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Liebe versetzt Glascontainer

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16.08.2003
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Liebe versetzt Glascontainer

Um 09:03 Uhr erkannte Torsten, dass sich Zuneigung manchmal in ungewöhnlichen Einheiten messen lassen muss. So zum Beispiel in der Geschwindigkeit, in der sie Glascontainer versetzen kann und nicht etwa Berge. Drei an der Zahl, einen für Weiß-, einen für Grün-, einen für Braunglas. Grau, mit einem farbigen Ring um ihre Öffnung in weiß, grün, oder braun. Nicht besonders ansehnlich, in Schulterhöhe, mit einem Durchmesser von 1,20 Meter. Sie waren in die Jahre gekommen und trugen neben ihrem beinahe abgeblätterten Aufdruck „Glas bitte nur von 07:00 bis 19:00 Uhr einwerfen“ unter anderem die Graffitis „Defekt“ und „Fuck you“. Die Flüssigkeit zahlreicher nicht vollständig geleerter Flaschen hatte unschöne Flecken in schillernden Farben auf den Containern zurückgelassen. Aber ihr Aussehen wurde nicht zum Problem.

Sie hatte Torsten um 08:59 Uhr angerufen - Tina, bei deren Anblick ihm schon seit Wochen die Knie weich und andere Körperteile hart wurden. Aufgeregt hatte er ihre Nummer auf dem Handy erkannt, die Lautstärke des Radios heruntergedreht und war rasch auf den Parkplatz abgebogen, bevor er das Telefonat annahm.
„Tottielein“, schnurrte sie klagend, „ich habe fürchterlich geschlafen. Um 06:00 Uhr bin ich wach geworden, weil irgendwelche Deppen die Überreste ihres Saufgelages unbedingt laut grölend in die Flaschencontainer entsorgen mussten. Du weißt schon – die vor meinem Schlafzimmerfenster. Du müsstest mich jetzt sehen können…“
Torsten wünschte sich nichts sehnlicher als das: sie beobachten zu können, wie sie an ihrem vorlesungsfreien Tag wahrscheinlich immer noch im knappen Seidennegligee durch ihre Wohnung schwebte.
„…ich bin total verknittert und habe höllisch Kopfweh. Und der Müll, der rund um die Dinger immer liegt, wie das stinkt! Das geht nun wirklich nicht, das verstehst Du doch, oder? Ich kann ja kaum noch lüften! Kann man die Teile nicht woanders hinstellen?“
Torsten hatte bisher lediglich Laute von sich gegeben, die sie je nach Bedarf als Zustimmung oder Mitleid auslegen konnte.
„Tust Du das für mich? Damit würdest Du mir einen Riesengefallen tun, Süßer.“
Torsten wurde rot. Wie machte diese Frau nur das mit ihrer Stimme?
Verführerisch fuhr sie fort: „Und weißt Du was? Dann darfst Du mich am Samstag ins „Chez Nous“ einladen, den neuen Franzosen in der Altstadt, der soll ganz hervorragend sein, sagt Susi. Dann machen wir uns einen schönen Abend, wäre das nicht was, Baby? Ich zieh mein rotes Kleid an, das hat Dir doch neulich so gefallen.“
Und er hatte gedacht, seine bewundernden Blicke in ihr Dekolletee wären unbemerkt geblieben. Torsten fühlte sich ertappt und schluckte schwer. Um diese Verabredung bettelte er seit Wochen und besagtes Kleid sowie das, was es nicht verdeckte, lösten jetzt noch Schweißausbrüche bei ihm aus. Was sollte er ihr bloß antworten? Aber in diese Verlegenheit kam er gar nicht.
„Tottie-Schatz, ich ruf Dich nachher noch mal an, ja? Küsschen!“, war das letzte, was er von Tina hörte, bevor sie das Gespräch abrupt beendete.

Torsten setzte seine Fahrt fort und drehte das Radio wieder lauter. Tina verlangte durchaus nichts Unmögliches von ihm. Denn Torsten war nicht etwa Jurist oder BWL-Student wie die meisten ihrer Freunde, Torsten arbeitete beim Amt für Abfallwirtschaft, Abteilung Entsorgung, Sachgebiet Glasbehälter. Torsten war daher exakt der Richtige für ihr Anliegen. Er fuhr täglich in seinem orangefarbenen Arbeitsanzug durch den südlichen Teil der Stadt und hatte die Macht, die Glascontainer zu versetzen.

