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Metropolis

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24.01.2004
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Metropolis

Das Metropolis war ein Kino der alten Schule. Nur die echten Filmfreaks wagten sich noch in seine Vorführräume hinein. Längst wurden nicht mehr die großen Blockbuster aus Hollywood gezeigt, denn die großen Kinopaläste liefen den kleinen Filmtheatern den Rang ab. Dennoch konnte sich das Metropolis über Wasser halten, da es sich auf die Vorführung von Horror-B-Movies spezialisiert hatte. Aus allen Städten der Umgebung kamen die Filmfans, um die alten Streifen noch einmal auf der Leinwand zu erleben. Hier wurden Dracula, Frankenstein und die Werwölfe wieder zum Leben erweckt. Man fühlte sich in die frühen 70er versetzt, als sie das erste Mal über die Leinwand flimmerten.

Die letzten Besucher hatten das Kino betreten. Heute hatte es grade mal dazu gereicht einen der drei Räume mit Publikum zu füllen. Hank Miller machte sich auf den Weg in den Vorführraum. Hier stand noch ein altes Filmgerät und Unmengen von Filmrollen stapelten sich. Der grauhaarige Filmvorführer war ein Urgestein in diesem Kino. Schon seit fünfzig Jahren arbeitete hier. Längst hätte er in Rente gehen können, doch Hank wollte nicht. Das Kino war zu seiner Leidenschaft geworden. Er erhielt es am Leben und es war sein Leben. Damals als man es dicht machen wollte, hatte er es mit allen seinen Mitteln verhindert und es selbst übernommen. Anfangs wurde er noch ausgelacht, doch seine Idee die alten Filmklassiker zu zeigen, entpuppte sich als Glücksgriff.

Hank konnte den gesamten Saal überblicken. Da saßen sie gebannt in ihren Sesseln, hielten die Eimer mit Popkorn in ihren Händen und starrten auf die noch leere Leinwand, die sich bald mit Leben füllen sollte. In den größeren Kinos wäre erst noch Werbung gelaufen, dies würde hier nicht geschehen. Den Zuschauern blieb nichts übrig als zu warten, das Hank den alten Filmprojektor in Gang brachte. Heute stand ein Vampirfilm auf dem Programm. Christopher Lee sollte sein Comeback auf der großen Leinwand erleben. Für Hank war er der beste Draculadarsteller, den es je gegeben hatte, nach ihm spielte kein Schauspieler den großen Blutsauger so eindrucksvoll. Nicht umsonst zählte er zu den Schauspielern der alten Garde, die noch heute immer wieder gerne besetzt wurden. Genauso dachten auch die anwesenden Zuschauer und sie sollten nicht enttäuscht werden. Schnell hatte Hank die beiden Rollen eingespannt, nun musste er nur noch auf den Knopf drücken und das Filmerlebnis konnte starten. Mit lauten Klappern setzte sich der Projektor in Gang und einige Zuschauer im Saal begangen zu applaudieren, als die ersten Schriftzüge, in blutroten Buchstaben, auf der Leinwand erschienen. Hank konnte sich nun zurücklehnen. Die nächsten 90 Minuten brauchte er nur darauf zu achten, dass der alte Projektor rund lief. Es wäre das schlimmste für die Zuschauer im Saal unten gewesen, wenn der Film plötzlich gestoppt hätte.

Mit einem Taschentuch wischte sich Hank den Schweiß von der Stirn. Die Luft war stickig. Durch das Sichtfenster konnte er sehen, wie Christopher Lee sich grade über sein Opfer beugte, um ihm sein Blut auszusaugen. Mittlerweile war eine Totenstille im Kinosaal eingekehrt, so sehr waren die Zuschauer von dem Film gebannt. Hank musste lächeln. Er war stolz auf sich, dass er es trotz seines hohen Alters noch schaffte, das Kino am Leben zu erhalten. Leider gab es keinen Nachfolger und so würde das Metropolis wahrscheinlich mit seinem Tode die Pforten für immer schließen müssen und das nach allen was er für es getan hatte.

Das Klopfen an der Tür riss Hank aus seinen Gedanken. Er fragte sich, wer da zu ihm wollte, da es außer ihm kein Personal mehr gab. Es konnte nur einer der Zuschauer sein, doch die hatten hier eigentlich keinen Zutritt. Mühsam erhob sich Hank von seinem Stuhl und öffnete die Tür. Der Gang war leer. „Jetzt wirst du auf deine alten Tage auch noch senil.“, dachte Hank sich. Wahrscheinlich hatte er sich das Klopfen nur eingebildet. Hank schloss die Tür wieder und drehte sich zu dem Projektor um. Seine Bewegung erstarrte, denn vor ihm stand ein Mann in einem schwarzen Anzug. Hank brachte kein Wort hervor, so erstaunt war er. Das Gesicht des unbekannten Mannes war von Falten gezeichnet und er trug eine Sonnenbrille mit dunklen Gläsern. Es war unmöglich seine Augen zu erkennen. Auf seinen Kopf trug er einen Hut und in seiner Hand hielt er einen Spazierstock. Eigentlich war er von seinem Auftreten her, jemand der nicht in die moderne Zeit gepasst hätte. Hank fand seine Worte wieder.

