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Schraffuren

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29.07.2003
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Schraffuren

Dickes Zeichenpapier, einen weichen Bleistift und eine feste Unterlage - mehr brauche ich nicht.
Ich zeichne die vorbeilaufenden Gesichter. Mehr Flächen als Linien, die schraffuren sind der Trick. Was das Auge sieht umsetzen. Vom Groben ins Detail. Nur mit System funktioniert das.

"Wieviel kostet es?"
"Fünfzig Euro."
"Dann nehme ich beide."
"Oh, vielen Dank, der Herr!"

Er reicht mir den zerknitterten Schein, seine Hand kommt näher-

"HALT", gellt aus der Ferne ein Schrei. "STEHEN BLEIBEN!".

Blitzschnell schnappe ich nach dem Schein, fasse mein Skateboard, die Unterlagen und Materialien und brause davon. Ich bin daran gewöhnt.

Die Männer in Blau geben bald auf und nur wenige Minuten später komme ich am Ziel an. Das Wohnheim.

Die Gänge sind staubig. Ein Kater nähert sich und blickt zu mir auf. "Na, Schröder?" Ich kraule seinen Hals, während er freundlich schnurrt und dann seiner Wege geht.

Ich klopfe am Rahmen, bevor ich das Zimmer 303 öffne. Überall stehen und liegen Teller, Gläser, DVD-Hüllen und -Schachteln. Inmitten des Raumes steht ein aufgeregter Frank, der Schachteln in einen Rucksack stopft. Auf seiner Stirn steht der Schweiß. Aufgeregt schiebt er den Vorhang zurück, blickt aus dem Fenster und bemerkt ... mich.

"Steffen!", schreit er beinahe in verrücktem Ton.
"Was ist denn los?"
"Ich muss weg."
"Warum, was ist passiert?"
"Ich hab's gerade erfahren. Nur fünf Häuser weiter wurde einer hochgenommen. Kuck dich doch um!"

Die Aktenschränke, in die zuvor immer fein säuberlich Filme und Musik nach Buchstaben und Zahlen eingeordnet waren, hatte er herausgerissen und durcheinander gebracht.

"Aber du hast doch nie was weitergegeben!"
"Glaubst du das interessiert wen?" Er sieht mich verzweifelt an und fährt sich durch die verschwitzten Haare.

Auf dem Tisch entdecke ich die Tageszeitung. Neuste Meldungen: Druck gegen Reformpolitik unzulässig: Bund zensiert Bild; Einführung des virtuellen Prangers ...

"Ich gehe in die Schweiz", flüstert er und stopft weiter seinen Rucksack voll.
"Was willst du in der Schweiz?"
"Dort wird man nicht so behandelt!" Er weist auf die Zeitung.
"Als illegaler Einwanderer wird man nicht gerade besser behandelt, und so -" ich zeige auf den Rucksack "lässt man dich nicht über die Grenze."

Es klopft an der Tür. Frank fängt an zu zittern.

"Wer ist da?"
"Polizei. Machen sie die Tür auf."

Niemand rührt sich. Die Luft ist zum Zerreißen angespannt.

"Ich sagte: Machen sie die Tür auf."

Gefolgt von einem heftigen Knall zersplittert der Rahmen und die dicke Wohnungstür fliegt mir in den Rücken. Vor meinen Augen verschwimmt die Umgebung. Das Einzige, was ich noch mitbekomme ist die rauhe Stimme des Polizisten. "Drecksau. Der Verbrecher hat's nicht anders verdient."

 

Ich muss gestehen, dass mir das Vergehen der Hauptfiguren nicht ganz klar ist. Wurde die totale Zensur eingeführt? Das finde ich dann aber sehr oberflächlich dargestellt. Klar ist es ein Schreckensszenario, aber es bleiben hier einfach zuviele Fragen offen. Das Thema ist wichtig und verdient meines Erachtens eine tiefere Auseinandersetzung. Die erzählte Handlung ist vergleichsweise banal, Spannung kommt - auch wegen der Kürze - nicht auf, obwohl Du Dich um eine dramatische Sprache bemühst.

Fazit: sprachlich okay, inhaltlich unausgegoren.

Uwe
:cool:

 

WUaääää mein Inhalt ist schläääächt. Und das von dir. *heul*

Warum nur, warum nur?

Mal im Ernst: Es steht nur ein einziges Wort im Text, das auf Zensur hinweist. Lies mal genauer. "Druck gegen Reformpolitik unzulässig: Bund zensiert Bild"

Wo steht da was von totaler Zensur?

Grüße,

Sven

 

Zu fragmentarisch, Yaso, zu fragmentarisch ... da darfste dich nicht wundern :)

LG

Dante_1

 

Hm. Wenn es nicht die Zensur ist, dann das (Raub-)Kopieren?

Wenn ja: die Hinweise dazu reichen wirklich nicht.

 
Zuletzt bearbeitet:

Uwe hat mich verissen, was erwartest du, Dante? :D

Frank und Steffen kennen sich. Frank wohnt in einem Wohnheim. Aufgrund Steffens Tätigkeit (zeichnen auf der Straße, Skateboard fahren, vor Polizei fliehen) lässt sich schließen, dass er noch jung ist (unter dreißig jedenfalls). Also ein Wohnheim. Jemand, der in einem Wohnheim lebt hat meistens nicht so viel Knete, dass sie sich sehr viele DVDs leisten kann.

