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Lebensabriss

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07.06.2017
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Lebensabriss

Es fiel mir schwer, mich auf das Spiel zu konzentrieren. Aber Michi ließ mir kaum Raum, meine Gedanken zu ordnen. Genau wie in dem Zimmer, überall die Schmutzwäsche verstreut, sah es in mir drinnen aus. Die Gaukelbilder in meinem Kopf passten nicht zusammen, wie die Socken an Michis Füßen. Einer grün, einer rot.
Schau, mein neues Matchbox-Auto!“ Er fuhr mir mit diesen Mini-Gummireifen quer über das Gesicht und rubbelte anschließend mit dem Vehikel an meinem Hinterkopf. Dabei verhedderten sich meine Haare mit der Achse. Als er mitbekam, dass sein funkelnagelneuer Bolide an meinem Kopf festsaß, fummelte er mit seinen Knubbelfingern an mir herum und versuchte ihn zu befreien.
„Aua!“ Er zog und zerrte und ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Ich konnte uns in dem Spiegel beobachten, der an der Wand gegenüberstand. Der war schon blind, aber noch lange nicht so, dass er nicht den hochroten Kopf meines jüngeren Halbbruders einfangen konnte, der das Nest auf meinem Kopf immer schlimmer machte. Vor lauter Anstrengung kaute er auf der Unterlippe.
„Ich geh Mama holen“, sagt er.

Durch die geschlossene Kinderzimmertüre drangen Schreie.

„Nein. Lass nur.“ Ich robbte auf allen Vieren über den Socken und Unterhosenberg zu dem Schreibtisch und kämpfte mich durch Zeichenpapier, Uhu und abgebrochenen Buntstiften zu der Kinderschere durch. Michi kauerte vor dem Bett, beobachtete mich und drehte eine seiner blonden Locken um den Zeigefinger.
„Was machst du?“
„Ich schneid’s runter.“
Michi schnappte seinen Teddy und presste ihn sich auf den Mund. Das Fell am Ohr des Bären war schon ganz verklebt und pampig von Spucke, Rotz und Himbeersaft.

Das Geschrei im Wohnzimmer wurde lauter.

Ich spürte das Gewicht des hängenden Spielzeugautos und ertastete es mit meiner linken Hand. Meine rechte verrenkte sich unnatürlich nach hinten und mit einem schnellen „Schnipp“ hielt ich ein Metallauto in einem grässlichen Gelbton in den Händen. Um meine Frisur war es nicht schade, seit meine Oma meinte, sie müsse mir die Haare selber schneiden, um Geld zu sparen.
Michi sah schnell zu der geschlossenen Tür und lief dann in meine Richtung. Seine Stirn runzelte sich und er schaute kummervoll auf das Haarbüschel, das sich hartnäckig um die Reifen schlängelte.

Plötzlich wurde die Kinderzimmertüre aufgerissen.

„Zieht auch an. Wir gehen!“, schrie mein Vater ins Zimmer. Mein Herz pumpte wie verrückt und ich hatte das Gefühl, das, wenn man nur genau hinsah, beobachten konnte, wie es gegen den Brustkorb pochte.
„Komm.“ Ich nahm Michi bei der Hand und wir gingen in das Vorzimmer. Das Schluchzen aus dem Wohnzimmer lenkte mich ab und mein Versuch, ihm die Schuhe zu binden, wollte mir einfach nicht gelingen. Unbeholfen nestelten meine Finger an den Schuhbändern herum. Vater stand neben mir, sah auf mich herab und schrie, dass ich mich beeilen solle. Aber je lauter er wurde, desto nervöser wurde ich und so stopfte ich die Bänder schnell in Michis Socken. Als ich ihn ansah, bemerkte ich, dass ihm Tränen die Wangen hinunter kullerten.
„Ich nehme Senta mit, sie beschützt uns“, sagte ich zu ihm. Die Schäferhündin musste ich unter der Bank hervorziehen, um die Leine, eine schwere Hundekette, anlegen zu können. Mein Vater packte mich beim Genick und schubste mich aus der Wohnung.

Michi nahm den Hund, stapfte hinter uns her, und ein paar Minuten später fanden wir uns in dem abgefuckten Kaffeehaus wieder. Rauchschwaden hingen in der Luft, es roch nach alten Erbrochenen, Aschenbechern und literweise verschütteten Bier. Eine Handvoll Männer und zwei Frauen saßen um den Tresen. Mein Vater bestellte sein übliches Getränk, das aus weißem Wein und Sprudelwasser besteht.
„Leg dich!“ Senta kauerte sich unter eine Bank. Sie sah mich an, als ob sie alles verstand und wusste. An der Bar fing Papa eine Unterhaltung mit einer der zwei Frauen an. Sie trug einen schwarzen Minirock und ich dachte, dass sie jünger war, als sie aussah. Aber was wusste ich schon?

Der Wirt klimperte mit Kleingeld und drückte mir ein paar Münzen in die Hand. Mit seinem Kinn deutete er in die Richtung des Zauberautomaten und zwinkerte. Michi bekam von mir eine Münze, den Rest stopfte ich in meine Hosentasche. Ein Geldstück nach dem anderen wanderte in den Computerautomaten, der aussah, wie ein kleiner Tisch mit Bildschirm. Nach unzähligen zerstörten UFOs griff ich in meiner Hosentasche ins Leere. Inzwischen bildete ich mir ein, dass die Musik immer lauter und es im Lokal immer dunkler wurde.

„Mir ist langweilig.“ Um meinen Halbbruder zu beschäftigen, nahm ich die Bierdeckel und versuchte damit, ein Kartenhaus mit ihm zu bauen. Aber die Untersetzer waren gewellt und aufgeweicht und unser Gebäude fiel in sich zusammen.

Mein Vater bestellte und redete und bestellte und redete. Ich beobachtete seine tätowierten Hände, wie er deutete, wenn er versuchte, etwas zu erzählen. Drei Punkte, unterhalb des Daumens. Eine nackte Frau auf der Innenseite des Unterarms. Einen Anker, irgendeinen Freiheitskämpfer an der Außenseite.

Keine Ahnung, wie viel Zeit bereits vergangen war, aber es dauert mir zu lange. In meiner Magengegend dehnte sich ein Ballon aus und ich verspürte Übelkeit.
„Papa, können wir bitte nach Hause gehen?“
„Gleich. Spielt noch, wir gehen gleich.“
Michi ließ den Kopf und die Schultern hängen und sah aus wie eine Marionette, die gerade keinen Auftritt hat.
Wir saßen uns an einen der leeren Tische und ich versuchte, mich zu konzentrieren und eine Geschichte zu erzählen.
Michi nahm einen Zahnstocher und pullte damit den Dreck aus der Ritze, wo zwei Tische aneinander standen.
„Ich bin müde.“
„Ja, ich auch.“
Ich überlegte, ob es klug wäre, noch mal den Vater darum zu bitten, gehen zu dürfen. Ich entschied, dass es wahrscheinlich nicht vernünftig aber notwendig wäre, denn ich hatte auf einmal das Gefühl, es keine Minute länger dort auszuhalten. Meinen ganzen Mut zusammen nehmend, schlurfte ich an die Bar. Meine Stimme klang so tattrig, als hätte eine alte Frau gesprochen. Die Knie fühlten sich weich an und sie konnten jeden Augenblick nachgeben.
Die Antwort meines Vaters fiel so aus wie zuvor, konträr zu seinem Verhalten. Er grinste mich an und tätschelte mir mit seiner riesigen Pranke den Hinterkopf, dort wo ein fünf Zentimeter langes Haarbüschel abstand. Plötzlich merkte ich, dass ich mich nicht mehr länger beherrschen konnte und lief auf die Toilette. Wimmern und Schluchzen entstanden in meiner Brust und drang an die Oberfläche. Die Tränen rannen und ich konnte überhaupt nichts an dieser Situation ändern. Die Frau in dem Mini betrat den Waschraum und sah mich traurig an. Unter ihren Augen klebte etwas schwarze Wimperntusche und als sie mich ansprach, glänzte der rote Lippenstift auf ihren Zähnen.
„Wieso weinst du? Willst du nach Hause?“
Ich nickte nur und einen bescheuerten Moment lang hoffte ich, dass sie uns helfen würde. Sie nahm mich in den Arm und ihre Duftwolke drang in meine Nase. Eine Mischung aus Alkohol, Zigaretten und Veilchen. Michi tauchte hinter ihr auf. Mit seinen Patschhänden versuchte er, meine Wangen abzutrocknen.
„Nicht weinen.“
Aber das er sich Sorgen um mich machte, brachte mich nur noch mehr zum Heulen. Langsam gingen wir über die grünstichigen Fliesen hinaus und über den dunkelbraunen, mit grauen Dreckspuren überzogenen Teppich, zurück in die verrauchte Bude. Die Frau hatte noch immer einen Arm um mich gelegt und Michi hielt sich an meinem rechten Bein fest, als wir zur Bar stolperten.

Mein Vater spendierte gerade fremden Leuten ein Getränk und meinte zum Wirt, er solle „anschreiben“, als meine Stiefmutter in die Spelunke kam. Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn ich dachte ehrlich, sie würde uns abholen.
Doch sie schrie, ging auf meinen Vater zu, riss ihm sein Glas aus der Hand und leerte ihm den Rest des Weines ins Gesicht. Er griff ihre Hand und schleuderte sie weg, das Glas fiel ihr aus der Hand und krachte klirrend gegen die Theke. Scharenweise ergossen sich kleine Splitter auf dem braunen Teppich.

Sie glitzerten im schalen Licht wie kleine Diamanten.

