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Miriams Traum

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19.05.2006
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Anmerkungen zum Text

Diese Geschichte wurde vor einigen Jahren bereits hier besprochen. Ich musste sie später wegen Teilnahme an einem Literatur-Wettbewerb löschen lassen. Sie kam leider nicht über die Shortlist hinaus. Ich habe sie gründlich überarbeitet, den Plot von zweien auf einen Konflikt reduziert, die Dialoge umgestellt und den Schluss abgeändert.
Nach vorheriger Rücksprache mit @dotslash stelle ich sie erneut zur Diskussion. Auch wenn der Text für weitere Wettbewerbe verbrannt ist, würde ich mich über die eine oder andere konstruktive Stellungnahme freuen.

Miriams Traum

Langsam kamen sie näher. Ruhig, mit gleichmäßigen Schwanzschlägen. Das war kein Angriffsverhalten, eher ein neugieriges Annähern. Schon umkreiste ein halbes Dutzend Schwarzspitzenhaie die Schnorchlerin. Jetzt hatte sie einer erreicht, mit eleganten Bewegungen schwamm er neben ihr her. Karin lächelte. Hätte sie den rechten Arm ausgestreckt, eine Berührung wäre die Folge gewesen. Der Gedanke war reizvoll, sie überlegte kurz, wagte es aber nicht. Karin genoss das Gefühl, ein Fisch unter Fischen zu sein. In solchen Momenten verschmolz sie mit ihrer Umgebung zu einer lebendigen, pulsierenden Einheit, einem größeren Ganzen.
Rundum war das tiefblaue Wasser erfüllt von einem Sprühregen aus Licht. Korallenfische tummelten sich, suchten zwischen Schwämmen und Anemonen nach Futter. Ein Zackenbarsch steckte den Kopf aus seiner Höhle, blies sich auf, spreizte die Kiemendeckel ab, zeigte ruckartige Drohbewegungen. Karin stieß Luftblasen aus. Der Barsch blieb unbeeindruckt, aber im selben Moment, als hätte eine Peitsche geknallt, kam Bewegung in ihre graue Eskorte. Mit kräftigen Schwanzschlägen stoben die Schwarzspitzenhaie auseinander, Sekunden später waren sie vom Meer verschluckt.
Karin hob den Kopf aus dem Wasser. Möwen kreischten, der Geruch von Seetang stieg in ihre Nase, eine sanfte Dünung hob und senkte ihren Körper. Sie schob die Tauchermaske zurecht, steckte den Schnorchel in den Mund und begann den Rückweg. Die Umrisse des Korallenriffes verschwammen allmählich hinter ihr, das Meer wurde tiefer, Karin verlor die Bodensicht.
Sie vermied es, ihren Blick nach unten zu richten; hatte Angst davor, nichts zu sehen als undurchdringliches Blau, nichts zu hören als leises, sirrendes Rauschen, das aus weiter Ferne zu kommen schien. In dieser konturlosen Welt existierten keine Begriffe wie Raum und Zeit, bis irgendetwas, ein Stein, ein Fisch, ein Stück Seetang in ihr Sichtfeld geriet und der Umgebung wieder fassbare Dimensionen verlieh.
Und dann, endlich, lag das tiefe Wasser hinter ihr. Karin entspannte sich. Sie hob den Kopf, erleichtert erkannte sie die Palmblattdächer der vordersten Holzbungalows. Wie Strohhüte schwammen sie für ein paar Sekunden auf der Wasseroberfläche, um gleich darauf wieder unterzutauchen, wenn Karin in das nächste Wellental sank.
Sie stieg aus dem Wasser und warf einen Blick zu Miriams Bungalow. Eine schlichte Holzhütte auf Pfählen, von der die blaue Farbe abblätterte. Die Fensterläden waren geschlossen, unter dem hölzernen Vorbau scharrten Hühner. Am Dachbalken, mittig über dem Eingang, hing ein Traumfänger, den Miriam aus Muscheln, Korallenästchen und Hühnerfedern gebastelt hatte. Der Wind warf ihn hin und her, Karin hörte das klappernde Geräusch bis zur Wasserlinie.
Miriam war vor drei Tagen zum Zahnarzt nach Manila aufgebrochen. Bis Samstag wollte sie wieder am White-Beach sein. Heute war Samstag. Es gab keine Taifunwarnung, die Fähre zwischen Batangas und Puerto Galera fuhr zweimal täglich. Vermutlich hatte sie sich für die Nachmittagsfähre entschieden.
Karin schlüpfte aus den Flossen, huschte hinter ihren Bungalow und legte sich in die Hängematte. Der Wind ließ die Palmwedel rascheln und brachte den Geruch nach gebratenem Fisch vom Gästehaus herüber. Sie schloss die Augen und genoss die Stille, die über den Holzhütten lag. Karin dachte an Miriam. An ihren flackernden Blick als sie sich voneinander verabschiedeten. "Was ist los, Miriam? Angst vor dem Zahnarzt?"
"Ach was", hatte sie geantwortet. "Hab' nur wieder meine Kopfschmerzen." Ein verzerrtes Lächeln, Küsschen auf die Wange, dann hatte sie ihre teure Handtasche genommen und war in den grell bemalten Jeepney gestiegen, der sie zur Fähre nach Puerto Galera brachte.
Miriam und ihre Kopfschmerzen. Meist kamen sie morgens, immer verbunden mit Übelkeit und Erbrechen. Manchmal waren sie so heftig, dass sie sich in ihrer Hütte verkroch, die Vorhänge schloss und stundenlang niemandem öffnete. Wenn sie dann wieder auftauchte, strahlte sie Zuversicht aus, tat, als wäre nichts gewesen.
Karin erinnerte sich an jenen Tag, an dem sie einander kennengelernt hatten. Drei Wochen zuvor, am Abend ihrer Ankunft in Mindoro, hatte sie in der Hängematte vor ihrem Bungalow Gras geraucht. Kaum war der Spliff entzündet, schälte sich aus der klebrigen Tropennacht eine junge Frau mit langem Haar und unruhigen Kajalaugen. Sie ging barfuß, trug eine leichte Pluderhose, dazu ein seidenes Oberteil.
"Hi, my name is Miriam", sagte sie und trat in das weiche Kerzenlicht auf der Veranda. "We are bungalow neighbours." Sie lächelte einnehmend. "I am from Austria."
"Dann lass uns doch Deutsch miteinander reden. Ich heiß' Karin." Sie hielt ihr den Spliff hin. "Magst du?"
Miriam setzte sich im Schneidersitz neben die Hängematte. An den Fußgelenken trug sie silberne Kettchen mit Glöcklein, die bei jeder Bewegung leise bimmelten. Sie nahm einen tiefen Zug und hielt den Rauch lange in ihren Lungen.
Karin fuhr fort. "Übrigens, ich komm' aus Graz."
Miriam lachte. "Dann sind wir ja Landsleute. Ich bin aus Wien. Wohn' drüber der Donau, in Transdanubien, wie wir sagen. - Kommst du direkt von zu Hause?"
"Ja." Karin gähnte und streckte alle Glieder von sich. "Bin heut frühmorgens in Manila gelandet. Dann drei Stunden mit dem Bus nach Batangas, noch mal zwei Stunden mit der Fähre und zuletzt mit dem Jeepney zum White Beach." Sie seufzte erschöpft. "Und jetzt bin ich fix und fertig. Ein wenig kiffen und ab ins Bett. Mehr will ich heut nicht mehr."
"Wie lange wirst du bleiben?"
"Ich weiß noch nicht." Karin übernahm den Spliff, zog ein letztes Mal und dämpfte ihn aus. "Muss einiges mit mir abklären. Hab grade meinen Freund rausgeschmissen. Wir waren ein paar Jahre zusammen, aber er hat mich betrogen und ausgenützt."
Sie nickte energisch. "Jetzt hab ich mal für eine Weile genug von den Typen."
"Immerhin hast du genug Kohle, um Urlaub zu machen."
"Mein Papa ist leider vor ein paar Monaten gestorben. War lange krank, lag zuletzt nur noch im Bett. Der Tod war wohl die Erlösung von seinen Schmerzen. Er hat mir was vererbt. Nicht genug, um den Rest meines Lebens Ferien zu machen, aber doch eine ordentliche Summe. Den Bürojob hab ich auch geschmissen. Wird Zeit, was Neues zu probieren."
"Und? Was?"
"Weiß ich noch nicht." Sie lachte kurz auf. "Manchmal ist es wichtiger, zu wissen, was man nicht will, als was man will. - Und du?"
"Bin schon das zweite Monat auf den Philippinen. War zuvor ein paar Wochen in Indien."
"In Indien? Wo denn?"
"Angefangen hab ich in Delhi. Ein paar Tage später ging es zu den Techno-Partys, runter nach Goa. Ich bin zwei Wochen geblieben, hab fast jede Nacht durchgetanzt." Miriam seufzte. "War eine schöne Zeit."
"Was machst du sonst?"
"Momentan nichts. Nur Urlaub. Eigentlich studier’ ich Jus, hab aber für eine Weile unterbrochen. Meine Eltern stützen mich finanziell, obwohl ich so gar nicht ihren Erwartungen entspreche. Sie geben halt die Hoffnung nicht auf."
Karin grinste. "Und die Männer?"
"Mein Freund ist vor ein paar Monaten abgehauen." Sie zuckte mit den Schultern. "Ist wahrscheinlich besser so."
Das Kerzenlicht lockte Mücken an. Sie kamen in Massen, bald wurden sie unerträglich. Miriam stand auf. Die Glöcklein an ihren Gelenken bimmelten. "Verzeih, ich bin müde und geh zu Bett." Sie verzog angewidert das Gesicht und kratzte sich am Hals. "Diese Moskitos rauben mir den letzten Nerv. Werd' mich wohl nie daran gewöhnen."
Karin nickte. "Ich bin auch hundemüde. Ab in die Heia."
Miriam war ein paar Schritte entfernt, da wandte sie sich um. "Eins noch. Schnorchelst du gerne?"
"So gut wie jeden Tag. Warum?"
"Ich kenn' ein wunderschönes Riff. Es liegt ein paar Meter unter Wasser, vom Strand aus nicht zu sehen. Ich bin jeden Tag da draußen. Aber man muss über tiefes Wasser schwimmen, sieht lange Zeit keinen Grund." Sie grinste schelmisch. "Also, wenn du mutig bist, komm morgen mit."
Karin hob den rechten Daumen und nickte gähnend. Dann blies sie die Kerze aus.
Am nächsten Vormittag, die Sonne stand schon hoch, krochen sie unter ihren Moskitonetzen hervor, und nachdem sie gefrühstückt hatten, schwammen sie gemeinsam zum Riff hinaus.

~~~​

Eine Wolkenschicht hatte sich zwischen Manila und die Sonne geschoben. Wie eine Heizdecke lag sie über der Stadt und trieb die Luftfeuchtigkeit ins nahezu Unerträgliche. Miriam stand trotz ihrer leichten Kleidung der Schweiß auf der Stirn. Sie sah die Treppe hoch, die zur Ordination von Doktor Martinez führte. Zögernd tastete sie nach dem Geländer. Die Riefen und Poren des Palmholzbogens gaben ihren Fingern Halt, erschienen ihr wie eine Leiter, an der sie sich von Sprosse zu Sprosse höher zog. Vor einer Mahagonitür hielt sie an. Ein tiefer Atemzug, dann drückte sie den Klingelknopf. Es summte, die Tür öffnete sich, gekühlte Luft einer rauschenden Klimaanlage umfing sie.
"Hello, Miss Schneider. Nice to see you." Die Mimik der Sprechstundenhilfe wirkte steril, passte perfekt zu den weißen Wänden der Ordination mit ihrem blank geputzten Kachelumlauf.
"Hello, I have a doctor‘s appointment."
"Yes, I know. Just a minute. Doctor Martinez is busy." Die Arzthelferin wies mit der Hand zur Sitzecke.
Miriam nahm in einem Ledersofa Platz, schlug die Beine übereinander und betrachtete die Diplome des Arztes, die ringsum an den Wänden hingen. Im Grunde genommen interessierte es sie nicht, wofür er ausgezeichnet worden war. Sie wollte sich nur ablenken. Miriam wandte den Blick ab und sah auf die Uhr. Erst wenige Minuten waren vergangen, dennoch hatte sie das Gefühl, seit Stunden im kühlen Leder des Wartebereichs zu sitzen. Ihre Hände zitterten. Sie erinnerte sich an den Yogakurs in Mysore, den sie besucht hatte. Miriam schloss die Augen und atmete ein paar Mal tief und gleichmäßig ... ein, aus, ein, aus, ein ...
Die Tür zum Behandlungsraum sprang auf, im selben Moment ertönte die Stimme des Arztes. "Frau Schneider! Bitte kommen Sie."
Miriam öffnete die Augen. Doktor Martinez stand lächelnd im Türrahmen. Sie ließ sich von ihm zu seinem Schreibtisch führen und setzte sich. Den Blick gesenkt, die Handtasche auf dem Schoß, ihre Finger umklammerten den Trageriemen wie ein Ertrinkender die Rettungsleine.
Doktor Martinez zog ein Blatt Papier aus dem Ablagefach und warf einen flüchtigen Blick darauf. "Ich möchte gleich zur Sache kommen, Frau Schneider. Seit wenigen Tagen liegen mir die letzten CT-Aufnahmen vor, ebenso die MRTs. Auch der Laborbericht spricht Bände." Er versuchte, ihr in die Augen zu sehen, aber Miriam wich seinem Blick aus. Doktor Martinez seufzte. "Wie nicht anders zu erwarten war, ist der Tumor im linken Frontallappen immer noch da." Er zog die Augenbrauen hoch. "Und leider hat er sich vergrößert."
Der Arzt stand auf, schaltete den Röntgenbildbetrachter ein und befestigte ein CT darauf. "Hier kann man es genau sehen." Er zeigte auf eine Stelle des CTs. "Im Vergleich dazu", er fixierte ein zweites Bild auf dem Betrachter, "hier die Aufnahme, die Sie aus Österreich mitgebracht haben. Da war der Tumor noch deutlich kleiner."
Miriam sah kurz auf, dann hielt sie wieder den Blick gesenkt. Sie fühlte sich leer, einsam und hilflos, wie zwei Wochen zuvor in der Röhre des Kernspintomografen im Privathospital-Manila und erneut vermeinte sie, die Stimmen der Ärzte zu hören, die sich in fremder Sprache über ihren Zustand austauschten. "Aber ...", stotterte sie," ... ich bin doch extra nach Baguio gefahren, zum berühmtesten Heiler, den es auf den Philippinen gibt. Er hat mir versprochen, den Tumor vollständig entfernt zu haben." Sie begann zu weinen. "Hab doch im Spiegel zugesehen, wie er ihn durch das Ohr herausgeholt hat, mit all dem Blut und Schleim", würgte sie hervor. "Und ich hab' mich nachher so befreit gefühlt, hab tagelang keine Beschwerden gehabt." Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen, verschmierte Kajal und Wimperntusche.
Doktor Martinez sah sie über seine Brillengläser hinweg an und schüttelte den Kopf. "Ein Taschenspielertrick. Etwas Hühnerblut, Gedärm und Knöchelchen. Sie wurden betrogen. Wie unzählige andere verzweifelte Menschen auch."
Er hob in hilfloser Geste die Schultern. "Frau Schneider, ich hatte Sie eindringlich gewarnt, als sie mir von Ihrem Vorhaben erzählten. Sie wollten nicht auf mich hören. Ich bin froh, dass Sie wenigstens die Kontrolluntersuchungen gemacht haben." Er runzelte die Stirn. "Ich sage es Ihnen jetzt noch einmal. Sie sind schwer krank und müssen sofort nach Hause fliegen. Nur dort können Sie richtig behandelt werden. Wie Sie wissen, habe ich in Deutschland mein Facharztstudium absolviert und weiß, wovon ich spreche. Bitte keine weiteren Experimente mit Wunderheilern! Sie haben schon zu viel Zeit vergeudet. Mit indischen Quacksalbern ebenso wie mit unseren weltberühmten Geistheilern."
Doktor Martinez schob einen Stuhl neben sie, setzte sich, ergriff sanft ihre Hände und sah ihr in die Augen. "Ich will ganz offen sein, Frau Schneider. Noch kann man den Tumor entfernen. Mit anschließender Bestrahlung und Chemotherapie haben Sie eine Chance." Er räusperte sich. "Aber es muss rasch gehandelt werden. Das Zeitfenster schließt sich langsam. Wenn Sie weiterhin auf Wunder hoffen, dann ..."
"Was ... was kommt dann auf mich zu?"
"Übelkeit und Kopfschmerzen kennen Sie bereits. Besonders nachts und frühmorgens werden diese Attacken stärker werden, dazu Empfindungsstörungen in den Gliedmaßen, vielleicht Krampfanfälle ..."
"Und dann bin ich tot!", stieß Miriam hervor.
"So weit wird es nicht kommen, Frau Schneider. Sie nehmen die nächste Maschine nach Hause und begeben sich sofort in Behandlung."
Doktor Martinez ließ behutsam ihre Hände los. Neben dem Schreibtisch stand eine klimatisierte Medikamentenbox. Er öffnete sie und reichte Miriam eine Arzneischachtel. "Nehmen Sie diese Tabletten nur, wenn sie Taubheitsgefühle entwickeln sollten. Keinesfalls prophylaktisch. Dazu erhalten Sie meinen medizinischen Bericht, die neuesten CTs und MRTs sowie den aktuellen Laborbefund." Er beugte sich vor und berührte erneut ihren Arm. "Bitte, seien Sie vernünftig, Miriam. Ich darf doch Miriam sagen?"
Sie nickte. Wie wohl ihr seine Berührung tat. Selbst in dieser Situation. Ein Gefühl zärtlicher Zuneigung überkam Miriam. Sie stellte sich vor, Doktor Martinez würde sie in den Arm nehmen, bis sie eingeschlafen wäre und wenn sie wieder erwachte, gäbe es keinen Tumor mehr. Sie würde die Augen öffnen, in die Sonne blinzeln und vor Lebenslust lachen. All den seelischen Müll einfach weglachen, den sie mit sich herumschleppte und der ihr zunehmend die Luft zum Atmen nahm.
Doktor Martinez schrieb ein Rezept aus, steckte die Fotos und Befunde in ein Kuvert und legte alles vor Miriam auf den Schreibtisch. "Versprechen Sie mir, unverzüglich die Heimreise anzutreten. Am besten buchen Sie noch heute." Er streckte ihr seine Hand entgegen und sah sie erwartungsvoll an. "Also?"
"Versprochen." Miriam schlug ein, nahm das Kuvert und verließ die Ordination, ohne auf die Frage der Vorzimmerdame nach einem neuen Termin zu antworten.

