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Schwere Zeiten
Schwere Zeiten
„Mylord, es ist etwas schreckliches passiert“, das Gesicht des alten Kanzlers, dessen Glatze im flackernden Schein der Kerze zu glänzen schien, zeigte offenen und echt empfundenen Kummer. In den hellen Augen stand ein Schrecken, der den Mann auf dem großen Thron, dessen Polster die blauen, gelben Farben des Königreiches zeigten, sofort bemerken ließ, dass es diesmal wirklich etwas ausgewöhnliches war, was der Kanzler berichten wollte. Die Hand, mit den länglichen Fingern, strichen über das Schwert, welches auf den Knien des Mannes lagen, der den Kanzler anschaute, aus braunen, etwas zu unterkühlten Augen, die aber dennoch alles musterten und wahr nahmen, jede Geste, jedes Geräusch.
,,Sprecht, Kanzler.“
,,Die Siedlungen, Mylord, sind angegriffen worden.“
,,Gab es überlebende?“
Der alte Mann schluckte betroffen, nickte aber, was für etwas Entspannung sorgte in Theo von Hellenstein, der diesen Gefühlsausbruch beim alten Helmut nicht kannte, sich darüber bewusst wurde, wie verheerend der Schlag gewesen sein muss, der gegen seine Königreich geführt worden war. Helmut, der sich noch einmal räusperte, meinte dann:,, Nicht viele. Wir hatten aber Glück im Unglück, dass eine gut bewaffnete Hellische Infanterie gerade in der Nähe der Siedlung pausierte und die Angreifer zurück schlagen konnte.“
,,Das ist gut“, dass sprechen viel Theo von Hellenstein mit einmal schwer, wusste nicht den Kloß unterzuordnen, der dabei war, sich in seiner Magengegend auszubreiten:,, Gebt den überlebenden Unterschlupf in der Stadt. Versorgt sie mir Nahrung und Wasser. Wir selber möchten uns vor Ort und Stelle umschauen, was wirklich vorgefallen ist.“
,,Davon würde ich abraten, Mylord.“
,,Warum das, Helmut?“ Theo schaute den Kanzler verwundert an, schaffte es nur mit Mühe, seiner Stimme weiterhin einen ruhigen, organisierten Klang zu verleihen:,, Steht es Euch überhaupt zu, mir einen Wunsch abzusprechen?“
,,Ich soll Euch beraten, Mylord“, entgegnete er aufrichtig und ehrlich:,, Und das will ich tun. Auch wenn Ihr diesen Rat nicht hören wollt, so werde ich ihn hervor bringen, ohne das Ihr mich daran hintern werdet. Schließlich kann es sein, dass die Angreifer immer noch in der Nähe sind, Mylord. In den aufkommenden dunklen Zeiten, darf es nicht passieren, dass die Armeen führerlos sind.“
Eigentlich wollte von Hellenstein gerade aufstehen, die Worte des Kanzlers bei Seite schieben, sie als unwichtig abtun, aber der bittere Klang, die flehenden Blicke, überzeugten ihn, dass er besser das tun sollte, was von ihm verlangt wurde. Denn es würde niemanden was nützen, wenn er sich nun blindlings und blauäugig in einen Kampf stürzen würde, in dem er vielleicht das Leben verlor. Er strich noch einmal über die Klinge, spürte dabei den aufkommenden Zorn in sich, der sich wie eine Woge über ihn ausbreitete, dabei war, sein logisches, sachliches Denken mit sich zu nehmen. Denn der Tod unschuldiger, einfacher Bauern und Siedler ärgerte ihn. Nicht unbedingt weil nun die Menschen starben, nein, davon besaß das Königreich genug, aber die Außenposten, die Erweiterung der Grenzen waren durch diesen Angriff zurück geworfen worden, schrumpften wieder zusammen, auf ein Maß, welches ihm nicht gefallen wollte. Die Blicke aber, die er nun Helmut zuwarf, ließen den Kanzler nicken, stellten ihn die Frage, obwohl sie nicht ausgesprochen wurde.
