Was ist neu

Schwarzbau

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28.12.2009
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Schwarzbau

Das Haus seines Vaters lag am Fuß eines Hügels, zur Hälfte von einem schmalen Feldgehölz verdeckt. Ein junger Imker aus der Gegend hatte im vergangenen Jahr um Erlaubnis gebeten, seine Beuten dort aufstellen zu dürfen. In der angehenden Dämmerung erkannte er den goldgelben Anstrich der Holzkisten durch das Unterholz schimmern. In der Küche brannte Licht. Er zog ein letztes Mal an der Zigarette, schnippte die Kippe in das Gemüsebeet und trat die Glut mit der Schuhspitze aus.

Die Haustür öffnete sich von innen.
Hab dich schon kommen sehen …
Und, wie stehen die Aktien?, fragte er.
Hast grad noch geraucht, oder? Riech ich doch bis hierhin, verdammt. Wolltest du nicht aufhören?
Ja, tschuldigung.
Da kann ich mir aber auch nichts von kaufen, von deiner Entschuldigung.
Sie standen sich einen Moment lang schweigend gegenüber.
Komm doch erstmal rein.
Auf dem Küchentisch lag ein aufgeschlagener Stadtanzeiger, ungeöffnete Briefe, eine offene Packung Ibuprofen.
Und, willst was trinken? n Kaffee?
Ja, ja, Kaffee geht immer.
Trink ja nich mehr so viel, Tasse, zwei, und was hab ich früher Kaffee gesoffen, das erste und letzte, was ich im Betrieb gemacht hab.
Er nickte.
Komm setz dich, ich mach grad.
Nee, musste nicht extra aufsetzen, keine Umstände wegen mir.
Ach wat, ist doch schnell erledigt.
Er sah kurz auf die Briefe. Was Wichtiges dabei?
Sein Vater zuckte mit der Schulter. Immer derselbe Scheiß, weißte doch. Er löffelte Kaffeepulver in die Maschine. Und bei dir, die Familich?
Alles im Lot.
Ist das Wichtigste, das Wichtigste überhaupt.
Er betrachtete seinen Vater, verfolgte seine langsamen, bedächtigen Bewegungen. Nie wirkte er in Eile, es schien immer, als wisse er genau, was er als nächstes tun würde.
Was liesten da, fragte er und nahm die Zeitung in die Hand. Sport?
Die wollen n Spielkasino neben den OBI bauen, haste das mitbekommen? Sind die eigentlich bekloppt?
Irgendwoher muss die Kohle ja kommen, oder?
Aber ich bitte dich! Hier? Ich kann dir sagen, was da nachher für Typen rumhängen …
Ja, jetzt warts doch erstmal ab.
Geht mich im Grunde ja sowieso nix an, ich hab noch nie auch nur eine Mark verzockt.
Auch nicht früher, wenn de in die Kneipe gegangen bist?
Skat, Schocken, aber immer nur um Bier, nie um Bares.
Bier kostet aber auch Geld.
Das ist was anderes.
Er lachte und legte die Zeitung zurück auf den Tisch. Ich war letztens nochmal beim Charlie in der Bürgerstube, mitm Uwe, paar Feierabendkölsch, ist ja direkt um die Ecke.
Wahrscheinlich immer noch die gleichen Gesichter. Sein Vater machte eine abfällige Handbewegung.
Würd ich so nicht sagen, da sind mittlerweile auch viele junge Leute, also Jüngere, hat mich selbst auch gewundert, war ne gute Mischung.
Gibt ja nix mehr! Früher gabs hier mal knapp zweihundert Kneipen, heute noch drei oder vier!
Was ich damit sagen wollt: Ist nicht alles vor die Hunde.
Nee, nee, hast schon Recht. Ich trink heut nur viel lieber n guten Weißwein, ja? Grauburgunder oder so, da kann man sich Zeit lassen, das stürzt du nicht so runter wie n Kölsch. Was hat der Charlie überhaupt für eins?
Zunft.
Ach du je, da musste dir ja die Nase zuhalten.
Vom Faß gehts.
Nimmst n Schuß Milch, sag wenn Stop.
Bisschen noch - reicht, danke dir.
Sein Vater stellte die Tasse vor ihn auf den Tisch. Und sonst?
Alles beim Alten.
Was Neues von der Firma?
Läuft, aber neuer Gebietsleiter nervt. So n junger Typ, frisch von der Uni, tut aber so, als sei er schon ein halbes Jahrhundert dabei.
Deswegen war ich immer selbstständig, mein Junge - da haste keinen, der dir reinsabbelt.
Ja, aber kann ich nich …
Nee, du willst nich, das ist was anderes.
Bei mir fällt um Sechs der Stift und dann scheiß der Hund drauf. Und, dreizehntes Monatsgehalt, sechs Wochen Urlaub, bezahlt!
Ich sag, jeder wie er will, aber … na ja.
Ist ja jetzt auch egal, et is wie et is.
Und? Gut, der Kaffee?
Ja, gut, ja. Trinkst du keinen? Er nahm noch einen Schluck. Der Kaffee war heiß und stark.
Nee, ich mach mir ne Flasche Wein auf. Sein Vater stand auf, ging zum Regal über der Spüle, nahm eine halbvolle Flasche heraus, hielt inne und stellte sie dann wieder zurück.
Wie, jetzt doch nicht?
Hab’s mir anders überlegt. Er setzte sich und schob die Briefumschläge zusammen.
Nochmal was von den Anwälten gehört?
Nix, ist doch alles schon gelaufen.
Ja? Nichts Neues?
Kommst hier raus, den ganzen Weg? Hätteste auch anrufen können.
Nein, sagte er, bin ja nicht nur deswegen hier. Wollt einfach nach dir gucken, darf ich doch, oder?
Sein Vater lachte kurz. Ja, sag schon, kannst ruhig sagen, ändern tut sich da nix mehr dran, da kannst du Gift drauf nehmen.
Und dann? Ich mein …
Junge, ganz ehrlich … kotzen könnt ich. Zweihundertfünfzigtausend hat das hier gekostet, grad mal zwanzig Jahren ist das jetzt her, und ich hab gut und gerne nochmal Hunderttausend reingesteckt mit allem zusammen, Garten, Teich, Balkon … und jetzt?
Ja, aber meinste, die wollen das wirklich abreißen? Das bringt doch keinem was, oder?
Bringen, bringen tut das keinem was, sicherlich nicht, das sagt einem ja schon der gesunde Menschenverstand, den die aber natürlich nicht haben. Oder wie kommt man sonst auf die Idee, ein vollkommen intaktes Haus abreißen zu wollen, die Kiste hier ja seit über siebzig Jahren und würd auch nochmal siebzig stehen! Der Anwalt sagt, kann so oder so. Ich glaubs nicht, dass die noch groß was ändern dran, warum auch? Da sagt der von der Behörde zu mir: Herr Triesch, wenn hier einfach jeder baut, wo er will, tja, dann kommt es zu einer Zersplitterung der Landschaft, die nicht gewollt ist. Sag ich zu dem: Von wem nicht gewollt? Von Ihnen? Wer glaubt er überhaupt, dass er ist? Der König von Deutschland? Außerdem hab nicht ich den Kasten gebaut, sag ich, der steht hier seit dem Krieg. Davon wussten die wahrscheinlich auch die ganze Zeit, steht ja im Grundbuch und auch im Kataster. Da hat er sich dann fein rausgeredet: Der Bebauungsplan einer Gemeinde setzt dafür eben die Grenzen, da könne er persönlich nicht dran machen, fertig, aus der Lack.
Die halten sich halt eben auch nur an Gesetze, was wollen die denn machen? Denkst du, die können machen, was sie wollen?
Sicher können die das, mein Junge. Die Gemeinde kann den beschissenen Bebauungsplan sogar nachträglich noch ändern, wenn die nur wollten, aber einen rechtlichen Anspruch darauf hab ich eben nicht, das ist die Krux. Das heißt also, mein Schicksal liegt in deren Händen …
Wahnsinn … ich meine, hättest du’s nicht verkaufen wollen, wäre das doch gar nicht aufgefallen, oder? Darf man gar nicht drüber nachdenken.
Das ist ja das Beste an der Sache. Weißt du, ich will ja nix sagen, aber wenn ich schon unter der Erde gelegen hätt, neben deiner Mutter, und dann war das rausgekommen, na, dann scheiß eben der Hund drauf, hättest du dich zwar wahrscheinlich mit rumschlagen müssen, aber du hättest nix großartig verloren, wäre nur Pustekuchen mitm Erbe gewesen. Aber jetzt … und es ist einfach so, ich werd mit dem Haus nicht mehr fertig, ich brauch was Kleineres, näher bei den Ärzten auch, und das Geld, Junge, das Geld was ich für das Haus gekriegt hätt, das wäre meine Vorsorge gewesen, verstehst du das eigentlich?
Versteh ich, klar. Er nahm noch einen Schluck Kaffee.
Das ist mein Ruin, sagte sein Vater und atmete tief ein. Der Abriss, für den muss ich ja auch noch löhnen, wenn es dann soweit kommt. Dann kann ich mir gleich den Strick nehmen.
Ach, jetzt hör auf, red nicht so.
Tja, oder ich jag die Brücke in die Luft, bis die die wieder aufgebaut haben, lieg ich schon unter der Erde …
Womit denn?
UnkrautEx und Zucker, da bastel ich schon was draus, was ordentlich Bumms hat.
Er sah seinen Vater an, ein schelmisches Grinsen auf seinem Gesicht. Jaja, sagte er und winkte ab. Das ging vielleicht früher noch, wenn du einen auf Unabomber hättest machen wollen.
Wer?
Egal, aber komm ja nicht auf dumme Gedanken!
Ach, sagte sein Vater. Scheiß was drauf. Er stand auf, nahm sich die Flasche Wein und ein Glas und goss ein. Weißt du, das ist so … ich hab dir das, glaube ich, nie erzählt, aber das Haus hier, das war nicht meine Idee.
Wie? Was meinst damit, es war nicht deine Idee?
Na, das, was ich eben damit meine: Dass es nicht meine Idee war.
Du wolltest doch unbedingt raus aus der Stadt … du hast gesagt, wenn das mit dem Geschäft durch ist, dann willst du die ganzen Fressen nicht mehr sehen, das weiß ich noch, als sei es gestern gewesen.
Ja, ja, das kann sein, dass ich das gesagt hab, aber es war so: So weit raus, das war sicher nicht meine Idee, mir hätte schon was Kleineres gereicht, in Birk oder Schreck oder die ganze Ecke da, wo ich noch in Reichweite der Stadt bin … aber nein, deine Mutter meinte, Fachwerk, weiter draußen, Ruhe, Gemüse selber anbauen, den ganzen Öko-Scheiß, und dann Hund und keine Flugzeuge. Das war nicht ich!, und dann kam das hier, und das war’s dann. Aus und vorbei. Ich hatte da gar nichts zu melden.
Moment mal, sagte er. Hast du nicht gesagt: In deinem ersten Leben hättest du mal Schreiner gelernt, und jetzt, endlich!, jetzt kannst du mal so richtig loslegen? Meine Werkstatt hab ich ja zwanzig Jahre nicht mehr gebraucht, so ungefähr, oder? Das würde alles nur einstauben, das ganze geile Werkzeug?
Sein Vater trank einen großen Schluck Wein. Anfangs, sagte er, anfangs war es ja auch so. Hat Spaß gemacht, hier was draus zu machen, aber ich sag dir, wie es ist: Ich hatte mir das schon etwas anders vorgestellt … ich hab nicht mein Geschäft für gutes Geld verkauft für nix. Ich wollte eigentlich was von der Welt sehen, hier, auf so nem Dampfer durch die Fjörde, Feuerland, Safari … das hatten wir uns ja alles vorgenommen. Und dann?
Komm, dir hat doch keiner die Pistole auf die Brust gesetzt. Das ist aber ziemlich unfair von dir, finde ich. Mutter hat ja nicht gesagt, so wird das jetzt gemacht, sonst lass ich mich scheiden, oder so.
Du kanntest deine Mutter schlecht, wenn die was wollte, dann …
