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Salia Muerte

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16.11.2003
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Salia Muerte

Schwarz lackiertes Metall glänzt in der Sonne, als Salia Muerte ihr Präzisionsgewehr reinigt. Das tut sie regelmäßig bevor sie ihren Job erledigt. Auf ihren Visitenkarten steht: „Mein Name ist ihr Ziel.“ Muerte= Tod. Salia ist Auftragskiller. Natürlich kann sie diese Visitenkarten nur in bestimmten Kreisen aushändigen. Obwohl sich viele Leute wundern würden, wer sie schon alles angeheuert hat. Als bestes Beispiel dafür, wäre der Polizeipräsident. Er hatte sie beauftragt seinen Schwager zu erledigen. Ebenfalls Polizist, allerdings auf Abwegen. Wenn das an die Öffentlichkeit gelangt wäre, wäre es vorbei gewesen mit der tollen Karriere des Präsidenten. Aber so wurde ihm von allen Seiten Bedauern über diese „schreckliche Tat“ ausgedrückt und niemand kam auf die Idee, dass er dahinter stecken könnte.
Aber dieses blutige Gewerbe ist nicht der einzige Beruf den Salia hat. Normalerweise ist sie eine einfache, unauffällige Sekretärin in einer riesigen Firma. Die typische graue Maus, die niemanden auffällt, höchstens, wenn sie einem den heißen Kaffee über die Kleidung kippt. Wer sie privat oder gar in ihrem „Nebenjob“ sehen würde, käme niemals auf die Idee, dass es ein und dieselbe Frau ist, wie die, die täglich im Büro sitzt. Sie weiß sich zu verstellen und zu verkleiden. Salia hat tiefschwarze Haare und grüne Augen und ist eigentlich bildhübsch. Eine gesunde, etwas dunkler als normale Hautfarbe aufgrund ihrer spanischen Abstammung. Doch morgens schminkt sie sich wesentlich heller, setzt die fast grauen Kontaktlinsen ein und eine unförmige Brille auf, steckt sich das Haar etwas unordentlich hoch, so dass einige Strähnen runterfallen und kleidet sich in gedeckten, meist Grautönen. Weder modisch noch altmodisch, einfach unauffällig. Ein perfektes Image. Eiskalt und berechnend. Eigenschaften, die sie sich seit ihrem 20. Lebensjahr angeeignet hat. Seit sie ins Gefängnis kam. Urteil: Mord.

Es war an dem Abend vor ihrem 20. Geburtstag gewesen. Sie hatte sich wegen einer Kleinigkeit mit ihrem Vater gestritten, als er anfing das Thema zu einer Grundsatzdiskussion auszuweiten. Salia war irgendwann wutentbrannt aus dem Zimmer gerannt, mit den Worten: „Am liebsten würde ich dich umbringen!“ Doch das sollte jemand anderes in jener Nacht für sie tun. Lautlos und unbemerkt wurde ihr Vater erschossen. Am nächsten Morgen wurde sie von einem Schrei geweckt, der von der Haushälterin kam, als jene die Leiche entdeckte. Salias Mutter, die in einem anderen Schlafzimmer genächtigt hatte, beschuldigte Salia des Mordes.
„Sie spielte erst gut die Trauernde Ehefrau,“ denkt Salia, als sie auf dem Hochhausdach ihr Gewehr in Position bringt. „Hat erst die tolle Show abgezogen, dass sie nichts weiß, um dann auf der Wache den Ich-kann-dieses-Wissen-nicht-ertragen-Nervenzusammenbruch zu kriegen. Sie hat mich eiskalt beschuldigt meinen Vater erschossen zu haben, weil ich mich mit ihm gestritten habe,“ flüstert sie leise mit zusammengebissenen Zähnen vor sich hin. „Hätte mich aus seinem Schlafzimmer kommen sehen, kurz nach der Tatzeit und beobachtet wie ich die Tatwaffe entsorgt habe. Dieses geldgeile Miststück, opfert ihre eigene und einzige Tochter, damit sie nicht selbst für den Mord in den Knast muss und keinen Cent von dem Geld sieht.“
Salia lächelt, da eine Limousine vorfährt. Heute, das ist kein Job. Heute, das ist Rache. Für diesen Tag hat sie die 10 Jahre Gefängnis ausgehalten und weitere 5 Jahre um das nötige Know-how, was sie im Knast mitbekommen hat, in der Praxis zu üben. Sie zielt auf die linke hintere Autotür. Die Tür geht auf und eine Frau steigt aus, die Salia wie aus dem Gesicht geschnitten ist. Sie sieht ein wenig älter aus, was sie auch ist, es ist Salias Mutter. Salia wartet noch ein, zwei Sekunden. Genießt diesen Augenblick, den sie sich so lange gewünscht hat, dann drückt sie ab. Ein gezielter Schuss in den Kopf. Immer noch lächelnd steht sie auf, packt ihre Sachen zusammen. Schaut noch einmal vom Dach runter. Auf der Straße versammeln sich die Menschen um die Leiche. In der Ferne hört man schon einen Krankenwagen, der den Weg allerdings umsonst macht. Sie dreht sich um und geht nach Hause, überlegend wo sie heute Abend essen geht.