Der Wirt kam hervor und zerrte die beiden aus dem Lokal. Endlich löste sich meine Starre und ich schnappte Michi, die Leine, und rief meine Hündin. Wir folgten meinem Vater und meiner Stiefmutter hinaus auf die Gasse. Der frische Wind wehte um meine Nase. Es war bereits stockdunkel und roch nach Nebel.
Der Supermarkt war gerade am Zusperren und viele Hausfrauen verließen hastig mit riesigen Einkaufssäcken das Geschäft. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah, als mein Vater die Hundekette aus meiner Hand riss. Automatisch zuckte ich zusammen, denn ich dachte, dass ich jetzt etwas abbekommen würde. Aber er ging zu meiner Stiefmutter und schlug mit der Kette auf sie ein. Er holte aus und sie zischte, wie die Peitsche, die in seinem Schlafzimmer hing. Immer und immer wieder. Sein Mund verzerrte sich und seine Adern traten an Hals und Schläfe hervor. Die Menschen liefen vorbei, schauten und tuschelten, aber es half uns niemand.
Als Michi zu schreien anfing, drückte ich sein Gesicht in meine Jacke, sodass er nichts mehr sehen konnte, und führte ihn weg. Nachdem wir so zweimal um eine Ecke bogen, merkte ich, dass meine Schäferhündin weg war und Michi nur mehr einen Schuh anhatte. Das war meine Schuld, weil ich ihn nicht richtig zubinden konnte.
„Ich muss dich tragen.“
Michi stieg auf eine Parkbank und hüpfte mir auf den Rücken. So wankten wir herum und ich suchte nach Senta. Meine Stimme war brüchig, weit entfernt und ich hatte eine Scheißangst, dass ich sie nicht finden würde, aber wenigstens hörte Michi auf, zu heulen. Er trat mir mit seinem schuhlosen Fuß in die Seite und spielte, dass ich sein Pferd bin.

Verloren stand ich an einer Kreuzung und mein Blick schweifte auf die gegenüberliegende Straßenseite. Dort sah ich meine Hündin. Sie blieb ruhig sitzen und wartete auf mich. Erleichtert strich ich über ihre Samtohren und hielt sie an ihrem Flohhalsband fest. Ich wusste nicht, wohin wir nun gehen sollten und ärgerte mich, dass ich alle Münzen in den bescheuerten Automaten geworfen hatte, so konnte ich nicht mal Mama anrufen.

Mein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit Watte vollgestopft und weil mir nichts weiter einfiel, ging ich mit dem Kleinen am Rücken und meinem Hund an der Seite wieder zu der Wohnung meines Vaters. Ich hatte die Hoffnung, dass er vielleicht nicht zu Hause wäre oder bereits schläft und nur meine Stiefmutter öffnet. Ich klopfte leicht an der Wohnungstüre. Als sich nichts tat, drückte ich kurz die Klingel. Trotzdem schrillte diese viel zu laut.
„Ist Mama nicht zu Hause?“ Michi hatte ich inzwischen auf der Türmatte abgesetzt. Er gähnte und seine Lider hingen auf Halbmast.
„Doch, ich höre Schritte.“
Die Tür öffnete sich einen kleinen Spalt und ich atmete tief durch, denn meine Stiefmutter lugte hervor. Ihre aufgeplatzte Lippe hatte bereits eine leichte Kruste, und als sie Michi aufhob und hinein trug, sah ich die Blutergüsse auf ihrem Unterarm.
„Ist Papa da?“
„Nein. Er ist noch weggegangen. Ihr geht am besten gleich schlafen.“
„Darf Senta ins Zimmer?“
Meine Stiefmutter nickte und schickte uns Zähne putzen. Michi zog seinen Pyjama, mit den bunten Autos darauf, an und schlüpfte in sein Bett. Ich lag am Boden auf der Matratze und meine Hündin lag neben mir, mit ihrem Kopf auf meinem Bauch. Später in der Nacht wurde ich wach, weil es im Wohnzimmer klopfte und knallte. Michi schlief neben mir und ich deckte ihn mit meiner Decke zu.

Am Morgen saßen wir bei einem Butterbrot, als das Telefon läutete.
„Du sollst gleich runter kommen, deine Mutter wartet gleich unten an der Ecke im Auto auf dich“, sagte meine Stiefmutter, nachdem sie den Hörer aufgelegt hatte.
Michi sah mich nicht an. Schon den ganzen Morgen sprach er nur mehr mit seinem Teddy und das Kinderzimmer war für mich verbotene Zone.
Aber als ich bei der Tür stand und gehen wollte, kam er doch und klammerte sich wieder an mein Bin.
„Warum gehst du?“
„Weil ich nach Hause muss.“
„Kann ich mitgehen?“
„Ich weiß nicht.“
Meine Stiefmutter pflückte Michi von mir runter: „Dein Vater schläft noch. Wir sehen uns. Machs gut.“
„Okay. Tschüss.“

Mit Senta an der Leine, verließ ich so schnell ich konnte, die Wohnung und stieg in den Aufzug, der mich fünfzehn Stockwerke nach unten brachte. Der blaue Golf meines Stiefvaters stand an der Ecke, meine Mutter am Beifahrersitz. Ich ließ meine Hündin auf die Rücksitzbank und setzte mich daneben. Als wir losfuhren, war ich so erleichtert, dass ich zum Weinen anfing, wie ein Schlosshund. Verwundert stellte ich fest, dass überhaupt noch Tränen in mir waren. Meine Mutter beugte sich nach hinten und fragte, was los sei. Nicht sicher, ob ich alles erzählen sollte, entschied ich mich lieber für eine Kurzversion, mehr brachte ich auch nicht über die Lippen.
„Du musst nicht mehr zum Papa, wenn du nicht magst.“
„Aber was ist dann mit Michi?“
„Ich weiß nicht. Du kannst es dir ja noch überlegen. Aber wenn du nicht mehr hingehen willst, dann ruf ihn an und sag es ihm.“

In der Nacht konnte ich kaum schlafen. Immer wieder wurde ich wach und dachte an Michi und was mit ihm passieren würde, wenn ich die Besuche einstelle. Trotzdem hatte ich tief in mir ein starkes Gefühl, dass ich kaputt gehe, wenn ich den Schritt der Ablösung nicht schaffen würde. Mein ganzer Körper zitterte, obwohl mir nicht kalt war. Ich zog mir die Decke über den Kopf, so wie ich es immer mache. Nur ein kleines Luftloch zum Atmen brauchte ich. Wie ein Sturm wütete es in mir. Wie schlecht bin ich, wenn ich ihn dort zurücklasse? Aber am Morgen stand meine Entscheidung fest.

Ich nahm den Hörer und wählte die Nummer meines Vaters.

 

Hallo Sabine P,

ich schreibe mal beim Lesen mit :)

Ich sitze verloren auf „meiner“ Schaukel im Park, so in meiner Welt versunken, dass mich weder die trostlose Umgebung stört, noch die Realität der Gegenwart.
Dieser erste Satz zündet bei mir nicht so recht. Einmal das doppelte meiner, das stört mich. Ist das erste "meiner" denn wirklich notwendig? Ich würde es löschen und einfach "der" Schaukel schreiben. Dann frage ich mich, ob es den Park wirklich braucht, da du ihn im nächsten Satz gleich wieder erwähnst. Wie wäre es mit: Ich sitze verloren auf der Schaukel, so in meiner Welt versunken, dass [...] Auch das verloren könnte weg. Zeig doch lieber noch mit einem zweiten oder auch dritten Satz, dass sie allein und weggetreten ist, dass z.B. lärmende Kinder an ihr vorbeirennen, sie den Lärm aber nur wie von Weitem hört. Dass niemand sie wahrnimmt und sie sich irgendwie unsichtbar fühlt oder so ähnlich.

Es ist der Park, in dem meine Mutter mit mir flüchtete, wenn es die Situation wieder erforderte.
- in den

Ich sehe mir die notdürftig geklebten Schnipsel eines alten Briefes an. Die meiste Zeit meiner Kindheit blies mir ein kalter Wind entgegen.
Hier fehlt mir ein wenig der Zusammenhang zwischen den beiden Sätzen. Wie kommt sie von den zusammengeklebten Schnipseln so schnell auf den kalten Wind in ihrer Kindheit? Ist der Brief von ihrer Mutter? Ihrem Vater? Das würde ich ein wenig mehr miteinander verknüpfen.

Für mich, ein fünfjähriges Mädchen[KOMMA] wirkte das Messer gigantisch.

Die Rückblenden sind mir zu berichtend, ich fiebere irgendwie nicht so recht mit, obwohl die Frau ja traumatische Sachen erlebt hat. Vielleicht wäre eine Möglichkeit, diese Rückblenden im Präsenz zu erzählen? Praktisch wie eine Live-Aufnahme, die sie in diesem Moment auf der Schaukel noch einmal durchlebt? Hier zum Beispiel:
Manchmal, wenn ich am Morgen erwachte, war das Bett nass. Ich zog dann die Laken ab und wusch sie in der Badewanne.
Das ist ein reiner Bericht. Was ist mit ihren Gefühlen? Ich könnte mir vorstellen, dass sie sich furchtbar schämt, ins Bett gemacht zu haben (das willst du damit sagen, oder?). Dass sie sich nicht traut, mit jemandem darüber zu reden, sich durch das Haus schleicht, um heimlich die Wäsche zu waschen, immer auf der Hut, damit sie niemand sieht. Irgendwie sowas. Erlebbare Szenen. So, wie ich das momentan lese, fühle ich eine große Distanz zwischen mir und deiner Protagonistin.

Mama wies mich an, die Schuhe wieder auszuziehen und so ging das Hin und Her.
- hin und her

Was soll ich tun?
Hier wechselst du auf einmal ins Präsenz ...