Torsten begann zu schwitzen und fuhr nervös seine Route ab. Das Handy klingelte erneut, hektisch griff Torsten nach seinem Telefon. Seine Stimme überschlug sich fast, als er seinem irritierten Kollegen erklärte, wo das Ersatzteil für die neue Kehrmaschine lag.
Was sollte er tun? Was sollte er seinem Betriebshofleiter erzählen? Es gab eine goldene Regel in ihrer Arbeit: Keiner Einzelbeschwerde einer Person wird automatisch entsprochen. Er hatte die Stimme seines Chefs im Kopf: „Wo käme man denn da hin, wenn jeder im öffentlichen Raum seine Privatinteressen geltend machen würde? Abgewogen muss stets werden, Männer.“ Und da war Torsten sehr gewissenhaft.

Torsten nahm einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche. Anders würde es aussehen, wenn Tina nicht die Einzige wäre, ging es ihm durch den Kopf. Gegenüber von ihrer Wohnung, direkt neben den Containern, war ein Seniorenwohnheim. Torsten ließ seinen Gedanken freien Lauf. Wenn die Bewohner sich nun auch beschwert hätten über die Behälter, über die mit ihnen verbundene Gehwegverengung, die es den Rollstuhlfahrern unter ihnen unmöglich machte, den Bürgersteig zu passieren. Noch hatte sich niemand beklagt, aber mal unverbindlich die Zufriedenheit mit dem Standort der Behälter abfragen kostete ja nichts. Ein entsprechender Leserbrief an die Presse wäre dann wahrscheinlich gar nicht mehr notwendig, um die Umsetzung zu rechtfertigen. Oder der neu gewählte CDU-Bundestagsabgeordnete, der am anderen Ende der Straße wohnte – der hatte zu dem Thema doch bestimmt auch was zu sagen. Und dann, ja dann – Torsten malte sich die Szenerie aus. Es schien zahlreiche Möglichkeiten zu geben, um an das Essen mit Tina zu kommen.

In seiner Vorstellung sah er sich bereits lächelnd vor ihrem Schlafzimmerfenster stehen, am Platz der nicht mehr vorhandenen Glascontainer, zu ihrem Fenster hoch winkend. Vielleicht um 12:30 Uhr schon, wenn er die Leerung der Container in der Seilerstraße verschob und seine Mittagspause ausfallen ließ. Und vielleicht, vielleicht würde er dann gar nicht mehr bis Samstag warten müssen, bis sie ihn endlich erhören würde. Seine vor Vorfreude feuchten Hände hinterließen Abdrücke auf dem Lenkrad.

Um 09:33 Uhr, nach der Durchfahrung der Prinzengasse, sang Meat Loaf im Radio, „I can do anything for love, but I won´t do that“. Beinahe gleichzeitig fiel Torstens Blick zufällig auf die Zeitung auf seinem Beifahrersitz. Auf der Titelseite ein Foto des jetzt endlich verurteilten Bankmanagers, den er stets so verachtet hatte für all die kleinen Gefälligkeiten gegenüber seinen Freunden. Und Torsten begriff, dass er sehr gut selbst entscheiden konnte, worin er seine Zuneigung messen lassen wollte. Er würde Tina eine Rose kaufen, ein Gedicht schreiben, einen Kuchen backen. Das alles konnte er tun. Anderes nicht. Torsten lächelte, lenkte seinen Wagen erneut auf einen Parkplatz und packte sein Butterbrot aus. Er hatte seit drei Minuten Frühstückspause.