 

Hallo Lenya,

vollends überzeugt hat mich deine Geschichte nicht.
Ihr fehlt die gewisse Stringenz der Erzähllogik und widerspricht sich an einigen Stellen.
Wenn Salia etwa von der Mutter in Anwesenheit der Haushälterin des Mordes beschuldigt wird, wird die Polizei kommen, um den Fall aufzunehmen. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass Salia dann nicht mit auf die Polizeiwache genommen wird. Dann könnte sie später auch nicht die Mutter umbringen. Wenn dieses "später", also das "heute", nach dem Gefängnisaufenthalt sein sollte, so kommt dies nicht klar rüber und müsste von dir präzisiert werden.

Der Verlauf deiner Erzählung ist verschachtelt und spielt in verschiedenen zeitlichen Ebenen.
Wenn es dein Vorhaben war, den Leser hier zum Nachdenken zu bringen, so passt dies mMn formal nicht zum sonst sehr klaren, zur Präzision einer Auftragskillerin passenden Erzählstil, der die Stärke der Geschichte ausmacht.

Insgesamt hat die Geschichte Potential.
Ich weiß natürlich nicht, warum du sie so kurz gehalten und dadurch einiges im Dunkeln gelassen hast.
Man hätte hier das Charakterbild von Salia insoweit anschaulicher malen können, indem man nicht benennt, sondern erzählt.
Das "eiskalte und berechnend" hätte man anhand einer konkreten Situation herausstellen können, etwa indem Salia in Anwesenheit der Polizei nach dem Mord am Vater die Mutter beschuldigt hätte: "Sie trank immerzu Whiskey, um den Schmerz zu ertränken. Wissen Sie, mein Vater war reich und angesehen. Viele Frauen schwärmten für ihn, zeigten mit Blicken und Gesten, dass sie ihn attraktiv fanden. Meine Mutter redete nicht viel über ihre Eifersucht, aber ich spürte, wie der Hass in ihr reifer und reifer wurde..."
So hättest du als Beispiel Salias rationale Berechnung darstellen können, anstatt nur zu schreiben, sie sei "eiskalt und berechnend".

Lg
Jan

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Jan!

Ich glaube du hast eine Stelle ziemlich überlesen. Ich finde es ziemlich klar, dass das heute nach dem Gefängnisaufenthalt ist.

Eiskalt und berechnend. Eigenschaften, die sie sich seit ihrem 20. Lebensjahr angeeignet hat. Seit sie ins Gefängnis kam. Urteil: Mord.
Aber gut, ich werde noch eine genauere Zeitangabe einfügen, wie viele Jahre das nun her ist, seit sie ins Gefängnis bzw. wieder frei kam.
Naja ich finde, dass man um so einen Job auszuüben eiskalt und berechnend zu sein, Grundvorraussetzungen sind. Jemand der herzlich ist sich nie so genaue Gedanken macht und ein wenig planlos ist, niemals Profikiller sein könnte.
Außerdem was macht sie, als sie ihre Mutter erschossen hat? Denkt drüber nach, was sie abends essen geht. Eiskalt oder nicht?
Ich werd trotzem nochmal drüber schauen.

