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Pandora

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29.07.2003
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Pandora

Pandora (2. Version)

Über der einsamen Bergsiedlung Carbonek lag das Forschungslabor, von Bäumen und Dickicht umgeben, nahezu unsichtbar am Hang.

Der Transrapid sauste mit enormer Geschwindigkeit an der dunklen Landschaft vorbei. Der Himmel hatte sich längst schwarz gefärbt und es begann zu regnen. Vereinzelte Tropfen trommelten an die Scheibe.
Clayton Reyno interessierte sich nicht dafür. Er saß in einem leeren Zugabteil und las die Tageszeitung.

"Nichts Neues heute.", grummelte er vor sich hin. Er war ein Nachtmuffel, genauso wie sein Vater; das hatte Mutter ihm früher immer gesagt. Er würde alle Frauen vor ihm verschrecken, hatte sie gesagt, doch er wollte daran gar nichts ändern.
Endstation - der Transrapid hielt an und die Türen des Abteils sprangen auf. Clayton steckte die Zeitung in den Müllschlucker neben der Tür, der sie sofort aufsaugte und mit einem Glucksen auflöste.

Er verließ den Zug und ging mäßigen Schrittes durch den kleinen, gemütlich anmutenden Bahnhof, mit der alten Bahnhofsuhr, die ihn früher sehr interessiert hatte, denn es war die einzige Uhr, die noch Zeiger besaß. Ein letzter Zeitzeuge, dachte er. Doch dafür blieb ihm heute keine Zeit. Clayton lief die Treppe hinunter.

Mit seinen 52 Jahren war Clayton noch ein richtiger Jungspund, noch immer ledig und sehr versiert in seinem Fach, der höhreren Physik. Seine Schläfen waren leicht angegraut, verliehen ihm aber ein gewisses Etwas, um das ihn die meisten seiner männlichen Kollegen beneideten. Behende schlurfte Clayton durch den Regen zum Labor hinüber; er wurde etwas nass, aber daran störte er sich nicht.
Die Erkennungsoftware ließ die Türen vor ihm auseinander, und hinter ihm wieder zusammengleiten.

In dem grauen Bunker in dem er sich nun befand saß hinter einer Reihe von Monitoren versteckt der Nachtwächter.
"Mr. Reyno.", grüßte er freundlich, ein altmodisches Buch in der Hand.

Menschliches Aufsichtspersonal war in den meisten Orten schon vor einiger Zeit wegrationalisiert worden, doch Clayton vertrat die Meinung, wie seine Vorgesetzten auch, dass man für so einen Beruf nur Menschen einstellen könne.

"Hallo.", raunzte er zurück. Es war nicht böse gemeint, aber so war er nun einmal - um diese Uhrzeit etwas unliebsam.
"Ist Susanne schon da?" Susanne war seit jeher Claytons Partnerin in seiner Forschungsarbeit, eine junge Frau, dunkelblond, hübsch und hochqualifiziert, wie er fand. Sie hatte ein enormes Fachwissen, das er stets bewundert hatte.

"Ja, sie arbeitet schon. Ach übrigens: Mr. Yu wartet auf sie - schon über eine Stunde lang." Der Nachtwächter klang nun aufgebracht.
"Es geht um etwas sehr wichtiges- ich glaube um die Finanzierung ihres neuen Projektes."
Clayton war mit einem Mal hellwach.
"Ich habe ihm gesagt, dass sie erst gegen elf kommen, aber-"
"Danke Harry; er ist in der Beobachtungslounge, nehme ich an?"
Clayton wartete nicht auf eine Antwort, sondern ging sofort den Gang entlang auf das Zimmer zu.

Chi Yu stand am Fenster. Er trug einen hellen, perfekt geschnittenen Anzug, einen seidenen Mantel über die Schultern gelegt und war auf seinen silbernen Gehstock gestützt. Er hat Geschmack, dachte Clayton, das muss man ihm lassen.
Yu schien sein bläuliches Spiegelbild an der Scheibe zu betrachten, in Wirklichkeit sah er aber hindurch - Er musterte Carbonek, das im Tal lag.