,,Die Angreifer, Mylord, wollt Ihr erfahren. Ich selber konnte es kaum glauben, was meine alten Ohren mir da zu hören gaben.“
,,Sag es schon Kanzler, Goblins?“
,,Nein, mein Lord“, Helmut schüttelte traurig den Kopf, wobei Theo auffiel, dass der alte Mann es wohl selber noch gar nicht wirklich verarbeitet hatte, was über das Königreich an den seichten Hängen Erithnas geschah:,, Es waren andere. Stinkende, kriechende Monster. Es waren die Rattenmenschen, aus den südlichen Sümpfen Forrmeter, die sich zu einem Verband zusammen schlossen, brandschatzend über die Siedlung herfielen. Sie sind organisiert! So was hat es noch nie gegeben!“
,,Rattenmenschen“, spie von Hellenstein aus:,, Wie kommen sie dazu, unser Reich anzugreifen?“
,,Niemand weiß es, Mylord, sie waren auf einmal da“, er machte eine kurze Pause, um das eben gesagte wirken zu lassen, um dann leise und bedächtig weiter zu sprechen:,, Und noch etwas seltsames hat die Infanterie gefunden“, schnell sprach der Kanzler weiter, als er die ungeduldige Miene Theos erblickte, der nun unruhig mit den Fingerspitzen auf der Breitseite des Schwertes hin und her tippte:,, Noch nie haben die Rattenmenschen selbstgeschmiedete Waffen geführt. Immer bestanden sie aus Steinen und Holz, waren mit Rinden zusammen gebunden gewesen, Mylord. Unser Siedlung aber, ist von stahlgeführten Ratten angegriffen worden. Und wir haben auch schon eine Vermutung, wer hinter diesen Anschlag stecken könnte.“
,,Sprecht weiter.“
,,Schattenfalamu, Mylord! Die dunklen Brüder unserer Freundin Revedina Waldblüte, aus den Sommerwäldern.“
Der Herzschlag von Hellensteins beschleunigte sich, er wurde rasend, so schnell, dass ihn der Schweiß auf die Stirn trat. Hinzu kamen die Kopfschmerzen, dieses drückende, unnachgiebige Pochen hinter der Stirn, welches ihn immer und immer wieder anfiel, ihn fast in den Wahnsinn trieb. Er stieß keuchend den Atem aus, als er zähneknirschend fragte:,, War nicht vor drei Tagen ein Abgesandter des kleinen Volkes hier?“
,,Ihr habt Recht, Mylord.“
,,Und hat er nicht Kundschaft davon gebracht, dass die elenden Goblins sich ebenfalls erheben, aus ihren Steppen und Höhlenlöchern? Das sie sich ebenfalls zusammen tun, um als marschierendes Heer Brand und Tod über die Völker bringen?“
,,Wieder habt Ihr recht, Mylord.“
,,Was bei den alten Göttern passiert hier? Warum herrscht in der ganzen Welt auf einmal Krieg?“ von Hellenstein wollte vom Kanzler gar keine Antwort haben, wollte nichts hören auf seine Frage, obwohl er sah, dass dieser ansetzte zum sprechen, sprach Theo schnell weiter:,, Holt Uns das Erbe meines Urgroßvaters denn immer wieder ein? Beschwört er immer wieder die Schatten des alten Fluches? Warum Alton, bist du nur damals los gezogen und hast das Schwert an dich genommen?“ Nun blickte er auf die Waffe, die anfing sich leicht zu erwärmen auf seinem Schoß:,, Ja, Valdor, du möchtest wieder in die Schlacht ziehen nicht war? So war es schon immer bei dir!“
,,Mylord“, der Kanzler schaute nun dringend zu Theo, der immer noch den Kopf schüttelte, aber genau wusste, was der alte Helmut von ihm verlangte.
,,Ja, Helmut, wir werden die Pferde satteln. Die Männer zu den Waffen rufen. Denn wenn der Krieg will, dass er geführt wird, wollen wir uns ihm nicht wiedersetzten. Schickt Botschaft zu meiner Freundin Revedina Waldblüte, denn ihre Hilfe können wir gut gebrauchen, wenn sich der Verdacht bestätigt, dass ihre dunklen Brüder mit den Gezüchten der Hölle zusammenarbeitet, können wir unsere bogenschießenden Freude aus den fernen Wäldern des Sommers gut gebrauchen. Denn so, werden die Goblins und Ratten in Scharren fallen.“
,,Wie Ihr befielt, Mylord!“
Theo von Hellenstein nickte den alten Mann noch einmal zu, als dieser sich auf dem Absatz herum drehte, mit aufrechten Gang und einer Last auf den Schultern die schwer wog, auf den Ausgang der Halle zu ging, in der die meisten Beratungen abgehalten wurden. Nun aber, als die großen Flügeltüren aufschwangen, die Konturen Helmuts verschwanden und das schwere Holz wieder ins Schloss gedrückt wurden, blickte er sich um. Dort hin, in die tiefen Schatten der Vorhänge, wo sich sein engster Berater aufhielt, sein bester Freund, jemand von der Sorte, auf den er sich immer verlassen konnte.
,,Du hast alles mit angehört, Daniel“, flüsterte Theo:,, Mobilisiere alle Truppen, sende die Späher und Agenten aus. Wir brauchen so viele Informationen wie möglich, damit wir diese Brut für alle mahle schlagen können.“
,,Jawohl, Mylord“, verneigte sich der in ein Kettenhemd gekleidete Mann, der über die glänzende Rüstung noch einen Wappenrock trug. Die blonden Haare wippten, als sich Daniel von Kupferhausen in den Schatten zurück zog, die Hand noch einmal zum Gruß hob und dann verschwand. Nur das leise knirschen, von schwer bewegbaren Steinen sagten Theo von Hellenstein, dass sein bester Freund sich nun zurück zog und alles in seiner Macht stehende unternahm, um mit diesen schwerwiegenden Problem fertig zu werden.
Noch einmal auf Valdor blickend, dessen runder Knauf anfing leicht zu glühen, sagte ihm, dass dieser Kampf nur mit einem Sieg enden würde...
Ende