Lg Lenya

 

Hi,

es passt trotzdem nicht recht zusammen.
Wenn man - auch als Jugendlicher - des Mordes verurteilt wird, kommt man sicherlich nicht mit 20 aus dem Gefängnis.
Eine entsprechende Änderung des Alters wäre hier angebracht.

Ansonsten bin ich gespannt, ob due Zeit und Muse findest, die Geschichte noch zu überarbeiten.

Lg
Jan

 

Hi Jan!

Ich sag es dir ungern, aber du bist ein oberflächlicher Leser. Ich meine damit, dass du scheinst den Text nur überfliegst.

Wenn man - auch als Jugendlicher - des Mordes verurteilt wird, kommt man sicherlich nicht mit 20 aus dem Gefängnis
Ich aber habe geschrieben:
Es war an dem Abend vor ihrem 20. Geburtstag gewesen.
als der Vater umgebracht wurde.
Für diesen Tag hat sie die 10 Jahre Gefängnis ausgehalten und weitere 5 Jahre um das nötige Know-how, was sie im Knast mitbekommen hat, in der Praxis zu üben.
sie hätte ihren Vater umbringen müssen als sie fünf war, um jetzt 20 sein zu könnnen. Aber um genau zu sein, ist sie jetzt 35 Jahre alt.
Lg Lenya

 

Für diesen Tag hat sie die 10 Jahre Gefängnis ausgehalten und weitere 5 Jahre um das nötige Know-how, was sie im Knast mitbekommen hat, in der Praxis zu üben.
Diesen Satz habe ich in der ersten Version deiner Geschichte vermisst.
Nach deiner Überarbeitung und Ergänzung aber hast du mehr Klarheit reingebracht.

Mir aber ungenaues Lesen nach einer Überarbeitung zu unterstellen ist nicht fair...

Jan

 

okay dieses Zitat ist aus der überarbeiteten, aber eigentlich dachte ich, dass auch aus dem ersten Zitat

Es war an dem Abend vor ihrem 20. Geburtstag gewesen.
wo sie sich mit dem Vater gestritten hat, schon klar wird, dass sie nicht 20 ist, als sie aus dem Gefängnis kommt, sondern als sie rein kam.
kannst du das nachvollziehen?
lenya

 

Schwerlich, aber wahrscheinlich liegt es daran, dass man mit der Zeit immer höhere Ansprüche an Geschichten stellt; auch von denen, die relativ neu hier schreiben.
War ja nicht als persönlicher Feldzug geplant, eher als Stütze für zukünftige Geschichten.

Lg
Jan

 

und ich dachte schon, du wolltest mich nur psychisch total fertig machen :D
nein schon klar, dass das kein pers. angriff sein sollte.
vielleicht kannste ja mal in die eine oder andere geschichte von mir reinschnuppern und noch n bisschen kritisieren. sind unter alltag gepostet.

lg lenya

 

Hallo Lenya!

Hier meine Anregungen in Kürze:

- Vermeide Rückblicke! Es ist erwiesen, dass viele Leser abbrechen, wenn ein langer Plusquamperfekt-Teil kommt. Wenn die Hauptgeschichte das Verbrechen der Mutter ist, dann mach daraus den Handlungsstrang, wenn sie es nicht is, lass sie weg!

- Eine so spannungs- und konflikt-geladene Situation, und Du machst so wenig daraus! Wenn jemand seine Mutter umbringt, dann ist das mit einem Schuss aus der Entfernung recht langweilig!

- Du formulierst zu genau. In Geschichten kann und soll man viel mehr weglassen. Beispiel: "Aber dieses blutige Gewerbe ist nicht der einzige Beruf den Salia hat. Normalerweise ist sie eine einfache, unauffällige Sekretärin in einer riesigen Firma. Die typische graue Maus, die niemanden auffällt, höchstens, wenn sie einem den heißen Kaffee über die Kleidung kippt. Wer sie privat oder gar in ihrem „Nebenjob“ sehen würde, käme niemals auf die Idee, dass es ein und dieselbe Frau ist, wie die, die täglich im Büro sitzt." sagt nicht mehr aus als: "Tagsüber ist sie Sekretärin, eine Sekretärin, die wenig redet". Alles andere ist dem Leser ohnehin klar.

