einzusammeln und in zwei Gitterboxen zu stopfen.

»Bernie, wir brauchen dich«, sagte Flauschel.
»Was …, nee, nicht schon wieder die Nervensägen.«
»Der halbe Laden versinkt unseretwegen im Chaos und in wenigen Minuten werden sie uns holen.«
»Na und? Nicht meine Baustelle.«
»Du hast Orange den Floh von der Kissenburg in den Bezug gesetzt«, meinte Azurro.
»Ist kein Floh, Glatzkopp.«
»Na schön, dann raus damit, was weißt du über den fliegenden Teppich?«
»Wird das jetzt 'n Quiz?«, maulte Bernie und setzte sich auf. »Und warum sollte ich dir überhaupt was sagen?«
Azurro wollte gerade sauer werden, doch Flauschel ging dazwischen: »Weil wir dich mitnehmen – wenn das stimmt, was du sagst.«
Bernie lachte ein krächzendes Lachen, dem man Jahrzehnte rußiger Luft anhörte.
»Ihr. Mich. Mitnehmen? Der ist gut.«
Azurro drehte sich zu Flauschel und schüttelte mit den Zipfeln ein ›Nein!‹.
Das Fellkissen stemmte die Zipfel in den Rand ihrer Hülle und sagte: »Wenn er mitkommen will, ist er dabei! Und andere Kissen auch. Entweder es zählt jedes einzelne Kissen, oder es zählt keines!«
»Also ich zähle auf jeden Fall.« Bernie gluckste.
»Schon klar.« Azurro verdrehte den Reißverschluss. »Und was genau weißt du nun über den fliegenden Teppich?«
Bernie überlegte so angestrengt, dass seine Maschen enger wurden.
»Ja, der fliegende Teppich, den gibt es wirklich.«
Aus dem Verkauf drang Lärm zu ihnen. Eine hektische Durchsage schrillte aus den Lautsprechern. Die Lageristen stellten ihre Kaffeebecher ab und liefen zur Lamellentür.
»Wo? Raus damit, uns läuft die Zeit davon«, schrie Azurro.
»He, nicht so aggro, Alter. Wenn's soweit ist, wird er sich zeigen.« Bernie grinste. »Aber du hast Glück, denn genau jetzt ist es soweit.«

Lange Zinken schossen durch den Lamellenvorhang, der Lager und Teppichabteilung trennte. Am Steuer des Gabelstaplers saß ein zerfranstes Häkelkissen mit einem großen, pinken Peace auf dem Bauch.
»Das wollte ich schon lange mal wieder«, rief es und fuhr Richtung Teppichabteilung.
Neben ihm saßen Azurro und Flauschel und krallten sich an ihm fest.
»Achtung, Leute, jetzt gibt’s einen Rumms!« Bernie fuhr in einen Teppichstapel und hob ein paar Teppiche auf die Zinken. »Voila, ... fliegende Teppiche!«
»Vollkommen durchgeknallt«, ächzte Azurro, »aber gut.«
Bernie setzte zurück und nahm mit Vollgas den Eingang aufs Korn. Flauschel und Azurro schrien abwechselnd »Links!« und »Rechts!« In Schlangenlinien fuhr der Stapler durch Regale, Bänke, Plastikblumen und Mülleimer. »Müsst euch mal entscheiden, Kinder«, brummelte Bernie und kurbelte am Lenkrad.
Die Dame an der Zentralkasse grabschte nach dem Hörer und bellte hinein:
»Leute, lasst alles stehen und liegen. Rette sich wer kann!«
Die Menschen strömten schreiend nach draußen, nur die zerzauste Frau mit merkwürdiger Badehaube und ehemals weißen Kleidern, die ihr nass am Leib klebten, torkelte auf den Stapler zu.
»Du!«, drohte sie und zeigte mit dem Finger auf Azurro, »das warst alles du.« Nur noch wenige Schritte trennten sie von den Teppichen auf den Zinken. Jetzt hoppelte auch das fürchterlich kläffende Rudel der Chihuahuas um die Ecke.
»Drück mal den Knopf da, Flauschel.« Bernie zeigte mit einem Zipfel zur Seite.
Ein ohrenbetäubendes Hupen ertönte, das die Furie auf den Hosenboden beförderte und die Hunde winselnd davonlaufen ließ. Bernie ließ die Zinken zur Seite schnellen und begrub die Furie unter den Teppichen. »So! Ruhe ist«, meinte er trocken.
Auf die leeren Zinken lud er vorsichtig die Gitterkörbe mit den gestopften Kissen und preschte los. Schnell fuhren sie an der Zentralkasse und der erstarrten Kassiererin vorbei, nieteten die nervige Piepsschranke um und steuerten durch die offenen Schiebetüren.
Vor dem Haupteingang stand das rote Cabrio quer. Der Motor des Staplers heulte auf, bevor er mit einem Zinken gegen den Kotflügel semmelte. Das Cabrio drehte sich um die eigene Achse und machte den Weg frei.
»Der Schaffner der Verkehrsbetriebe entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten, hehe«, sagte Bernie.
Er fuhr den Stapler mit den zwei Gitterboxen voller Kissen tief ins Gewerbegebiet. Vor einer verlassenen Halle hielt er an und setzt die Boxen auf den Boden.
In der Ferne waren Sirenen zu hören.
»Alle aussteigen, Endstation. Ich denke, jetzt ist die richtige Zeit und der richtige Ort.«

Bernie hüpfte vom Stapler und begann, sich im Kreis zu drehen. Schneller und schneller, bis die Pirouette durchsichtig wurde. Es gab einen Knall und eine Handbreit über dem Boden schwebte ein Teppich. Indigoblau und karmesinrot glänzte seine Seide.
»Bernie, Bernie, voll der krasse Scheiß«, pfiff Thermi.
»Wenn mir das gestern jemand erzählt hätte …«, sagte Orange.
»Das ist bestimmt besser als der Massagesessel aus dem Ersten«, träumte Flocke.
»Bitte Platz zu nehmen, die Herrschaften«, sagte der Teppich.
Azurro und Flauschel fassten sich an den Zipfeln und hüpften gemeinsam auf die schwebende Matte. Die Fellkissen folgten, das Dreierpack, sowie Thermi, Flocke und alle anderen Kissen.
»Auf zur Kissenburg, Bernie«, rief Flauschel und lachte.
Bernie sauste los und flog ein letztes Mal über den Parkplatz des Möbelhauses.
Polizei, Notarzt und Feuerwehr standen im Halbkreis vor dem Eingang. Die ehemals feine Dame lehnte an ihrem Cabrio, das einmal chic gewesen war, und telefonierte. Die schwarze Perücke hatte sie gefunden und in der Hast falsch herum aufgesetzt, so dass sie kaum etwas sah. Als der Teppich vorbeiflog, teilte sie die Haare und schrie: »Ihr seid alles Luschen!« Flauschel streckte ihr eine steile Mittelsträhne entgegen.
»Mag sein«, rief Azurro lachend zurück, »aber was du nicht raffst: Wir halten zusammen, denn jedes Kissen zählt.«

 

Hey @linktofink ,

da schau an, Du hast die Kissenburg als Thema und als Motto umgesetzt und ein Kissenmärchen geschrieben :). Nice. Und klar, funktioniert. Ich bin von meinem Rechner in einem Möbelgeschäft gelandet und flüchte mit Kissen vor den gruseligen Zeitgenossen. Auf einem fliegenden Teppich! Ich wollt schon immer mal auf so einem mitreisen.
Idee gefällt mir ganz gut, Umsetzung ... ja, schwierig, weil ich weiß, dass dir das ausufernde sehr gefällt, Du damit auch viele Leser erreichst und bei Flämmchen und Branko hat das auch für mich gut funktioniert, hier allerdings habe ich so zeitweilig gedacht, ja, ist ja gut, wann gehts denn endlich weiter. Schätze, wenn es mein Text wäre, er wäre gut 1/3 kürzer. Ist er aber nicht, dass steht hier gar nicht zur Diskussion :D.
Aber über den Anfang solltest Du wirklich nachdenken. Schätze, Du hast diesen Teil gebraucht, um dich als Autor selbst in das Setting einzuschreiben, ich beobachte das zumindest von mir, aber ehrlich, der Leser braucht das nicht, ich jedenfalls. Irgendwie startet das Ding ja erst, als die Kissen zum Eingang marschieren und das Mottokissen von der Ekellady erzählt.

»Habt ihr Flokati gesehen?«, sagte Azurro. Mit einem Zipfel deutete das azurblaue Lederkissen zum Gang. Es streckte seine perforierte Rückseite heraus und wackelte damit wie mit einem Entenbürzel. Dazu sprach es mit säuselnder Stimme: »Hach, Leute, ich bin wieder so extreeem elektrisch heute.«
...
»Hallo, Azurro«, hauchte Flokati, »danke für das Empfangskomitee.«
Ihr Fell strahlte weiß in der Nachtbeleuchtung, nur der große Reißverschluss stach rot hervor.
Ich habe beim ersten Lesen gar nicht geschnallt, dass er da Miss Flokati imitiert.

»Habt ihr Flokati gesehen?«, sagte Azurro und säuselte hinterher: »Hach, Leute, ich bin wieder so extreeem elektrisch heute.«
...
»Hallo, Azurro«, hauchte Flokati, »Heute hatte ich wieder einen extrem elektrischen Tag.«

So wäre mir das nicht abhanden gekommen ;).

Aus dem Azur wurde ein Violett, ein sehr sprachloses Violett und ein sehr unglückliches und pralles Violett mit Schnappatmung.
Schön :)

Ja, die anschließende Sauftour brauch ich nicht. Fand das auch schwierig auf die Reihe zu bekommen, warum Kissen trinken müssen. (Schon klar, die machen ne Sauftour - aber, tja, spannend war es nicht.) Insofern habe ich das zwar gekauft, weil Märchen, aber mehr so, soll so sein, als muss so sein. Und ich hatte auch nicht das Gefühl, in diesem Teil geht was. Im Gegenteil, hier tritt der Text nur auf der Stelle und bewegt sich keinen Zentimeter. Die können doch aus Langerweile zum Eingang marschieren, um sich bisschen Klatsch und Tratsch abzuholen, weil da erst kommt ja der Konflikt ins Spiel.

»Klar, bisschen blöd passt zu euch, ihr mögt ja auch Schlager in Endlosschleife«, sagte Blas-noch-ein-bisschen so leise, dass er dachte, es würde niemand verstehen. Nicht leise genug, denn Grün rempelte ihn an und schaute für eine Sekunde grimmig. Dann kümmerte er sich wieder um seine Mittelfalte.
Das ist auch so dreimal im Kreis gedreht ...
»Klar, bisschen blöd passt zu euch, ihr mögt ja auch Schlager in Endlosschleife«, flüsterte Blas-noch-ein-bisschen und dachte, es würde niemand verstehen. Aber Grün rempelte ihn an und schaute grimmig. Dann kümmerte er sich wieder um seine Mittelfalte.
Lass doch ruhig stehen, dass das Kissen grimmig ist. Eine Sekunde wütend und in der nächsten vergessen und sich den Eitelkeiten widmen, wirkt auf mich wenig überzeugend.

Da die Mottokissen nahe der Hauptkasse lagen, wussten sie am besten um die allerneusten Neuigkeiten, wie sie stets betonten. In Wirklichkeit was/war das meiste Klatsch und Tratsch.
Auch so ein dreh mich im Kreis Satz.
Nahe der Hauptkasse wussten die Mottokissen immer die allerneusten Neuigkeiten.
Schon klar, dass es sich dabei um Klatsch und Tratsch handelt. Diese langen Sätze mit kleinem Infogehalt, das stockt so vor sich her. Das ist so Zeitlupe und liest sich auch sehr verkompliziert. So richtig ins fließen komme ich nicht, weil ich erst mal die Info raussammeln muss.

Azurro wusste natürlich, warum Mottokissen sich zierten. Sie zierten sich mit voller Absicht, weil sie immer hören wollen, wie toll ihr Mottospruch ist, bevor sie etwas verrieten, was in den meisten Fällen keine Sau und erst recht kein Kissen interessierte.
Wenn sich Azzurro nicht dafür interessieren würde, würde er sich auch nicht einschleimen.

»Och, sie wollte nur sämtliche Fellkissen kaufen, weil sie so viele Hunde zuhause hat und die stehen auf Fellkissen, weil sie die so gerne zerpflücken.«
»Och, sie wollte sämtliche Fellkissen kaufen, für ihre viele Hunde zum zerpflücken.«

Ich sollte an der Stelle aufhören, glaub, Du ahnst, was ich meine. Und ich glaube wirklich, dass dem Text ein bisschen Tempo nicht schadet, denn er ist ja wild und voller Action. Die Sprache dagegen tritt die ganze Zeit auf die Bremse.

Da sind viele schöne Ideen und eine Menge Witz drin. Aber so richtig wollte sich das Schmunzeln nicht einstellen, da Du ganz oft - auch hinter der Pointe noch irgendwas dranhänst, was die dann eigentlich gleich wieder kaputt macht. Einfach mal im Raum stehenlassen - täte den humorigen Einschüben wirklich gut.

Der alte Mann - Deus ex machina - kann man machen, muss man aber nicht. Du hast Dich dafür entschieden, aber wenn der so ein Fabelwesen ist, fände ich schon gut, wenn der in der Not auftaucht und nicht vorher so lang und breit eingeführt wird. Der sucht halt in dem Moment nach dem Teppich, als das Chaos auf sein Ende zugeht. In diesem Absatz und nicht schon drei vorher.

So, jetzt habe ich ne Menge Kritik mitgebracht. Aber! ich mag wirklich die Idee, da sind so viele nette, witzige Details drin, die leider oft in den Kissen (Worten) versinken. Ich weiß, wir haben hier unterschiedliche Schreibweisen, Vorlieben, Stil - aber es ist soooo schade drum. Wirklich! Ich mag das nämlich sehr gern und ich werde nie wieder ein Möbelhaus betreten können ohne in der Kissenabteilung an deine Geschichte denken zu müssen :herz:

Aber klar, vielleicht empfinden die anderen das ja nicht so und lassen sich tief in deine Kissen sinken, um mit ihnen ins Kissenparadies zu fliehen. Who knows ... und dann soll alles so bleiben, wie es ist :D

Beste Grüße, Fliege

 

Hallo @linktofink ,

die Geschichte finde ich großartig. Ich habe sehr gelacht über Deine Kissen-Charaktere. Und die Eskalation mit 880er, 500er und dem vollen Programm war sehr unterhaltsam.

Allerdings stimme ich @Fliege zu, dass dem Text ein wenig Straffung gut tun würde. 5300 ist eher zu viel.

