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Meine Welt liegt woanders...

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14.08.2003
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Meine Welt liegt woanders...

Meine Welt liegt woanders, das spüre ich tief in mir drinnen. Meine Welt liegt in der Musik, in den Geschichten und Märchen, aber vor allem im Irrationalen der Philosophie, im Nicht-Sagbaren Wittgensteins. Ich glaube, dass ich nur begonnen habe, zu philosophieren, weil ich träumen wollte, weil ich bei Wörtern wie Ewigkeit, Vollkommenheit und Transzendenz den Hauch eines höheren Wesens, eines unfassbaren Gottes spürte. Natürlich traf ich nie den Entschluss, zu träumen, da ja die bewusste Gewissheit, die absichtliche Schöpfung eines Traumes, diesen ja auch schon verdirbt, beziehungsweise gar nicht erst in Erscheinung treten lässt. Viel eher glaubte und hoffte ich, glauben und hoffen zu dürfen, dass es da etwas gab, außerhalb dieses Lebens, außerhalb dieser beschränkten Welt, das unseren Wert zu bestimmen in der Lage war, denn in dieser Welt konnte etwas derartiges nicht existieren. Unsere Welt war eine rein zufällige Welt, an sich eine Zusammenballung von Wirkung und Ursache, ein einspuriges und sinnloses Im-Kreis-drehen, das sich um unsere euphemistischen Vorstellungen von Geburt und Tod einen Dreck kümmerte. Die Welt war nur ein Kontingent aus Tatsachen, und Tatsachen konnten weder Stütze der Ethik und Moral, noch des Ideals oder der Hoffnung sein.
Ich wäre vielleicht ein guter Christ geworden, ohne die Philosophie, oder ein frommer Buddhist, ganz egal, das Grundstreben ist in jeder Religion dasselbe. Denken wir an etwas, das nicht in unserer Welt liegt, so verspüren wir eine ganz einzigartige Sehnsucht, als würden wir uns lediglich an alte Zeiten zurückerinnern, als ob allein der Gedanke an Drachen und Götter ganze Welten ins uns zu Tage fördern wollte und dieses immanente Bedürfnis ein tröstendes Beben in uns auslösen würde, das uns Hoffnung zu geben in der Lage ist. Das Glück in einem solchen Moment der Imagination ist derartig vollkommen und erfüllend, dass es einem so vorkommt, als läge doch jedes Glück lediglich in dieser Verblendung über die Wirklichkeit, in dieser Mystifizierung des Realen, zu Gunsten eines Symbols, eines Wesens, eines Traums.
Wie stark dieses Streben nach Surrealität in uns verankert liegt, wird schon am Beispiele des Philosophen, des Religiösen, kurzum: des geistigen Idealisten deutlich. Dieser gleicht dem Läufer, der immer wie gebannt und mit erhobnem Kopfe auf den Horizont zuläuft, da er von dort die Anziehungskraft des Unbekannten und Mysteriösen verspürt. Dabei merkt er gar nicht, dass sich die Landschaft um ihn herum doch ständig verändert, er schon an etlichen Dingen vorbeigelaufen ist, ohne sich jemals wirklich so für sie faszinieren zu können, wie für die bloße Linie des inhaltslosen Horizontes selbst, der ihm die Sinne und den Verstand zu rauben scheint. Es ist eben nun mal eine Tatsache, dass in der Nähe alles etwas unspektakulärer und profaner aussieht, als in der Ferne. Die Frage, warum der Philosoph bei seiner Weltklugheit nicht einfach auf die Idee kommt, lediglich stehenzubleiben und den Horizont von einem ruhendem Punkte aus zu betrachten, ist ganz einfach zu beantworten. Würde er dies nämlich tun, müsste er ja gleichsam schon wissen, dass im Grunde gar nichts auf ihn wartet, und dass er umsonst über den gesamten Globus der Weisheit läuft, und würde er dies wissen, so wäre die Hoffnung in ihm gestorben und er hätte keinen Grund mehr, den Horizont zu betrachten.