- Du musst Dich beim Schreiben immer wieder fragen: Wie seiht es aus, wie liegt sie da, was trägt sie, welche Zeit ist es, was denkt sie, wie blicken die anderen Leute auf sie etc. Sonst ist die Geschichte nachher lediglich ein uninteressanter Tatasachenbericht. Dann wird die Geschichte detailreicher und auch länger, ohne dass sie redundanten Text enthält:

Der Schlamm hinter der Brüstung des Hochhauses stank modrig, er erinnerte Salia an die Löcher in ihrem Kinderzimmer. Fast hatte sie den modrigen Geruch nach altem Papier vergessen, bei dem sie abends eingeschlafen war, als Kind am Stadtrand von Duisburg. Es hatte gestern morgen geregnet, und die Temperatur ist eisig, der Novemberwind zerrt an Salias Locken, gräbt sich wie Eis unter die Kopfhaut und schneidet sie mit Messern. Die Pfützen hier oben auf dem Kiesdach waren pechschwarz, nur an einer Stelle spiegelte sich die Neonröhre am Treppenausgang in der Nacht. Salia Muerte hat schon vier Menschen getötet, die Tochter eines Lokalpolitikers aus Frankfurt Oder, vierzehn Jahre alt, ein altes Ehepaar, und einen Mafioso aus Düsseldorf.

Sie liegt auf dem Bauch, schaut über die schmale Dachkante in das Dunkel, vor ihrem Auge ein Zielfernohr, ein lichtstarkes 8x56er Wilson & Son. Die Nässe dringt durch ihre Klamotten: ein beiger Rock, graue Strumpfhose, rosa Bluse, Wildlederpumps. Salia hat ein langweiliges Gesicht, in der Bank sprechen nicht viele mit ihr, und sie spricht nicht mit vielen. Seit sie zwanzig ist, siezen sie die Leute, wenn sie sie nach dem Weg fragen. Schon zweimal hat die Polizei sie nach Hinweisen gefragt, und nie ist ein Polizist auf die Idee gekommen, dass er die Mörderin selbst gerade vor sich hat.

Hautfalten im Zielfernrohr. Sie senkt das Gewehr, nun liegt das Kreuz auf den schlaffen Brüsten der alten Dame. Salia muss würgen. Aus diesen hatte sie ein halbes Jahr lang Milch gesogen. Sie zuckt mit dem Finger, doch der Schuss löst sich noch nicht. Scharfschützen müssen den Abzug langsam durchziehen, bis sich irgendwann der Schuss löst, für den Schützen so überraschend wie für das Opfer. Wie sähe es aus, wenn sie die alte Frau an ihren Brüsten treffen würde?

Sie hebt die Gewehrspitze wieder an. Trockene Mundwinkel, plötzlich schluckt die alte Dame wieder, dielbe Geste wie vor zwanzig Jahren. Es war ein Würgen mit hängenden Mundwinkeln, das meistens bedeutete, dass sie Salia gleich schlagen würde. Sie muss sich beeilen, in einer Minute wird sie vor Kälte zittern, dann kann sie nicht mehr gut zielen.


Ich hoffe, das hat Dir geholfen!

Gernot

 

Hi Gernot!

Der Vorschlag war ja schon eine eigene Geschichte, vielleicht solltest du sie ebenfalls posten. Ich finds gut, auch wenn ich Salia mit einem Großteil nicht in Verbindung bringen würde.
Naja werd noch n bisschen darn rumbasteln. Wie wärs, wenn ich einfach mit dem Rückblick anfange und dann auf den Rest komme?

Lg Lenya

 

Hm, die Sache mti dem Rückblick scheint schwierig. Wenn Du mit "Damals hatte...", also im Plusquamperfekt anfängst, werden Dir die Leser davonrennen. Andererseits kannst Du kaum erst den einen Teil erzählen, dann einen riesigen Sprung machen, und dann die Geschichte 20 Jahre später fortsetzten, dazu ist eine Kurzgeschichte nun mal zu kurz.

Wie wäre es, wenn Du den Rückblick extrem kurz erzählst, und dann Salia durch das Fernrohr kurz vor dem Schuss noch ihre Hass-Gedanken weiterspinnen läßt... das würde dem Leser nicht allzuviel abverlangen.

Liebe Grüße aus Hamburg!

Gernot

 

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