~~~​

Eine Rußwolke hinter sich herziehend brummte der Jeepney die holprige Lehmpiste des Hügels hinab, zu dessen Füßen die kleine Bungalowanlage am White Beach lag. Es war später Vormittag. Karin saß im Vorgarten des Gästehauses und las, als sie den Klang der mehrstimmigen Hupe vernahm, mit der die Jeepneys den Stränden ihre Ankunft verkünden. Sie hob den Blick und suchte nach Miriam, während das farbenprächtig lackierte Fahrzeug die letzten Meter zurücklegte. Erleichtert klappte sie das Buch zu. Ihre Freundin stand auf dem hinteren Ende der voll besetzten Ladefläche und klammerte sich mit beiden Händen an den Dachstreben fest, um nicht umgeworfen zu werden.
"Schön, dass du wieder zurück bist." Karin strahlte über das ganze Gesicht. "Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Du wolltest doch schon vorgestern kommen." Sie warf ihr einen prüfenden Blick zu. "Alles in Ordnung?"
"Ach, ich hab nach dem Zahnarzt noch einen Tag in Manila abgehängt. Hab in der Lodge einen süßen kanadischen Rastafari kennengelernt. Der hatte blonde Zöpfe bis hierhin." Sie wies mit der Hand an ihre Hüften. "Erst führte er mir sein Motorrad vor, abends waren wir tanzen, und nachher ..." Sie grinste zweideutig. "Ist spät geworden. Und natürlich hab ich gestern die Morgenfähre von Batangas verschlafen. Nachmittags waren dann die Wellen zu hoch, da sind sie nicht gefahren." Sie zuckte mit den Achseln. "Was soll's, jetzt bin ich ja hier."
Miriam umarmte Karin und küsste sie auf beide Wangen. "Wie sieht's aus? Heute schon im Wasser gewesen?"
"Nein, aber wenn du nicht zu müde bist, können wir das gleich nachholen."
Kurze Zeit später schwebten sie über dem Riff. Ebbe sorgte für glasklare Sicht, die kräuselnde Wasseroberfläche brach die einfallenden Sonnenstrahlen wie ein Prisma in unzählige Lichtpunkte, die in zuckenden Bewegungen über die Korallenstöcke tanzten. Eine Muräne erschien tief unter Karin, wand sich die Riffwand hoch, öffnete das Maul, als würde sie gähnen, und verschwand in einer Felsspalte. Die beiden tauchten ab und hielten sich an einem abgestorbenen Korallenbrocken fest. Miriam wies zur Oberfläche. Knapp darunter hingen ein paar Long Toms mit offenem, zähnestarrendem Maul. Bewegungslos folgten die großen Seehechte mit wachen Augen jeder Bewegung Karins, die zu ihnen aufstieg. Erst als sie auf doppelte Armlänge heran war, schossen sie davon.
Die beiden hatten genug für diesen Tag. Sie verständigten sich darauf, zum Strand zurückzukehren.
Kaum war das Riff ihrem Blickfeld entschwunden, unter ihnen undurchdringliches Blau, tauchte der riesige Hai auf. Karin erstarrte und biss mit aller Kraft in das Mundstück ihres Schnorchels. Sie wagte nicht, den Kopf nach Miriam zu wenden, die neben ihr schwamm. Einen Hai dieser Größe hatte sie nie zuvor gesehen. Der unheimliche Koloss war wie aus dem Nichts aufgetaucht und näherte sich mit langsamen Schwanzschlägen. Im einfallenden Sonnenlicht schimmerten die dunklen Streifen an seinen Flanken, dazu der helle Bauch und das breite, flachkantige Maul. Kein Zweifel, es war ein Tigerhai. Aber diese abnorme Größe! In wenigen Momenten würde er sie erreicht haben. Das Monstrum kam näher. Noch zehn Meter ... fünf ... drei ... da drehte es ab, kehrte sofort wieder um und umkreiste sie in weiten Bögen. Karin schöpfte Hoffnung. Haie sind dafür bekannt, Unbekanntes genauer in Augenschein zu nehmen, gelegentlich ihre Nase daran zu reiben, um dann meist wieder in den Weiten des Ozeans zu verschwinden.
Karins Biss lockerte sich, ihre Atmung wurde gleichmäßiger. Sie fühlte Miriam neben sich, wagte es aber nicht, den Blick vom Hai abzuwenden.
Der Koloss hielt an. Nur wenige Meter entfernt, den gewaltigen Kopf ihr zugewandt, schwebte er bewegungslos im Wasser. Karin wusste, dass dies für Haie unmöglich war, da sie keine Schwimmblase besitzen. Was war das für ein seltsames Tier? Mehr und mehr erschien es ihr, als würden sie von einem denkenden Wesen beobachtet, das tief in ihrer beider Seelen blickte. So benahm sich kein blutrünstiger Feind. Dieser Fisch, wenn es denn überhaupt einer war, wirkte immer rätselhafter auf sie.
Einige Atemzüge lang geschah nichts, da spürte Karin eine Bewegung neben sich. Miriam holte hörbar Luft, tauchte ab und schwamm auf den Hai zu, der bewegungslos seine Position hielt. Was hatte sie vor? Sie erreichte ihn und ... Karin traute ihren Augen nicht ... strich sanft über sein riesiges Maul. Einmal, zweimal, er ließ es geschehen, blieb selbst unbewegt, als Miriam zum Luftholen kurz an die Oberfläche musste. Sie tauchte erneut zu ihm ab und legte eine Hand an seine Rückenflosse. Er setzte sich in Bewegung und zog sie mit sich. Gemeinsam umkreisten sie Karin, die gebannt zusah, dann nahmen sie Tempo auf und gewannen rasch Tiefe. Langsam verschwammen ihre Konturen, da ließ Miriam los und stieg, heftig mit den Flossen schlagend, zur Oberfläche auf, um Luft zu holen. Der Hai kehrte zurück, umkreiste sie erneut, es erschien Karin, als würde er auf etwas warten, dann drehte er ab und verschwand in der Tiefe.
Der Spuk war vorbei, die beiden steckten ihre Köpfe aus dem Wasser. Über ihnen wolkenloser Himmel, gleißendes Sonnenlicht, darunter abgrundtiefe Bläue.
"Was ... was war das?"
Miriam hielt bloß einen Finger vor den Mund und schüttelte heftig den Kopf.
So aufgeregt Karin war, sie wollte ihre Freundin nicht drängen. Nicht jetzt. Nicht hier. Sie konnten später darüber reden. Wortlos schwammen die beiden los. Es war das erste Mal, dass Karin keine Angst vor dem tiefen Wasser hatte.

~~~​

Eine schwache Brise strich durch die Palmen und Kasuarinen, die den Holzbungalow umstanden, und brachte Miriam und Karin etwas Kühlung in der brütenden Nachmittagshitze. Es roch nach offenem Feuer, die Luft war erfüllt vom Sirren der Zikaden. Die beiden saßen in Schwimmkleidung im Schatten der überdachten Holzveranda bei einem späten Mittagessen. Wie üblich gab es gebratenen Fisch mit Reis und Salat.
Vor dem Bungalow hatte sich ein halbes Dutzend verwilderter, bis auf die Knochen abgemagerter Hunde gruppiert. Miriam betrachtete sie mitleidsvoll, auch wenn sie längst an dieses Bild gewöhnt war, das sich ihr vor vielen Hütten und Strandrestaurants bot. Ins Innere der Lokale zu kommen oder die Verandas der Bungalows zu erklettern, wagten die Tiere nicht. Unzählige Knüppelhiebe und Steinwürfe hatten sie eines Besseren belehrt. So lagen sie halb im Sand eingegraben, durchkämmten mit den Zähnen ihr Fell nach blutsaugenden Fliegen und warteten auf die Reste menschlicher Speisen. Wenn ein Happen geflogen kam, brachen wilde Kämpfe darum aus. Sand stob auf, zähnefletschend knurrten und bissen die Tiere nach allen Seiten hin.
Miriam hatte ihre Mahlzeit beendet und warf die Essensreste auf den heißen Sand. Die ausgehungerten Tiere von Hand zu füttern, wäre zu gefährlich gewesen. Sie wandte sich mit lauter Stimme an Karin, um die Kampfgeräusche der Hunde zu übertönen. "Das war nicht das erste Mal, dass ich diesem Hai begegnet bin." Es klang wie nebenbei, Miriam ließ ihren Blick weiterhin auf den Tieren ruhen. Karin hatte gerade einen Bissen im Mund und musste erst schlucken, bevor sie antworten konnte. "Du bist ihm schon einmal begegnet?", stieß sie hervor und sprang auf. "Warum hast du mir nie davon erzählt?" Sie beugte sich über das Balkongeländer und putzte die Essensreste vom Teller, mitten hinein zwischen die tobenden Hunde.
"Na ja, nicht im richtigen Leben." Miriam lächelte. "Ich ... ich hab nur von ihm geträumt."
"Geträumt?" Karin drehte ihre Handflächen nach oben und sah sie verblüfft an. "Miriam, das heute war aber kein Traum. Das Riesending war echt. Ich bin fast gestorben vor Angst. Ich dachte, das wär' unser Ende. Aber dann, als er uns so nachdenklich angestarrt hat und du einfach auf ihn zugeschwommen bist und ..." Karin hob erneut die Hände und schüttelte den Kopf. "So was gibt's doch gar nicht. War das wirklich ein Fisch? Ich kann nicht glauben, was ich heut erlebt hab." Sie lachte gekünstelt auf. "Das war alles so ... so unwirklich. Wer weiß, vielleicht haben wir ja beide nur geträumt."
"Er ist mir vorgestern Nacht in Manila erschienen", setzte Miriam fort. "Und das Seltsame dran ist, es war alles genauso wie heute. Nur, dass ich ganz allein' war. Ich hab überhaupt keine Angst vor ihm gehabt. Hab ihn gestreichelt und er ist mit mir in die Tiefe geschwommen. Dann hab ich ihn losgelassen und bin aufgewacht." Sie legte ihr Gesicht in die Hände und schüttelte den Kopf.
Vor der Veranda war Ruhe eingekehrt. Die Hunde hatten sich mittlerweile getrollt und suchten anderswo ihr Glück.
"Miriam!" Karin setzte sich neben sie und legte den Arm um ihre Schultern. "Was ist denn los? Wie kannst du nur träumen, mit einem Hai im Meer zu verschwinden? Was heute passiert ist, macht mir eine Heidenangst. Um dich und überhaupt. Irgendwas stimmt doch nicht!"
Miriam hob den Kopf und holte tief Luft. Dann erzählte sie ihre ganze Geschichte. Und Karin stellte keine Fragen, bis sie zu Ende war.