Es tut mir ehrlich leid, aber ich komme in deine Geschichte nicht rein. Ich weiß nicht, ob du hier autobiografisch etwas verarbeitest, deshalb möchte ich vorsichtig sein. Das, was da beschrieben wird, ist natürlich schlimm für ein Kind, für einen Erwachsenen, für überhaupt alle Beteiligten. Aber es ist mir alles zu sehr heruntererzählt. Es fühlt sich an, als müsse einfach alles nacheinander aufgezählt werden ohne viel Emotion, ohne wirklich fühlen zu können, was sich in der Erzählerin abspielt. Dazu kommt, dass ich den Text noch als sehr konfus empfinde. Ihre Mutter ist mit ihr zur Oma geflohen, richtig? Und bei den Besuchen beim Vater, bekommt sie mit, dass er die neue Partnerin, also die Stiefmutter, auch so scheiße behandelt, richtig? Aber doch hat er den Hund gerettet? Und sie hat Angst, dass ihr Vater sie von der Schule abholt, weil sie sich für ihn schämt? Wie genau sind ihre Gefühle, als er krank wird? Sie betet dann dafür, dass alles wieder gut wird. Gibt es da keine Gefühle von Genugtuung? All die Jahre hat er alle um ihn herum terrorisiert und traumatisiert und sie betet einfach nur für seine Genesung?

Du siehst, ich komme nicht so recht klar ;) All diese Dinge bergen viele Zwischentöne, viel zwischenmenschliches Erzählpotential. Vielleicht helfen dir meine Anmerkungen ja ein kleines bisschen, um die Geschichte viel mehr auszubauen. Vielleicht denkst du aber auch anders. Das ist natürlich allein deine Entscheidung.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

danke das du dich meinem Text angenommen hast. Ich habe lange gehadert, ob ich ihn in dieser Art und Weise reinstellen möchte und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich es doch probiere.
Gerade diese Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit können verwirren. Beim ersten Satz hast du recht, daran habe ich auch schon gedacht.
Den Park möchte ich in der Geschichte lassen.
Der Brief ist Anfang und Ende. Zum Schluss löst es sich auch auf, was es mit dem Brief auf sich hat.
Das sie anfängt ins Bett zu nässen, dafür schämt sie sich furchtbar. Ich dachte, dass käme auch damit zum Ausdruck, dass sie eben heimlich die Laken wäscht.
Nach dem Wohnungsbrand flohen sie zu der Großmutter. Die Episode mit dem Hund zeigt auf, dass der Vater nicht wirklich ein schlechter Mensch ist. Der Alkohol hat das aus dem gemacht, was er ist. Aber es sind die gemischten Gefühle eines Kindes zu einem Elternteil. Darf man sich wünschen, dass der Vater stirbt? Alleine daraus resultiert das schlechte Gewissen. Aber ich wollte schon bewusst so schreiben, dass man auch viel zwischen den Zeilen lesen muss.
Ich werde mir betreffend des Erzählstils noch so meine Gedanken machen und das eine oder andere verändern. Ich melde mich diesbezüglich wieder, muss jetzt leider weg. Liebe Grüße Sabine

 

Hallo Sabine P,
Lebensabriss trifft es, was Dein Text beschreibt. Da ist in einem überschaubaren Rahmen eine Bündelung von Ereignissen, die so dicht und so brutal sind, dass sie im Grunde nicht genügend Raum haben in der Einzelsicht. Also, so empfinde ich das. Am Ende wirkt die Aneinanderreihung von Schlimmheiten für mich inflationär. Da drischt der Vater auf die Stiefmutter, sticht sich selbst ab, dann brennt das Haus, Hunde ersticken, zwei Gehirnblutungen, ihre Depression, das Bettnässen, dann noch sexuelle Belästigung und Vater wird auch noch niedergeprügelt von Uniformierten, eine Stelle, die ich problematisch finde, weil sie in meinen Augen nicht realistisch erscheint. Das klingt nach Terrorpolizei, aber wenn es im heutigen Mitteleuropa spielt, ist das nicht nachvollziehbar. Was ich aber sagen will: Das ist wohl für so eine knappe Form entschieden zu viel an Einbrüchen und Katastrophen. Da würde eine genügen und die im Detail ausgearbeitet und das könnte eine schöne Intensität entfalten, wenn man in dem Zusammenhang von "schön" reden mag. Stark, tief, hart, irgendwie so. Und das liegt meiner Meinung nach nicht an der Sprache und auch nicht an einer besonderen weiteren emotionalen Erläuterung. Mir würde da ein nüchterner Tonfall reichen und ich empfinde es eher so, dass der Text umso weniger Wucht bekommt, je mehr er sich in der Anhäufung an wuchtigen Ereignissen darum bemüht, darum kämpft und sich abarbeitet an dem Scheusal Vater.
Ich finde den Bezug von "trostloser Umgebung" und "Realität der Gegenwart" durch das werde-noch nicht nachvollziehbar:

dass mich weder die trostlose Umgebung stört, noch die Realität der Gegenwart.
Da kann ich mit den knisternden Blättern nichts anfangen, was mir in der Akustik übertrieben und unrealistisch erscheint. Eine kleine Gruppe: Zu Umständlich, nciht direkt genug und das finde ich im Text öfter. Der Text soll direkt sein und macht sprachlich Umwege, die ich erst mitgehen muss, um zum Zentrum zu kommen, das aber eigentlich klar dastehen soll.
Warum auf der Zunge? Scheint mir ein wenig gekünstelt als Bild. Der letzte Satz ist mir zu zusammengefasst. Das würde ich lieber lesen, als jetzt schon im Inhaltsverzeichnis zu sehen.
Blätter knistern und tanzen im Lufthauch. Eine kleine Gruppe Meisen zankt sich um eine verdorrte Hagebutte. Fetzen von Erinnerungen tragen mich in die Vergangenheit und hinterlassen einen bitteren Geschmack auf der Zunge. Ich sehe mir die notdürftig geklebten Schnipsel eines alten Briefes an. Die meiste Zeit meiner Kindheit blies mir ein kalter Wind entgegen.

Da sehe ich wieder einige Umständlichkeiten:
Fünfjähriges Mädchen: Die Information ist zu technisch und ich brauche sie eigentlich auch nicht.
Ob es einer der Stühle ist, finde ich nicht relevant. Unter einem Stuhl. Punkt.
Er rammte es in die Bauchgegend: Bauch ist direkter. Die Bauchgegend klingt nach Diagnose.
Ich finde, man kann auch Wucht weglassen, weil ein Baum sowieso wuchtig fällt.
Versuche, mich verständlich zu machen: Für die Drastik der Situation auch zu ungelenk und zu umständlich.
ein fünfjähriges Mädchen wirkte das Messer gigantisch. Schweißnass kauerte ich unter einem der Küchenstühle.
„Ich bring mich um!“
Er holte mit dem Messer aus und rammte es sich in die Bauchgegend. Wie ein gefällter Baum fiel er mit einer Wucht, die mir den Atem nahm.
Meine Stiefmutter zog mich hervor und verließ mit mir und meinem jüngeren Stiefbruder die Wohnung. „Der tut nur so.“
Versuche mich verständlich zu machen, gingen nur in Wimmern über.

Herzliche Grüße
rieger

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Sabine P,
RinaWu und rieger haben schon vieles zu deinem Text bemerkt und ich kann mich auf Aspekte beschränken, die mir wichtig erscheinen.

Auf der einen Seite finde ich in deinem Text einige Stellen, wie ich sie in Geschichten gerne lese. Da spüre ich, da ist ein Autor, der sich die Situation vergegenwärtig hat und sie mir gut vorstellbar vermitteln möchte:

Ich sitze verloren auf „meiner“ Schaukel im Park, so in meiner Welt versunken, dass mich weder die trostlose Umgebung stört(,) noch die Realität der Gegenwart.

Blätter knistern und tanzen im Lufthauch. Eine kleine Gruppe Meisen zankt sich um eine verdorrte Hagebutte. Fetzen von Erinnerungen tragen mich in die Vergangenheit und hinterlassen einen bitteren Geschmack auf der Zunge.
Noch heute kann ich den Mürbteig schmecken. Zart und geschmeidig auf meiner Zunge.

In meinen Erinnerungen wurde er nicht älter, war er immer noch der kleine Blondschopf. Wie viel Überwindung hat es mich gekostet, dieses Gespräch zu suchen. Wie eine emotionale Achterbahnfahrt, aber es war gut.

Das sind für sich genommen sehr schöne Stellen. Aber sie verlieren sich in einem Text, der über lange Strecken beinahe protokollartig wiedergibt, was deiner Ich-Erzählerin in ihrer Jugend von ihrem alkoholabhängigen Vater zugefügt worden ist. Dabei unterbrichst du das Berichten dessen, was geschehen ist, immer wieder durch Erklärungen und Gedanken. Eine typische Stelle:

Alles war voller Rauch und lodernden Flammen, als mich jemand aus meinem Bett hob. Ich spürte die Hitze und die Panik, die ich jedoch nicht zuordnen konnte. In die Kälte und die Finsternis hinaus trugen mich starke Arme und ich konnte w:ieder atmen.


Später habe ich von meiner Mutter erfahren, dass er im Suff den Ölofen umschmiss. Einer unserer zwei Hunde starb an Rauchgasvergiftung. Mein Taufkleid, Babyfotos, Erinnerungen auf Fotopapier, alles verbrannt.


Und so wechselst du vom Bericht zu Bewertungen und Erklärungen und wieder zurück zum Bericht. Dabei habe ich auch Probleme, alles zeitlich einzuordnen, da du nicht linear verfährst, sondern für mein Gefühl sehr häufig die Zeitebenen wechelst. Mir zumindest fällt es schwer, die von dir geschilderten Ereignisse in ein zeitliches Hintereinander einzuordnen.