Allerdings ist es nicht einfach. Ich würde zum Beispiel den zitierten Mittelscheitel nach dem Streit eher behalten, weil es den leichtfertigen Charakter der Drillinge unterstreicht.

Aber ja, eher noch ein bisschen kürzen.

Direkte Textkritik bekomme ich hier am Smartphone nicht so richtig hin. Deshalb bleibe ich erstmal allgemein.


AAuf jeden Fall gerne gelesen und kommentiert.

Gruß, Gerald

 

Gude @linktofink,
das ist mal eine Idee! Ich habe ja gehofft, dass es jemand wörtlich mit dem Thema nimmt, aber so weit hätte ich nicht gedacht. Die Bilder funktionieren für mich sehr schön, da kann ich teilweise schon eine Disney-Verfilmung vor mir sehen. Sprachliche Kniffe sind natürlich bei dir auch dabei. Besonders gefallen haben mir unter anderem:

fiel es ihm wie Federn aus der Füllung.
oder
In deiner Füllung ist wohl ne Handvoll Turteltaube.

Auch gefallen hat mir:
brach ›Frau Holle‹ los, wie Azurro es nannte.
Aber bei dem zugehörigen Absatz und generell würde ich mich Fliege und Gerald anschließen: Der Text war mir etwas zu lang. Ich würde mich z.B. dem Vorschlag anschließen, den Absatz mit dem ersten Auftritt von Kaschmir zu bedenken. Damit wird eine Vorausahnung geliefert, die vielleicht helfen kann, den Deus ex Machina-Effekt abzufedern, den sein Auftreten hat. Aber insgesamt ist mir der Absatz zu lang und ausführlich. Im Prinzip könnte man hier stoppen:
"»Guten Morgen, der Herr. Ich bin auf der Suche nach einem Orientteppich einer ganz bestimmten Machart."

Neben der Textlänge ist mir auch der Begriff "volles Programm" aufgefallen. Er kommt meinem Eindruck nach ziemlich häufig vor, dann gibt's noch "Frau Holle" und das "Schwarmkissen"-Manöver. Diese betonten Benennungen kommen mir etwas vor, als solle ich jetzt meine Vokabel-Kärtchen zücken und mitschreiben. ;) Ist jetzt erst einmal nur mein Eindruck, das kann auch reine Vorlieben-Frage sein.

Wenig hilfreiches Global-Feedback: Ich finde den gemeinsamen Liebesschwur der Kissen vor dem Teppich-Regal etwas ungelenk (was auch ein Satz ist, den ich niemals zu schreiben gedacht hätte). Ihre gemeinsame Reise dauert für mich als Leser etwa 20 Zeilen und einen halben Absatz und dann sitzt das. Das ist jetzt in klassischen Märchen selten anders, hier hat die Prinzessin zumindest einen Namen. Vielleicht erwarte ich da auch etwas von der Textgattung, was sie nicht liefern muss. Aber ich würde mir tendenziell wünschen, dass Flokati vor diesem Moment mehr mit Azzuro macht, z.B. an der Planung des "Vollen Programms" teilnimmt. Womit ich gleichzeitig weniger und mehr Text haben will. Hach, ist schön nur zu kommentieren :lol:
Aber um vielleicht etwas hilfreicher zu werden: Ich könnte mir vorstellen an dieser Stelle ...
"Mit einem Schrei ließ sie die Hunde frei, die sich auf die Kissen stürzen wollten. Doch gerade wenn ein Chihuahua zubeißen wollte, kam von der Seite ein anderes Kissen geflogen, so dass die Hunde nicht wussten, welches Kissen sie zuerst beißen sollten. Schwarmkissen nannte Azurro diese Taktik und sie funktionierte zumindest für den Moment tadellos."
... statt von anonymen Kissen zu erzählen dasselbe Ereignis mit Flokati und Azzuro zu zeigen (als Protagonist wäre er wahrscheinlich Retter; aber gerne auch umgekehrt, falls man anzeigen möchte, dass sie auch bereit ist, sich für ihn in die Reißzähne zu werfen). Damit könnte man das eventuell zusammenbringen. Aber das sind natürlich nur Vorschläge, die du auch wie Daunenfedern im Wind davonfliegen lassen kannst :shy:

Abschließend kann ich noch sagen, dass ich mich kurz gewundert habe, dass sich anscheinend kaum jemand darüber wundert, dass die Inneneinrichtung lebt ...? Vielleicht habe ich das heute auch einfach überlesen oder es ist halt für das Märchen normal. Aber falls es bekannt ist, frage ich mich wiederum, warum sie die Kissen für solche Zwecke wie "Hunde-Kampftraining" verkaufen würden. Oder würden sie das gar nicht? Ist das Kartenlesegerät gar nicht kaputt? Ist die Kassiererin die geheime Heldin, die ihren entfernten Onkel Kaschmir angerufen hat (der eigentlich gar nicht ihr Onkel ist), um die Kissen zu retten? Fragen über Fragen, aber ich schwafel ab. :Pfeif:

Ich würde auf jeden Fall gerne eine Adaption davon sehen. Entweder für die Kleinen als Bilderbuch oder für alle Altersklassen verfilmt, wobei bei Ersterem vielleicht noch mal jemand auf Blasi und seine Kommentare schauen sollte ;). So wie es jetzt ist, aber natürlich auch erst einmal fein und eine tolle Idee zur Challenge :D

Liebe Grüße
Vulkangestein

 

Lieber @linktofink ,

da hast du ja die Wucht in Tüten, ähm in Kissen hingelegt. Ein märchenhafter Text, in den du all deine Phantasie gesteckt hast und während ich so las, hatte ich an einigen Stellen regelrecht den Eindruck, wie du dabei gelächelt hast. Da stecken, aber das ist ja schon eine Art Markenzeichen bei dir, so viele einzelne Punkte drin, die alles so bunt und facettenreich machen, dass ich am Ende schier von Kissen erschlagen war.
Das ist auch ein wenig meine Kritik, dass ich finde, es ist ein wenig zu viel von allem und wobei es schwierig ist, dir Löschvorschläge zu machen, denn du hast alles sehr gut ineinander verwoben, da gibt es keine Brüche oder Unebenheiten, an denen man ansetzen könnte.
Ich gehöre ja der Fraktion der Autoren und vor allen Dingen Leser an, die sich gerne die Frage stellen, welche Lesergruppe sich der Autor vorgestellt hat.
Ein Märchen, alles reine Phantasie spricht ja zunächst erstmal Kinder an, aber natürlich auch Erwachsene. Wäre ich Kind wäre es mir zu verwirrend, denn es passiert viel zu viel oder aber es wäre so ein bebildertes Buch, das mir meine Eltern tausend Mal vorlesen müssten und ich würde immer noch etwas Neues finden. Das spricht für deinen Text, gar keine Frage, aber ich schrieb eben BUCH. Für eine Geschichte ist es zu wuchtig und es geht mir so wie wenn man zuviel leckeres Eis im Sommer isst, der Bauch tut danach ein wenig weh.
Wäre dagegen dies eine Geschichte, mit denen du Erwachsene erfreuen möchtest, wäre mir an einigen Stellen viel zu viel Kitschiges drin. Zuviel Süsslichkeiten.
Ich fürchte, es läuft so oder so auf eine Kürzung hinaus.

Das war so jetzt ganz allgemein meine Kritik und en detail:

. Es streckte seine perforierte Rückseite heraus und wackelte damit wie mit einem Entenbürzel. Dazu sprach es mit säuselnder Stimme: »Hach, Leute, ich bin wieder so extreeem elektrisch heute.«
Das ist ja gleich der Anfang deiner Geschichte und ich musste sie zweimal lesen, um da reinzukommen, denn mir war nicht ganz klar, was zum einen das mit der Perforation sollte und der Rückseite und so. Erst beim nochmaligen Lesen wurde mir klar, dass hier ein Kissen das andere nachäfft. Würde ich vielleicht eher an anderer Stelle unterbringen, denn spritzig ist es ja schon.
Das Airflocks Supralight h
Hier hat sich mir nicht erschlossen, wieso du das in Schrägbuchstaben schreibst. Es ist ja ein Kissen unter einigen in deiner Truppe und wieso sollte hier das immer so optisch herausgestellt werden. Bei dieser Gelegenheit muss ich auch noch gestehen, dass dann dieses Kissen Flocki mit Kosenamen genannt wird, hat mich an einigen Stellen der Geschichte kurz stocken lassen, weil ich Flocki eigentlich für den Kosenamen von Flokati besser finde. Ich musste mir das jedes Mal auseinander sortieren. Wie wärs, wenn du dieses Kissen Airfloh nennst oder Flairy? Aber vielleicht bin ich ja nur so blond und hatte damit leichte Probleme. Weißt ja, sind eh nur alles Vorschläge von mir, keine Forderungen.
Die Drillinge in gelb, orange und grün hatten sich eine scharfe Handkanten-Mittelfalte frisiert.
Herrlich das mit der Handkante.
Wenn du diese Geschichte für Kinder gedacht hast, denn der Hinweis auf diese Art der "Frisur" taucht ja innerhalb der Geschichte immer mal wieder auf, dann ist es richtig, es zu wiederholen. Aber, wenn du mehr Erwachsene im Blick hast, wäre der Gag mit diesem einen Mal verbraucht und müsste nicht nochmals aufgewärmt werden.

Das Airflocks Supralight knispelte dazu Beifall mit seiner Füllung aus luftigen Kügelchen.
Knispelte...sehr schöner Ausdruck. Ich mag es, wenn solche Phantasiesprengsel auftauchen, man kann dann in deinem Text auf Schatzsuche gehen.
ihr Mittelfalten-Dreierpack«
Das ist, wenn auch ein weiterer Hinweis auf die Mittelfalte hier noch ein sehr gelungener Gag, schön frech und systemgerecht.

einige Silica-Gel-Tüten
Tolle Idee. Das imponiert mir sehr, weil dieses Trockenzeugs natürlich genau das ist, was die Kissen gebrauchen können, für die ja Feuchtigkeit der Gau wären.

Inhalt auf Ex hinter die Reißverschlüsse.
Noch so ein witziger Satz. Gefällt mir dein Ideenreichtum.
»Unter der ganzen Wolle ist die bestimmt flach wie ein billiges Stuhlkissen«, maulte Orange, »aber riskiert hier eine dicke Borte wie eine … eine … Hollywood-Diva.«
Schön frech und passend, flach wie ein Stuhlkissen und eine dicke Borte riskieren. Weiter so.
»Flocki, ich brauch noch eins.« Das Airflocks Supralight kramte durch Zettel und Stifte, Bons und Haftklammern. »Sorry, Boss, hier oben ist keins mehr.«
Hier dachte ich, huch, wer denn nun, aber das hab ich ja oben schon beschrieben, welche leichten Verständnisprobleme ich hatte. Und wer ist denn jetzt hier der Boss? Und ist das überhaupt wichtig, hab ich mich gefragt.

In Wirklichkeit was das meiste Klatsch und Tratsch.
war
Azurro wusste natürlich, warum Mottokissen sich zierten. Sie zierten sich mit voller Absicht, weil sie immer hören wollen, wie toll ihr Mottospruch ist, bevor sie etwas verrieten, was in den meisten Fällen keine Sau und erst recht kein Kissen interessierte. Also tat Azurro ihm den Gefallen.
»Dein Spruch, Lieblingsmensch und das Herz daneben, du, das ist wirklich richtig große Klasse!«
»Oh, danke sehr!«, sagte das Mottokissen. Auf seiner Hülle lag ein rosa Schimmer, das Herz über dem ›gsm‹ leuchtete kräftig. »Gerade ist mir doch was eingefallen – ich war wohl nicht wach genug.«
Also hier wäre so eine Passage, die du streichen könntest, ohne dass wesentliche Handlungsteile fehlen. Da fällt mir ein, dass du diese ganzen Kissen mit den Fotos von Tieren, Blumen etc darauf gar nicht auf deinem Schirm hattest. Aber auf der anderen Seite soll es ja keine Kissenschlacht für den Leser werden, der am Ende gar nicht mehr weiß, welches Kissen nun was gemacht hat. Vermutlich hast du dich da eh schon arg begrenzen müssen.
Azurro war von allen Kissen am längsten da, weil das Ledersofa, zu dem er gehörte, schon vor Jahren verkauft worden war – ohne ihn, er war zu teuer.
Tolle Erklärung. Gefällt mir sehr gut.
Grün nickte und schüttelte die Zipfel, was in etwa hieß: ›Erzähl mal, ach nee, lass mal stecken.‹
Würde ich streichen, weil hier nochmals eine besondere Verhaltensweise auftaucht, die aber später nicht mehr wichtig wird. Oder soll ich mir an dieser Stelle jetzt merken, dass Zipfel schütteln bedeutet "ach nee, lass mal stecken?" Es ist wirklich phantasievoll, aber noch eine Facette, die zur Übersättigung führt, wenn du verstehst, wie ich es meine.