~~~​

Langsam wurde es Abend. Die untergehende Sonne färbte den Horizont in tiefes Rot, Tausende Zikaden sirrten um die Wette, erste Rufe der Nachtvögel ertönten. Für den späten Abend waren Gewitter angekündigt, doch der nächste Tag sollte Schönwetter bringen. Die beiden jungen Frauen saßen auf der Veranda von Miriams Bungalow und lauschten dem Wellenschlag.
Karin unterbrach die Stille. "Ich hab da was für dich", sagte sie, griff in ihre Umhängetasche und zog ein silbernes Kettchen mit einem Anhänger aus Perlmutt hervor. "Ich wollte dir die Kette schon vor ein paar Tagen schenken." Lächelnd legte sie Miriam das Schmuckstück um den Hals. "Gefällt sie dir?"
"Einfach wunderschön! Warum trägst du den Anhänger nicht selbst?"
"Ich hab ihn von jemandem erhalten, der mir heute nichts mehr bedeutet. Aber du bedeutest mir etwas. Nimm ihn als Talisman. Er soll dir Glück bringen."
"Danke, wie lieb von dir." Miriam strich über das Kettchen, das Perlmutt schimmerte sanft im Abendlicht. "Bring mir Glück", flüsterte sie. "Ich werde es brauchen können."
Karin fasste sich ein Herz. "Weißt du was, wir fahren morgen gemeinsam nach Puerto Galera und buchen deine Heimreise. Was sagst du dazu?"
Miriam blickte schweigend zu Boden. Karin ergriff ihre Hand. "Es wird alles gut gehen. Wenn ich wieder zu Hause bin, komme ich dich in Wien besuchen und wir treiben allerhand Unsinn." Sie grinste. "Ganz ohne blöde Typen."
Jetzt lächelte auch Miriam.
Karin stand auf und streckte alle Glieder von sich. "Komm, lass uns was futtern gehen. Mir kracht schon der Magen."
Sie teilten sich im Gästehaus eine große Portion Kingfish mit Bratkartoffeln und Salat. Nach dem Essen drehte Karin einen Spliff und sie wanderten den Strand entlang. Noch war von den angekündigten Gewittern nichts zu merken. Vom tiefschwarzen Nachthimmel leuchteten die Sterne, sogar das helle Band der Milchstraße war zu sehen. Ein Stück weitab vom Gästehaus setzten sie sich in den Sand, Karin entzündete den Spliff. "Schau, siehst du das Plankton?" Sie blies den Rauch aus und wies mit der Hand ins Wasser.
Miriam erkannte eine glitzernde Wolke, die langsam an ihnen vorbeitrieb. "Leuchtendes Plankton sieht man heutzutage nur noch selten an den Stränden. Es bringt Glück, sagen die Einheimischen. Und man hat einen Wunsch frei."
"Dann wünsch' dir doch was."
Miriam lächelte, nahm einen tiefen Zug, schloss die Augen und ließ sich rücklings in den Sand fallen.
Für eine Weile saßen sie schweigend zusammen. Langsam zogen Wolken auf, aus der Ferne hörte man leisen Donner. Sie verließen den Strand und erreichten ihre Bungalows, bevor die ersten Tropfen fielen. Karin umarmte Miriam und küsste sie auf beide Wangen. "Also dann, schlaf gut, und bis morgen."
"Ja, bis morgen."

~~~​

Das Gras hatte Miriam müde gemacht. Sie verschloss Fensterläden und Eingangstür ihres Bungalows, putzte sich die Zähne und ging zu Bett. Auf dem Rücken liegend starrte sie in die Dunkelheit und dachte an den nächsten Tag. An ihre bevorstehende Heimreise, an die kommende Operation, an Chemotherapie und Bestrahlung, vor denen sie sich so fürchtete, und daran, wie ihr Leben weitergehen sollte, wenn die Behandlung nicht anschlagen würde. Was dann? Der nächste Wunderheiler? Sie verscheuchte diesen Gedanken. Das lag hinter ihr. Aber was lag vor ihr? Angst und Ungewissheit, banges Warten und Hoffen würden ihr Dasein künftig bestimmen. Alles, nur nicht das, wovon sie geträumt hatte.
Sie dachte an ihren Wunsch, den sie am Strand formuliert hatte, schloss die Augen und wiederholte ihn in Gedanken. Wieder und wieder. Darüber schlief sie ein.
Miriam träumte vom Riff. Alles war wie immer. Sanft wiegte die Dünung ihren Körper, Sonnenstrahlen tanzten über die Korallen, Fische suchten nach Futter, überall wimmelte es von Leben. Sie empfand Wärme und Geborgenheit. Hier war sie zu Hause, hier gehörte sie hin. Miriam schloss die Augen und ließ sich treiben. Ein nie gekanntes Glücksgefühl erfasste sie, und dann, wie aus dem Nichts, tauchte er auf.
Der riesige Hai umkreiste sie, kam näher und näher. Miriam streckte ihre Hand nach ihm aus, er glitt an ihre Seite und hielt an. Sie streichelte ihn zärtlich am Kopf, dann ergriff sie seine Rückenflosse.

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Karin erwachte am nächsten Morgen ungewöhnlich früh. Sie beschloss, Miriam länger schlafen zu lassen, schlüpfte in ihr Strandkleid und machte sich ins Gästehaus auf, um zu frühstücken. Auf dem Weg kam sie an Miriams Bungalow vorbei. Kein Geräusch drang aus der Hütte, die Fensterläden waren geschlossen, nur der Traumfänger klapperte leise im Wind. Vermutlich schlief Miriam tief und fest, aber Karin befiel ein unangenehmes Gefühl, das wachsende Unruhe in ihr auslöste. Sie betrat das Gästehaus, nahm hastig eine Tasse Tee, dazu Toast mit Butter, wartete eine Weile, dann lief sie zurück, klopfte energisch an Miriams Hüttentür und rief mehrmals ihren Namen. Es kam keine Antwort.
Sie spähte durch eine Ritze der Fensterläden, der Raum war leer. Vielleicht war sie frühmorgens zum Riff geschwommen, um Abschied zu nehmen. Kurz entschlossen griff sie zu Taucherbrille und Schnorchel, schlüpfte in ihre Flossen und schwamm los. Die Sicht war schlecht, der Regen der vergangenen Nacht hatte das Wasser getrübt. Endlich erschienen schemenhaft felsige Umrisse vor ihr.
Nervös umkreiste Karin das Riff. Von Miriam keine Spur. Vielleicht war sie bereits zurückgeschwommen. Aber warum waren sie einander dann nicht begegnet? Das trübe Wasser ließ kaum mehr als ein paar Meter Sicht zu, aber da, zwischen zwei Korallenstöcken, die tief unter ihr lagen, war etwas. Ein matter Schimmer, wie fernes Licht im Nebel. Fast hätte sie es übersehen. Karin holte Luft und tauchte ab. Erst der zweite Versuch gelang. Auf einem Korallenast baumelte ein silbernes Kettchen mit einem Perlmuttanhänger.

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Hallo --- was ich dir jetzt schreibe, das ist sehr subjektiv. Ich meine damit, dass ich mir vorstellen kann, viele Leser haben uneingeschränkt Freude mit deiner Geschichte und es geht ihnen anders als mir. Denn im eigentlichen Sinn habe ich keine Kritik.

Deine Schreibe ist blumig, anschaulich und auf eine gewisse Weise perfekt. Bilder, Dialoge, Handlung, auch der Plot. Ich denke allerdings, Sprache ist kein Selbstzweck. Ich lese etwas - okay - klingt gut. Aber wenn ich mich fragen muss, welche Relevanz das Geschriebene für die KURZ-Geschichte hat, stimmt für mich was nicht.

Lange Rede. Was ich meine: So schön das alles ist, es 'dauert' mir viel zu lange. Wo du 4 Sätze hinstellst, reicht einer. Prägnanz, alles was nichts Wesentliches beiträgt, kann weg.
Noch mal, wenn einer gern liest, weil's gut geschrieben ist, mag's ihm anders ergehen, ich jedoch hab zwischendrin angefangen, deinen Text zu überfliegen bis ich die nächste Stelle finde, wo es 'weitergeht'. wobei ich beim ersten Lesen allerdings nicht wusste, was bis zum Ende relevant sein würde. Interessant fand ich die ganze Sache.

Karin entspannte sich. Sie hob den Kopf, erleichtert erkannte sie die Palmblattdächer der vordersten Holzbungalows. Wie Strohhüte schwammen sie für ein paar Sekunden auf der Wasseroberfläche, um gleich darauf wieder unterzutauchen, wenn Karin in das nächste Wellental sank.
Ja, schön beschrieben. Dennoch könnte es auch einfach nicht dastehen, weil du die Stimmung, Athmosphäre usw. schon 'erledigt hast'. Ich würde sagen, dass du den Text also mindestens um zwanzig Prozent eindampfen kannst ohne dass etwas verloren geht; im Gegenteil: Der 'Zug' in der Geschichte wäre besser.

"Hi, my name is Miriam", sagte sie und trat in das weiche Kerzenlicht auf der Veranda. "We are bungalow neighbours."
Sie lächelte einnehmend. "I am from Austria."
"Dann lass uns doch Deutsch miteinander reden. Ich heiß' Karin." Sie hielt ihr den Spliff hin. "Magst du?"
Miriam setzte sich im Türkensitz neben die Hängematte. An den Fußgelenken trug sie silberne Kettchen mit Glöcklein, die bei jeder Bewegung leise bimmelten. Sie nahm einen Zug und hielt den Rauch lange in ihren Lungen.
Karin fuhr fort. "Übrigens, ich komm' aus Graz. Das liegt im Süden Österreichs."
Miriam lachte. "Dann sind wir ja Nachbarn im doppelten Sinn. Ich bin aus Wien. Wohn' drüber der Donau, in Transdanubien, wie wir sagen. Kommst du direkt von zu Hause?"
"Ja." Karin gähnte und streckte alle Glieder von sich. "Bin heut frühmorgens in Manila gelandet. Dann drei Stunden mit dem Bus nach Batangas, noch mal zwei Stunden mit der Fähre und zuletzt mit dem Jeepney zum White Beach." Sie seufzte erschöpft. "Und jetzt bin ich fix und fertig. Ein wenig kiffen und ab ins Bett. Mehr will ich heut nicht mehr."
"Wie lange wirst denn bleiben?"
"Ich weiß noch nicht." Karin nahm einen Zug und gab den Spliff an Miriam weiter. "Muss einiges mit mir abklären. Hab grade meinen Freund rausgeschmissen. Wir waren ein paar Jahre zusammen, aber er hat mich betrogen und ausgenützt." Sie nickte energisch. „Jetzt hab ich mal für eine Weile genug von den Typen.“
Miriam nahm einen letzten Zug und dämpfte den Spliff aus. "Immerhin hast du genug Kohle, um Urlaub zu machen."
"Mein Papa ist vor Kurzem gestorben. Er hat mir was vererbt. Nicht genug, um den Rest meines Lebens Ferien zu machen, aber doch eine ordentliche Summe. Den Bürojob hab ich auch geschmissen. Wird Zeit, was Neues zu probieren."
"Und? Was?"
"Weiß ich noch nicht." Sie lachte kurz auf. "Manchmal ist es wichtiger, zu wissen, was man nicht will, als was man will. - Und du?"
"Bin seit einem Monat auf den Philippinen. Wird wohl noch länger dauern. War vorher ein paar Wochen in Indien."
"In Indien? Wo denn?"
"Angefangen hab ich in Delhi. Ein paar Tage später ging es zu den Techno-Partys, runter nach Goa. Ich bin zwei Wochen geblieben, hab fast jede Nacht durchgetanzt." Miriam seufzte. "War eine schöne Zeit."
"Was machst du sonst?"
"Momentan nichts. Nur Urlaub. Eigentlich studier’ ich Jus, hab aber für eine Weile unterbrochen. Meine Eltern stützen mich finanziell, obwohl ich so gar nicht ihren Erwartungen entspreche. Sie geben halt die Hoffnung nicht auf."
Karin grinste. "Und die Männer?"
"Mein Freund ist vor ein paar Monaten abgehauen." Sie zuckte mit den Schultern. „Ist wahrscheinlich besser so.“
Das ist gut geschrieben, keine Frage. Es ist einfach zu lang. Mir erscheint es, als ob du hier filmisch schreibst, diese Szene wie in einem Fernsehfilm vor dir siehst und das dann beschreibst. Als Kurzgeschichte nimmt dieser Dialog - nach meinem Lesegeschmack - zu viel Raum ein. Beispielhaft ist die Beschreibung der Reise oder auch die Erwähnung des Freund und Betrugs usw. - die zwar der Beschreibung der Figuren dienlich ist, doch nicht viel mit dem Plot zu tun hat - und dafür viel zu ausführlich ausfällt.
Beim Dialog mit dem Arzt ist es ähnlich, den könnte man auch 'eindampfen'.


Der Koloss hielt an. Nur wenige Meter entfernt, den gewaltigen Kopf ihnen zugewandt, schwebte er bewegungslos im Wasser. Mehr und mehr erschien es Karin, als würden sie von einem denkenden Wesen beobachtet, das tief in ihrer beider Seelen blickte. So benahm sich kein blutrünstiger Feind. Dieses Tier war ein rätselhaftes Phänomen.
Ja, hier stoppte ich das Überfliegen, jetzt wird's spannend. Aber wie viel Text bis dahin! Vom interessanten Anfang bis hierher...


Vor dem Bungalow hatte sich ein halbes Dutzend verwilderter, bis auf die Knochen abgemagerter Hunde gruppiert. Miriam betrachtete sie mitleidsvoll, auch wenn sie längst an dieses Bild gewöhnt war, das sich ihr vor vielen Hütten und Strandrestaurants bot. Ins Innere der Lokale zu kommen oder die Verandas der Bungalows zu erklettern, wagten die Tiere nicht.
Ja, schön, aber völlig unwichtig für die Geschichte. Oder geht es auch nur am Rande um die Situation armer Tiere oder Armut in dem Land? Wo ist dein Fokus?

Sie teilten sich im Gästehaus eine große Portion Kingfish mit Bratkartoffeln und Salat. Nach dem Essen drehte Karin einen Spliff und sie wanderten den Strand entlang. Noch war von den angekündigten Gewittern nichts zu merken. Vom tiefschwarzen Nachthimmel leuchteten die Sterne, sogar das helle Band der Milchstraße war zu sehen. Ein Stück weitab vom Gästehaus setzten sie sich in den Sand, Karin entzündete den Spliff. "Schau, siehst du das Plankton?" Sie blies den Rauch aus und wies mit der Hand ins Wasser.
Wieder eine schöne 'Filmszene' ;) - für mein Empfinden sind solche Passagen mehr 'Verzögerung' als 'Gewinn'. (Ich erwähne noch einmal, dass meine 'Kritik' hier einfach subjektiv ist und keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit haben soll. So erging es mir beim lesen.)


Der riesige Hai umkreiste sie, kam näher und näher. Miriam streckte ihre Hand nach ihm aus, er glitt an ihre Seite und hielt an. Sie streichelte ihn zärtlich am Kopf, dann ergriff sie seine Rückenflosse.
Hier wieder sehr spannend.

Nervös umkreiste Karin das Riff. Von Miriam keine Spur. Vielleicht war sie bereits zurückgeschwommen. Aber warum waren sie einander dann nicht begegnet? Das trübe Wasser ließ kaum mehr als ein paar Meter Sicht zu, aber da, zwischen zwei Korallenstöcken, die tief unter ihr lagen, war etwas. Ein matter Schimmer, wie fernes Licht im Nebel. Fast hätte sie es übersehen. Karin holte Luft und tauchte ab. Erst der zweite Versuch gelang. Auf einem Korallenast baumelte ein silbernes Kettchen. Es war der Talisman, den sie Miriam geschenkt hatte.
Hier ist es auch sehr lang beschrieben, nur: Hier ist Spannung drin, es ist wichtig.
Das Ende gefällt mir gut!

Ich hoffe, mein Blick auf die Geschichte bringt dir irgendwas. Ich wäre sehr neugierig, eine abgespeckte Version zu lesen. Was mir oft hilft, ist: einen Text jemandem laut vorzulesen. Da merkt man deutlich, wo es 'lang' wird. Hilft beim Kürzen.


Gruß von Flac

 
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Hi Flic Flac!

Eindampfen auf das Wesentliche, lautet deine Kritik: Zu lange, zu ausschweifend, zu blumig, zu filmisch. Zu wenig Charakteristika einer klassischen Kurzgeschichte. Aber gut geschrieben. Immerhin!
Dazu muss ich gestehen, ausgesprochen gerne szenisch zu schreiben. Du hast in gewisser Weise vielleicht Recht. Dem normativen Schema einer Kurzgeschichte mag dieser Text nicht entsprechen. Ich sehe ihn auch eher als eine kurze Geschichte, denn als ...
Mal sehen, wie sie bei anderen Lesern ankommt.
Herzlichen Dank für deine Besprechung,
Manuela :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Eindampfen auf das Wesentliche, lautet deine Kritik: Zu lange, zu ausschweifend, zu blumig, zu filmisch.
Nur die ersten beiden Punkte ;)
Filmisch - ist nicht das Problem, wenn es nicht zu ausführlich ist, übertrieben dargestellt: wenn nicht auch noch die Farben der Vorhänge und die Muster der Tapeten beschrieben werden (solange die Farben und Muster nicht wichtig sind für die Geschichte).

Dazu muss ich gestehen, ausgesprochen gerne szenisch zu schreiben.
Ja, das 'sieht' man :)

Klar, wär sehr möglich, dass es viele Leser so mögen.
Schwierige Frage: Wie geht es dir damit?

Ich empfehle dir, den Text jemandem laut vorzulesen; falls grad niemand zur Verfügung steht, lies ihn einfach so. Aber laut! Bei mir hilft das häufig, redundante Stellen zu identifizieren.

Dem normativen Schema einer Kurzgeschichte mag dieser Text nicht entsprechen.
Keine Ahnung, das weiß ich nicht..

lg

 

Schwierige Frage: Wie geht es dir damit?
Mir geht es gut damit. Und etlichen Probelesern der vorliegenden Neufassung ebenfalls. Aber wie du selbst anführst: Manches in der Literatur ist und bleibt Geschmacksache. ;)
Anbei: Ich habe diesem Text eine Info angefügt. Siehe ganz oben.

 

Liebe @Manuela K.
also Miriams Traum habe ich eigentlich heute schon zum Frühstück gelesen und war mir sicher, den ersten Kommentar zu schreiben, aber dann war doch ständig immer was, und schwupps ist der Tag um und ich bin Zweite.
Also ich finde deinen Text sehr schön, sehr gut geschrieben und er schafft es für mich auch, am Ende einen naja versöhnlichen Ton anzubieten, ohne ihn aufzudrängen. Das ist bei dem Thema nun wirklich nicht einfach und was meine Person angeht, auch ganz und gar nicht naheliegend. Mein Verhältnis zu Tumoren ist kein friedliches, vorsichtig gesagt. Besonders, da eine Freundin von mir in den letzten Wochen zu meiner großen Erleichterung eine Entscheidung für die Weiterbehandlung getroffen hat. Aber nichtsdestotrotz folge ich Miriam gerne, ich nehme ihr ihre Entscheidung ab und kann das Unterwasser-Ende (ein bisschen schwebt da Big Blue für mich mit rein) gut annehmen.