Beispiel:

Die Oma starb im Sommer 1987 an Leberzirrhose. Dass sie heimlich trank, bekam ich immer nur am Rande mit. Drei Wochen später kam mein kleiner Bruder zur Welt, kurz vor meinem dreizehnten Geburtstag.


Nach dem letzten Besuch bei Papa konnte ich nicht mehr.


Verwirrt hat mich auch dein Personal: Stiefmutter, Mutter, Großmutter, Großeltern, Bruder, Stiefbruder usw. Da müsstest du ebenfalls für Klarheit sorgen, damit ich das von deiner Protagonistin Gesagte besser einordnen kann.

Fazit: Mir fehlt es in deinem Text an einer inhaltlichen Ordnung. Dieses Unklare der zeitlichen Abfolge, dieses Nicht-Sofort-Einordnen-Können der Personen der Handlung, dieses Springen von der Bericht-Ebene zu Gedanken, Bewertungen und Erklärungen macht es mir als Leser sehr schwer zu erfassen, was dein eigentliches Anliegen als Autor ist. Willst du mir diese Unbestimmtheit der Gefühle deiner Protagonistin zu ihrem Vater vermitteln, dann solltest du diesen Aspekt durchgängiger gestalten, den Fokus ganz bewusst darauf lassen und Nebenaspekte (Großmutter, Hündin, Beziehung zum Bruder usw.) kürzen oder einen klareren Zusammenhang zum Hauptanliegen herstellen.

Wenn du allerdings dieses Berichts-Chaos als quasi-authentischen Text verstehst, der deine Protagonistin und ihr Anliegen sehr authentisch erscheinen lassen soll, indem sie ungeordnet und ohne erzählerischen Anspruch einfach nur darstellt, was ihr widerfahren ist, so solltest du überlegen, welchen Rahmen du dem Ganzen gibst. (Zum Beispiel könnten dies die Aufzeichnungen einer psychisch kranken Patientin in ihrer Krankenakte sein.) Dann würden natürlich die Erzählelemente des Anfangs und Endes nicht so recht passen.
Du hast angedeutet, dass es sich bei deinem Text um einen Brief handeln soll. Aber zu einem Brief gehört auch ein Adressat, den ich so noch nicht erkennen kann.

Noch etwas: Ich selber bin dabei, eine Geschichte für die Challenge zu basteln und stelle mir die Frage, wie weit wir den Begriff ‚Im Gegenwind’ dehnen können. Deine Protagonistin hat in ihrem Leben soviel Gegenwind gespürt, dass deine Hinweise auf das Thema für mein Empfinden nicht unbedingt nötig sind.

Die meiste Zeit meiner Kindheit blies mir ein kalter Wind entgegen.

Langsam legt sich der Sturm.

Noch ein paar Kleinigkeiten:

Wie kann ein Mensch sich mit so einer Gewaltsamkeit fallen lassen?

Das ist eine Redewendung, die ich so noch nie gehört habe und auch nicht verstehe.

Alles war voller Rauch und lodernden Flammen,
mMn: 'lodernder'

Mein Taufkleid, Babyfotos, Erinnerungen auf Fotopapier, alles verbrannt.
Diese Zusammenfassung scheint mir hier nicht zu passen.

Die Jahre bei ihr waren die Schönsten (schönsten).

Papa stand im Vorzimmer und befahl mirK die Schuhe anzuziehen

Was soll(te) ich tun?

Ich konnte sehen, wie sich die Spannung entlud, die Schöpfung eines weiteren Traumas.
Hier würde mir das einfache Wort 'Entstehung' besser gefallen.

Er holte aus und sie zischte, wie die PeitscheK die in seinem Schlafzimmer hing

war ein dicker Teerklumpen in mir, der wie ein Tumor wuchert.
Das ist kein schöner Vergleich und mMn auch kein passender.

Ich zerfloss vor QualK aber ich blieb hart.

Warum durfte ich nicht aussprechen, was sich alle denken(dachten)?

Lange Rehabilitation im „weißen Hof“.
Das ist doch sicher ein Eigenname und sollte deshalb groß geschrieben werden.

Er verfiel wieder dem Alkohol und ich meiner Scham
Das würde ich nicht in einen Satz packen. Ich verfalle meiner Scham???

Mein Gewissen fraß mich auf, über meine Unfähigkeit mich der Situation zu stellen.
Das ist wirklich zu holprig ausgedrückt. Versuch es doch ganz einfach zu formulieren.

Liebe Sabine, ich bin gespannt, welche Entwicklung dein Text nehmen wird.

Liebe Grüße
barnhelm

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke an Alle, für eure Vorschläge und Tipps. Für mich war der Text chronologisch glasklar :Pfeif:, so sehe ich allerdings ... anscheinend nur für mich. Ich werde mal komplett umarbeiten, mal sehen was mir dazu einfällt :confused:
Ich gebe Bescheid, wenn ich den umgearbeiteten Text eingestellt habe.
Merci nochmal!
Liebe Grüße Sabine

Ps.: So, ich habe daran herumgeschraubt und hoffe, dass es nun besser ist. :shy:

Liebe Grüße

 

Nur mal ganz kurz, Sabine.

Ich bin so in meiner Welt versunken, dass ich weder die Jugendlichen wahrnehme, die sich mit Alkohol und Zigaretten unter dem Klettergerüst unterhalten, noch die Taubenschar, die sich um Futter zankt.

Wenn die Ich-Erzählerin so gedankenversunken ist, dass sie diese Dinge nicht wahrnimmt, wie kann sie dann davon erzählen?

Ich muss gestehen, dass ich nach etwa einem Drittel abgebrochen hab. Das klingt alles recht schwülstig irgendwie. Am meisten stört mich, dass du das wesentliche Element der Geschichte zum Rückblick degradierst. Warum nicht einfach den Rückblick ins Zentrum stellen und das Drumherum weglassen? Dann wäre es kein Rückblick mehr, und würde sich gleich viel organischer anfühlen. Und wir müssten den ganzen Text nicht im Kursiven lesen.

Liebe Grüße
Mix

 

Hallo Mix,

Du hast recht. Der erste Absatz passt da nicht. Schade, dass du es nicht geschafft hast, fertig zu lesen. Gut, dass ich bis 31.12 Zeit habe noch daran herumzubasteln. :Pfeif:
Liebe Grüße Sabine

 
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Liebe Sabine,

ich konzentriere mich weniger auf Sprache und Stil, da passts doch weitgehend . Mir kommt es auf die Konstruktion deiner Geschichte an.

Jahre später spielen mir die Großeltern einen Brief von dir zu. Ich unterbinde die Kontaktaufnahme, indem ich den Brief zerreiße.
Mein Herz fängt sofort wie wild zu pumpen an, wenn ich daran denke.
Ich bin feig, will mich den Blicken der Vergangenheit nicht mehr aussetzen. Mein Gewissen frisst mich auf. Ich hasse meine Unfähigkeit mich der Situation zu stellen.
(...)
Dann fiel mir dein Brief wieder ein. Ich habe ihn nie weggeschmissen, sondern die Schnipsel in einer Schachtel aufbewahrt. Alles lag plötzlich klar vor mir. Ich muss mich mit dir treffen, mich entschuldigen, dass ich dich damals allein gelassen habe. Dass ich mich nie wieder bei dir gemeldet habe.
Hallo Sabine P, ich glaube, du legst großen Wert auf den Rahmen deiner Geschichte. Auf das Geständnis der Icherzählerin dem Stiefbruder gegenüber. Das fiktive Treffen ist mehr oder weniger auch so ziemlich das einzige Szenische. Eigentlich - und das meine ich jetzt wirklich ernst - könntest du das Treffen aber genausogut weglassen, jedenfalls so, wie du es bisher aufbereitet hast. Bisher nämlich kommen Beziehung zu ihm und Schuldgefühle ihm gegenüber kaum vor im Text, und wenn, dann wenig gezeigt, sondern fast durchweg behauptet. Nehm ich es ernst, dass das Treffen und der Stiefbruder ihr wichtig sind, dann fehlt eigentlich alles Wesentliche, was die Beziehung der beiden ausmacht. Weder erfahre ich in szenischer, gezeigter Weise, warum sie gerade ihm gegenüber Gewissensbisse hat. Der einen Oma gegenüber hat sie diese Gewissenbisse doch auch nicht. Zu den Großis kommt sie immer wieder hin, sonst könnte die eine ihr ja auch keinen Brief zuspielen. Was also ist das Besondere an dem Stiefbruder? Dass sie ihn nicht sehen kann. Und da genügt es nicht, einfach mal nur im Text zu schreiben, dass sie ihn verlassen habe.
Dass sie Schuld empfindet, weiß ich, weil du es geschrieben hast, aber es ist eben ein Riesenunterschied, ob ich eine Szene zeige, in der das Verhältnis der beiden installiert wird und wirklich gezeigt wird in verschiedenen Facetten oder ob ich mal eine Art kleine Zusammenfassung mache oder mal einen Satz hinwerfe, dass sich nicht getraut, ihn zu sehen. Man erfährt nichts darüber, wie und in welchen Bereichen der Bub ihr wichtig ist, man erfährt nicht, wie er sich verhält, was er macht und denkt. Der Junge bleibt im Nebel. Und das ausgerechnet soll dann den Grund für dieses Riesengeständnis, diesen Riesenabriss Leben darstellen? Einen Konflikt zwischen beiden, eine Wende in ihren Entscheidungen - das ist alles nicht durchgeführt, sondern mehr oder weniger gut formulierte Absichtserklärung. Bisher wirkt die Figur des Stiefbruders nur wie ein Platzhalter, der der Icherzählerin ermöglicht, sich über ihr Leben auszubreiten.