Niemand wusste, woher das Gerücht kam, das in Kissen jeglicher Machart diese Hoffnung nährte, die bislang für sie alle trügerisch geblieben war.
Streichen würde ich vorschlagen. Auch so wissen die Leser, dass diese Kissen sich nach Freiheit sehnen, also eher nach Frieden als nach Freiheit.
Flokati schlug übertrieben die Zipfel vor den Reißverschluss, die Fellkissen lachten laut auf, was eine Menge Staub freisetzte.
Gelungen, eine erotische Szene mit ausschließlich Kissen. Also das soll dir mal jemand nachmachen. Chapeau, lieber linktofink!
»Halt mal einen Moment deinen Rand und hör mir zu.
Passt kissenmäßig gut diese Bemerkung.
Flokati wurde still. Azurro wusste, bei manchen Kissen war das ein Anzeichen dafür, dass es wirklich ernst wurde. Insbesondere bei jenen, die sonst keck und laut waren. Und insgeheim würde er vieles dafür geben, Flokati möglichst oft laut und keck zu erleben.
Das ist jetzt tell und ich würde diesen ganzen Absatz streichen. Der Leser weiß, worum sie alle bangen.
und dann folgt das volle Programm
hm...erst war ich der Ansicht, dass das weg kann...
Das volle Programm hatte es erst einmal vorher gegeben, mit der Folge, dass der Laden in heillosem Durcheinander versank und niemand sagen konnte wie das angefangen hatte – niemand außer den Kissen natürlich. Und in der Folge wurde gründlich renoviert.
Soweit war das klar und doch war es nur eine Maßnahme, das Schreckliche und Unvermeidbare hinauszuzögern, wie alle wussten. Denn verkauft wurden sie früher oder später dennoch. Und die Dame mit den Hunden würde auch ein drittes Mal kommen.
Wie wäre es, wenn du diese Passage streichst und einfach, wenn das volle Programm dann gestartet wird, liest man ja, was es alles bedeutet und bis zum Start dieses Durcheinander, das sie anrichten, könnte es mal hie und da so Andeutungen geben.
Die Nachricht vom vollen Programm breitete sich dank der Mottokissen wie ein Lauffeuer im ganzen Laden aus. Fieberhafte Vorbereitungen begannen.
Wieso eigentlich dank der Mottokissen? Ich dachte, die hätten nur die Kassenaufsicht sozusagen. Mir kommt es an dieser Stelle nicht so logisch vor, dass ausgerechnet sie für die Verbreitung gut sind.
Der erste Kunde in der Teppichabteilung war ein alter Mann.
Die Szene, in der welcher der alte Mann selbst nach dem fliegenden Teppich sucht, ist eigentlich nicht so zielführend und könnte gestrichen werden. Es ist ja so, dass seine eigentlichen Fähigkeiten darin bestehen, dass er der Vermittler ist. Erst wenn zwei Kissen zusammenfinden in Liebe und er die Regieanweisungen gibt, funktioniert es. Das weiß er. Wozu sollte er also auf eigene Faust suchen? Ich würde lieber seinen Auftritt bei den Kissen, da wo es zum Verständnis erforderlich ist, etwas ausweiten.
Es folgte ein Paar schwarz glänzender Pumps mit Stilettoabsätzen, die mit jeder Bewegung drohten, einen der kleinen Hunde aufzuspießen.
Boah, du schreckst aber auch vor nichts zurück. Diese Szene stelle ich mir grad bildlich vor und schüttele mich.
Die Dame, die den Wagen gelenkt hatte, warf die Tür zu, setzte eine dunkle Brille auf und zündete einen Zigarillo an.
Ich bin nicht so glücklich mit deiner Figur. Sie ist ja eigentlich für das Vorankommen der Geschichte nur wichtig, als Hundebesitzerin, die ihre Hunde auf das Kissenzerbeißen getrimmt hat. Was willst du mit dieser völlig überzeichneten, fast schon verzerrt überzeichneten Figur erreichen? Eigentlich empfinde ich ihre Wuchtigkeit innerhalb der Geschichte als zu übertrieben und sie sprengt ein wenig die Stimmung unter den Kissen.
Verstehst du was ich meine? Sie bekommt zu viel Raum. Und zwar nicht in Bezug auf ihren Auftritt direkt mit den Kissen, sondern vorher schon.
. Im Wind schlug die breite Hutkrempe Wellen wie der Flossensaum eines Sepia.
Was für ein phantasievoller Satz. Herrlich.
Kissen kamen aus den Regalen herangeflogen, eines fegte der Dame in Weiß ihren eleganten Hut vom Kopf und ihre schwarze Perücke gleich mit dazu.
Schöne Szene.
Schwarmkissen nannte Azurro diese Taktik und sie funktionierte zumindest für den Moment tadellos.
Hm...wozu in kursiv?
Leichte Badteppiche und schnelle Bettvorleger robbten in Wellen über den Fußboden und schafften Kissen nach ihrem Einsatz aus dem Gefahrenbereich.
Deine Ideen sind einfach gut. Ich kann mir das Chaos sehr gut vorstellen.
»Eintausend, ich wiederhole Eintausend!«, bellte sie in den Hörer. »Und Achtundachtzig und Dreihundert und Lucky Luke und Pippi Langstrumpf und überhaupt, wir haben hier das volle Programm …«, schallte die Durchsage bis in das letzte Mausloch.
Also die Kassiererin kennt noch das "volle Programm"? Das störte mich schon mal, weil ich dachte, das ist den Menschen überhaupt nicht klar gewesen, als es schon einmal passiert ist, dass da ein System dahinter steckt. Dann habe ich mich an der Durchsage inhaltlich gestört. Wieso Lucky Luke und Pippi Langstrumpf. Es darf doch auch mal ganz ernst eine Durchsage erfolgen, dass irgendwas nicht stimmt, was bereits mit der Zahlenansage erfolgt ist. Vielleicht noch ein "dringend" hinterher? Oder habe ich diese Szene jetzt missverstanden?
»Ich möchte euch bitten, mir bei der Suche nach einem Teppich behilflich zu sein, von dem ich glaube, dass nur ihr ihn finden könnt.«
Das würde ich anders formulieren, klarer. In etwa so: lass uns ihn gemeinsam suchen, denn nur euch wird er sich zu erkennen geben.
. Aber du hast mich nun einmal gerufen.«
Flaschengeistverschnitt. ... aber ich wüsste jetzt keinen Vorschlag zu machen, wie du es innovativer gestalten könntest.
Dann berührten sich ihre Reißverschlüsse.
Dieser Satz ist mal wieder klasse, weil er einfach auf der Metaebene funktioniert.
»Voll der krasse Scheiß«, meinte Blasi. »Hehe, das ist bestimmt besser als der Massagesessel aus dem Ersten.«
Auf was für Ideen du kommst, herrlich.
Bei dem wütenden Gekeife, das hinter ihm durch die offene Tür schallte, zuckte der Alte mit keiner Wimper. Es gab so viele schöne Dinge, mit denen er sich viel lieber beschäftigte, als sich mit derart unsäglichen Unfreundlichkeiten.
Einerseits könnte dieser Absatz entfernt werden, ohne dass die Geschichte Schaden nehmen würde, andererseits wäre mein Vorschlag, die Geschichte hier zu beenden, denn die Kissen sind ja nun gerettet.
Und hier ist dann die Frage, für wen du schreibst. Meinem Happyendbedarf hast du gedeckt, da kann jetzt nichts Überraschendes mehr kommen. Und es kommt auch nichts mehr, was nun noch der Sache eine neue Wendung gibt.
Nur so ein Vorschlag.
Als der Teppich abhob, liefen sie winkend und winselnd hinterdrein und erst als das Fluggerät durch die Tür entfleuchte, wurde ihr bewusst, was gerade geschehen war.
Das wäre dann der letzte Satz.

und juchzten mit offenen Reißverschlüssen.
Nein! Das ist jetzt wirklich anzüglich. Tut mir leid, aber bisher hast du die Reißverschlüsse als etwas Erotisches verwendet und hier sollen sie dann ganz harmlos sein? Nö. Das ist also hier nicht ganz passend, dass sie mit offenen Reißverschlüssen...du weißt schon und das meine ich nicht! ironisch.
. Durch die Höhe, das Tempo und die ungewohnt frische Luft stellte sich bei allen ein Wattigkeit ein,
eine
. »Ich fliege.« Azurro stand hinter ihr und hielt sie mit seinen Zipfeln fest.
Ups, jetzt auch noch eine Anleihe an "Titanic"...lach
Nach einer Weile rissen die Wolken auf und sie blickten auf eine Wüste. Langsam begann der Teppich zu sinken, bald flogen sie durch heiß flirrende Luft über gewaltige Dünen. Der Sand war rötlich, anders als der weiße Sand aus den Sanduhren der Mitnahmehalle oder der gelbe Spielsand in Tüten aus der Gartenabteilung. Kein Kissen hätte sich jemals vorstellen können, dass es soviel Sand auf der Welt gab. Ungezähmter Sand, der nicht in Tüten oder Gläsern steckte.
Würde ich streichen. Ersatzlos.
Kaschmir führte die Hand zu seinem Turban und malte mit den Fingern ein kompliziertes Muster darauf. In der flirrenden Hitze vor ihnen zeichnete sich eine breite dunkle Wasserfläche ab und ein sandfarbenes Bauwerk, das sich im Wasser spiegelte.
»Fata Morganien«, sagte Kaschmir, »das Land, das nicht gefunden werden will, meine Heimat.«
»Und doch hast du uns hierhergeführt«, sagte Azurro. Flokati fügte ein gerührtes »Merci« hinzu, dem sich alle Kissen hastig anschlossen.
»Hast uns gerettet …« – »Wissen nicht, wie wir danken sollen …« – » … netteste Mensch, den es gibt …«– »So selbstlos …« – »Großzügig …«
»He, Flocki, du Hightech-Produkt der Wissenschaft, willkommen im Mythos«, kalauerte Blasi.
»Zufall und Glück hat nichts mit Wissenschaft zu tun«, brummte Flocki zurück.
»Trotzdem schön, dass es Dinge gibt, die keine Wissenschaft erklären kann«, setzte Blasi nach. »Sonst wären wir nicht hier.«
»Hast ja recht«, knirschte Flocki mit seinen supraleichten Kügelchen, »Hightech ist wohl nicht alles.«
Die Drillinge gaben sich mit allen Ecken gegenseitig High Zipfel, was aufgrund der möglichen Kombinationen eine Weile dauerte.
Im Moment habe ich den Eindruck, der Autor mag sich nicht von seinen Figuren verabschieden. Deswegen dürfen sie noch ein wenig aufbleiben und weiterleben.
Ich fand diesen ganzen Absatz keineswegs schlecht formuliert, aber einfach überflüssig. Er bringt die Handlung nicht voran.
, Flocki verzog den Reißverschluss und zischte leise: »Also manchmal benimmst du dich wie ein Angebot vom Wühltisch!«
Schau, hier wird der Reißverschluss wieder als etwas eingesetzt, was Ernstes. Und vorher reißen sie sich die Reißverschlüsse auf? Also entweder... oder.
»Und bald werden wir viele kleine Kissen mit langen azurfarbenen Haaren haben«, sagte Blasi.
Puh Kitschalarm. Da kleb ich gleich am Text fest. Ist irgendwie wirklich süss und wenn es ein Kinderbuch werden soll, dann würd ich es drin lassen. Aber ansonsten haut es doch ganz kräftig auf die Kitschpauke.


Puh...ich hoffe, lieber linktofink, dass du nach meiner ganzen Kritik noch mit mir redest, denn ich habe doch so einiges zu bemängeln gehabt. Aber deine Geschichte ist schon eine super Klasse für sich, das wollte ich noch am Ende sagen. Es steckt wunderbar viel Fantasie drin und enthält immer mal wieder sprachliche Highlights. Gut gemacht.

Lieben Gruß

lakita

 

»Also manchmal benimmst du dich wie ein Angebot vom Wühltisch!«

»Wenn mir das jemand gestern erzählt hätte …«

Wenn mir einer vorgestern oder auch noch gestern erzählt hätte, dass ich mich in näherer Zukunft mit Kissen und/oder Bezügen befasste, ich hätte ihn im schlimmsten Falle für bekloppt erklärt und im harmlosesten Fall mit „wer’s glaubt, wird selig“ abgewinkt – und getz isset passiert … inmitten coronärer und somit doppelt trüber Zeiten überkommt der Drang der Reisefreiheit mehr oder weniger mit flaumigen und weichen Materialien gefüllte Beutel und Säcke, die an sich jedes harte Lager polstern und ich bin überrascht, wie viele unterschiedliche K-raktere von Kissen es gibt. Fast wie im richtigen Leben … Doch beim ausschütteln fallen nach dem ersten Fünftel einige Flusen heraus ...

»Ich brauche jetzt erstmal einen Drink«, sagte Azurro ,,,
„erst mal“, weil ein verkürztes „erst einmal“

ähnlich weiter unten

»Um noch[...]mal auf den Mythos zu sprechen zu kommen«, sagte Blasi, »es soll ja fliegende Teppiche geben …«

eine erste Flüchtigkeit

Azurro sog scharf die Luft ein, knau[t]schte zusammen und streckte sich wieder glatt. Danach war er so[...]weit hergestellt, dass er seine normale Farbe zurückgewonnen hatte.

Und ein einzelnesKOMMA azurfarbenes Lederkissen ohne passendes Sofa wollte erst recht niemand haben.
M. E. sind die Attribute gleichrangig und somit durch Komma zu trennen, ähnlich hier
Ein Rudel Chihuahuas stürzte sich auf das Fell und rupfte es mit gierigenKOMMA kleinen Bissen heraus.
(wobei der Hund für die Jackeninnentasche ja eh nur kleine Beißerchen sein eigen nennen kann).

Nur ein langerKOMMA weiße Bart ragte aus seiner Kapuze.
Die Gegenprobe mit „und“ widerspricht dem Vorschlag nicht …
und dto. hier
Über den Teppich, der fliegen konnte und der einen dorthin brachte, wo Kissen tagein[,] tagaus unbehelligt lebten.

Und die Kissen rissen sich darum, unter der nach Rosen duftenden Prinzessin liegen zu dürfen. Dieser Ort hieß die Kissenburg.
Hm, sehr seltener Fall, dass ein Ort mit dem Artikel beglückt wird ...

Das volle Programm hatte es erst einmal vorher gegeben, mit der Folge, dass der Laden in heillosem Durcheinander versank und niemand sagen konnte[,] wie das angefangen hatte – …
die vergleichende Konjunktion leitet einen vollständigen Satz ein!
dto. hier
»Ach, da machen sie sich besser keine Sorgen, ich wirke schwächer[,] als ich tatsächlich bin.

»Aber selbstverständlich, wenn diese großen, handgewebten Teppiche für Sie nicht zu schwer sind.«

Teppichverkäufer: »Werter Herr, was genau suchen ie eigentlich?«

Flocki, Blasi und das Dreierpack sicherten ihren Flanken, indem …

Azurro spürte, dass es ihm nicht gelingen würde, dem alten Mann etwas Unfreundliches zu sagen und doch hatten sie keine Zeit für so[...]was.
...
»Lass uns den Teppich finden, es bleibt nicht mehr viel Zeit.[«]
»In Ordnung, was ...

Nur noch wenige Schritte trennten sie von den Kissen. Ein gepresstes »Na warte, dafür wirst du büßen!«[,] schallte durch den Laden, das selbst die Verkäufer an der Hauptkasse die Köpfe einziehen ließ.

»Aber natürlich, mein Herr, wie könnte ich ihnen diesen Wunsch abschlagen.«

Durch die Höhe, das Tempo und die ungewohnt frische Luft stellte sich bei allen ein Wattigkeit ein, die …
Bei der erzählten Länge erst die zwote auffällige reine Flüchtigkeit – alle Achtung!

In der flirrenden Hitze vor ihnen zeichnete sich eine breite[,] dunkle Wasserfläche ab und ein sandfarbenes Bauwerk, das sich im Wasser spiegelte.

»Guten Morgen, lieber Vater.« – »Guten Morgen[,] Federchen.«
...
Kissenburg[,] ertönte ein vielstimmiges Raunen.
...
»Wenn mir das jemand gestern erzählt hätte …«[,] pfiff Blasi und kläffte ein letztes Mal.
Eine Wolke teilte sich und bildete kleine Sternchen, die kurz aufblinkten und dann für immer verpufften.

