Was ist neu

Morbus disputationis mendacis

Seniors
Beitritt
18.04.2002
Beiträge
3.757
Zuletzt bearbeitet:
Anmerkungen zum Text

Morbus disputationis mendacis - sinngemäß: Krankheit des lügenhaften Disputierens.

Morbus disputationis mendacis

„Schnell, schnell, mach schon!“

„Wohin?“

„Clemens – ist die vier frei?“

„Auf, los, in die vier!“

„Um was gehts hier?“

„Er ist bewusstlos, wahrscheinlich Alkoholeinfluss.“

„Nee – eher hat er es mit dem Herzen, Amir, schau den doch mal genau an!“

„Aber nach den vorläufigen Untersuchungsergebnissen weist doch alles auf ein Hirntrauma hin.“

„Na ja, von irgendwelchen Geräten gemachte Abbilder …“

„… die schon gar nix über die Psyche des Mannes aussagen können.“

„Hey Leute – schaut, die Ergebnisse!“

„Ergebnisse haben keine Intuition, keine Erfahrung, denen kann man nicht trauen. Wann ist das CT zum letzten Mal umfassend kalibriert worden?“

„Schon länger her, zwei Jahre, etwa …“

„… siehste!“

Was sehe ich!? Es geht doch um Fakten: Eins plus eins plus eins ergibt doch immer noch drei!“

„Na ja – das hat dieser komische John, der Lennon, behauptet.“

„Der? Der ist doch schon ziemlich tot, außerdem war er Musiker, nicht grad ein Mathe-Genie. Was meinst du, Clemens?“

„Die Tatsache ist doch: Wenn du ein Nichts zu dem anderen addierst, dann hast du keine zwei Nichtse, das nähert sich eher asymptotisch an weniger als Null an. Das kannst du im Netz nachlesen, wenn es nicht wieder unterschlagen wird.“

„Ich mein doch nur … nun … was machen wir jetzt verdammt noch mal mit dem Patienten!“

„Genau, darum geht es. Wenn du mal deine geliebten Fakten aus dem Labor anschaust, dann siehst du, dass die Hämoglobinwerte, Kalium, Leukozyten – alle sind in der Norm, sogar der Komplementfaktor C3 und C4, da wird bis ins Detail gemessen!“

„Amir hat recht: So schlecht sieht das doch nicht aus, als Erstversorgung haben wir dem Patienten immerhin schon mal ein Pflaster auf die Stirn geklebt, ein sensitives! Und jetzt sollten wir sachlich, unideologisch und ergebnisoffen diskutieren, zum Wohle des uns anvertrauten Patienten. Ich will seinen Angehörigen nicht sagen müssen, dass in so einer angespannten Situation vorschnell gehandelt wurde.“

„Mach dir keine Sorgen, du bist gerade auf Grund deiner Jugend gestresst, sagen wir mal ‚emotional überengagiert‘, aber du wirst sehen, wir finden einen Kompromiss für die Behandlung, der dem Patienten und den Ärzten, auch dem Weltklima zugutekommt.“

„Um Herrgottswillen! Was hat das mit dem Klima zu tun! Der Mann atmet kaum noch!“

„Genau – und gibt somit weniger CO2 ab als du in deiner hyperventilatorischen Aufregung. Du kannst dankbar sein, wenn so ein kranker Mann deine Umweltsünden kompensiert. Eigentlich … eigentlich könnten wir darüber im ‚Journal for Climate-Studies‘ publizieren.“

„Gute Idee, Clemens! Vielleicht erwähnen wir unseren geschätzten Kollegen als Co-Autor. Weißt du, mein lieber Kollege, man muss immer die Gesamtheit sehen, nicht einzelne, angebliche Fakten und Konsequenzen, auch den Patienten, die Gesellschaft berücksichtigen. Du weißt doch sicher, wie sehr körperliches Wohlbefinden von den psychosozialen Gegebenheiten abhängt, darüber habe ich schon viel referiert und publiziert, zuletzt im ‚Mensch – Erde – Weltall‘ Magazin, dem Fachmagazin für Schwingungen und energetische Resonanzen. Weltweit gab es darauf gute Resonanzen.“

