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Römisch-katholisch

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30.09.2004
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Römisch-katholisch

Mit brummendem Schädel wachte ich orientierungslos auf. Ich hob den Kopf an und inspizierte den Raum. Ganz klar, es war mein Schlafzimmer. Doch dann sah ich es. Eine Gestalt mit Wasserflasche in der linken und einem Kreuz in der rechten Hand hüpfte wie von einer Wespe gestochen mit einem lallenden mir unverständlichen Gesang um mein Bett herum. Sein mit langen Haaren übersäter Kopf klappte mit nickenden Bewegungen auf und ab. Mein alltäglicher Albtraum ist wahr geworden. Nach unzähligen 8000ern und der Durchquerung einiger Wüsten hat er es getan. Reinhold Messner hat meine Plattenbauwohnung im obersten Stock erklommen und vollführte nun seinen Siegestanz in meinem Schlafzimmer, bevor er das Gipfelkreuz in den Teppich rammt. Später erklärte man mir, es sei der hiesige Pfaffe gewesen, welcher dem Teufel in mir klar machen wollte, dass er sich verpissen und gefälligst eine nicht römisch katholische Seele befallen solle. Eine wahrhaft dämliche Situation. Aber ich kann erklären wie es dazu kam, muss dazu nur ein wenig ausholen.
Alles begann bei meiner Geburt. Da wir weit weg von aller Zivilisation in einem kleinen Dörfchen lebten, machten es sich einige ansässige Nonnen zur Aufgabe selbst die Hebammen zu spielen. Jedenfalls war ich schon immer ein spritziges Kerlchen und als meine Mutter mit wildem Gekreische meine Ankunft ankündigte flutsche ich auch schon wie ein junger Gott aus der Spalte. Doch auf meine Freude folgte ein riesiger Schreck, denn kurz hinter dem Ausgang blickten mich die Augen einer schnurrbärtigen Ordensschwester an. UND DAS WAR SEHR ERSCHRECKEND. Ich stolperte, verfing mich in der Nabelschnur und hing sprichwörtlich am seidenen Faden. Wie es auch sein sollte folgte mir die Nachgeburt und machte das sowieso schon erschreckende Gesicht der Nonne noch unansehnlicher. „Was zum TEUFEL...“ schrie sie zwischen die Beine meiner Mutter. In diese Richtung plumpste ich dann auch... schnurstracks nach unten.
Meine Taufe hinterlies keine besseren Erinnerungen. Die Masern hatten die Gewalt über mich, hohes Fieber raubte mir die Sinne. „Die Taufe findet statt ohne Rücksicht auf Verluste“. Mit diesen Worten betraten wir die Kirche. Mutter wollte sich nicht blamieren und bedeckte meinen Kopf mit einer Schicht Rouge, der die roten Flecken verdecken sollte. Es war ein eiskalter Januartag und alles kam wie es kommen sollte. Herr Pfarrer nahm das Krügchen mit dem eiskalten Weihwasser darin und goss es über meine Stirn. Aufgrund der fiebrigen Hitze in meinem Körper begann Dampf aufzusteigen, als mir das Wasser auf die Stirn tropfte. Natürlich kamen die wunderschönen Masernflecken zum Vorschein, was das Fass zum überlaufen brachte. „Was zum TEUFEL...“ hallte es in der Kirche... und mit diesen Worten segnete unser Herr Pfarrer das Zeitliche (Weil sein Herz sowieso schon schwach war sagte Mama). Nach der Taufe gingen wir noch kurz zur Beerdigung und aßen einen Happen beim Leichenschmaus.