Aber das habe ich ja nicht geschrieben. Es wäre ja möglich, dass er sich alles gekauft hat. Zentral ist der Satz Steffens: "Aber du hast doch nie was weitergegeben!", denn nach der modernen Rechtslage würde man sich ja schuldig machen, wenn man etwas weitergibt (selbst wenn man es legal erstanden hat). Und darum geht es.

Nochmal, Uwe: Wie kommst du auf Zensierung?

Ich habe geschrieben "Druck gegen Reformpolitik unzulässig: Bund zensiert Bild". Eine Anspielung auf die Medien-Politik des Axel-Springer-Verlages, der durch die Umstellung auf die alte Rechtschreibung Druck gegen die (übrigens schon lang beschlossene) Reform zu machen. Wenn es bei der Rechtschreibung anfängt, dann wird es auch mit allen anderen Reformen so weitergehen und alles in den Medien zerpflückt werden. Die Medien als vierte Gewalt sozusagen, die jede Reform zu stoppen in der Lage sind.

Man sieht ja was Volksaufmärsche zustande bringen können. Hartz IV wird - zumindest geringfügig - geändert.

Indirekt ging es mir darum, einen Bezug zu erstellen zur Kontrolle durch den Staat, denn der hätte gerne, dass die Bild sich an etwas hält, wo sie sich ja nicht dran halten muss. Es ist u.a. der Kampf der Lobbys, wie im Bereich der Urheberrechte.

 

Ähm, leider verstehe ich es immer noch nicht so recht.
Auf mich wirkte die Sache mit der Zensur wie das auflösende Stichwort. Und Dein letzter Absatz ist nicht viel anderes als eine Umschreibung von "Zensur".

Raubkopien? Ach bitte, das ist ein Thema für hitzige Debatten im Heise-online-Forum. Und wenn, dann muss man auch das etwas tiefgehender behandeln und nicht nur andeuten. Andeutungen sind natürlich okay, wenn eine spannende Erzählung im Vordergrund steht. Das sehe ich hier aber nicht.

 

Ich habe schon geschrieben, dass es nicht nur darum geht, dass es auch gar nicht wichtig ist. Na gut, dann schreibe ich halt über Themen die "für" hier sind.

*Yaso bekommt ne Tür in den Rücken geschossen*

 

Hallo Yaso,

ein bisschen ratlos lässt mich deine Geschichte zurück.

Ein Mann zeichnet illegal Portraits, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Als die Polizei kommmt (warum nur schreit sie von weitem anstatt, in Ruhe auf ihn zuzugehen?) fliegt er mit dem Skateboard ins Studentenwohnheim.
Früher hießen die Kater Honecker, heute heißen sie Schrüder und bringen trotz dieses Namens etwas ähnliches wie Menschlichkeit in das Heim. Ein Raubkopierer bekommt Panik, obgleich er nur gehört hat, dass fünf Häuser weiter jemand hopsgenommen wurde. "Scannen die Behörden Häuserweise?" Oder versetzt ihn nur sein schlechtes Gewissen in Panik?
Rational erscheint mir das übereilte Packen jedenfalls nicht, auch nicht, als die Polizei dann freundlich klopft und irgendwem die Axt oder eine Kugel mit der Wohnungstür ins Kreuz jagt?

Du hast deine Geschichte Schraffuren genannt. Mehr Flächen als Linien, Vom Groben ins Detail.

Vielleicht fehlen mir einfach ein paar Abdrücke. Vielleicht wolltest du auch einfach nur eins Skizze zeichnen, nicht mehr.
Jedenfalls habe ich den Text so empfunden, als erste Notizen zu einer Geschichte, als Skizze eben.

Lieben Gruß, sim

 

Danke Sim! Du hast das schon richtig erfasst. Eigentlich sollte es der Kompromiss zwischen Skizze und Zeichnung sein, war aber wohl doch eher nur Skizze.

Warum die Polizisten rumschreien anstatt auf jemanden zuzugehen? Das ist stellvertretend für die heutige Zeit. Lieber gleich Keule raus und draufhauen. Erst Schießen, dann Fragen. Dabei ist es - wie man ja dann sieht - tollpatschig und dumm so zu handeln, weil es keine Probleme löst.

Anstatt sich mit den angeblich Kriminellen zu einigen, wird drauf gehauen. Ein paar (Steffen, Frank) hat es dann eben erwischt.

Es könnte rgendwann geschehen, dass jedes Haus ohne Durchsuchungsbefehl von der Polizei geentert werden kann. Und selbst jetzt, HEUTE, reicht eine bloße Anschuldigung durch einen Mitbürger zur Erstellung eines Durchsuchungsbefehls. Und die Polizei geht dem auch wirklich nach!

 

Hallo Yaso,

mir erging es ähnlich wie meine Vorgänger und ich finde den Inhalt viel zu oberflächlich dargestellt, um ihn wirklich erfassen und die Geschichte gut finden zu können. Thematisch habe ich Raubkopierer vermutet, "Science Fiction" ist deine Kurzgeschichte für mich nur am Rande. Dass ein Polizist "Drecksau" zu jemanden sagt, kann ich mir nicht vorstellen.

Viele Grüße,

Michael

 

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