Die Traveller-Welt ist für mich sehr gut getroffen, mit den schnell entstehenden, guten Freundschaften und auch der latenten Beziehungslosigkeit (ich denke da an die armen Eltern, die vor zwei Wochen ein CT einer Privatklinik in Manila bezahlt haben und dann nie wieder von ihrer Tochter hören werden). Die ganze Szenerie steht vollständig aufgeklappt, ich kann da morgen einziehen und würde sogar das geheime Riff finden, wenn ich eine bessere Schwimmerin wäre, würde ich das. Das macht mir Spaß, denn - ich mag Beschreibungen. Es sind die Beschreibungen, die mich in die Welt des Textes tragen, besonders, wenn sie mit den Abläufen verbunden sind, die Stimmung der Szene wiedergeben etc und das ist bei dir der Fall. Aber das ist wie wir alle schon gesagt haben, Geschmackssache!
Eine stilistische Sache ist mir aufgefallen, die ich vielleicht etwas reduzieren würde: das aneinanderhängen von mit einem Komma verbundenen Hauptsätzen. Das passt zwar insofern zu einem "Wassertext" als es eine ständige, gleitende Bewegung suggeriert, ist aber, wie gesagt, wirklich sehr oft benutzt. Vielleicht auch im laut lesen nochmal gucken bzw. hören.
Der Rest ist Kleinkram:

In solchen Momenten verschmolz sie mit ihrer Umgebung zu einer lebendigen, pulsierenden Einheit, einem größeren, untrennbaren Ganzen.
Da halten die zweimal zwei Adjektive den Rhythmus doch etwas auf. ... einem untrennbaren Ganzen? (Das Ganze ist ja meistens irgendwie größer?)
Wenn sie dann wieder auftauchte, strahlte sie lächelnd Zuversicht aus, tat, als wäre nichts gewesen.
Das war einer der ganz wenigen Momente, wo aus mehr für mich weniger wurde: strahlen, lächeln Zuversicht. Wahrscheinlich fühlt es sich für Miriam so anstrengend an, aber hier haben wir ja Karins Sicht. How about: strahlte sie (wieder), als wäre nichts gewesen?
Übrigens, ich komm' aus Graz. Das liegt im Süden Österreichs.
Ja, das ist eine Frage an Österreicherinnen. Weiß man das nicht als Österreicher, wo Graz liegt?
Mein Papa ist vor Kurzem gestorben.
Das kam schon beim ersten Lesen echt kalt rüber. Der letzte Freund kommt noch mit einem bisschen Emotion (weil er ein Arsch war), aber der tote Papa ist wirklich nur noch ein Konto, von dem man leider nicht ein ganzes Leben lang reisen kann. Ist jetzt nicht unglaubwürdig. Aber krass ist es schon.
Meine Eltern stützen mich finanziell, obwohl ich so gar nicht ihren Erwartungen entspreche.
Bisschen ähnlicher Fall (aber die Frauen sind sich ja auch ähnlich): Sie lässt sich von den Eltern die Wunderheiler bezahlen und das einzige, was sie über die Eltern sagt, ist, dass sie nicht deren Erwartungen entspricht? Aber vielleicht lügt sie ja -
Sie sah die Treppe hoch, die zur Ordination von Doktor Martinez führte, zögernd tastete sie nach dem Geländer.
Das ist so ein Beispiel von den aneinandergehängten Hauptsätzen. Hier fließt sie ja nicht die Treppe herauf, sondern tastet. Zögert.
hier die Aufnahme, die sie aus Österreich mitgebracht haben.
Sie groß
Ich bin froh, dass sie wenigstens die Kontrolluntersuchungen gemacht haben.
idem
Wie Sie wissen habe ich in Deutschland mein Facharztstudium absolviert
Wie Sie wissen, : m.E. mit Komma
Dieses Tier war ein rätselhaftes Phänomen.
Ich weiß nicht, das klingt ein bisschen lustig. Mir fällt jetzt auch prompt gar nichts besseres ein. Dieses Tier war ein Rätsel?
er ließ es reaktionslos geschehen
reaktionslos würde ich heraus nehmen. Mit Verlaub: das ist kein schönes Wort. Wenn es denn eines ist.
So was gibts doch gar nicht.
gibt's
Auf dem Weg dorthin kam sie an Miriams Bungalow vorbei.
dorthin kannst du rauslassen, man weiß ja, wo sie unterwegs ist (und bekommt von der Umgebung wirklich einen guten Gesamteindruck)
nahm eine hastige Tasse Tee
vielleicht ein hübsches Bild, für Muppets wie mich zappelt da die Tasse.
Sie spähte durch eine Ritze der Fensterläden, der Raum war leer. Da kam ihr eine Idee. Vielleicht war sie frühmorgens zum Riff geschwommen, um Abschied zu nehmen. Kurz entschlossen griff sie zu Taucherbrille und Schnorchel, schlüpfte in ihre Flossen und schwamm los.
Ja. eigentlich ist natürlich klar, welche "sie" und "ihre" sich auf Karin und welche sich auf Miriam beziehen. Ich würd's trotzdem aufräumen. "Da kam ihr eine Idee" ist m.E. nicht notwendig, weil wir ja ohnehin mit Karins Blick unterwegs sind.


Ja, das war's schon, danke für's Wiedereinstellen
Lieben Gruß
Placidus

 
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Hallo @Manuela K.,

ich finde es immer spannend, Texte nach langer (längerer) Zeit noch mal editiert zu sehen und finde gut, dass du ihn noch mal eingestellt hast. Ich erinnere mich, ihn beim ersten Mal gelesen zu haben, aber nicht mehr, ob (und wenn, was) ich kommentiert hatte - mal schauen ...

Zwei Dinge fallen mir auf, und obwohl das niemand außerhalb beurteilen kann, mag das ein Grund für die Ablehnung gewesen sein:
- Es wird nicht deutlich, wessen Geschichte das hier ist, bzw. wer die Protagonistin ist. Beide Frauen sind gleich wichtig, es gibt jeweils Szenen ohne die andere und auch der Fokus der auktorialen Stimme wechselt immer wieder. Zudem kann ich die beiden Frauen nicht auseinanderhalten, weil ihre Sicht/Haltung jeweils so ähnlich ist und ihre Sprache (wie auch die der Erzählstimme).
- Es gibt sehr viele Details - sowohl was auktoriale Stimme (Setting) wie auch Dialoge angeht, die ich als nicht relevant für die Geschichte ansehe. Aus Lesersicht. Sie lenken mich ab, erschweren teils auch das Erfassen der Umgebung und der Zusammenhänge bzw. besser Abläufe (teils auch durch Microbeschreibungen von Setting sowie Handlungen).

Erstes macht es für mich schwer, in den Text zu kommen. Ich hab mich auf eine Sache eingestellt (es geht um eine Frau und ihre Gefühle beim Tauchen), dann geht es um etwas akut Dramatisches bei einer anderen Frau. Dazwischen sehe ich sowohl eine Verbindung (die Betonung von Träumen bzw. eher paranormalen oder - auf Textebene - symbolischen Motiven/Szenen) und eine Diskrepanz, nämlich ein beidseitiges Leugnen / Nichtansprechen des imA eigentlichen Problem, des Krebses. Von der Dynamik her finde ich es ungünstig, dass beide Protas identisch mit der Situation umgehen (nämlich durch Verdrängung bzw. auf Ebene des Textes durch Symbolismus, der aber keine Auflösung darstellt, sondern den eigentlich quasi selbst verdrängt). Im Grunde gibt es daher massiv Konfliktpotential, aber das, was über Suspense erzählt wird, ist eine davon losgelöste, traumartige Sequenz.
Was wäre, wenn die Frauen stärker individuelle, voneinander abweichende Persönlichkeiten und Umgehensweisen / Verhalten hätten? Ich denke, damit könnte für die Geschichte mehr Flow entstehen. Eine andere Variante / Möglichkeit weiter unten.


Schlag mich, aber ich würde genau mit dieser Sequenz beginnen, so wie sie da steht und dann die Szene mit dem Hai nicht als Doppelung / Spiegelung, sondern als Solitär folgen lassen. Hier beginnt für mich die Geschichte, hier ist die Figur greifbar, und hier liegt auch der Grundkonflikt, bzw. entfaltet er sich für den Leser.

Doktor Martinez zog ein Blatt Papier aus dem Ablagefach und warf einen flüchtigen Blick darauf. "Ich möchte gleich zur Sache kommen, Frau Schneider. Seit wenigen Tagen liegen mir die letzten CT-Aufnahmen vor, ebenso die MRTs. Auch der Laborbericht spricht Bände." Er versuchte, ihr in die Augen zu sehen, aber Miriam wich seinem Blick aus. Doktor Martinez seufzte. "Wie nicht anders zu erwarten war, ist der Tumor im linken Frontallappen immer noch da." Er zog die Augenbrauen hoch. "Und leider hat er sich vergrößert."

Genau das hier ist eine Gegenüberstellung und eine entlarvende Diskrepanz - man könnte sogar sagen zwischen Realität und Wunschdenken / Vermeidungshaltung -, die imA die Dynamik des Textes bestimmt. Das finde ich eine dramatische Ausgangssituation:
"Aber ...", stotterte sie, " ... ich bin doch extra nach Baguio gefahren, zum berühmtesten Heiler, den es auf den Philippinen gibt. Er hat mir versprochen, den Tumor vollständig entfernt zu haben." Sie begann zu weinen. "Hab doch im Spiegel zugesehen, wie er ihn durch das Ohr herausgeholt hat, mit all dem Blut und Schleim", würgte sie hervor. "Und ich hab' mich nachher so befreit gefühlt, hab tagelang keine Beschwerden gehabt." Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen, verschmierte Kajal und Wimperntusche.
Doktor Martinez sah sie über seine Brillengläser hinweg an und schüttelte den Kopf. "Ein Taschenspielertrick. Etwas Hühnerblut, Gedärm und Knöchelchen. Sie wurden betrogen. Wie unzählige andere verzweifelte Menschen auch." [Kein Zeilenumbruch, der Arzt sagt was, tut was und spricht weiter.]
Er hob in hilfloser Geste die Schultern. "Frau Schneider, ich hatte Sie eindringlich gewarnt, als sie mir von Ihrem Vorhaben erzählten. Sie wollten nicht auf mich hören. Ich bin froh, dass sie wenigstens die Kontrolluntersuchungen gemacht haben." Er runzelte die Stirn. "Ich sage es Ihnen jetzt noch einmal. Sie sind schwer krank und müssen sofort nach Hause fliegen.
Hiermit hast du alle Figuren aufgestellt und ich warte gespannt, wohin sich die Figuren bewegen.
"Und dann bin ich tot!", stieß Miriam hervor.
"So weit wird es nicht kommen, Frau Schneider. Sie nehmen die nächste Maschine nach Hause und begeben sich sofort in Behandlung."
So wie hier.

Sie stellte sich vor, Doktor Martinez würde sie in den Arm nehmen, bis sie eingeschlafen wäre und wenn sie wieder erwachte, gäbe es keinen Tumor mehr. Sie würde die Augen öffnen, in die Sonne blinzeln und vor Lebenslust lachen. All den seelischen Müll einfach weglachen, den sie mit sich herumschleppte und der ihr zunehmend die Luft zum Atmen nahm.
Kann man so machen, ist auch ein guter Einblick in ihre Haltung (ihr Problem ist ja nicht der 'seelische Müll', sondern ein Tumor), aber generell vielleicht die auktoriale Erzählstimme stärker vom inneren Erleben der Protas abtrennen, das fließt sehr stark ineinander und letztlich kann man das als Perspektivfehler sehen.

Doktor Martinez schrieb ein Rezept aus, steckte die Fotos und Befunde in ein Kuvert und legte alles vor Miriam auf den Schreibtisch. "Versprechen Sie mir, unverzüglich die Heimreise anzutreten. Am besten buchen Sie noch heute." Er streckte ihr seine Hand entgegen und sah sie erwartungsvoll an. "Also?"
Guter Cliffhanger - hier würde ich aus der Szene rausgehen. Nicht dem Leser schon andeuten, wie sie sich verhalten wird, nämlich:
"Versprochen." Miriam schlug ein, nahm das Kuvert und verließ die Ordination, ohne auf die Frage der Vorzimmerdame nach einem neuen Termin zu antworten.
Ich zumindest finde gern selbst etwas heraus, später, hab es gern, wenn eine Weile die Spannung gehalten wird. Wenn ich nicht sofort - durch das foreshadowing - weiß, wie das ausgehen wird.

Eine Rußwolke hinter sich herziehend brummte der Jeepney die holprige Lehmpiste des Hügels hinab, zu dessen Füßen die kleine Bungalowanlage am White Beach lag. Es war später Vormittag. Karin saß im Vorgarten des Gästehauses und las, als sie den Klang der mehrstimmigen Hupe vernahm, mit der die Jeepneys den Stränden ihre Ankunft verkünden. Sie hob den Blick und suchte nach Miriam, während das farbenprächtig lackierte Fahrzeug die letzten Meter zurücklegte. Erleichtert klappte sie das Buch zu. Ihre Freundin stand auf dem hinteren Ende der voll besetzten Ladefläche und klammerte sich mit beiden Händen an den Dachstreben fest, um nicht umgeworfen zu werden.
Hier wäre z. B. eine Passage, die mir zu kleinteilig und irrelevant ist. Bei solchen Settingbeschreibungen lieber zwei, drei klare Aussagen aus der Fülle der Möglichekiten suchen und wieder rausgehen.
"Ach, ich hab nach dem Zahnarzt noch einen Tag in Manila abgehängt. Hab in der Lodge einen süßen kanadischen Rastafari kennengelernt. [Kein Zeilenumbruch, Grund s.o.]
Der hatte blonde Zöpfe bis hierhin." Sie wies mit der Hand an ihre Hüften. "Erst führte er mir sein Motorrad vor, abends waren wir tanzen, und nachher ..." Sie grinste zweideutig. „Ist spät geworden. Und natürlich hab ich gestern die Morgenfähre von Batangas verschlafen. Nachmittags waren dann die Wellen zu hoch, da sind sie nicht gefahren.“ Sie zuckte mit den Achseln. "Was solls, jetzt bin ich ja hier."
Würde ich abkürzen, das wirkt von Seiten der Figur sehr geschwätzig auf mich. Bis mit den Haaren zu den Hüften bleib ich drin, alles danach rauscht so an mir vorbei, weil das Bild durch die vielen Kleinteiligkeiten immer vager und unschärfer wird, statt klarer und lebensnaher.
Noch zehn Meter ... fünf ... drei ... da drehte es ab, kehrte sofort wieder um und umkreiste die beiden in weiten Bögen. Karin schöpfte Hoffnung. Das war kein Angriffsverhalten.
Doch, eigentlich ist genau das Angriffsverhalten. Danach tauchen sie ab und schwimmen mit 40 kmh senkrecht nach oben.
Der Koloss hielt an.
Das ist ja die auktoriale Stimme - überleg doch mal, ob du so starke Wertungen (auch vor allem dann: Monster) drin haben willst. Ich werde so schnell zu einem opportunistischen Leser, der sich dagegen wehrt, wie ich das Tier einzuschätzen habe - da steige ich schnell aus, weil ich mir selbst ein Bild machen möchte und in die Defensive gehe. Heißt: Ich gehe emotional nicht mehr mit. Ist an mehreren Stellen und beißt sich hier dann auch mit ihrer eigentlichen Haltung dem Hai gegenüber (aus dem Traum). Kann ich schwer greifen, die Szene.
Mir ist klar, es geht nicht um Realismus, aber Haie stehen ja nicht so im Wasser. Das finde ich auch ein unschönes Bild.
Der Koloss hielt an. Nur wenige Meter entfernt, den gewaltigen Kopf ihnen zugewandt, schwebte er bewegungslos im Wasser.
Hier noch mal.
Mehr und mehr erschien es Karin, als würden sie von einem denkenden Wesen beobachtet, das tief in ihrer beider Seelen blickte
Hm, manchmal erzählt die auktoriale Stimme von außen, aus dem Panorama, dann wieder springt sie in einen der beiden Köpfe. Gerade sowas sind aber Dinge, die ich mir selbst vorstellen will, ich fühle mich da in die Zange genommen und mir wird die Phantasie genommen, auch das Mitgehen. Halte ich für stark überdenkenswert.
So benahm sich kein blutrünstiger Feind.
Siehe: Monster. Das sind sie ja auch nicht, und ich hatte bislang nicht den Eindruck, die Prota - keine der beiden - würde so eine Sicht auf Tiere haben (uninformiert, veraltet).
Das Monster

dann nahmen sie Fahrt auf
Selbst, wenn sie ihn als Scooter nutzt: Geschwindigkeit ;)
Sie wandte sich mit lauter Stimme an Karin, um die Kampfgeräusche der Hunde zu übertönen.
Oh, das ist echt brutal. Irgendwie hatte ich den Eindruck, da soll etwas vergeistigtes, eins-mit-der-Natur und so erzählt werden, aber hier verhalten sich die beiden imA stark wiedersprüchlich: nämlich genau passend zu der Monster-Rhetorik, empathielos, brutal. Jetzt kann ich keine der beiden mehr einordnen und schwimme total. Den ganzen Schwenk auf die Hunde finde ich zudem für die Geschichte nicht relevant, auch sind es mir zu viele mikroskopische Bilder im ganzen Text, was es erschwert, mich auf die Szenerie und die eigentliche Handlung / den Konflikt zu konzentrieren.
Für den späten Abend waren Gewitter angekündigt, doch der nächste Tag sollte Schönwetter bringen.
Finde ich nicht relevant, kickt mich raus.
Karin unterbrach die Stille. „Ich hab da was für dich“, sagte sie, griff in ihre Umhängetasche und zog ein silbernes Kettchen mit einem Anhänger aus Perlmutt hervor. „Ich wollte dir die Kette schon vor ein paar Tagen schenken.“ Lächelnd legte sie Miriam das Schmuckstück um den Hals. „Gefällt sie dir?“
„Einfach wunderschön! Warum trägst du den Anhänger nicht selbst?“
Das ist schon recht deutlich, dass du hier eine symbolhafte Szene, wenn eben nicht das Ende einleitest. Durch das Fette bleibt daran kein Zweifel (das ist ein ganz klassischer Krimi-Kunstgriff, funktioniert imA aber in den seltensten Fällen) - wie wäre es, das mit der Kette unauffälliger, mehr nebenbei zu bringen und die Diskussion dazu zu streichen?
Vermutlich schlief Miriam tief und fest, aber Karin befiel ein unangenehmes Gefühl, das wachsende Unruhe in ihr auslöste. Sie betrat das Gästehaus, nahm eine hastige Tasse Tee, dazu Toast mit Butter, wartete eine Weile, dann lief sie zurück, klopfte energisch an Miriams Hüttentür und rief mehrmals ihren Namen. Es kam keine Antwort.
Sie spähte durch eine Ritze der Fensterläden, der Raum war leer. Da kam ihr eine Idee. Vielleicht war sie frühmorgens zum Riff geschwommen, um Abschied zu nehmen. Kurz entschlossen griff sie zu Taucherbrille und Schnorchel, schlüpfte in ihre Flossen und schwamm los. Die Sicht war schlecht, der Regen der vergangenen Nacht hatte das Wasser getrübt. Endlich erschienen schemenhaft felsige Umrisse vor ihr.
Auch hier würde ich weniger Details, weniger Hin und Her beschreiben, sondern nur ein, zwei Sätze, die sagen: Sie geht zum Haus, aber wider Erwarten ist die Freundin nicht da.
Es war der Talisman, den sie Miriam geschenkt hatte.