„Seid ihr noch bei Trost?! Gehen wir nicht mehr nach den Notaufnahme-Regeln von Prof. Dr. Compe und Frau Prof. Dr. Tenzge-Thue vor? Das hat sich doch über Jahre bewährt.“

„Na, na – diese ‚bewährten‘ Regeln werden im ganzen Bereich der Wüste Gobi nicht befolgt, die liebe Professorin war auch nur ein paar Jahre Notärztin, aber viele Jahre lang nach ihrer Pensionierung Autorin von bescheuerten rosaroten Kinderbüchern. Außerdem wurden diese Regeln erst vor zwölf Jahren eingeführt, überleg mal, wie lange es diese einengenden Vorschriften nicht gab! In diesen Zeiten war schließlich auch nicht alles schlecht, die medizinische Wissenschaft hat auch damals schon existiert. Wer weiß, ob diese Regeln in fünf oder zehn Jahren noch gelten …“

„… genau, bei den medizinischen Fortschritten! Kennst du nicht die Aussage der Organisation ‚FAKE‘, den ‚Frondierend argumentierenden Krankheits-Experten‘? Alles darf, nichts muss – in die Medizin übernommen werden.“

„Leute, ich darf hier offensichtlich nichts und muss auch nichts mehr: Schaut auf das EKG – der Mann ist tot!“

„Nur keine Hysterie, die überlassen wir den Frauen, werter Kollege. Andere Patienten kamen schon nachgewiesenermaßen tot hier an, da hat der hier doch viel bessere Chancen, sicher ist nur das EKG-Gerät kaputt!“

„Das klingt plausibel, ich ruf mal den technischen Service an.“

 

Hallo @Woltochinon,

ich müsste lügen, würde ich sagen, ich hätte genauestens verstanden, worauf du hinauswillst mit deinem Text. Dennoch habe ich ihn gerne gelesen.

Ich glaube, der Kontext der Diskussion in diesem Text ist nicht mal so wichtig, es geht um die generelle Diskussionskultur. Da wird mit anderen Themen abgelenkt. Argumente werden mit Trivialtäten abgedroschen, das hört man ja auch heute oft, vor allem, wenn mal was von den Grünen kommt, da hört man oft „diese Kinderbuchautoren“ und das zerschlägt dann alles, da kommt kein sinnvoller Diskurs mehr zustande. Und das Volk leidet dann daran. An einer Politik des Stillstandes, des ewigen Diskutierens, des Nicht-Handelns. Ob es nun um das Klima geht oder andere Gesetze oder generelle Veränderungen, Investitionen, Schuldenbremse und und und. Da wird nur gelabert und mit eigenen Errungenschaften geprahlt, die Argumente der Gegenseite werden abgedroschen, wo es nur geht. Bis der Patient tot ist, es dann auch egal wird. Das ist nicht nur in der Politik so. Das sehe ich auch oft im Internet (Gott sei Dank nicht hier) und oft frage ich mich, wann Meinungen und anekdotisches Halbwissen wichtiger geworden sind als wissenschaftlich belegte Fakten. Vielleicht war es ja schon immer so, das Internet macht es nur für jedermann ersichtlich.

„Mach dir keine Sorgen, du bist gerade auf Grund deiner Jugend gestresst, sagen wir mal ‚emotional überengagiert‘, aber du wirst sehen, wir finden einen Kompromiss für die Behandlung, der dem Patienten und den Ärzten, auch dem Weltklima zu Gute kommt.“

zugutekommt

Ein wirklich guter Text, gut auf den Punkt gebracht, danke dafür.

Ich wünsche ein erholsames Wochenende.

Liebe Grüße
gibberish

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Woltochinon ,

ich finde, der Text ist schwer lesbar. Und es wird auch nicht genau ersichtlicht, wer wann spricht.

„Nee – eher hat er es mit dem Herzen, Amir, schau den doch mal genau an!“ „Aber nach den vorläufigen Untersuchungsergebnissen weist doch alles auf ein Hirntrauma hin.“ „Na ja, von irgendwelchen Geräten gemachte Abbilder …“ „… die schon gar nix über die Psyche des Mannes aussagen können.“ „Hey Leute – schaut, die Ergebnisse!“
Manchmal - wie oben - wird normale Schrift mit Schrägschrift abgewechselt. Da ist das Hin und Her klar, aber an anderer Stelle wieder nicht. Ich komme da durcheinander. Weiß auch nicht, wieviele Leute eigentlich am Patienten herumbasteln.
Na ja – das hat dieser komische John, der Lennon, behauptet.“ „Der? Der ist doch schon ziemlich tot, außerdem war er Musiker, nicht grad ein Mathe-Genie. Was meinst du, Clemens?“
Okay -Offensichtliches wird abgeschmettert, nur weil der Urheber der Aussage kein 'Fachmann' ist.
„Amir hat recht: So schlecht sieht das doch nicht aus, als Erstversorgung haben wir dem Patienten immerhin schon mal ein Pflaster auf die Stirn geklebt, ein sensitives! Und jetzt sollten wir sachlich, unideologisch und ergebnisoffen diskutieren, zum Wohle des uns anvertrauten Patienten. Ich will seinen Angehörigen nicht sagen müssen, dass in so einer angespannten Situation vorschnell gehandelt wurde.“
Hm, es wird ein Problem zum Schein (Pflaster) angegangen, im Ganzen wird aber nur gelabert statt gehandelt. Und immer die Angst was die anderen (vermutlich Wähler?) sagen.
Also es wird einigermaßen klar, worauf du hinauswillst - aber so ganz wieder nicht. In der Richtung, wie @gibberish es deutet, das denke ich auch. Aber vom lateinischen Titel bis zu den Professorennamen, vom Problem zu wissen, wer gerade spricht bis dahin, dass unklar ist, wie der Patient in der Notaufnahme landete - da ist einfach zu viel 'Fremdes', um den Text mit wirklicher Freude als Satire zu lesen.

Aber der Kerngedanke - wenn ich ihn richtig erfasse - ist gut in dieser Szenerie aufgehoben. Der Patient (die Menschheit? Der Erdball an sich, bedroht von Artensterben und Klimakatastrophe?) stirbt unter der Diskussion derer, die etwas tun könnten. Um das klar zu kriegen wäre es schön, wenn mit dem Patienten aus irgendeinem Grund auch das Behandlerteam sterben würde :-).
Wie dem auch sei, für mich funktionier es noch nicht, ich mag aber den Ansatz.

Grüße Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Henry K.

Also: Vielen Dank für deine ausführliche und konstruktive Kritik!

Ich kann also schon mal das Fazit ziehen, dass das kein gefälliger Text ist.
Das hätte ich nicht erwartet, aber interessant, dass das so auf dich wirkt. Ich hatte eher Sorge, alles sei zu einfach.

Zwei Leute in der Notaufnahme, einer davon jung, diskutieren, wie sie mit einem Patienen umgehen sollen
Es sind drei Leute: Zwei 'Fachleute' und der 'Kursive' Fachmann.

Das Problem ist: Der Text wirft einen direkt ins Geschehen, mit Fachbegriffen und dieser ungewöhnlichen Form.
Ist das nicht mal ein Kennzeichen einer Kurzgeschichte gewesen? Aber ich kann das schon verstehen, Lesern fehlen oft Details. Aber gerade bei einer Satire finde ich alles was potentiell ablenkt, überflüssig.

Bis man sich orientiert hat, hat man schon eine Menge Details überlesen, die für die spätere Reflexion wichtig wären.
Das will ich natürlich nicht, damit muss ich mich noch mal mit beschäftigen.

Er besteht nur aus Dialog und innerem Monolog
Eigentlich ist es ein Drialog/Trialog (falls es das Wort gibt).

So redet doch niemand, oder?
Oh doch! Diese herablassend, überhebliche, väterliche Arroganz gibt es nicht nur bei Medizinern. Und da eine Satire überspitzt, muss man auch nichts alltägliches erwarten.

Aber dann eben auch nicht, denn es geht hier ja ums Größere und um Allgemeines.
Ja, genau. Es geht um die typischen rhetorischen Tricks der Argumentation.