Nu muss ich mir was bruzzeln ...

gern gelesen vom

Friedel

 

ich bin ja nicht linktofink, aber ich bin mal wieder beeindruckt, wie präzise du solche Texte korrigieren kannst.

#verbeugendersmiliey


Woll'n ma' nich' übertreiben - solltestu mal meine Künste in angewandter Mathematik erleben oder besser -dulden.
Und von der Zahl kömmt ja auch die ErZÄHLung,

lieber @C. Gerald Gerdsen.

Tschüss

Friedel

 

Hallo @linktofink

ich will ehrlich sein: ich habe vor einer Woche schon in deine Geschichte reingelesen und nach anfänglichem Lesen wieder aufgegeben, was aber vor allem an meinem persönlichen Geschmack liegt. Personifizierte Kissen sind so überhaupt nicht meins. Außerdem kenne ich mich mi Kissen nicht aus, so dass ich z.B. Flokati erst googeln musste um überhaupt eine Vorstellung davon zu haben.

Jetzt habe ich etwas mehr Zeit und wage mich erneut, aber voreingenommen, an deinen Text.

Das Airflocks Supralight hob einige Zentimeter ab und trampelte mit den unteren Ecken auf den Boden.

Mich würde interessieren, ob du davon ausgehst, dass jeder bei diesen Begriffen eine konkrete Vorstellung hat oder ob du in Kauf nimmst, dass Leser Recherche betreiben müssen. Die andere Frage, die ich mir stelle: gehen mit Beschaffenheit der Kissen bestimmte Charaktereigenschaften einher, die zum Äußeren passen, oder ist das willkürlich gewählt?

Flokati kam ihm nahe, so nahe, dass ihre Haarspitzen sein Leder berührten und durch ihren Duft sein Verstand aussetzte. »Sag, möchtest du deine blaue Glatze an meinem Bauch reiben … oder doch lieber dein löcheriges Hinterteil?«

Auch hier .... Geschmackssache, aber mein Humor ist das nicht.

Die anderen Kissen hielten die Luft an und verharrten reglos. Nur das Blas-noch-ein-bisschen-Kissen rollte sich zusammen und drehte sein Ventil zu, um nicht zu pfeifen.

Sind das dann auch aufblasbare Kissen mit Ventil? Ich als Leser hinterfrage die Logik der Personifikationen und stolpere dann über diese Ausdrücke. Das Bild dieser Kissen in meinem Kopf ist sehr vage. Haben die Kissen Auegn, Münder (um die Luft anzuhalten)?

»Mottokissen …, oh nein, ich mag die nicht, die sind so schrecklich ordinär«, flüsterte das Airflocks Supralight. »Und dann noch was mit Lieblingsmensch, … zum würgen!«

Die Idee wiederum gefällt mir. Dass Mottokissen nicht den besten Ruf in der Welt der Kissen haben können, erscheint mir logisch und nachvollziehbar. Das trifft auch schon eher meinen Humor.

In Wirklichkeit was das meiste Klatsch und Tratsch.

war

»Och, sie wollte nur sämtliche Fellkissen kaufen, weil sie so viele Hunde zuhause hat und die stehen auf Fellkissen, weil sie die so gerne zerpflücken.«

Hier setzt das erste Mal so etwas wie eine Geschichte ein, alles andere wirkt auf mich wie Vorgeplänkel. Würde ich deutlich kürzen.

Jedes Kissen hatte schon etwas über den Mythos gehört. Über den Teppich, der fliegen konnte und der einen dorthin brachte, wo Kissen tagein tagaus unbehelligt lebten.

Hier ebenso. Die Idee ist gut, aber davor hab ich mich durch einen Text über Kissen gequält.

»Wie müssen uns verstecken«, sagte ein kleines Kuhfellkissen.

Wir

Außerdem bin ich an den Umgang mit Teppichen jeglicher Ausführung von Kindesbeinen auf gewöhnt.

von Kindesbeinen an

Ebenso verfuhren sie mit dem nächsten Stapel und mit dem darauf, ohne dass der Alte erkennen ließ, dass ein Teppich das bot, was er suchte.

ob ein Teppich das bot

»Werter Herr, was genau suchen sie eigentlich?«

Sie

Als die Tür aufgestoßen wurde, sprang zuerst eine Handvoll quirliger Chihuahuas heraus, die mit einem schrillen »Mes chéries!« an ihren Leinen zurückgezogen wurden.

Hier kommt der Romanist in mir zum Tragen: Chihuahuas sind auch im Französischen maskulinum, daher müsste es heißen: "Mes chéris!"

Es folgte ein Paar schwarz glänzender Pumps mit Stilettoabsätzen, die mit jeder Bewegung drohten, einen der kleinen Hunde aufzuspießen. Wie durch ein Wunder geschah das nicht, doch einer der Hunde wurde zwischen Absatz und Schuh eingeklemmt und jaulte jämmerlich. Die Dame, die den Wagen gelenkt hatte, warf die Tür zu, setzte eine dunkle Brille auf und zündete einen Zigarillo an. Dann ging sie los, der Hund kam frei und hörte auf zu jaulen. Ihr altweißer Wollhut war ausgesprochen elegant geformt und passte farblich perfekt zu Rock und Blazer. Im Wind schlug die breite Hutkrempe Wellen wie der Flossensaum eines Sepia. Über der Schulter hing eine lackschwarze Handtasche, die sie mit dem Ellenbogen festklemmte, denn beide Hände waren mit Hunden und Zigarillo beschäftigt.
Vor dem Eingang hielt sie inne und drehte sich auf dem Absatz um. Sie schaute über den Parkplatz und paffte dazu hellgraue Rauchwölkchen, die kleine Sternchen bildeten, bevor sie sich in Luft auflösten. Mit rot lackierten Fingernägeln winkte sie den Männern zu, die vor den offenen Türen und Heckklappen ihrer Autos standen und sie selbstvergessen angafften.

Die Beschreibung deiner Eigenkreation von Cruella de Vil finde ich sehr gelungen. Ein starkes Bild, das du schön detailliert ausmalst. Finde ich gut.

Kissen kamen aus den Regalen herangeflogen,

Ich kann mir das nicht so recht vorstellen. Ich bin wahrscheinlich geprägt von Toy Story, wo Spielzeuge nur in Abwesenheit von Menschen zum Leben erweckt werden können. Da es ja schon mal ein 'volles Programm' gab: nehmen die Verkäufer die Kissen auch als Lebewesen war? Wie haben die Verkäufer nach dem ersten 'vollen Programm' regaiert? Mit den Kissen geredet?

»Aber natürlich, mein Herr, wie könnte ich ihnen diesen Wunsch abschlagen.«

Ihnen

Es gab so viele schöne Dinge, mit denen er sich viel lieber beschäftigte, als sich mit derart unsäglichen Unfreundlichkeiten.

als mit

Durch die Höhe, das Tempo und die ungewohnt frische Luft stellte sich bei allen ein Wattigkeit ein,

eine Wattigkeit


So, jetzt bin ich durch. Lieber l2f, du bist ein Erzähler, das merkt man. Aber für mich ist die gesamte Geschichte zu ausschweifend und vor allem in Bezug auf die Kissen (Kissenbezug, haha) zu konstruiert. Mir mangelt es vll an Phantasie, aber ich kann mir die Kissen, die sprechen, laufen und fliegen können, nur sehr schwer vorstellen. Der wichtigste Tipp von meiner Seite wäre wohl: kürzen, kürzen, kürzen.

LG,

HL

 

Ich werde zeitnah überarbeiten und auch auf die bisherigen Kommentare antworten. Bis dahin machen weitere Kommentare nicht so richtig Sinn. Bis dahin, l2f

 

Ich bin gespannt, hatte auch schon angefangen und wurde dann rausgerissen. Freu mich auf die überarbeitete Version.

 

Hallo @linktofink,

Leichte Badteppiche und schnelle Bettvorleger robbten in Wellen über den Fußboden und schafften Kissen nach ihrem Einsatz aus dem Gefahrenbereich.
Gleich mal vorab: Das ist meine Lieblingsstelle :) "Leichte Badteppiche und schnelle Bettvorleger", grandios! Da musste ich laut auflachen. Dieser komplette Satz ist einfach großartig!
Und komme auch sofort zum Punkt: Das Chaos, die umherfliegenden Kissen, die kleinen Kläffer, die nicht wissen, in welches sie zuerst beißen sollen, bevor sie von einem anderen wieder umgehauen werden - herrlich. Diese ganze Szene hat mir großen Spaß gemacht, sehr liebevoll geschrieben, sehr lebendig, Kompliment dafür!

Mit dem Rest hadere ich ein wenig. Ich versuche das mal zu erklären:
Ohne Frage schreibst du sehr fantasievoll und mir geht es wie @Fliege - nie wieder werde ich in einem Möbelhaus an Kissen vorbeischlendern, ohne an deinen Text zu denken. Was du dir da für Gedanken gemacht hast, wie du alle Bewegungen, Gedanken und die Sprache kissengerecht gestaltest, ist toll. Das gefällt mir.

Aber es ist mir an manchen Stellen einfach zu viel. Das beginnt gleich am Anfang. Ich würde diese ganze Szene, in der sich Azzuro lustig macht, streichen. Wozu ist die gut? Gerade im Blick auf die weitere Geschichte empfinde ich den Anfang als schwerfällig. Ich würde hier starten:

In der Nachtbeleuchtung glänzte Flauschis graubraunes Fell, ihr dunkelroter Reißverschluss schimmerte hindurch.
»Hallo, Azurro«, hauchte sie
Finde ich viel direkter und stimmungsvoller. Danach erschließt sich ja aufgrund deiner einfallsreichen Beschreibungen schnell, dass wir es hier mit Kissen zu tun haben. Aber kann sein, dass nur ich das so empfinde, du bist der Chef und entscheidest :)

Dann sind es mir einfach zu viele verschiedene Namen, zu viele One-Liner, die Gespräche beenden und die die eigentliche Magie der Szene ein bisschen kaputt machen.

Zum Beispiel hier:

»Was ist? Eben warst du noch so lustig. Hat es dir die Sprache verschlagen?« Mit einem Lächeln drehte Flauschi ab und stolzierte Richtung Teppichabteilung. Ihr Duft hing noch eine Weile in der Luft und genauso lange brauchte es, bis sich Azurro und seine Begleiter wieder gefangen hatten.
»Hoffentlich wird die morgen verkauft«, maulten die Drillinge im Chor. Das Airflocks Supralight knispelte eine Art Zustimmung mit seiner Füllung aus luftigen Kügelchen. Nur das Therm-a-Rest meinte: »Das kannst du deinem schlimmsten Feind nicht wünschen, dass zukünftig ein menschlicher Hintern auf dir hockt.«
»Das ist unsere Bestimmung, dafür wurden wir gemacht, ob es dir nun passt oder nicht.« Gelb und Orange zuckten gleichgültig ihre Zipfel.
»Genau diese Ergebenheit passt zu euch, ihr Mittelfalten-Dreierpack«, murrte Therm-a-Rest und zupfte an seinem schwarzen Fixiergummi.
»Eingebildete Ziege«, sagte das Airflocks Supralight und erntete Zustimmung vom bunten Dreierpack. »Nee, Schaf«, murmelte das Therm-a-Rest.
»Unter der ganzen Wolle ist die bestimmt flach wie ein Stuhlkissen«, maulte Grün, »aber riskiert hier eine dicke Borte wie eine … eine … Diva in Nerzhülle.«
»Lass mal gut sein«, meinte Azurro, »leider hat sie ja recht.«
Das ist mir zu viel Geplänkel, das nirgendwo hinführt. Azzuro findet Flauschi nice, Flauschi ist 'n bisschen arrogant und kokettiert mit ihrer Anziehung auf Azzuro, fertig. Daraus kann man eine kleine, charmante Szene machen, das würde als Aufhänger reichen. Und man käme auch viel schneller in dieser wunderschöne Chaos-Szene rein.
An anderer Stelle, z.B. wenn es später um Berni geht, finde ich die hin- und herfliegenden Dialoge gut, hier aber ist das ein wenig leer für mein Gefühl.

Das hier würde ich auch streichen:

Azurro war von allen Kissen am längsten da, weil das Ledersofa, zu dem er gehörte, schon vor Jahren verkauft worden war – ohne ihn, er war zu teuer. Und ein einzelnes azurfarbenes Lederkissen ohne passendes Sofa wollte erst recht niemand haben. Doch seine Verkäuferin mochte ihn, das war sein Glück.
Azurro dachte an Flauschi und ihren dunkelroten Reißverschluss. Ein Rudel gieriger Chihuahuas stürzte sich auf ihr Fell und riss kleine Stücke heraus. Schnell verscheuchte er den Spuk. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt.

Ebenso das hier:
Das Airflocks Supralight tischte mit leichten Sprüngen neben Azurro her.
»Flocki, weißt du was über eine Kissenburg?«
»Azurro, ich bin ein Hightech-Kissen, ein Produkt wissenschaftlichen Fortschritts. Was bitte sollte ich über Aberglauben wissen?«
»Ja, was solltest du über Sehnsucht nach einem besseres Leben wissen?«, sagte Thermi. »Das ist nur was für Spinner und Träumer, voll Lowtech, nicht wahr?«
»Märchen kannst du abends den Jungkissen vor dem Schlafengehen erzählen«, erwiderte Flocki.

Den Absatz mit Bernie find ich super. Das bringt die Geschichte voran, das ist unterhaltsam, gefällt mir.

Den Absatz, in dem die Dame mit den Kläffern ankommt, würde ich ebenfalls radikal kürzen. Das nimmt zu viel Platz ein, dafür dass man schon längst verstanden hat: Sie ist der Feind. Auch die komplette Rauch-Szene, die bremst total aus.

Sobald die Dame mit den Hunden durch die Piepsschranke ging, brach das Chaos aus.
Ab hier volle Fahrt voraus, da bin ich voll mitgegangen und hatte echt Spaß dabei, mit den Kissen und Teppichen zusammen auszuflippen!

Die Szene mit dem Gabelstapler braucht es für mich auch nicht. Klar, das generiert noch mal mehr Action, ist mir persönlich aber schon wieder ne Schippe zu viel des Guten. Wenn die Kissen-Crew um Azzuro, Flauschi und Bernie hier einfach durch den Hintereingang abhauen würde, während vorne das Chaos tobt, wäre ich vollkommen happy gewesen.
Die Verwandlung Bernies in den fliegenden Teppich ist nice, das ist ein schöner Abschluss.

Bernie sauste los und flog ein letztes Mal über den Parkplatz des Möbelhauses.
Und genau hier würde ich auch rausgehen.