„Wer sind sie? Wie sind sie hier hereingekommen?“
„Ich habe geklopft und sie haben mich hereingelassen.“, sprach der Unbekannte mit einer neutralen emotionslosen Stimmer und verzog dabei keine Miene.
„Erzählen sie mir doch keine Märchen. Der Gang war leer. Geben sie es doch zu, sie haben sich hier hereingeschlichen, als ich mit dem Filmprojektor beschäftigt war.“
„Vielleicht ist es so gewesen, aber vielleicht war es auch anders.“
Hank wurde wütend. „Jetzt machen sie, dass sie hier raus kommen. Sie haben hier nicht zu suchen.“
„Bist du dir da sicher, Hank. Es wäre nicht gut für dich, mich des Raumes zu verweisen.“
„Verdammt! Woher kennen sie meinen Namen? Wer sind sie, zum Teufel noch einmal?“
„Mit dem Teufel bist du schon ganz nah dran. Aber es wäre zu Hoch gegriffen mich mit ihm zu vergleichen. Das steht mir nicht zu. Du kannst mich als einen seiner Helfer bezeichnen.“
Hank schüttelte mit dem Kopf. Er war einem Irren ausgeliefert, das gefiel ihm überhaupt nicht.
„Ich weiß ja nicht, was sie genommen haben. Aber ich werde jetzt aus diesem Raum rausgehen und die Polizei rufen.“
Hank griff nach der Türklinke, doch sie ließ sich nicht runterdrücken, so sehr er es auch versuchte, sie gab keinen Millimeter nach.

„Was ist das für ein Mist!“
„Du gehst nirgendwo hin, wenn ich es nicht will. Ich habe hier jetzt das sagen.“
„Sagen sie ihrem Kollegen da draußen sofort, dass er die Tür öffnen soll.“
„Willst du es immer noch nicht glauben? Muss ich erst noch genauer werden? Komm her, schau runter in den Saal.“
Hank hatte Angst. Dieser Kerl konnte sonst was mit ihm anstellen, deshalb leistete er dem Befehl lieber folge und schritt an das Sichtfenster heran.
„Siehst du den fetten Kerl da unten, der dort allein in der letzten Reihe sitzt?“
„Ja, was ist mit dem?“
„Pass auf. Das wird dir gefallen.“
Der unbekannte Mann erhob seinen Finger und zeigte auf den dicken Mann mit dem roten Pulli und der blauen Jeans.

Hank bekam große Augen, denn im Saal passierte tatsächlich etwas. Der ausgewählte Mann schien so etwas wie einen Anfall zu bekommen. Seine Hände griffen sich an den Hals und ein lautes Röcheln musste aus seinem Mund drängen. Keiner der anderen Personen im Kino rührte sich, es schien sie nicht zu interessieren. Sollte dieser Kerl wirklich die Wahrheit erzählt haben? Hank blickte den Fremden an und stellte fest, dass dieser seine Sonnenbrille abgenommen hatte. Nun konnte er einen Blick in dessen Augen werfen. Hank erschrak, denn es waren keine Pupillen zu erkennen. Nur das Weiße war in ihnen zu sehen, dazu gab der Fremde seltsame stöhnende Geräusche von sich. Hank kam sich vor, wie in einen seiner Horrorfilme versetzt. Der dicke Mann im Kinosaal, war mittlerweile in seinem Sitz zusammen gesunken und rührte sich nicht mehr. Der alte Filmvorführer entfernte sich einige Schritte von dem Fremden. Dieser dreht sich wieder zu Hank und setzte sich seine Sonnenbrille wieder auf die Nase. Ein dämonisches Grinsen zierte sein Gesicht.

„Na, reicht dies als Beweis, oder willst du, dass ich noch jemanden von ihnen töte?“
Hank war überzeugt. Dieser Kerl musste die Wahrheit gesprochen haben. Sein ganzes Weltbild war auf den Kopf gestellt. Er hatte das Gefühl wahnsinnig zu werden. Sein ganzer Körper zitterte, er musste sich abstützen, sonst wäre er an Ort und Stelle zusammen gesackt.
„Hat es dir die Sprach verschlagen, wie? Für viele ist die Macht meines Meisters schwer zu verstehen. Die Menschen glauben nicht mehr an den Teufel. Klar, sie glauben an Gott, aber die Hölle haben sie verdrängt. Dabei war es Gott selbst, der meinen Meister seinerzeit in die Hölle verbannt hatte. Mein Meister war einmal ein Engel und hatte versucht andere auf seine Seite zu ziehen, um Gott zu stürzen. Dies konnte nicht geduldet werden und so wurde er zu dem gefallenen Engel Luzifer. Mit der Zeit baute sich Luzifer sein eigenes Reich auf, das immer mehr an Größe gewann. Um es unter Kontrolle zu halten, teilte er sich in drei Teilgestalten auf. Asmodis, Beelzebub und Baphomet sind ihre Namen.“