Aber hier sollen ja Denkschulen besprochen werden, die bei jedem solcher Notfälle wirken
Die Medizin ist nur die Bühne zur Darstellung einer allgemeinen Problematik.

Daher gibt es dann doch keinen Grund für diese Eile und Nacktheit im Erzählen.
Wie gesagt, in manchen Settings finde ich das schon angebracht. Es hieß hier im Forum auch schon 'bringt das die Handlung weiter?' Natürlich hast du da einen wunden Punkt meiner Schreiberei getroffen, ich bin oft zu knapp, als zu ausführlich. Aber Mann, Henry K. in diesem einen, speziellen Fall! Sei gnädig! ;)
Und die beiden Figuren werden auch öfter im fachlich-theoretischen Austausch sein, warum kommt das alles erst dort hoch?

Na gut - irgendwann ist immer das erste Mal. Ich dachte halt, der junge Arzt ist neu im Notdienst.

Danke Henry K. für deine Zeit und deine Perspektive.

Beste Grüße,

Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @gibberish,

ich dachte schon, der Text geht ganz am Ziel vorbei, aber du hast mich gerettet.
Danke für den Rechtschreib-Hinweis!

ich müsste lügen, würde ich sagen, ich hätte genauestens verstanden, worauf du hinauswillst mit deinem Text. Dennoch habe ich ihn gerne gelesen.
Ich denke, das Lügen bleibt dir erspart - du hast das doch gut verstanden! Bin erleichtert, natürlich auch erfreut, wenn du das Ganze gerne gelesen hast.:bounce:


Ich glaube, der Kontext der Diskussion in diesem Text ist nicht mal so wichtig
Genau! Man stellt am Speziellen das Allgemeine dar. (Na ja, so eine Art induktiver Schluss).

es geht um die generelle Diskussionskultur.
Ja, man kann einige verschiedenen Arten fieser Argumentation in den Dialogen erkennen.

da kommt kein sinnvoller Diskurs mehr zustande
Der faktenbasierte Diskurs wird ganz raffiniert untergraben, leider inzwischen ein Alltagsphänomen.

Bis der Patient tot ist, es dann auch egal wird.
Und der Patient steht halt für alles Mögliche.

Ein wirklich guter Text, gut auf den Punkt gebracht, danke dafür.

Ich danke dir für dieses Statement!:gelb:

L G,

Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Woltochinon

Ich bin ja noch ein "Newbie" hier im Forum. Aber das war bisher die beste Story die ich hier lesen durfte!

Es liegt vielleicht daran, dass ich bei diesem Thema vorbelastet bin, weil ich selbst im Gesundheitswesen arbeite. Deshalb hat mich hier im Gegensatz zu meinen Vorrednern nichts verwirrt.

Also, wenn du nicht auch selbst in diesem Bereich arbeitest, hast du wahnsinnig gute Recherche Arbeit geleistet. Klar, es ist in eine Form gebracht worden, damit man es auch gut als Kurzgeschichte lesen kann. Trotzdem ist es unglaublich lebensnah beschrieben. Ich darf eigentlich gar nicht sagen, dass ich Gespräche solcher Art aus meinem Berufsleben kenne. Natürlich etwas weniger überspitzt formuliert.

Ich kann den Text auch relativ gut interpretieren. Für mich ist das ein Zwiegespräch unter Medizinern, die völlig in ihrer rational diagnostischen Welt gefangen sind. Kluge Leute, sehr kluge sogar. Aber irgendwann während ihrer Studien ist ihnen jede Menschlichkeit abhanden gekommen.

Einst haben sie den hypokratischen Eid geschworen. Aber mittlerweile geht es nur noch darum, auf dem jeweiligen Fachgebiet der beste zu sein. Um wissenschaftliche Beiträge in Fachzeitschriften. Darum, den eigenen Namen möglichst groß irgendwo erwähnt zu sehen. Das Ego steht über der Nächstenliebe. Das Geldverdienen über dem Menschenleben Und leider kenne ich das aus der Realität nur zu gut.

Sprachlich und von der Rechtschreibung her habe ich nichts gefunden, sehr sauber gearbeitet!