~~~​
Das sehe ich als Ende, dann besser den Passagen-Trenner streichen (es sieht sonst so aus, als sollte eigentlich noch etwas folgen, das nicht reinkopiert wurde).
Was hälst du davon, den Leser selbst erkennen zu lassen, dass dies der geschenkte Anhänger ist? Lass mich doch bissl noch allein herausfinden. Nicht immer gleich die Schlussfolgerungen selbst ausformulieren.

Zum Aufbau: Ich dachte erst, der rote Faden, die eigentliche Story käme nur spät, nämlich da beim Arzt. Dann sehe ich, dass auch dies nicht die story war - es ist aber auch nicht die Sache mit dem Hai, weil die Szenen inmitten vieler anderer Geschehen sind, untergewichtet. Am Ende ist mir unklar, um was es geht. Ich sehe hier eigentlich zwei verschiedene Geschichten: einmal die Prota, die von einem Hai träumt und dann analog ein Erlebnis mit einem hat. Und einmal eine Frau, die ihre Krankheit verleugnet und am Ende Suizid begeht. Warum ist mir - psychologisch gesehen - nicht klar (denn ihr Krebs ist nicht im Endstadium). Die beiden Geschichten gehören imA nicht zusammen, sondern sind hier nur dadurch verbunden, dass die eine stellenweise (aber eben nicht z.B. beim Arzt) den Erzähler aushebelt und du sie dann benötigst, damit sie die Geschichte der anderen erzählt (die es nicht mehr kann, weil sie tot ist). Aber da du keine Icherzählerin hast, sondern bereits einen auktorialen, körperlosen, benötigst du eigentlich keine Prota, aus deren Erleben das auch noch mal alles gespiegelt wird. Weißt du, was ich meine? Konkret: Ich würde einen besseren, stärkeren Flow sehen, wenn du den auktorialen Erzähler behälst, diese Stimme stärker individuell von der Prota absetzt und die Figur der Karin streichst. (Ja klar, das ist dann nicht mehr der gleiche Text.)

Vergessen, das rauszukopieren: Bei den Hunden schwenkst du kurz ins Passiv. Bevor ich einen kleinen Tandem-Sprachunterricht Finnisch-Deutsch gemacht hab, wusste ich das auch nicht, aber es gibt klare Regeln, wann im Deutschen Passiv verwendet werden darf (wenn man grammatikalisch korrekt sein will): Und zwar nur, wenn der 'Täter' unbekannt ist, oder er absichtlich verschleiert werden soll. Hast du Hunde als Ausführende und sagst, was sie tun, ist das Passiv tatsächlich inkorrekt.

Spannend am Text finde ich ein sehr klassisches, in unserer Kultur verankertes Motiv des 'wilden (Raub)Tieres als Freund', das sich durch Kinder- und Jugendbücher wie auch Abenteuerromane und Filme zieht: Free Willy; Blitz der schwarze Hengst (mehrteilig, mein über alles geliebtes Kinderbuch, rückblickend sehr fies, dass damit auch noch der Rennsport normalisiert/glorifiziert wird!), Jack Londons Wolfsblut, Dschungelbuch undundund, und das geht auch mit Fantasygestalten, v.a. Drachen (Eragon, GoT) und Einhörnern genauso. Auch reale Geschichten von Fischen und Wildtieren, die um Hilfe bitten, weil sie sich in Netzen oder Hausmüll verfangen haben; die Löwin Elsa, die Meeresbiologin und ein weiblicher Hai, die sie mal rettete und die ihr seit 30 Jahren auf Tauchgängen folgt; der Delphin, der die Tres Hombres (ein tatsächlich motorloses sail transport Schiff) bis nach Amsterdam begleitete und dann von der Schraube eines Containerschiffs gehäxelt wurde - es ist vielleicht so ein Wunsch danach, dass uns die Natur die Zerstörung und Ausrottung - ganz z.B. bei Haien - verzeiht; dass wir Teil der Natur sein können, anstatt sie als das Auszubeutende, Feindliche zu sehen. Insofern ist die Geschichte ein spannender Diskurs in einer sehr langen, sehr etablierten und immer noch in den SoMe stark virulenten Tradition - ich finde es schade, dass du diesem Thema nicht stärker nachgehst (es geht in dem Krankheitsverdrängungs-Plot unter). Vielleicht hast du es auch so nicht angelegt, aber das war ein Punkt, an dem ich gut andocken konnte. Zumal es diese Hai-Streicheltouren gibt (die haben das echt gern, auch Great Whites), die durch die Anfütterung dann wieder zu massiven Problemen führen, wie grad dieser Tage durch die Presse ging: revenge killing eines Tigerhais in Ägypten, da könnte ich zum Mörder an diesen nackten Affen werden.

Also kurz: Auch hier auf der symbolischen Erzählebene fehlt mir etwas ein roter Faden - auch da rate ich zu entweder / oder. Miriam oder Karin, Krebs oder Hai. Hätte imA wesentlich mehr Impact einzeln.

Zwischen einer kurzen Geschichte und einer Kurzgeschichte gibt es übrigens keinen Unterschied, wenn beides Fiktion ist. Du Schelmin. :gelb:

Ich hoffe, du kannst etwas mit meinem Komm anfangen, auch, wenn du vermutlich nicht vorhast, den Text noch mal umzuschreiben.
Herzliche Grüße,
Katla

 

Hey @Manuela K.

Ich steige direkt ein:

Hätte sie den Arm ausgestreckt, eine Berührung wäre unvermeidlich gewesen.
Das liest sich für mich ein wenig…unglücklich. Mit irgendeiner Richtung wäre sie sicher vermeidbar gewesen. Aber schon klar was du meintest.
In solchen Momenten verschmolz sie mit ihrer Umgebung zu einer lebendigen, pulsierenden Einheit, einem größeren, untrennbaren Ganzen.
Rundum war das tiefblaue Wasser erfüllt von einem Sprühregen aus Licht. Korallenfische tummelten sich, suchten zwischen Schwämmen und Anemonen nach Futter. Ein Zackenbarsch steckte den Kopf aus seiner Höhle, blies sich auf, spreizte die Kiemendeckel ab, zeigte ruckartige Drohbewegungen. Karin stieß Luftblasen aus. Der Barsch blieb unbeeindruckt, aber im selben Moment, als hätte eine Peitsche geknallt, kam Bewegung in ihre graue Eskorte. Mit kräftigen Schwanzschlägen stoben die Schwarzspitzenhaie auseinander, Sekunden später waren sie vom Meer verschluckt.
Das gefällt mir. Da hatte ich wirklich ein gutes Bild. Sehr schön.
Wohn' drüber der Donau, in Transdanubien, wie wir sagen. Kommst du direkt von zu Hause?"

Von zu Hause? Ist das gemeint wie, >kommst du direkt von da<, also den Ort den sie genannt hatte?
"Ich weiß noch nicht." Karin nahm einen Zug und gab den Spliff an Miriam weiter.
Eigentlich hatte Miriam den Spliff noch.

Miriam setzte sich im Türkensitz neben die Hängematte. An den Fußgelenken trug sie silberne Kettchen mit Glöcklein, die bei jeder Bewegung leise bimmelten. Sie nahm einen Zug und hielt den Rauch lange in ihren Lungen.
Karin fuhr fort. "Übrigens, ich komm' aus Graz. Das liegt im Süden Österreichs."
Miriam lachte. "Dann sind wir ja Nachbarn im doppelten Sinn. Ich bin aus Wien. Wohn' drüber der Donau, in Transdanubien, wie wir sagen. Kommst du direkt von zu Hause?"
"Ja." Karin gähnte und streckte alle Glieder von sich. "Bin heut frühmorgens in Manila gelandet. Dann drei Stunden mit dem Bus nach Batangas, noch mal zwei Stunden mit der Fähre und zuletzt mit dem Jeepney zum White Beach." Sie seufzte erschöpft. "Und jetzt bin ich fix und fertig. Ein wenig kiffen und ab ins Bett. Mehr will ich heut nicht mehr."
"Wie lange wirst denn bleiben?"
"Ich weiß noch nicht." Karin nahm einen Zug und gab den Spliff an Miriam weiter. "Muss einiges mit mir abklären. Hab grade meinen Freund rausgeschmissen. Wir waren ein paar Jahre zusammen, aber er hat mich betrogen und ausgenützt." Sie nickte energisch. „Jetzt hab ich mal für eine Weile genug von den Typen.“
Hier habe ich angefangen die Mädels zu verwechseln. Aber da hat Katla ja schon was dazu geschrieben. Ich teile ihre Meinung da.
"Angefangen hab ich in Delhi. Ein paar Tage später ging es zu den Techno-Partys, runter nach Goa. Ich bin zwei Wochen geblieben, hab fast jede Nacht durchgetanzt." Miriam seufzte. "War eine schöne Zeit."

Mit den Symptomen, mit denen sie zu kämpfen hat?

"Verzeih, ich bin müde und geh zu Bett."
Für die chilligen Kifferinnen würde ein "sorry" passen. Vielleicht ist sie aber auch speziell in ihrer Sprache, wobei dieser Moment der einzige ist, an den ich mich erinnern kann. Vielleicht ist es auch einfach umgangssprachlich und ich kenne es nur als "sehr Höflich".
Es liegt ein paar Meter unter Wasser, vom Strand aus nicht zu sehen.
Im ersten Moment dachte ich, welches Riff liegt den nicht unter Wasser. …
Mein Fehler, vielleicht würde es helfen, eher die Entfernung zu benennen als die Tiefe?
Kenn mich da mit Schnorcheln und Riffen nicht aus.
Miriam öffnete die Augen. Doktor Martinez stand lächelnd im Türrahmen. Sie ließ sich von ihm zu seinem Schreibtisch führen und nahm Platz. Den Blick gesenkt setzte sie sich, die Handtasche auf dem Schoß, ihre Finger umklammerten den Trageriemen wie ein Ertrinkender die Rettungsleine.

Hier nimmt sie einmal Platz und dann setzt sie sich.
Den Blick gesenkt setzte sie sich, die Handtasche auf dem Schoß, ihre Finger umklammerten den Trageriemen wie ein Ertrinkender die Rettungsleine.
Gefällt mir
Miriam sah kurz auf, dann hielt sie wieder den Blick gesenkt. Sie fühlte sich leer, einsam und hilflos, wie zwei Wochen zuvor in der Röhre des Kernspintomografen im Privathospital-Manila und erneut vermeinte sie, die Stimmen der Ärzte zu hören, die sich in fremder Sprache über ihren Zustand austauschten. "Aber ...", stotterte sie, " ... ich bin doch extra nach Baguio gefahren, zum berühmtesten Heiler, den es auf den Philippinen gibt. Er hat mir versprochen, den Tumor vollständig entfernt zu haben." Sie begann zu weinen. "Hab doch im Spiegel zugesehen, wie er ihn durch das Ohr herausgeholt hat, mit all dem Blut und Schleim", würgte sie hervor. "Und ich hab' mich nachher so befreit gefühlt, hab tagelang keine Beschwerden gehabt." Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen, verschmierte Kajal und Wimperntusche.
Nur damit ich das richtig verstehe. Karin hat sie vor 3 Wochen kennengelernt.
Das CT war vor 2 Wochen.
Ich frage mich, wann sie bei diesem Wunderheiler war. Denn Karin kannte ihre Kopfschmerzen. Aber warum ist Miriam dann noch so überrascht, wenn sie noch solche Beschwerden hat? Oder habe ich hier was übersehen? Sry falls ja.
Wie Sie wissen habe ich in Deutschland mein Facharztstudium absolviert und weiß, wovon ich spreche.
Könntest du gut und gerne weglassen. Oder ein , >ich weiß, wovon ich spreche<, würde komplett reichen und kommt dann ein wenig »realistischer«.
"Ach, ich hab nach dem Zahnarzt noch einen Tag in Manila abgehängt. Hab in der Lodge einen süßen kanadischen Rastafari kennengelernt. Braucht es hier einen Absatz?
Der hatte blonde Zöpfe bis hierhin." Sie wies mit der Hand an ihre Hüften. "Erst führte er mir sein Motorrad vor, abends waren wir tanzen, und nachher ..." Sie grinste zweideutig.


Das Monster kam näher.
Wer betitelt hier den Hai als Monster. Der Erzähler? Aber warum, er hat sich doch gar nicht als solches bemerkbar gemacht.
Das war kein Angriffsverhalten.
Das steht am Anfang genau so. Würde ich nicht wörtlich genauso wiederholen.
Das Monster setzte sich in Bewegung und zog sie mit sich.
Hier kommt nochmal das Monster, womit hat es den Begriff verdient?

Alles in allem:
Wie schon gesagt, hab ich die Beiden beim ersten Mal Lesen oft verwechselt. Ein paar Dinge, die mich verwirrt und rausgeholt haben. Die machen deine Geschichte nicht schlecht!
Vor allem:
Ich mag deine ausführliche Beschreibung. Die Geschichte hat mir gefallen, obwohl das Ziel nicht richtig klar wurde. Es sind mehrere Sachen gleichzeitig, aber ist das schlimm? Im Grunde nicht und trotzdem verleitete es nach dem roten Faden zu suchen.
Du schaffst Bilder, sogar kleine Welten, wie die unter Wasser. Es war und blieb interessant und spannend. Ich mochte die Figuren, sie waren authentisch, ich mochte das Setting, weil du es so gut beschrieben hast.
Das Ende finde ich wirklich gut. Das hallt nach…


Ich hoffe ich konnte ein wenig behilflich sein.

Gruß Smoke

 

Hallo, liebe Placidus!

Ich freue mich ganz besonders, dass Du nach deinem hilfreichen Kommentar zu meiner Erweckungsgeschichte auch zu diesem Text gefunden hast und er dir auch noch gut gefallen hat. Deine Anmerkungen habe ich so gut wie alle umgesetzt.
Zu Phänomen und rätselhaft: Ich war beim Schreiben überzeugt, dass die Leser in dieser Szene erkennen, dass es sich nicht um ein Tier aus Fleisch und Blut handelt, wie spätestens im Schlussbild (hoffentlich) klar wird, sondern um eine übernatürliche Erscheinung. Daher auch das "Schweben im Wasser", das Haie wegen fehlender Luftblase gar nicht bzw. wenn, nur ganz kurz können. Die Hai-Szene werde ich mir noch speziell ansehen, habe vorerst bloß ein, zwei Nebensätze rausgenommen. Zum Angriffsverhalten von Haien werde ich mich bei meiner Antwort zu @Katla noch genauer äußern.
(Überlange Hauptsatzaneinanderreihung!) Tja, ich tendiere beim Schreiben manchmal dazu, auf Punkt und Komma zu "vergessen". Vielleicht habe ich auch bloß zu viel Thomas Bernhard gelesen. ;)

Nochmal vielen Dank für deine Textarbeit und bleib mir bitte gewogen.
LG, Manuela :)

Weitere Beantwortung auf Kommentare folgt zeitnah.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Katla !

Zuallererst vielen Dank für deinen Zeitaufwand und die Mühe, die du dir mit deiner Besprechung gegeben hast. Ich habe lange über deinen Kommentar nachgedacht und bin einer Beantwortung bis jetzt ausgewichen. Nun denn. Du stellst in deiner Analyse quasi den gesamten Text in Frage. Vom dramaturgischen Ablauf über die Perspektive bis hin zur Figurenzeichnung. Folgte ich deinen Vorschlägen, müsste ich die ganze Geschichte in Einzelteile zerlegen und neu anordnen. Dies erscheint mir doch etwas zu groß angelegt. Hand aufs Herz, ich bin mit diesem Text weitgehend zufrieden, so wie er ist. Immerhin erreichte er - selbst in der alten, konfliktüberladenen Form - unter mehr als 1.700 Einsendungen zum jährlichen Literaturwettbewerb der Österr. Ärztekammer die Shortlist der letzten Zwanzig.
Du mahnst die Perspektive an. Ja, es gibt einen überlagerten Auktorialen, der sich aber weitgehend zurückhält. Jedes Bild wird primär aus der Perspektive der handelnden Figur beschrieben. Abwechselnd von Bild zu Bild. Nur dann und wann ergänzt durch auktoriale Sicht. Der Text ist bildhaft, szenenartig gestaltet, auf manche Leser wirkt das übertrieben, die Hundeszene könnte durchaus wegfallen, sie fördert weder den Plot, noch ... doch, sie profiliert Miriam und schafft zusätzlich Atmosphäre. Die Geschichte spielt in den frühen 80ern des vorigen Jahrhunderts. Damals lagerten vor allen Strand-Bungalows ganze Rudel von abgemagerten Hunden, die nachts durchaus aggressiv werden konnten. Alleine darüber könnte ich eine eigenen Geschichte schreiben. ;)

Hallo @Manuela K.,

ich finde es immer spannend, Texte nach langer (längerer) Zeit noch mal editiert zu sehen und finde gut, dass du ihn noch mal eingestellt hast. Ich erinnere mich, ihn beim ersten Mal gelesen zu haben, aber nicht mehr, ob (und wenn, was) ich kommentiert hatte - mal schauen ...
Ich kann mich nicht daran erinnern, glaub aber nicht, dass du dich damals geäußert hast.

- Es wird nicht deutlich, wessen Geschichte das hier ist, bzw. wer die Protagonistin ist. Beide Frauen sind gleich wichtig, es gibt jeweils Szenen ohne die andere und auch der Fokus der auktorialen Stimme wechselt immer wieder. Zudem kann ich die beiden Frauen nicht auseinanderhalten, weil ihre Sicht/Haltung jeweils so ähnlich ist und ihre Sprache (wie auch die der Erzählstimme).
- Es gibt sehr viele Details - sowohl was auktoriale Stimme (Setting) wie auch Dialoge angeht, die ich als nicht relevant für die Geschichte ansehe. Aus Lesersicht. Sie lenken mich ab, erschweren teils auch das Erfassen der Umgebung und der Zusammenhänge bzw. besser Abläufe (teils auch durch Microbeschreibungen von Setting sowie Handlungen).
Diese Kritik kann ich nicht nachvollziehen. Sorry. Es geht um die Begegnung zweier junger Frauen, von denen eine mit einer schweren Krankheit geschlagen ist, vor der sie verzweifelt zu flüchten, sie zu verdrängen sucht. Sie belügt permanent sich selbst und ihre Umwelt. Ich würde ihr z.B. die Story mit dem kanadischen Rastafari nicht abnehmen. Sie belügt ja auch Karin, als sie zum Zahnarzt fährt und den Arzt, als sie zustimmt, nach Hause zu fahren. Das alles geht doch klar aus dem Text hervor.

Erstes macht es für mich schwer, in den Text zu kommen. Ich hab mich auf eine Sache eingestellt (es geht um eine Frau und ihre Gefühle beim Tauchen), dann geht es um etwas akut Dramatisches bei einer anderen Frau.
Das ist bloß die atmosphärische Einleitung, nicht mehr und nicht weniger. Es wird doch bald klar, dass Miriams Konflikt und ihre Lösungsansätze im Mittelpunkt der Erzählung stehen. Und der dramatischste Moment ereignet sich in dieser Unterwasserwelt. Ich wollte den Leser damit vor allem dorthin mitnehmen.

Dazwischen sehe ich sowohl eine Verbindung (die Betonung von Träumen bzw. eher paranormalen oder - auf Textebene - symbolischen Motiven/Szenen) und eine Diskrepanz, nämlich ein beidseitiges Leugnen / Nichtansprechen des imA eigentlichen Problem, des Krebses.
Wie oben beschrieben.
Von der Dynamik her finde ich es ungünstig, dass beide Protas identisch mit der Situation umgehen (nämlich durch Verdrängung bzw. auf Ebene des Textes durch Symbolismus, der aber keine Auflösung darstellt, sondern den eigentlich quasi selbst verdrängt).
Ich kann nicht erkennen, inwieweit Karin die Krankheit verdrängt. Sie rät Miriam sogar zur Behandlung in Österreich.

Was wäre, wenn die Frauen stärker individuelle, voneinander abweichende Persönlichkeiten und Umgehensweisen / Verhalten hätten? Ich denke, damit könnte für die Geschichte mehr Flow entstehen. Eine andere Variante / Möglichkeit weiter unten.
Das wäre eine Möglichkeit, aber eine andere Geschichte.
Schlag mich, aber ich würde genau mit dieser Sequenz beginnen, so wie sie da steht und dann die Szene mit dem Hai nicht als Doppelung / Spiegelung, sondern als Solitär folgen lassen. Hier beginnt für mich die Geschichte, hier ist die Figur greifbar, und hier liegt auch der Grundkonflikt, bzw. entfaltet er sich für den Leser.
Ich würdige deinen Vorschlag, mit der Arztszene zu beginnen, aber hier beginnt für mich die berühmte Geschmacksache.


Doktor Martinez sah sie über seine Brillengläser hinweg an und schüttelte den Kopf. "Ein Taschenspielertrick. Etwas Hühnerblut, Gedärm und Knöchelchen. Sie wurden betrogen. Wie unzählige andere verzweifelte Menschen auch." [Kein Zeilenumbruch, der Arzt sagt was, tut was und spricht weiter.]
Danke, der Zeilenumbruch wurde bereits beseitigt. Solche Flüchtigkeitsfehler entstehen bei Überarbeitungen gelegentlich.

Sie stellte sich vor, Doktor Martinez würde sie in den Arm nehmen, bis sie eingeschlafen wäre und wenn sie wieder erwachte, gäbe es keinen Tumor mehr. Sie würde die Augen öffnen, in die Sonne blinzeln und vor Lebenslust lachen. All den seelischen Müll einfach weglachen, den sie mit sich herumschleppte und der ihr zunehmend die Luft zum Atmen nahm.
Kann man so machen, ist auch ein guter Einblick in ihre Haltung (ihr Problem ist ja nicht der 'seelische Müll', sondern ein Tumor), aber generell vielleicht die auktoriale Erzählstimme stärker vom inneren Erleben der Protas abtrennen, das fließt sehr stark ineinander und letztlich kann man das als Perspektivfehler sehen.
Wenn man mit einer derart mortalen Krankheit geschlagen ist, sammelt sich mit der Zeit so einiger seelischer Müll an. Das kann durchaus als Innenreflexion gesehen werden. Ich wüsste nicht, wo da die Perspektive gebrochen wird.
Doktor Martinez schrieb ein Rezept aus, steckte die Fotos und Befunde in ein Kuvert und legte alles vor Miriam auf den Schreibtisch. "Versprechen Sie mir, unverzüglich die Heimreise anzutreten. Am besten buchen Sie noch heute." Er streckte ihr seine Hand entgegen und sah sie erwartungsvoll an. "Also?"
Guter Cliffhanger - hier würde ich aus der Szene rausgehen. Nicht dem Leser schon andeuten, wie sie sich verhalten wird, nämlich:
"Versprochen." Miriam schlug ein, nahm das Kuvert und verließ die Ordination, ohne auf die Frage der Vorzimmerdame nach einem neuen Termin zu antworten.
Ich zumindest finde gern selbst etwas heraus, später, hab es gern, wenn eine Weile die Spannung gehalten wird. Wenn ich nicht sofort - durch das foreshadowing - weiß, wie das ausgehen wird.
Wäre eine überlegenswerte Möglichkeit. Vielleicht übernehme ich sie. Aber steckt da wirklich so viel Vorankündigung drinnen? Könnte es nicht auch eher an innerer Aufruhr denn als Vorsatz liegen.
Eine Rußwolke hinter sich herziehend brummte der Jeepney die holprige Lehmpiste des Hügels hinab, zu dessen Füßen die kleine Bungalowanlage am White Beach lag. Es war später Vormittag. Karin saß im Vorgarten des Gästehauses und las, als sie den Klang der mehrstimmigen Hupe vernahm, mit der die Jeepneys den Stränden ihre Ankunft verkünden. Sie hob den Blick und suchte nach Miriam, während das farbenprächtig lackierte Fahrzeug die letzten Meter zurücklegte. Erleichtert klappte sie das Buch zu. Ihre Freundin stand auf dem hinteren Ende der voll besetzten Ladefläche und klammerte sich mit beiden Händen an den Dachstreben fest, um nicht umgeworfen zu werden.
Hier wäre z. B. eine Passage, die mir zu kleinteilig und irrelevant ist. Bei solchen Settingbeschreibungen lieber zwei, drei klare Aussagen aus der Fülle der Möglichekiten suchen und wieder rausgehen.

Wir haben unterschiedliche Ansichten betreffend Bildhaftigkeit und Atmosphäre. ;)

"Ach, ich hab nach dem Zahnarzt noch einen Tag in Manila abgehängt. Hab in der Lodge einen süßen kanadischen Rastafari kennengelernt. [Kein Zeilenumbruch, Grund s.o.]
Der hatte blonde Zöpfe bis hierhin."
Wurde umgesetzt. Liegt ebenfalls an der überarbeitungsbedingten Hin- und Herkopiererei.
Sie wies mit der Hand an ihre Hüften. "Erst führte er mir sein Motorrad vor, abends waren wir tanzen, und nachher ..." Sie grinste zweideutig. „Ist spät geworden. Und natürlich hab ich gestern die Morgenfähre von Batangas verschlafen. Nachmittags waren dann die Wellen zu hoch, da sind sie nicht gefahren.“ Sie zuckte mit den Achseln. "Was solls, jetzt bin ich ja hier."
Würde ich abkürzen, das wirkt von Seiten der Figur sehr geschwätzig auf mich. Bis mit den Haaren zu den Hüften bleib ich drin, alles danach rauscht so an mir vorbei, weil das Bild durch die vielen Kleinteiligkeiten immer vager und unschärfer wird, statt klarer und lebensnaher.
Sie lügt Karin vermutlich wieder etwas vor und übertreibt die Erzählung dadurch. Vermutlich ist sie die halbe Nacht verzweifelt durch die Straßen von Manila gelaufen und wusste nicht, wie es weitergeht.
Noch zehn Meter ... fünf ... drei ... da drehte es ab, kehrte sofort wieder um und umkreiste die beiden in weiten Bögen. Karin schöpfte Hoffnung. Das war kein Angriffsverhalten.
Doch, eigentlich ist genau das Angriffsverhalten. Danach tauchen sie ab und schwimmen mit 40 kmh senkrecht nach oben.
Das ist das typische Angriffsverhalten des Großen Weißen Hais auf Robbenjagd oder nach auf der Wasseroberfläche schwimmenden Vögeln. Oft schießen sie, mit der Beute im Maul, durch die hohe Geschwindigkeit einige Meter aus dem Wasser. Die allermeisten Haie greifen jedoch aus horizontaler Lage oder schräg von unten an. Umkreist wird man bei fast jeder Haibegegnung. Ich bin seit frühester Jugend Apnoetaucherin, habe dazu auch jede Menge Geräteerfahrung. Das Schicksal hat mich mit etlichen Haibegegnungen belohnt, was ich als Auszeichnung empfinde. Die Sahne auf der Torte bildet die Tatsache, dass ich bis auf ein einziges Mal immer ganz alleine unterwegs war. Nur wenn man ganz alleine unterwegs ist, gilt auch in den hohen Bergen, fühlt man diese einzigartige Verbundenheit mit dem größeren Ganzen.
Bloß einmal, auf einem Außenriff im Roten Meer, 150 Km südlich von Hurghada, kam ich in eine bedrohlich anmutende Lage. Bei schlechter Sicht war ich plötzlich von einem Rudel ausgewachsener Grauhaie umringt. Sie kamen sehr nahe. Keiner davon war unter zwei Meter groß. Einer davon schwamm kaum eine Armlänge neben mir her. Ich wusste, wenn sie wollen, bin ich innerhalb einer Minute tot. Aber sie wollten nicht, machten glücklicherweise auch kein "Bumping", waren nur neugierig. Mittels dieses Erlebnisses konstruierte ich das Eröffnungsbild.

Der Koloss hielt an.
Das ist ja die auktoriale Stimme - überleg doch mal, ob du so starke Wertungen (auch vor allem dann: Monster) drin haben willst. Ich werde so schnell zu einem opportunistischen Leser, der sich dagegen wehrt, wie ich das Tier einzuschätzen habe - da steige ich schnell aus, weil ich mir selbst ein Bild machen möchte und in die Defensive gehe. Heißt: Ich gehe emotional nicht mehr mit. Ist an mehreren Stellen und beißt sich hier dann auch mit ihrer eigentlichen Haltung dem Hai gegenüber (aus dem Traum). Kann ich schwer greifen, die Szene.
Mir ist klar, es geht nicht um Realismus, aber Haie stehen ja nicht so im Wasser. Das finde ich auch ein unschönes Bild.
Die Haiszene wird komplett neu überarbeitet. Daran muss ich noch feilen. Die körperlich bedingte Unmöglichkeit eines schwebenden Hais war in der Erstfassung erklärt. Dann erschien es mir als zu viel Infodump und ich strich es. Ist mittlerweile auch im Text wieder klargestellt.

Mehr und mehr erschien es Karin, als würden sie von einem denkenden Wesen beobachtet, das tief in ihrer beider Seelen blickte
Hm, manchmal erzählt die auktoriale Stimme von außen, aus dem Panorama, dann wieder springt sie in einen der beiden Köpfe. Gerade sowas sind aber Dinge, die ich mir selbst vorstellen will, ich fühle mich da in die Zange genommen und mir wird die Phantasie genommen, auch das Mitgehen. Halte ich für stark überdenkenswert.
Ich ebenfalls. Deshalb will ich die Begegnung mit dem Fabelhai auch neu gestalten.
So benahm sich kein blutrünstiger Feind.
Siehe: Monster. Das sind sie ja auch nicht, und ich hatte bislang nicht den Eindruck, die Prota - keine der beiden - würde so eine Sicht auf Tiere haben (uninformiert, veraltet).
Nein, sie sind keine Monster. Ich empfinde sie als elegante, wunderschöne Lebewesen.
Und Karin weiß das auch. Deshalb Neugestaltung dieser Szene.
dann nahmen sie Fahrt auf
Selbst, wenn sie ihn als Scooter nutzt: Geschwindigkeit ;)
Yepp. Sie bewegen sich ja bereits.
Sie wandte sich mit lauter Stimme an Karin, um die Kampfgeräusche der Hunde zu übertönen.
Oh, das ist echt brutal. Irgendwie hatte ich den Eindruck, da soll etwas vergeistigtes, eins-mit-der-Natur und so erzählt werden, aber hier verhalten sich die beiden imA stark wiedersprüchlich: nämlich genau passend zu der Monster-Rhetorik, empathielos, brutal. Jetzt kann ich keine der beiden mehr einordnen und schwimme total. Den ganzen Schwenk auf die Hunde finde ich zudem für die Geschichte nicht relevant, auch sind es mir zu viele mikroskopische Bilder im ganzen Text, was es erschwert, mich auf die Szenerie und die eigentliche Handlung / den Konflikt zu konzentrieren.
Wie schon ganz oben erwähnt. Die Hunde sind nicht für die Handlung relevant, sondern bloß atmosphärische Kulisse. Aber ich habe nicht übertrieben in der Beschreibung. Nachts wurden sie buchstäblich zu bedrohlichen Feinden. Als ich vor einigen Jahren das letzte Mal auf den Philippinen war, hatte sich das Bild enorm gewandelt. Es gab kaum noch verwilderte, freilaufende Hunde. Möglicherweise haben die Einheimischen dasselbe mit ihnen gemacht, wie die Thais, deren Strände ebenfalls, sagen wir mal, hündisch übervölkert waren. Was sie mit ihnen genau taten, will ich hier nicht näher ausführen. Obwohl ich es zu wissen meine. ;)
Für den späten Abend waren Gewitter angekündigt, doch der nächste Tag sollte Schönwetter bringen.
Finde ich nicht relevant, kickt mich raus.
Mich nicht.

Karin unterbrach die Stille. „Ich hab da was für dich“, sagte sie, griff in ihre Umhängetasche und zog ein silbernes Kettchen mit einem Anhänger aus Perlmutt hervor. „Ich wollte dir die Kette schon vor ein paar Tagen schenken.“ Lächelnd legte sie Miriam das Schmuckstück um den Hals. „Gefällt sie dir?“
„Einfach wunderschön! Warum trägst du den Anhänger nicht selbst?“
Das ist schon recht deutlich, dass du hier eine symbolhafte Szene, wenn eben nicht das Ende einleitest. Durch das Fette bleibt daran kein Zweifel (das ist ein ganz klassischer Krimi-Kunstgriff, funktioniert imA aber in den seltensten Fällen) - wie wäre es, das mit der Kette unauffälliger, mehr nebenbei zu bringen und die Diskussion dazu zu streichen?
Wäre eine Möglichkeit, aber mir gefällt diese Passage. Ich kann darin keine Schlussfolgerung erkennen. Nicht, wenn man den Text zum ersten Mal liest.
Vermutlich schlief Miriam tief und fest, aber Karin befiel ein unangenehmes Gefühl, das wachsende Unruhe in ihr auslöste. Sie betrat das Gästehaus, nahm eine hastige Tasse Tee, dazu Toast mit Butter, wartete eine Weile, dann lief sie zurück, klopfte energisch an Miriams Hüttentür und rief mehrmals ihren Namen. Es kam keine Antwort.
Sie spähte durch eine Ritze der Fensterläden, der Raum war leer. Da kam ihr eine Idee. Vielleicht war sie frühmorgens zum Riff geschwommen, um Abschied zu nehmen. Kurz entschlossen griff sie zu Taucherbrille und Schnorchel, schlüpfte in ihre Flossen und schwamm los. Die Sicht war schlecht, der Regen der vergangenen Nacht hatte das Wasser getrübt. Endlich erschienen schemenhaft felsige Umrisse vor ihr.
Auch hier würde ich weniger Details, weniger Hin und Her beschreiben, sondern nur ein, zwei Sätze, die sagen: Sie geht zum Haus, aber wider Erwarten ist die Freundin nicht da.
Wir wohl eine unterschiedliche Auffassung betreffend Atmosphäre und Bildhaftigkeit. Nicht immer liegt in der Kürze die Würze. Es braucht auch ein wenig sprachliches Fett, um die literarische Speise schmackhaft zu gestalten.

