Paradoxie des Leides
„Du kommst in den Himmel, weil du lange gelitten hast.“
Rebecca schaute sich um: „Was ist das alles? Meine Augen schmerzen davon!“
„Das nennt man Licht, Rebecca. Und all das Helle ist Weiß: Wolken und so.“
„Warum quälst du mich damit?“ Sie verdeckte mit beiden Armen ihre Augen.
„Aber das ist die Erlösung. Dein Leiden ist vorbei.“
„Was ist das: Leiden?“
„Na, all die Jahre in deinem Verlies. Der Hunger und Durst, der Kot von Tieren, die Schläge und Vergewaltigungen.“
„Wovon redest du?“
„Du wurdest in ein Loch gesperrt, als du ein Jahr alt warst. Gerade so am Leben gelassen. Deine Eltern ließen dich vegetieren, an der Grenze des Todes! Doch sie ließen dich nicht hinübergehen. Sie brauchten dich noch. Für ihre perfiden Fantasien! Du hast gelitten, Rebecca: dreizehn lange Jahre lang, bis du in dieser Nacht starbst!“
„Wo sind sie? Ich vermisse sie!“
Der Mann schüttelte den Kopf: „Nein, Kleines! Du bist nun erlöst von all den Qualen.“
„Welchen Qualen?“
„Die ich dir gerade erzählt habe. All die Grausamkeiten!“
„Was sind Grausamkeiten?“
„Schmerzen zufügen, Schläge, sexuelle Übergriffe, Männer, die dich für ihre Triebe benutzten! All das, was du erlebt hast!“
„Ich weiß nicht, was du meinst.“
Der weißbärtige Mann sagte: „Du bist hier in Sicherheit. Komm her, mein Kind. Du brauchst dich nun nie mehr fürchten.“
Rebecca hielt inne. Dann sagte sie: „Ich will hier weg! All das Licht schmerzt meine Augen…“