Hank hörte zu, doch der Sinn dieser Worte wollte einfach nicht in seinen Kopf. Dennoch hatte er sich wieder zu weit gefangen, dass er es wagt den Unbekannten anzusprechen.
„Sag mir endlich, wer du bist und was du von mir willst?“
„Ich bin ein Diener meines Meisters. Als Namensloser wandle ich über die Erde, immer auf der Suche nach Seelen, die es verdient haben, in den Kreis der Hölle aufgenommen zu werden. Zu diesen gehörst du auch. Erinnere dich an deine Vergangenheit, sie liegt noch gar nicht so lange zurück. Du dachtest, es hätte niemand mitbekommen, was du getan hast. Mit allen Mitteln wolltest du verhindern, dass das Metropolis seine Pforten schließt.“

Hanks Erinnerung an eine verdrängt Tat kehrte langsam zurück. Nun wusste er, warum er von der Hölle ausgewählt worden war. Dabei hatte er es nur für die Kinobesucher getan, sie sollten weiterhin ihre Lieblingsfilme im Metropolis erleben dürfen. Der Vorbesitzer wollte es abreißen lassen, das hatte Hank doch nicht zulassen können. Offiziell hatte ist er an einem Herzinfarkt gestorben, doch in Wahrheit hatte ihm Hank ein schwernachweisbares Gift untergemischt, welches zuvor die Sinne benebelte. So brachte er den Vorbesitzer dazu, ihm das Kino zu überschreiben, bevor dieser sein Leben aushauchte.

„Ja, ich gebe es zu. Ich bin es gewesen. Aber es war doch nun zum Wohle der Kinozuschauer. Die Menschen brauchen dieses Kino, sie lieben die alten Filmklassiker, deshalb habe ich den Vorbesitzer getötet. Ich konnte es doch nicht zulassen, dass hier einfach alles dicht gemacht wird. Was hast du nun mit mir vor?“
„Tja, das soll am besten ein Richter entscheiden.“ Der Unbekannte nahm seine Brille ab. Hank konnte nicht glauben was er zu sehen bekam. Die Weißen Augen waren nur Kontaktlinsen. Was wurde hier gespielt? Plötzlich öffnete sich die Tür und es kam jemand herein. Es war der dicke Mann aus dem Kinosaal und er lebte. In seiner Hand hielt er ein paar Handschellen. So langsam dämmerte es Hank, er war reingelegt worden. Und wie zur Bestätigung vernahm er die Worte des dicken Mannes. „Hank Miller, ich verhafte sie hiermit wegen Mordes am Vorbesitzer dieses Kinos.“ Ein harter Griff sorgte dafür, dass Hanks Hände auf dem Rücken landeten, dann spürte er auch schon die Schellen an seinen Gelenken.

„Warten Sie, wie sind sie nur auf so einen Plan gekommen?“
Der Mann in dem schwarzen Anzug kam auf Hank zu und schaute tief in seine Augen.
„Ganz einfach, mein Freund. Ich will es ihnen sagen. Wir hätten ihnen nichts nachweisen können, unsere einzige Chance war ihr Geständnis. Zugegeben der Plan war eine Risiko, aber er hat funktioniert. Wir wussten, dass sie ziemlich leichtgläubig sind und auf solche Themen anspringen. Ich habe mich wirklich vorher in den Vorführraum geschlichen, da hatten sie gar nicht so Unrecht. Aber nun haben wir ja alles was wird brauchen auf Band und sie wandern für den Rest ihres Lebens hinter Gittern.“

ENDE

 

da noch niemand geantwortet hat, mach ich das mal:

zuerst:

Man fühlte sich in die frühen 70er versetzt, als sie das erste Mal über die Leinwand flimmerten
liefen die nicht noch früher, teilweise? bin kein profi, also verbesser mich ruhig.

Damals, als man es dicht machen wollte

ür Hank war er der beste Draculadarsteller, den es je gegeben hatte,
na logisch war er das! :D

die moderne Zeit
gefällt mir nicht, vielleicht in die frühen Fünfziger gepasst hätte. du weißt schon, bis auf die sonnenbrille, versteht sich

neutralen emotionslosen Stimmer

Bist du dir da sicher, Hank.
?

denn es waren keine Pupillen zu erkennen. Nur das Weiße war in ihnen zu sehen
ihh

reicht dies als Beweis,
dies klingt hochtrabend

also, ich finde hank ist etwas zu leichtgläubig. okay, das kann ja sein. aber ich würde nicht jemanden sofort glauben, er sei des teufels advokat, du verstehst.

aber sie ist flüssig geschrieben und hat mich kurzweilig unterhalten.

cu Tama

 

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