Deshalb ist es besser er läuft, und isoliert sein Bewusstsein von der Außenwelt, wenn andere sich über ihn lustig machen oder über die Nutzlosigkeit seines Weges schimpfen, denn sobald er sich selbst und seinem Ideal nicht mehr treu sein kann, wird er alles verloren haben und er wird merken, dass es besser gewesen wäre, bis zu seinem Tode hoffnungsvoll umsonst gelaufen zu sein, als sich auch nur einmal zweifelnd von einer Enttäuschung beherrschen zu lassen, die doch genau so umsonst ist, wie alles andere.
Verflucht sei der Mensch, der als erster auf die Idee gekommen ist, statt der Statuette eines Gottes, die Wahrheit auf das Podest zu stellen, um sie anzubeten, verflucht sei er bis in alle Ewigkeit, auch wenn er wohl gar nicht gewusst haben möge, welch argen Fehler er damit begangen und dass er hiermit den Grundpfeiler des menschlichen Leidens in den Boden gestampft hat. Dadurch, dass die Menschen sich der Wahrheit verschrieben haben, büßten sie die Freiheit ihrer Gedanken ein und lieferten sich und ihre Wertvorstellungen einer eitlen Gesellschaft von angeblichen Wissenschaften aus, die einem diktierten, was man zu glauben, nein schlimmer noch: was man zu w i s s e n hatte. Während es früher die menschliche Intuition, die romantische Träumerei, die Hoffnung selbst war, die uns als Leitstern unseres Glücks dienten, so gaben wir dieses Glück auf, indem wir begannen einer scheinbaren Ordnung und Gesetzmäßigkeit unserer Wirklichkeit nachzuhetzen, die sich immer mehr ins Nichts aufzulösen schien, je näher wir an sie gelangten, bis schließlich nur noch eines gewiss war: Dass Gewissheit nicht existieren konnte.
So hat sich unser allmächtiger Gott endlich selbst inkreditiert, indem er herausfand, dass es ihn gar nicht geben dürfte, dass er völlig fehl am Platze war, in den Herzen der Menschheit, und ihnen nichts geben konnte, was sie auf lange Zeit glücklich machen würde.
Warum ich das alles erzähle? Vielleicht, weil ich weiß, dass ich nicht der einzige bin, dem es so geht wie mir. Vielleicht auch, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass andere genau so an der Diskrepanz zwischen Realität und Surrealität leiden und stetig hin- und hergerissen werden, zwischen der Hoffnung auf ein Jenseits, ein besseres Leben nach dem Tode, und der Enttäuschung, wenn man realisieren muss, dass dies gewiss nie der Fall sein wird, dass alle Fakten gegen oder zumindest nicht für eine solche Möglichkeit sprechen und wir deshalb das einzige aufgeben müssen, was allein den Wert in sich selbst trägt: Die Hoffnung.
Ich könnte weinen, nur deswegen, dabei weiß ich, dass es doch eigentlich lächerlich wäre, wegen einer solch abstrakten Angelegenheit seine Tränen zu vergießen. Gleichzeitig frage ich mich aber, welche konkrete Schwierigkeit, welches Familiendilemma, welche Naturkatastrophe, welche Armut eines ganzen Staates so schlimm und des Weinens wert sein könnte, wie die unnötige Verzweiflung einer unnötigen Existenz an sich selbst.