"Reyno.", sagte Yu, ohne sich umzudrehen. Blitze zuckten in der pechschwarzen Umgebung.
"Seit über sechs Monaten stecke ich mein Geld in ihre „Forschungen", begann Yu seine Rede. Er machte eine kleine Pause und fuhr dann fort. "Nun ist es Zeit, dass ich Ergebnisse sehe."
"Nicht mehr lange, Mr. Yu und wir werden ein volles Spektrum von alternativen Ener-"
"Kommen sie mir nicht damit, Reyno." Yu drehte er sich herum und sah in Claytons Augen.
"Sie wissen was ich möchte." Dann drehte er sich zurück und beobachtete wieder das Naturschauspiel. Die schwarzen Nadelholzbäume bäumten sich gegen den Wind auf und immer wieder blitzte es.
"Es könnte der Schlüssel zur Erlösung der Menschheit sein!", dabei wurde Clayton laut.
"Hier in Carbonek! Wir könnten es schaffen, es könnte eine neue Weltordnung-"
Yu unterbrach ihn abrupt: "Menschen töten Menschen, Reyno- sie wissen das! Sie haben es gesehen." Bilder überschwemmten Claytons Bewusstsein. Bilder des Krieges. Eines Krieges der Unabhängigkeit. Chi Yu erinnerte ihn an seine Jugend, an Dinge, die er besser vergessen wollte. "Diese Zeiten sind vorbei."
Yu trat an ihn heran. "Nein, das sind sie nicht. Ich finanziere ihr Projekt- Sie werden es fortsetzen, wie ich es im Sinn habe. Geben sie mir, was ich verlange. Bitte keine Ausflüchte mehr."

Die letzten sechs Monate hatte Clayton mit Susanne an Pandora gearbeitet. Das Projekt war abgeschlossen. Sie hatten einen Sonnenreaktor gebaut, einen Reaktor, der einmal in Gang gesetzt dazu in der Lage war immer weiter Energie zu fördern. Wie eine Sonne. Das Problem, den Reaktor in seinen Grenzen zu halten, hatten sie schon vor einiger Zeit gelöst. Die Feldschwingungen waren ausgeglichen.

Doch das war es nicht, was Yu damit im Sinn hatte. Das war es nicht, wofür er sein Geld gestiftet hatte, und das war es auch nicht, was das Forschungsprojekt so besonders machte.

"In zwölf Stunden, werde ich wieder kommen." Yu schritt verärgert aus der Beobachtungslaunch und verließ die Forschungseinrichtung.
Clayton Reyno war bestürzt. Sein schlechtes Gewissen, das er wochenlang effektiv unterdrück hatte, meldete sich nun zurück.

Er betrat das Labor direkt und ging auf Susanne zu. Sie stand vor dem riesigen Reaktor und blickte in die Höhe. Dann drehte sie sich zu ihm um.

"Guten Morgen.", sagte Susanne. Sie war so hübsch wie immer, dachte er jetzt. Vielleicht hätte er sie besser kennen lernen können als in den letzten sechs Wochen.
"So gut ist dieser Morgen leider nicht.", begann er. "Warum haben wir das nur getan, Susanne? Warum habe ich das nur getan?" Claytons Aufregung war ehrlich.
"Wir brauchten die finanzielle Unterstützung, Clay! Ohne ihn wäre es nie soweit gekommen. Aber nun haben wir es geschafft."

Sie betätigte das Eingabefeld. "Wir beziehen Energie praktisch gesehen aus dem Nichts."

"In zwölf Stunden wird er zurückkehren, Susanne. Er wird seine Waffe haben wollen." Clayton lief zögernd durch den Raum. "Ich habe Dinge gesehen, die ich nicht sehen wollte. Ich will nicht, dass sich so etwas wiederholt. Unsere Arbeit darf nicht für seine Zwecke missbraucht werden. Lieber beende ich es jetzt und hier."

Harris konnte ein Schnarchen kaum unterdrücken. Er hatte seine Beine hochgelegt und die Augen fest geschlossen. Das Buch lag ihm auf dem leicht rundlichen Bauch.

Plötzlich durchstieß das Schrillen der Alarmsirene die Luft. Er schrak auf und ließ das Buch zu Boden fallen. Dann sah er Clayton. Das verzerrte Gesicht auf einem der Monitore blickte traurig zu ihm hinauf.

"Harris, verschwinde von hier!", rief Clayton.
"Professor! Was geht hier vor?"
"Es hat einen kleinen Unfall gegeben im Labor. Die Feldgeneratoren sind ausgefallen, aber der Reaktor startet bereits."
Bobby erhob sich. Er wusste gar nicht, worum es im Projekt Pandorra ging und das wollte er auch nicht. Nur eines wusste er: Das Ding würde hochgehen. Und nach dem Tonfall des Professors sogar bald.

