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Leben Für Den Personenkult Von Morgen
Leben Für Den Personenkult Von Morgen
Ich:
Epizentrum der Verehrung, davon ausgehend Wellen der Weisheit, sie brachen an den Gestaden der Neuen Alten Welt der Unguten. Die Unguten stöhnten und ächzten, heulten und klapperten, mit Zähnen, Knochen, Nierensteinen, Klapp Klapp Klapp, so klapperten sie, und alles kam so, Wie Ich Es Damals Sah.
Auch wenn sie heute lachen, morgen triumphiert mein Ich. Auch wenn sie mich madig machen, morgen ärgern alle sich. Das sie nicht fielen auf die Knie, in den Staub, gebeugt bis auf den Grund, Hintern in die Höh, ich dahinter, rammel mich Gesund.
Rammel mich Gesund an ihrer Erniedrigung, die, vom heutigen Standpunkt aus gesehen, So Sehr Gerechtfertigt War.
Heute:
Der Mensch Von Heute kennt meine Kunst, verehrt sie mit Inbrunst, ohne Fragen, ohne Lachen, ohne Ironie. Ich hasse sie, die Ironie. Wer mich ironisiert, verlacht den Krieg und Das Leid Der Opfer. Krieg war und ist das Ende aller Heiterkeit.
Was er will, Der Mensch Von Heute, ist zu sehen, wie ich sie damals Trieb. In die Lächerlichkeit, in die Versenkung, trieb sie vor mir her wie Vieh. Wer mir was wollte, bereute das fürderhin und immerdar, am Pranger Der Zeit büßt er dafür, wurmgleich und zerstört.
Entweder-Oder, so steht’s geschrieben. Akzeptiere das ganze Paket, was ich serviere, so wie es ist, oder du bist der Unguten Vasall, Lakai derer, die Schuld haben an der Misere der Welt.
Um die Rettung dieser Erde, darum schreib ich nicht. Ich Schreibe, zuletzt, nur für Ich, Ich, Ich, Ich, Ich, Ich.
Damals:
Ich hoffte damals, der Krieg würde kommen und wegwaschen die Brut der Unguten, reinwaschen die Gefilde und Ländereien der Alten Ordnung, Tabula Rasa, einfach so. Genau Wie Ich Es Damals Sah.
Dann hätt ich nicht umsonst gelebt, gestrebt, geschrieben, mir die Finger blutig getippt, am Nektar genippt, weiter gehackt auf den Tasten der Verkündeten Zukunft.
Dann, wenn meine Prophetie bestätigt ist einst in gar nicht Langer Zeit, wird der Ruhm zu mir kommen und mich um Vergebung bitten.
Manifesto:
Dafür Lebte Ich. Dafür Schrieb Ich.
Ich Schrieb nicht, um die Katastrophe zu Verhindern, ich schrieb für den Personenkult Von Morgen.
Jetzt, wo ich Zentrum des Kultes bin, Objekt der Verehrung, schicke ich Horden meiner Speichellecker aus in die Welt, um auszurupfen jenes Unkraut von Damals, die Letzten Unguten die es noch gibt. Auf dass die Ungüte Vernichtet Sei Auf Immerdar.
Jetzt plakatiere ich die Straßen und Plätze mit den Zeugnissen meiner damaligen Kämpfe, meiner Kämpfe, meiner Kämpfe, gegen die Ungute Übermacht. Und über Nacht war ich oben auf und spuckte drauf. Und jetzt lachen sie alle mit mir über die Unguten von damals, wie rückständig sie doch waren. Lachen mit mir, als die letzte Falltür sich öffnet und der letzte Strick sich strammt, das letzte ungute Genick einen Knicks macht.
Auf dem Hauptplatz steht nun mein Monument, dreißig Meter hoch, vergoldet, mein Abbild blickt in eine güldene Zukunft. Dafür lebte ich, dafür schrieb ich.