 

Ist das wirkliche eine Geschichte oder eher eine Abhandlung? Als Geschichte empfinde ich sie jedenfalls nicht...

Am Anfang dachte ich, ok, die Gedanken sind gar nicht so schlecht, dann wurde es aber richtig mies.

Verflucht sei der Mensch, der als erster auf die Idee gekommen ist, statt der Statuette eines Gottes, die Wahrheit auf das Podest zu stellen, um sie anzubeten, verflucht sei er bis in alle Ewigkeit, auch wenn er wohl gar nicht gewusst haben möge, welch argen Fehler er damit begangen und dass er hiermit den Grundpfeiler des menschlichen Leidens in den Boden gestampft hat.

GOTT ist eine "Wahrheit" und dazu auch noch eine "absolute" und solche Wahrheiten sind auf die Natur bezogen unzulässig.

Aber noch witziger wird dein Protagonist ja kurz darauf...

Dadurch, dass die Menschen sich der Wahrheit verschrieben haben, büßten sie die Freiheit ihrer Gedanken ein und lieferten sich und ihre Wertvorstellungen einer eitlen Gesellschaft von angeblichen Wissenschaften aus, die einem diktierten, was man zu glauben, nein schlimmer noch: was man zu w i s s e n hatte.

Er hat scheinbar überhaupt keine Ahnung von der wirklichen Denk und Vorgehensweise einer modernen Wissenschaft.

Die "Wahrheit" ist etwas für Esoteriker und Religiöse, aber für einen echten Naturwissenschaftler ist dies ein leeres Wort.

Es gibt natürlich Ausnahmen, das sind dann aber Wissenschafler, bei denen diese Bezeichnung nur ein Etikettenschwindel ist und oftmals haben sie auch eine religiöse Prägung.

Ich würde deinem Protagonist empfehlen, dass er sich mal ein wenig tiefgreifender und differenzierter mit dieser Thematik befasst, bevor er solche Kurzschlüsse produzierst.

Tschüss, André

 

Hallo braindead,


Es geht hier um die emotionale Verzweiflung eines Menschen an seinen eigenen Reflexionen über Welt und Existenz, und insofern ist es doch mehr eine Geschichte, als eine Abhandlung, da der Fokus auf den Protagonisten selbst und nicht auf seine Gedanken gerichtet ist.

Es ist normalerweise nicht meine Art, Rechtfertigungen für Geschichten abzuliefern oder das Feedback eines objektiven Kritikers zurechtzuweisen. Allerdings haben deine Worte mich nicht als Schriftsteller, sondern als Denker schwer getroffen, so dass es mein gutes Recht ist, mich auch als solcher zu verteidigen.

Anstatt nun einzeln auf deine Kommentare einzugehen, erscheint es mir einfacher, dich über das Grundmotiv aufzuklären, das mich dazu gebracht hat, diesen Text zu verfassen.

(Auf Grund deines sehr selbstbewussten Auftretens, scheint es mir unnotwendig, dich genauer über bestimmte Begriffe und Strömungen, die ich in Folge nennen werde, aufzuklären.)

Erster Anstoß zu diesem Schriftstück war die Kulturkritik Rousseaus, welcher sehr verständlich formuliert, wie wenig die kulturellen und wissenschaftlichen Fortschritte eigentlich zur Läuterung der menschlichen Sitten bzw. der Förderung des Glücks beigetragen haben. Dass Luxus nicht glücklich macht, sondern viel mehr erst Grundlage zum Unglück darstellt, dürfte dir ja bekannt sein (In Mexiko, einem der ärmsten und unterentwickeltsten Staaten der Welt, sind die Menschen um vieles glücklicher, als im verhältnismäßig steinreichen Dänemark. Und das liegt bestimmt nicht am Wetter). Insofern scheint auch die Wissenschaft nicht sonderlich viel Nutzen zu erbringen, da der einzige Sinn ihres Fortschritts, der Befriedigung der menschlichen Bequemlichkeit und Unterhaltungssucht dient, diese aber gleichzeitig und über das Maß der Zufriedenstellung hinaus fördert.