 

Hallo Juschi,
Gott sei Dank kriegt Torsten noch die Kurve und schöpft nicht aus seinen beruflichen Möglichkeiten, sich liebenswert zu machen. Wenn Tina das nicht verstehen kann, hat sie sich darum gebracht, einen Mann mit inneren Werten zu lieben. :D

Ehrlich gesagt, kann ich Torsten nicht verstehen, warum er auf Tina abfährt. Ich finde ihr Verhalten, gar nicht so liebenswert, eher subtil.
Eine Frau, die so unemanzipiert ist, und ihre verführerische Weiblichkeit einsetzt, damit andere ihr zu Willen sind, könnte mich, wäre ich Mann, nicht reizen. Ich dachte, solche Weibchen existieren nur als Klischee? ;)
Goldene Dame

 

Hallo Goldene Dame,

in dieser Sache kriegt Torsten glücklicherweise tatsächlich die Kurve, in seiner Zuneigung zu Tina wohl nicht. Ich glaube nicht, dass Tina sein Verhalten nachvollziehen kann, so dass ihr seine inneren Werte wohl verborgen bleiben werden. Aber wer weiß :D
Ich kann Torsten übrigens auch nicht verstehen, und Tinas Verhalten sollte natürlich alles andere als liebenswürdig rüberkommen. Aber vielleicht wäre es interessant, hierzu nochmal eine männliche Einschätzung zu bekommen. ;) Viel mehr als die Existenz dieser Frauen irritiert mich immer wieder, dass diese offensichtliche Manipulation tatsächlich funktioniert - bei Torsten zwar nicht, oft aber schon. Damit mich niemand falsch versteht: bei uns Frauen funktioniert´s natürlich auch, einige typisch männliche Verhaltensweisen haben erstaunlicherweise auch oft die beabsichtigte Wirkung.
Neben diesem Beziehungsaspekt ging es mir mit der Geschichte aber auch um die gesellschaftlichen Aspekt, dass Kungelei und Korruption im ganz Kleinen anfängt.

Danke für deinen Kommentar, die Geschichte war schon richtig einsam so ganz ohne :)

Liebe Grüße
Juschi

 

Hallo Juschi,

hätte, ehrlich gesagt, nicht gedacht, dass Torsten, wie Ihr es genannt habt, noch die Kurve bekommt, aber gut, dass es so ist, obwohl das Angebot für ihn so verlockend ist . Ist ja leider nicht immer so.

Und Torsten begriff, dass er sehr gut selbst entscheiden konnte, worin er seine Zuneigung messen lassen wollte. Er würde Tina eine Rose kaufen, ein Gedicht schreiben, einen Kuchen backen.

Wird zwar bei einer Frau wie Tina nicht viel bringen, aber schön, dass er es noch erkennt. Wenn er schon soweit ist, wird ihn die Abfuhr, die ihn wahrscheinlich erwartet auch nicht mehr so sehr mitnehmen :)

Hat mir gut gefallen, vor allem, weil Du Dir einen der kleinen Fälle vorgenommen hast.

Liebe Grüße,
gori

 

Hallo gori,

schön, dass dir die Geschichte gefallen hat.
Ich muss zugeben, dass ich Torsten auch am liebsten gut zugeredet hätte, seine Energie nicht länger an diese Frau zu verschwenden - nicht nur, weil sie ihn wahrscheinlich abblitzen lassen wird ;)
Ja, ganz bewusst eine der kleinen Geschichten, bei denen die Frage ist, wo überhaupt die Grenze ist für die sogenannten Freundschaftsdienste. Oft wird der Zusammenhang zwischen dem, was "die da oben" machen und dem eigenen Verhalten gar nicht hergestellt, hab ich den Eindruck.

Danke für deinen Kommentar!

Liebe Grüße
Juschi

 

Hallo Juschi,

ich fand die Geschichte so la la. Der Titel ist mir zu journalistisch. Ich geb zu, er macht neugierig, aber für mich klingt er zu sehr nach dem "Vermischten" aus der Zeitung.

Die Goldene Dame sprach von "die Kurve kratzen". Den Eindruck hatte ich auch. Eigentlich hab ich geglaubt, Torsten wär schon dabei, seinen Plan umzusetzen. Aber damit die Geschichte gut ausgeht oder damit sie nicht zu lang wird, kratzt er gerade noch die Kurve. Der Song im Radio kommt wie gerufen. Die moralische Wende ist m.E. schlecht vorbereitet, deswegen wirkt der Schluss auf mich unrealistisch, gewollt.

Auch in puncto Klischee muss ich der Goldenen Dame zustimmen. Ich glaub schon, dass es solche Frauen gibt, aber in der Literatur haben sie nichts zu suchen. Weil sie schon zu oft verwendet wurden - so wie der alte Nazi mit der Gehbehinderung und der unangenehmen Stimme zum Beispiel.

