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Serie Mäuseöhrchen und Schnäuzelchen

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25.05.2014
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Mäuseöhrchen und Schnäuzelchen

Es war Juni und ein Tag einfach zum Mäusewohlfühlen. Und es duftete nach reifem Getreide. Die Weizenernte stand bevor und damit auch das Sommerfest für die vielen Tiere, die im Feld lebten. Jede Pfote wurde gebraucht für die Vorbereitungen. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und schien durch die kräftigen Halme bis auf den Boden. Golden leuchteten die Ähren. Sie wiegten sich im Sommerwind; fast hätte man meinen können, sie passten sich dem Gesang der vielen Helfer an. Alles, was Fell hatte, krabbeln konnte und im Feld wohnte, war gekommen, um zu helfen. Die Stimmung war großartig. Dabei hatte das Fest noch nicht einmal begonnen. Für den Fall, dass sich ein Fuchs anschlich, ein Habicht oder Bussard über dem Fest kreiste, mussten die kräftigsten Mäusejungen eine Wache aufstellen. Weil jeder zu den Stärksten zählen wollte, begann bald eine wilde Rauferei, sodass die Älteren einschreiten mussten, um sie wieder zu beruhigen.

Fine war ein munteres Mäusemädchen mit lustigen schwarzen Augen. Sie stand vor dem Spiegel und betrachtete sich in ihrem neuen Kleid. Es war blütenweiß mit roten Punkten. Die Mutter hatte es in ihrer Truhe aufbewahrt; Fine würde die schönste Maus auf dem Fest sein. Sie nahm eine rosarote Schleife und band sie sich keck um ihr linkes Ohr. Dabei summte sie ein fröhliches Lied. Ihre Mutter beobachtete sie. Sie freute sich, dass Fine das Kleid so perfekt passte.
„Du wirst dich beeilen müssen“, ermahnte die Mutter sie, „die anderen werden bestimmt schon auf dich warten.“
„Ich beeile mich schon“, sagte Fine im Gehen, kam aber noch einmal zurück und nahm ihre Mutter in die Arme. „Danke fürs Kleid, Mama.“
Zum Festplatz musste sie nur hundert Schritte entlang der Weizenhalme gehen und dann links abbiegen.
„He, Fine“, rief ihr Nachbar, der Hamster, „du siehft ja heute wunderfön aus.“
Fine lachte übermütig. „Du kannst doch kaum reden, so viel hast du in deinen Hamstertaschen!“
„Ich bin für die Verpflegum verantwortlif“, entgegnete er und bemühte sich dabei, dass ihm nichts herausfiel.
Dann gingen sie gemeinsam zum Festplatz. Verschmitzt sah er Fine von der Seite an.
„If könnte wetten, du suchst dir heute deinen Bräutigam.“
„Sei nicht albern“, sagte sie. „Nur, weil ich mich hübsch gemacht habe, muss ich nicht gleich ans Heiraten denken.“
Der Hamster hatte mit einem Mal rechte Mühe, überhaupt noch reden zu können.
„Mum, ber Pag ifp moch mang, ba weif moch miemamb, waf er bringb.“ Fine musste laut lachen, als sie zusammengesetzt hatte, was es bedeuten sollte. Er hatte gesagt: „Nun, der Tag ist noch lang, da weiß noch niemand, was er bringt“. Dann waren sie auch schon angekommen.
Alles war hergerichtet. Weiß eingedeckte Tische und Bänke mit Sitzkissen luden zum Verweilen ein. Auf den Tischen standen Vasen mit kleinen Sträußen von Kornblumen. In einer Ecke des Festplatzes hatte sich eine Gruppe Grillen als Musikanten eingefunden und stimmte ihre Instrumente. Sie trugen Fräcke mit langen Schößen. Sie glichen eher Schulmeistern als Musikanten. Für Fine waren sie lustig anzusehen.
Vor ihnen wurde eine freie Fläche von den Käfern glattgetreten und sollte die Tanzfläche sein, was den Käferkindern großen Spaß bereitete. Dadurch wurden aber ihre Hosen staubig und grau. Ein mancher musste darum ertragen, dass man ihm den Hosenboden ausklopfte.

Fine war mit dem Maulwurf verantwortlich für die Gästeliste. Wo er nur mit ihr blieb. So kurzsichtig, wie er war, hatte er die Liste bestimmt wieder nicht gefunden. Und Großvater Oskar, ein alter und schon grau gewordener Mäuserich, brauchte sie doch für seine Begrüßungsrede.
Um nicht untätig zu sein, half Fine dem Hamster und den Mäusemädchen bei der Vorbereitung der Speisen. Eine Bienenfamilie brachte zwei Eimer Honig. Sofort waren sie von Kindern umringt, die naschen wollten. Fine stellte die Eimer zu den aufgeschütteten Körnern, Blättern, Blüten und Samen.
Dann war alles vorbereitet.
Sie setzte sich an einen der Tische. Ein kleiner Mäusejunge brachte ihr ein Näpfchen Wasser. Viele Gäste waren schon gekommen. Von überall her wurde sie freundlich begrüßt. Auf schattigen Bänken saßen die Mäuse-Opas bei einem Pfeifchen Tabak. Die Omas saßen an Spinnrädern oder strickten.
Kleine Marienkäfer spielten Ringelreihe und sangen Kinderreime dazu.
Großvater Oskar wollte nicht länger mit der Eröffnung des Festes warten.
„Wenn wir jetzt nicht beginnen, wird das Weizenfeld inzwischen abgemäht sein“, sagte er ein wenig vorwurfsvoll zu Fine. „Wo bleibt denn nur der Maulwurf mit der Gästeliste?“ Nun musste er seine Begrüßungsrede ohne sie halten, aber das klappte besser, als er gedacht hatte. Er begrüßte alle Mäuse, Hamster, alle Käfer und Bienen, die Grillen und die Hummeln. Und weil er zu jedem Fest die Begrüßungsrede hielt, merkte auch keiner, dass er ein wenig aufgeregt war.
„Und nun seid fröhlich, tanzt, esst und trinkt!“ Er erhob seinen Becher und prostete allen Gästen zu.

Noch ehe die Musik zu spielen begonnen hatte, hörte Fine ein Scharren und Schaben und plötzlich bewegte sich der Tisch, an dem sie saß. Er wurde in die Höhe gehoben und ihre Bank kippte um. Mit einem erschreckten Quieker fiel sie nach hinten und landete im Staub. Erschrocken setzte sie sich auf, da sah sie auch schon die Bescherung: Der Maulwurf hatte einen Maulwurfshügel genau an der Stelle entstehen lassen.
„He, Maulwurf, kannst du nicht ganz normal zum Fest kommen, wie alle Gäste? Sieh doch, was du angerichtet hast.“ Fine musste sich das Lachen verkneifen, weil der Maulwurf so betreten dreinblickte.
Der Maulwurf besah sich das Malheur.
„Ähm ... hab mich wahrscheinlich verbuddelt? Haha, das ist ja vielleicht lustig.“
„Lustig? Ja, du findest das toll. Guck mich mal an!“ Fine zeigte ihm ihr schmutziges Kleid.
Ein junger Mäuserich war herbeigeeilt, um Fine aufzuhelfen. Er hatte Spaß an der kleinen Szene, die sich zwischen ihr und dem Maulwurf abgespielt hatte. Doch nun reichte er ihr seine Pfote, sie erhob sich und putzte ihr Kleid sauber.
„Ich habe dich hier noch nie gesehen. Woher kommst du?“
„Ich dachte, man sagt als erstes danke?“, sagte er mit einem freundlichen Lächeln. Das machte Fine verlegen.
„Wie heißt du?“, wollte er wissen.
„Ich heiße Fine“, piepste sie und schenkte ihm ihren schönsten Augenaufschlag.
Er richtete ihre Schleife und sagte: „Mäuseöhrchen würde besser zu dir passen.“ Er lachte verschmitzt und seine Nase wackelte dabei.
„Dann passt zu dir Schnäuzelchen“, sagte sie nun wieder lachend. „Hast du auch einen Namen?“, fragte Fine. „Oder willst du von nun an Schnäuzelchen heißen?“
„Nein. Eigentlich heiße ich Cäsar.“
„Cäsar. Das ist ein schöner Name.“ Fine lachte verschmitzt. „Aber Schnäuzelchen gefällt mir auch.“
Der Maulwurf saß immer noch auf seinem Hügel.
„Was soll ich jetzt machen?“, fragte er etwas hilflos.
„Zur Strafe musst du eine Aufgabe übernehmen“, sagte Fine. „Wie wär’s, wenn du die Kinder spazieren trägst. Dein Rücken ist groß, da finden einige Platz.“
„Und was ist mit der Gästeliste?“, fragte der Maulwurf und hielt sich das Blatt Papier nah vor seine fast blinden Augen.
„Die bringe ich Großvater Oskar und du räumst hier auf und stellst die Tische wieder hin.“
Sie war erstaunt, dass der Maulwurf ohne zu murren gehorchte. Doch alle, die umherstanden, packten mit an und im Nu war alles wieder in Ordnung.
Fine wischte die Blumenvase sauber und goss neues Wasser hinein. Dann stellte sie sie zurück auf den Tisch.
Cäsar war ihr nicht von der Seite gewichen. Schließlich fasste er sie bei den Pfötchen und führte sie zum Tanz. Die Grillen begannen zu spielen und die Tanzfläche reichte bald nicht mehr aus.
Cäsar und Fine flüchteten, nachdem sie ausgiebig getanzt hatten, aus dem Gedränge und gingen am Rande des Festes ein Stück spazieren. Aber nun wollte sie wissen, woher er kam, wo er lebte.
„Ich komme aus der Stadt und habe eine geräumige Wohnung unter zwei Linden. Die Linden stehen am Eingang zu einem Sportplatz, einem richtigen Stadion.“
„Aber das ist doch furchtbar laut dort“, entgegnete Fine skeptisch.
„Das ist es doch nicht immer. Aber es ist lustig, und wenn du mich heiratest, könnten unsere Kinder später zusehen, wenn die Menschen Fußball spielen.“ Cäsar sprühte vor Enthusiasmus.
„Oh, nicht so schnell“, sagte die Maus, „ich bin dir doch eben erst vor die Füße gefallen. Ich weiß doch noch gar nicht, wer du bist. Und ich könnte mir vorstellen, dass das meinen Eltern auch etwas zu schnell gehen würde. Meine Mutter beobachtet uns schon eine Weile.“
„Was meinst du, könnten deine Eltern etwas dagegen haben?“
„Wie meinst du das?“
„Na, weil ich nicht von hier bin.“
„Deswegen machst du dir Sorgen?“, fragte Fine überrascht.
„Na ja, mich haben einige von der Seite angesehen, als ich hier ankam. Sie mögen wohl keine Fremden hier.“
„Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“ Fine hatte in ihrem Leben noch nie eine Maus aus einem anderen Feld, geschweige aus der Stadt gesehen. „Du musst es eben allen zeigen, dass du nicht anders bist, als sie. Dann werden sie dich schon mögen. Ich jedenfalls mag dich.“ Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss.
Sie gingen nicht wieder auf das Fest zurück, und als sie sich vor ihrer Wohnung verabschiedeten, war die Sonne bereits untergegangen.
„Komm mit, ich stelle dich meinen Eltern vor. Ich will nicht, dass du in der Dunkelheit allein nach Hause gehst. Da lauern zu viele Gefahren in der Nacht.“
Cäsar hatte sich umsonst Sorgen gemacht. Er war von Fines Eltern freundlich begrüßt und aufgenommen worden. Den ganzen Abend erzählte er von der Stadt und dem Sportplatz. Von viel Licht, schnellen Autos und Musik. Aber auch von Stille, in der man den Wind in den Blättern der Linden säuseln hören konnte. Als er mit Fine dann alleine war, sagte er schwärmerisch: „Und die Linden können die schönsten Geschichten erzählen.“
„Ich glaube, das könnte mir gefallen. Und weißt du was: Unser Nachbar, der Hamster wird ganz bestimmt zu unserer Hochzeit eingeladen. Und der Maulwurf. Und die Grillen.
„Halt, halt, halt!“, bremste sie Cäsar. „Wenn es so weit ist, stellen wir eine lange Gästeliste auf.“
„Aber mach ja nicht den Maulwurf verantwortlich dafür!“, rief Fine und beide mussten lachen.

Und was auf der Hochzeit passierte, ist eine andere Geschichte.

 

Sehnsucht nach heiler Welt ist ja auch in Ordnung. Aber wenn eine Geschichte (oder ein einzelner Teil einer Geschichte) "nur" heile Welt bietet, die nie in Gefahr ist, in der sich nichts Abenteuerliches der Spannendes oder ungewöhnliches tut, wo nichts und niemand irgendetwas riskiert, dann hat das was von einer Landschaft für Spielzeugeisenbahnen. Das mag kunstvoll aussehen, da können dann alle Details und Proportionen stimmen, aber man möchte nicht ernsthaft da eintauchen und so leben.

Ich wünsche Dir trotzdem viel Erfolg bei Deinem Vorhaben.

 

Ja glaubstu denn, ich hätt’ den Anfang der Trilogie übersehen,

lieber khnebel,
aber unglaublich wird mancher es finden, dass ich vor langer Zeit (wie sich das gehört, in meinen Anfängen und noch davor) auch Märchen hierorts erzählt habe und sogar eine Sage. Aber zurück zu der kleinen Idylle, die im Kontrast zur Arbeitswelt der nachfolgenden Geschichte steht.

Es war Juni und ein Tag, einfach zum Mäusewohlfühlen.
Hier ist das Komma entbehrlich (sicherlich nicht nur bei uns hier im Pott gibt’s den Urtyp dieses Satzes: Ein Tag zum Mäusemelken!)
Das eingesparte Komma legen wir hier an
Alles[,] was Fell hatte, krabbeln konnte und im Feld wohnte, war gekommen, um zu helfen.
(Hauptsatz: „Alles … war gekommen …)

Für den Fall, dass sich ein Fuchs anschlich oder ein Habicht oder Bussard über dem Fest kreiste, mussten die kräftigsten Mäusejungen eine Wache aufstellen.
Besser ohne die (an sich ausschließende) gedoppelte Konjunktion oder, zumindest zwischen dem Fuchs und den beiden Raubvögeln
Für den Fall, dass sich ein Fuchs anschlich[,/alternativ, wenn’s denn eine Konjunktion sein soll: und] ein Habicht oder Bussard …

Noch eine Verdoppelung, diesmal eher ungewollt
Doch alle, die […] umher standen, packten mit an.

„Danke fürs Kleid, Mama.“
Will mir nach mehr als einer bloßen Aussage klingen!

Den Käferkindern hat[te] das großen Spaß gemacht.
Der Absatz strotzt ein bisschen arg nach Hilfsverben
Eine freie Fläche war … worden. … sollte … sein. … waren … geworden. … musste … wurde.
Vorschlag: „Eine freie Fläche wurde von den Käfern glattgetreten und sollte die Tanzfläche sein, was den Käferkindern großen Spaß machte (schöner: bereitete). Dadurch wurden (aber) ihre Hosen staubig und grau. Ein mancher musste (darum) ertragen, dass man ihm den Hosenboden ausklopfte."
(Ich hoffe, mir keine Prügel hiermit verdient zu haben …)

Gern gelesen vom

Friedel,
der vorsorglich schon mal ein schönes Wochenende wünscht!

 

Lieber Friedel,

danke, dass du auch die erste Geschichte gelesen hast.

Eine freie Fläche war … worden. … sollte … sein. … waren … geworden. … musste … wurde.
Der Absatz strotzt ein bisschen arg nach Hilfsverben

Ich habe eine Subversion-Software installiert, aus der ich jeden Bearbeitungsstand wieder herstellen kann. Da finde ich bestimmt die Version, in der ich die Stelle in etwa so da stehen hatte, wie du sie jetzt vorgeschlagen hattest. Mir waren die Sätze zu lang und deshalb hatte ich das auseinandergenommen. Aber du hast recht, es lässt sich so schon besser lesen. Bei der Gelegenheit habe ich gleich noch mit die Position der Tanzfläche verdeutlicht.

Ich danke dir für die übrigen Hinweise, die ich alle übernommen habe.

Ich wünsche dir auch ein schönes Wochenende.

Schöne Grüße
khnebel

 

Liebe Wortkrieger,

ich muss das loswerden. Heute hatte ich die erste Lesung dieser Geschichte vor einer Vorschulgruppe in einem Kindergarten in unserer Stadt. Die Kinder sind 5-6 Jahre alt. Zustande gekommen ist die Lesung, weil die Leiterin der Kita mit anwesend war, als ich die Geschichte vor Kindern der Nachbarschaft gelesen hatte, und hatte mich nun eingeladen.

Die Kinder waren die ganze Zeit hindurch aufmerksam und leise und wollen nun unbedingt wissen, wie es weiter geht. Ich lese jeden Montag eine Geschichte. Die zwei noch fehlenden Geschichten werde ich in der nächsten Zeit schreiben.

Gestern hatte ich noch mal über diese Geschichte drüber geschaut und die eine und andere kleine Änderung noch vorgenommen. Ich habe sie hier im Thread aktualisiert, wen's interessiert.

Ich freue mich über den Erfolg.

khnebel

 

Hallo khnebel,

ich hab mir jetzt den ersten Teil der Mäusegeschichten zu Gemüte geführt.
Was für ein schönes Märchen! Ich musste an Mäuseken Wackelohr und Mrs. Brisby denken. Dein Schreibstil gefällt sehr und du hast wunderbare bunte Bilder bei mir herauf beschworen.
Eventuell könnte man am Ende ein wenig verraten, wie es weiter gehen soll. Um etwas mehr zum Weiterlesen anzuregen.

Mich stört allerdings, und das ist rein subjektiv, deine Message. Bzw. das, was unterschwellig bei mir ankam und was mir in vielen Märchen und Geschichten für Kinder und va kleine Mädchen sehr sehr sauer aufstößt: Das weibliche Mäuschen ist hübsch und findet ganz bestimmt (endlich?) einen Ehemann. Als einzige unverheirate und kinderlose Frau Anfang 30 in meinem Freundeskreis machen mich solche Geschichten heute wütend. Ich kenne viele junge Frauen, und war auch selbst eine Weile eine davon, die sich furchtbar unter Druck setzen, weil sie denken, dass sie heiraten und Kinder bekommen MÜSSEN. (Und unverheiratete und kinderlose ältere Männer und Frauen werden in unserer Gesellschaft überwiegend bemitleidet, weil ihnen doch im Leben etwas fehlen muss.)
Mir ist völlig klar, dass das auf deine Geschichte keinen Einfluss haben wird, aber vielleicht kannst du deiner Enkeltochter auch eine Geschichte schreiben, in der eine weibliche Fledermaus die Welt bereist und damit zufrieden ist ... ;)

Das alles schreibe ich, ohne zu wissen, wie es weiter gehen wird.

Aber wie gesagt, das Fest ist toll beschrieben und dein Stil gefällt mir sehr. Ich war fast selbst wieder ein kleines Mädchen, das unter die Decke gekuschelt der Oma zuhört.

Liebe Grüße
Zantje

 

Hallo Zantje,

schön, dass du hier reingeschaut hast, und danke, dass es dir gefallen hat.

Mich stört allerdings, und das ist rein subjektiv, deine Message. Bzw. das, was unterschwellig bei mir ankam und was mir in vielen Märchen und Geschichten für Kinder und va kleine Mädchen sehr sehr sauer aufstößt: Das weibliche Mäuschen ist hübsch und findet ganz bestimmt (endlich?) einen Ehemann.

Ich glaube eher, das liegt an deiner Aversion gegen solche Gedanken oder Andeutungen. Ich weiß, dass es immer häufiger vorkommt, dass Menschen – und da ist es, glaub ich, egal, ob Mann oder Frau – sich für ein Leben allein entscheiden. Darauf zielt meine Geschichte nun überhaupt nicht ab, und wenn es um eine Heirat geht, dann tut es mir leid, dass du dich dadurch begängelt fühlst. Sorry. Die Wertvorstellungen haben sich in unserer Gesellschaft verschoben. Viele sind nicht mehr bereit, für diesen Staat etwas zu tun. Das will ich dir, um Gottes willen, nicht unterstellen. Diskussionen in den social networks beweisen das aber. Und das ist ein Beweis dafür, dass die Gesellschaft krank ist. Perspektivlosigkeit durch Arbeitslosigkeit ist da ein nicht zu unterschätzender Faktor. Die Familie war einmal das Wertvollste in der Gesellschaft. Und zu einer Familie gehören Eltern und Kinder. Sieh es mir nach, wenn ich so denke, aber so sind wir erzogen worden. Wenn eine Gesellschaft nicht mehr willens ist, sich wenigstens einfach zu reproduzieren, bleiben nur zwei Möglichkeiten: Die erste ist, dass die Gesellschaft sich auflöst, ausstirbt, und die zweite ist, dass die Gesellschaft auf Zuwanderung angewiesen ist. Jeder in unserem Land kann dank seiner vom Grundgesetz garantierten Selbstbestimmung entscheiden, wie er leben will. Das Thema ist hier schon mal recht kontrovers diskutiert worden. Aber jeder kann sich ausrechnen was passier, wenn immer mehr sterben, als geboren werden. In Sachsen werden wieder mehr Kinder geboren. Das ist schön. Aber eben noch lange nicht so viele wie sterben. Ich habe mich in Vorbereitung auf eine Rolle, die ich schon viele Jahr spiele, mit solchen Statistiken beschäftigen müssen. Auffällig ist dabei, dass dieses Phänomen der Unterbevölkerung in Kriegszeiten, oder während wirtschaftlich angespannten Zeiten, wie z. B. während der Weltwirtschaftskrise in den Zwanzigern des vorigen Jahrhunderts, auftritt.

Ich kenne viele junge Frauen, und war auch selbst eine Weile eine davon, die sich furchtbar unter Druck setzen, weil sie denken, dass sie heiraten und Kinder bekommen MÜSSEN. (Und unverheiratete und kinderlose ältere Männer und Frauen werden in unserer Gesellschaft überwiegend bemitleidet, weil ihnen doch im Leben etwas fehlen muss.)

Nein, liebe Zantje, ihnen fehlt nichts. Nur uns als Ganzem. Und ja, das kann die oder den Einzelnen wirklich unter Druck setzen. Und wenn sich einer so entscheidet, dass er keine Kinder haben will, dann ist das auch gut und richtig, denn ein ungewolltes Kind kann es schlechter haben, als ein Wunschkind, wenn die Mutterliebe nicht in dem Maße erwacht, aber das ist auch nur rein hypothetisch so. Manche Wunschkinder haben es auch nicht gut.

Ich wollte eigentlich nicht so philosophieren, aber manchmal muss man seinen Gedanken freien Lauf lassen. Es ist ganz klar, dass solche Gedanken polarisieren, aber wer über seinen Tellerrand guckt, sieht die Konsequenzen selber.
Und bevor die Frage kommt: Wir haben drei Kinder.

Aber zurück zum Thema:

Aber wie gesagt, das Fest ist toll beschrieben und dein Stil gefällt mir sehr. Ich war fast selbst wieder ein kleines Mädchen, das unter die Decke gekuschelt der Oma zuhört.

Danke! :)

Schönen Gruß
khnebel

 

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