Am Ende ist mir unklar, um was es geht.
Das finde ich schade.
Und einmal eine Frau, die ihre Krankheit verleugnet und am Ende Suizid begeht.
Es ist keine Suizidgeschichte! Miriam begeht nicht Selbstmord! Sie schwankt zwischen einer schulmedizinischen Behandlung und der Verlockung, mit einer übernatürlichen Erscheinung in eine andere Welt abzutauchen. Und sie entscheidet sich letztlich für zweiteres. Der Hai ist ein Freund, kein Suizidhelfer. Auf diese Feststellung lege ich Wert! Wenn das nicht so rauskommt, hat die Story versagt.

Ja klar, das ist dann nicht mehr der gleiche Text.
Ja, klar. ;)
Vergessen, das rauszukopieren: Bei den Hunden schwenkst du kurz ins Passiv. Bevor ich einen kleinen Tandem-Sprachunterricht Finnisch-Deutsch gemacht hab, wusste ich das auch nicht, aber es gibt klare Regeln, wann im Deutschen Passiv verwendet werden darf (wenn man grammatikalisch korrekt sein will): Und zwar nur, wenn der 'Täter' unbekannt ist, oder er absichtlich verschleiert werden soll. Hast du Hunde als Ausführende und sagst, was sie tun, ist das Passiv tatsächlich inkorrekt.

Die Hundeszene fliegt vielleicht noch raus. Obgleich ich sie mag - hab sie ohnehin schon drastisch gekürzt - aber es gilt manchmal: First kill your darlings. Auch, wenn es weh tut.
Spannend am Text finde ich ein sehr klassisches, in unserer Kultur verankertes Motiv des 'wilden (Raub)Tieres als Freund', das sich durch Kinder- und Jugendbücher wie auch Abenteuerromane und Filme zieht: Free Willy; Blitz der schwarze Hengst (mehrteilig, mein über alles geliebtes Kinderbuch, rückblickend sehr fies, dass damit auch noch der Rennsport normalisiert/glorifiziert wird!), Jack Londons Wolfsblut, Dschungelbuch undundund, und das geht auch mit Fantasygestalten, v.a. Drachen (Eragon, GoT) und Einhörnern genauso. Auch reale Geschichten von Fischen und Wildtieren, die um Hilfe bitten, weil sie sich in Netzen oder Hausmüll verfangen haben; die Löwin Elsa, die Meeresbiologin und ein weiblicher Hai, die sie mal rettete und die ihr seit 30 Jahren auf Tauchgängen folgt; der Delphin, der die Tres Hombres (ein tatsächlich motorloses sail transport Schiff) bis nach Amsterdam begleitete und dann von der Schraube eines Containerschiffs gehäxelt wurde - es ist vielleicht so ein Wunsch danach, dass uns die Natur die Zerstörung und Ausrottung - ganz z.B. bei Haien - verzeiht; dass wir Teil der Natur sein können, anstatt sie als das Auszubeutende, Feindliche zu sehen. Insofern ist die Geschichte ein spannender Diskurs in einer sehr langen, sehr etablierten und immer noch in den SoMe stark virulenten Tradition - ich finde es schade, dass du diesem Thema nicht stärker nachgehst (es geht in dem Krankheitsverdrängungs-Plot unter). Vielleicht hast du es auch so nicht angelegt, aber das war ein Punkt, an dem ich gut andocken konnte.
Danke, das freut mich, dem stimme ich vollinhaltlich zu.
Zumal es diese Hai-Streicheltouren gibt (die haben das echt gern, auch Great Whites), die durch die Anfütterung dann wieder zu massiven Problemen führen, wie grad dieser Tage durch die Presse ging: revenge killing eines Tigerhais in Ägypten, da könnte ich zum Mörder an diesen nackten Affen werden.
Als ich vor wenigen Jahren das letzte Mal auf diesem Strand war, an den ich die Geschichte verortete, schwamm ich wieder zu dem Riff raus, wo es früher viele zutrauliche Black-Tip-Grauhaie gab. Es war, wie der geamte Strand, ein Trauerspiel.
In Anlehnung an die erste Strophe des Riesenspielzeugs von Adalbert von Chamisso:

Das Riff ist nun verlassen, die Stätte öd und leer.
Du fragest nach den Haien? Du findest sie nicht mehr.

Zwischen einer kurzen Geschichte und einer Kurzgeschichte gibt es übrigens keinen Unterschied, wenn beides Fiktion ist. Du Schelmin. :gelb:
:lol:
Ich hoffe, du kannst etwas mit meinem Komm anfangen, auch, wenn du vermutlich nicht vorhast, den Text noch mal umzuschreiben.
Kann ich durchaus. Aber eher etwas mitnehmen, als an diesem Text weiter herumzubasteln. Irgendwann ist ein Thema erschöpft. Ich bin insgesamt zufrieden, so wie die Geschichte nunmehr ist. Werde daher bloß noch kleinere Änderungen durchführen. Ich schicke dir als PN das Statement eines vielfach veröffentlichten deutschen Romanautors zu diesem Text. Zur Veranschaulichung, wie unterschiedlich Besprechungen ausfallen können.

Vielen Dank für deine Zeit und intensive Analyse.

Alles liebe, und schönen Gruß aus Wien!

Edit vom 13.6. Dieser Kommentar wurde von mir wieder in seine ursprüngliche Form zurückversetzt.

 

Ich schicke dir als PN das Statement eines vielfach veröffentlichten deutschen Romanautors zu diesem Text.
Was spielt das für eine Rolle, was dieser ominöse deutsche Romanautor zu deinem Text sagt? Und wenn der jetzt gesagt hat, der Text ist super, dann ist Katlas oder jede andere Reaktion zu diesem Text ungültig oder nicht mehr richtig oder das Urteil weniger wert? Weil du sie nicht für kompetent genug hälst? Was soll dieses Aufwiegen, dieses Gegeneinanderauspielen? Und wenn der Text für dich erledigt ist und du nicht mehr an ihm arbeiten möchtest, warum lädst du ihn dann hier hoch?

Mir ist schon klar, dass du dich selbst für intellektueller hälst, als alle anderen hier, aber so ein Verhalten ist einfach an Arroganz nicht zu überbieten.

Ich habe mir vorgenommen, mich aus solchen unnötigen Diskussionen eigentlich herauszuhalten, aber hier geht mir einfach die Hutschnur hoch.

 

Was ich Katla als PN mitteile, hat für dich keine Relevanz. Und woraus du schließt, dass ich mich intellektuell überlegen fühle, erschließt sich mir ebenfalls nicht. Und was hat dieses beleidigte Theater mit meinem Text zu tun?

 

Was ich Katla als PN mitteile, hat für dich keine Relevanz.
Dann würde ich es nicht für alle lesbar in einen Kommentar posten, sondern einfach nur die PN schicken, aber du konntest dir nicht verkneifen, dass ein vielfach veröffentlicher deutscher Autor sich zu deinem Text geäußert hat, oder?

Und auf so etwas:

Immerhin erreichte er - selbst in der alten, konfliktüberladenen Form - unter mehr als 1.700 Einsendungen zum jährlichen Literaturwettbewerb der Österr. Ärztekammer die Shortlist der letzten Zwanzig.
"selbst in der alten Form" erreichte er die Shortlist!, auf so etwas würde ich auch verzichten. Das klingt selbstgefällig und selbstherrlich. Ein guter Text braucht doch kein solches Beiwerk, er sollte für sich selbst stehen, oder?

Und woraus du schließt, dass ich mich intellektuell überlegen fühle, erschließt sich mir ebenfalls nicht.
Das lese ich in den Zeilen zwischen deinen Kommentaren, wenn du über die Werke anderer Autoren sprichst oder über Filme, wo du dann ganz erstaunt tust, dass du ja niemals damit gerechnet hättest, das die hier noch jemand außer dir kennt.

Liebe Manuela, und du mißverstehst mich: ich bin nicht beleidigt, mit mir hat das gar nichts zu tun. Es geht hier um das Miteinander. Du lädst hier einen Text hoch, den du eigentlich nicht mehr ändern möchtest, verteidigst ihn dann bei grundlegender Kritik mit dem Argument, er hätte es auf eine Shortlist geschafft, und ein vielfach veröffentlichter deutscher Autor hätte ihn besprochen (wahrscheinlich ist intendiert, dass der ihn viel positiver als Katla gesehen hat). Das sollte aber keine Rolle spielen. Denn damit wertest du, meiner Meinung nach, im Grunde jegliche Textarbeit hier ab, weil du den Urteilen der Jury und des vielfach veröffentlichten Autoren anscheinend mehr vertraust, sonst würdest du dich zum Beispiel mit der Kritik von Katla doch anders auseinandersetzen: denn im Grunde bügelst du ja jede Form der Kritik einfach ab. Andersherum: wenn es keine Rolle spielt, wer den Text noch so alles gelesen und dazu sein Statement abgegeben hat, warum erwähnst du es dann? Das macht den Text nicht gegen Kritik immun.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich habe die beiden verwerflichen Passagen getilgt und hoffe, dass jetzt wieder Ruhe einkehrt. (Der monierte Kommentar wurde von mir am 13.6. wieder in seine ursprüngliche Form zurückversetzt.)
Eines meiner lebenslangen Probleme besteht darin, dass sich immer irgendjemand in meiner sozialen Umgebung durch meine bloße Präsenz konkurrenziert bzw. reduziert fühlt. Und wenn ich dann erst den Mund aufmache. Schrecklich!
Auf die darauf unvermeidlich folgenden emotionalen Reaktionen kriege ich zunächst Bauchschmerzen und später werde ich darüber traurig. Einfach nur traurig.
Auf gut Wienerisch: Am besten, i holt afoch die Pappn. Dann kann nix passieren. So wird das künftig wohl werden.

 

Eines meiner lebenslangen Probleme besteht darin, dass sich immer irgendjemand in meiner sozialen Umgebung durch meine bloße Präsenz konkurrenziert bzw. reduziert fühlt.
Ich finde, du machst es dir etwas einfach. Und auch hier mißverstehst du, was ich eigentlich sagen will: niemand fühlt sich reduziert oder konkurrenziert, schon gar nicht ich. Aber du wirst doch selbst einsehen, dass das schon einen Geschmack hat, wenn ich unter einen meiner Texte schreiben würde: Naja, also erstens will ich an dem gar nicht mehr so viel machen, und zweitens war der auf der Longlist von irgendeinem Preis, und drittens schick ich dir mal, was Daniel Kehlmann dazu gesagt hat. Übersetzt wäre das dann: Jaja, sag du mal ruhig, was du dazu denkst, ich belächele das im Grunde eigentlich nur. Das mag dir vielleicht nicht so bewusst sein, aber so kommt es für mich rüber. Da kann man dann draus schließen: Huch, hat derjenige aber wenig Selbstvertrauen, wenn er eine Kritik bekommt und so verbissen antworten muss. Oder: Warum spielt es denn überhaupt eine Rolle, was wer zu dem Text gesagt hat, wenn ich mir hier unvoreingenommen Kritik holen möchte?

Auf die darauf unvermeidlich folgenden emotionalen Reaktionen kriege ich zunächst Bauchschmerzen und später werde ich darüber traurig.
Naja, klar, die Opferrolle muss ja so oder so bedient werden, das kenne ich ja bereits.

Gibt einen guten Spruch von Raylan Givens aus Justified, eine Serie, die sicher weit unter deinem Niveau ist, aber mir ging der nahe, weil der früher auch mal auf mich zutraf:
“If you run into an asshole in the morning, you ran into an asshole. If you run into assholes all day, you're the asshole.” Vielleicht liegt es nicht immer nur an den Anderen. So war es jedenfalls bei mir.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Smoke,
vielen Dank für deine Zeit und Besprechung!

Hätte sie den Arm ausgestreckt, eine Berührung wäre unvermeidlich gewesen.
Das liest sich für mich ein wenig…unglücklich. Mit irgendeiner Richtung wäre sie sicher vermeidbar gewesen. Aber schon klar was du meintest.

Deine Anregung hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht fällt mir eine bessere Formulierung ein.
In solchen Momenten verschmolz sie mit ihrer Umgebung zu einer lebendigen, pulsierenden Einheit, einem größeren, untrennbaren Ganzen.
Rundum war das tiefblaue Wasser erfüllt von einem Sprühregen aus Licht. Korallenfische tummelten sich, suchten zwischen Schwämmen und Anemonen nach Futter. Ein Zackenbarsch steckte den Kopf aus seiner Höhle, blies sich auf, spreizte die Kiemendeckel ab, zeigte ruckartige Drohbewegungen. Karin stieß Luftblasen aus. Der Barsch blieb unbeeindruckt, aber im selben Moment, als hätte eine Peitsche geknallt, kam Bewegung in ihre graue Eskorte. Mit kräftigen Schwanzschlägen stoben die Schwarzspitzenhaie auseinander, Sekunden später waren sie vom Meer verschluckt.
Das gefällt mir. Da hatte ich wirklich ein gutes Bild. Sehr schön.
Das freut mich außerordentlich
Wohn' drüber der Donau, in Transdanubien, wie wir sagen. Kommst du direkt von zu Hause?"

Von zu Hause? Ist das gemeint wie, >kommst du direkt von da<, also den Ort den sie genannt hatte?
Natürlich. Die Frage bezog sich auf Karins Zuhause. Könnte ich mit einem Gedankenstrich besser zum Ausdruck bringen.

"Ich weiß noch nicht." Karin nahm einen Zug und gab den Spliff an Miriam weiter.
Eigentlich hatte Miriam den Spliff noch.

Hast Recht. Schon geändert. Das sind schlampige Überbleibsel der vorigen, längeren Fassung.
Miriam setzte sich im Türkensitz neben die Hängematte. An den Fußgelenken trug sie silberne Kettchen mit Glöcklein, die bei jeder Bewegung leise bimmelten. Sie nahm einen Zug und hielt den Rauch lange in ihren Lungen.
Karin fuhr fort. "Übrigens, ich komm' aus Graz. Das liegt im Süden Österreichs."
Miriam lachte. "Dann sind wir ja Nachbarn im doppelten Sinn. Ich bin aus Wien. Wohn' drüber der Donau, in Transdanubien, wie wir sagen. Kommst du direkt von zu Hause?"
"Ja." Karin gähnte und streckte alle Glieder von sich. "Bin heut frühmorgens in Manila gelandet. Dann drei Stunden mit dem Bus nach Batangas, noch mal zwei Stunden mit der Fähre und zuletzt mit dem Jeepney zum White Beach." Sie seufzte erschöpft. "Und jetzt bin ich fix und fertig. Ein wenig kiffen und ab ins Bett. Mehr will ich heut nicht mehr."
"Wie lange wirst denn bleiben?"
"Ich weiß noch nicht." Karin nahm einen Zug und gab den Spliff an Miriam weiter. "Muss einiges mit mir abklären. Hab grade meinen Freund rausgeschmissen. Wir waren ein paar Jahre zusammen, aber er hat mich betrogen und ausgenützt." Sie nickte energisch. „Jetzt hab ich mal für eine Weile genug von den Typen.“
Hier habe ich angefangen die Mädels zu verwechseln. Aber da hat Katla ja schon was dazu geschrieben. Ich teile ihre Meinung da.
Ich nehme das zur Kenntnis, kann das aber nicht ganz nachvollziehen. Die Dialoge sind durch Zeilenschaltung getrennt und teilweise via Inquit zugewiesen.
"Angefangen hab ich in Delhi. Ein paar Tage später ging es zu den Techno-Partys, runter nach Goa. Ich bin zwei Wochen geblieben, hab fast jede Nacht durchgetanzt." Miriam seufzte. "War eine schöne Zeit."