Nichts für ungut,
dein Stefan

 

Hallo Stefan,

danke für deine Rückmeldung mit einigen Einschätzungen, die zum Nachdenken anregen.
Bezüglich des Namens der Geschichte – ich hatte einfach Lust, mal einen ungewöhnlichen, irritierenden Titel zu wählen. Ich gebe dir aber Recht, dass man sich den Titel auch als Überschrift für eine Zeitungsmeldung vorstellen könnte. Der Zusammenhang ist mir vorher so nicht aufgefallen und er ist auch nicht beabsichtigt.
Zu deiner Anmerkung was das Ende angeht – das stimmt mich nachdenklich. Es kommt eigentlich deshalb plötzlich, weil die Erkenntnis auch für Torsten so plötzlich und unerwartet kommt. Das wollte ich verdeutlichen. Und selbstverständlich ist das Ganze Zufall, klar, das Lied im Radio, die Zeitung auf dem Beifahrersitz, das Ganze hätte auch anders ausgehen können. Aber hängen nicht viele Dinge im Leben oft von solchen Kleinigkeiten ab? Ich werd mir das mit dem Ende und seiner Herleitung aber noch mal durch den Kopf gehen lassen, danke für den Hinweis.
Und zu Tina – hab ich sie in meiner Ironie wirklich überzeichnet? Das wäre schade, könnte aber durchaus an meiner persönlichen Distanz zu diesen Frauen liegen ;) Auch das werd ich mir noch mal ansehen.

Danke noch mal!
Liebe Grüße
Juschi

 
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Hallo Marius,

danke für deine ausführlichen Anmerkungen und die viele Arbeit, die du dir mit meiner Geschichte gemacht hast! Dann werd ich mal loslegen, viele deiner Vorschläge werd ich übernehmen, das siehst du dann in der Geschichte. Bei anderen hatte ich das Gefühl, dass sie zu sehr in meine Sprache "eingreifen", wenn du verstehst was ich meine. Zu einigen Sachen wollte ich dir einfach noch was erläutern.