Ach, hör auf, du wolltest das doch genauso, konnte dir ja ga nicht schnell genug gehen, da kann ich mich noch gut dran erinnern … bloß raus aus der Stadt, so laut geworden alles, und die ganzen Assis vorm Kaufhof, Drogen, ich will endlich meine Ruhe!, du hattest doch sogar überlegt, eventuell sogar noch deinen Jagdschein zu machen, oder liege ich da falsch?
Sein Vater schmatzte mit den Lippen und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Willst du mir jetzt einen reinwürgen, oder was?
Nein, ich will dir keinen reinwürgen, ich sag nur, wie es gewesen ist.
Du kennst aber nur die halbe Wahrheit, sagte sein Vater. Aber du warst ja schon immer gut im Reden, das hast du von deiner Mutter … die Sache ist die, dreißig Jahre lang hab ich die Knochen hingehalten, ich hab das beschissene Geschäft ganz alleine aufgebaut, aus dem Nichts, ich musste keinem Bitte und Danke sagen, und ich hab mich auch nie beschwert, obwohl es nicht immer einfach war … und alles, was ich sage, ist, dass ich immer verzichte habe, ich hab immer auf alles verzichtet, wegen der Familie, und das ist auch vollkommen in Ordnung so, nur hab ich immer gesagt, danach, danach, wenn ich die ganze Scheiße losgeworden bin, wenn finito ist mit Maloche, dann … will ich was von der Welt sehen.
Ja, aber … ich mein, ihr wart doch in Kuba, in Florida, Ägypten, Marokko, wolltest du in 80 Tagen um die Welt, oder wie?
Sein Vater trank einen großen Schluck Wein und fuhr mit der Zeigefingerspitze über den Glasrand. Also, wir haben dir das nie erzählt, weil da auch nichts draus geworden ist, aber eigentlich war der Plan, dass wir uns ein Wohnmobil kaufen, und dann … na ja.
Wohnmobil? Davon höre ich ja das erste Mal.
Ja, genau, Wohnmobil. Wir hatten uns sogar schon welche angeguckt, bei so einem Händler in Troisdorf.
Ach was, ehrlich jetzt?
Ja, wenn ich es dir doch sage, so war’s. Wir wollten damit rumfahren, Costa Brava, Portugal, Bretagne, immer ein halbes Jahr unterwegs sein, aber dann …
Davon wusste ich ja gar nichts.
Musst auch nicht alles wissen, bist ja mein Sohn, nicht mein Beichtvater.
Aber wie habt ihr euch das denn vorgestellt? Halbes Jahr durch die Gegend kutschieren, und dann …
Kleine Wohnung, wär doch alles gegangen. Hätten ja auch nicht viel gebraucht, deine Mutter und ich, wir waren immer genügsam, sind mit wenig ausgekommen. Uns ging es ja darum, was zu sehen.
Hätt ich nie gedacht, dass du so ein Wohnwagentyp bist.
Kein Wohnwagen, sondern Wohnmobil, das ist ein Unterschied. Wohnwagen fahren die Holländer, sagte sein Vater. Aber was ich wollte, war kein Blechei mit Matratze drin, sondern so ein richtig edles Teil, mit allem drum und dran, da hätten wir eben einmal richtig investiert und gut … das wollten wir ja eigentlich auch viel früher gemacht haben, als wir selbst noch jung waren. Nach meiner Umschulung, als ich damit grad fertig war, da hab ich zwei Jahre lang schwarz Fenster und Türen eingebaut, zusammen mit nem alten Kollegen, und da hatten wir das Geld im Grunde schon zusammen.
Ich dachte, du hast nach deiner Umschulung erstmal in dieser Chemiefabrik in Königswinter gearbeitet?
Nein, nein, das war später, du meinst die Emitec, aber die war nicht in Königswinter, sondern in Lohmar, die Firma gibt’s sogar noch.
Und dann, ich mein, was ist passiert?
Du bist passiert.
Wie ich?
Ja, also, muss ich dir das jetzt technisch erklären, wie das genau funktioniert, oder was? Du hast doch selber Kinder, Mensch!
Nein, aber …
Ich sag nicht, dass wir dich nicht gewollt haben, das sag ich ja nicht, nur der Zeitpunkt, der war nicht, na ja, sagen wir mal, nicht ganz so optimal.
Nicht ganz so optimal!… da weiß ich ja gar nicht, was ich jetzt sagen soll? Ihr habt mir doch immer erzählt, ich wäre ein absolutes Wunschkind gewesen … und jetzt haust du so was raus! Da klingt das aber plötzlich ganz anders, eher wie so ein, ja, wie so ein Unfall. Was würdest du denn jetzt an meiner Stelle glauben? Also, ehrlich.
Hör mal, du musst das mal so sehen, wir waren jung, wir wollten das eben was anders machen als unsere eigenen Eltern … hier, Schrebergarten und Urlaub in der Eifel oder im Sauerland, nee, da hatten wir keinen Bock drauf, und wir hatten ja auch noch keine Verpflichtungen.
Aber dann kam ich, und dann war’s damit auch vorbei, ja? Oder nicht? Willst du das damit sagen? Ich war also dann eine Verpflichtung? Dein Plan war eigentlich ein anderer, aber dann bin ich eben so passiert, und dann ging’s nicht mehr anders. Mitgehangen, mitgefangen?
Sein Vater seufzte. Wir wollten ja so oder so Kinder, du warst nicht ungewollt, nein, darum geht’s doch gar nicht …
Na ja, Kind oder Wohnwagen, beides ging ja offensichtlich nicht …
Wohnmobil …
Ist doch scheißegal jetzt!
Scheißegal isses, da hast du Recht. Spielt jetzt doch sowieso keine Rolle mehr, oder? Oder ändert das was? Ändert doch nix.
Er lehnte sich zurück und atmete tief ein. Neben der Küchenzeile hingen ein paar gerahmte Fotografien, alte Landkarten, Sonnenuntergänge, einsame Strände und Blumenwiesen.
Hör mal, sagte sein Vater. War ne andere Zeit damals, lang vorbei. Nur dass du das verstehst, wenn ich dir das erzähl, so wollten wir das eigentlich machen, und ich hatte das eben nicht vergessen. Bis das Haus hier kam. Und ich hatte ja immer noch Hoffnung, dass das mal was wird, Reisen undsoweiter, hätte ja nichts Großes sein müssen, und auch nicht für ein halbes Jahr weg, aber ein bisschen die Knochen in die Sonne hängen, weißt du, was ich meine? Nur dann wurde deine Mutter krank, und …
Ja, sagte er. Ja, verstehe ich, versteh ich schon.
Dann war das alles vorbei, die ganze Träumerei, und jetzt, jetzt dachte, verkauf die Kiste und mach. Ich hätts zwar nur für mich gemacht, ohne deine Mutter, aber es wär so gewesen, als sei sie mit dabei, ja? Zumindest hab ich mir das so vorgestellt. Aber wie du siehst, er breitete seine Arme aus, kann ich mir das von der Backe schminken.
Er schüttelte den Kopf. Was musste denn für so ein Wohnmobil löhnen?
Achtzig, Neunzig, wenn du ein gutes haben willst.
Scheiße.
Tja, nix ist umsonst.
Sie schwiegen. Sein Vater blickte aus dem Fenster. Draußen war es längst dunkel geworden. Ich wollte das Haus ja auch, so ist es nicht. Aber, du weißt doch wie das ist, wie sowas läuft, wenn man einmal anfängt … und jetzt ist es so, da frag ich mich, was soll ich hier noch?
Weißt du, was ich meine?
Ja, das verstehe ich, klar. Ich weiß nicht, wir haben da noch gar nicht drüber geredet, aber … ich meine, du kannst gerne ne Zeitlang bei uns wohnen, wir haben das große Gästezimmer, mit eigenem Bad … wenn du mal was anderes sehen willst, kannst ja drüber nachdenken, ist erstmal nur ein Angebot.
Hast du etwa noch nicht genug von mir? Sein Vater lachte. Fast zwanzig Jahre unter einem Dach hat dir also noch nicht gereicht, das hätte ich mir ja auch nie träumen lassen … nein, Junge, das ist zwar nett gemeint, wirklich, aber ich bin ein alter Mann, und alte Männer werden wunderlich, das würde nicht lange gut gehen, glaub mir. Ich muss da jetzt durch, komme, was wolle.
Und was machst du, wenn sie dir das Haus doch lassen? Wenn sie eine Ausnahme machen, Wohnrecht auf Lebenszeit oder so was, ein Kompromiss?
Tja, was soll ich dann machen? Dann bleib ich eben hier, bleibt mir ja nix anderes übrig. Verkaufen werden die mich das nicht mehr lassen, das kann ich mir auf keinen Fall vorstellen, da verlieren die doch ihr Gesicht bei. Nee, dann bleibt alles so, wie es ist. Aber, da ist ja das letzte Wort noch nicht drüber gesprochen, bringt also nix, sich den Kopf über so ungelegte Eier zu zerbrechen, oder?
Nein, hast Recht, bringt nix.
Ich weiß nicht, aber manchmal denke ich, dass alles hat was damit zu tun, hier, früher, als ich den Betrieb noch hatte, sagte sein Vater.
Was genau meinst du?
Dass das zu einem zurückkommt … ich mein, ich hab so vielen Leuten was verkauft, was die eigentlich gar nicht wirklich brauchten … ich hab mal ner alten Frau einen neuen Fernseher von Loewe verkauft, richtiges nobles Teil, obwohl ich wusste, dass die bald stirbt, aber ich dachte mir einfach, wenn ich es nicht nehme, nimmt es eben ein anderer. Am Ende gehts doch sowieso immer nur um die verdammte Kohle, sehen wir ja jetzt. Aber das war kein Einzelfall, das hab ich reihenweise so gemacht. Ich musste das machen, versteht du das? Die Kohe musste doch irgendwoher kommen, alle wollen nur essen, Junge. So ist das Leben. Und dann holst du es dir eben von der Oma, die bald ins Gras beißt, scheiß der Hund drauf.
Hasten schlechtes Gewissen auf einmal? Das waren aber immerhin alles erwachsene Menschen, die hätten jederzeit Nein sagen können, oder nicht?
Ja, sagte sein Vater. Das stimmt, das stimmt schon, aber trotzdem. Seitdem deine Mutter nicht mehr ist, denk ich da irgendwie anders darüber, ich weiß nicht. Da kommt einem das einfach bisschen schäbig vor, Vielleicht werd ich auch einfach nur alt.
Und du glaubst, jetzt kommt das alles zurück?
Vielleicht.
Das nennt man Karma.
Ja?
Ja.
Dann scheiß auf Karma.
Sie lachten.
Sein Vater trank das Glas Wein leer und goss nach. Oder ich brenn die Bude einfach ab und leb von Bürgergeld. Soll sich doch die beschissene Regierung um mich kümmern! Mein Leben lang geschuftet, immer pünktlich meine Steuern gezahlt, nie was von denen verlangt, und jetzt lassen die Schweine mich einfach hängen.
Noch ist ja gar nix entschieden, abwarten.
Tut mir leid, sagte sein Vater, und auf einmal wurde seine Stimme ganz ruhig und leise. Das hätt ich nicht sagen dürfen, nein, das war falsch von mir. Tut mir leid, ich entschuldige mich, ja? Natürlich warst du ein Wunschkind, verdammte Scheiße, was hab ich dir da nur erzählt? Das wollte ich so ja nie sagen, das musst du mir glauben, das musst du mir einfach glauben. Nicht, dass du jetzt denkst … ach, Scheiße. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Tut mir auf jeden Fall leid, ja?
Er nickte schweigend. Er sah seinem Vater an, dass es ihm ernst war, dass er aufrichtig war.
Erzähl mir mal mehr von dem Wohnwagen, sagte er, das interessiert mich.
Wohnmobil, antwortete sein Vater und stand auf. Ich hab noch ein paar Prospekte, wart mal, hol ich grad.

