Was ist neu

Schall und Rauch

Mitglied
Beitritt
04.06.2004
Beiträge
4

Schall und Rauch

Nein! Letzter Gedankensplitter beim Übergang in einen neuen Tag. Ich fand mich (größtenteils) in meinem Bett wieder. Ein kurzer Blick in den Raum überzeugte mich: Mein Bett stand immer noch in meiner Wohnung. Da auch der Blick aus dem Fenster nur gewohntes präsentierte, konnte ich mit einiger Überzeugung annehmen, dass meine Wohnung noch im selben Haus war, dieses noch in der selben Straße, diese wiederum – was aber nicht mehr so einfach feststellbar war – im selben Stadtteil usw. - Ich war beruhigt. Auch war der Gedankensplitter des Traumes, nur durch den Augenblick, schon verblasst, inzwischen war ich mir sogar sicher genügend Kraft fürs Aufstehen gesammelt zu haben. Wenn man bedenkt wie wenig Zeit dieses „inzwischen“ bedeutet, kann man meinen Stolz auf diese Leistung sicherlich verstehen.
Ich tat es – ich stand auf. Dabei stöhnte ich bewusst sehr laut um anzudeuten, welch große Mühe mir das Aufstehen macht, ich wollte vor mir selbst gut dastehen, als jemand, der nicht sofort vor jedem kleinen Hindernis des Lebens davonläuft, sondern seinen Weg ungeachtet aller Probleme zielbewusst, geradlinig, stetig, manchmal fast schon stoisch geht – die Selbsttäuschung gelang mir ganz gut.
Vielleicht (wahrscheinlich!) hätte ich in diesem Stil noch eine Weile weiter gemacht, hätte mich nicht ein in Würgen übergehendes Husten aus der Stimmung gebracht. Nicht, dass ich grundsätzlich etwas gegen den Husten hätte, als Raucher ist man ihn gewohnt, nach ein paar Jahren nimmt man sich gegenseitig kaum mehr wahr. Dieser spezielle Husten erinnerte mich aber an die Zigaretten, die ich gestern Abend geraucht hatte – zugegeben: auch solche Dinge kommen vor, davon liest man immer wieder. Da ich mich auch an den Ort des Rauchens und an den Menschen, den ich fast unausgesetzt angeraucht hatte, erinnerte, präsentierte mir der Badezimmerspiegel, dem ich erst ein paar Minuten später einen Morgengruß zukommen ließ, ein wütendes Gesicht.

Ich wollte nicht unhöflich oder ungerecht sein, ich fand ihn sympathisch, interessant, dabei blieb es – freundlich überschlagen – für vielleicht 20 Minuten. Die nächsten Stunden grübelte ich über einen möglichst vorteilhaften Ausweg aus meiner Situation nach. Da ich am Gespräch teilnehmen musste (wenn auch meist nur durch zustimmende Brummtöne) und sich die absurden Remakes mäßiger 70er-Jahre-Musik (deswegen galt das Café als „in“) auch mit den Coktailkreationen, die sicherlich auch etwas mit den 70ern zu tun hatten, nicht verbessern ließen, fiel mir das Denken ungewöhnlich schwer.
Stattdessen: Marius, 27 Jahre alt, aus einem Rheinstädchen, Eltern Winzer, man saß also an der Quelle und spätestens in der Mittelstufe,trieb man es wild, er erinnere sich da an eine bestimmte Party... also echt heftig... und ob ich die Story von (Nein! - nur Gedanken) hören wolle, also das war vielleicht ein Typ... Interrail, wären aufgeschmissen gewesen - ohne in (Mag an deinem Wesen doch... - wieder nur Gedanken) ... und sowieso.... und er.... ob ich den Wein, den sein Eltern herstellen, schon mal getrunken hätte – ja? - Na klar, kennt man eben überall, wie ich ihn gefunden hätte? (zufällig? Weinregal? Aldi? Lidl? ???) – „beachtlich“ – Na aber – hallo, ich sei wohl reichlich verwöhnt... egal... er habe auch gerne etwas Luxus um sich, sein neues Auto... ach, und... - Jetzt ganz abgekommen von seiner eigenen Story... na ja, könnte man sich denken: Abi, jetzt Studium... BWL. (Himmel, du ein Arschloch – ...) ...was man aber schon sagen müsste, BWL, ganz falsch das Studium, besonders an dieser Uni, also, wenn er hier etwas ...
Ich hatte nicht das Gefühl, einen Menschen neben mir zu haben, nein, eine Maschine war es, eine Schnellsprechmaschine neuster Bauart. Warum auch nicht?
Ob im Kaufhaus, im Café, in der Heimat, im Kino, selbst in der freien Natur – Krach. Genug Menschen scheinen Krach für ein glückliches Leben zu benötigen, eine Schnellsprechmaschine, das würde Abnehmer finden...
Nach einer Stunde (grobe Schätzung) wurde alles trübe, das Gerede, die Musik, die Getränke, ich saß und saß und hörte Geräusche und wusste, dass es Worte waren und wusste auch, dass Worte Informationen mit sich bringen können und ließ doch alles an mir abperlen, die CD wurde gewechselt, die Bedienung wechselte sich selbst, Gäste gab es kaum mehr... Noch woanders hingehen? (!) Zahlen bitte – Danke – Tschüss .