Grau, mit einem farbigen Ring um ihre Öffnung in weiß, grün, oder braun (Hier würde ich zunächst herausstellen, dass es sich nach den Farbvarianten des einzuwerfenden Glases um die der Container handelt. Ansonsten bliebe der von vielen Schreiberlingen gefürchtete „Hä?-Ach-so!-Effekt“).
Ich denke eigentlich, dass hier schon ausreichend deutlich wird, das es um die drei verschiedenen Container geht. Nicht? :confused:
Nicht besonders ansehnlich, in Schulterhöhe, mit einem Durchmesser von 1,20 Meter (Rund oder eckig? Wohl egal…).
Ich bin davon ausgegangen, dass der Begriff "Durchmesser" auf runde Container verweist. Ansonsten soll sich jeder sein eigenes Bild machen :)
Angerufen hatte sie Torsten (Zu harter Bruch, denn der Leser ist noch bei den Flaschen und Containern – und die hatte Torsten nicht angerufen, sondern Tina ihn.)
Diesen Bruch habe ich absichtlich erzeugt, die Irritation über die Frage, wer sie ist, war als Mittel zum Spannungsaufbau gedacht. Schade, dass das bei dir nicht funktioniert hat.
Wie machte diese Frau nur das mit ihrer Stimme? („Wie machte diese Frau das nur – allein mit ihrer Stimme?“)
Hier liegt glaube ich ein Mißverständnis vor. Ich meinte tatsächlich ihre Stimme, er stellt sich die Frage, wie sie diesen verführerischen Klang hinbekommt.
Torsten setzte seine Fahrt fort (die dem Leser bisher nur mit viel Mühe aufgegangen sein mag. Leite die ganze Szene doch lieber damit ein, dass Torsten sich auf einer Autofahrt zu / von den Flaschencontainern befindet.)
Hm. Hier weiß ich nicht, ob ich dich richtig verstanden habe. Er ist bisher ja auch gar nicht gefahren, sondern war ja direkt als Tina ihn anrief auf den Parkplatz gefahren. An den Containern kommt er gar nicht vorbei, er ist in einer anderen Ecke der Stadt.
Torsten arbeitete beim (für das) Amt für Abfallwirtschaft (kurz: „AfA“), Abteilung Entsorgung, Sachgebiet Glasbehälter (Also „AfAAESG“. Schon gut, das ist vielleicht zu kompliziert – aber ich konnte mich gerade irgendwie nicht beherrschen).
Gute Idee. Die Abkürzung in der Verwaltung funktioniert aber eher über Zahlen, Torstens Amt wäre z.B. 70.3.2. Ich belasse es aber lieber bei der ausgeschriebenen Bezeichnung, obwohl sie echt ist wirkt sie hoffe ich schon satirisch genug ;)
Aha, er befindet sich in einem Kran. Vielmehr in einem fahrbaren Flaschencontainer-Kran. Mach Dir die Mühe und finde die wirkliche Bezeichnung für seine Karre heraus.
Da hast du Recht, das verbessere ich umgehend. Danke!
Sind die wirklich orangefarben? Um welche Stadt geht es denn?
Ja, die Arbeitsklamotten der Männer vom Amt für Abfallwirtschaft sind hier in meiner Stadt orange. Die Stadt an sich ist aber für die Geschichte nicht relevant.
Katastrophal geschrieben! Alles seit meinem „Achtung:“
Findest du? :( Schade, denn diese Stelle, in der Torsten seinen Gedanken freien Lauf lässt, ist eine der wichtigen. Ich schau´s mir nochmal an.
Mir gefällt Deine Geschichte. Nur gefällt mir noch nicht, wie sie geschrieben steht.
Schade. Einige deiner Vorschläge haben mit Sicherheit beigetragen, sie zu optimieren. Trotzdem hab ich das Gefühl, dass dir die Umsetzung immer noch nicht gefallen wird, was möglicherweise an meinem Schreibstil liegt. Vielleicht hat´s aber doch schon gereicht?
Er gibt sich „vernascht“ seinen Gefühlen hin, doch siegt in ihm sein charakterbedingtes Pflichtempfinden – vielleicht auch seine charakterbedingte Zuneigung zur Flucht.
Wenn es wie Flucht rüberkommt, habe ich einen Fehler gemacht. Es ist schon eine ganz bewusste Entscheidung von ihm, die Möglichkeiten nicht zu nutzen um ihr einen Gefallen zu tun. Hälst Du ihn für schwach, weil er das Ding nicht durchzieht?
Als es ihm zu „kompliziert“ wird – ihm, der doch alles andere als unkompliziert wirkt –, entscheidet er sich nach der angedeuteten „Frucht der Liebe“ eben für das, was ihm ganz ohne Probleme Zusteht: für sein Butterbrot.
In der Tat wollte ich Torsten als eher "einfachen Menschen" darstellen. Wirkt er für dich kompliziert aufgrund des Absatzes, in dem es um seine Gedanken geht? Vielleicht sollte ich da wirklich nochmal ran.

So, jetzt ist´s ganz schön lang geworden. Danke nochmal für deine Kritik, in dieser Ausführlichkeit bekommt man selten eine. Vielleicht schaust Du mal, ob die Geschichte dir mit den paar Änderungen und meinen Erläuterungen besser gefällt?

Liebe Grüße
Juschi

 

Hi Juschi!

Also für den ersten Absatz muss ich dir gleich mal mein Kompliment aussprechen, der ist nämlich sehr gelungen, etwas grotesk, witzig und man muss wissen, wie es weiter geht...

durch den südlichen Teil der Stadt und hatte die Macht, die Glascontainer zu versetzen.
Witzig!

Jaja, warum Männer manchmal die Dinge machen, die sie machen, wird wahrscheinlich noch die Grundlage vieler Geschichten sein, nicht?
Deine Geschichte gefällt mir sehr gut, stilistisch und inhaltlich, bis auf den Schluss, der mir dann etwas uninspiriert herüberkommt. Warum Torsten seine Meinung ändert, will mir nicht ganz einleuchten, nur weil er diesen Zeitungsbericht gelesen hat? Und ein paar Container verstellen, ist so ein großer Akt auch nicht, dass man deshalb in große Gewissenbisse ausbrechen müsste.
Wie du Tina beschreibst („Tottielein“!) finde ich sehr gelungen und trotz der wenigen Sätze, die du ihr widmest, wird sie ziemlich lebendig! Solche Frauen gibt es wirklich!