Robin Hood – König der Diebe war gerade in an meinem sechsten Geburtstag. Etwas königliches, etwas aus Gold musste mein Geschenk sein. Ich bekam einen Goldhamster. Meine Mutter garantierte mir er sei ganz sicher komplett aus dem Edelmetall. Schließlich stand auf seinem Bauch geschrieben: „4 Karat, mit alter steigend“. „Tolle Sache“ dachte ich mir und als er nach einem halben Jahr ausgewachsen war sollte der Goldhamster eingeschmolzen werden, schließlich wollte ich einen Barren. Gesagt, getan und ich griff mir einen Duplo-Stein, welcher die Form geben sollte und hielt den Hamster über Papas Feuerzeug mit der Aufschrift: „Big macht Feuer im Gemäuer“. Ein wenig heiß wurde es, als der Hamster in meiner Hand zu brennen begann. Ich ließ in fallen und schon rannte ein quiekender Feuerball durch das ganze Wohnzimmer. „Smoookieeee“ schrie ich. Er wollte nicht auf mich hören aber er machte seinem Namen alle Ehre. Dabei wollte ich ihm bloß sagen er solle nicht an die Couch stoßen, denn die brennt ja so leicht an wie Vati immer sagt. „Was zum TEUFEL...“. Die Renovierung wurde durch die Löscharbeiten der Feuerwehr teurer als gedacht, aber glücklicherweise war ja nur der untere Stock ausgebrannt.
Wie das Leben so spielt hat man auch irgendwann in der Pubertät das erste mal Sex. Die Linda und ich waren da auch sehr neugierig und wollten doch unbedingt unsere beiden Dinger da unten ineinander stecken. Schöner Gedanke, nur wo? Zu Hause ging es nicht. Lindas Eltern hätten mich erwürgt und meine Eltern, na ja, hätten auch mich erwürgt. „Warum soll man eigentlich einen Akt der Liebe nicht an einem Ort der Liebe vollziehen?!“ sagte ich mir. So gings dann auch. Nach 2 Minuten Sex und einer Nacht lang Gequatsche über dasselbe wachten wir dann spät Sonntag morgens auf. „Wach auf mein Sch...“ bekam ich noch über die Lippen als plötzlich die vier Basspfeifen der Orgel hinter der wir lagen zu dröhnen begannen. Linda unterbrach die Show mit einem erschrockenen „aaaaah“ im hohen C, was so ganz und gar nicht zu dem angestimmten Lied passte. Es war auf einmal ganz ruhig in der Kirche als wir uns hinter den Pfeifen splitternackt hervorbewegten. Die fassungslosen Blicke der zweihundert streng gläubigen Katholiken Musterten uns ausgiebig. „Linda“ erklang ein Schrei aus der Menge. Er kam aus der Kehle ihrer Mutter kurz bevor sie in Ohnmacht fiel. „Was zum TEUFEL...“ musterte der Pater von der Kanzel.
Aus Spaß wurde Ernst. Als Ernst dann vier Jahre alt war und wir uns eine schöne Wohnung in einer Plattenbausiedlung mieteten (natürlich das oberste Stockwerk, es könnte ja Reinhold Messner... aber sie wissen ja), kam auch der Gedanke einer Hochzeit auf. Ein Schneeweißes Kleid wollte Linda, viele Gäste in und nach der Kirche. „Kirche... das ging doch schon mal in die Hose“ erklärte ich ihr. Und ungefähr ein Augenzwinkern später (so kam es mir zumindest vor) fragte mich eine Stimme: „willst du, dann antworte mit ja“. Ich war noch schwer geschädigt von Polterabend am Tag zuvor und wurde von dieser Frage aus der Konzentration gerissen nicht zu kotzen. „Schatz, ich kann heut nicht vögeln, mir ist schlecht und außerdem ist heute Hochzeitstag und noch nicht Hochzeitsnacht“ antwortete ich geistesgegenwärtig. „Was zum TEUFEL...“ schrie der Pfarrer, nachdem er das große Buch in seiner Hand mit einem lauten Knall zuschlug. „In dir steckt der Teufel, junger Mann. Schon dein ganzes Leben lang“.
Na ja, da der Rest ist ja bekannt. Übrigens bin ich jetzt clean und kann mich voll auf diesen miesen Messner konzentrieren...