"Mr Reyno, ich ... "
"GEHEN SIE ENDLICH" schrie Clayton in den Lautsprecher.
Die Bahnhofsuhr Carboneks näherte sich zwölf Uhr, als Harris aus der Station rannte. Das einzige was er noch vernahm war ein Rütteln. Er stürzte und schlitterte durch das regennasse Gras. Er hörte nichts. Der laute Knall hatte seine Ohren betäubt. Das war es dann also, Mr. Reyno, dachte er.

“... gilt als Grund für die Ursache menschliches Versagen. Die unermessliche Zerstörungskraft dieser Explosion bleibt weiter rätselhaft, da bis jetzt weder irgendwelche Rückstände noch spuren eines Brandherdes gefunden wurden. Der Krater ist kreisrund und hat einen Durchmesser von circa 200 Metern. Vermutet wird mittlerweile, dass Gesteine in der umliegenden Umgebu...“

Harris saß im Fernsehsessel seiner Apartment-Wohnung und zappte durch die Kanäle. Aus einer Ecke des Raumes begann es zu Piepsen. "Sie haben Post". Er ging zu seinem Computer. "C.R. - Wichtig", stand an oberster Stelle. Harris öffnete die Datei. "Lieber Harris. Es war nicht die ganze Wahrheit." Ansonsten war die Botschaft leer, bis er den Anhang öffnete und sich ihm eine Bilderflut offenbarte. Schaltpläne und Konstruktionsskizzen eines einzigen Generators.

 

Hallo Yaso

Mit über einem Jahr Verspätung die neue Version ;)

Bin nur mal über die alte rübergeflogen und muss sagen: ja die neue ist eindeutig besser. -> Kürzer, knapper, präziser und somit packender.

Die Kernpunkte hast du bebehalten aber Gott sei dank den technischen Firlefanz, mit dem man sich immer aufs Glatteis begibt, weggelassen. Das mächtige Energie"erzeuger" immer auch starke Waffen sein können ist jedem klar. Die zeitliche Einordnung ist nun recht ungenau und somit von jedem Leser nach Belieben zu setzen.
Dein Stil ist auch weiterhin sehr flüssig und angenehm zu lesen.

Was bleibt ist meiner Meinung nach das generelle Manko der Geschichte: sie ist nicht sonderlich innovativ (Wissenschaftler erschafft für bösen Wirtschaftsboss/Regierung Superwaffe, bekommt Gewissensbisse, zerstört Ergebnisse [gabs da nich auch mal nen Film mit Keanu Reeves und Morgan Freeman?] ). Wahrsch. hat jeder von uns so eine in einer Schublade zu liegen und sie hier vielleicht auch schon mal gepostet :Pfeif:

Für eine kurze Abendlektüre war es allemal ok :D


mfg Hagen

 

Hallo Hagen!

Ist es ein Jahr her? Mir kommt es vor, als wäre es gestern gewesen, als ich die erste Version hier veröffentlicht habe ^^ ...
Also gut, ich gestehe. Manchmal braucht man eben etwas Abstand. Das Hauptthema der Geschichte kann ich natürlich nicht mehr ändern und das wollte ich auch gar nicht. Sie lag mir einfach am Herzen, da es auch meine erste "Wettbewerbs"-Geschichte war.

Auf jeden Fall danke ich dir, dass du sie nochmal gelesen hast.

LG,
Yaso

 

Mir gefällt die Geschichte nicht besonders, da nicht nur das Thema uninnovativ ist (was an sich nicht verkehrt ist), sondern auch die Umsetzung. Arme Forscher, die für böse Buben Waffen herstellen müssen, gibt es in jedem zweiten Hollywood-Streifen. Zusätzlich gibt es hier zwei eklatante Plot-Schwächen:
1. Die Motivation der Protagonisten wird überhaupt nicht klar. Wenn sie von vornherein wissen, daß der Geldgeber ihre Konstruktion als Waffe verwenden will, warum sollten sie dann weiterforschen? Ergibt doch gar keinen Sinn. Dann würde man eher andere Geldgeber suchen oder ganz aufhören.
2. Aus demselben Grund wird auch die plötzliche Entscheidung des Professors völlig unnachvollziehbar. Er weiß von vornherein, daß er eine Waffe baut - warum macht er es erst und entscheidet sich dann im letzten Moment anders? Das beschreibst du leider überhaupt nicht.

In den genannten Filmen werden die Forscher wenigstens erpresst oder halten die Waffe bis kurz vor Schluß selbst für eine gute Idee o.ä.