Fazit: sprachlich und inhaltlich (bis auf den Schluss) sehr schöne und auch witzige Geschichte.

In diesem Sinne
c

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo chazar,

vielen Dank für´s Lesen und für dein Lob, freut mich. Nur irritierend, dass bei dieser Geschichte die Meinungen etwas auseinandergehen, sowohl inhaltlich als auch was die Umsetzung angeht :confused:
In Bezug auf den Schluss waren leixoletti, Marius und du euch aber einig, so dass ich ihn mir bestimmt nochmal anschaue.

Warum Torsten seine Meinung ändert, will mir nicht ganz einleuchten, nur weil er diesen Zeitungsbericht gelesen hat? Und ein paar Container verstellen, ist so ein großer Akt auch nicht, dass man deshalb in große Gewissenbisse ausbrechen müsste.
Er ändert seine Meinung, weil der Bericht ihn an seine grundsätzliche Einstellung erinnert, dass solche "Freundschaftsdienste" nicht in Ordnung sind. Unabhängig, ob es dabei um ein paar Container oder um ein paar Millionen geht, die verschoben werden müssen - das Verhalten ist weder im Kleinen noch im Großen moralisch richtig, darum ging es mir. Aber vielleicht kam dieser Zeigefinger wirklich zu plötzlich und zu massiv, wie gesagt - das Ende nehm ich mir nochmal vor.


Hallo Marius,

auch dir ein Dankeschön für die nochmalige Rückmeldung!

Mein Vorschlag: "Sie hatte Thorsten um 8:xy angerufen..." Dann haut das stilistisch in jeder Hinsicht hin.
Wird gemacht :)
Er umgeht sie mit dem Umweg durch "komplizierte" Gedanken.
Wie gesagt: kompliziert sollten die Gedanken nicht sein. ICh schau nochmal drüber.

Euch beiden liebe Grüße. Wie gesagt: Ich geh davon aus, dass noch das eine oder andere geändert wird ;)
Juschi

 

Hi nochmal!

Dass Meinungen auseinander gehen ist doch ganz normal, ich kann eben nur schreiben, was ich denke. Und mir hat es gefallen.
Natürlich ist die Tina ein geschriebenes Klischee, aber da deine Geschichte diesen permanent ironischen Unterton hat, störte mich das nicht besonders. Warum auch? Du benutzt ja das Klischee als ironische Komponente - und das ist legitim und auch total okay.
Und hätte ich die Geschichte geschrieben, wäre sie auch ganz anders geworden - ist ja auch klar. Aber so wie du es geschrieben hast, war es schön zu lesen, natürlich hätte ich das so und dieses noch anders formuliert, aber das ist ja unerheblich - für mich zumindest.

In diesem Sinne
c

 

Hi Juschi,

bei dieser Geschcihte bin ich glaube ich zehn mal unterbrochen worden, immer wenn ich sie lesen wollte. Dann hatte ich Besuch und plötzlich hatte sie doch ein paar Antworten. ;)

Aber meinen Senf wollte ich dir nicht vorenthalten.
Im großen und ganzen mochte ich deine Geschichte. Ich fand allerdings den Gedankensprung von Torsten zum Ende auch etwas plötzlich.
Übrigens fände ich den tatsächlichen Text des Meat Loaf Songs ( I won´t di that) noch viel passender, da er eben den Etnschluss von Torsten besser wieder spiegelt. Nicht "er kann", sondern "er will" den Container nicht verschieben.

Ok, das mit dem Ende kannst du bestimmt nciht mehr hören.
Ich lese die Geschichte auch später noch mal. Außerdem ist der Verweis darauf eine viel zu unwichtige Einschränkung zu einer wirkolich guten Geschichte.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo chazar,

schön, dass du dich nochmal meldest. Ich finde es nur witzig, dass die Meinungen immer bei den Geschichten auseinandergehen, bei denen man es nicht erwartet. Und dann gibt es welche, da war ich mir sicher, dass sie zu unterschiedlichen Resonanzen führt - und dann sind sich alle einig. Aber schön, dass es so ist. :)


Hallo, lieber sim,

ja, das ist noch so ein lustiges Phänomen: die Geschichten, die lange ohne Antwort bleiben, haben hinterher umso mehr Kommentare ;)