 

Mahlzeit!
Dies ist mein Debü mit dem ich alle Interessenten begrüßen will.
Also, dann erst mal viel Spaß

 

Hey tomtiger,

tomtiger schrieb:
und bedeckte meinen Kopf mit einer Schicht Rusch,

also an dieser Stelle hab ich lang überlegen müssen, was du meinst. Und als ich drauf kam, dass es hier um Rouge geht (welcher Mann muss schließlich wissen, wie man das schreibt? ;) ), hab ich sicherheitshalber erstmal geprüft, ob das nicht eine von den bezaubernden Änderungen der Neuen Rechtschreibung ist. Ist es nicht. Uff!

Gruß,

Kira.

 

Vielen Dank für den Hinweis und du hast recht, meine Zeiten mit ROUGE auf den Wangen sind vorbei

 

Moin tomtiger,

Erstmal Willkommen auf KG.de

Tja, deine Geschichte hat mir leider nicht wirklich gefallen.
Der Anfang ist noch ziemlich gut, das Bild des tanzenden Messner sogar fast genial und die Rückblende wird daher gut eingeleitet.
Diese besteht dann aber leider nur noch aus sehr lurzen Momentaufnahmen, die nur lose miteinander verknüpft sind und daher einen roten Faden und eine gewisse Tiefe vermissen lassen. Wirkt daher auf mich fast wie eine Sketchshow. Lachen konnte ich über die Gags im Text leider auch nicht, dafür waren die meisten für meinen Geschmack einfach zu abgegriffen (Goldhamster aus Gold, aus Spaß wurde Ernst).
Schade auch, daß dem Text eine Pointe fehlt und der eigentlich interessante Beginn (die Teufelsaustreibung) am Ende nur noch in einem kleinen Nebensatz behandelt wird. Da hätte ich mir während des Lesens mehr gewünscht. Insgesamt könnte deine Geschichte für meinen Geschmack ein wenig mehr Länge und ein paar Details vertragen.
Aber das ist alles nur meine Meinung und Humor eine reine Geschmacksfrage.

Mit brummendem Schädel wachte ich orientierungslos auf. Ich hob den Kopf an und inspizierte den Raum. Ganz klar, es war mein Schlafzimmer.
Der zweite Satz weckt hier eine gewisse Erwartungshaltung ("wo ist er denn aufgewacht?")die du im dritten sofort wieder zerstörst ("ach so, nur daheim...").
UND DAS WAR SEHR ERSCHRECKEND.
Großschreibung wirkt allgemein (zumindest wenn sich dieses "allgemein" auf meine Person bezieht) wie schreien. Täte ich klein schreiben, weils einfach besser aussieht und hier unnötig ist.
Nach der Taufe gingen wir noch kurz zur Beerdigung und aßen einen Happen beim Leichenschmaus.
Das ging aber fix... gerade den Löffel abgegeben und schon verbuddelt...
4 Karat, mit alter steigend
Alter groß
Aus Spaß wurde Ernst. Als Ernst dann vier Jahre alt war
Ja holla... aus welcher Mottenkiste hast du den Gag denn gezogen? ;)

 

grüss dich gnoebel,

erst mal finde ich nicht, dass der geschichte ein roter faden fehlt. die tiefe, die du vermisst musste auf der strecke bleiben, da die story gewollt kurz bleiben sollte, daher die epochenerzählung.

das mit dem goldhamster aus gold ist nicht der witz sondern das mittel zum zweck für die eigentliche pointe.

der Ernst ist wirklich ausgelutscht, aber auch in diesem fall wollte ich eigentlich keine lachsalven erzwingen als eher eine überleitung schaffen.

das mit der großschrift ist wohl richtig, nachdem ichs mir noch mal durchgelesen hab.

die taufe mit anschließendem leichenschmaus... nun ja, wir nutzen eben jede gelegenheit für ne spontane feier.

in diesem sinne danke für deine meinung

 

Hi tomtiger!

Auch von mir ein herzliches Willkommen zum Einstand.

Später erklärte man mir, es sei der hiesige Pfaffe gewesen, welcher dem Teufel in mir klar machen wollte, dass er sich verpissen und gefälligst eine nicht römisch katholische Seele befallen solle.
Ja, ja, wir Katholiken sind ja bekanntlich eine eigene Fraktion... wir werden quasi zynisch geboren...

Alles begann bei meiner Geburt.
mit meiner Geburt - liest sich einfach schöner

flutsche ich auch schon wie ein junger Gott aus der Spalte.
nett - bis zur Spalte - das liest sich etwas störend obszön...

UND DAS WAR SEHR ERSCHRECKEND.
Da wette ich - nur diesen Satz würde ich streichen, weil er durch den vorherigen etwas obsolet ist.

Wie es auch sein sollte folgte mir die Nachgeburt und machte das sowieso schon erschreckende Gesicht der Nonne noch unansehnlicher.
Wie kann den die Plazenta das Gesicht der Nonne noch unansehnlicher machen? Das ist eine Tatsache, die mir kaum einleuchtet.

Herr Pfarrer nahm das Krügchen mit dem eiskalten Weihwasser darin und goss es über meine Stirn. Aufgrund der fiebrigen Hitze in meinem Körper begann Dampf aufzusteigen,
Das mit dem Dampf ist Klasse, weniger gut gefällt mir dann der Tod des Pfarrers. Der ist mir zu übertrieben - es würde schon reichen, wenn er flucht - das ist nämlich auch eine gute Idee.

„Was zum TEUFEL...“ musterte der Pater von der Kanzel.
Guter Gag, aber wie mustert man?


Tja, so ganz mein Fall war diese Geschichte nicht. Hattest du zu Anfang noch einige gute Lacher, ließ es gegen Ende deutlich nach und wirkte eigentlich mehr überzogen, denn witzig.
Ein paar Kommafehler und Fehler in der Groß und Kleinschreibung sind noch drin.

In diesem Sinne
c

 

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