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Mit Übernachtung in Regensburg

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10.04.2004
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Mit Übernachtung in Regensburg

Auf der Welt zu sein, zum Beispiel mit Übernachtung in Regensburg, in der Hemdtasche ein gefalteter Zettel, die Daten der Rückfahrt. Wie das Leinen knallt, als das Laken auf die Couch schlägt, weiß die gestärkte Fläche, eine Frische, auf die man sich erst aus-, dann einrollt, die Beine anziehen, Wärme suchen und sich selbst, in der Fremde. Seinen ersten Schrei tun, zum Beispiel mit Havel-Blick, und keiner weiß, woher man kam, die Elstern drücken sich ans Fenster, um die Goldhaube auf dem Mädchen zu sehen, oder ist es kein Sonntagskind? spöttische Vogelblicke, immer diese Zufallshüte der Menschen, die in die Welt fallen wie aus der Lotterietrommel, - oder hier ins Haus Nr. 8 Carl-Maria-Strasse Regensburg, keine Diele knarrt, aber draußen die Reichsstadt macht ein ganz altes Gesicht, Hölderlin war hier, das Oktoberlicht gibt den Rissen der Mauern einen Schimmer, da zieht Leuchten ins Herz, man ist ja mit einem Bein im Erwachsenenleben, innen ganz unpoliert, Wildreis, ein Rohr, das im Wasser wurzelt und das oben dem Wechsel des Lichts folgt. Angestrahlt werden, wer möchte das nicht? Sonnen- und Menschenleuchten beim Stadtgang, wenn die Schattenstunden und die Gesichter länger werden, Abschied legt sich zwischen Euch, die Hand folgt der Fuge des Steines, kalt, du selbst bist eine Lücke, Löcher der Welt, der man abhanden kommen kann, wenn man sich selbst verläßt und der Freundin erst das Ohr leiht und ihr dann den Mund hinhält, weil der Zug einfährt, der das Liebste fortbringt. Immer wieder werden die Felder geerntet, immer wieder gehen wir abends unter den Himmel, der als dunkle Decke näher kommt. Ach, Puck! Laß dir doch eine neue Haut aufziehen, nesselfrei, im Duft knirschfrischer Wäsche. So biegst du, eine nesselfreie Undine, hemdgestärkt, der Rand kniffglatt, um die Ecke. Dein Auge blitzt, du schwenkst deine Aufmerksamkeit in die Runde, sie haben dir den Tisch gedeckt und das Lager bereitet, dir zur Liebe, für die letzte Nacht, altes böhmisches Leinen, die Ausstattungstruhe stand an der Moldau im schrägen Haus, wo unten im Fluß am Grunde die Steine mitwandern und dir zeigen, was Beweglichkeit ist unter erschwerten Bedingungen, eine jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt, und wenn du nun das Feld betrittst, wo du noch nie gewesen bist, erstaunt dich die schwingende Resonanz des Bodens, der dich trägt und dir Antwort gibt, du voran und hinüber aufs Ziel zu, still zu sein und ganz wach vor Glück, wer dich drüben umschließt.

 

Hallo Funkenflug,

und erst mal herzlich willkommen bei uns. :)
Ich habe zwar kein Wort verstanden, aber ich fand deine Geschichte prima. :)
Das klingt wie ein dämlicher Widerspruch, gibt aber tatsächlich wieder, was ich beim Lesen empfunden habe. Ich bin in deine Bilder eingetaucht, die etwas in mir berührten, was ich nicht wirklich fassen konnte. Ich bin immer wieder in der Zeile verrutscht, aber mir fiele nicht ein, wo du einen leserfreundlichen Absatz machen könntest. Deine Sätze sind oft viel zu lang und man ahnt nur, dass die Impressionen alle mit einander zu tun haben und in einander aufgehen, aber mich hat das alles nicht gestört.
Es ist wohl einer der Geschichten, die einen im Herzen erreichen müssen, ohne dass der Verstand sich eingeschaltet. Denn schönerweise habe ich mich, obwohl ich ncihts verstanden habe, nicht dumm dabei gefühlt.

Ich hoffe, du kannst mit meinem wirren Eindruck was anfangen.
Einen lieben Gruß, sim

 

die Übernachtung im Titel

Du hast einen netten Kommentar abgeliefert, die Übernachtung im Titel kommt in der Ausführung etwas zu kurz, - aber es läuft alles darauf hin.
herzlich
Funkenflug

 

Eher ein Experiment?

