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Mein Name ist Legion

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23.12.2003
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Mein Name ist Legion

Mein Name ist Legion


Sie würden es bereuen. Sie alle würden es bereuen. Die Lehrer. Seine Mitschüler. Besonders seine Mitschüler. Heute geschah etwas, was ihn dazu veranlasste, seine oft in der Fantasie durchgeführte Tat hinüber in die Realität zu tragen.

Demut. Niemand, der nie wirklich, wirklich ein Aussenseiter war, weiss, was das bedeutet. Demut, Angst, Schrecken. Und noch mehr Gefühle nahm er jeden Morgen mit in die Schule. Tobias war überdurchschnittlich Intelligent und eher ein ruhiger Typ. Der perfekte Amokläufer, hatte sein Vater mal aus Scherz gesagt. Nun, wir werden sehen...

Das einzige Fach, in dem er nicht nur nicht richtig gut war sondern eine richtige Niete, war Mathe.
Er hasste es. In den anderen Stunden sicherte er sich wenigstens die Sympathie und Anerkennung seiner Lehrer, wenn schon nicht die seiner Mitschüler. Aber in Mathe...
Er träumte oft davon. anerkannt zu werden, Freunde zu haben, die...
"Tobias!", hallte es durch den Raum. Der Angesprochene schreckte hoch. Da er wie üblich allein ganz hinten saß, musste der Lehrer sowieso schon die Stimme heben, wenn er ihn ansprach. Nun tat er es aus Zorn."Träumst du schon wieder? Los, nach vorne!" Widerstrebend erhob er sich und ging nach vorne zur Tafel und fragte sich, was an Träumen schlimm war.
Wie immer war es ein Spießrutenlauf. Die vor Schadenfreude verzerrten Gesichter der anderen grinsten ihn an. Er starrte auf die Tafel. Eine Gleichung mit 2 Unbekannten. Gott, was hab ich bloß verbrochen, dass du mich so strafst?
Er nahm sich die Kreide und sah hoch zur Tafel, ohne die Zahlen indes wirklich zu sehen. "Na, worauf wartest du?" Er stand da und bekam rote Ohren. Er hörte verhaltenes Lachen von hinten.
Nach einer Minute war es gar nicht mehr so verhalten. "Ich kann das nicht.", stammelte Tobias. Er betete, dass er sich wieder in seine Ecke setzen dürfte, wo ihn das alles nicht erreichte.
Plötzlich erwachte etwas in Tobias, von dem er gar nicht wusste, dass es tief in ihm existierte: Der Wille nach Widerstand. Es war der Tropfen, der das Faß zu übverlaufen brachte. "Ich kann das nicht!", schrie er und schleuderte die Kreide von sich. Unter dem verblüfften Blick seines Lehrers und dem Lachen seiner Klassenkameraden stürmte er aus der Klasse und rannte nach Hause.

Religion stand am nächsten Morgen auf dem Stundenplan. Irgendwie passend, dachte er. Mein Name ist Legion. Er erinnerte sich dunkel an diese Stelle aus der Bibel. Der Ausruf kam von einem Mann, erinnerte er sich, der von mehreren Dämonen besessen war. Auch Tobias war nun besessen.

Tobias Vater war ein Waffenfanatiker und so kam es, dass auch sein Sohn mehr als nur ein wenig von diesen effektiven Killermaschinen verstand. Sich einen Nachschlüssel für den Waffenschrank zu besorgen war eine heikle Sache gewesen, aber Tobias hatte es natürlich trotzdem geschafft. Er war stolz auf sich. Gleichzeitig war er etwas betrübt, als er früh morgens die beiden Maschinenpistolen aus dem Waffenschrank entnahm. Er würde nicht mehr viel Zeit haben, das Gefühl auszukosten. Dabei war es doch so wertvoll für ihn. Nicht viele positive Gefühle hatten bis jetzt sein Leben bestimmt.

Religion. Er mochte seinen Religionslehrer nicht besonders. Er hätte lieber seinen Mathelehrer mitgenommen, aber Mathe hatten sie erst in der Sechsten. Naja, was solls. Schwund ist überall. Er kicherte hysterisch.