Deshalb hier nur noch ein paar Stellen, die ich besonders stark fand:

„Amir hat recht: So schlecht sieht das doch nicht aus, als Erstversorgung haben wir dem Patienten immerhin schon mal ein Pflaster auf die Stirn geklebt, ein sensitives! Und jetzt sollten wir sachlich, unideologisch und ergebnisoffen diskutieren, zum Wohle des uns anvertrauten Patienten. Ich will seinen Angehörigen nicht sagen müssen, dass in so einer angespannten Situation vorschnell gehandelt wurde.“

Der erste Schlag in die Magengrube. "Wir haben letztlich gar nichts getan." Aber durch unsere eigene Selbstüberhöhung reden wir uns ein, dass wir unser bestes gegeben haben.

„Genau – und gibt somit weniger CO2 ab als du in deiner hyperventilatorischen Aufregung. Du kannst dankbar sein, wenn so ein kranker Mann deine Umweltsünden kompensiert. Eigentlich … eigentlich könnten wir darüber im ‚Journal for Climate-Studies‘ publizieren.“

Bitterböse! Ja ich bin der Held! Der Mediziner, der im Journal publiziert ist besser und vor allem höher angesehen, als derjenige, der zum Wohle des Patienten arbeitet.

„Nur keine Hysterie, die überlassen wir den Frauen, werter Kollege. Andere Patienten kamen schon nachgewiesenermaßen tot hier an, da hat der hier doch viel bessere Chancen, sicher ist nur das EKG-Gerät kaputt!“

Genau. Das kenne ich von der Intensivstation. Immer schön den Blick auf den Monitor gerichtet. Vitalparameter, Laborwerte - Alles gut! Aber wer ist der Mensch hinter den Geräten? Das will man lieber gar nicht wissen.

Ein hammerhartes, böses Stück! Danke dir dafür!

Liebe Grüße
Rainbow Runner

 

Hallo @Eva Luise Groh,

du hast mir eine angehnehm ausgewogene Kritik geschrieben, ich bilde mir zumindest ein, dein Gefühl beim Lesen nachvollziehen zu können. Danke!

Manchmal - wie oben - wird normale Schrift mit Schrägschrift abgewechselt. Da ist das Hin und Her klar, aber an anderer Stelle wieder nicht. Ich komme da durcheinander. Weiß auch nicht, wieviele Leute eigentlich am Patienten herumbasteln.
Ja, das ist wirklich ein Problem. Ich wollte nicht durch so dazwischen geschobene Sätze, die nur Erläuterungsfunktion haben, den Redefluss unterbrechen. Z.B. 'Amir atmete tief durch und wandte sich an Clemens.' Damit ist sozusagen der 'Wink mit dem Zaunpfahl', wer spricht verloren gegangen. Eigentlich ist es klar: Zwei reden abwechselnd gegen den 'Kursiven', der Kollege genannt wird, die beiden anderen heißen Amir und Clemens, wechseln sich ab. Manchmal auch, indem sie sich ins Wort fallen:

„Schon länger her, zwei Jahre, etwa …“

„… siehste!“
Da ist doch der Sprecherwechsel deutlich?

Und immer die Angst was die anderen (vermutlich Wähler?) sagen.
Das ist eine valide Interpretation, mir geht es eigentlich mehr um die manipulative Methodik einzelner Diskussionsweisen.

Professorennamen

Die sind schon komisch, aber es gibt so viele internationale Wissenschaftler, da kommen schon seltsame Namen vor. Es gibt einen Grund für die Namen ...

Der Erdball an sich, bedroht von Artensterben und Klimakatastrophe?) stirbt unter der Diskussion derer, die etwas tun könnten.
Das ist gewissermaßen eine der möglichen direkten Interpretationen. Durchaus ansprechend.

Um das klar zu kriegen wäre es schön, wenn mit dem Patienten aus irgendeinem Grund auch das Behandlerteam sterben würde :-).
Leider ist dies oft die einzige Lösung für ein aus dem Ruder gelaufenen Trend: Erst wenn die Vertreter einer geistigen Stömung sterben, stirbt auch das Vertretene. Schöner wäre, wenn sich einfach das Vernünftige durchsetzt.