Die Nachtluft tat mir gut. - Wir liefen in Richtung Nachtbus. Die Stadt? Na ja, eine Stadt eben, mit Vorteilen und Nachteilen – also nein, so verscheißern müsse ich ihn doch nicht, er wisse, das ich die Nachteile der Stadt erkennen könne, einfach hier und jetzt anfangen? die Nachtbusse, da sei die Koordination mit dem Rest des ÖNV doch sehr vernachlässigt... und... was ihm noch einfällt... und er hat gehört... er würde... Als wir in den Bus stiegen dankte ich allen Göttern - nicht das er aufgehört hätte, ich hatte ein Gespräch mit dem Fahrer befürchtet, in welchem die Schwächen seines Fahrstiles, seiner Firma, seiner Stadt und der Welt auf das prägnanteste aufgezeigt worden wären. Zwar müsste man zur Lösung all dieser Missstände lediglich Marius zum Fahrer, Firmeninhaber, Bürgermeister und Kaiser der Welt machen aber ich glaubte man hätte uns dennoch unhöflich zum Aussteigen aufgefordert.
Letztlich stiegen wir freiwillig, ohne Aufforderung, direkt an einer U-Bahnstation aus (die gekachelten Wände würden das Geschwätz nur noch lauter machen). 8 Minuten Wartezeit, behauptete eine alte, flackernde Anzeigetafel. Als sie bei 5 Minuten angekommen war, hörte ich neben mir in Überlautstärke meinen Namen. Scham meinerseits, schnell einen Vorwand für meine Abwesenheit finden... Du also auch – Verwirrung – Hmm; was? Du hörst mir auch nicht zu – Schamwelle – Na gut, kann sein, dass ich – manchmal - ein klein wenig unaufmerksam bin.

Ich war fast glücklich als er ruckartig aufstand, jetzt würde mir der Abgang abgenommen.

Als er in seinen Rucksack griff, dachte ich nichts bestimmtes, als er eine Pistole zog, war ich entsetzt, als ich in lächeln sah, machten meine Gefühle Feierabend. Der Knall kam mir ziemlich leise vor, sein Fall, fand ich, dauerte recht lange, sein Blut erschien mir fast zu dunkel. Meine Reaktion würde ich passabel nennen: Ich tastete nach dem Puls, leider vergeblich, drückte seine Hand etwas und ging. Hoffentlich waren die Überwachungskameras gerade ausgefallen.

(2. Variante – Luise übernahm das Lektorat)

 

Hi Snafu!
Ich finde die Grundidee deiner Geschichte wirklich gut und das überraschende Ende absolut gelungen. Schön fand ich auch die Beschreibung des Ambientes, also der Absatz mit gewechselten CDs und Bedienungen.
Was das Verständnis während des Lesens noch etwas aufhält, sind die Stolpersteine, die du dem Leser in den Weg legst. Du hast eine gute Grundlage für eine Kg geschrieben, was du jetzt noch verbessern könntest, wäre, dass du deinen Text flüssiger gestaltest.
Zum Beispiel die Klammern, die du ja öfters verwendest. Sie haben mich beim Lesen immer wieder stocken lassen. Wenn du die Informationen in den Klammern stattdessen im Text unterbringen würdest, wäre der sehr viel flüssiger zu lesen.
Auch der Teil in dem die Schnellsprechmaschine Marius palavert, war für mich etwas verwirrend. Vielleicht kannst du hier mit ein paar wohlplatzierten Absätzen noch mehr Klarheit schaffen.
Gefallen hat mir noch, dass du deiner Kg eine Rahmenhandlung gegeben hast. Schließlich wacht dein Protagonist ja morgens auf und erinnert sich an den Abend, oder? Wirklich sehr schön…

Ach, noch ein kleiner Rechtschreibfehler: Wie wäre es mit „Cocktailkreationen“ statt „Coktailkreationen“?

Insgesamt hat mir deine Geschichte wirklich gut gefallen und ich denke, dass da noch was Tolles draus werden kann...

Keep it up! :)

Roxy

P.S.: Wer ist Luise?

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom