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Orpheus und Eurydike

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19.05.2004
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Orpheus und Eurydike

Als der arme Orpheus seine geliebte Gattin Eurydike durch einen Schlangenbiss verliert, macht er sich auf den langen weg in die Unterwelt zum Gott Hades. Dort angekommen, steht er in zähen Verhandlungen mit diesem. Er möchte seine Gattin zurückholen zu den Lebenden. Die Verhandlungen gestalten sich jedoch in der Realität ein wenig anders, als wir es vom guten Dichter Ovid kennen.

Orpheus und Eurydike
- aus der Sicht eines Beamten-Geschädigten -

(Es klopft)
Hades (erbost): Was ist denn jetzt schon wieder?
(Er öffnet)
Orpheus: Guten Tag, bin ich hier richtig in der Unterwelt?
Hades: Das können Sie wohl sagen. Ich kaufe nichts, ich spende nichts und meine Rechnungen habe ich auch alle bezahlt. Vollständig. Also, was wollen Sie?
Orpheus: Meine Frau.
Hades (lacht): Die habe ich nicht. Ich bin treu.
Orpheus: Sie verstehen mich falsch.
Hades (zornig): Ich verstehe Sie schon richtig. Und jetzt fort mit Ihnen!
(Er schlägt die Türe zu. Orpheus beginnt zu singen.)
Orpheus (singt): „Oh, geliebte Eurydike, wie sehr mag ich dich,
du fehlst mir so sehr....“
Hades: Mein Gott, das ist ja schrecklich! Hören Sie auf, da bleibt ja glatt Sisyphus` Stein auf halbem Wege liegen! Also, was wollen Sie?
Orpheus: Das sagte ich bereits.
Hades: So genau wollte ich es gar nicht wissen.
Orpheus (traurig): Ich habe gestern meine Frau verloren. Sie wurde von einer ungeheuren Schlange gebissen. Ich zerbreche noch am Schmerz und an der ewigen Trauer, wenn ich sie nicht gleich zurück bekomme.
Hades: Für solche Romanzen habe ich jetzt keine Zeit. Setzen Sie sich ins Wartezimmer. Und vergessen Sie nicht, ein Nümmerchen zu ziehen!
Orpheus: Aber verstehen Sie meine Gefühle nicht? Sie kennen doch das Lied von...
Hades: Nein, nein, warten Sie! Bitte nicht noch ein Lied. Meine Ohren sind noch vom letzten geschädigt. Bei Ihrer miserablen Stimme spielt ja die Natur glatt verrückt! Da bleibt ja selbst Ixions Rad stehen.
(Orpheus starrt ihn an.)
Hades: Da schauen Sie, was! (seufzt) Ich werde einmal in meinen Akten stöbern. Wie heißt denn ihre teure Gemahlin?
Orpheus: Eurydike. Oh wie schmerzt es mich, wenn ich deinen Namen spreche.
Hades: Immer diese komplizierten modernen Namen. Hier, schreiben Sie es mir auf.
(Er reicht Stift und Papier.)
Orpheus: Und Sie meinen, Sie können wirklich etwas tun?
Hades: Ich schau mal nach. Dann bin ich Sie endlich los!
Orpheus: Oh, wie sehr habe ich gelitten auf meiner langen Reise herab in die Unterwelt! Bei der Überfahrt des Styx wurde mir seekrank und dann dieser böse dreiköpfige Köter.
Hades (grimmig): Nun, ein bisschen freundlicher, wenn ich bitten darf! Cerberos ist kein Köter!
Orpheus: Entschuldigung!
Hades: Na, das will ich aber auch hoffen.
(Er schaut in seinen Akten nach.)
Hades: Oh, das sieht schlecht aus. Bei einem Schlangenbiss schließen die Statuten eine Rückkehr für Ihre Euphelie...
Orpheus: Eurydike.
Hades: Ist auch egal. Jedenfalls kann ich Ihre Gattin nicht zurück holen. War nett, Sie kennengelernt zu haben, dort ist die Türe.
Orpheus (beginnt zu schluchzen): Oh geliebte Eurydike!
Hades: Nun hören Sie auf zu heulen! Sie machen ja noch die ganze Unterwelt verrückt!
Orpheus (traurig): Aber ohne sie kann ich nicht leben. Sie müssen mir meine Gattin zurück geben. Soll ich Ihnen etwas vorsingen?
Hades (erschrocken): Bloß nicht! Mein Gott, dann rede ich eben mit meinem Chef. Wenn diese blöden Menschen nicht immer ihren Willen durchsetzten müssten. Setzen Sie sich ins Wartezimmer.
Orpheus (erleichtert): Danke vielmals! Ich danke Ihnen!
Hades: Ach, verschwinden Sie!
(Er knallt die Türe zu, nach einer dreiviertel Stunde öffnet sich diese wieder.)
Hades: Herr Orpheus?
Orpheus: Hier. Sie haben mich ziemlich lange warten lassen.
Hades: Jetzt kommen Sie mir nicht auf diese Tour. Ich habe wirklich besseres zu tun. Hier an der Pforte stehen die Todgeweihten schon lange Schlange. Außerdem sind Tantalus` Zweige defekt und müssen repariert werden. Ich muss mich ja um alles in diesem Laden kümmern. Und der Chef liegt auf seiner Sänfte und lässt sich nach Strich und Faden verwöhnen. Sie kosten mir nur wertvolle Zeit.
Orpheus: Was sagt denn ihr werter Herr Chef?
Hades: Nun, der große Jupiter lässt ausrichten, dass - nach zäher Verhandlung meinerseits – ihre geliebte Eurelia...
Orpheus: Eurydike.
Hades: Soll sie heißen, wie sie will! Jedenfalls darf sie mit zurück.
Orpheus (voll Freude): Oh, danke schön! Wie kann ich Ihnen nur gebührend danken? Richten Sie dem großen Jupiter meinen seligsten Dank aus!
Hades: Danken Sie lieber mir und meinem unwiderstehlichem Charme.
Orpheus: Wo ist denn meine geliebte Eurydike nun? Wo kann ich sie sehen?
Hades: Nicht so voreilig, mein lieber Herr Orpheus.
Orpheus: Wie meinen Sie das?
Hades: Der große Jupiter lässt ausrichten, es gebe da eine kleine Bedingung, die Sie einhalten müssen, während Sie die Unterwelt verlassen...