Außerdem ist die (Tipp)fehler-Quote für eine solch kurze Story recht hoch. Davon abgesehen ist dein Stil aber sehr flüssig und gut zu lesen. Da kannst du sicher einiges draus machen.

Hier ein paar Anmerkungen:

Über der einsamen Bergsiedlung Carbonek, lag das Forschungslabor, von Bäumen und Dickicht nahezu unsichtbar, am Hang.

Das erste Komma paßt nicht. Ansonsten ist der Satz so möglich, kaber seltsam klingend. Auf jeden Fall solltest du noch ein "umgeben" hinter Dickicht einfügen. Es wäre auch zu überlegen, ob der Zusatz "am Hang" nicht direkt hinter dem Forschungslabor ebsser aufgehoben wäre.

Tageslzeitung.

genauso wie sein Vater, das hatte Mutter

Das komma impliziert einen direkten Bezug 'Vater:das'. Daher besser Gedankenstrich oder Semikolon verwenden.

ein junge Frau

enormes Fachwissen, dass er stets bewundert hatte.

Ein s zuviel beim 'das'.

Blitze zuckten in der pechschwarzen Umgebung.

Vielleicht noch ein 'draußen' einfügen - ich dachte zuerst, die Blitze würden im Raum zappeln, was freilich etwas komisch wäre. :)

wie ICH es

Auf komplette Großschreibung würde ich verzichten - damit implizierst du, daß die betonung ohne nicht klar wäre. Das wiederum würde bedeuten, daß dud en Satz einfach schlecht formuliert hast. Ist aber nicht so - der Satz ist gut konstruiert und die Betonung völlig klar.

Gewissen, dass er Wochenlang effektiv unterdrück hatte,

'das' statt 'dass' und 'Wochenlang' klein.

Ohne ihn, wäre

Kein Komma.

Ich will nicht dass

Hier kommt hingegen eines hin.

Plötzlich durstieß

 

Hallo Falk!

Wenn Clayton den Auftrag nicht angenommen hätte, dann hätte es jemand anderes getan. Die Erfindung bleibt erfunden und sie ist jedenfalls nicht verloren. "Der Schlüssel zur Erlösung der Menschheit". Das Ende der Energiefrage.

 

Kann ich nicht nachvollziehen. In der Geschichte geht es doch nicht darum, daß irgendein beliebiger Forscher "den Auftrag", die Energiefrage zu lösen, annimmt, sondern, umgekehrt, darum, daß ein bestimmter Forscher einen Geldgeber sucht/braucht. Jedenfalls steht es so in deiner Erzählung. Wenn du es anders willst, solltest du es anders schreiben. ;)

 

Versuchst du mir etwa einen Logikfehler unterzuschieben? ;)

 

Ich bin davon überzeugt, dass mit dem Text eigentlich alles gesagt ist.

Clayton geht es um "de(n) Schlüssel zur Erlösung der Menschheit". Er versucht ein letztes Mal Yu umzustimmen. Dieser geht aber nicht darauf ein. Yu will eine Waffe.
Dass er eine mächtige Person ist, dürfte hervorgegangen sein. Schlechte Karten für die beiden, denn sie haben eigentlich keine Waffe gebaut. Und sie wollen ihm auch keine liefern. Die einzige Möglichkeit, den Schlüssel weiterzugeben haben sie, indem sie sich opfern. Errst der zweite Grund ist, dass er nicht in falsche Hände fallen darf.

Die Gedanken Claytons sind in etwa die, dass Kayne seine Waffe um jeden Preis will. "Menschen töten Menschen" -> Krieg. Aber durch den Schlüssel, den sie gebaut haben, ließe sich das häufigste Konfliktpotential für Kriege aus der Welt räumen. Die Energie / Rohstoffe.

Eigentlich brauche ich nicht mehr erklären, als das was im Text steht, aber da du nach der Motivation gefragt hast ... Es ist keine Plotlücke. Ich habe es nicht exakt so geschrieben, da magst du Recht haben, dennoch fehlt in der Handlung eigentlich nichts, mMn.

 

Gut, dann ist die Möglichkeit, den "Schlüssel" weitergeben zu können, die Motivation für die Forscher. Bleibt allerdings noch die Frage, wieso er sich dann so plötzlich zur Zerstörung der Anlage und geheimen Weitergabe des "Schlüssels" entscheidet:

"Warum haben wir das nur getan, Susanne? Warum habe ich das nur getan?" Claytons Aufregung war ehrlich.

Diese Sätze (u.a.) passen nach deiner Erklärung überhaupt nicht in die Geschichte.

 

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