Später, als er wieder zu seinem Wagen zurückging, fühlte er sich leicht und unbeschwert, als wäre ihm ein lange gehegtes Geheimnis offenbart worden. Er blickte zurück auf das Haus, den Schwarzbau, in dem sein Vater noch lebte, leben musste. Seine Mutter hatte dieses Haus geliebt, die Nähe zum Wald und die Abgeschiedenheit, das Intime, die Ruhe und Zweisamkeit. Sie schien an diesem Ort glücklich gewesen zu sein. Er startete den Motor und dachte darüber nach, wie sich ein Wohnmobil fahren lässt; in dem Prospekt sahen sie groß und schwer aus, nicht einfach zu manövrieren. Er hatte noch nie in einem Wohnmobil gesessen, sich nie dafür interessiert. Er wollte auch über andere Dinge nachdenken, über die Worte seines Vaters, aber er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Er fuhr weiter in die Dunkelheit, das Fenster geöffnet, den Blick nach vorne gerichtet.

 

Huhu, Jimmy!

Ich mag die Story sehr. Sie kommt bei mir gut an. Mag die Dialoge, kann mich reinversetzen. Und weil wir uns kürzlich in einer ähnlichen Situation wiedergefunden haben. Da hattest du mich als Leser direkt.

Vielleicht dazu kurz was: (dient vielleicht auch als weitere Anregung)

Hier gibt's das Hubehaus, das steht schon seit 100 Jahren da. Schwarz gebaut von meinem Urgroßonkel als Hütte zum Kartenspielen und trinken mit Freunden. Irgendwann verkauft (damals ging das glatt). Die neuen Besitzer haben es ausgebaut, unterkellert, Wohnung oben drüber gesetzt. Jetzt sind sie alt und er sieht aus, als hätte er Parkinson, hält sich immer den Arm und die Hand. Die wollen gerne verkaufen, wir "wollten" kaufen. Mit den Kindern raus aus der Stadt, das Restaurant weiterführen bzw. wieder richtig betreiben (derzeit gibt's nur Drinks und paar Würstchen), eben die Kultur wieder bisschen beleben, während in der Stadt eine Kneipe nach der anderen zu macht.
Jedenfalls kam direkt das Bauamt und meinte man darf nicht drin wohnen. Ist bloß geduldet von der Stadt, aber sobald jemand neues reinkommt ... wohnen im Außenbereich gilt nur für Landwirtschafts- oder Forstbetriebe. Ein Scheiß.

Was mir nicht ganz verständlich rüber kommt sind diese zwei Passagen:

Außerdem hab nicht ich den Kasten gebaut, sag ich, der steht hier seit dem Krieg. Davon wussten die wahrscheinlich auch die ganze Zeit, steht ja im Grundbuch und auch im Kataster.
ich hab die beschissene Bude ganz alleine aufgebaut, aus dem Nichts
die sind etwas widersprüchlich.

Ansonsten gerne gelesen.
Jahny

 

Salü Jimmy (@jimmysalaryman)
Feine Vater-Sohn Episode, wie hier durch das einschneidende Problem mit dem Schwarzbau die Vergangenheit aufgearbeitet und wohl gehütetes Familienwissen freigelegt wird. Ich sass mit den beiden als stummer Zaungast in der Küche und hörte kopfnickend zu.

Ach wat, ist doch schnell erledigt.
Er sah kurz auf die Briefe. Was Wichtiges dabei?
Sein Vater zuckte mit der Schulter. Immer derselbe Scheiß, weißte doch.
Aha, hier erfahre ich nun, dass er bei Vater aufschlägt. Vielleicht habe ich zu Beginn was überlesen, aber mir gingen alle möglichen Personen durch den Kopf. Ein Kumpel, die Mutter. Vielleicht etwas früher den Vater benennen, geht möglicherweise aber nur mir so.

Und bei dir, die familich?
Familich, trotz Dialekt ein Substantiv?
Ja, aber kann ich nich …
Nee, du willst nich, das ist was anderes.
Bei mir fällt um Sechs der Stift und dann scheiß der Hund drauf. Und, dreizehntes Monatsgehalt, sechs Wochen Urlaub, bezahlt!
Ich sag, jeder wie er will, aber … na ja.
Ist ja jetzt auch egal, et is wie et is.
Sehr schön die beiden Lebensmodelle gegenübergestellt. Und dieses lapidare jeder wie er will, aber ... na ja. Hier sickert schon was durch, fein gemacht. Der eine will es so, der andere wollte eigentlich ... aber, is wie et is.:D

Nee, ich mach mir ne Flasche Wein auf. Sein Vater stand auf, ging zum Kühlschrank, nahm eine halbvolle Flasche aus dem oberen Regal, hielt inne und stellte sie dann wieder zurück.
Wie, jetzt doch nicht?
Hab’s mir anders überlegt. Er setzte sich und schob die Briefumschläge zusammen.
Hier verstehe ich diesen Gesinneswandel nicht, oder ist er einfach verwirrt, weil sein Sohn plötzlich auftaucht und den Tagesablauf durcheinanderbringt, oder er merkt, dass für Wein doch etwas früh ist.

Oder wie kommt man sonst auf die Idee, ein vollkommen intaktes Haus abreißen zu wollen, die Kiste hier steht ja seit über siebzig Jahren und würd auch nochmal siebzig stehen! Und gegen die Abrissverfügung hab ich geklagt, fristgerecht, da muss man abwarten, der Anwalt sagt, kann so oder so.
Infodumping, das weiss doch Sohnemann sicher schon. Überhaupt ist in diesem Abschnitt plötzlich viel fallrechtliche Substanz, was der bisherigen Kargheit der Dialoge etwas diametral gegenüber steht.

