Reise mit Dir
Die Rakete landet mit lautem Getöse direkt neben uns. Wir entscheiden uns einzusteigen. Ein Mann und eine Frau. Die Grundzutaten zu einer hochsensiblen, hochexplosiven chemischen Verbindung.
Start. Wer von uns den Knopf drückt, ist später nicht mehr wichtig. Wir fliegen und fliegen. Die Beschleunigung raubt uns den Atem. Fahrtziel unbekannt. Man weiss nie, wo man landet. Doch wir gehören heute zu den Glücklichsten der Glücklichen und sollen sie zu sehen bekommen – eine Galaxie von unbeschreiblicher Schönheit und Athmosphäre. Voll perfekter Unvollkommenheit, voll filigran geschmückter Klarheit, voll schützender, Vertrauen weckender Weite. Wir erleben einen seltenen und so kostbaren Moment des Lebens. Packen und Festhalten möchten wir ihn und ihm damit die Unendlichkeit bescheren. Als wenn das in unserer Macht läge. Aber wir Menschen glauben das in solchen Augenblicken.
Ich sauge jeden Eindruck meiner Sinne in mich auf und genieße. Doch plötzlich ein Knarren. Erst ganz leise, kaum hörbar doch existent. Dann wird es lauter und irgendwann kann keiner von uns beiden es mehr verleugnen. Unser Gefährt ist defekt. Es beginnt sich unkoordiniert zu bewegen, gerät ins Trudeln. Wir fallen. Wir fallen so tief und können nichts dagegen tun. Der Sturz verläuft ebenso schnell wie der Höhenflug, der ihm vorangegangen ist. Ich verliere meine Gedanken und meine Orientierung. Deine Hand umfasst meine nicht mehr.
Der Aufprall auf der Erde ist hart und erbarmungslos. Benommen richte ich mich ein wenig auf. Um mich herum liegen die rauchenden Trümmer unserer Rakete. Sie sehen so traurig und nutzlos aus. Nur noch Einzelteile, deren Zusammenfügen sich augenscheinlich nicht mehr lohnen wird. Suchend blicke ich um mich. Du bist verschwunden. Jetzt merke ich, wie alle meine Glieder schmerzen. Sie werden sicher eine ganze Weile brauchen, um sich von der Lädierungen dieser unsanften Landung zu erholen. Aber auch wenn unser Absturz einen noch höheren Tribut gefordert hätte – ich hätte niemals auf diese Reise mit Dir verzichten wollen, denn sie hat mich unermesslich reich gemacht. Nur so wenige von uns haben das Glück, den siebten Himmel zu sehen.