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Rückkehr

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19.03.2003
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Rückkehr

Rückkehr

Madis ist auf vielen Planeten zu Hause. Ihre Heimatwelt, die Erde kennt sie nur von Holografien.

Zurzeit weilt sie auf Vernis, ein junger Planet, der gerade anfängt zu atmen. Sie studiert die Holografien der Erde mit wissenschaftlicher Präzision. Je mehr sie sich die Kontinente anschaut, desto deutlicher wird das Gefühl des wieder Erkennens.
Vernis, so scheint es, ist der Erde sehr ähnlich. Diese Entdeckung prickelt über Madis blasse Haut.

Seit Äonen hat ihre Rasse versucht, eine neue unbewohnte Welt zu finden. In den Weiten des Alls, verglich ihre Ur-Ur-Ur- Großmutter ihre Suche mit der nach einer Nadel im Heuhaufen, wobei Madis noch nicht einmal wusste, was ein Heuhaufen eigentlich ist.
Aber das Gefühl von Aussichtslosigkeit ergreift sie jedes Mal, wenn sie ihre Untersuchungen auf einem Planeten abgeschlossen hat.

Die Jahre in der Schwerelosigkeit haben die Körper der Menschen bizarrer werden lassen. Zerbrechlich wirken sie, die überlangen Glieder, die aus einem spindelförmigen Körper wachsen. Der biegsame Schwanenhals, dreht den länglichen Kopf fast um 360 °.
Hände und Füße ähneln mit ihren Fingern und Zehen Spinnenbeinen. Die Augen sind übergroß und schwere Lider beschatten sie stets halb geschlossen. Dort wo einst die Nase war, hat sich der Knorpel zurückgebildet, so dass statt zwei Nasenlöcher nur noch eines zu sehen ist. Der schmallippige Mund umschließt eine Reihe von glatten perlengleichen Zähnen, die es nicht gewohnt sind, Nahrung zu reißen.
Ebenso farblos, wie die Haut, sind Madis Haare. Durchsichtiges Gespinst umrahmt das längliche Oval des Gesichtes.

Die Menschen können sich perfekt ihrer Umgebung anpassen. Bevor sie in das All aufbrachen, hatten sie die Gene der Mimikry längst verstorbener Tiere der Erde kopiert und in ihr Erbgut aufgenommen. Bei jedem Zwischenstopp auf bewohnten Planeten, sind sie so in der Lage von den Ureinwohnern unbemerkt weiter zu leben. Diese Zwischenstopps dienen ausschließlich dazu, ihre Zyklen der Reproduktion durchzuführen, da trotz aller Anstrengungen die Austragung der Föten im Weltall unmöglich geblieben ist.

Dem Ziel der Alten Gebote plötzlich so nahe zu sein, lässt sie schwindeln.

Ungläubig starrt sie auf die auf die Anzeigen ihres Bordcomputers. Alle Daten, die sie gesammelt hat, vereinigen sich zu einem Funkelfeuer in drei Gruppen.

Sie vergleicht ihre Position und die Kurslinie ihres Raumgleiters mit der Sternenkarte.

Dort, wo laut Karte nichts sein darf, blitzt die für das gewünschte Ergebnis vorprogrammierte Kennung über den ganzen Horizont des Monitors.

Willkommen!

Terra Nova

Erwartet Euch.

Ihr Finger zittert, als sie der Flotte mit einem Knopfdruck ihre Entdeckung übermitteln will.
Sie denkt an Volmar, den sie liebt, mit dem sie ihre Zukunft gestalten möchte.
Ihre Gespräche über die neue Welt, Utopia, wie sie diese zärtlich nennen, ohne zu wissen, warum ihre Rasse nach dieser Heimat sucht.
Plötzlich überschwemmen sie Zweifel, ob es richtig sei, die Jungfräulichkeit dieser Welt für sich zu nutzen. Sicher ist da eine Sehnsucht in ihnen, die Bodenständigkeit sucht, Glauben und Erfahrung weitergeben möchte an weitere Nachfahren.
Aber was ist, wenn ihre Vorfahren unrecht haben, die Glückseligkeit nicht auf Erden zu suchen ist? Was lehrte sie denn die Geschichte der Erde, als Planeten sind vergänglich.
Als eine Handvoll Menschen ins All immigrierte. Folgten sie da nicht auch einer anderen Sehnsucht? Die der Neugier? Losgelöst von Heimat und Erde, ist es nicht so, dass ihnen die Freiheit geschenkt wurde? Ist das nicht die Offenbahrung, die ihr Sein bestimmt?