Komm, dir hat doch keiner die Pistole auf die Brust gesetzt. Das ist aber ziemlich unfair von dir, finde ich. Mutter hat ja nicht gesagt, so wird das jetzt gemacht, sonst lass ich mich scheiden, oder so.
Du kanntest deine Mutter schlecht, wenn die was wollte, dann …
Ach, hör auf, du wolltest das doch genauso, konnte dir ja ga nicht schnell genug gehen, da kann ich mich noch gut dran erinnern …
Toll gemacht, man vermutet erst die Verklärung der Vergangenheit zu Vaters Gunsten, dann kommts aber noch dicker ...

ich hab die beschissene Bude ganz alleine aufgebaut, aus dem Nichts, ich musste keinem Bitte und Danke sagen,
Entgegen @Jahn van Halen funktioniert die Aussage für mich. Da war zwar schon eine Basis vorhanden, aber erst der Vater hat was richtig grosses daraus gemacht. Und so entsteht diese leicht verzerrte Meinung.

Also, wir haben dir das nie erzählt, weil da auch nichts draus geworden ist, aber eigentlich war der Plan, dass wir uns ein Wohnmobil kaufen, und dann … na ja.
Wohnmobil? Davon höre ich ja das erste Mal.
Oh, oh, schon wieder dieses "na ja".
Jetzt ahnt der geneigte Leser bereits, irgendwas "kam dazwischen". Sehr fein gemacht, und Sohn so, öhm, was jetzt, Wohnmobil?

Ach was, ehrlich jetzt?
Ja, wenn ich es dir doch sage, so war’s. Wir wollten damit rumfahren, Costa Brava, Portugal, Bretagne, immer ein halbes Jahr unterwegs sein, aber dann …
.. und noch ein aber dann, jetzt wirds langsam augenfällig.

nur der Zeitpunkt, der war nicht, na ja, sagen wir mal, nicht ganz so optimal.
Nicht ganz so optimal, also … Ihr habt mir doch immer erzählt, ich wäre ein absolutes Wunschkind gewesen …
Hier würde ich als Sohn heftiger reagieren, mehr hoch mit der Stimme:
Nicht ganz so optimal? Also ... Ihr habt
jetzt dachte ich, verkauf die Kiste und mach.
Erst dachte ich, komisches Synonym für ein Haus, aber eigentlich wollte er das ja gar nicht, war quasi gefangen in der Kiste statt raus in die weite Welt. Passt.

Soll sich doch die beschissene Regierung um mich kümmern! Mein Leben lang geschuftet, immer pünktlich meine Steuern gezahlt, nie was von denen verlangt, und jetzt lassen die Schweine mich einfach hängen.
Hört man so oder ähnlich leider gar zu oft, diese Wut auf den Staat, der, wenn's regnet die Schirme einsammelt.

Erzähl mir mal mehr von dem Wohnwagen, sagte er, das interessiert mich.
Wohnmobil, antwortete sein Vater und stand auf. Ich hab noch ein paar Prospekte, wart mal, hol ich grad.
Sehr schön mit diesem running Gag.
Aber hoppla, wird das jetzt so 'n Happy End mit ich kauf dir eins und ab in den Süden? Nein, das wär' so gar nicht Jimmy und so klingt der Schlussakkord perfekt in einem offenen Ende aus. Na dann ...

Fazit: Berührende Story über Lebensplanung und unerwartete Wendungen mit feinem Sinn für menschliche Zwischentöne, hat mir gut gefallen.
Liebe Grüsse, dot

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin dear @jimmysalaryman ,

oh, schöner Text! Alles entwickelt sich langsam und mit einem guten Rhythmus. Dass nicht alles Knall auf Fall kommt und dass es witzige (naja: "witzige") Stellen gibt, machen das Drama nur noch schlimmer.

Ich will niemandem zu nahe treten, aber es steht grad eh nix hier, auf das sich das konkret beziehen ließe: Wenn in Texten anderer Leute welche am Tisch sitzen und es darum geht, ob und wie viel Milch jemand in den Kaffee will, klicke ich raus, weil sich das bislang immer als diese Ich-halte-mal-ein-Mikro-drauf Sache rausgestellt hat und nur Gelaber folgt. Bei dir setze ich mich bequemer hin, nehme meinen Kaffee und lese ganz langsam und aufmerksam, weil ich weiß, dass sich etwas anbahnt, das von diesen kleinen, pausierenden Gesten aus Kreise ziehen wird.

Ein paar Kleinigkeiten und Anmerkungen, vieles ist einfach eine Alternative:

Ich finds trotz 3x Durchlesen nicht mehr wieder: Einen Satz hattest du wohl geändert, da steht jetzt noch ein unnötiges von. Der Satz hätte mir in der alten von-Fassung glaube ich besser gefallen.

Vllt. hab ich was überlesen, aber imA kommt sehr spät, dass der Mann im Haus der Vater ist. Das wäre durchaus kurz irgendwo vor der Zigarette im Blumenkübel unterzubringen. Das ist ja durchaus bereits an dem Punkt wichtig, wo er in der Tür steht. (Die Situation selbst hatte ich als Teenie fast identisch, nur etwas härter, mit meinem eigenen Vater - auch von daher fand ich bereist den Einstieg spannungsgeladen, obwohl noch nicht klar ist, was passiert, wo das Problem sein wird).

Der Regen hatte seit mittags nachgelassen,
Nicht ganz korrekt und klingt eh bissl schräg (hatte ab Mittag = am frühen Nachmittag eher?):
mittags = generell, immer / häufig: Mittags findet man schwer einen Platz in dem Café.
Mittag: Der eine, bestimmte = z. B. heute: Am Mittag begann der Regen nachzulassen.

Von der Brücke aus sah man hinab in das Tal, der Boden mit einer Schicht glitzerndem Moos bedeckt, Buchen und Fichten dicht beieinander.
Du könntest auch alles verbisch lösen:
- würde er statt man bevorzugen
- Tau glitzerte auf dem Moos / Moos bedeckte ... darauf glitzerte Tau
- Buchen und Fichten standen dicht beieinander
Dann hättest du alles in der Aufzählung in einer Form.
steckte die Kippe mit der Glut zuerst in die schwarze Erde eines Blumenkübels.
Aua!
(Da bin ich kurz ins Schleudern gekommen, weil ich an einen Blumentopf auf halber Treppe in einem MIetshaus dachte - aber keine Kritik, das liegt an mir.)
Und, wie stehen die Aktien?, fragte er.
Haha, das kenne ich auch. Wie echt viele Sprüche aus dem Text.
Da kann ich mir aber auch nichts von kaufen, von deiner Entschuldigung.
Sie standen sich einen Moment lang schweigend gegenüber.
Na ja, dann komm erstmal rein.
Das ist eine richtig tolle Szene. Der Einstieg ist ja relativ neutral. Gut, vielleicht nicht mega positiv / optimistisch, aber auch nicht dräuend. Dann das, eine Bühne bereitet für den Rest.

Eigentlich: erst mal. Aber ich würde das lassen (so wie ich gern sowas schreibe, das klingt auch anders als die korrekte Form).

Trink ja nich mehr so viel, Tasse, zwei,
Da komme ich ins Schleudern. Viel Tasse? Zwei?
Das ginge auch: Trink ja nicht mehr so viel. [Ne] Tasse, zwei. / Ein, zwei Tassen.
Oder Bindestrich vor Tasse, aber du hast glaube ich gar keine in Sätzen in diesem Text.
Und bei dir, die familich?
Das Wort kenne ich nicht. Als Form von Familie dann groß, er sagt ja die.
Im ersten Moment hab ich den Artikel überlesen und dachte, das ist eine Wortschöpfung aus: wie stehts, so familienmässig = famili(e)-lich.
Aber ich bitte dich! Hier?
Manchmal meine ich, 50% meiner Komms bestünden aus aber und auch. :D
Weil du viele abers in der Nähe hast, könnte das hier direkter ohne: Ich bitte dich!
Na ja. Nimmst n Schuß Milch, sag[Komma] wenn Stop.
Bisschen noch - reicht, danke dir.
Sein Vater stellte die Tasse vor ihn auf den Tisch. Und sonst?
Neue RS: Schuss / Stopp
Das werden ziemlich viele Kommas, da ginge ein Punkt hinter Milch.

Einer meiner Lieblingsstellen. Das ist so cool gemacht, kurze Pause und alles ist in der Schwebe. Du beeilst dich nicht, echt insgesamt nicht nur tolles Tempo, sondern auch schöner Rhythmus.

da haste keinen, der dir reinsabbelt. .
Punkt zu viel.
Da sagt der von der Behörde zu mir: Herr Triesch, wenn hier einfach jeder baut, wo er will, tja, dann kommt es zu einer Zersplitterung der Landschaft, die nicht gewollt ist.
Iiiiih, das ist so gemein. Das muss ein reales Vorbild haben, so typisch Bürokratie. Reine Willkür, das reißt einem echt das Herz raus.
Das ist mein Ruin, sagte sein Vater und atmete tief ein.
Das ist ein sehr interessanter Einschnitt. Der Vater spricht ein einziges Mal ganz förmlich, schon mit Drama. Schön gemacht, das ist ein Wendepunkt.
Unkrautex und Zucker,
:lol: Offizieller Markenname: UnkrautEx. Das ist auch günstiger, weil sich das sonst schnell wie Semtex betont liest, ich bin jedenfalls kurz gestolpert.
Das ging vielleicht früher noch, wenn du einen auf UNA-Bomber hättest machen wollen.
Wer?
Egal, aber komm ja nicht auf dumme Gedanken!
Unabomber, ein Wort.
Ansonsten: So genial!
Das war nicht ich!, und dann kam das hier, und das war’s dann.
Ein Ausruf und weiterreden find ich klanglich holperig. Und lieber groß weiter, ohne Komma als neuer Satz.
Ich hatte mir das schon etwas anders vorgestellt … ich hab nicht mein Geschäft für gutes Geld verkauft für nix. Ich wollte eigentlich was von der Welt sehen, hier, auf so nem Dampfer durch die Fjörde, Feuerland, Safari … das hatten wir uns ja alles vorgenommen. Und dann?
Komm, dir hat doch keiner die Pistole auf die Brust gesetzt. Das ist aber ziemlich unfair von dir, finde ich. Mutter hat ja nicht gesagt, so wird das jetzt gemacht, sonst lass ich mich scheiden, oder so.
Du kanntest deine Mutter schlecht, wenn die was wollte, dann …
Sehr schön, weil sich Zwänge oft nicht mit der Wucht entwickeln, die sie nachher darstellen. Weil vielleicht da noch die Illusion da ist: Dann machen wir das erst mal, es kann ja immer noch anders ... und so.
Hier zieht sich die Schlinge langsam aber sicher zu.

ich hab die beschissene Bude ganz alleine aufgebaut, aus dem Nichts,
Ich hab auch erst kurz gestutzt (im Sinne: War es eine Lüge, dass das Haus seit 70 Jahren steht?), aber dann hab ich mir erklärt, dass er das extensiv ausgebaut hat (Neue Bodenbeläge, Wandverkleidungen, Isolierungen, Veranda etc.). Passt.