Den zweiten Anstoß lieferten die Theorien des Existenzialismus (vgl. Sartre, Camus, Nietzsche, Kierkegaard etc.) und des deutschen Idealismus (vgl. Hegel, Schelling, Fichte etc.), welche die Unzulänglichkeit des Menschen, Dinge wahrheitsgetreu zu erfassen, zur Freiheit transfigurierten, Dinge so sehen zu dürfen, wie man sie sehen möchte, da immer das Subjekt die Wirklichkeit konstruiert (vgl. Konstruktivismus).

Der dritte Anstoß kam mehr oder minder von mir selbst, indem ich die Erfahrung machte, dass der Grundstein unseres Glück eigentlich nur in der Vorfreude, in der Hoffnung, in der idealistischen Denkweise einer besseren Zukunft liegt, sowie in dem Glauben an Gott.

Ich vereinte nun, eher unbewusst und aus einem undeutlichen immanenten Drange, all diese Denkansätze zu einer einheitlichen Schrift und ließ den Protagonisten, mit welchem ich mich im Übrigen voll und ganz identifiziere, über alles schimpfen und trauern, was die moderne Gesellschaft bis hin zum einzelnen Individuum beherrscht und unter das Joch der Verzweiflung zwingt.

So ist es auf der einen Seite die Wissenschaft, welche in dieser Schimpfrede auf ihre Kosten kommt, da sie sich als Wohltäter aufspielt, obwohl sie in Wirklichkeit nur aus Eitelkeit handelt und nur die Bedürfnisse des Menschen stillt, welche sie selbst erschaffen hat, und so ist es auf der anderen Seite die Unmöglichkeit, jemals eine wahre Aussage über die Welt zu machen, welche dem Protagonisten dazu veranlasst, sich darüber zu alterieren, dass der Mensch jemals begonnen hat, die Wahrheit anzustreben, da er an seiner eigenen Unzulänglichkeit, diese Aufgabe zu erfüllen, verzweifelt.

Ich entschuldige mich hier für den Begriff der Wahrheit, welcher wohl, ich gebe es zu, nicht der geeignetste ist und eher in einem Zuge der Unaufmerksamkeit, als der Berechnung, entstanden ist. Ich sehe dies jedoch lediglich als Formfehler an und nicht als völliger Fehlgriff im Inhalt (wie du es formuliert hast), denn dass die Wissenschaft unsere Wertvorstellungen erheblich beeinflußt hat, sodass heutzutage fast niemand mehr an Gott glauben kann, weil sich die Dinge nun auch ganz leicht ohne ihn erklären lassen, ist wohl eine Tatsache, die nicht verleugnet werden kann. Ich bin von der festen Überzeugung, dass das existenzielle Vakuum, das so viele Menschen der modernen, westlichen Welt betrifft, eben durch diese Totsprechung Gottes entstanden ist, und dass die Welt umso hoffnungsloser wird, je mehr sie weiß. Insofern gibt es durchaus einen direkten Zusammenhang zwischen Wissenschaft und Unglück, sowie ein diametral entgegengesetztes Verhältnis zwischen Wissen und Hoffnung.

Zusammenfassend handelt diese Kurzgeschichte also von der Verzweiflung des modernen Menschen, welcher sich, ohne Gott, ganz alleine dem Ekel seiner eigenen Existenz entgegenstellen muss.

Philemon


PS: Danke für deinen Kommentar. Auch wenn das einzige, das ich aus ihm ziehen konnte, die traurige Tatsache ist, dass ich mich wohl nicht verständlich genug ausdrücken kann.

 

Entschuldige, aus dieser Sicht erscheint es mir schon ganz anders... ich schreibe später noch einmal genauer was dazu, habe jetzt leider keine Zeit.

 

Erster Anstoß zu diesem Schriftstück war die Kulturkritik Rousseaus, welcher sehr verständlich formuliert, wie wenig die kulturellen und wissenschaftlichen Fortschritte eigentlich zur Läuterung der menschlichen Sitten bzw. der Förderung des Glücks beigetragen haben.

Da hat Rousseau auch recht, allerdings hat er 1712 - 1778 gelebt...