Während Tobias unbemerkt die beiden Uzis aus der Tasche kramte, erzählte sein Lehrer grade etwas von Ägypten, Moses und einem goldenen Kalb. Sein Tonfall ließ erahnen, dass er die Sache genauso langweilig fand wie seine Schüler.
Er erinnerte sich daran, dass sein Relilehrer vor kurzem geheiratet hatte. Na und? Ich werde sie alle töten, dachte er. Gott wird sie schon aussortieren.

Sprunghaft stand Tobias auf, die beiden Uzis in den Händen. Sie waren schwer. Das Geräusch des umkippenden Stuhles ließ die Schüler herumfahren.

"MEIN NAME IST LEGION!", brüllte er, während er mit fliegenden Fingern die Maschinenpistolen entsicherte. "DENN WIR SIND VIELE!"
Er richtete die Uzis nach vorne und drückte ab. Genau in die Gesichter seiner verhassten Peiniger.
Das Ergebnis übertraf seine kühnsten Erwartungen. Köpfe explodierten, Gliedmaßen wurden durch die Luft gewirbelt. Sein Lehrer wurde von einer Garbe an die Tafel genagelt und rutschte krächzend daran herunter. Blutige Masse bestraften Lebens flog quer durch den Raum.
Ein Triumphgefühl nie gekannten Ausmaßes überflutete Tobias. Diejenigen, die nahe der Tür saßen und fliehen wollten, erwischte er ebenso wie diejenigen, die vor Schock gelähmt dasaßen und unfähig zu reagieren auf den Tod warteten.
Schreie erfüllten den Raum. In den Schmerzens - und Todesschreien erkannte Tobias seine eigene Qual wieder.
Plötzlich war es Vorbei.
Es war nur noch ein Mädchen übrig. Simone.
Sie war hübsch. Ihr Pulli war blutverschmiert. Sie hatte ihm nie etwas getan, erinnerte er sich. Sowenig wie die meissten Mädchen in der Klasse. "Töte mich nicht.", flüsterte sie. Tobias war den Tränen nahe. "Es tut mir leid, ich...kann..nicht...". Ein Schuß löste sich und zerschmetterte Simones Schienbein. Sie schrie auf und wurde gegen den Tisch geschleudert, vor dem sie stand. Der Schock nahm ihr wohl den grössten Schmerz, denn irgendwie gelang es ihr, noch immer aufrecht zu stehen. Tobias kam mit wiegenden Schritten näher, bis er nur noch auf Armeslänge vor ihr stand. Er zielte noch immer auf Simone. "Nicht.", hauchte sie. "Ich.." Ein weiteres Geschoß krachte mit 300 Stundenkilometern aus der Waffe. Es traf Simones Schulter und zerfetzte Sie. Ein weiterer Schuß in den Bauch. Simone wurde zu Boden geschleudert.
Tobias ließ mit einem Schrei die Waffen fallen und stürzte sich auf Sie. Noch nie war er einem Mädchen so nahe gewesen, dachte er voller Schmerz.
Ihre Augen waren gebrochen, der Boden unter ihr färbte sich rot. Noch einmal gewannen Simones Augen an Klarheit, als sie unter Tränen die Wangen ihres Mörders berührte. Die Tränen verwischten das sorgfältig aufgelegte Make-Up.
Es war das erste mal, dass sie geschminkt war, fiel Tobias auf.
Ihre Mutter hatte der an diesem Morgen besonders fröhlichen Simone dabei geholfen. Denn heute war der Tag gewesen, an dem sie es ihm sagen wollte.
Ihre nächsten Worte ließ ihn das Make-Up Simones vergessen. Seine Wange streichelnd hauchte sie: "Ich....Ich liebe dich doch..." Dann sank ihr Arm herab und ihre Augen schlossen sich.
Tobias sprang auf, riss eine der Pistolen an sich und schoss sich in den Kopf. Er war Tod, noch bevor er auf dem Boden aufschlug.

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14.7.2004

 

Hallo Seth!

Zuerst ein wenig Textarbeit: (ohne Garantie auf Vollständigkeit)

Niemand, der nie wirklich, wirklich ein Aussenseiter war, weiss,
Regel:
Nach einem kurzen Vokal (Selbstlaut) wird aus ß ss (Doppel-s).
Nach langen Vokalen (Selbstlauten) bleibt das ß also wie bisher erhalten.
Also: Außenseiter, weiß

Tobias war überdurchschnittlich Intelligent und eher ein ruhiger Typ.
intelligent

Er träumte oft davon. anerkannt zu werden, Freunde zu haben, die...
Er träumte oft davon, anerkannt zu werden, Freunde zu haben, die...