Da bin ich jetzt aber baff, hätt ich nie gedacht, dass du so ein Wohnwagentyp bist.
Das ist eine wirklich toll gemachte Entwicklung, aber nimmt vielleicht eine Schleife zu viel (s.u.), hier wäre es knackiger, auf das Fette zu verzichten. Klar, man sagt das durchaus so, aber der zweite Teil ist viel spritziger und die reden ja dann ne Weile um dasselbe.

Kein Wohnwagen, sondern Wohnmobil, das ist ein Unterschied. Wohnwagen fahren die Holländer, sagte sein Vater.
:lol: Oh nee, ich muss immer lachen, und dann ist diese leichte Pedanterie beim Vater aber nur ein Zeichen dafür, wie wichtig ihm das ist. Großes Kino. Das kannst du richtig gut, dieses Lachen-Auslösen, das einem gleichzeitig die Kehle zuschnürt.
Hör mal, du musst das mal so sehen, wir waren jung, wir wollten das eben was anders machen als unsere eigenen Eltern … hier, Schrebergarten und Urlaub in der Eifel oder im Sauerland, nee, da hatten wir keinen Bock drauf, und wir hatten ja auch noch keine Verpflichtungen.
Sehr 60es-70es, finde das ein schönes Portrait einer Epoche.

Na ja, Kind oder Wohnwagen, beides ging ja offensichtlich nicht …
Wohnmobil …
Ist doch scheißegal jetzt!
Wieder so eine Stelle mit dem Lachen ... Hier noch mit einem härteren Anschluss.
Es ist aber gemeinerweise auch echt witzig.

… ich hab mal ner alten Frau einen neuen Fernseher von Loewe verkauft, richtiges nobles Teil, obwohl ich wusste, dass die bald stirbt, aber ich dachte mir einfach, wenn ich es nicht nehme, nimmt es eben ein anderer. Am Ende gehts doch sowieso immer nur um die verdammte Kohle, sehen wir ja jetzt. Aber das war kein Einzelfall, das hab ich reihenweise so gemacht. Ich musste das machen, versteht du das? Die Kohle musste doch irgendwoher kommen, alle wollen nur essen, Junge. So ist das Leben. Und dann holst du es dir eben von der Oma, die bald ins Gras beißt, scheiß der Hund drauf.
Da steige ich nicht ganz durch. Er verkauft der Oma den Fernseher - wo kommt dann das 'nehmen' her? (Mit 'mache' hätte ich kein Problem.) Wie viele Händler wissen, dass die Oma einen neuen Fernseher zum Wegschnappen hat? Dann dachte ich, vielleicht ist das erste ein Tipper und er hat der Oma den abgeschnackt und weiterverkauft (obwohl sie in den letzten Lebensmonaten noch etwas 'Unterhaltung' gehabt hätte und nun da allein im stummen Haus sitzt) - weil das 'holen' dann beides möglich machte. Vielleicht bissl entfusseln.

Aber dann kam ich, und dann war’s damit auch vorbei, ja? Oder nicht? Willst du das damit sagen? Ich war also dann eine Verpflichtung? Dein Plan war eigentlich ein anderer, aber dann bin ich eben so passiert, und dann ging’s nicht mehr anders. Mitgehangen, mitgefangen?
Eigentlich ein schöner Spruch, aber genau an dem Punkt zerredet sich das für mich, das ist imA ein Satz zu viel. Ansonsten richtig gut.

Er wollte auch über andere Dinge nachdenken, über die Worte seines Vaters, aber er konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Ah, ein sehr selbstbewusstes Ende. Großes Kino, echt.

Meine Gedankenkette ging so:
- Geil, er kauft dem Vater ein Wohnmobil, und beide fahren los! (Hm, Jimmys Text? Hm ...)
- Okay, geil, er kauft sich ein Wohnmobil und fährt allein damit los. Als Ausleben von was, zu dem der Vater nicht mehr in der Lage ist ("... näher bei den Ärzten ...", Ibuprophen ...).
- Nee, er braucht den Gedanken, um nicht abzudrehen. Aber er überlegt, eines zu kaufen.
- Nee, es wird gar kein Wohnmobil gekauft und der Gedanke dient nur dazu, alle schwer zu ertragenden, schmerzhaften zu überdecken.

Was erst wie ein verdächtiges Happy End klingt, entpuppt sich als ungeheuer tragische Situation. Souverän gemacht, erfordert, dass man im Text bleibt und nicht gleich eigenen Erwartungen folgend rausspringt. Dabei: Was auch immer du von den o.g. Varianten meintest, diese Kette der Erwartungen / Interpretationen fand ich beim Lesen richtig gut. Zu viele Texte bieten zu schnelle Lösungen, zu einfache Leserichtungen.

in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts
Bissl unhandlich. Wie wäre: in den 1950ern? Oder überhaupt: Fünfzigern?
Ich bin durch das 'vergangene Jahrhundert' übrigens viel stärker ins Schleudern gekommen, als ich es einfach durch 'in den Fünfzigern' geraten wäre, weil man eigentlich ohne weitere Zusätze das jeweils vergangene meint. Kurz dachte ich, du wolltest damit in die 1800er.
das weiß ich noch, als sei es gestern gewesen.
Okay, wörtliche Rede, aber: sei ist indirekte Rede, du brauchst: wäre => wärs
Aber wie habt ihr euch das vorgestellt? Halbes Jahr durch die Gegend kutschieren, und dann … ich meine, wo hättet ihr denn dann den Rest der Zeit wohnen wollen?
Kleine Wohnung, wär doch alles gegangen. Hätten ja auch nicht viel gebraucht, deine Mutter und ich, wir waren immer genügsam, sind mit wenig ausgekommen. Uns ging es ja darum, was zu sehen.
Oben meinte ich, diese an sich wirklich absolut tolle Gespräch nähme eine Schleife zu viel, und diese Schleife ist genau das hier. Das denke ich mir schon dabei, das hier ist eigentlich im Gesamten zu viel. Mir zumindest war an der Stelle absolut klar, dass es auf den Sohn / die Geburt hinausläuft. Kicken?

Sehr, sehr gern gelesen, richtig schöner Text.
Einen schönen Tag dir noch und dann eine entspannte, kurze Woche,
:-) Katla

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Jimmy,

Der Regen hatte seit mittags nachgelassen,
Katla hat das mit dem mittags auch schon angesprochen, ich jedenfalls bin auch drüber gestolpert.

Unter ihm die Geräusche von fließendem Wasser, leise und stetig.
Wie hört sich leises, fließendes Wasser an? Da denke ich an einen Wasserhahn, aus dem das Wasser läuft. Entweder ist das Wasser leise, dann hört man es nicht fließen, oder es gluggert durch Hinternisse wie Steine etc. oder es plätschert, wenn es abwärts kleine oder größere Absätze hinunterprasselt. Fazit: deine Beschreibung ergibt für mich kein Hör-Bild.
Er zog ein letztes Mal an der Zigarette und steckte die Kippe mit der Glut zuerst in die schwarze Erde eines Blumenkübels.
In meiner Vorstellung steht die Person noch vor der Brücke und sieht sich die Szenerie mit Bienenkästen, Haus, Bäume, Tal an. Dass da nun neben ihm ein Blumenkübel steht, hat mich irritiert. In deiner Vorstellung ging die Person über die Brücke auf das Haus zu, richtig?
Das wurde mir überhaupt nicht klar.
und steckte die Kippe mit der Glut zuerst in die schwarze Erde eines Blumenkübels.
Dass die Glut zuerst in die Erde gesteckt wird, versteht sich doch von selbst :D


Die Haustür öffnete sich von innen.
wenn, dann nach innen. Das ist aber doch immer so. Von daher eine für mich unnötige Ergänzung.


Trink ja nich mehr so viel, Tasse, zwei, und was hab ich früher Kaffee gesoffen, erste und letzte was ich im Betrieb gemacht hab.
Erstmal missverständlich zu verstehen, in der Art von : Junge, trink ja nicht mehr soviel (das ist ungesund - auch in Hinblick auf das drüber Meckern beim Thema Rauchen komme ich auf die Idee). Beim zweiten Lesen hab' ich es kapiert.
Ich würde aber doch eher erstes und letztes sagen.

Und bei dir, die familich?
Hä? Wurde ja schon von anderen herausgepickt.


Er betrachtete seinen Vater, verfolgte seine langsamen, bedächtigen Bewegungen. Nie wirkte er in Eile, es schien immer, als wisse er genau, was er als nächstes tun würde.
Nächstes

Na ja. Nimmst n Schuß Milch, sag wenn Stop.
Bisschen noch - reicht, danke dir.
sehr schön gemacht, wie du Handlungen in Dialoge umsetzt


Das ist mein Ruin, sagte sein Vater und atmete tief ein. Der Abriss, für den muss ich ja auch noch löhnen, wenn es dann soweit kommt, mit Neunzigtausend muss ich da rechnen.
Die konkreten 90k finde ich etwas zu genau, das weiß man doch erst danach, was da so alles aus der Hütte rauskommt, zudem hat der doch noch nicht mit einem Abrissunternehmen gesprochen, das wäre doch verfrüht. Ich würde das vager lassen.