Dass Luxus nicht glücklich macht, sondern viel mehr erst Grundlage zum Unglück darstellt, dürfte dir ja bekannt sein

Sicher, am wohlsten fühle ich mich persönlich in der freien Natur.

Insofern scheint auch die Wissenschaft nicht sonderlich viel Nutzen zu erbringen..

Genau hier begehst du den Fehler zu verallgemeinern. Du musst Wissenschaft mindestenz in die Technische- und Naturwissenschaft trennen. (Geschichtswissenschaft etc lasse ich jetzt mal außen vor)

Die Naturwissenschaft ist gar nicht darauf aus, einen direkten Nutzen zu haben. Wissenschaft bedeutet auch Wissen zu schaffen und nicht einen Computer zu erfinden, oder eine Waschmaschine oder ein noch besseres Handy - das ist etwas ganz anderes.

Aber egal, ich weiß nun was du meinst und hätte ich etwas länger nachgedacht, bzw. genauer gelesen, wäre es mir auch aufgefallen.

Und ich gebe dir damit recht, der ständige Fortschritt in bezug auf Technologien hat seinen Preis und ist oftmals ziemlich unsinnig.

Den zweiten Anstoß lieferten die Theorien des Existenzialismus (vgl. Sartre, Camus, Nietzsche, Kierkegaard etc.) und des deutschen Idealismus (vgl. Hegel, Schelling, Fichte etc.),

Wenn du Zeit hast, dann könntest du davon noch ein wenig dem Werk "Die Welt als Wille und Vorstellung" von Schopenhauer spenden und vielleicht der "Evolutionären Erkenntnistheorie", von Gerhard Volmer, die aus der heutigen Zeit stammt.

So ist es auf der einen Seite die Wissenschaft, welche in dieser Schimpfrede auf ihre Kosten kommt, da sie sich als Wohltäter aufspielt, obwohl sie in Wirklichkeit nur aus Eitelkeit handelt und nur die Bedürfnisse des Menschen stillt, welche sie selbst erschaffen hat

Aber bist du dir sicher, das du wirklich die "Wissenschaft" meinst? Oder nicht viel eher die Industrie und ihre eigene Forschung, die einem speziellen Zweck dient.

Ich sehe dies jedoch lediglich als Formfehler an und nicht als völliger Fehlgriff im Inhalt (wie du es formuliert hast),

Nein, ein Fehlgriff im Inhalt ist es nicht.

denn dass die Wissenschaft unsere Wertvorstellungen erheblich beeinflußt hat, sodass heutzutage fast niemand mehr an Gott glauben kann, weil sich die Dinge nun auch ganz leicht ohne ihn erklären lassen, ist wohl eine Tatsache, die nicht verleugnet werden kann.

Ich kann da aber nichts schlimmes dran erkennen... Gott ist eben dadurch nicht mehr Teil der Natur, aber war er das jemals?

Gott ist eine sehr abstrakte Vorstellung und nur diejenigen Menschen, welche die Vorstellung von Gott viel zu konkret verstehen, bekommen überhaupt ein Problem.

Es ist ja nicht das Problem der Wissenschaft gewesen, dass die Kirche ungelöste Fragen als Beweise für die Existenz Gottes ausgegeben hat und das die meisten Fragen in ihrer Antwort dann am Ende ohne Gott auskamen.

Nicht die Wissenschaft ist Schuld daran (Die Liste gläubiger Naturwissenschaftler ist recht lang), dass viele Menschen nich mehr an Gott glauben können - die Kirche selbst hat dazu beigetragen, in dem sie eine abstrakte Vorstellung viel zu sehr materialisiert hat.

Erst dadurch ist sie mit der Wissenschaft in einen konflikt geraten. Und dies spricht doch nur dafür, dass Gott und der Glauben an ihn, nichts miteinander zu tun haben, aber du hast ja auch nichts gegenteiliges geschrieben...