Ja, als ein Experiment kann man meinen Text sehen.
Eine Internetfreundin sagte zu SIMs Kommentar dieses -
»Da werde ich mich gleich mal zu www.kurzgeschichten.de aufmachen und Regensburg suchen. (Mein Lieblings-Funkenflug-Prosa-Text)
Der Kommentar des Moderators gefällt mir gut.
Endlich einmal jemand, der seine Eindrücke schildert und nicht eingeschüchtert das Weite sucht oder beleidigt rumzickt.
Seine Gedanken und Gefühle während des Lesens sind gut und richtig.
Ich finde, das ist schon sehr viel.«

 
Zuletzt bearbeitet:

So, dann werde ich mal den Part der beleidigten Zicke übernehmen. ;-)
Wo ist die Geschichte? Wo ist die Romantik? Wo ist die Erotik?
Gewiss kannst du gut mit Worten und Sprachbildern spielen, deine beachtliche Fabulierlust und -fähigkeit springt dem Leser ungebremst ins Gesicht, aber zumindest in dieser Probe deines Schreibens übertünchst du mit artifiziellem Wortgeklingel das Fehlen eines eigentlichen Plots - und der Inhalt sollte immer noch über der Form rangieren. Freie Assoziation gehört meiner Meinung nach auf die Couch des Analytikers oder in die Brainstorming-Runde einer Werbeagentur beim Austüfteln einer neuen Kampagne. Schreiben als l'art pout l'art ist bei den Experimenten sicher besser aufgehoben.

Ein Text, der sich nicht um Verständlichkeit bemüht, aber trotzdem mit dem Anspruch einer Geschichte daherkommt, steht bei mir im Verdacht, den Mechanismus zu bemühen, der im Märchen von Des Kaisers neuen Kleidern beschrieben wird: Der Leser, der nichts kapiert, nickt dennoch artig, lobt und staunt, um sich nicht die Blöße seiner vermeintlichen Dummheit zu geben. Aber chacun à son goût.

LG, Chica

 
Zuletzt bearbeitet:

CHICA,
Zicken sind für mich etwas sperrige, aber in ihrem Widerspruch höchst anziehende weibliche Wesen. Sie lassen sich nichts unterjubeln. Sie nehmen, was sich ihnen präsentiert, nicht ungeprüft für bare Münze.

Okay, Romantik und Erotik sind in meinen Text arg "hineinversteckt", also wäre "Experiment" oder "Seltsames" wohl angebrachter gewesen.

Ich habe dich also ungebremst mit meinem Wortschwall angesprungen. Das Fehlen eines Plots wollte ich nicht überdecken, meine Sätze sind artifiziell gebaut, ja geradezu im Hintereinander der Assoziationen gedreht und verflochten.

Ich freue mich, CHICA, dass du vergleichsweise stark "mitgegangen" bist. Ja fast, das ist mein Eindruck, bist du etwas ins Mitschwingen geraten. Trotz der Widerstände des mißratenen Textes.

Deine Zeilen haben mir gut gefallen. Muß alles, was eigentlich auf die Couch des Psychiaters gehört, hier ausgeschlossen sein?

Ich gebe dir ein paar Winke, CHIKA, was diesem Regensburg-Text zugrunde liegt.

Auf der Welt zu sein, ist für PUCK immerzu ein Problem, in diesem Fall ist es die Reise nach Regensburg. PUCK (w) arbeitet in einer kleinen Stadt an der Havel (EX-DDR) tagsüber in einem Zahnlabor. Sie ist sportlich und spröde ("Hemdtasche", "Wildreis"). Puck liebt Ingeborg-Bachmann-Texte und hat in Klagenfurt Blumen aufs Grab gelegt. Es gibt nur eine Übernachtung in Regensburg. Sie denkt, als sie eintrifft, schon wieder an die Rückfahrt. Puck ist nicht selbstsicher ("die Beine anziehen, Wärme suchen, - und sich selbst in der Fremde.") Sie ist jung ("erst mit einem Bein im Erwachsenenleben).

Mein Text fordert PUCK auf, sich auf das Neue einzulassen. Es ist der Wunsch, sie möge das auf-der-Welt-sein meistern. Und dass sie ein Liebeserlebnis (erstmals) haben wird, bei dem alles in Resonanz schwingt und sie "ankommt" - im Glück, wer sie drüben umschließt.

CHIKA, während ich das hier so hinschreibe, kommt mir dein Kommentar noch schmeichelnd, ja liebenswert-wohlwollend vor.

Nächstes Mal werde ich nach dem Plot gucken, die Assoziationen mit der Heckenschere beschneiden und den Leser nicht hinters Licht führen. Denn dieser Punkt geht voll an dich. Der Text ist einer Postkarte entnommen, eher für die Empfängerin verständlich als für euch.

Asche auf meinen Döz (wie wir in Hamburg sagen)
Funkenflug.

 

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