Und dann, ich mein, was ist passiert?
Du bist passiert.
Wie ich?
Ja, also, muss ich dir das jetzt technisch erklären, wie das genau funktioniert, oder was? Du hast doch selber Kinder, Mensch!
:D

Mitgehangen, mitgefangen?
ist das absichtlich in falscher Reihenfolge?


Deine Dialoge sind klasse; es lohnt sich, wenn man sich mit einer Sache lange und intensiv beschäftigt (damit meine ich jetzt nicht explizit diesen Text, sondern deine langjährige Entwicklung). Die sind stimmig und drücken auch sehr gut die Beziehung, in der die Zwei sich befinden und an der sie wohl auch bei jedem Treffen ein Stück arbeiten, aus. Das ist für mich schon hervorragend, wie man nur durch ein Gespräch so ein Gesamtbild aufbauen kann.

Ein bisschen skurril erscheint mir zwar die Sache mit dem Abriß schon, aber der deutschen Bürokratie ist alles zuzutrauen. Ich habe schon zweimal bei uns in der Gemeinde erlebt, dass es behördlich angeordnete Rückbauten gab, weil es keine Baugenehmigung dafür gab, aber da ging es um eine zu hohe Mauer und um einen Stellplatz; nicht um ein ganzes Haus, was schon x-Jahre steht.

Was mir auch sehr gefallen hat, dass während des Gespräches so eine Gefühlsdynamik entstanden ist, die ich als Leser gespürt habe, es ist einfach zwischen den Zeilen viel in denen drin passiert. Der Vater hängt seinen Träumen nach, von denen der Sohn erst nach vielen Jahren erfährt. Dass dieser dann noch ein Stückweit dafür verantwortlich gemacht wird, dass einige wegen seines Seins nicht realisiert werden konnten, wird ihm noch länger nachhängen, wenn der Vater das auch im Laufe des Gespräches relativieren wollte. Aber: Es ist ausgesprochen worden und wird dem Sohn nicht aus dem Kopf gehen.
Letztendlich ist immer irgendwas schuld, wieso man Träume nicht lebt, halt irgendwas, und selten gibt man sich selbst die Schuld.

Liebe Grüße von der bernadette

 

Hier gibt's das Hubehaus, das steht schon seit 100 Jahren da. Schwarz gebaut von meinem Urgroßonkel als Hütte zum Kartenspielen und trinken mit Freunden.

Moin @Jahn van Halen (ich will immer Eddie schreiben, haha!)

und danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar.

Die Geschichte basiert auf einem echten, authentischen Fall, eine Frau, die hier ein Haus gekauft hat, das nach dem Krieg gebaut wurde, aber ein Schwarzbau ist. Das war kein Problem, und ist wahrscheinlich nicht weiter aufgefallen, bis sie es dann verkauften wollte; mittlerweile hat sie, nach öffentlicher Aufregung, das ging durch die Presse hier, eine Sondergenehmigung, sie darf dort weiterleben, aber es nicht verkaufen. Darauf basiert der Text, aber er nimmt dann eine andere Wendung, die ist mir so beim Schreiben passiert, ich dachte, was, wenn der Vater plötzlich aus dem Nähkästchen plaudert? Was er eigentlich mit seinen Leben geplant hatte und was nun nichts mehr wird?

die sind etwas widersprüchlich.
Das ist von mir mißverständlich ausgedrückt bzw geschrieben, denn mit "Kiste" meine ich hier sein Geschäft, welches er offensichlich besessen hat. Das muss ich ändern, ist ja auch anderen aufgefallen, da war ich zu sehr in meinem eigenen Kopf, denke ich.

Ansonsten gerne gelesen.
Danke dir, echt. War mir unsicher, viel Dialog, dann passiert nicht viel, da kann man schon mal denken, interessiert das überhaupt einen? Ist dann immer erleichternd, wenn der erste Kommentar positiv ist!

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt ...

 

Feine Vater-Sohn Episode, wie hier durch das einschneidende Problem mit dem Schwarzbau die Vergangenheit aufgearbeitet und wohl gehütetes Familienwissen freigelegt wird. I
Moin @dotslash, hat mich sehr gefreut, dein Kommentar, danke dafür.

Und ich denke, der oben zitierte Satz fasst den Text super zusammen. Ein bißchen Salamitaktik, möchte man meinen.

Familich, trotz Dialekt ein Substantiv?
Gekauft.

Hier sickert schon was durch, fein gemacht. Der eine will es so, der andere wollte eigentlich ... aber, is wie et is.
Toll, wenn du das so liest! So war es gemeint, man kennt das, hat schon drüber gesprochen, hat seine Meinung, es ist nur ein Abgleich, in dem aber viel drin steckt.

Hier verstehe ich diesen Gesinneswandel nicht, oder ist er einfach verwirrt, weil sein Sohn plötzlich auftaucht und den Tagesablauf durcheinanderbringt, oder er merkt, dass für Wein doch etwas früh ist.
Ich denke, vielleicht merkt er, es ist doch noch nicht das typische Gespräch, wo man dann den Wein aufmacht, ein letzter Zweifel, so war es gedacht, aber wenn es nicht passt, überlege ich mir was deutlicheres.
Infodumping, das weiss doch Sohnemann sicher schon. Überhaupt ist in diesem Abschnitt plötzlich viel fallrechtliche Substanz, was der bisherigen Kargheit der Dialoge etwas diametral gegenüber steht.
Mann, verdammt, du hast natürlich Recht, jetzt wo du es sagst ... wird sofort geändert!

Oh, oh, schon wieder dieses "na ja".
Jetzt ahnt der geneigte Leser bereits, irgendwas "kam dazwischen". Sehr fein gemacht, und Sohn so, öhm, was jetzt, Wohnmobil?
Ja, hast auch hier Recht, bisschen viel na ja im Text, dünne ich aus, stimmt, wirkt etwas konstruiert und gewollt so auf der Dichte, ich gebs ja zu! Na ja.

Hier würde ich als Sohn heftiger reagieren, mehr hoch mit der Stimme:
Nicht ganz so optimal? Also ... Ihr habt
Gekauft.

Hört man so oder ähnlich leider gar zu oft, diese Wut auf den Staat, der, wenn's regnet die Schirme einsammelt.
Ja, ich kanns hier jetzt verstehen, weil man sich in so einer Situation sicher vollkommen ausgeliefert vorkommt, aber auch: Nachlässigkeit schützt vor Strafe nicht. Konsequenzen gibt es halt.

Aber hoppla, wird das jetzt so 'n Happy End mit ich kauf dir eins und ab in den Süden? Nein, das wär' so gar nicht Jimmy und so klingt der Schlussakkord perfekt in einem offenen Ende aus.
Ja, ich muss ehrlich gestehen, manchmal muss das auch ein Ende finden, und ich hab oft Schwierigkeiten, ein passendes zu finden und war/bin mir auch hier nicht sicher, deswegen schön, wenn du das so wie es aktuell ist bekräftigst.

Berührende Story über Lebensplanung und unerwartete Wendungen mit feinem Sinn für menschliche Zwischentöne, hat mir gut gefallen.
Danke dir sehr für deine Zeit und den Kommentar, hat mich wirklich sehr gefreut, lieber dot!

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt

 

oh, schöner Text! Alles entwickelt sich langsam und mit einem guten Rhythmus. Dass nicht alles Knall auf Fall kommt und dass es witzige (naja: "witzige") Stellen gibt, machen das Drama nur noch schlimmer.

Hey @Katla, danke dir für deinen tollen Kommentar, hat mich sehr gefreut.

Ja, ich bin mir nie so sicher, wie langsam es sein darf. Ist schwer, das einzuschätzen, weil ich auch denke, viele steigen vorher aus, wenn nicht unbedingt direkt etwas passiert. Ich möchte aber nicht so Patterson-mässig Action auf den ersten zehn Zeilen aufbereiten, das finde ich so konstruiert und unterkomplex. Lieber wie ein alter s/w Film, schön langsam den Charakter aufbereiten und einführen.

ch finds trotz 3x Durchlesen nicht mehr wieder: Einen Satz hattest du wohl geändert, da steht jetzt noch ein unnötiges von. Der Satz hätte mir in der alten von-Fassung glaube ich besser gefallen.
Boah, ich komm nicht drauf, muss ich Satz für Satz mal nachlesen, du weißt auch nicht mehr, in welchem Absatz der auftauchte?

Wenn in Texten anderer Leute welche am Tisch sitzen und es darum geht, ob und wie viel Milch jemand in den Kaffee will, klicke ich raus, weil sich das bislang immer als diese Ich-halte-mal-ein-Mikro-drauf Sache rausgestellt hat und nur Gelaber folgt. Bei dir setze ich mich bequemer hin, nehme meinen Kaffee und lese ganz langsam und aufmerksam, weil ich weiß, dass sich etwas anbahnt, das von diesen kleinen, pausierenden Gesten aus Kreise ziehen wird.
Das finde ich natürlich sehr schön. Es kommt immer drauf an, denke ich, was man von einem Text erwartet; nur Abbildung würde mir auch nicht reichen, nur Dokumentation, das endet dann oft in einem Ping Pong, der nicht wirklich etwas erzählt oder gehaltvoll ist. Ich versuche ja immer irgendwie, nicht alles sofort zu verraten, manchmal gelingt es besser, manchmal nicht, das ist schwer zu beurteilen, wenn man das alleine liest, macht es immer mehr Sinn. Deswegen ist man ja hier, um anderen ihre Logik abzufordern! :D

Vllt. hab ich was überlesen, aber imA kommt sehr spät, dass der Mann im Haus der Vater ist.
Verstehe ich. Ich wollte es nicht sofort verraten, sondern langsamer einführen, kann aber natürlich verstehen, wenn man früher sich als Leser orientieren will. Kommt auf die Liste.