Madis betrachtet die letzte Holografie der Erde, nicht mehr blau schimmernd. Nur noch ein verkleinerter geschmolzener Klumpen auf einer unberechenbaren Bahn. Eine Gefahr für alle Sternreisenden, weil die Gravitation urplötzlich aufgrund seiner hohen Dichte verändert wird. Ihr bedeutet dieser Klumpen nichts.
Madis seufzt, speichert die Datei.

In ihr Logbuch trägt sie ein:

Planet Vernis: Klasse Z, keine Anzeichen einer Eignung für die Menschheit, wie sie heute lebt, gefunden.

 

Hi Goldene Dame,

diese Geschichte ist ein Beispiel dafür, wie SF nun wirklich nicht sein muss: Eine Mischung aus pseudomodernen Techno-Begriffen ("duotronischen Camcorders"), viel Erklärung bei wenig Handlung (show, don't tell!), fehlende Logik (wieso überlässt eine hochmoderne Gesellschaft eine Entscheidung wie die Klassifizierung eines Planeten einem einzigen Menschen? Ohne Kontrollgremium, ohne Computerprüfung?) und noch weniger Charakterisierung, das alles nur einem Zweck gilt: Dem moralischen Dampfhammer. Wir beuten unsere eigene Welt aus, also sollte man uns nicht auf eine weitere loslassen. Eine Aussage, die so oberflächlich wie abgegriffen ist, und mit der Du rein gar nichts bewirkst, außer vielleicht einem gelangweilten Gähnen.

Ferner denke ich, dass Du an einigen Stellen mit der Zeitform durcheinander gekommen bist: Alles ist Präsens, daher sollte nirgendwo Imperfekt stehen, sondern bei Rückschauen Perfekt: "Die Jahre in der Schwerelosigkeit haben die Körper..."

Fazit: sprachlich ok, inhaltlich nix los, überdeutlicher moralischer Zeigefinger.

Uwe
:cool:

 

Hi Uwe,
war mir klar, dass mir dein Urteil gleich um die Ohren haut, welche Fehler ich gemacht habe. :D.
Das mach aber nichts, weil ich in erster Linie Spass haben wollte, mal eine SF- Geschichte zu schreiben. Du sagst inhaltlich nix los? Moralischer Dampfhammer? Meinst du nicht, dass du da ein wenig übertreibst? Wieviele SF Stories leben denn von diesem Märchen das Böse unterliegt, das Gute überwiegt. Alle Trekkies, Star wars Anhänger, sind das nicht auch Anhänger solcher Zukunftsmärchen? Wieviele SF Stories beruhen auf märchenhaften Visionen oder Endzeit Stimmungen.

Außerdem trifft es mich, dass ich oberfächlich gewesen sein soll. Habe mich echt bemüht, technische Raffinesse einzubringen. *Hmm*

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Warum die Geschichte "Rückkehr" heißt, erschließt sich mir nicht so recht, ich hätte "Rückzieher" passender gefunden.

Ja also, wieder eine Geschichte, die als Aussage hat, dass die Menschheit so ziemlich das Blödeste ist, was das Universum jemals ausgespuckt hat. Ich denke, Autoren, die dieses ausgelutschte Thema aufgreifen, glauben, damit auf der sicheren Seite zu stehen, d.h. nichts falsch zu machen. Dem ist aber nichts so. Meistens erntet man nur müdes Gähnen und ein friedliches Abwinken. Wenn wenigstens die Geschichte spannend wäre, ist sie aber nicht, es passiert ja nix.