Mit den Symptomen, mit denen sie zu kämpfen hat?
Man kann mit einem Gehirntumor erstaunlich lange relativ normal herumlaufen. Er ist ja erst im fortgeschrittenen Anfangsstadium, wie der Arzt feststellt. Habe diesbezüglich, auch wegen der Symptome zuvor recherchiert.
"Verzeih, ich bin müde und geh zu Bett."
Für die chilligen Kifferinnen würde ein "sorry" passen. Vielleicht ist sie aber auch speziell in ihrer Sprache, wobei dieser Moment der einzige ist, an den ich mich erinnern kann. Vielleicht ist es auch einfach umgangssprachlich und ich kenne es nur als "sehr Höflich".
Heutige Jugendsprache. Darin können gar nicht genug Anglizismen vorkommen. Wir haben damals kaum jemals "Sorry" gesagt. Oder "chillen" oder "megacool". Ein knappes Verzeih, hört man auch heute noch recht oft im Reich der Öster.
Es liegt ein paar Meter unter Wasser, vom Strand aus nicht zu sehen.
Im ersten Moment dachte ich, welches Riff liegt den nicht unter Wasser. …
Mein Fehler, vielleicht würde es helfen, eher die Entfernung zu benennen als die Tiefe?
Kenn mich da mit Schnorcheln und Riffen nicht aus.

Riffe können teils bis weit über die Wasseroberfläche reichen oder auch darunter enden. Zweitere sind besonders für die Schifffahrt gefährlich. Das von mir beschriebene wird vom Meer während beider Gezeiten überflutet.

Miriam öffnete die Augen. Doktor Martinez stand lächelnd im Türrahmen. Sie ließ sich von ihm zu seinem Schreibtisch führen und nahm Platz. Den Blick gesenkt setzte sie sich, die Handtasche auf dem Schoß, ihre Finger umklammerten den Trageriemen wie ein Ertrinkender die Rettungsleine.

Hier nimmt sie einmal Platz und dann setzt sie sich.
Vielen Dank, das habe ich mittlerweile korrigiert. Ich bin bei der Überarbeitung leider schlampig gewesen. Die Arztszene hab ich deutlich gekürzt.
Den Blick gesenkt setzte sie sich, die Handtasche auf dem Schoß, ihre Finger umklammerten den Trageriemen wie ein Ertrinkender die Rettungsleine.
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Miriam sah kurz auf, dann hielt sie wieder den Blick gesenkt. Sie fühlte sich leer, einsam und hilflos, wie zwei Wochen zuvor in der Röhre des Kernspintomografen im Privathospital-Manila und erneut vermeinte sie, die Stimmen der Ärzte zu hören, die sich in fremder Sprache über ihren Zustand austauschten. "Aber ...", stotterte sie, " ... ich bin doch extra nach Baguio gefahren, zum berühmtesten Heiler, den es auf den Philippinen gibt. Er hat mir versprochen, den Tumor vollständig entfernt zu haben." Sie begann zu weinen. "Hab doch im Spiegel zugesehen, wie er ihn durch das Ohr herausgeholt hat, mit all dem Blut und Schleim", würgte sie hervor. "Und ich hab' mich nachher so befreit gefühlt, hab tagelang keine Beschwerden gehabt." Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus den Augen, verschmierte Kajal und Wimperntusche.
Nur damit ich das richtig verstehe. Karin hat sie vor 3 Wochen kennengelernt.
Das CT war vor 2 Wochen.
Ich frage mich, wann sie bei diesem Wunderheiler war. Denn Karin kannte ihre Kopfschmerzen. Aber warum ist Miriam dann noch so überrascht, wenn sie noch solche Beschwerden hat? Oder habe ich hier was übersehen? Sry falls ja.

Das habe ich nicht genau ausformuliert. Vermutlich verschwand Miriam wieder mit irgendeiner Lüge für ein paar Tage nach Manila. Der Wunderdoktor war schon vorher. Sie ist ja schon länger auf den Philippinen. Der Arzt bezieht sich auch darauf, dass sie zuvor in seiner Ordination war und er ihr von einem Wunderheiler abgeraten hatte.
Wie Sie wissen habe ich in Deutschland mein Facharztstudium absolviert und weiß, wovon ich spreche.
Könntest du gut und gerne weglassen. Oder ein , >ich weiß, wovon ich spreche<, würde komplett reichen und kommt dann ein wenig »realistischer«.
Ich hatte das ursprünglich nicht angeführt. Dann kam bald ein Kommentar mit der Frage: Wieso kann dieser Arzt Deutsch? Dass er sich auf seine Studienzeit in Deutschland bezieht, steht da, weil er deshalb die modernen europäischen Behandlungsmethoden kennt und die deutsche Sprache beherrscht.
"Ach, ich hab nach dem Zahnarzt noch einen Tag in Manila abgehängt. Hab in der Lodge einen süßen kanadischen Rastafari kennengelernt. Braucht es hier einen Absatz?
Der hatte blonde Zöpfe bis hierhin." Sie wies mit der Hand an ihre Hüften. "Erst führte er mir sein Motorrad vor, abends waren wir tanzen, und nachher ..." Sie grinste zweideutig.
Schon geändert. Danke für den Hinweis.

Das Monster kam näher.
Wer betitelt hier den Hai als Monster. Der Erzähler? Aber warum, er hat sich doch gar nicht als solches bemerkbar gemacht.
Das könnte ebenso das Empfinden Karins sein. Aber diese Szene baue ich ohnehin um und entschärfe sie bezüglich solcher Begriffe.
Das war kein Angriffsverhalten.
Das steht am Anfang genau so. Würde ich nicht wörtlich genauso wiederholen.
Habe ich ebenfalls bereits rausgenommen. Danke für den Hinweis.

Das Monster setzte sich in Bewegung und zog sie mit sich.
Hier kommt nochmal das Monster, womit hat es den Begriff verdient?
Dito. Wurde bzw. wird insgesamt abgeändert.

Ich mag deine ausführliche Beschreibung. Die Geschichte hat mir gefallen, obwohl das Ziel nicht richtig klar wurde. Es sind mehrere Sachen gleichzeitig, aber ist das schlimm? Im Grunde nicht und trotzdem verleitete es nach dem roten Faden zu suchen.
Du schaffst Bilder, sogar kleine Welten, wie die unter Wasser. Es war und blieb interessant und spannend. Ich mochte die Figuren, sie waren authentisch, ich mochte das Setting, weil du es so gut beschrieben hast.
Das Ende finde ich wirklich gut. Das hallt nach…

Vielen Dank, das freut mich!
Ich hoffe ich konnte ein wenig behilflich sein.

Gruß Smoke

Durchaus, lieber Smoke. Durchaus!
Gruß aus Wien! :)

 
Zuletzt bearbeitet:

@Manuela K. EDIT: Ach, egal.

Was ich mit meinem Komm meinte, war: Es spielt keine Rolle, ob diese Beobachtungen oder Gegebenheiten vor Ort in der Realität existieren, du sie so wie und wann erlebt hast usw. Das ist ein Argument für dein Erleben, aber nicht für dein Erzählen. Wenn sowas im Gesamttext nicht die Geschichte unterstützt, ist es imA nicht zielführend, es derart ausgewalzt in den Text zu setzen.

Zum Wetter: Atmosphäre entsteht vielleicht, wenn du schreibst, welches Wetter momentan herrscht (weil ich mir das dann zusammen mit Szenen / Setting vorstellen kann), aber mit der Info, welches Wetter für morgen angekündigt ist, kann ich nix anfangen, weil es kein Bild entstehen lässt. Es geht um jetzt (erzählte Zeit), daher eine Nullinfo, die zudem mein aktuelles Bild durcheinanderbringt.

Ja, ich hatte Great Whites im Kopf, aber Umkreisen ist generell bei Haien Jagdverhalten (ich würde mich im Nachhinein von Angriffsverhalten auf den Begriff korrigieren, weil Haie nicht - wie Delphine oder Orcas - angreifen, ohne dass Beute ausgemacht ist).

Klar ist das mit dem blonden Rastafari eine Lüge - das war nicht meine Anmerkung. Mir redet die Frau zu viel, das wird ab der Hüft-Geste imO zu weißem Rauschen, weil es nix weiter zum Bild, zur Szene oder zur Prota beiträgt. Ja, Leute quatschen im RL ohne Punkt und Komma (ich auch), aber Geschichten sind ja keine Protokolle dieses Gequatsches, sondern ein Aussieben, Sondieren und Präzisieren danach, was davon - für den Leser - die Erzählung trägt und was total redundant ist (und dann nicht in den Text gehört).

Handwerklicher Fehler ist (frag halt Berufslektoren, wenn du das nicht glaubst), wenn die Erzählstimme und die Stimme einer oder mehrerer Figuren identisch oder nahezu ununterscheidbar sind. Noch mehr, wenn erkennbar ist, dass es darüber hinaus noch die Stimme oder Haltung der Autorin selbst ist. Deine beiden Frauen und die Erzählstimme sind quasi nicht auseinanderzuhalten. Ich weiß, es ist schwer, da selbst einen Blick für zu entwickeln, weil man eben zu sehr drinsteckt. Dafür sind Komms da.

 

"Manchmal ist es wichtiger, zu wissen, was man nicht will, als was man will. - Und du?"

Kann mich gar nicht mehr erinnern, was ich zu dem „Vorläufer“ geschrieben hab (?hoffentlich nur gutes¿),

liebe Manuela,

und ein Rudel Hunde ist dem Schuppentier hier am Bildschirm lieber, als die Begegnung mit einem Hai (auch wenn der auf zwo Beinen daherkommt), aber bereits hier

Das war kein Angriffsverhalten, eher ein neugieriges Herantasten.
frag mich – kann’s anders sein: natürlich – nach den Fähigkeiten zu tasten …
Warum nicht, was vllt. sogar jeder ahnen kann, „ein neugieriges Annähern“?

Sie vermied es, in den langen Minuten über grundlosem Wasser, ihren Blick nach unten zu richten.
Warum grundlos das mehrdeutige „grundlos“ (im übertragenen Sinne „unbegründet“) ?

Und warum hier

Wahrscheinlich würde sie mit der Nachmittagsfähre kommen.
Konj. II „würde“, wenn ein „wahrscheinlich“ schon offen genug ist zwischen einem es wird und es wird eben nicht(s) mit der Ankunft am Nachmittag ...

hier nun

Miriam setzte sich im Türkensitz neben die Hängematte.
würde ich – keineswegs aus Respekt vorm modernen Aga Khan – den älteren „Schneidersitz“ wählen.

Und wieder was erfahren & gelernt

Wohn' drüber der Donau, in Transdanubien, wie wir sagen. - Kommst du direkt von zu Hause?"

"Wie lange wirst denn bleiben?"
fehlt da nicht was auch immer!?

"Frau Schneider. Bitte kommen Sie."
Rettet das Ausrufezeichen!, selbst hier:

„Miriam.“ Karin setzte sich neben sie und legte den Arm um ihre Schultern. „Was ist denn los?

Sie zuckte mit den Achseln. "Was solls, jetzt bin ich ja hier."
Miriam umarmte Karin und küsste sie auf beide Wangen. „Wie sieht's aus?
Sollte dem „soll“ nicht Gleichbehandlung des sehens zugestanden werden?

Eine Muräne erschien tief unter Karin, wand sich die Riffwand hoch, öffnete das Maul, als würde sie gähnenKOMMA und verschwand in einer Felsspalte.

Sie wagte nicht, den Kopf nach Miriam zu wenden, die neben ihr her schwamm.

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo Friedl,
vielen Dank für deinen Kommentar. :)

"Manchmal ist es wichtiger, zu wissen, was man nicht will, als was man will. - Und du?"
Sehe ich ebenso. ;)
Kann mich gar nicht mehr erinnern, was ich zu dem „Vorläufer“ geschrieben hab (?hoffentlich nur gutes¿),
Du hattest viel Arbeit damit, weil etliche Fehlerlein drinnen waren. Aber die Story hat dir gefallen. Trotz der Arbeit, wie du extra erwähntest.

Das war kein Angriffsverhalten, eher ein neugieriges Herantasten.
frag mich – kann’s anders sein: natürlich – nach den Fähigkeiten zu tasten …
Warum nicht, was vllt. sogar jeder ahnen kann, „ein neugieriges Annähern“?
Gute Idee. Übernommen.

Sie vermied es, in den langen Minuten über grundlosem Wasser, ihren Blick nach unten zu richten.
Warum grundlos das mehrdeutige „grundlos“ (im übertragenen Sinne „unbegründet“) ?
Habe lange nach einer Alternative gesucht, letztlich eine gefunden.

Und warum hier
Wahrscheinlich würde sie mit der Nachmittagsfähre kommen.
Konj. II „würde“, wenn ein „wahrscheinlich“ schon offen genug ist zwischen einem es wird und es wird eben nicht(s) mit der Ankunft am Nachmittag ...
Du mit deinen Konjunktiven. Ich habe nunmehr "wird" genommen. Aber irgendwie klingt das falsch in meinen Ohren. Ich lasse es dennoch mal so stehen. ;)

hier nun
Miriam setzte sich im Türkensitz neben die Hängematte.
würde ich – keineswegs aus Respekt vorm modernen Aga Khan – den älteren „Schneidersitz“ wählen.
Der Schneidersitz wird in Österreich vorwiegend Türkensitz genannt. Ich lass das mal so stehen. Mit aufeinander gelegten Beinen wird er zur Siddhasana, der Yoga-Meisterstellung, dem Meditationssitz Buddhas. Man sieht ihn fast nur so abgebildet.
"Wie lange wirst denn bleiben?"
fehlt da nicht was auch immer!?
Lokalkolorit. Ist in Wien durchaus üblich, das "Du" zu verschlucken. ... Wo gehst denn hin, was wirst denn jetzt tun?
Ich habe es aber dennoch korrektifiziert. ;)
"Frau Schneider. Bitte kommen Sie."
Rettet das Ausrufezeichen!, selbst hier:

„Miriam.“ Karin setzte sich neben sie und legte den Arm um ihre Schultern. „Was ist denn los?
Danke. Wurde gerettet!

Sie zuckte mit den Achseln. "Was solls, jetzt bin ich ja hier."
Miriam umarmte Karin und küsste sie auf beide Wangen. „Wie sieht's aus?
Sollte dem „soll“ nicht Gleichbehandlung des sehens zugestanden werden?
Natürlich. Schon geschehen.
Eine Muräne erschien tief unter Karin, wand sich die Riffwand hoch, öffnete das Maul, als würde sie gähnenKOMMA und verschwand in einer Felsspalte.
Dito.
Sie wagte nicht, den Kopf nach Miriam zu wenden, die neben ihr her schwamm.
Umgesetzt.
Gern gelesen vom

Friedel

Das freut mich aus ganzem Herzen.
Lieben Gruß aus dem sonnigen Wien. :)

 

Hey @Manuela K.

Hast Recht. Schon geändert. Das sind schlampige Überbleibsel der vorigen, längeren Fassung.
Kenne ich gut.

Ich nehme das zur Kenntnis, kann das aber nicht ganz nachvollziehen. Die Dialoge sind durch Zeilenschaltung getrennt und teilweise via Inquit zugewiesen.
Dafür war es auch gedacht. Mir ist auch nicht ganz klar, warum ich durcheinander gekommen bin. Beim zweiten Durchgang, blieb mein Durcheinander aus.

Man kann mit einem Gehirntumor erstaunlich lange relativ normal herumlaufen. Er ist ja erst im fortgeschrittenen Anfangsstadium, wie der Arzt feststellt. Habe diesbezüglich, auch wegen der Symptome zuvor recherchiert.
So ist das. Dann ist das ja vollkommen in Ordnung. Ich habe zum Glück *und ich klopfe hier auf Holz*, dass mir dieses Thema in meinem Umfeld noch nicht wirklich nahe gekommen ist.
Heutige Jugendsprache. Darin können gar nicht genug Anglizismen vorkommen. Wir haben damals kaum jemals "Sorry" gesagt. Oder "chillen" oder "megacool". Ein knappes Verzeih, hört man auch heute noch recht oft im Reich der Öster.
So nah und doch so fern. Ich mag das Wort und schön, dass es bei euch in Gebrauch ist. Bei uns ist das leider nicht der Fall, allerhöchstens in höflichster Form in Briefen.

Riffe können teils bis weit über die Wasseroberfläche reichen oder auch darunter enden. Zweitere sind besonders für die Schifffahrt gefährlich. Das von mir beschriebene wird vom Meer während beider Gezeiten überflutet.
Das wusste ich nicht. Ich sollte wohl mal wieder ans Meer fahren.
Ich hatte das ursprünglich nicht angeführt. Dann kam bald ein Kommentar mit der Frage: Wieso kann dieser Arzt Deutsch? Dass er sich auf seine Studienzeit in Deutschland bezieht, steht da, weil er deshalb die modernen europäischen Behandlungsmethoden kennt und die deutsche Sprache beherrscht.
Ich verstehe. Dann ergibt das natürlich Sinn.

Gruß Smoke

Ach und verzeih ;) ,dass ich den Kommentar vom Kommentar nicht eingeblendet habe. Ich habe einfach noch nicht rausgefunden wie. Werd ich aber noch.

 

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