- würde er statt man bevorzugen
Stimmt, viel besser. Wer ist dieser "man"? Würde ich bei einem fremden Text wahrscheinlich ebenso anmerken. Wird geändert, der gesamte Absatz.
Das ist eine richtig tolle Szene. Der Einstieg ist ja relativ neutral. Gut, vielleicht nicht mega positiv / optimistisch, aber auch nicht dräuend. Dann das, eine Bühne bereitet für den Rest.
Ja, das ist so eine Szene, die langsam das Tableaux vorbereiten soll. Ich denke, das ist oft in der Kommunikation so, auch unbewusst, dass sich schon gewisses Sympathien, Hierarchien, Selbstverständlichkeiten abzeichnen. Als Autor muss man dieses Material vorsichtig einbauen, finde ich, sonst wirkt es sehr gewollt und konstruiert, also schön, wenn es für dich hier passt.
Offizieller Markenname: UnkrautEx. Das ist auch günstiger, weil sich das sonst schnell wie Semtex betont liest, ich bin jedenfalls kurz gestolpert.
Hahaha, gekauft.

Unabomber, ein Wort.
Auch gekauft!

Wieder so eine Stelle mit dem Lachen ... Hier noch mit einem härteren Anschluss.
Es ist aber gemeinerweise auch echt witzig.
Ja, ist ein bißchen deadpan, finde ich. Ich mache das gewöhnlich nicht, aber hier bot es sich an, ein wenig Humor darf dabei sein, auch wenn man das selbst, wenn man in so einer Situation sich befindet, wahrscheinlich anders wahrnimmt. Ich dachte so ein wenig an Ron Swanson von Parks & Recreation, ist der einzige Grund, warum ich die Serie geguckt habe: das war oft brachialer, aber ehrlicher Humor, das mag ich, wenn es sich aus dem Umstand und der Situation ergibt und nicht so gekünstelt wirkt.

Da steige ich nicht ganz durch. Er verkauft der Oma den Fernseher - wo kommt dann das 'nehmen' her?
Ich dachte an: Wenn ich das Geld nicht nehme, nimmt es ein anderer, das muss sich nicht auf den Fernseher beziehen, sondern insgesamt auf das Geld, was diese Frau noch besitzt. Also, in dem Sinne, wenn nicht er, dann jemand anders. Ist vielleicht auch eine gewisse Sicht, die man als Selbstständiger hat (nicht alle, ich hatte sie aber leider tatsächlich auch), lieber ich nehme es, warum nicht ich?, das sind oft so kleine ethische Fallstricke, in die man sich verheddert, und von denen ich froh bin, dass ich das nicht mehr in meinem Leben habe. Also dieser Konflikt, den der Vater dort hatte, der ist sehr real. Muss ich aber anders formulieren, dass es besser verständlich wird.
Eigentlich ein schöner Spruch, aber genau an dem Punkt zerredet sich das für mich, das ist imA ein Satz zu viel. Ansonsten richtig gut.
Wird gekürzt.
Was erst wie ein verdächtiges Happy End klingt, entpuppt sich als ungeheuer tragische Situation. Souverän gemacht, erfordert, dass man im Text bleibt und nicht gleich eigenen Erwartungen folgend rausspringt. Dabei: Was auch immer du von den o.g. Varianten meintest, diese Kette der Erwartungen / Interpretationen fand ich beim Lesen richtig gut. Zu viele Texte bieten zu schnelle Lösungen, zu einfache Leserichtungen.
Ja, ich mag offene Enden, also eher vielspurig, sage ich mal, einfach die Interpretationsmöglichkeiten da lassen, es nicht eindeutig machen, keine eindeutigen Lösungen, wie du es nennst. Ich mag das aus genau den Gründen, und auch, weil ich denke, so ist das Leben, man hat mehrere Möglichkeiten, aber oft stellt sich die Frage nicht, manchmal kann man aktiv werden, manchmal ist man ein Passagier des Schicksals, aber oft stellt sich die Frage nach einem wirklichen Ende in all seiner Finalität und Tragweite nicht, also für mich nicht, ich mäandere gerne noch etwas in den gedanklichen Tiefen eines Textes herum, hänge mit ihm ab sozusagen.

Mir zumindest war an der Stelle absolut klar, dass es auf den Sohn / die Geburt hinausläuft. Kicken?
Ich überlege bei der Überarbeitung, wie ich noch straffen kann.

Ja, hey, mega Kommentar, tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Text, konstruktiv, empathisch, vielen Dank dafür und für deine Zeit!

Gruss, Jimmy

wird fortgesetzt

 

Wie hört sich leises, fließendes Wasser an? Da denke ich an einen Wasserhahn, aus dem das Wasser läuft. Entweder ist das Wasser leise, dann hört man es nicht fließen, oder es gluggert durch Hinternisse wie Steine etc. oder es plätschert, wenn es abwärts kleine oder größere Absätze hinunterprasselt. Fazit: deine Beschreibung ergibt für mich kein Hör-Bild.
Moin @bernadette,

verstehe ich, wird geändert. Manchmal braucht man etwas Abstand, um in das richtige Bild zu kommen, um das Richtige zu erfassen, ein gutes Detail, das dann hängenbleibt.

In meiner Vorstellung steht die Person noch vor der Brücke und sieht sich die Szenerie mit Bienenkästen, Haus, Bäume, Tal an. Dass da nun neben ihm ein Blumenkübel steht, hat mich irritiert. In deiner Vorstellung ging die Person über die Brücke auf das Haus zu, richtig?
Das wurde mir überhaupt nicht klar.
Verstehe ich auch. Ich werde den Weg dahin noch beschreiben bzw klar machen, dass er den zurücklegt, das ist irgendwie mißverständlich ausgedrückt.

Hä? Wurde ja schon von anderen herausgepickt.
Die Familich = die Familie, rheinischer Slang.

Die konkreten 90k finde ich etwas zu genau, das weiß man doch erst danach, was da so alles aus der Hütte rauskommt, zudem hat der doch noch nicht mit einem Abrissunternehmen gesprochen, das wäre doch verfrüht. Ich würde das vager lassen.
Hast Recht, ändere ich. Bei so was vage bleiben ist ohnehin besser.
ist das absichtlich in falscher Reihenfolge?
Nee, ich kenne das nur so? Hä, gibt das auch andersherum, macht das dann noch Sinn? :D

Deine Dialoge sind klasse; es lohnt sich, wenn man sich mit einer Sache lange und intensiv beschäftigt (damit meine ich jetzt nicht explizit diesen Text, sondern deine langjährige Entwicklung). Die sind stimmig und drücken auch sehr gut die Beziehung, in der die Zwei sich befinden und an der sie wohl auch bei jedem Treffen ein Stück arbeiten, aus. Das ist für mich schon hervorragend, wie man nur durch ein Gespräch so ein Gesamtbild aufbauen kann.
Danke für das Lob! Das freut mich. So sollte es sein, ein leiser Zwischenton, ein Text voller Ambiguität, aber dennoch bestimmt, mit einer Richtung.
Ein bisschen skurril erscheint mir zwar die Sache mit dem Abriß schon, aber der deutschen Bürokratie ist alles zuzutrauen. Ich habe schon zweimal bei uns in der Gemeinde erlebt, dass es behördlich angeordnete Rückbauten gab, weil es keine Baugenehmigung dafür gab, aber da ging es um eine zu hohe Mauer und um einen Stellplatz; nicht um ein ganzes Haus, was schon x-Jahre steht.
Wie gesagt, das basiert auf einem tatsächlichen Fall, der in der Nähe passiert ist. Ich habe den dann nur als Aufhänger für etwas anderes benutzt, haha.

Was mir auch sehr gefallen hat, dass während des Gespräches so eine Gefühlsdynamik entstanden ist, die ich als Leser gespürt habe, es ist einfach zwischen den Zeilen viel in denen drin passiert. Der Vater hängt seinen Träumen nach, von denen der Sohn erst nach vielen Jahren erfährt. Dass dieser dann noch ein Stückweit dafür verantwortlich gemacht wird, dass einige wegen seines Seins nicht realisiert werden konnten, wird ihm noch länger nachhängen, wenn der Vater das auch im Laufe des Gespräches relativieren wollte. Aber: Es ist ausgesprochen worden und wird dem Sohn nicht aus dem Kopf gehen.
Letztendlich ist immer irgendwas schuld, wieso man Träume nicht lebt, halt irgendwas, und selten gibt man sich selbst die Schuld.
Genau so sollte es sein. Freut mich, wenn du den Text so liest.

Ja, danke dir für Zeit und Kommentar, ich bearbeite den Text die Woche und lass es euch alle Bescheid wissen, vielleicht mögt ihr nochmal drüber gucken.

Gruss, Jimmy

 

Hi Jimmy,

kurz noch dazu, das will ich geklärt haben :D

Mitgehangen, mitgefangen?
ist das absichtlich in falscher Reihenfolge?
Nee, ich kenne das nur so? Hä, gibt das auch andersherum, macht das dann noch Sinn? :D

Für mich macht es nur andersrum Sinn:
Erst wird man mit gefangen, dann wird man mit aufgehängt.
Hier auch noch von anderer Seite :
https://de.wiktionary.org/wiki/mitgefangen,_mitgehangen

Liebe Grüße
bernadette

 

Da muss ich mich kurz auch dazu melden, @bernadette weil ich mich vor 'nem halben Jahr genau das gefragt hab. Hier in der Gegend (Pfalz) scheint es wirklich so rum einfach zu sein: mitgehangen, mitgefangen. Warum auch immer. Man nimmt das so an. Wenn man drüber nachdenkt, klar, eigentlich wird man zuerst geschnappt und dann kommt man an den Galgen.