Wie dem auch sei, für mich funktionier es noch nicht, ich mag aber den Ansatz.

Das sieht nach Arbeit für mich aus! Vielleicht konnte ich dich aber auch ein wenig 'bekehren'?

LG,

Woltochinon

 

Hallo @Rainbow Runner,

puh - da muss ich erst mal durchatmen, nach deinem riesigen Lob (und ich hatte schon gedacht, die Geschichte geht in die Hose ...).:anstoss:

Ich bin ja noch ein "Newbie" hier im Forum. Aber das war bisher die beste Story die ich hier lesen durfte!
Von so einer Aussage träumt wohl jeder Autor!


die völlig in ihrer rational diagnostischen Welt gefangen sind. Kluge Leute, sehr kluge sogar. Aber irgendwann während ihrer Studien ist ihnen jede Menschlichkeit abhanden gekommen.
Leider ist das die Konsequenz der Medizinfabriken (auch wenn ich durchaus Ausnahmen kenne). Da spricht man nicht von Herrn Meier auf Zimmer zwölf, sondern vom 'Herzinfarkt' auf der zwölf'.

Um wissenschaftliche Beiträge in Fachzeitschriften. Darum, den eigenen Namen möglichst groß irgendwo erwähnt zu sehen. Das Ego steht über der Nächstenliebe. Das Geldverdienen über dem Menschenleben Und leider kenne ich das aus der Realität nur zu gut.
Trotz aller persönlichen Freude über deinen Kommentar: Es ist schon traurig, wenn du als Insider die beschriebenen Situationen aus der Praxis kennst.

Der Mediziner, der im Journal publiziert ist besser und vor allem höher angesehen, als derjenige, der zum Wohle des Patienten arbeitet.
Ja, publish or perish - immer noch ein aktuelles Problem. Da werden Hierarchien zementiert.

Genau. Das kenne ich von der Intensivstation. Immer schön den Blick auf den Monitor gerichtet. Vitalparameter, Laborwerte - Alles gut!
Ich bin durchaus ein Freund von handfesten Laborwerten und Untersuchungen, aber der 'Mensch ist mehr als die Summe seiner Laborwerte'. Dies sollte in jedem Medizin-Hörsaal an der Wand stehen. Wobei ich schon verstehen kann, wenn man sich auf solche Werte konzentriert: Sie sind halt etwas Konkretes, bei einem unübersichtlichem, diffusem Krankheitsgeschehen ist das (zumindest vorübergehend) eine Entlastung bei Entscheidungen.

Dieses medizin-orientierte Szenario eignet sich, wegen der ernsten Konsequenzen und dem Bezug zu einer bekannten Erfahrungswelt besonders gut für die Darstellung einer absurden, letztlich perfiden Manipulation der Meinungsbildung. Wobei ich diese Argumentationsweise keiner Gruppe pauschal unterstellen möchte.

Also - vielen Dank,

l G,

Woltochinon

Hallo @Henry K.,

ist bei diesem Text wirklich alles an mir vorbei gegangen und ich habe tatsächlich nichts gecheckt

So krass musst du das nicht sehen. Ich danke dir für deine Rückmeldung! :thumbsup:

Beste Grüße,

Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Außerdem wurden diese Regeln erst vor zwölf Jahren eingeführt, überleg mal, wie lange es diese einengenden Vorschriften nicht gab!

Na, das ist je mal was bitter, bitter böses, dass mit der Illusion spielt, die „Besatzung“ gleich welchen Krankentransportwagens wisse nicht, wohin mit dem Transport ...

„Schnell, schnell, mach schon!“
Wohin?“
„Clemens – ist die vier frei?“

lieber – oder doch eher bitter, bitter böser @Woltochinon !