 

hallo Vondi

Ersetzt bitte, bitte Jupiter durch Zeus :dozey:
Auch in einer Satire mischt man römische und griechische Götter nicht durcheinander! Das tut man einfach nicht :xxlmad:

ok, ok, kommen wir nun zum eigentlichen Inhalt.
Ich muss sagen, dass ich Geschichten in der Dialogform nicht wirklich mag. Das mag daran liegen, dass sie oft daneben gehen. Leider ist das auch hier der Fall, ich fand diese KG nur ansatzweise witzig.
Stilistisch kann ich nix sagen, da es in dieser KG-Form eigentlich auch nix zu beurteilen gibt (Meiner bescheidenen Meinung nach)

so long
Kerberos

 

Hallo Kerberos,
ich denke, wir sind anderer Auffassung, wenn es um den Begriff "Satire" geht. Eine Satire muss nicht unbedingt so gestaltet sein, dass man sich totlacht, wenn man sie sieht. Du kennst doch sicher den Begriff der spitzen Feder. Klar, witzig muss sie schon sein, was man aber sicher vom Text schon sagen kann.
Ich denke einfach, du hast dich nur stur vor deinen Computer gesetzt und die Geschichte, ohne sie richtig zu interpretieren. Die Form musste ich leider als Dialog gestalten, sonst wäre es ein wenig langweilig geworden.
Think about it!!
vondi :thumbsup:

 

Hallo vondi,

die Frage, der Umsetzung deines Plots in Form eines Dialogs oder eben in erzählter anderer Form ist gewiss eine Geschmackssache und Geschmäcker sind verschieden. Ich denke, man kann da nicht von richtig oder falsch reden.
Die Frage, die sich aber immer stellt, ist die, ob einen eine Geschichte zu fesseln, zu bannen vermag, weil sie so geschickt spannend und fesselnd umgesetzt wurde.
Daran ermangelt es meiner Meinung nach an deinem Text. Ich fand es etwas mühsam, mich durch den Dialog zu kämpfen.

Und ich habe mich gefragt, was an deiner Geschichte satirisch sein soll.
Wäre dir für eine Antwort dankbar.

Lieben Grúß
lakita

 

Hallo lakita,
nun, die Geschichte ist mir eingefallen, als ich in einer Behörde einfach nur nach einem Weg in ein Zimmer gefragt habe. Soll eine Kritik an den vielen Beamten sein (es gibt aber auch Ausnahmen!!!), die sich in äußerst genervter und patziger Form den fragen der Besucher annehemen. Wenn wir mal auf die eigentliche Orpheus-Geschichte zurückdenken, müsste Hades in seiner Stellung auch ein Beamter gewesen sein.
Das satirische an der Geschichte sehe ich einfach in der kompletten Umwälzung der Geschichte in einen anderen Plot.
vondi

 
Zuletzt bearbeitet:

Zumindest in der vorliegenden Form ließ sich eine Beziehung zu Beamten nicht erkennen, diese kennzeichnen sich durch starre Regelbefolgung, Beharren auf Formalitäten, Formularen und Paragrafen ... ich dachte die ganze Zeit, das Komische an der Sache wäre, dass Orpheus singen will.

Der Einleitungssatz lässt nicht auf Hades als einen Beamten schließen.

Orpheus: Guten Tag, bin ich hier richtig in der Unterwelt?
Hades: Das können Sie wohl sagen. Ich kaufe nichts, ich spende nichts und meine Rechnungen habe ich auch alle bezahlt. Vollständig. Also, was wollen Sie?

 

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