Und damit komme ich zu dem zweiten Punkt. Der ist, dass du einen mit der Fülle an heftigen Informationen und Schrecklichkeiten schier erschlägst. Da fehlt ja nichts außer Missbrauch und selbst der ist angedeutet (sexuelle Anspielungen). Alles aber ist als Report bzw. als Nacherzählung wiedergegeben, nichts durchgeführt Szenisches. Ich behaupte mal, so kann dein Text einfach nicht funktionieren. Und das meine ich nicht als Geschmacksurteil. Der Leser will ja entdecken, enträtseln, sich in eine Lebenssituation hineinbegeben, sich identifizieren oder ärgern, aber jedenfalls teilnehmen. Und diese Chance gibst du ihm mit dieser Erzählweise nicht. Wenn du deine Icherzähler dem Stefbruder alles erzählen lassen willst, fehlt mindestens eine Szene, in der du überhaupt mal das Verhältnis der beiden installierst, "erklärst" (ich meine damit zeigst), was das Besondere zwischen den beiden ist. Den Lebenabriss danach würde ich kürzen. Der Alkoholismus des Vaters ist schon genug. Da muss die eine Oma nicht auch noch an Leberzirrhose sterben. Überhaupt bräuchts doch nicht zwei verschiedene Großelternpaare (klar hat man die, aber für eine Geschichte schneidert man sich doch die Realität auch zurecht, sonst wäre es ja keine Geschichte). (Verzeih, wenn ich so ausführlich bin, wahrscheinlich weißt du all das längst und hast dich nur entschlossen, mal was ganz anderes zu probieren, ich bin halt so ausführlich, weils so für mein Gefühl nicht klappen kann.)
Also ich würd mit mir selbst ins Gericht gehen, was genau ich mit dem Text erzählen will - soll sie selbst im Mittelpunkt stehen, dann kann der Rahmen mit dem Stiefbruder weg und du müsstest Szenen auswählen und die überhaupt erst mal ausgestalten oder kommts dir auf diese Schuld- und Sühnegeschichte zwischen den Geschwistern an, dann betone das.

Noch eine Erwähnung - wir kennen uns ja nicht so gut, ich bin immer schnell damit zu sagen - du musst oder man muss. Das ist einfach aus meiner Sicht gemeint und müssen tut man natürlich gar nichts. Sich dem Komm eines anderen anschließen wird man nur, wenn es einen wirklich vom Standpunkt der eigenen Intention und der eigenen Geschichte her überzeugt. Also nimms als Anregung, die man auch lassen kann.

Eine Sache aber schon noch: RinaWu zum Beispiel hat dir schon paar Fehler genannt, Grammtikzeugs, sowas halt. Das würde ich aber schon immer ausbessern. Sieht einfach viel besser aus.


Ich sitze auf der Schaukel im Park, der Ort KOMMA an dem meine Mutter mit mir flüchtete, wenn es die Situation mal wieder erforderte.
"an den" oder "zu dem"


Ich bin so in meiner Welt versunken, dass ich weder die Jugendlichen wahrnehme, die sich mit Alkohol und Zigaretten unter dem Klettergerüst unterhalten, noch die Taubenschar, die sich um Futter zankt.
Wenn sie in sich versunken ist, so dass sie gar nichts wahrnimmt, wer kann das dann überhaupt erzählen? Wir haben hier eine Icherzählerin. Das ist ein böser Perspektivbruch. Die Beobachtungen sind trotzdem schön. Aber die Versunkenheit musst du anders ausdrücken als durch: ich nehme weder das noch das wahr.


Die Blätter knistern und tanzen im Lufthauch. In meiner Hand halte ich die notdürftig geklebten Schnipsel eines alten Briefes. Er stammt von Michi, meinem zwei Jahre jüngeren Stiefbruder. Ich erinnere mich an das Treffen, dass ich gerade mit ihm hatte.
das

Bis hierhin finde ich alles ganz schön. Du installierst die Atmosphäre durch sinnliche Wahnehmungen, machst neugierig auf das Treffen.


„Wie kommt es, dass du mich vergessen hattest?“, fragte er mich anklagend.

„Ich habe dich nie vergessen. Aber ich konnte nicht über meinen Schatten springen. Zu tief waren die Wunden, die mir in meiner Kindheit zugefügt wurden. Du weißt es, sie sind dir auch nicht fremd. Ich will dir alles aus meiner Sicht erzählen. Es ist mir wichtig, dass du verstehst, was passiert ist.“

Und das soll jetzt die Szene zwischen den beiden sein? Also das Gespräch, das dazu geführt hat, dass sie nicht anderes als ihr Inneres mehr wahrnehmend auf der Schaukel hockt?
Das finde ich nicht gut. Die Anklage kommt wie aus dem heiteren Himmel, ihre Antwort ist so gedrechselt und ausgefeilt. Der Stiefbruder ist eigentlich nur eine Staffage für die Lebensnacherzählung. Ein Pappkamerad.
Ich habe mir überlegt, wenn du sie zuerst auf der Schaukel sitzen lässt, die zusammengeklebten Schnipsel in der Hand und dann denkt sie nach über früher. Zwei oder drei Szenen, in denen der Bruder auch in Beziehung zu ihr vorkommt, sie miteinander reden oder sie ihm den Schlafanzug anzieht oder Spiegeleier brät oder Kakao kocht. Und wo natürlich auch all das Ungemach vorkommt, was der Alkoholikervater den beiden verpasst. Und dann vielleicht eine Szene, wo man sieht, dass und warum sie das schlechte Gewissen ihm gegenüber entwickelt, sich weigert, den Stiefbruder zu sehen. Und dann zum Abschluss der Geschichte folgt dann als Konsequenz dieser Rückblende ihr Entschluss, sich doch dem Stiefbruder zu stellen. Dann hast du wenigstens einen Konflikt und eine Wende in der Geschichte. Bisher gibt es eigentlich keine große Entwicklung in der story.
Das ist jetzt natürlich nur eine Idee - nur erst mal dahingeworfen.

Fetzen von Erinnerungen trugen mich in die Vergangenheit und hinterließen einen bitteren Geschmack auf der Zunge.
Und da gehst du schon in die Rückerzählung rein. Und so ist dann auch das Folgende. Da ist sprachlich viel Schönes und Durchdachtes. Aber - naja, du kennst ja meine Einwände.
Die Jahre bei ihr sind die Schönsten.
Bezieht sich auf Jahre, ist also keine Substantivierung, sondern Adjektiv, also klein.

Ihre Gemüsesuppe schmeckt nach Geborgenheit. Nur sicher fühlen kann ich mich nicht. Manchmal, wenn ich am Morgen erwache, ist das Bett nass. Ich schäme mich so dafür, also ziehe ich die Laken ab und wasche sie heimlich in der Badewanne. Die Oma tut dann so, als hätte sie gar nichts bemerkt. Sie ist eine Seelenverwandte. Immer habe ich Furcht, der Vater steht plötzlich vor der Schule und will mich abholen. Paranoide Züge, die mich noch immer veranlassen, um jede Straßenecke zu lugen.
Die markierten Sachen könnte man auch weglassen. Muss man nicht, aber wenn man stringenter sein will, könnte man, weil es wiederholend ist.

Mama schreit mich an,ich soll nicht tun. Ihre Stimmen hallen in meinem Kopf.
Im markierten Satz fehlt was.

Ich kann dir meine Verzweiflung nicht beschreiben. Oma zieht hastig ihren Mantel an und verschwindet durch die Haustüre. Zurück kommt sie mit Männern in Uniform. Und Schlagstöcken. Man kann sehen, wie sich die Spannung entlädt, die Schöpfung eines weiteren Traumas.
Beide Sätze sind so erklärend und behauptend. Und für den Leser ist das auch schwierig. Besonders der letzten Satz stört mich sehr. Sie legitimiert, rechtfertigt sich mit diesem Traumasatz, dass sie doch nichts dafür kann. Mich nervt das richtig. Einserseits, weil das so selbstmitleidig wirkt. Und auch so methodisch nach dem Motto, ich habs aber auch schwer. Ich merk doch selbst, in welcher Situation sie steckt, da muss man mich als Leser doch nicht mit der Nase reindrücken.

Der Vater beruhigt sich nicht und die Männer holen aus und lassen die Stöcke auf ihn niedersausen. Immer und immer wieder, bis er endlich Ruhe gibt. Dann schleppen sie ihn mit.
Das fand ich eine fürchterliche Erinnerung. Der Vater, der durch seine Raserei den Einsatz der Polizei heraufbeschwört, dann die Schläge. Es ist nur kurz berichtet, aber irgendwie spüre ich hier das kindliche Mitleid, trotz allem.

Im nächsten Abschnitt kommt der Stiefbruder zwar vor, aber auch gleichzeitig wieder nicht. So kurz ist das, so wenig Bezug zu ihm.

Lediglich seine Hysterie ließ in fallen, nicht das Messer.
ihn
Der Satz ist auch bissel komisch konstruiert. Und zwar durch den Nachtrag "nicht das Messer". Wirkt ein wenig verwirrend. Vielleicht könnte man überlegen, den Nachsatz zu streichen. Das, was du sagen willst, hast du vorher schon mitgeteilt, und zwar viel klarer und schöner.


Liebe Sabine, ich kanns mir vorstellen, dass du enttäuscht bist. Nimms dir trotzdem nicht zu Herzen. Denn wenn man nicht probiert, kann man natürlich keine Fehler machen und kriegt keine doofen Kommentare :D , kommt aber auch nicht weiter. Und du probierst - und das finde ich gut.
Viele Grüße von Novak

 

Hallo Sabine P,

mir kommt es vor, als ob du der Dramatik deiner Geschichte nicht vertraust und immer wieder was Neues nachlegst, um das Geschehen noch tragischer zu machen. Gleich zwei sterben an Hirnschlag, usw., auf ein tragisches Element wird ein zweites draufgelegt, dabei hast du alle Voraussetzungen, um den Leser mitfühlen zu lassen. Da sehen sich zwei nach Jahren wieder, Schmerz. Trennung liegt zwischen ihnen, wenn du in der Szene drin bleibst, die beiden zeigst, wie sie miteinander umgehen, was sie bewegt, das ist reichlich Stoff. Mir leuchtet ein, was ich kürzlich gelesen habe (ich wei0 nicht, ob es hier war): glaub nie, du könntest den Leser hinters Licht führen, er ist mindestens so klug wie der Autor und wenn er bemerkt, dass du mit ihm spielst, mit seinen Tränen und Gefühlen, dass wendet er sich ab. Also: streichen. Streichen, streichen, Handlungsstränge rausnehmen, kondensieren, reduzieren. Sprachlich kannst du das leisten.

Textstellen:

Ich erinnere mich an das Treffen, dass ich gerade mit ihm hatte.
lässt sich streichen, das weiß der Leser auch ohne die Info

Aber ich konnte nicht über meinen Schatten springen. Zu tief waren die Wunden, die mir in meiner Kindheit zugefügt wurden.
wer spricht so?

Ihre Gemüsesuppe schmeckt nach Geborgenheit.
hübsche Stelle

Der Vater beruhigt sich nicht und die Männer holen aus und lassen die Stöcke auf ihn niedersausen. Immer und immer wieder, bis er endlich Ruhe gibt. Dann schleppen sie ihn mit.
krasses Vorgehen der Polizei, halte ich für unrealistisch

Es folgen Depressionen, abwechselnd mit unendlichen Höhen. Es wütet dieser Sturm in meinem Kopf.
wenn du nur schreibst: es wütet der Sturm in mir, wirkt es viel starker, den Anfang brauchst du nicht unbedingt.

Der Vater war kein schlechter Mensch. Nur ein Verlorener. Den Verlust meiner Schwester, die mit drei Jahren an einer Tablettenvergiftung starb, hatte er nie verkraftet. Ein paar Monate nach ihrem Tod kam ich zur Welt.
klar, die Schwester muss auch noch an einer tragisch gestorben sein, warum?

Viele Grüße
Isegrims

 

Hallo Sabine P ,

Ich bin so in meiner Welt versunken, dass ich weder die Jugendlichen wahrnehme
Ich erinnere mich an das Treffen, dass ich gerade mit ihm hatte.

Wenn du nur von ihren Gefühlen erzählst, wirkt das vor allem in der Ich-Perspektive nicht direkt genug. Lass sie gleich das sagen, was sie denkt, also zum Beispiel:

"Die Jugendlichen nehmen bestimmt wieder Zigaretten und Alkohol. Da heimlich im Klettergerüst. Und die Tauben streiten sich vermutlich wieder um das Futter. Ist mir doch egal."
"Ja ... gerade hatte ich ein Treffen mit ihm."

dass du mich vergessen hattest?
vergessen hast.

Zu tief waren die Wunden, die mir in meiner Kindheit zugefügt wurden.
Deine Figur drückt sich sehr poetisch aus :D

Fetzen
Das Wort passt hier sehr gut.

Die Jahre bei ihr sind die Schönsten.
Ich finde, den Satz kannst du weglassen. Dass es ihr dort gefällt, drückst du viel besser mit der Suppe und der Geborgenheit aus.

Dass sie heimlich trank, bekam ich immer nur am Rande mit.
Da wäre "Show dont tell" spannender gewesen.

Mein Gewissen frisst mich auf.
Hier auch. Zeige doch, wie ihr Gewissen sie auffrisst.

Nicht alles, was mir widerfahren ist, erzählte ich ihm. Aber es spielt auch keine Rolle mehr. Jetzt fange ich neu an und hoffe, er kann es auch.
Das ist ein schönes Ende. Das ist dir echt gelungen, finde ich :D

So Sabine,
Meiner persönlichen Meinung nach erzählst du zu viel und zeigst zu wenig. Das baut Distanz auf, obwohl du ja mit der Ich-Perspektive Nähe aufbauen wolltest. Show dont tell tut bestimmt deinem Text gut.
Auf der Anderen Seite finde ich, dass in deinem Text zu viel Drama passiert. Da kann ich mich nur der Meinung Isegrims anschließen: Streichen, Reduzieren, Rausnehmen.

Ich hoffe, ich konnte dir irgendwie helfen.
Liebe Grüße,
alexei

 

Danke an alle! Ich bin im Moment ziemlich eingesetzt und melde mich Mitte/Ende der Woche, versprochen.

Liebe Grüße Sabine

 

Liebe Sabine P

So richtig was Neues kann ich dir derzeit auch nicht sagen. Die Fülle der Katastrophen hat mich ebrnfalls ermüden lassen. Wenn deine Geschichte auf wahren Begebenheiten beruht, verstehe ich natürlich, dass alle für dich gleich wichtig sind und es dir schwerfällt, eine oder mehrere rauszustreichen.

Wenn du etwas Abstand nimmst und im Geiste den "Lebensabriss" in der dritten Person liest, dann ergibt sich vielleicht eine Rangfolge, die dir erlaubt, den Stoff zu komprimieren im Sinne einer dramaturgischen Konstruktion, die kaleidoskopisch vorgeht statt chronologisch. Da ich selbst sehr nahe an Selbsterlebten segle, weiß ich, wie zäh man dieses verteidigt und es nicht leicht ist loszulassen.

Sprachlich finde ich schöne Bilder, andererseits hat ein sehr trockener Tonfall als Kontrast zu den dramatischen Ereignissen auch einiges für sich. Da wird es darauf ankommen, wie du den Rahmen gestaltest. Eine abgeklärte Erzählerin wird anders schreiben als eine, die noch aufgewühlt mittendrin steckt.
Es sieht also aus, als ob du noch einige Prämissen klären müsstest.

Lass dich nicht von der Deadline der Challenge irritieren. Die Geschichte hat genügend Potential für darüber hinausreichende Arbeit (zeitlich und inhaltlich ;)) an ihr.

ermunternde Grüße von

wieselmaus

 

Hallo Novak, Isegrims, Alexei und Wieselmaus!

So, nun finde ich endlich Zeit euch auch umfangreich zu antworten. Leider hatte ich noch keine Zeit an der Geschichte zu basteln :(

Aber nun der Reihe nach zu euren Kommentaren:

Novak:
Also, erst mal danke für deinen umfangreichen Kommentar. Und du hast natürlich recht, was die Beziehung zu dem Stiefbruder angeht, könnte ich mehr geneinsam erlebtes einbauen, um die Beziehung zu verdeutlichen. Oder ganz weglassen... ist natürlich auch eine Möglichkeit, die mich aber ein bisschen schmerzt. Prinzipiell bin ich aber für alles offen, was die Geschichte besser macht. Ich möchte ja, dass sie gerne gelesen wird. Daher werde ich mir beide Möglichkeiten durch den Kopf gehen lassen (womöglich beides aufschreiben) und mich dann schlussendlich entscheiden (wahrscheinlich wieder für das Falsche :hmm:) Mir gefällt aber die Idee, die Beziehung der beiden besser herauszuarbeiten. Danke für den Denkanstoß!
Das der erste Absatz nicht funktioniert, war mir schon bewusst. Ich hatte nur, wie gesagt, leider noch keine Zeit das auszumerzen.
Keine Angst, enttäuscht bin ich nicht. Du hast es richtig erkannt, ich habe etwas ausprobiert. Ich hätte noch zwei weitere Texte zu dem Thema einstellen können. Habe mich aber absichtlich für den entschieden, da ich mir eben nicht sicher war/bin, wie er gut funktionieren könnte. Gleichzeitig liegt er mir aber sehr am Herzen (wie man sich denken kann) und ich hoffe, dass ich es zusammenbringe, dass die Geschichte besser/interessanter/usw. wird.
Isegrims:

Danke auch dir für deinen Kommentar. Ja stimmt, eine gewisse poetische Ausdrucksweise war mir in dem Bezug wichtig, um den Text nicht zu brutal herüberkommen zu lassen. Ist wohl Geschmacksache ...
Um auf das Vorgehen der Polizei zurückzukommen. Das wurde schon einmal kritisiert, dass das Vorgehen unrealistisch wäre. Dazu muss ich sagen, "Nein"! Ist es nicht. Es hat sich nur die Vorgehensweise in der heutigen Zeit geändert. Aber ich muss sagen, dass Ende der 70er Jahre nicht zimperlich mit den Menschen umgegangen wurde (überhaupt wenn sie getobt haben) und der Schlagstock schon zum Einsatz kam. Heute ist es halt der Pfefferspray. Vieles ist heute so sicher nicht mehr möglich, Gott sei Dank, war aber in der früheren Zeit durchaus üblich.
Warum musste die Schwester sterben? Tja, es leider so, dass die Geschichte nicht frei erfunden ist. Ob und was ich zum Gunsten der Geschichte streichen werde, muss ich mir noch sehr gut überlegen. Letztendlich war der frühe Tod seines Kindes der Auslösern für den Vater zum Trinker zu werden und sich selbst aufzugeben.
alexei:

Danke auch dir! Ja, "Show don't tell". Ich weiß, ich weiß; und trotzdem fällt es mir manchmal so schwer :Pfeif:. Ich werde es bei der Überarbeitung berücksichtigen und ich hoffe WIRKLICH das es mir gelingt. Gestrichen wird, versprochen. Ich weiß nur noch nicht, wo ich den Rotstift ansetzen werde.
wieselmaus:
Danke für die ermunternden Worte! Ja, die Geschichte beruht auf eine wahre Begebenheit. Ich glaube, so hätte ich sie mir gar nicht ausdenken können. Schon merkwürdig, wie das Schicksal so spielt. Der "poetische aber trockene" Tonfall:lol: ergibt sich daraus, dass ich nicht wollte, dass die Geschichte ins total brutale aber auch nicht ins kitschige abdriftet. Eine Gradwanderung...
Ja, die Deadline macht mich nervös! Soviel ist vor Weihnachten zu erledigen. Da werde ich wohl eine Nachtschicht einlegen müssen. :D

Liebe Grüße und ich melde mich kurz, wenn die neue Version "steht".

Sabine

 
Zuletzt bearbeitet:

Denn nachdem mein Vater die Wohnung in Schutt und Asche gelegt hatte, nahm mich die Mutter an der Hand und wir zogen zu Oma. Ihre Gemüsesuppe schmeckte nach Geborgenheit. Aber manchmal, wenn ich am Morgen erwachte, war das Bett nass. Ich schämte mich so dafür, dass ich die Laken selber abzog und sie in der Badewanne wusch.

Nicht nur die Passage klingt wie ein Geständnis einer vertrauten Person gegenüber,

liebe Sabine P,

und da ich nicht weiß, wie viel darin autobiografisch ist, ist Zurückhaltung angesagt und aufgrund der eindeutigen Erzählweise bedarf es eher eines psychologisch geschulten Kommentators als der Interpretation eines groben Klotzes wie mich.

Ich werd mich also auf Formalitäten beschränken - und da gibt's noch viel zu tun. Packen wir's also an schon mit dem ersten Satz, den schonBas ins Visier nahm

Ich sitze auf der Schaukel im Park, der Ort[,] an dem meine Mutter mit mir flüchtete, wenn es die Situation mal wieder erforderte.
in dessen Mittelteil die Fälle-Falle zuschnappt und ein Komma vor den Relativsatz gesetzt werden muss. Denn wohin flüchtet die Mutter mit der Icherzählerin an, "..., den Ort, an den meine Mutter mit mir flüchtete, wenn ..."

Der zwote Satz wirkt in dem Verb "versorgen" (= jemandem etwas, was er [dringend] braucht, woran es ihm fehlt, geben, zukommen lassen / für jemandes Unterhalt sorgen; ernähren) nach Drogenhandel

Jugendliche unterhalten sich lautstark unter dem Klettergerüst und versorgen sich mit Alkohol und Zigaretten.
und lässt mich fragen, ob da mit den genannten Drogen gehandelt wird oder ob die Jugendlichen sie nicht eher selbst mitbringen, untereinander tauschen/verteilen und konsumieren.

Ein Blondschopf, blauäugig und einfach nur zum [K]nuddeln.
(ohne "dem", als Infinitiv aber "einfach nur zu knuddeln")

Mit der Zeichensetzung hastus

Warum[,] weiß ich nicht mehr, nur das du zum Vater gelaufen bist und gepetzt hast.

Die Entscheidung[,] nicht mehr zu kommen, war die schwerste in meinem Leben

Keine Ahnung[,] ob und wie sie es dir beigebracht haben, dass ich nicht mehr zu Besuch komme.

Ich hasste meine Unfähigkeit[,] mich der Situation zu stellen[,] aber ich hatte einfach Angst. Auch wenn ich nicht genau sagen konnte[,] wovor.

Gelegentlich wird der Indikativ statt des Konjunktivs gewählt. Der hat übrigens nix mit der Zeitenfolge zu tun, sondern referiert als Konj.I in der indirekten Rede und drückt als Konj. II Wahrscheinlichkeiten aus
Dann holte er mit dem Messer aus und ich dachte, er rammt[e] es sich in den Bauch.
oder "er würde es sich in den Bauch rammen."

Weiter oben klappt es doch mit dem Konj.

Sein Bild erscheint vor meinen Augen, als ob es gestern gewesen wäre.

Warum wird hier der Konj. nicht durchgehalten, selbst wenn das Verb "können" eh nur binär besetzt ist, entweder man kann oder kann es eben nicht
Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich noch ausfindig machen kann.

Mit der folgenden Stelle bin ich mir sicher, dass da Autobiografisches geschildert wird, selbst wenn es zunächst heißt bei mir: Warum hier der Gezeitenwechsel "Die Leine hatte ... Er holt aus ..."?
Die Leine hatte eine Lederschlaufe und Stahlglieder, die zu einer Kette geschmiedet waren.
Er holt aus und sie zischt, wie die Peitsche, die in seinem Schlafzimmer hängt. Immer und immer wieder. Niemand rührt einen Finder
Als Mama mich nach diesem Wochenende abholte, bracg ich im Auto in Tränen aus. .
I
Es sind vor allem die Flüchtigkeitsfehler (Finder statt Finger, bracg statt brach) die Deine Gefühlslage offenbaren.

Und dann der orwärtsblckende Schlussstrich und -satz

Nicht alles, was mir widerfahren ist, erzählte ich ihm. Aber es spielt auch keine Rolle mehr. Jetzt fange ich neu an und hoffe, er kann es auch.

So sei es!

Gruß und schönen verschneiten Sonntag vom

Friedel

 

Hallo Bas, Hallo Friedel!

Danke, dass ihr meinen Text gelesen, kommentiert und durchgehalten habt. Die Fehler habe ich ausgebessert. Auch den Absatz mit den Jugendlichen hab ich etwas verändert.
Bas: Das Problem mit der Perspektive...es ist/war ein Versuch und beabsichtigt. Ich weiß schon, das bei Kurzgeschichten ein Wechsel in der Perspektive immer problematisch ist, trotzdem möchte ich mich nicht ganz davon verabschieden. Ich habe aber bemerkt, dass die Formatierung und die Kursivschrift von meinem Worddokument bei der Übertragung "verloren" ging und hab nun den Wechsel optisch besser hervorgehoben, dass man sich wenigstens ein bisschen auskennt.:hmm:
Sie sitzt auf der Schaukel und lässt diese Geschichte ein wenig Revue passieren. Gedanklich kehrt sie dabei immer wieder zu ihrem Stiefbruder zurück und spricht direkt mit ihm.
und so schnappte ich ihn, wenn mein, und jetzt auch plötzlich sein, Vater im Rausch herumtobte.

Der Satz hat mir auch nicht so gut gefallen, war mir nur unsicher mit der Formulierung. Hab das "und jetzt auch plötzlich sein" komplett rausgenommen. Fehlt auch nicht.
Das mit der teilweise kindlichen Formulierung ...ja stimmt, denn irgendwie wird sie wieder in die Zeit, als sie Kind war, zurückversetzt. Ich habe manches trotzdem "entschärft".
Die Geschichte gehört noch mehr gestrafft, ich weiß. Es fällt mir bloß schwer, noch Szenen dem Rotstift zu opfern. Aber da hättest du mal die erste Fassung lesen müssen...da ist gut die Hälfte vom Drama schon rausgenommen worden.:lol:
Danke, nochmal für deine Mühe.

Friedel:
Oj, danke für die Fehlersuche. Ich muss gestehen, ich habe den Text überarbeitet aber noch nicht genau auf Fehler korrigiert. Hab ich gleich nachgeholt!

Liebe Grüße
Sabine

 

Hey Sabine,

harter Stoff. Da willst Du viel auf sehr kurzem Raum erzählen. Eine ganze Kindheit und einen Moment aus dem Erwachsensein. Das ist viel zu viel für eine Kurzgeschichte, das ist der Stoff, aus dem Romane gestrickt werden. So kratzt Du viele Erlebnisse an, gibst ihnen aber nicht genug Raum und Zeilen um den Leser ins Geschehen zu ziehen, ihm die Möglichkeit, sich hineinzufühlen. Kaum hat er die Situation erfasst, machst Du eine neue auf. Ich mein, von der Sache her erzählt hier jeder Absatz eine eigene Geschichte. Und jetzt schau mal, wie kurz die sind.
Du hast von der Sache her, wenn Du über einen solchen langen Zeitraum und so viel erzählen willst, kaum eine andere Wahl als ins tell zu verfallen und das show dabei außen vor zu lassen. Sonst wären wir nämlich ganz fix bei 80 bis 100 Seiten, mindestens.

Ich hätte mir den Tag gewählt, an dem das Mädchen zum letzten Mal bei ihrem Vater war, zum letzten Mal mit ihrem Brüderchen gespielt hat, zum letzten Mal Trost geben konnte. Nur diese eine Sequenz, mit allem Schmerz, allen Gefühlen, allen Details und Einzelheiten - und wie sie abends im Bett liegt, und an ihn denkt, nachdem ihr die Mutter gesagt hat, nie wieder ... Das hätte so viel Kraft, eine ganz eigene dramatische Dynamik entwickelt, dass sich der Leser daraus das davor und danach fast allein herleiten könnte. Und diesen Tag eben aufziehen, als stündest Du mit einer Kamera dahinter und schreibst alles auf, was Du sehen kannst. Großaufnahmen, Weitwinkel, Zoom, lass mich diesen Tag sehen, auch die Kaffeeflecken auf der Tischdecke. Wie der Bruder auf dem Ohr des Teddys kaut. Wie das Gesicht des Vaters aussieht, als er das Messer in den Händen hält. Die blauen Flecken auf der Haut der Stiefmutter, las mich das Klingeln hören, als die Mutter kommt, was die Frauen machen, was der Vater, was die Kinder, einfach alles. Allein diese Szene könnte die dreifache Länge dessen haben, was Du jetzt an Text hast. Aber es hätte die 100fache Wirkung.

So kann dieser Text halt nicht mehr als Reizwörter liefern. Allgemeinplätze wie Alkohol, Gewalt, Psychoterror, Angst. Böse ja, aber nicht mehr berührend als all die Schreckensmeldungen in den Nachrichten. Gesehen, "wie furchtbar" gesagt, in der Küche nach dem Braten geschaut und zum Essen gerufen.

Ja, die Latte die Du Dir hier gelegt hast (mit dem vielen Stoff), ist mega hoch. Würde kaum einer drüber kommen, und wenn, dann ist er ein verdammter Profi. Aber woran wachsen, wenn nicht an den Aufgaben.
Ein bedrückender Lebenslauf ist es trotzdem. Ein Nährboden für so viele Traumata. Ich hätte mir auch gewünscht, der Alte krepiert. Ob man sich das als Kind wünschen darf? Es wäre viel fragwürdiger, wenn solche Gedanken nicht da wären. Aber klar, irgendwo ist in unseren Köpfen drin, das gehört sich nicht, schäme dich. Kennst Du Populärmusik aus Vittula von Mikael Niemi? Da bringt der Sohn den Vater am Ende um.

Hau rein, hab weiter Freude hier im Forum. Zu erzählen hast Du eine Menge. In Zukunft vielleicht nicht alles auf einmal ;).

Liebe Grüße und ein zauberhaftes Weihnachtsfest
Fliege

 

Gude Sabine P,

mir gefällt deine Geschichte, vor allem finde ich, dass der eher nüchterne Erzählstil zur Distanz passt, die die Protagonistin zu ihrer Vergangenheit entwickelt hat. Eine triste Welt, in der sie und ihr Bruder machtlos waren, das kommt für mich stark zum Ausdruck.

Es gibt für mich nur ein paar Stellen, an denen ich kurz hängen blieb.

und wir zogen zu Oma. ... Ich war so erleichtert, nicht mehr allein beim Vater zu sein.
-> Für mich war sie in dem Moment ja gar nicht beim Vater. Es liegt natürlich nahe, dass sie am Wochenende wieder zu ihm kommt, aber andererseits wäre ja auch ein vollständiger Entzug des Sorgerechts denkbar gewesen.
Du klärst es dann etwas später:
Im Gegensatz zu meinem Stiefbruder konnte ich meistens nach drei Tagen aus der Hölle verschwinden.
-> Also falls noch mehr drüber gestolpert sind, würde ich dir vorschlagen, eine kurze Erwähnung zu machen, dass sie zwar zur Oma zogen, aber dass sie nicht ganz los kam. Wenn ich aber der einzige bin, der da drüber gestolpert ist, liegt's vielleicht auch an mir ;)

Ihre Gemüsesuppe schmeckte nach Geborgenheit.
-> Ich verstehe natürlich, was du ausdrücken willst, aber die Verkürzung klingt in meinen Ohren etwas seltsam. Passender fände ich, "der Geschmack ihrer Gemüsesuppe erinnerte mich an Geborgenheit" o.Ä.
Möglicherweise aber auch nur "Geschmacks"-sache (badumm tss).

Den Verlust meiner Schwester, die mit drei Jahren an einer Tablettenvergiftung starb, hatte er nie verkraftet. Ein paar Monate nach ihrem Tod kam ich zur Welt. Ich sah ganz anders aus, als das erste Kind.
-> Das kommt für mich etwas zu spät in der Geschichte, hätte an einer früheren Stelle den Charakter des Vaters noch interessanter gestalten können. Auch ein Gefühl der Protagonistin, nicht die "richtige" Tochter zu sein, deutest du hier leicht an, wäre meines Erachtens nach aber auch noch eine starke Quelle, um die Tristesse ihres Lebens zu verstärken.

Danach wütete dieser Sturm in meinem Kopf. Eine verheerende Krankheit.
-> Hier würde ich ganz subjektiv mehr lesen wollen. Die Krankheit funktioniert bereits als gutes Bild, ich fände es aber noch spannend, wenn sich tatsächlich eine Erkrankung anschließt, sodass das Leiden noch etwas länger zieht. Die Geschichte braucht das vielleicht nicht, aber an der Stelle würde ich mich auch über mehr freuen! :)


Ich habe die anderen Kommentare nicht gelesen, hoffe aber, dass ich dir noch etwas neues und hilfreiches mitgeben konnte!


Liebe Grüße,
Vulkangestein

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich noch mal,

liebe Sabine

denn am Wochenende erhielt ich von ernst offshore eine Nachricht, die mich nochmals den ersten Satz (Stichwort: Fälle-Falle), dessen Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann:

<Ich sitze auf der Schaukel im Park, der Ort, an den meine Mutter mit mir flüchtete, wenn es die Situation mal wieder erforderte.<

anschauen ließ, und ernst hat zu Recht das Problem noch ei mal angestoßen: "der Ort" ist Teil der Fälle-Falle, und verlangt eindeutig nach dem Dativ, wie eine Gegenprobe

"Ich sitze auf der Schaukel in/an dem Ort, an den ..."
zeigt. Also korrekt

"Ich sitze auf der Schaukel im Park, dem Ort, an den meine Mutter mit mir flüchtete, wenn es die Situation mal wieder erforderte."

Und wenn ich schon den ersten Satz anschau - warum nicht auch die nächsten ... Warum also nicht noch ein paar Anregungen.

Da fällt mir hier

<In der Hand hielt er ein Fleischmesser>
das "Fleischmesser" auf. Sicherlich weiß jeder, was für ein Messer gemeint ist. Aber manchmal ist die deutsche Sprache so was von paradox, denn obwohl es auch so was wie ein "Teppichmesser" gibt, findet sich kein "Fleischmesser" im Duden, wohl aber "Fleischermesser".

<Warum durfte ich nicht aussprechen, was sich alle dachten?>
Warum hier das Reflexivpronomen, wenn es doch genügt, "was alle dachten"?

<Außerdem dachte ich, dass es meine Schuld ist, denn schließlich wünschte ich ihm den Tod.>
Zunächstmal, da ist nix falsch, aber es ist ein Gedanke nahe beim Wunsch, dass hier bei der Schuldzuweisung der Konjunktiv "dass es meine Schuld sei" oder "wäre".
Auf jeden Fall zweifelt die Icherzählerin an der eigenen Gefühlswelt ...

Gern gelesen vom

Friedel,
der vorsorglich frohe Weihnacht wünscht!

 

Hallo Fliege, Vulkangestein und Friedel,

zunächst möchte ich mich entschuldigen, dass ich so spät auf eure Kommentare reagiere. Ich schleppe mich im Moment mit einer ziemlichen Erkältung durch den Tag, die leider mein Vorhaben, alle Geschichten lesen zu wollen UND an meinem Text zu arbeiten, zu Nichte gemacht hat :(

Aber nun zu euren Kommentaren:

@ Fliege: Stimmt, mit dem Stoff könnte ich einen Roman füllen ;) Danke für den Tipp, einfach eine Szene herauszuarbeiten. Die Idee finde ich gut. Ich wollte im Übereifer alles auf einmal erzählen. Vielleicht mach ich das noch. Ich weiß aber nicht, ob ich das noch bis 31.12 schaffe...
Danke fürs Lesen.
Vulkangestein:

Danke auch dir fürs Lesen. Es freut mich, dass dir meine Geschichte gefällt. Bis jetzt konnten sich nicht viele dafür begeistern. Liegt doch offenbar zu viel Dramatik darin.
Danke für deinen Hinweis betreffend des Umzugs zur Großmutter. Stimmt, es wäre natürlich denkbar gewesen, dass der Vater die Tochter überhaupt nicht mehr hätte sehen dürfen.
Das kommt für mich etwas zu spät in der Geschichte, hätte an einer früheren Stelle den Charakter des Vaters noch interessanter gestalten können. Auch ein Gefühl der Protagonistin, nicht die "richtige" Tochter zu sein, deutest du hier leicht an, wäre meines Erachtens nach aber auch noch eine starke Quelle, um die Tristesse ihres Lebens zu verstärken.
Du hast natürlich recht. Die erste Version hatte noch mehr Ereignisse und Erklärungen beinhaltet. Da die Geschichte aber "überladen" war, hab ich doch noch sehr viel rausgenommen. Ich werde mir die Idee von Fliege durch den Kopf gehen lassen, in dieser Kurzgeschichte nur eine Szene auszubauen und alles andere ganz wegzulassen. Denn der Stoff könnte tatsächlich einen ganzen Roman füllen und "erschlägt" den Leser vielleicht?
Dasselbe gilt dann für die Krankheit. Drinnen lassen? Ganz raus nehmen? Ich weiß nicht...bin schon ganz verunsichert...
Friedel:

Du bist mein "Grammatik-Hero". Aber, hatte ich den ersten Satz jetzt in der ursprünglichen Version doch richtig? Ich werde ihn mir gleich nochmal anschauen...

Die Sache mit dem Messer passiert wohl auch dank der "Umgangssprache", die sich bei mir doch manchmal auch in meine Texte einschleicht. Also:Fleischermesser! By the way, interessiert es mich jetzt, ob Sushi-Messer im Duden steht...muss ich gleich mal lugen...Nein, gibt's auch nicht.
Warum durfte ich nicht aussprechen, was sich alle dachten?>
Warum hier das Reflexivpronomen, wenn es doch genügt, "was alle dachten"?
Stimmt, solche Blähwörter schleichen sich immer wieder bei mir ein.
Danke dir herzlichst dafür, dass du die Geschichte noch ein zweites Mal durchgeackert hast!
Frohe Weihnachten!

Liebe Grüße Sabine

 

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