Nun tat er es aus Zorn."Träumst du schon wieder? Los, nach vorne!"
Leerzeichen zwischen Zorn.“ und Träumst

Er nahm sich die Kreide und sah hoch zur Tafel,
sich streichen, da ER ja die Kreide nimmt

"Ich kann das nicht.", stammelte Tobias.
Regel:
Der Punkt am Ende in der wörtlichen Rede fällt weg, wenn ein Begleitsatz der wörtlichen Rede folgt.

Es war der Tropfen, der das Faß zu übverlaufen brachte.
Regel:
Nach einem kurzen Vokal (Selbstlaut) wird aus ß ss (Doppel-s).
Also: Fass
zum Überlaufen brachte

Naja, was solls.
Na Leerzeichen ja, soll´s

Sowenig wie die meissten Mädchen in der Klasse.
meisten

Ein Schuß löste sich und zerschmetterte Simones Schienbein.
Schuss

Der Schock nahm ihr wohl den grössten Schmerz,
größten

Ein weiterer Schuß in den Bauch.
Schuss

Aufgefallen ist mir noch:

Tobias Vater war ein Waffenfanatiker und so kam es, dass auch sein Sohn mehr als nur ein wenig von diesen effektiven Killermaschinen verstand.
///
Während Tobias unbemerkt die beiden Uzis aus der Tasche kramte,
Wie lang sind denn diese Dinger, dass sie unbemerkt Platz in seiner Tasche fanden? Bzw.: Wie groß ist seine Tasche?

Davon mal abgesehen, ist schon der Besitz einer Gaspistole (ohne Waffenschein) illegal, geschweige denn der Besitz von Uzis. Selbst ein Jäger, dürfte keine Uzis im Schrank haben. Öhm, es sei denn, er hat Verwandte in Sizilien. :D
Also Waffenfanatiker hin oder her, der darf diese Waffen einfach nicht haben.
Und falls dir doch ein Grund einfällt, warum der Vater diese Waffen besitzt, so
würde der Leser doch ganz gerne diesen Grund erfahren, weil sich die Geschichte, an dieser Stelle, selbst unglaubwürdig macht. (Es muss ja nicht gleich eine Uzi sein.)

Und da komme ich zu meiner Meinung über deine Geschichte. Sie ist eigentlich flüssig geschrieben. Das ist schon mal gut.
Du hast auch nachvollziehbar geschildert, dass Tobias ausrastet.
Aber, überrascht war ich vom Ausgang der Geschichte, nicht. Ich glaube, die Geschichte wäre auch besser in „Gesellschaft“ aufgehoben, denn spannend war sie auch nicht. Sie schildert die Verzweiflung eines Außenseiters und dessen Amoklauf in der Schule. Da war einfach nichts Neues dabei.

Das pathetisch anmutende Ende macht den Suizid erklärbar. (Dort ist die Rede von Pistolen. Ich bin keine Waffenkundige, ist das so? Sind Uzis Pistolen?)

Freundlicher Gruß

Alessa

 

Sorry, muss mich eben selbst korrigieren:

Zitat Seth:
Naja, was solls.

Alessa:
Na Leerzeichen ja, soll´s

so wird es richtig geschrieben --> soll's
mit geradem Apostroph, nicht diesen ´ Accentgraph.

 

Hm, mal wieder ein Amoklauf, wie? Neben den beliebten Selbstmorden werden ja auch hie und ja Schüler gemeuchelt. Nun gut. Um ehrlich zu sein, konnte ich Deiner Story nicht allzu viel abgewinnen, sprich, es läßt mich eigentlich kalt, dass Deinem Protagonist eine Sicherung durchbrennt. Und das sollte eigentlich nicht sein. Versteh' mich nicht falsch, das Thema an sich halte ich für außerordentlich tragisch, da es ja leider Gottes immer wieder mal vorkommt. Deine Ausführung jedoch konnte mich nicht sehr überzeugen. Mal abgesehen davon, dass der Vater zufällig gerade ein Waffennarr ist und logischerweise Maschinenpistolen in seinem Schrank verwahrt, fehlt mir einfach der besagte Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt. Diesen hast du zwar erwähnt, aber überzeugen konnte er mich nicht. Und dass er einfach aus der Schule rennt, ohne dass das irgendwelche Konsequenzen hat, finde ich auch seltsam. Es sollte doch jemand zuhause anrufen und den Eltern mitteilen, dass er einfach den Unterricht verlassen hat. Naja, solche Sachen halt. Ansonsten halbwegs flüssig lesbar. Aber irgendwie unrealistisch.

 

Hallo Seth,

Textzeugs.

Widerstrebend erhob er sich und ging nach vorne zur Tafel und fragte sich, was an Träumen schlimm war.

Diesen Satz fand ich nicht gut. Es muss deinen Prot. klar sein, dass er in der Schule nicht träumen darf und warum er es nicht tun sollte. Das er es trotzdem tut und dabei erwischt wird, was ihn ankotzt, ist ja durchaus nachvollziehbar.

Plötzlich erwachte etwas in Tobias, von dem er gar nicht wusste, dass es tief in ihm existierte: Der Wille nach Widerstand.

Du hattest doch weiter oben geschrieben, dass er bereits in Gedanken öfters eine solche Tat ausüben wollte. Also hat dieser Widerstand schon vorher in ihm existiert.

Sich einen Nachschlüssel für den Waffenschrank zu besorgen war eine heikle Sache gewesen, aber Tobias hatte es natürlich trotzdem geschafft.

Wie hat er es geschafft? Das wäre interessant, finde ich.

Sowenig wie die meissten Mädchen in der Klasse
meisten


Ok, mir hat deine Geschichte nicht gefallen.

Dein Prot. ist voller Klischees. Er ist der arme Junge, der von seinen Mitschülern gequält wird und natürlich ist sein Vater ein Waffenfan, so dass er problemlos an die Waffen heran kommt etc.
Hier reihst du nur eins an das andere, ohne dass sich ein wirkliches Verständnis für den Prot. entwickelt.

Das Ende fand ich auch - na ja. Das Mädchen, dass ihm noch seine Liebe gesteht als besonders tragischer Effekt... Ich mag so was immer nicht.

Der Geschichte täte es gut, wenn du näher auf deinen Prot. eingehen würdest. Ihn so schilderst, dass man ein Verständnis für ihn entwickelt.

LG
Bella

 

@ Alessandra
Ich bewundere Deine Akuresse, mit der Du Rechtschreibfehlern nachjagst. Schade, dass Du nicht alle gefunden hast *lol*
Man könnte das Ganze ja auch über ein Rechtschreibprogramm laufen lassen, wobei ich mir nicht völlig sicher bin, ob beispielsweise Word alle Feinheiten zwischen alter und neuer Rechtschreibung erkennt (MEINES jedenfalls nicht *ggg*).

Bedeutender finde ich die Analyse von Stil und Inhalt.
Vom Thema her finde ich die Sache nicht schlecht, es ist auch recht flott geschrieben. Echte "Regiefehler" konnte ich ehrlich gesagt nicht finden wie Ihr. Das Nachmachen eines Schlüssels finde ich nicht so aufregend, dass man deswegen den Spannungsbogen unterbrechen müsste ;-)
Hm, in deutschen Schulen darf man nicht träumen? Und den Schülern ist das klar? Hmhm.
Es wurde nicht behauptet, dass der Vater keinen Waffenschein hätte (also in Österreich reicht sogar nur ein Waffenbesitzschein, wenn die Dinger nicht außer Haus gebracht werden. Automatische Waffen allerdings sind verboten, das dürfte in Deutschland nicht viel anders sein). Für die Handlung finde ich das allerdings nicht wesentlich, es soll schließlich keine Dokumentation sein...

In deutschen Schulen wird wirklich angerufen, wenn ein Schüler die Schule verlässt? Arme Schüler, so etwas grenzt ja schon fast an Freiheitsberaubung *ggg* In Österreich schickt der Lehrer vielleicht in der nächsten Stunde ein Brieflein mit nach Hause. In der Oberstufe schert es ohnehin keinen mehr.

Was das Verständnis für den Täter betrifft: Im ersten Teil der Geschichte wird durchaus versucht, dieses zu wecken. Ich finde es nicht übermäßig verwerflich, wenn dieser Versuch im zweiten Teil aufgegeben wird.
Die ersatzweise Liebesbezeugung finde ich allerdings auch zu rührselig und nicht wirklich glaubwürdig. Jedenfalls unrealistischer als die übrige Handlung.

LG,
Norbert

 

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