Nun, das größte Manko ist die Langeweile. Ich will keine Erklärung des Autoren, ich will Handlung der Figuren selbst! Sie sollen doch irgendeine Reaktion meinerseits auslösen. Das sucht man hier vergeblich.

Und da können sie Raumschiffe bauen, riesige Entfernungen überwinden, Holografien produzieren... und da brauchen sie allen Ernstes die "Mimikry-Gene von Tieren"? Das klang ein wenig unglaubwürdig. Einfacher wäre es wirklich gewesen, die Holographie-Technik zu verwenden, um ein abgelegenes Gebiet "zu sichern".

Auch der Absatz, wie sich die Menschen im Lauf der Zeit verändern, ist im Grunde genommen überflüssig, da er ja nichts zur Geschichte beiträgt. Genausogut hätte da auch stehen können: "Sie hatten sich zu Fröschen entwickelt, mit acht Gichtfingern an allen vier Knorpelhänden." Es hätte keinen Unterschied gemacht. Die verwendete Technik wird ja nicht beschrieben, wie sie in den Äonen angepaßt und umgewandelt wurde.

War es dein erster Versuch in SciFi? Gut, dann hast du für die (Achtung!) Zukunft hoffentlich was gelernt.

Was kann man besser machen? Nun, ein wirklich neues Thema aufzugreifen - beinahe unmöglich. Aber man kann aus den bekannten Themen versuchen, interessante, und vor allem lebendige Geschichten zu machen. Ja, sogar mit "Die Menschheit ist schlecht und gehört ausgerottet" läßt sich was anfangen.

Mag jetzt hart klingen, aber soll ja auch ein bißchen hilfreich sein. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass ich unfehlbar bin. Selbst ich habe hier viel Lehrgeld bezahlen müssen. Also, dranbleiben!

Gruß,
Poncher

PS: Ich hätte gern den Bauplan der Superwaffen, die es schaffen, den Brocken Erde zu einer faustgroßen Kugel (ohne Masseverlust) werden zu lassen.

 

Hi Poncher,
Ich bin es gewöhnt, harten aber lehrsamen Schlägen, Gutes abzugewinnen. Ok, ich habe nicht ins Schwarze getroffen, doch scheint mir, werde ich dennoch ernst genommen. Das ist ja schon mal was. :)
Ich glaube in Zukunft, lasse ich mich hier noch mal blicken , weil Rückzieher nicht die Dinge sind, an denen ich mich strukturiere. Ich liebe die Herausforderung. :D
Danke fürs Feedback
Goldene Dame
PS: Der Bauplan ist geheim, vielleicht brauche ich ihn noch mal, wenn ich die technischen Rafinessen in SF verstanden habe.;)

 

Wie schon die anderen gesagt haben: Thema mit endlos langem Bart.
Aber: interessant fand ich die Beschreibung der Menschen, da ich mich selbst gerade mit den evolutiven Möglichkeiten der Schwerelosigkeit auseinander setze. Treibt mich noch in den Wahnsinn, vielleicht sollte ich doch einfach künstliche Gravitation postulieren...

so long

 

@Goldene Dame: Auch wenn Poncher das ungefähr schon getan hat, antworte ich gerne auf Deine Fragen:

inhaltlich nix los - übertrieben? Nein. Die Handlung ließe sich in einem Satz zusammenfassen, und die Wendung am Ende ist alles andere als überraschend.

Moralischer Dampfhammer - übertrieben? Nein. Du vergleichst indirekt Deine Geschichte mit Märchen, und das sind moralische Dampfhammer. Die wollen gar keine spannende Geschichte erzählen (wohl nur Kinder finden Rotkäppchen spannend), sondern nur ihre Moral "rüberbringen". Genau wie Du. Hättest Du eine spannende Geschichte erzählen wollen, hättest Du das getan, ich weiß schließlich, dass Du das prinzipiell kannst. Du wolltest aber nur moralisieren und hast Dir dazu ein einfaches SF-Motiv ausgesucht.