Nun gut, das wäre denn ein einziger Schwachpunkt in dieser Satire, wird doch i. d. R. die Besatzung von Rettungswagen (oder der Notarzt) wissen, wohin mit dem „Patienten“ [oder "Kunden" - aber im Notfall ist selbst das Wettbewerbsrecht unter den Konkurrenzunternehmen einer Lokalität auszuschließen]. Nach 21 Jahren bis Ende des vorigen Jahrtausends beschäftigt an einem „katholischen“ Krankenhaus (gekommen, um betriebswirtschaftliche Kostenrechnung zu installieren, und hernach als Vorsitzender der „Mitarbeitervertretung“ mit „halber“ Freistellung (bevorzugt ab High Noon, Brandherde vor 12 waren „niedrig“ zu halten oder gar zu verschieben, ggfs. auf den Feierabend) vor allem im „Krieg“ mit der Verwaltung, die im „Direktorium“ (Propst der Gemeinde, (der auch mal naiv fragte, "wohin mit den Gewinnen?", Verwaltungsdirektor oder ihrer Stellvertreter, ärztl. Direktor und Pflegedienstleiter [oder deren Stellvertreter[in]) das „katholische“ Sondervermögen leitete und nach meinem Ausscheiden benachbarte Krankenhäuser „einsackte“ und dann doch letztlich von einem Schweizer Konzern „aufgekauft“ wurde. Der finanziell Größere frisst den Kleineren (wenn er ihn nicht ganz beseitigt und stilllegt). Das (betriebswirtschaftliche) Gesundheitswesen als Spielwiese des soliden Kapitalismus ...

Aber wo ist die Satire bei dieser nahezu naturalistischen Darstellung?,

frag ich mich,

lieber Wolt?

 

Hallo @Friedrichard,
lieber Friedel,

ach, wie nett, dass du vorbeischaust!
Ein Urgestein mit über 6000 Kommentaren ...


Na, das ist je mal was bitter, bitter böses, dass mit der Illusion spielt, die „Besatzung“ gleich welchen Krankentransportwagens wisse nicht, wohin mit dem Transport ...
Nun gut, das wäre denn ein einziger Schwachpunkt in dieser Satire, wird doch i. d. R. die Besatzung von Rettungswagen (oder der Notarzt) wissen, wohin mit dem „Patienten“ [oder "Kunden"
Friedel, freut mich natürlich, wenn du nur diesen einen "Schwachpunkt" gefunden hast.
Die Freude ist besonders groß, da dieser Makel nicht existiert :cool:. Die Szene spielt nicht frisch aus dem Krankenwagen, sondern im Krankenhaus, nach dem CT und der Ausgabe der Laborwerte. In dieser Situation sieht man doch immer wieder mal umherirrende, nach einem Behandlungszimmer suchendes Ärztepersonal, die den Patienten z.B. aus dem CT-Raum übernehmen (sie irren auch nicht durchs Gebäude, sondern haben halt die Wahl zwischen verschiedenen Zimmern, da kann man schon mal fragen).

Aber wo ist die Satire bei dieser nahezu naturalistischen Darstellung?,

Da hätte ich wohl wirklich mehr mit dem Pfahl des Zaunes wedeln müssen:crying:? Dachte, allein der Titel sei schon Hinweis genug: Das medizinische Setting, so kritikwürdig es auch sein mag, ist nur das Vehikel für das eigentlich angsprochene Problem. Es geht um die im Alltag immer wieder vorkommenden Tricks bei der Argumentation, die von den Ärzten hier vorgeführt wird, die zur Verfälschung von Fakten und Meinungsmache mißbraucht werden (die populärwissenschaftliche Sendung MAITHINK X hat das neulich thematisiert, nach meiner Satire, da war ich mal der Zeit voraus).
Ich muss zugeben, dass ich nach meinem Wiedereinstieg ins Forum etwas enttäuscht bin, wie wenig Interesse einem so wichtigen Thema entgegengebracht wird. Man sieht ja, welche tödlichen Konsequenzen so eine Vorgehensweise hat.– :D


Der Vollständigkeit halber, weil das mal zur Sprache kam: Die Professoren Compe und Tenzge-Thue heißen nicht umsonst so: Kompetenz-Getue, eine Marotte von mir, diese Namensgebung.

Du hast mich natürlich (wieder mal) überrascht, welche Erfahrungen du gemacht hast,

"wohin mit den Gewinnen?"
ist doch schon eine Vorlage für eine Satire deinerseits ...

Jetzt bin ich auch etwas ins Plaudern gekommen, danke für deine Zeit!

Beste Grüße,

Wolto

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom