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Portraits

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08.05.2003
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Portraits

Diese Augen...
Sie schauen mir nach...
Sie sehen mich...

"Mein Gott!",erwiderte Lukas schon fast genervt, "Die Bilder können dich nicht sehen! Es sind halt nur...nur Bilder! Das ist alles Einbildung! " Hartnäckig blieb ich bei meiner Meinung "Achja, und warum sehen mir diese Augen dann ständig nach?" Auch mein Freund wusste darauf keine Antwort. Wahrscheinlich hatte es mein Freund schon aufgegeben, mich vom Gegenteil zu Überzeugen.

Die Blicke auf den Gemälden verfolgen mich, das war mir schon sehr früh aufgefallen.
Meine Schwester und ich teilten uns ein Zimmer, sie hatte all die Wände ihres Zimmers mit diesen grässlichen Postern zugehängt.
Immer, wenn ich abends im Bett lag starrten sie mich aus dem Dunkel an. Sie blickten auf mich hinunter und ihre Augen leuchteten.

(Sie sehen mich...)

Sie schauten auf mich herab mit ihren leeren Blicken und grinsten mich an.
Der Schweiß rann mir über die Stirn, ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Meine Augen brannten vor Verzwiflung und Müdigkeit, doch an Schlaf war gar nicht zu denken.

(Es sind nur Bilder...)

Meine schweißgetränkten Handflächen krallten sich in die Bettdecke. Ich schloß die Augen, doch öffnete sie im nächsten Moment wieder. Fast wäre ich verzweifelt. Ich war den Tränen nahe.

Eines Tages hatte ich es satt. Ich riß alle Poster von den Wänden. Poster oder Tapete, es war mir egal. Ich zerriss einfach alles. Die bunten Fetzen und Krümel der Tapete bedeckten unseren Teppich.
Ich hasse Portraits. Ich hasse sie!
In der Schule werde ich oft deshalb ausgelacht. Deshalb habe ich beschlossen, diese Mutprobe hier zu machen, und mein bester Freund wird Zeuge.

Ich werde verrückt, wenn mich diese grossen, ausdruckslosen Gesichter auf Bildern anstarren... und niemand versteht mich. Was ist, wenn alle falsch liegen und diese Bilder ein wirkliches Leben führen? Wenn sie uns spüren, so wie wir sie spüren? Sie beobachten uns, Schritt für Schritt, Tag für Tag... Minute für Minute...

(Sie schauen mir nach...)

Doch jetzt stehe ich hier vor dieser Treppe, die ins Halbdunkel führt. Lukas steht neben mir.
"Und, kommst du nun mit oder hast du Schiss?", fragt er mich kalt. Ich weiß, dass er nicht so hart war, wie er tut, doch er weiß, dass er so sein muss, um mich zu überzeugen. Er versucht, ganz gelassen zu wirken, das ist normal. Wenn der Arzt seinem Patienten erklärt dass dieser einen Gehirntumor hat, versucht er, es ganz sachlich anzugehen.
"Gut, ich komm mit ´rauf", sage ich mit einem unwohlen Gefühl im Magen.

In der Tat, oben steht alles voller alter Gemälde.
Natürlich. Was hätte man auch von dem Dachboden eines Museums anderes erwarten sollen?
Die Luft hier oben ist so stickig.

(So holzig, so alt...)

Keine Fenster, nur Bilder.

(So verdorben...)

Ich höre mir selbst beim Atmen zu- um mich abzulenken. Meine Füße bewegen sich wie Schwämme über dem Boden. jeden Moment glaube ich zusammenzusacken. Ich spüre wie dieses elende Gefühl der Übelkeit durch meinen Bauch tanzt.
Ich wische mir mit dem Handrücken über die Stirn und spüre schmierigen Schweiß.

Während wir zwischen den Reihen von Gemälden entlang gehen fällt mir ein Bild besonders auf.
Auf ihm ist Vlad Tepes zu sehen. Ein wirklich grausiges Gemälde.
Auch Lukas bleibt stehen, "Ist das nicht dieser Graf Dracula? Hehe...", dies war das letzte Lachen, das ich je von ihm hören sollte.

Ich spüre wie meine Hände unkontrolliert zu zittern beginnen. Doch ich will weiter.
Ich will diese Mutprobe so schnell wie möglich hinter mich bringen. Lukas ist noch hinter mir und schaut auf Tepe´s Portrait.
Plötzlich höre ich ein unmenschlich lautes Kreischen hinter mir. Es erklingt abgehackt.

(Ein kleines Mädchen?)

Ich spüre die stechende Angst in meiner Brust.

Lukas?
(Sie sehen mich...)

War das wirklich Lukas, der da so schrie?
(Sie schauen mir nach...)

Unsicher drehe ich mich um.
(Sie folgen mir...)

Lukas ist weg!
(Sie wollen mein Blut...)

Das Gemälde von Dracula ist mit Blut beschmiert. Auf dem Boden vor dem Bild eine dunkelrote Blutlache.
(Sie töten...)

 

Cool, cool, cool! :bounce:
Riesaboy, deine Geschichte find ich richtig super. Dieser Stil mit dem in Klammern setzen ist (für meine erfahrungen) ungewöhnlich und macht es noch viel spannender. Auch der Zeitenwechsel in der Mitte ist gut, nur find ich dass der Anfang etwas zu lang ist, weil er eigentlich nur den Hintergrund des Erzählers beschreibt. Erst in der Mitte der Geschichte geht ja die Mutprobe erst los...
zum beispiel diesen Absatz

Eines Tages hatte ich es satt. Ich riß alle Poster von den Wänden. Poster oder Tapete, es war mir egal. Ich zerriss einfach alles. Die bunten Fetzen und Krümel der Tapete bedeckten unseren Teppich.
kann man doch weglassen, oder?

Am Ende find ich gerade toll, dass du nicht die Eindrücke in umfassenden Sinneseindrücken mit massig Satzkonstruktionen beschreibst (wie ich zum bsp), sondern diese kurzen Sätze mit den Klammern-Teilen kombinierst. Freaky!

In der Schule werde ich oft deshalb ausgelacht.
Das passt irgendwie net so recht hier find ich...nimmt so den Grusel raus...

Alles in allem großartig! Schreibst du immer in diesem stil?
LG
Peanutmonster :shy:

 

Hallo Riesaboy!

Was soll ich sagen?... Deine Story hat mich leider nicht wirklich überzeugt. Sie stützt sich mE zu sehr auf den Inhalt und stilistisch sind da zu fast 100% Standartsätze. Da musst du noch arbeiten, um deinen eigenen, 'Riesaboy-Stil' zu entwickeln. Aber wenn man will, lernt man schnell. Probier ein paar originellere Bilder und Metaphern, die von 08/15 abweichen (bsp. Kloss im Hals), schreibe, lese und schreibe. Potenzial ist da, es haben schon viele mit schlechteren Stilen angefangen.
Auch bleibt die Story zu oberflächlich. Die Angst wird nicht begründet, die Mutprobe nur schlecht, die Story liest sich zu schnell. Sie könnte gut etwas länger werden.
Dabei böte doch gerade solch ein Dachgeschoss in einem Museum ein idealer Platz an. Da könntest du enorm Horror erzeugen. Du müsstest den Leser mehr mit den Bildern und ihren Details konfrontieren, der Leser und der Prot müssten vor dem Bild stehen und vor Angst zittern. Doch anstatt zu beschreiben, erwähnst du nur. Schade. Die Idee hat nämlich schon was.
Aber eben, du müsstest länger verweilen. Vor den Bildern, bei der Überarbeitung (sind immer noch paar Tipp- und Kommafehler drin), bei den Gefühlen deines Prots (sie sollten nicht einfach nur Angst sein. Auch Angst hat seine Komponenten).
Aber wie gesagt, die Idee ist ja nett, also mach was draus!
(Ich weiss, das tönt jetzt doof und einfacher, als es ist...)
Und bitte lass dich von der Kritik nicht runterkriegen. Vor allem; peanutmonster hat deine Geschichte gefallen und er ist genauso Leser wie ich. Also freu dich einerseits über sein Lob und versuche wenn möglich etwas aus meiner Kritik zu ziehen.

Diese Inklammerschreiberei... Ja, ich habs auch mal gemacht, aber ich glaube das ist hier nicht so sehr beliebt. Die Norm ist eher, dass man solche Sätze schräg schreibt oder normal.

Wenn der Arzt seinem Patienten erklärt dass dieser einen Gehirntumor hat, versucht er, es ganz sachlich anzugehen.
Bist du sicher? Ich weiss nicht recht... "Herr XY, es ist meine Pflicht ihnen mitzuteilen, dass sie einen Tumor haben und in einem halben Jahr tot sind. Vielleicht sollten sie sich bereits um ihr Testament kümmern."
Das wäre sachlich... Aber du hast das sicher anders gemeint. Jedenfalls passte der Vergleich mMn nicht rein...
Plötzlich höre ich ein unmenschlich lautes Kreischen hinter mir. Es erklingt abgehackt.

(Ein kleines Mädchen?)

'Es erklingt abgehackt' tönt abgehackt und unschön. Vorschlag: 'Es bricht abrupt ab.'
Zudem: Das in Klammer wird sich der Prot doch nicht ernsthaft fragen können, oder? Ich meine dieser Gedanke ist zu fern in der Umgebung. Er sollte entweder auf seinen Freund tippen, oder aber etwas fürchterliches zu hören glauben.
Das Gemälde von Dracula ist mit Blut beschmiert. Auf dem Boden vor dem Bild eine dunkelrote Blutlache.
(Sie töten...)
Wortwiederholung 'Blut'. Vorschlag:'Auf dem Boden unter Draculas Gemälde erkenne ich ein blutiges Etwas' oder 'Von Draculas Portrait tropft Blut hinunter und vermischt sich mit der grossen Lache am Boden.'
'(Sie töten...)' wird dein Prot dann ja wohl nicht mehr denken können ;).

Viele Grüsse,

Van

 

Servus,

*räkel* ja, hier gibts ein angenehmes Erschauern, wenn man sich darauf einlassen will... :D
Eine hübsche Sache, obwohl du deine ganze Atmosphäre nur mit den

(Mit diesen hier...)

erzeugst. ;) Daran könnte man etwas aussetzen, besonders, wenn man zum Beispiel Stephen King nicht leiden kann. Ich finde aber, dass die Klammern (oder andere Absetzungen dieser Art) ein tolles Stilmittel sind, um Rationalität und Angstgefühl gegenüberzustellen (bzw. Wahrnehmung und Wirklichkeit, Bewusstsein und Unterbewusstsein, Gedanke und Handlung etc).
Doof ist halt, dass du damit nur ganz konkrete Gedanken oder Gefühle deines Protagonisten beschreiben kannst. Mir würde es gefallen, wenn er seine Ängste näher beschreiben würde:

Die Blicke auf den Gemälden verfolgen mich, das war mir schon sehr früh aufgefallen.
Meine Schwester und ich teilten uns ein Zimmer, sie hatte all die Wände ihres Zimmers mit diesen grässlichen Postern zugehängt.
Immer, wenn ich abends im Bett lag starrten sie mich aus dem Dunkel an. Sie blickten auf mich hinunter und ihre Augen leuchteten.

(Sie sehen mich...)

Sie schauten auf mich herab mit ihren leeren Blicken und grinsten mich an.
Der Schweiß rann mir über die Stirn, ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Meine Augen brannten vor Verzwiflung und Müdigkeit, doch an Schlaf war gar nicht zu denken.

An dieser Stelle zum Beispiel vermisste ich eine abstrahiertere Darstellung: Lass den Protagonisten ruhig sagen, dass er sich bedroht fühlt, dass er fürchtet, die Bilder könnten ihm etwas antun. Oder lass ihn Scham empfinden: Die Bilder beobachten jede seiner Bewegungen mit Spott und Geringschätzung, was ihn natürlich umso verrückter macht.

Ich habe etwas herumgesponnen und mir kam eine Idee, wie man die Geschichte noch ausbauen könnte... allerdings ist die Idee ein bisschen ausgelutscht: Seinerzeit könnte in dem Zimmer mit den Poster irgend etwas schlimmes passiert sein, für das man den Protahonisten verantwortlich gemacht hat. Er war natürlich der festen Überzeugung, dass die Porträts dafür verantwortlich waren. Nun will er es wissen und steht in der Bildergalerie plötzlich vor Lukas Leiche...
Hm, wirklich nichts neues, ich glaube, es würde deiner KG nur schaden. Sie fährt recht gediegen auf der psychologischen Schiene und braucht solchen Jekyll & Hyde- Kram nicht. :D

Gruß,
Artnuwo

 

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