Ich bin von der festen Überzeugung, dass das existenzielle Vakuum, das so viele Menschen der modernen, westlichen Welt betrifft, eben durch diese Totsprechung Gottes entstanden ist, und dass die Welt umso hoffnungsloser wird, je mehr sie weiß.

Dieses Vakuum ist da, kann man nicht bestreiten. Aber ob dies an der Totsprechung Gottes liegt?

Danke für deinen Kommentar. Auch wenn das einzige, das ich aus ihm ziehen konnte, die traurige Tatsache ist, dass ich mich wohl nicht verständlich genug ausdrücken kann.

Nein, du kannst dich verständlich ausdrücken... nur liegt es eben nicht in deinen Händen, wie ich deinen Text verstehe. ;)

Mir ist auch nicht ganz klar, was du mit "Gott" meinst.

Für mich ist Gott eine sehr abstrakte Vorstellung und nichts, was ich in der Natur vorfinden könnte.


Fazit: Ich bin in gewissem Sinne deiner Meinung, nur verstehen wir unter Wissenschaft scheinbar etwas anderes.

PS: Die Sprache deiner Geschichte gefällt mir sehr gut.

Vielleicht findest du einen Weg, diese Gedanken in eine wirkliche Geschichte zu packen. Ich meine das so, dass du diese Gedanken dabei nicht offen aussprichst und dem Leser die Chance gibst, diese Person auch wirklich zu verstehen.

 

Hallo braindead,


Es wäre jetzt zu viel für mich, nun überall, wo ich mit deiner Meinung nicht einverstanden bin, einen Kommentar abzuliefern, deshalb lasse ich es lieber bleiben und belasse es bei der Feststellung, dass wir eben eine unterschiedliche Ansichtsweise haben.

Zu einigen Dingen möchte ich dann aber doch etwas sagen:

Da hat Rousseau auch recht, allerdings hat er 1712 - 1778 gelebt...

Und? Schopenhauer kam nur zehn Jahre später auf die Welt und dessen Genialität scheinst du ja zu kennen. Und seit wann werden denn Philosophen, sprich Anhänger einer zeitlosen Geisteswissenschaft, nach der Epoche gefragt, in der sie gelebt haben?

Die Evolutionstheorie von Volmer kenne ich zwar nicht, jedoch ist mir Schopenhauer sehr wohl ein Begriff (habe bereits "Die Kunst, Recht zu behalten", die "Aphorismen zur Lebensweisheit", die zwei Preisschriften "über die Freiheit des Willens" und "über die Grundlage der Moral", dann einige Biographien und ein kleines Reclam mit Auszügen aus seinem Gesamterk gelesen. "Die Welt als Wille und Vorstellung" steht zwar bei mir im Regal, allerdings ist sie so ein Wälzer, dass ich bis jetzt noch nicht bis zum Ende durchgedrungen bin)
Aufjedenfall scheint es seiner Lektüre nicht gelungen zu sein, meine präsente Meinung zu verhindern. Nun, da wir ja beide im selben Ressort bewandert sind, kannst du mir mal bitte erklären, inwiefern Schopenhauer den Theorien des Existenzialismus widerspricht? (Achja, bitte urteile nicht voreilig über den Existenzialismus wenn du ihn nicht wirklich kennst. Ich habe vorher nur das für meine Geschichte Wesentliche dieser Philosophie genannt, jedoch nicht das Wesentliche für die philosophische Strömung selbst) Wenn du alleine sein Verhältnis zu Hegel und den restlichen deutschen Idealisten meinst, so reicht das noch lange nicht, um auch etwas gegen den Existenzialismus einzuwenden, da sich dieser ja erst im Laufe vieler anderen Denker entwickelt hat (Nietzsche sollte hier nicht unerwähnt bleiben, und dieser war, wie du wahrscheinlich wissen wirst, selbst ein Schopenhauerianer). Lass dich übrigens von den Schimpfreden A. Schopenhauers gegen die hegelsche und schellingsche Philosophie nicht so mitreißen, bewahre einen klaren Kopf, bleibe unvoreingenommen und beginne selbst gerade bei denjenigen zu studieren, die von ihm so heftig verurteilt werden, denn nichts ist schädlicher, als den Worten eines Denkers voreilig zu vertrauen.

Philemon

 

Hallo Philemon,

ich liste einfach einmal auf, was mir beim Lesen so aufgefallen ist:

Zitat:
Meine Welt liegt ... im Irrationalen der Philosophie, im Nicht-Sagbaren Wittgensteins. Ich glaube, dass ich nur begonnen habe, zu philosophieren, weil ich träumen wollte, weil ich bei Wörtern wie Ewigkeit, Vollkommenheit und Transzendenz den Hauch eines höheren Wesens, eines unfassbaren Gottes spürte.

Wenn ich mich recht erinnere, hat nach Wittgenstein gerade das Träumen, Transzendenz, nichts mit dem Philosophieren zu tun, eben, weil es unsagbar ist. (`Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen´. - Wittgenstein).


Das
Zitat:
„Im-Kreis-drehen“, den Wunsch, dass es mehr geben sollte, als den Zufall, hast Du gut beschrieben. Man spürt die seelische Verfassung des Protagonisten.

Zitat:
„Buddhist, ganz egal, das Grundstreben ist in jeder Religion dasselbe.“

Wenn man ganz streng ist, gehört (der ursprüngliche) Buddhismus nicht zur Religion.

Zitat:
„Deshalb ist es besser er läuft, und isoliert sein Bewusstsein von der Außenwelt, wenn andere sich über ihn lustig machen oder über die Nutzlosigkeit seines Weges schimpfen, denn sobald er sich selbst und seinem Ideal nicht mehr treu sein kann, wird er alles verloren haben und er wird merken, dass es besser gewesen wäre, bis zu seinem Tode hoffnungsvoll umsonst gelaufen zu sein, als sich auch nur einmal zweifelnd von einer Enttäuschung beherrschen zu lassen, die doch genau so umsonst ist, wie alles andere.“

Wie meinst Du das: Wenn „alles andere“ umsonst ist, ist laufen und nicht-laufen, hoffen oder aufgeben auch (von vorneherein) umsonst?

Zitat:
„statt der Statuette eines Gottes, die Wahrheit auf das Podest zu stellen, um sie anzubeten“

Für einen Gläubigen ist Gott die Wahrheit, hier wird also eine Wahrheit durch die andere ersetzt (wobei die Frage bleibt, ob wissenschaftliche Erkenntnis wirklich mit „Wahrheit“ gleich zu setzen ist).

Zitat:
„die einem diktierten, was man zu glauben ... hatte.“

Dieses Phänomen gab es auch schon unabhängig von der Naturwissenschaft. Natürlich muss der Protagonist nicht so schlau sein, dies zu reflektieren, da der Text aber wie eine Abhandlung wirkt, erwartet man schon die Berücksichtigung dieser Tatsache. An anderer Stelle werden auch potentielle Gegenargumente aufgegriffen („Die Frage, warum der Philosoph bei seiner Weltklugheit nicht einfach auf die Idee kommt, lediglich ...“).

Insgesamt hat mir der Text gut gefallen, auch wenn er keine Geschichte ist. Dies kannst Du sicher noch verbessern. Man merkt, dass der Protagonist gedanklich und emotional in die beschriebene Problematik eingebunden ist, die langen Sätze unterstützen den Eindruck rasender Gedanken.
Besonders gut hat mir der Schluss gefallen, weil hier das Problem der Wertigkeit oder der Relationen zwischen Individuum und Gesellschaft in Beziehung zu der geschilderten Sinnkrise gesetzt werden.

Liebe Grüße,

tschüß... Woltochinon

 

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