Was mir aber gerade beim Schreiben kommt: Hat das überhaupt was mit hängen oder gehängt werden zu tun? gehängt / gehangen sind ja auch wieder zwei verschiedene Nutzweisen. Ich mag dieses gehängt gar nicht, klingt für mich komisch, aber so in dem Sinne von erst abhängen (in den falschen Kreisen) dann eingesammelt werden. Also gar nichts mit Galgen zu tun? Müsste man jetzt mal rausfinden, seit wann es das Sprichwort gibt und von welcher Zeit es geprägt ist.

 

Hi @jimmysalaryman ,

interessante Geschichte, irgendwie ist da für mich ein Ton getroffen, den ich in Deutschland derzeit viel höre. Vielleicht ein Zeitgefühl, falls es das gibt.
Der Vater ist für mich die Hauptfigur, der Sohn weitgehend Stichwortgeber, aber mit einer interessanten Spannung zwischen den beiden. Die Schuldzuweisungen des Vaters, an die Mutter, den Sohn, den Staat (die Gemeinde lasse ich mal raus, die kommt ja wirklich nicht gut weg) geben dem Text Witz, ohne die Figur bloßzustellen.
Am Anfang habe ich mich etwas schwer getan, besonders mit der Brücke:

Es war eine der ältesten Brücken des Siegtals, in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf einem Holzgerüst erbaut, mit zwei Bögen und mehreren Metern Spannweite.
Schwierig für mich, da ein Bild zu bekommen. Das relative Alter der Brücke (ich kenne ja die anderen nicht) macht sie mir nicht sichtbar, das Holzgerüst, heißt das: eine Holzbrücke? Jeder Bogen hat mehrer Meter Spannweite, ist das richtig? Also ist sie zweimal mehrere Meter lang? Und am Ende ist die Brücke gar nicht so wichtig.
In der angehenden Dämmerung erkannte er den goldgelben Anstrich der Holzkisten durch das Unterholz schimmern.
sah er
Das war nicht ich!, und dann kam das hier, und das war’s dann.
Nach ! m.E. groß weiter
Sein Vater stand auf, ging zum Kühlschrank, nahm eine halbvolle Flasche aus dem oberen Regal, hielt inne und stellte sie dann wieder zurück.
Wie, jetzt doch nicht?

Sein Vater trank einen großen Schluck Wein.
Also er ist zwischendrin wieder an den Kühlschrank und hat sich diesmal kommentarlos die Flasche wieder herausgeholt.
Kein Wohnwagen, sondern Wohnmobil, das ist ein Unterschied. Wohnwagen fahren die Holländer, sagte sein Vater. Aber was ich wollte, war kein Blechei mit Matratze drin, sondern so ein richtig edles Teil, mit allem drum und dran, da hätten wir eben einmal richtig investiert und gut … das wollten wir ja eigentlich auch viel früher gemacht haben, als wir selbst noch jung waren. Nach meiner Umschulung, als ich damit grad fertig war, da hab ich zwei Jahre lang schwarz Fenster und Türen eingebaut, zusammen mit nem alten Kollegen, und da hatten wir das Geld im Grunde schon zusammen.
Das ist eine von den Passagen, in denen du für mich den Nagel auf den Kopf triffst. Diese verworrene Betrachtung, einerseits braucht man ja nicht viel, andererseits ist es unter 90 000 auch kein richtig gutes Wohnmobil und vor allem ist man nicht wie die Holländer. Halt die Axt fest. Das trifft diese Mischung aus Anspruchs- und Opferhaltung. Als wäre ein Versprechen gebrochen worden. Ist für viele wahrscheinlich der Fall.
Mitgehangen, mitgefangen?
Zu der Frage der Reihenfolge fand ich dies ganz interessant:
https://www.dwds.de/wb/mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen
Achtzig, Neunzig, wenn du ein gutes haben willst.
Wie oben. Beschreibt den Mann gut.
Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Tut mir auf jeden Fall leid, ja?
Er nickte schweigend. Er sah seinem Vater an, dass es ihm ernst war, dass er aufrichtig war.
Da gibt es so ein paar Fälle, wo ich nicht sicher war, wer was macht. Wer nickt? Der Vater, hat ja eben gesprochen? Oder doch der Sohn? Wäre einfacher, wenn du zumindest dem Sohn einen Namen geben könntest. Ich finde auch die fehlenden Anführungszeichen eher schwerfällig, sehe den Gewinn nicht. Aber das ist Geschmackssache.
als er die Brücke überquert hatte, fühlte er sich leicht und unbeschwert, als wäre ihm ein lange gehegtes Geheimnis offenbart worden.

Als er hinter dem Steuer seines Wagens saß, den letzten Zug aus der Zigarette nahm, da wusste er, etwas war hier und heute geschehen, hatte sich verändert.
Für mich wiederholt der zweite Satz etwas, was im ersten bereits schöner gesagt ist. Man erwartet nach der Auseinandersetzung, dass es dem Sohn schlechter geht, und das Gegenteil ist der Fall und ist glaubwürdig.
Er sah kurz auf die Briefe. Was Wichtiges dabei?
Sein Vater zuckte mit der Schulter.
Ups, Zitatesalat. Das ist jetzt vom Anfang: an dieser Stelle erfahren wir, dass es um Vater und Sohn geht und mit dem Blick auf die Briefe geht die Geschichte eigentlich los. Viel mehr vorher brauche ich nicht.
Ist der Fall, auf den du dich beziehst, diese Frau im Siegerland, für die die Regierung in NRW ein neues Gesetz gemacht hat? In NRW sind Schwarzbauten bis Baujahr 1960 m.W. jetzt (relativ) geschützt, weil sich da eine Frau (Siegerland) sehr gewehrt hat. Habe den Namen nicht auf dem Schirm.
In jedem Fall sehr gern gelesen,
Viele Grüße
Placidus

 

interessante Geschichte, irgendwie ist da für mich ein Ton getroffen, den ich in Deutschland derzeit viel höre. Vielleicht ein Zeitgefühl, falls es das gibt.

Hallo @Placidus

ich denke, so wird einfach miteinander gesprochen. Ring Lardner hat mal sehr richtig gesagt, wenn ein Charakter nicht richtig spricht, ist er kein guter Charakter. Das ist natürlich sehr naturalistisch gedacht, aber für mich ist da was dran: wenn ein Charakter spricht, wie mit der Fibel verfasst, hat sein Wort kein Gewicht. Und wir alle sprechen ja oft so, dass wir andeuten, vage bleiben, nach dem Motto: du weißt, was ich meine.

Der Vater ist für mich die Hauptfigur, der Sohn weitgehend Stichwortgeber, aber mit einer interessanten Spannung zwischen den beiden.
Stichwortgeber, weiß ich nicht. Der ist ein Teil eines Dialogs. Stichwortgeber klingt irgendwie so nach unwichtig, und unwichtig finde ich den nicht. Ich finde den Sohn sogar sehr wichtig. Stichwortgeber wäre er doch, wenn er nur fragt: Und dann? Und dann? Und dann?

Schwierig für mich, da ein Bild zu bekommen.
Habe ich in der neuen Version komplett zusammengekürzt, ist wirklich nicht weiter wichtig, ich weiß nicht, was mich da geritten hat.

Also er ist zwischendrin wieder an den Kühlschrank und hat sich diesmal kommentarlos die Flasche wieder herausgeholt.
Das steht da drin, wie er aufsteht, Scheiß drauf sagt und sich die Flasche Wein und ein Glas holt.

Das ist eine von den Passagen, in denen du für mich den Nagel auf den Kopf triffst. Diese verworrene Betrachtung, einerseits braucht man ja nicht viel, andererseits ist es unter 90 000 auch kein richtig gutes Wohnmobil und vor allem ist man nicht wie die Holländer.
Das ist so die Frage. Hätten sie nur das Wohnmobil und sonst nichts, könnte man ihnen da kein Vorwurf machen, das empfände ich nicht als materialistisch. Ich kenne Menschen, die haben so ein Wohnmobil für 100 000, ein dickes Haus und noch zwei dicke Autos und fahren bzw fliegen noch in anderen Urlaub, der nichts mit dem Wohnmobil zu tun hat, DAS, wenn die DANN von schlechten Zeiten reden etc, empfände ich auch als Frevel. Für mich halt alles nicht darstell oder denkbar, weil ich einfach nicht so viel Geld besitze und auch nie besitzen werde.
Ich finde auch die fehlenden Anführungszeichen eher schwerfällig, sehe den Gewinn nicht. Aber das ist Geschmackssache.
Verstehe ich, aber ich habs mir so angewöhnt, weil ich Texte so auch flüssiger lese. Im Kopf macht man da ein Ping-Pong draus. Ich bin aber auch einfach zu faul, weil es bei meinem Chromebook diese klassischen Anführungszeichen nicht gibt. Ich wollte den beiden explizit keinen Namen geben, weil ich an ein paar Texten arbeite, wo ich keine Namen verwende aus ganz expliziten Gründen und ich wissen will, wie das wirkt auf den Leser.

Für mich wiederholt der zweite Satz etwas, was im ersten bereits schöner gesagt ist.
Hast Recht, fliegt raus.

Ist der Fall, auf den du dich beziehst, diese Frau im Siegerland, für die die Regierung in NRW ein neues Gesetz gemacht hat? In NRW sind Schwarzbauten bis Baujahr 1960 m.W. jetzt (relativ) geschützt, weil sich da eine Frau (Siegerland) sehr gewehrt hat. Habe den Namen nicht auf dem Schirm.
Ganz Recht. Ich habe dann meine eigene Version draus gemacht, wo es auch um den Schwarzbau, aber eher mehr um die Familie geht.

Danke dir für Zeit und Kommentar

Gruss, Jimmy

 

Hallo an alle Leser! Einmal die neue Version, gekürzt und verändert, vielleicht mag der eine oder andere noch mal lesen und sich äußern.

Gruss, Jimmy

 

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