Aber meinen Senf wollte ich dir nicht vorenthalten.
Und das ist gut so, denn der ist mir immer besonders wichtig.
Ich fand allerdings den Gedankensprung von Torsten zum Ende auch etwas plötzlich.
Okay, und das wird jetzt wohl den Ausschlag dafür geben, dass das Ende in Kürze tatsächlich nochmal überarbeitet wird. Aber das geht bei mir meist besser, wenn die Geschichte ein paar Tage ruht.
Übrigens fände ich den tatsächlichen Text des Meat Loaf Songs ( I won´t di that) noch viel passender, da er eben den Etnschluss von Torsten besser wieder spiegelt.
O weh, hab ich den Liedtext wirklich falsch wiedergegeben. Peinlicher geht´s ja wohl nicht... Danke für den Hinweis!
Außerdem ist der Verweis darauf eine viel zu unwichtige Einschränkung zu einer wirkolich guten Geschichte.
Das freut mich, jetzt bin ich wirklich beruhigt :)
Vielen Dank auch dir für deine Rückmeldung und dein Lob!

Liebe Grüße an euch beide!
Juschi

Edit: @ Marius: da hab ich mich gerade noch zusammenreißen können, von meiner peinlichen falschen Titel-Wiedergabe abzulenken, und dann machst du es :D

 

Hallo Juschi!

Also eigentlich gefällt mir Deine Geschichte ganz gut, allerdings haut in meinen Augen eines nicht hin: Wer in einer Stadt die Entscheidungsmacht über den Standort von Glascontainern hat, ist nicht derselbe, der im orangen Arbeitsanzug herumfährt und sie ausleert. Das mag am Land in einem 2000-Seelen-Dorf so sein, aber gerade, wo die Abteilungen so untergliedert sind, scheint es sich doch um eine größere Stadt zu handeln und da sitzt der, der das Sagen hat, die meiste Zeit hinterm Schreibtisch, in einem nicht-orangen und nicht "Arbeits-"Anzug. Beim Lesen kam es mir daher so vor, als wolltest Du ihn Stück für Stück kleiner machen, da ich eben erst eher einen Politiker oder mindestens Beamten vor Augen hatte.

Irgendwie tut es mir Leid, daß ich so einen einschneidenden Kritikpunkt nennen muß, weil mir Deine Intention, also Deine Aussage sehr gefällt. Mir ist ja bewußt, daß das nicht nur eine kleine Änderung wäre, wenn Du den beseitigst, aber es wäre eine Lüge, würd ich es nicht sagen. - Ich bin Dir aber nicht bös, wenn Du es nicht änderst. ;)

"Wie machte diese Frau nur das mit ihrer Stimme?"
- irgendwie paßt der Satz nicht so ganz, Vorschlag: Wie machte diese Frau das nur, allein mit ihrer Stimme? oder Wie schaffte diese Frau das nur mit ihrer Stimme?
Habe erst jetzt die anderen Kritiken gelesen und gesehen, daß Du den Punkt schon besprochen hast. Du sagst "Ich meinte tatsächlich ihre Stimme, er stellt sich die Frage, wie sie diesen verführerischen Klang hinbekommt" - da im Satz davor aber steht, daß Torsten rot wurde, klingt es wie die Frage, wie sie es schaffen konnte, daß er allein aufgrund ihrer Stimme rot wurde, also könntest Du vielleicht einfach die Frage deutlicher formulieren, nicht, wie sie "das" macht, sondern wie sie den verführerischen Klang hinbekommt. ;)

Wie gesagt, eine Aussage, die mir sehr gut gefällt, aber das Bild hängt schief.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Häferl,

vielen Dank für deine Antwort :)
Ich kann deinen Kritikpunkt gut verstehen, die Unstimmigkeit zwischen kleinem Arbeiter und dem Treffen von Entscheidungen. Nur: es ist dann wohl ein Fall für unglaubwürdige Realität ;) Denn genau so, wie ich es beschrieben habe, wird zumindest in der Stadt die ich kenne verfahren. Ich werd versuchen es zu erläutern: Selbstverständlich sind Verwaltungen hierarchisch organisiert. Hier geht es ja allerdings nicht um wichtige Entscheidungen, sondern um das Versetzen eines Glascontainers - und mit diesen Lappalien beschäftigen sich nicht die Wichtigen. Und zumindest ich kenne es so, dass derjenige der die Container leert auch schonmal über das Versetzen "entscheidet". In der Regel tut das der Vorgesetzte (um in der Hierarchie zu bleiben - der Sachgebietsleiter), aber angenommen derjenige ist wirklich mit einer Anweisung wie "Abgewogen muss stets werden, Männer." zufrieden und überlässt ansonsten den Mitarbeitern die Entscheidung? Aber genau das werd ich noch verdeutlichen, dass er es hier mit einem Chef zu tun hat, der ihm sehr vertraut, was natürlich auch zu seiner letztendlichen Entscheidung beiträgt. Da werd ich noch die ein oder andere Formulierung einflechten, dass er nur ein Arbeiter ist und eigentlich keine wirklichen Entscheidungen trifft, danke für den Hinweis! Mit Sicherheit trägt meine Formulierung, dass Torsten "Macht" hat (die ursprünglich als nicht-hierarchische Macht sondern als Macht dank seiner Hilfsmittel gemeint war) zu deiner Kritik bei. Wie gesagt - ich schau´s mir nochmal an, zusammen mit der Herleitung des Endes, am Wochenende denke ich. Unabhängig davon wird selbst Torstens Vorgesetzter nicht im Anzug hinterm Schreibtisch sitzen, zumindest wenn er ein guter Chef ist kümmert er sich "vor Ort" um seine Männer. So, und ich glaube spätestens mit dieser Antwort hab ich mich als Verwaltungs-Mitarbeiterin geoutet, wenn auch nicht beim Amt für Abfallwirtschaft ;)

Da du die zweite bist, die den Satz mit der Stimme kritisiert, werd ich auch diese Formulierung noch ändern, danke!

Schön, dass dir die Aussage der Geschichte gefallen hat.
Liebe Grüße
Juschi

 

Hallo Juschi!

Und zumindest ich kenne es so, dass derjenige der die Container leert auch schonmal über das Versetzen "entscheidet"

Ich stell mir das irgendwie lustig vor, wenn der dann mal krank ist und ein anderer in der ganzen Straße die Container sucht...:lol:

Aber wenn Du sagst, das ist so, dann ist es eben so. ;)
Wenn Du ihn am Anfang ein bisschen weniger groß erscheinen läßt, dann schrumpft er auch nachher nicht so. :)

Und vielleicht liegt meine Sicht ja auch daran, daß bei uns alles so bürokratisch ist. Also, da müßte sich erst einmal die Bezirksvertretung damit befassen, nachdem das Problem (eine Woche oder mehrere Monate zuvor) irgendwo aufgetaucht ist. Die müßten dann eine Begutachtung des neuen Standplatzes machen und anschließend (in der nächsten Sitzung...) darüber abstimmen. Dann müssen sie ihre Pläne an die zuständige Abteilung im Rathaus herantragen, wo dann nochmals geprüft wird, ob auch wirklich keine anderen Interessen damit verletzt werden. Dazu gehört dann natürlich ein Gutachten, ob die Container auf dem neuen Platz auch wirklich gut und sicher stehen würden ... Also sowas dauert bei uns in der Regel ungefähr oder mindestens ein halbes Jahr...:D

Alles Liebe,
Susi :)

 

Hallo Susi,

schön, dass du dich nochmal gemeldet hast.

Ich stell mir das irgendwie lustig vor, wenn der dann mal krank ist und ein anderer in der ganzen Straße die Container sucht...
:lol: Ok, ich präzisiere: dieses System funktioniert nur, wenn natürlich die Informationen im Team fließen.
Wenn Du ihn am Anfang ein bisschen weniger groß erscheinen läßt, dann schrumpft er auch nachher nicht so.
Genau das werd ich versuchen :)
Und vielleicht liegt meine Sicht ja auch daran, daß bei uns alles so bürokratisch ist.
Die deutschen Verwaltungen sind mit Sicherheit auch bürokratisch, das wollte ich gar nicht in Frage stellen. Aber die Ausgestaltung im Einzelnen hängt dann meiner Erfahrung nach doch sehr von Einzelpersonen ab, wieviel Freiräume den Mitarbeitern gelassen werden.

Danke nochmal!
Liebe Grüße
Juschi

 

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