Gut und Böse sind immer wieder dankbare Themen - Schwarzweißmalerei durchaus immer gern genommen - aber Du bist es, die übertreibt, nämlich mit der Pauschalisierung: Alle Menschen sind böse und gehören bestraft, indem sie keine neue Welt bekommen. 6 Milliarden Menschen, alle böse, und alle über einen Kamm geschert. Und damit machst Du es Dir viel zu einfach.

Hinzu kommt: Deine Figur schwingt sich zum Richter über alle Menschen auf, zur obersten moralischen Instanz. Das wiederum ist unmoralisch.

Die Welt ist nicht einfach. Sie ist äußerst kompliziert. Darauf sollte eine Geschichte heutzutage Rücksicht nehmen, finde ich. Die einfachen Dinge wurden schon alle geschrieben, und zwar vor hunderten von Jahren (die Märchen) und hunderte von Malen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Uwe,
Sicher ist die Welt nicht einfach und ganz sicher sollte man in Geschichten auf sie Rücksicht nehmen. Und ich finde nicht, dass Märchen einfach sind und wenn sich alles hunderte Male wiederholt, dann doch nur weil im Kontext aus der Summe der Erfahrungen gelernt wird. Wenn eine Genre sich entschieden hat, die Moral der Geschichte mit dem Holzhammer zu präsentieren, denke ich ist das genauso zulässig, wie ohne Moral daherzukommen. Aber nicht die Moral von der du hier redest, sollte in meiner Geschichte Thema sein. Auch wenn es ausgelutscht ist, oder abgedroschen, finde ich es immer noch zulässig, wenn Emotionen den Menschen zu Entscheidungen bringen. Ich spreche in meiner Geschichte von Zweifeln, nicht von Moral. Daher finde ich Ponchers Hinweis mit dem Rückzug statt Rückkehr in Ordnung.
In meiner Geschichte sollte sich niemand aufschwingen und bestrafen. Wen denn. Die Menschheit, die noch nichts von dem neuen Planeten weiß? Die, die anderen Lebewesen auf deren Planeten nicht stören will? Eigentlich führt meine Prot. doch nur das fort, was die Nachfahren aller All immigranten der Erde kennen. Sie bleiben unsichtbar, weil es ihre Bestimmung ist. Der Auftrag, der sie dazu bringt, Planeten zu erforschen ist ein Relikt. Und Relikte abzusreifen, sollte durchaus jedermanns Recht sein.
So, ich habe zwei Änderungen vorgenommen, die hoffentlich das Moralische so weit es denn da war, entschärfen.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

Hallo G.Dame

Kenne jetzt nur deine neue Fassung und hab sie, nachdem ich mir die Kommentare durchgelsen hatte, gleich noch ein zweites Mal zu Gemüte geführt (war ja schön kurz)

Ich kann nun keine Spur eines - wie Uwe immer so gern formuliert - moralischen Dampfhammers finden. Ich sehe nur begründete Zweifel, die angesichts einer neuen Möglichkeit nochmehr zum Tragen kommen.

Mir persönlich hat deine Geschichte damit gut gefallen :D Vielleicht würde es ihr aber noch besser tun, wenn du veruschen würdest, dich nicht auf das Glatteis technischer Beschreibungen zu begeben. Einige sagen wir mal:esoterische Ansätze sehe ich darin durchaus verborgen. Diese etwas abgehobene Variante würde vielleicht passender sein. Also nicht so den Technikgebrauch in den Vordergrund bringen, sondern eher die physische und psychische Anpassung des Menschen an das Leben im All. Denkbar, dass die Menschen fast keine Technik mehr dafür benötigen. Dann wäre eine Rückkehr in die Fesseln eines Planeten noch fragwürdiger.


mfg Hagen

 

Hallo Hagen,
Schön, wenn die Änderungen so fruchtbar waren. :dozey: Ich werde auch deinen Rat befolgen und die Technik ein wenig abmildern. Danke dir auf alle Fälle für dein positives Feedback.

Gruß
Goldene Dame

 

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