Das hier

Polizei, Notarzt und Feuerwehr standen im Halbkreis vor dem Eingang. Die ehemals feine Dame lehnte an ihrem Cabrio, das ebenfalls einmal chic gewesen war, und telefonierte. Die schwarze Perücke hatte sie gefunden und in der Hast falsch herum aufgesetzt, so dass sie kaum was sah. Als der Teppich vorbeiflog, teilte sie die Haare und schrie: »Ihr seid alles Luschen!«
»Mag sein«, rief Azurro lachend zurück, »aber was du nicht raffst: Wir halten zusammen, denn jedes Kissen zählt.«
ist für mich wieder so ein Zusatz, der die Szene überlädt und das schöne Bild der wegfliegenden Kissen entkräftet.

So, ich weiß, das liest sich alles sehr kritisch, aber ich mag deine Geschichte wirklich gern! Nur ist sie für mein Gefühl einfach überladen. Du willst immer noch ein bisschen mehr und noch ein bisschen mehr einen drauf setzen und das spüre ich und ist mir persönlich zu viel.

Dennoch ist das sehr fantasie- und liebevoll und macht gute Laune bei diesem allzeit grauen Himmel.

Liebe Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi @Fliege,
danke für den Rüffel, den habe ich gebraucht, um den Text zu überarbeiten. Drittel kürzen, ja, der Anfang, hm, Sauftour streichen, in der Mitte auch was weg und erst am Ende. Fazit: Ich habe lange nicht mehr einen Text so komplett umgeschrieben und mich selten so schwer damit getan. Abend für Abend saß ich davor und habe keinen Kopf dran gekriegt. Ich denke, das liegt zum Teil auch am Motto, das für mich eine echte Herausforderung ist, weil fernab meiner üblichen Pfade. Hab ich zumindest gedacht, gut gemachter Kitsch, Märchen, Humor, ganz was Schräges, das sind schon hoch hängende Kirschen, zu denen ich mich strecken muss ... Oder ich hab es zu wörtlich genommen.
Mit dem Einstieg bin ich immer noch nicht ganz happy, aber ich denke im Ganzen wird´s langsam. Das mit der Imitation zu Beginn habe ich noch drin, wenn auch anders, weil ich denke, ich muss die Kissen als Charaktere erst mal vorstellen, bevor die Story Fahrt aufnimmt. Noch fällt mir da nichts anderes ein, aber ich schnitze weiter. Gerade zum Anfang hast du viel geschrieben und ich bin deinen Vorschlägen weitgehend gefolgt. Auch das mit dem allzu Ausufernden, das die humorigen Ideen kaputt macht und das Tempo ausbremst, habe ich angenommen und versucht, das bei der Überarbeitung besser zu machen. Da wäre ein genaues Hinschauen und Finger drauf legen weiter hilfreich.
Auch Mr. Deus ex Machina samt Fantasiereise in die Wüste ist gekillt, dafür gibt es jetzt den Bernie, was der Geschichte gut tut. Anscheinend ist es dennoch zu viel alles, der Text noch zu voll. Da stehen noch ganze Absätze im Weg rum, doch ich muss erst mal durchschnaufen, bevor ich weiter frisiere. Wenn du Bock hast, noch weiter zu rüffeln, gerne! :D

Peace, l2f

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Hallo @C. Gerald Gerdsen,
auch dir ein Danke für deinen Kommentar. Es tut gut, zu lesen, dass du über die Charaktere gelacht hast und auch die Eskalation unterhaltsam fandst. Das ist ja auch erklärtes Ziel des Textes.
Ja, Kürzen, Straffen kam von allen Seiten als Rückmeldung und aus 5300 habe ich jetzt ca. 3500 Wörter gemacht (wobei da noch einiges im Fluss ist). Und nicht nur gekürzt, sondern auch umgeschrieben, weil zu süß, zu langatmig und zugekleistert. Was ich daraus mitnehme: die Dosierung von Humor ist wirklich verdammt schwer.
Peace, l2f

 
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Hallo @linktofink,

ich finde, die Kürzung der Geschichte war eine gute Entscheidung! Das Lesen hat Spaß gemacht, keine Szene war zu viel. Der Einstieg ist sehr bunt und fantasievoll, das passt gut. Später steigert es sich dann noch mehr.
Einige Anmerkungen habe ich noch:

Die Drillinge in Gelb, Orange und Grün
Ich dachte, die Kissen waren Gelb, Orange und Blau? Oder wurde aus dem blauen ein grünes, wie hier:
Aus dem Azur wurde ein Violett, ein sehr sprachloses Violett und ein sehr unglückliches und pralles Violett mit Schnappatmung.
Aber ohne, dass es erwähnt wird? Das finde ich etwas verwirrend.
Moderne Wollteppiche, Läufer, Spielteppiche mit Straßen, Kunstrasen, Fußmatten, Bettvorleger – und dunkelrote Orientteppiche mit feingewebten Mustern.
fein gewebten
»Halt mal einen Moment deinen Rand und hör mir zu.« Er wartete, bis es leiser wurde.
Halt deinen Rand erscheint mir in dieser Situation als etwas zu gemein ausgedrückt. Oder redet er nicht mit Flauschi, sondern mit den Fellkissen? Dann müsste es heißen: Haltet mal einem Moment den Rand
»Wer weiß, vielleicht morgen schon?«
Vorschlag: Wer weiß, vielleicht schon morgen? Würde mir besser gefallen.
Die Dame, die den Wagen gelenkt hatte, warf die Tür zu, setzte eine dunkle Brille auf und zündete einen Zigarillo an.
Ich finde, den markierten Teil kann man streichen. Oder war in der Szene eine andere Dame, die ich übersehen habe?
»Ach so, hehe, der fliegende Teppich, den meinst du. Den Gibt es wirklich.«
den fliegenden Teppich
gibt

»Leute, Hilda hier, lasst alles stehen und liegen. Rette sich[,] wer kann!«
Komma zwischen sich und wer
Bernie hüpfte vom Stapler und begann, sich im Kreis zu drehen. Schneller und schneller, bis die Pirouette durchsichtig wurde. Es gab einen Knall und eine Handbreit über dem Boden schwebte ein Teppich. Indigoblau und karmesinrot glänzte seine Seide.
Bernie hat sich also von einem Kissen in den Teppich verwandelt, den sie die ganze Zeit gesucht haben. Super Idee und schönes Ende!

Viele Grüße
Michael

 

Guude @Vulkangestein,
schön, dass dir die Idee gefällt, ich habe das wirklich sehr wörtlich genommen, damit kann nicht jeder Leser etwas anfangen. Disneyfilm, das ist hoch gegriffen, mit würde es ein paar Etagen tiefer reichen, aber man weiß nie ^^.
Die sprachlichen Kniffe, die du erwähnst, sind leider der Überarbeitung zum Opfer gefallen. Ich schau mal, ob ich die woanders unterbringe.
Ja, Kürzen und Straffen, das war breites Echo und hab ich gemacht (oder versucht). Kaschmir ist über den Jordan und auch der Teppichtwist läuft jetzt anders. Das volle Programm wird nur noch zwei Mal erwähnt, Schwarmkissen ist raus, Frau Holle auch, da hab ich radikal radiert. Ebenso der Liebesschwur vor dem Teppichstapel, das fand ich selbst ungelenk und hab den im Zuge des Umpolens auf den Bernie-Twist rausgenommen.
Was ich aus deinem Kommentar gezogen habe, ist das gemeinsame Erleben der beiden Kissen auszubauen. Da gebe ich dir recht, das war viel zu wenig. Ich habe ihnen jetzt gemeinsame Zeit verschafft, in der sie Bernie überzeugen müssen, zu helfen - auch wenn sie nicht beim vollen Programm mitmischen. Und das Liebesgesülze ist weg, so! :D

Abschließend kann ich noch sagen, dass ich mich kurz gewundert habe, dass sich anscheinend kaum jemand darüber wundert, dass die Inneneinrichtung lebt ...?
Guter Punkt, ich habe das ganz dreist vorausgesetzt, ohne das zu thematisieren oder gar zu erklären. Kissen leben und labern, ist so! Wie genau das aussieht, geschenkt! Und keiner schert sich drum im Märchen.
warum sie die Kissen für solche Zwecke wie "Hunde-Kampftraining" verkaufen würden.
Das hab ich abgemildert, da steht jetzt nur noch zum Zerpflücken und das ganze Piranha-Ding ist geixt.
Ich würde auf jeden Fall gerne eine Adaption davon sehen.
Frag mich mal ... :D:D
Und ja, wenn das was für Kinder wird, müsste jemand dem Blasi, aka Thermi an manchen Stellen den Reißverschluss zuhalten.
Ich werde die Tage noch weiter überarbeiten, wenn du magst, kannst du ja vorbeischauen.
Danke für deinen Kommentar, peace, l2f.

 
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Das ist auch ein wenig meine Kritik, dass ich finde, es ist ein wenig zu viel von allem und wobei es schwierig ist, dir Löschvorschläge zu machen, denn du hast alles sehr gut ineinander verwoben, da gibt es keine Brüche oder Unebenheiten, an denen man ansetzen könnte.
Liebe @lakita, und doch ist der Text jetzt kürzer und anders. :D
Eine Kindergeschichte für Kleine ist es freilich immer noch nicht und wird es auch nicht werden. Dafür müsste sie anders aufgezogen sein, Dynamik raus, alle Spitzen gekappt, Handlung simpler und weniger gewalttätig. Das will ich nicht, das wäre eine Kastration der Idee.
Es ist mehr ein Text für Kindsköpfe wie mich, Leute, die es gerne schräg mögen. Und ja, du hast recht, eine Geschichte für Erwachsene sollte weniger süßlich und kitschig sein. Da habe ich mich von den Vorgaben der Challenge und dem "gut gemachten Kitsch" verwirren lassen. Jedenfalls habe ich jetzt die Zuckerglasur und auch das Märchenhafte abgekratzt.

Leider hat sich ein Teil Deiner Anmerkungen mit der Überarbeitung und Kürzung erübrigt, auf den Rest gehe ich im Folgenden ein.

Hier hat sich mir nicht erschlossen, wieso du das in Schrägbuchstaben schreibst. Es ist ja ein Kissen unter einigen in deiner Truppe und wieso sollte hier das immer so optisch herausgestellt werden. Bei dieser Gelegenheit muss ich auch noch gestehen, dass dann dieses Kissen Flocki mit Kosenamen genannt wird, hat mich an einigen Stellen der Geschichte kurz stocken lassen, weil ich Flocki eigentlich für den Kosenamen von Flokati besser finde. Ich musste mir das jedes Mal auseinander sortieren.
Habe das nur noch in der Einführung kursiv, der Rest ist gerade und nach der ersten Erwähnung in der wörtlichen Rede nur noch Flocki. Wegen der Ähnlichkeit, auf die Du treffend hingewiesen hast, habe ich Flokati in Flauschi umbenannt.
Die Drillinge in gelb, orange und grün hatten sich eine scharfe Handkanten-Mittelfalte frisiert.
Herrlich das mit der Handkante.
Wenn du diese Geschichte für Kinder gedacht hast, denn der Hinweis auf diese Art der "Frisur" taucht ja innerhalb der Geschichte immer mal wieder auf, dann ist es richtig, es zu wiederholen. Aber, wenn du mehr Erwachsene im Blick hast, wäre der Gag mit diesem einen Mal verbraucht und müsste nicht nochmals aufgewärmt werden.
Ja, auch klar, so eine Joke-Idee zündet nur einmal. Dennoch ist es auch das Charaktermerkmal der Drillinge, sich sehr um ihr Äußeres zu kümmern und wird deshalb nochmal erwähnt.
Das Airflocks Supralight knispelte dazu Beifall mit seiner Füllung aus luftigen Kügelchen.
Knispelte...sehr schöner Ausdruck. Ich mag es, wenn solche Phantasiesprengsel auftauchen, man kann dann in deinem Text auf Schatzsuche gehen.
Danke, um sowas habe ich mich bemüht, so typische Kissendinger, und das durch den ganzen Text zu ziehen. Da ist immer noch Luft für neue Einfälle.
ihr Mittelfalten-Dreierpack«
Das ist, wenn auch ein weiterer Hinweis auf die Mittelfalte hier noch ein sehr gelungener Gag, schön frech und systemgerecht.
wie gesagt, es ist auch neben der Farbe ihr Merkmal.
einige Silica-Gel-Tüten
Tolle Idee. Das imponiert mir sehr, weil dieses Trockenzeugs natürlich genau das ist, was die Kissen gebrauchen können, für die ja Feuchtigkeit der Gau wären.
Das Saufgelage ist weg, dafür hab ich die Idee nach hinten gepackt.
Inhalt auf Ex hinter die Reißverschlüsse.
Noch so ein witziger Satz. Gefällt mir dein Ideenreichtum.
Die Reißverschlüsse sind in meiner Vorstellung der Mundersatz. Sonst sind nur Arme und Beine als Zipfel definiert und die Vorderseite als Bauch. Womit sie sehen oder hören, habe ich bewusst offen gelassen, weil das schon absurd genug ist und der Lesende das ab einem Punkt gar nicht mehr kauft.
Und wer ist denn jetzt hier der Boss? Und ist das überhaupt wichtig, hab ich mich gefragt.
Die Szene ist komplett weg, Azurro ist jetzt weniger bossy.
Azurro wusste natürlich, warum Mottokissen sich zierten. Sie zierten sich mit voller Absicht, weil sie immer hören wollen, wie toll ihr Mottospruch ist, bevor sie etwas verrieten, was in den meisten Fällen keine Sau und erst recht kein Kissen interessierte. Also tat Azurro ihm den Gefallen.
»Dein Spruch, Lieblingsmensch und das Herz daneben, du, das ist wirklich richtig große Klasse!«
»Oh, danke sehr!«, sagte das Mottokissen. Auf seiner Hülle lag ein rosa Schimmer, das Herz über dem ›gsm‹ leuchtete kräftig. »Gerade ist mir doch was eingefallen – ich war wohl nicht wach genug.«
Also hier wäre so eine Passage, die du streichen könntest, ohne dass wesentliche Handlungsteile fehlen. Da fällt mir ein, dass du diese ganzen Kissen mit den Fotos von Tieren, Blumen etc darauf gar nicht auf deinem Schirm hattest. Aber auf der anderen Seite soll es ja keine Kissenschlacht für den Leser werden, der am Ende gar nicht mehr weiß, welches Kissen nun was gemacht hat. Vermutlich hast du dich da eh schon arg begrenzen müssen.
Die Szene ist zusammengestrichen, es ist nur noch ein kleiner Teil übrig, der der Kontaktaufnahme von Azurro und der Weitergabe der nötigen Infos dient.
Azurro war von allen Kissen am längsten da, weil das Ledersofa, zu dem er gehörte, schon vor Jahren verkauft worden war – ohne ihn, er war zu teuer.
Tolle Erklärung. Gefällt mir sehr gut.
Finde das auch nötig, ein wenig Background, auf wenn es natürlich Tell ist.
Grün nickte und schüttelte die Zipfel, was in etwa hieß: ›Erzähl mal, ach nee, lass mal stecken.‹
Würde ich streichen, weil hier nochmals eine besondere Verhaltensweise auftaucht, die aber später nicht mehr wichtig wird. Oder soll ich mir an dieser Stelle jetzt merken, dass Zipfel schütteln bedeutet "ach nee, lass mal stecken?" Es ist wirklich phantasievoll, aber noch eine Facette, die zur Übersättigung führt, wenn du verstehst, wie ich es meine.
Ist komplett weg.
Flokati schlug übertrieben die Zipfel vor den Reißverschluss, die Fellkissen lachten laut auf, was eine Menge Staub freisetzte.
Gelungen, eine erotische Szene mit ausschließlich Kissen. Also das soll dir mal jemand nachmachen. Chapeau, lieber linktofink!
Hm, erotisch? Bedingt, eher spöttisch. Für mich schlägt sie übertrieben die Hände vor den Mund.
»Halt mal einen Moment deinen Rand und hör mir zu.
Passt kissenmäßig gut diese Bemerkung.
Nach so was habe ich gesucht und suche noch.
Die Dame, die den Wagen gelenkt hatte, warf die Tür zu, setzte eine dunkle Brille auf und zündete einen Zigarillo an.
Ich bin nicht so glücklich mit deiner Figur. Sie ist ja eigentlich für das Vorankommen der Geschichte nur wichtig, als Hundebesitzerin, die ihre Hunde auf das Kissenzerbeißen getrimmt hat. Was willst du mit dieser völlig überzeichneten, fast schon verzerrt überzeichneten Figur erreichen? Eigentlich empfinde ich ihre Wuchtigkeit innerhalb der Geschichte als zu übertrieben und sie sprengt ein wenig die Stimmung unter den Kissen.
Verstehst du was ich meine? Sie bekommt zu viel Raum. Und zwar nicht in Bezug auf ihren Auftritt direkt mit den Kissen, sondern vorher schon.
Gut, das ist natürlich eine Frage, wieviel Platz und Gewicht gebe ich der Rolle? Als einzige Antagonistin darf sie schon deutlich gezeichnet, bzw. in diesem absurden Kontext überzeichnet sein und einen längeren Absatz finde ich da auch nicht viel. Vllt. spare ich mir etwas von dem Rauch-Schnickschnack, da überlege ich noch.
. Im Wind schlug die breite Hutkrempe Wellen wie der Flossensaum eines Sepia.
Was für ein phantasievoller Satz. Herrlich.
Ja, den mag ich auch sehr. Danke.
»Eintausend, ich wiederhole Eintausend!«, bellte sie in den Hörer. »Und Achtundachtzig und Dreihundert und Lucky Luke und Pippi Langstrumpf und überhaupt, wir haben hier das volle Programm …«, schallte die Durchsage bis in das letzte Mausloch.
Also die Kassiererin kennt noch das "volle Programm"? Das störte mich schon mal, weil ich dachte, das ist den Menschen überhaupt nicht klar gewesen, als es schon einmal passiert ist, dass da ein System dahinter steckt. Dann habe ich mich an der Durchsage inhaltlich gestört. Wieso Lucky Luke und Pippi Langstrumpf. Es darf doch auch mal ganz ernst eine Durchsage erfolgen, dass irgendwas nicht stimmt, was bereits mit der Zahlenansage erfolgt ist. Vielleicht noch ein "dringend" hinterher? Oder habe ich diese Szene jetzt missverstanden?
Nee, nicht namentlich, das ist jetzt weg, danke für den Hinweis. Lucky Luke und Pippi Langstrumpf sind Ikea-Codes für "Sicherheitspersonal bitte kommen!" und "alle Kassen besetzen!" Fand ich lustig als Zeichen ihrer Hilflosigkeit.
Dann berührten sich ihre Reißverschlüsse.
Dieser Satz ist mal wieder klasse, weil er einfach auf der Metaebene funktioniert.
Kein Kissensex bitte, auch nicht auf der Metaebene! :D
»Voll der krasse Scheiß«, meinte Blasi. »Hehe, das ist bestimmt besser als der Massagesessel aus dem Ersten.«
Auf was für Ideen du kommst, herrlich.
Danke, steht zwar jetzt woanders, habe es aber noch untergebracht.
Bei dem wütenden Gekeife, das hinter ihm durch die offene Tür schallte, zuckte der Alte mit keiner Wimper. Es gab so viele schöne Dinge, mit denen er sich viel lieber beschäftigte, als sich mit derart unsäglichen Unfreundlichkeiten.
Einerseits könnte dieser Absatz entfernt werden, ohne dass die Geschichte Schaden nehmen würde, andererseits wäre mein Vorschlag, die Geschichte hier zu beenden, denn die Kissen sind ja nun gerettet.
Und hier ist dann die Frage, für wen du schreibst. Meinem Happyendbedarf hast du gedeckt, da kann jetzt nichts Überraschendes mehr kommen. Und es kommt auch nichts mehr, was nun noch der Sache eine neue Wendung gibt.
Tatsächlich ist sowohl der Alte weg, als auch diese ganze Fantasie-Teppichreise. Und fast folge ich deinem Rat und beende die Geschichte wenig später, aber anders.
. »Ich fliege.« Azurro stand hinter ihr und hielt sie mit seinen Zipfeln fest.
Ups, jetzt auch noch eine Anleihe an "Titanic"...lach
Die ist dabei draufgegangen, leider! :D
Nach einer Weile rissen die Wolken auf und sie blickten auf eine Wüste. Langsam begann der Teppich zu sinken, bald flogen sie durch heiß flirrende Luft über gewaltige Dünen. Der Sand war rötlich, anders als der weiße Sand aus den Sanduhren der Mitnahmehalle oder der gelbe Spielsand in Tüten aus der Gartenabteilung. Kein Kissen hätte sich jemals vorstellen können, dass es soviel Sand auf der Welt gab. Ungezähmter Sand, der nicht in Tüten oder Gläsern steckte.
Würde ich streichen. Ersatzlos.
Jep.
Kaschmir führte die Hand zu seinem Turban und malte mit den Fingern ein kompliziertes Muster darauf. In der flirrenden Hitze vor ihnen zeichnete sich eine breite dunkle Wasserfläche ab und ein sandfarbenes Bauwerk, das sich im Wasser spiegelte.
»Fata Morganien«, sagte Kaschmir, »das Land, das nicht gefunden werden will, meine Heimat.«
»Und doch hast du uns hierhergeführt«, sagte Azurro. Flokati fügte ein gerührtes »Merci« hinzu, dem sich alle Kissen hastig anschlossen.
»Hast uns gerettet …« – »Wissen nicht, wie wir danken sollen …« – » … netteste Mensch, den es gibt …«– »So selbstlos …« – »Großzügig …«
»He, Flocki, du Hightech-Produkt der Wissenschaft, willkommen im Mythos«, kalauerte Blasi.
»Zufall und Glück hat nichts mit Wissenschaft zu tun«, brummte Flocki zurück.
»Trotzdem schön, dass es Dinge gibt, die keine Wissenschaft erklären kann«, setzte Blasi nach. »Sonst wären wir nicht hier.«
»Hast ja recht«, knirschte Flocki mit seinen supraleichten Kügelchen, »Hightech ist wohl nicht alles.«
Die Drillinge gaben sich mit allen Ecken gegenseitig High Zipfel, was aufgrund der möglichen Kombinationen eine Weile dauerte.
Im Moment habe ich den Eindruck, der Autor mag sich nicht von seinen Figuren verabschieden. Deswegen dürfen sie noch ein wenig aufbleiben und weiterleben.
Ich fand diesen ganzen Absatz keineswegs schlecht formuliert, aber einfach überflüssig. Er bringt die Handlung nicht voran.
Der auch.
»Und bald werden wir viele kleine Kissen mit langen azurfarbenen Haaren haben«, sagte Blasi.
Puh Kitschalarm. Da kleb ich gleich am Text fest. Ist irgendwie wirklich süss und wenn es ein Kinderbuch werden soll, dann würd ich es drin lassen. Aber ansonsten haut es doch ganz kräftig auf die Kitschpauke.
Der auch.
, Flocki verzog den Reißverschluss und zischte leise: »Also manchmal benimmst du dich wie ein Angebot vom Wühltisch!«
Schau, hier wird der Reißverschluss wieder als etwas eingesetzt, was Ernstes. Und vorher reißen sie sich die Reißverschlüsse auf? Also entweder... oder.
Reißverschluss = Mund.
Puh...ich hoffe, lieber linktofink, dass du nach meiner ganzen Kritik noch mit mir redest, denn ich habe doch so einiges zu bemängeln gehabt. Aber deine Geschichte ist schon eine super Klasse für sich, das wollte ich noch am Ende sagen. Es steckt wunderbar viel Fantasie drin und enthält immer mal wieder sprachliche Highlights. Gut gemacht.
Klar, deshalb steht sie hier und ich habe vieles davon angenommen und im Text geändert. Bin selbst ein kritischer Kommentator, dem Gesülze nicht liegt, also immer her damit. Manches tut im Moment weh, ist jedoch mit Abstand betrachtet wichtig.

Liebe Grüße, l2f

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Wenn mir einer vorgestern oder auch noch gestern erzählt hätte, dass ich mich in näherer Zukunft mit Kissen und/oder Bezügen befasste, ich hätte ihn im schlimmsten Falle für bekloppt erklärt und im harmlosesten Fall mit „wer’s glaubt, wird selig“ abgewinkt – und getz isset passiert
so kann´s gehen, lieber @Friedrichard. :D
und ich bin überrascht, wie viele unterschiedliche K-raktere von Kissen es gibt.
Hab mir Mühe gegeben, die Figuren (^^ K-raktere ist so viel besser) unterscheidbar zu machen.
Wieder einmal habe ich nach deinem Kommentar noch wild geändert, so dass nur einige Flusen zum ändern übrigblieben. Sorry! Aber die habe ich dann umso eifriger verbessert.

Wünsche Dir einen schönen Sonntag, linktofink

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ich will ehrlich sein: ich habe vor einer Woche schon in deine Geschichte reingelesen und nach anfänglichem Lesen wieder aufgegeben, was aber vor allem an meinem persönlichen Geschmack liegt. Personifizierte Kissen sind so überhaupt nicht meins. Außerdem kenne ich mich mi Kissen nicht aus, so dass ich z.B. Flokati erst googeln musste um überhaupt eine Vorstellung davon zu haben.
Hallo @HerrLehrer,
kann ich verstehen, das ist manchem zu albern und auch eine Frage von Lesegewohnheiten. Ich mag es gerne auch abseits des konventionellen Erzählens, Geschichten, die sich was trauen, wie lakitas über mordende Blumen, Flieges über den wandernden Buchstaben J oder RinaWus motzende Farbe Rosa. Da wird personifiziert und gekonnt damit gespielt. Es ist, wie Du sagst, eine Frage des Geschmacks.
Mich würde interessieren, ob du davon ausgehst, dass jeder bei diesen Begriffen eine konkrete Vorstellung hat oder ob du in Kauf nimmst, dass Leser Recherche betreiben müssen. Die andere Frage, die ich mir stelle: gehen mit Beschaffenheit der Kissen bestimmte Charaktereigenschaften einher, die zum Äußeren passen, oder ist das willkürlich gewählt?
Recherche würde an der Stelle zu nichts führen, da es frei erfunden ist. Und ja, ich denke, dass mit dem Begriff bestimmte Merkmale oder Eigenschaften assoziiert werden. Bei mir wäre das bei Airflocks Supralight eben leicht, flockig und modern/ hightech. Also auf jeden Fall eine Koppelung von äußerer Erscheinung und Charakter und nicht willkürlich gesetzt.
Flokati kam ihm nahe, so nahe, dass ihre Haarspitzen sein Leder berührten und durch ihren Duft sein Verstand aussetzte. »Sag, möchtest du deine blaue Glatze an meinem Bauch reiben … oder doch lieber dein löcheriges Hinterteil?«
Auch hier .... Geschmackssache, aber mein Humor ist das nicht.
Gebe ich dir recht, das war nicht gelungen und ist geändert.
Die anderen Kissen hielten die Luft an und verharrten reglos. Nur das Blas-noch-ein-bisschen-Kissen rollte sich zusammen und drehte sein Ventil zu, um nicht zu pfeifen.
Sind das dann auch aufblasbare Kissen mit Ventil? Ich als Leser hinterfrage die Logik der Personifikationen und stolpere dann über diese Ausdrücke. Das Bild dieser Kissen in meinem Kopf ist sehr vage. Haben die Kissen Auegn, Münder (um die Luft anzuhalten)?
Die Stelle ist auch weg. Und ja, das Therm-a-Rest ist ein selbst aufblasendes Kissen. Dahinter steckt der Gedanke, die Kissen möglichst deutlich unterscheidbar zu machen, ihnen einzigartige Eigenschaften zu verleihen.
Grundsätzlich finde ich Logik nicht die beste Wahl, wenn es darum geht, solch einen Text aufzunehmen. Das zerlegt den Text, indem es ihn auf seine Realitätsferne reduziert.
Womit frisst dein Schoffel seine Kiesel? Wie sieht dein Pip aus, abgesehen von seinem Einzelbein? Da muss der Lesende bereit sein, bestimmte Dinge nicht auf ihre Logik zu hinterfragen und als gegeben anzunehmen. Augen und Ohren etwa habe ich bewusst ausgespart, um dieser Realitäts-Schlinge zu entgehen. Ich denke auch, dass es legitim ist, da Leerstellen zu lassen, die der Lesende selbst füllt.
»Mottokissen …, oh nein, ich mag die nicht, die sind so schrecklich ordinär«, flüsterte das Airflocks Supralight. »Und dann noch was mit Lieblingsmensch, … zum würgen!«
Die Idee wiederum gefällt mir. Dass Mottokissen nicht den besten Ruf in der Welt der Kissen haben können, erscheint mir logisch und nachvollziehbar. Das trifft auch schon eher meinen Humor.
Ich denke, Humor braucht viel Erfahrung beim Schreiben, die ich in dem Genre nicht habe, um abschätzen zu können, was funktioniert und was nicht. Für mich ist das ein wenig Glücksache.
Als die Tür aufgestoßen wurde, sprang zuerst eine Handvoll quirliger Chihuahuas heraus, die mit einem schrillen »Mes chéries!« an ihren Leinen zurückgezogen wurden.
Hier kommt der Romanist in mir zum Tragen: Chihuahuas sind auch im Französischen maskulinum, daher müsste es heißen: "Mes chéris!"
Danke für die Korrektur, habe ich übernommen.
Viele Deiner anderen Anmerkungen davor haben sich mit der Überarbeitung leider erledigt.
Die Beschreibung deiner Eigenkreation von Cruella de Vil finde ich sehr gelungen. Ein starkes Bild, das du schön detailliert ausmalst. Finde ich gut.
Vielen Dank, das war auch Thema in den Kommentaren, andere fanden sie zu überzeichnet. Aber mMn braucht es die so.
Da es ja schon mal ein 'volles Programm' gab: nehmen die Verkäufer die Kissen auch als Lebewesen war? Wie haben die Verkäufer nach dem ersten 'vollen Programm' regaiert? Mit den Kissen geredet?
Wäre auch eine Leerstelle, die ich lieber dem Leser überlassen würde.
So, jetzt bin ich durch. Lieber l2f, du bist ein Erzähler, das merkt man. Aber für mich ist die gesamte Geschichte zu ausschweifend und vor allem in Bezug auf die Kissen (Kissenbezug, haha) zu konstruiert. Mir mangelt es vll an Phantasie, aber ich kann mir die Kissen, die sprechen, laufen und fliegen können, nur sehr schwer vorstellen. Der wichtigste Tipp von meiner Seite wäre wohl: kürzen, kürzen, kürzen.
Gekürzt habe ich um ein Drittel, das wird aber nichts daran ändern, dass der Text nicht an Dich rangekommen ist, was ich schade finde, aber so ist es nun mal.

Schönen Sonntag auch Dir, l2f

 
Zuletzt bearbeitet:

Guten Abend @linktofink,

ich bin hin- und hergerissen, was deine Geschichte angeht. Einerseits musste ich mehrfach grinsen, hatte Spaß beim Lesen und fand den Plot originell; andererseits kam mir der Text noch immer etwas überladen vor. Ab und an hatte ich Schwierigkeiten, mir die Szenerie mit all den unterschiedlichen Figuren vorzustellen und musste bei einigen Passagen noch einmal ansetzen, um wieder reinzukommen. Darüber hinaus kam es mir manchmal so vor, als könntest du mir als Leser noch etwas mehr zutrauen. Teilweise folgt nach den Dialogen noch ein erklärender Einschub, was für mich das Tempo drosselt und sich etwas redundant gelesen hat. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Dialoge für sich stehen und sich die Inhalte aus dem Subtext ergeben bzw. dem, was du nicht sagst. Ich finde, dass du das auch oft gut hinbekommst und vielleicht sind mir deshalb die erklärenden Stellen so aufgefallen.

Was ich besonders einfallsreich fand ist "das volle Programm", da hast du meinen Humor getroffen und die Szenerie fand ich urkomisch und musste lachen. Hat mir gefallen! Allerdings hätte für mich die Antagonistin gerne noch etwas mehr Raum einnehmen können. Mir kam es ein bisschen so vor, dass sie eben für die Geschichte herhalten musste, aber ich finde, dass sie schnell wieder von der Bildschirmfläche verschwindet und ihre Abreibung bekommt. Hier hätte ich mir etwas mehr Komplexität gewünscht, sie kommt mir zu eindimensional vor und ist doch als Gegenspielerin eine faszinierende Figur für die Kissen.

Abschließend ist mir noch aufgefallen, dass ich ab und an über die Zusätze bei den Dialogen gestolpert bin "pfiff", "hauchte", "maulten", "murrte", "erwiderte", "plapperte", "meinte", "flüsterte"; das hat für mich dieses überladene Gefühl verstärkt.

Ich gehe weiter ins Detail:

Das azurfarbene Lederkissen linste um die Ecke in den Gang. Kein Kissen war zu sehen, die Luft war rein. Nur das konstante Rauschen der Lüftungsanlage war zu hören.
Finde ich einen guten Einstieg, es ist direkt klar, dass es hier um lebendige Kissen geht und ich kann mich schon ab dem ersten Satz darauf einstellen.

Auf seinen unteren Zipfeln tippelte es über den Gang, als ginge es über einen Laufsteg. Dazu säuselte es mit hoher Stimme: »Hach, Leute, ich bin wieder so extrem elektrisch heute.«
Fand ich ziemlich humorvoll, hatte da so einen ganz bestimmten Tonfall im Ohr. Ist schon eine außergewöhnliche Idee, den Kissen selbst Persönlichkeiten zu geben und sie ein Eigenleben entwickeln zu lassen.

»Ich pfeiff drauf«, pfiff das Therm-A-Rest.
Finde das doppelte "pfeifen" ungünstig, hat mich etwas stolpern lassen.

Sie kam ihm so nahe, dass ihre Haarspitzen sein Leder berührten und durch ihren Duft sein Verstand aussetzte.
Konnte ich kaufen und das spricht für den Text; ich habe mir die Kissen jedenfalls immer mehr wie Menschen vorgestellt. Sie haben eben auch eigene Emotionen und je nach Form auch eine eigene Persönlichkeit bzw. Eigentümlichkeit.

»Hoffentlich wird die morgen verkauft«, maulten die Drillinge im Chor.
Diesen Dialog fand ich sehr lustig. Dieser Humor ist für mich ein großes Plus deines Textes und hat mich gut amüsiert.

»Genau diese Ergebenheit passt zu euch, ihr Mittelfalten-Dreierpack«, murrte Therm-a-Rest
Bin hier über das "murren" gestolpert, nach meinem Geschmack verliert sich der Effekt dieser Verben nach dem Dialog, weil sie zu häufig vorkommen. Denke, dass es den Text stärker machen könnte, wenn wirklich nur die Highlights durch variierende Verben betont werden.

»Lass mal gut sein«, meinte Azurro, »leider hat sie ja recht.«
Das "leider hat sie ja recht" könnte für mich raus, kommt durch den ersten Teil schon raus.

»Und dann noch Lieblingsmensch … zum abgewöhnen!«
Müsste das hier nicht "Abgewöhnen" sein?

»Klar, bisschen blöd passt zu euch, ihr mögt ja auch Schlager in Endlosschleife«, murmelte Therm-a-Rest und hoffte, es würde niemand hören.
Die Erklärung nach dem Dialog könnte für meinen Geschmack raus, es lässt die Wirkung des Gesagten in meinen Augen verpuffen.

Azurro war von allen Kissen am längsten da, weil das Ledersofa, zu dem er gehörte, schon vor Jahren verkauft worden war – ohne ihn, er war zu teuer. Und ein einzelnes, azurfarbenes Lederkissen ohne passendes Sofa wollte erst recht niemand haben. Doch seine Verkäuferin mochte ihn, das war sein Glück.
Hier ein Beispiel für eine erklärende Stelle, die ich gar nicht gebraucht hätte.

Alle Fellkissen zu verkaufen, das war ungeheuerlich, Flauschi den Hunden zu opfern, ein Alptraum.
Finde ich einen sehr starken Satz.

»Thermi, Drillinge …, irgendeine Idee?«
Herrlich! :D

Jedes Kissen hatte schon etwas über die Kissenburg gehört. Über den Teppich, der fliegen konnte und der einen dorthin brachte, wo Kissen unbehelligt lebten. Wo es keine Tiere und Menschen gab – außer einer zarten Prinzessin, die in einem Himmelbett mit Seidenvorhängen schlief, die vom sanften Wind der Savanne, der ständig wehte, bewegt wurden.
Ich frage mich, ob du das nicht in einem Dialog andeuten könntest oder vielleicht auch durch die Handlungen der Kissen selbst. Die Erklärung nimmt dem Text Tempo in meinen Augen.

»Ich muss dir was sagen.«
»Azurro! Aber doch nicht vor allen Leuten.« Flauschi schlug übertrieben die Zipfel vor den Reißverschluss, die Fellkissen lachten laut auf.
Die Stelle ist auch ziemlich gelungen, ich fand es wirklich humorvoll und gleichzeitig ist das optimal im Dialog verpackt. Stark!

»Für ihre Hunde?«
»Vier Beine, Maul voller Zähne, wuff, wuff? Als Spielzeug zum Zerpflücken.«
Ein Raunen und Rascheln zog durch den Kreis.
Die Antagonistin mit ihren kleinen süßen Hunden, die sich doch als absolute Todfeinde für die Kissen entpuppen. Fand den Perspektivwechsel gelungen.

»Wenn sie wiederkommt, dann starten wir das volle Programm
Das hier finde ich spannend und ich will unbedingt wissen, wie das wohl weitergeht und wie sich genau das volle Programm gestaltet. Aber, das hier:

Das hatte es erst einmal vorher gegeben, mit der Folge, dass der Laden in heillosem Durcheinander versank und niemand sagen konnte, wie das angefangen hatte – niemand außer den Kissen natürlich. Und in der Folge wurde gründlich renoviert.
Nimmt mir wieder etwas von der Spannung, das Tempo wird gedrosselt und ich muss es erst einmal so hinnehmen. Ich finde, dass du das gar nicht brauchst, die Schilderung von dem Chaos, was später entsteht führt bei mir automatisch zu einem Bild des heillosen Durcheinanders.


Die anderen Kissen stöhnten auf. »O nein, jeder nur der nicht …«
Bernie war das Kissen von Horst, dem Gabelstaplerfahrer. Ein löcheriges Etwas, das ihm angeblich seine Frau in den Siebzigern aus Wollresten gehäkelt hatte.
Bernie mag ich, finde ihn auch gut charakterisiert; gerade auch später, wenn er spricht und seine Position verdeutlicht, kommt er mir dreidimensional vor.

»Also manchmal benehmt ihr euch wie Angebote vom Wühltisch«, sagte Gelb.
Manchmal habe ich mich gefragt, ob du wirklich so viele unterschiedliche Figuren brauchst oder ob man die nicht noch etwas mehr verdichten könnte. Nachteil wäre natürlich, dass dann dieses Durcheinander nicht mehr so gut rauskommt und es vielleicht etwas von der Lebendigkeit einbüßen würde; auf der anderen Seite könnte der Text so an Klarheit gewinnen.

»Klar, bisschen Bestechung hilft, weil Berni ist nicht gerade ein Charmebolzen«, sagte Thermi.
Das war maßlos untertrieben, Bernie war anzüglich zu weiblichen Kissen und ätzend zu allen anderen, was auch daran lag, dass Horst nicht gerade eine nach Rosen duftende Prinzessin war.
Den Dialog find ich stark, die Erklärung danach hat mich stolpern lassen. Ich finde, dass du das schon im Dialog andeutest und die nachfolgende Erklärung drückt es mir als Leser dann noch einmal aufs Auge.

»Drück euch die Zipfel!«
Großartig! :D

Die Nachricht vom vollen Programm breitete sich im ganzen Laden aus wie ein Lauffeuer. Fieberhafte Vorbereitungen begannen.
Ja und ich wollte auch wissen, wie das wohl ausgeht; das ist dir gut gelungen, bei mir kam Spannung auf.

ls die Tür aufgestoßen wurde, sprang zuerst eine Handvoll quirliger Chihuahuas heraus, die mit einem schrillen »Mes chéris!« an ihren Leinen zurückgezogen wurden. Es folgte ein Paar schwarz glänzender High Heels mit Stilettoabsätzen, die mit jeder Bewegung drohten, einen der kleinen Hunde aufzuspießen. Wie durch ein Wunder geschah das nicht, doch einer der Hunde wurde zwischen Absatz und Schuh eingeklemmt und jaulte jämmerlich.
Hier hast du eine gute Beschreibung der Antagonistin und gerade auch der Hund, der zwischen Absatz und Schuh eingeklemmt wird hat mir gefallen. Ich kann so auf ihren üblen Charakter schließen. Allerdings war mir das hier dann zu direkt:

Heute würde sie nicht zulassen, dass diese Kassenkuh sie wieder abwimmelte. Heute würde sie zuschlagen.
Das ist ja eigentlich schon die Agenda der Antagonistin und das hat bei mir den weiter oben erwähnten Eindruck erzeugt, dass sie eben zu eindimensional ist, zu durchschaubar.

»Was, wer zum …, Horst?«
»Nee, Flauschi und Azurro.«
Musste ich wieder grinsen, ist ein herrlicher Dialog.

Sobald die Dame mit den Hunden durch die Piepsschranke ging, brach das Chaos aus. Kissen kamen aus den Regalen herangeflogen, eines fegte der Dame in Weiß ihren eleganten Hut vom Kopf und ihre schwarze Perücke gleich mit dazu.
Und dann kommt es also zum vollen Programm und du löst ein, was du weiter oben im Dialog angedeutet und versprochen hast.

Der Strahl traf auf die Glut und führte zu einer Stichflamme, die ihre Augenbrauen und Wimpern versengte. Die Wangen leuchteten krebsrot und die verzerrte Fratze wurde gesäumt von schwarzen Rußflecken. Innerhalb kürzester Zeit war aus der eleganten Dame eine Furie geworden.
Die Antagonistin entpuppt sich als Furie, aber so hatte ich sie auch schon im Kopf, das war für mich keine Überraschung. Vielleicht bin ich bei der Antagonistin auch zu kritisch, ich denke aber, dass du hier noch Potential hättest.

Entweder es zählt jedes einzelne Kissen, oder es zählt keines!«
Einer für alle, alle für einen! Ich mag den Ansatz, dass die Kissen zusammenhalten, das passt sehr gut zur Challenge.

»Achtung, Leute, jetzt gibt’s einen Rumms!« Bernie fuhr in einen Teppichstapel und hob ein paar Teppiche auf die Zinken. »Voila, hier sind deine fliegende Teppiche …«
»Vollkommen durchgeknallt«, ächzte Azurro, »aber gut.«
Hier ein Beispiel, weshalb ich Bernie als gut gezeichnet wahrgenommen habe.

Vor dem Haupteingang stand das rotes Cabrio quer.
Kleinigkeit: das "rote" Cabrio.

»Auf zur Kissenburg, Bernie«, rief Flauschi und lachte.
Bernie sauste los und flog ein letztes Mal über den Parkplatz des Möbelhauses.
Ich mag diese Idee, dass die Kissen das Paradies erreichen wollen und es am Ende dann auch schaffen. Hinterlässt bei mir ein gutes Gefühl, Challengeziel erfüllt.

So viel erst einmal zu meinem Eindruck, ist auch Kritik auf hohem Niveau, mich hat deine Geschichte köstlich amüsiert und zum Lachen gebracht. Denke allerdings, dass du sie noch etwas klarer, etwas weniger überladen machen könntest, um sie weiter zu verbessern.

Beste Grüße
MRG


PS: Ich bin bei dem Titel über die "..." gestolpert.

 

Hallo @linktofink

was für eine herrliche Geschichte!!! Ich hab immer noch ein Grinsen im Gesicht. Beim Einstieg dachte ich, oje, sprechende Kissen, das ist nicht so meins, aber weit gefehlt. Einfach grandios. Du beschreibst die Beziehungen unter den Kissen so real, einfach super! Die Geschichte ist rasant, spannend und sehr emotional.

Hier einige Leseeindrücke:

Das azurfarbene Lederkissen linste um die Ecke in den Gang. Kein Kissen war zu sehen, die Luft war rein. Nur das konstante Rauschen der Lüftungsanlage war zu hören. Es öffnete den Reißverschluss seiner Hülle und zupfte ein wenig die Füllung heraus. Auf seinen unteren Zipfeln tippelte es über den Gang, als ginge es über einen Laufsteg. Dazu säuselte es mit hoher Stimme: »Hach, Leute, ich bin wieder so extrem elektrisch heute.«

Da musste ich erstmal lachen :D Was für eine herrliche Szene!

In der Nachtbeleuchtung glänzte Flauschis graubraunes Fell, ihr dunkelroter Reißverschluss schimmerte hindurch.
»Hallo, Azurro«, hauchte sie und schaute in die Runde. »Danke für das Empfangskomitee.«
Sie kam ihm so nahe, dass ihre Haarspitzen sein Leder berührten und durch ihren Duft sein Verstand aussetzte.

Du verleihst den Kissen definitiv leben.

Doch er merkte, wie beim Gedanken daran, dass Flauschi verkauft werden könnte, seine gesamte Füllung auf Tennisballgröße schrumpfte.

Herrlich! Ich leide mit :)

Von oben aus dem Chromgitterkorb an der Zentralkasse schaute ein bedrucktes Kissen. Lieblingsmensch stand auf seinem Bauch. Darüber prangte ein großes Herz.

Sooo geil :thumbsup:

»Och, sie wollte sämtliche Fellkissen kaufen, für ihre Hunde zum Zerpflücken.«

Ach herrje! Da hab ich um die armen Kissen gebangt.

Jedes Kissen hatte schon etwas über die Kissenburg gehört. Über den Teppich, der fliegen konnte und der einen dorthin brachte, wo Kissen unbehelligt lebten. Wo es keine Tiere und Menschen gab – außer einer zarten Prinzessin, die in einem Himmelbett mit Seidenvorhängen schlief, die vom sanften Wind der Savanne, der ständig wehte, bewegt wurden. In dem riesigen Bett schliefen hunderte Kissen, die sie jeden Tag einzeln aufschüttelte, herzte und liebevoll glattstrich. Und die Kissen rissen sich darum, unter der nach Rosen duftenden Prinzessin liegen zu dürfen.
Doch niemand hatte den fliegenden Teppich je gesehen.

So schön beschrieben. Magisch. Und ich bin natürlich gespannt, ob sich der fliegende Teppich zeigt.

»Ich sehe nur eine Möglichkeit!«, sagte Azzuro in das Gemurmel. »Wenn sie wiederkommt, dann starten wir das volle Programm

Sehr spannend

Bernie war das Kissen von Horst, dem Gabelstaplerfahrer. Ein löcheriges Etwas, das ihm angeblich seine Frau in den Siebzigern aus Wollresten gehäkelt hatte. Auf seinem Bauch befand sich ein pinkes Peace-Zeichen, gesäumt von bunten Kreisen, die sich in verfilzte Fransen auflösten.
»Wie wollt ihr aus dem Vollpfosten was rauskriegen?«, fragte Grün.
»Du wärst nicht anders, wenn ständig ein Horst auf dir sitzt«, sagte Thermi.

Auch hier hab ich herzhaft gelacht :D

Bernie war anzüglich zu weiblichen Kissen und ätzend zu allen anderen, was auch daran lag, dass Horst nicht gerade eine nach Rosen duftende Prinzessin war.

:):):)

Sobald die Dame mit den Hunden durch die Piepsschranke ging, brach das Chaos aus. Kissen kamen aus den Regalen herangeflogen, eines fegte der Dame in Weiß ihren eleganten Hut vom Kopf und ihre schwarze Perücke gleich mit dazu.

Ich kanns mir bildlich vorstellen. Auch die Dame mit den Hunden hast Du toll beschrieben.

Mit einem wütenden Schrei schnappte sie den orangenen Drilling aus der Luft. Gerade als sie ihren Zigarillo in seiner Mittelfalte ausdrücken wollte, sprang Flocki auf den Hebel des Desinfektionsmittelspenders. Der Strahl traf auf die Glut und führte zu einer Stichflamme, die ihre Augenbrauen und Wimpern versengte. Die Wangen leuchteten krebsrot und die verzerrte Fratze wurde gesäumt von schwarzen Rußflecken. Innerhalb kürzester Zeit war aus der eleganten Dame eine Furie geworden.

Ich mag die Action :) Die Geschichte ist sooo lebendig.

Die Lageristen stellten ihre Kaffeebecher ab und liefen zur Lamellentür. Den Kissen lief die Zeit weg.

... lief die Zeit davon fände ich stimmiger

Bernie hüpfte vom Stapler und begann, sich im Kreis zu drehen. Schneller und schneller, bis die Pirouette durchsichtig wurde. Es gab einen Knall und eine Handbreit über dem Boden schwebte ein Teppich. Indigoblau und karmesinrot glänzte seine Seide.

Tolle Szene! Genial!

Azurro und Flauschi fassten sich an den Zipfeln und hüpften gemeinsam auf die schwebende Matte. Die Fellkissen folgten, das Dreierpack, sowie Thermi, Flocki und alle anderen Kissen.

Schön :thumbsup:

Die schwarze Perücke hatte sie gefunden und in der Hast falsch herum aufgesetzt, so dass sie kaum was sah.

... etwas sah wäre eleganter

»Mag sein«, rief Azurro lachend zurück, »aber was du nicht raffst: Wir halten zusammen, denn jedes Kissen zählt.«

Geniales Ende!

Vielen Dank für diese tolle Geschichte!

Ganz liebe Grüße und einen wundervollen Tag,
Silvi

 

»Der halbe Laden versinkt unseretwegen im Chaos und in wenigen Minuten werden sie uns holen«
, und ich höre derweil ich schreibe im inneren (untauben) Ohr von Napoleon XIV. “They’re Coming to Take Me away“, und weiß doch, dass es nicht „The Crazy World“ des Brownen Arthur’ ist, sondern eines betriebswirtschaftliche Abteilung, in der eine Gattung Ware verrückt spielt (- oder ist?) -

lieber l2f,

nun müssen die Wirtschaftswissenschaften damit rechnen, das Eigenleben von voraussichtlich vielen Warengattungen an die Sozoologie zu verlieren. Ich fürchte, da werden gar balde dem (zugegeben) eher schlecht bezahlten Fachpersonal teuer studierte Personen in weißen Kitteln beigegeben werden …

Schräge Sache, wenn die Dinge sich selbständig machen, gar bald nach Unabhängigkeit streben.

’n paar kleinere Anmerkungen

Das azurfarbene Lederkissen linste um die Ecke in den Gang. Kein Kissen war zu sehen, die Luft war rein. Nur das konstante Rauschen der Lüftungsanlage war zu hören.
Ließe sich nicht zumindest ein „war“ einsparen, etwa
„Kein Kissen war zu sehen, die Luft ... rein.“?

Sprachlos pfiffig

»Ich pfeiff drauf«, pfiff das Therm-A-Rest.

Gelb hatte die Unterseite des Lochers abgezogen und eine Konfettiwolke in Richtung der Furie gewedelt, die sich auf dem kahlrasiertenKOMMA nassen Schädel niederließ.
Die Gegenprobe mit „und“ widerspricht dem nicht ... sind halt gleichrangige Attribute

Gern gelesen vom

Friedel

 

Lieber @linktofink ,

jo, die Kürzung hat der Geschichte gut getan. Sie kommt mir trotzdem noch ziemlich lang vor, aber wiederum passiert so viel, dass es auch nie langweilig wird. Passt schon.

Die Idee, dass Berni der fliegende Teppich ist, finde ich gut, die kommt so schön überraschend. Ich mag nach wie vor diese sprühende Fantasie in dieser Geschichte, man spürt, wie du ab und zu selbst geschmunzelt hast beim Fabulieren.

»Und das wäre …?«
»Heute war eine Dame hier mit Stilettos, Sonnenhut und so kleinen Hunden. Die ist an der Info vorbeirauscht mit qualmendem Zigarillo zwischen den Lippen …«
»Und …?«
»Dann ist die zur Kasse und hat gefragt, ob sie mit Karte bezahlen kann.«
»Aha, das also ist deine Neuigkeit?«
»Nein, das ist nicht alles, weil heute der Kartenleser ausgefallen ist.«
»Was wollte sie denn bezahlen?«
»Och, sie wollte sämtliche Fellkissen kaufen, für ihre Hunde zum Zerpflücken.«
Ich würde den Dialog teils anders schreiben:

"Heute war so eine Dame hier, so eine mit Stilettos, Sonnenhut und qualmendem Zigarillo zwischen den Lippen. Die ist mit ihren kleinen Hunden an der Info vorbeigerauscht."
"Na und...?"
"An der Kasse, wollte sie mit Karte bez..."
"Das ist deine Neuigkeit?"
"Nee, der ist doch ausgefallen, der Kartenleser. Musste sie wieder gehen."
"Ja und? Kommt sie halt wieder."
"Genau, das wird sie. Und dann kauft sie sämtliche Fellkissen für ihr Hunde zum Zerflücken."

Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt.
Nee, das ist zu menschlich. Was wird denn einem Kissen, wenn ....vielleicht flockig, filzig, ribbelig, flusig, knautschig, gepresst, gestaucht, stauchig, luftig, reissig.
»Nicht wahr!«, stöhnte Gelb, »der Quatsch jetzt wieder …«
Ich würde: "Nicht der Quatsch schon wieder", stöhnte Gelb. schreiben.
Über den Teppich, der fliegen konnte und der einen dorthin brachte, wo Kissen unbehelligt lebten.
Über den fliegenden Teppich, der einen ....
Wo es keine Tiere und Menschen gab – außer einer zarten Prinzessin, die in einem Himmelbett mit Seidenvorhängen schlief, die vom sanften Wind der Savanne, der ständig wehte, bewegt wurden.
...Seidenvorhängen schlief, das die sanften Winde der Savanne umwehte.
tischte mit leichten Sprüngen
Schon beim letzten Mal fiel mir "tischte" auf. Ich kenne diesen Begriff nicht.
« Flauschis Haare knisterten rosa auf. »Hallo, Azurro, was machst du hier?«
Hallo Azurro reicht.
»Der Kartenleser hat gestreikt, aber sie will wiederkommen.«
»Wann?«
»Wer weiß, vielleicht schon morgen?«
Hier würde ich auf das Gedächtnis des Lesers vertrauen und nur schreiben: "Der Kartenleser hat gestreikt." Den Rest streichen.
Flauschi wurde still.
Das würde ich anders darstellen. Das entspricht nicht deinem fantasiereichen Niveau. Was passiert mit einem Kissen, wenn es schweigt? Fallen ihre Flocken zusammen? So dass sie kleiner aussieht als sonst?
Und in der Folge wurde gründlich renoviert.
Das gefällt mir immer noch nicht, weil es eigentlich dieses Satzes nicht bedarf. Das Chaos wird von dir ja ausführlich geschildert. Die Nachwirkungen kann sich der Leser ausdenken.
und später kommt sie wieder.«
streichen
Bernie war das Kissen von Horst, dem Gabelstaplerfahrer. Ein löcheriges Etwas, das ihm angeblich seine Frau in den Siebzigern aus Wollresten gehäkelt hatte. Auf seinem Bauch befand sich ein pinkes Peace-Zeichen, gesäumt von bunten Kreisen, die sich in verfilzte Fransen auflösten.
Bis auf die Füllworte "ihm angeblich", die ich streichen würde, ein wirklich feiner Satz, mir ist dieses Kissen optisch sofort klar, das ist so eines für den Sperrmüll. Gut gemacht.
Azurro zupfte Flauschi an den Haaren und hielt ihr den Zipfel hin. Flauschi hakte sich unter. Zusammen tapsten sie Richtung Lamellentür, die den Verkaufsraum vom Lager trennte. Bernie war die letzte Hoffnung. Sollten sie nicht erfolgreich sein, würden die Fellkissen der Schnepfe und ihren bösartigen Kläffern nicht entkommen.
›Wie es auch kommen mag, wir werden ihnen eine Schlacht liefern, wie nur Kissen es können‹, dachte Azurro grimmig.
Diesen gesamten Absatz würde ich streichen und niemandem würde was fehlen.
»Du hast Orange den Floh in den Bezug gesetzt von der Kissenburg«, meinte Azurro.
Nett, die Idee mit dem Floh, aber den Satz bitte umstellen: "Du hast Orange den Floh von der Kissenburg in den Bezug gesetzt."

»Also ich zähle auf jeden Fall.« Bernie gluckste.
»Schon klar. Aber meinst du nicht, da fehlt noch was … vorher?«, sagte Azurro und streckte die Zipfel aus, als wolle er fliegen.
Bernie überlegte so angestrengt, dass seine Maschen enger wurden.
»Ach so, hehe, der fliegende Teppich, den meinst du. Den gibt es wirklich.«
Hier würde ich den Dialog kräftig reduzieren.
"Also ich zähle auf jeden Fall." Bernie gluckste.
"Was weißt du nun über den fliegenden Teppich?" Rest streichen.
Aus dem Verkauf drang Lärm zu ihnen. Eine hektische Durchsage schrillte aus den Lautsprechern. Die Lageristen stellten ihre Kaffeebecher ab und liefen zur Lamellentür. Den Kissen lief die Zeit weg.

Den Kissen lief die Zeit weg, würde ich streichen, statt dessen:

"Los sag! Uns läuft die Zeit weg!"
dann
"He, nicht so aggro Alter", sagte Bernie. "Wenn's soweit ist, wird er sich zeigen."
Den Rest würde ich streichen.

»He, nicht so aggro, Alter«, sagte Bernie. »Wenn's soweit ist, wird er sich zeigen.«
»Das hab ich schon mal gehört, aber darauf kann ich nicht warten.«
»Du hast keine Wahl.« Bernie grinste. »Aber du hast Glück, denn es ist genau jetzt soweit.«
siehe davor bitte
»Wo?«, schrie Azurro.
Streichen bitte.
»Das hab ich schon mal gehört, aber darauf kann ich nicht warten.
Fazit: beeindruckend fantasiereiche vollmundige, ähm kissenstoffliche Kissenschlachtgeschichte mit anschließendem glücklichem Ende. Bin gern mit dir auf die Entdeckungsreise gegangn.

Lieben Gruß

lakita

 

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