Was ist neu

Sharona und ein Tod der Zeit.

Mitglied
Beitritt
12.04.2002
Beiträge
421

Sharona und ein Tod der Zeit.

Die Wolken hängen tief über dem Bett. Der Kobold „Einsamkeit“ tropft schmerzhaft, wie von einem Eiszapfen, im Sekundentakt so eisig kalt auf ihre Stirn. Sharona schwitzt. Die Unmengen von Giften der geschnupften, eingeworfenen, getrunkenen und gerauchten Drogen fliehen vor dem Gesundungsversuch ihres geschundenen Körpers – bis zum nächsten Mal. Und es ist ja so heiß im Zimmer, denn es ist Hochsommer. Draußen scheint eine hoch am Himmel stehende Sonne. Heute soll der heißeste Tag des Jahres sein, haben sie kurz zuvor im Radio gemeint. Alle Menschen liegen heute draußen und lassen sich mit ihren Freunden von der erbarmungslos brennenden Augustsonne rösten. Sie haben ihren Spaß irgendwo an einem Strand oder im kühlenden Wasser eines Sees. Eltern plantschen lustig mit ihren kleinen Kindern herum. Sharona kann sie in ihrem Kopf, der so gerne vom Kinderhaben träumt, lachen hören. Ja, sie lachen, diese fernen Eltern in ihrem Kopf, weil es nach ihrer Vorstellung nur gute Eltern sind.

Sharona hat schon lange nicht mehr gelacht, zumindest nicht so richtig, und schon gar nicht, wenn sie nicht auf Drogen war. Auch mit ihrer Mutter hatte Sharona eigentlich nie Etwas zum Lachen. Wer ihr Vater ist oder war, das weiß sie nicht. Ihre Mutter wollte nie darüber sprechen. Und mit den Typen, die sich manchmal als ihre Väter aufgespielt haben, hatte sie auch nie Etwas zum Lachen, denn die wollten schon bald viel zu viel von ihr. Die wollten bald nur noch das Eine. Und irgendwann hat dann sogar ihre Mutter dabei zugeschaut, dann bald mitgemacht, sie sogar gehalten, wenn es sein musste, weil Sharona ja eigentlich gar nicht wollte.

Ihre Mutter hat immer zu ihr gemeint: „Sex ist was Schönes und was Geiles! Du musst es endlich genießen lernen oder du musst wenigstens so tun, als gefalle es dir. Das mögen die Männer.“

Na ja, inzwischen ist sie zweiundzwanzig Jahre alt und hat das Spiel ganz gut drauf. Sie ist in der ganzen Altstadt als geile Schnalle bekannt, bei der es ordentlich abgeht in der Hapfen, also im Bett. „Die musst du dir mal geben!“ sagen die Jungs, die sie schon genossen haben, zu den anderen. Sie empfehlen sie weiter. Und: „Die mag es auch schon mal auf die brutale Tour. Aber lass sie nicht mit ihren Zahnderln an deinen Schwanz ran, haha, sonst beißt sie ihn dir in ihrer Geilheit noch ab, haha!“

Doch die Jungs halten sich nie an diese Warnungen, haha. Wenn Sharona erst einmal ihre Trickkiste auspackt, dann darf sie Alles machen. Und sie hat eine Menge Tricks auf Lager, schließlich wurde ihr von ihrer Mutter ja Alles beigebracht. Sie weiß also, was Männer so mögen.

Irgendwann dann, so mit dreizehn, kam sie auf die Drogen. Sie hat schon Alles ausprobiert, nur das Eitsch aus der Nadel noch nicht. Wieso nicht? Keine Ahnung. Dabei wäre angeblich doch gerade Heroin jenes Zeugs, das sie endlich in den Himmel schießen könnte. Eine Überdosis müsste sich doch sicher zusammen budern lassen. Sie budert ja auch für Geld. Und wie oft hat sie sich nicht auch schon für ein paar Ecstasy, ein paar Gramm Speed oder ein, zwei Gramm Koks hingelegt. Na ja, vielleicht ist es ja der Funken Hoffnung, der noch immer in ihr brennt?

Seitdem sie von ihrer Mutter weg ist, hat sie sich nicht mehr hingelegt, ohne einigermaßen gut drauf zu sein. Und sie war bald von ihrer Mutter weg, sie ist schon mit fünfzehn zu einer älteren Freundin gezogen. Aber dieses Lesbische war dann doch nicht ganz das Richtige für sie. Die dauernde Schleckerei ging ihr mit der Zeit auf den Geist. Und mit den üblichen Hilfsmittel kam es ja dann auch irgendwann immer wieder auf dasselbe raus. Auch Lesben ficken ja ganz gerne. Auch unter Lesben wird also gestoßen. Und manche Lesben experimentieren ja mit den Dildogrößen herum, und so eine riesige Kukuruzwurzen tut auch verdammt weh, wenn man nicht ordentlich drauf ist. Eigentlich tun ihr alle Wurzen weh, wenn sie nicht wenigstens zuge-et ist.

Zugeet zu sein, ist Sharona von allen Dichtheiten am Liebsten. Dazu noch ein paar Joints, ja, und vielleicht ein paar Schnüffler an einem Fläschchen Popper, welches sie auch immer dabei hat, ja, dann ist ihre Welt in Ordnung. Ein paar Nasenzüge an diesem so geil und so unheimlich weich machenden Gehirnzellenvernichter vor einem Fick und jede Nummer geht um ein paar Nummern leichter.

Und diese Lesben erinnern sie auch dauernd an ihre Mutter. Und das muss nicht unbedingt sein. Als ihre Mutter damals dahinter gekommen ist, dass sie mit sieben schon keine Jungfrau mehr war, da hat sie zuerst schön blöd geschaut und mit ihr geschimpft, doch ein paar Tage später musste sie dann zu ihrer Mutter ins Bett. Und die hat ihr dann so nach und nach alles Wichtige beigebracht.

Sharona hasst die Männer, aber die Weiber hasst sie auch, bis auf zwei, und das sind ihre besten Freundinnen. Und denen erging es so ähnlich, wie ihr. Sie hat sie auf irgendeiner Psycho-Therapie kennen gelernt. Aber sie war mit ihnen noch nie so richtig im Bett, auch wenn sie oft in Lokalen oder auf Partys miteinander schmusen und es sich dabei voll geben. Aber dabei geht es in erster Linie ums Anmachen. Dieses Arschgeschlecht der Männer soll ruhig scharf und wild werden. Außerdem mag sie es irgendwie, dieses Schmusen mit ihren Freundinnen. Das zueinander zärtlich sein geht okay.

Sharona weint, während ihr beschissen trauriges Leben wieder einmal an ihr vorüber zieht. Die Wolken hängen tief über ihrem Bett. Sie hat zwei Valium genommen und kann doch nicht schlafen. Sie fällt immer wieder für kurze Zeit in denselben Alptraum. Wenn sie dann zurück ins Leben schreckt und dann neben ihr auf den Wecker sieht, sind meist keine fünf Minuten vergangen, und doch wärt dieser Alptraum jedes Mal wie eine halbe Ewigkeit. Die Bilder verfolgen sie dann immer wieder noch eine Weile, bis zum nächsten Alp.

Ein E wäre nicht schlecht. Zwei wären besser. Doch sie hat seit Sonntag Nichts mehr. Sie ist völlig pleite. Sie hat auch Nichts mehr zu Essen. Zwei angefaulte Pfirsiche hat sie sich ausgeschnitten, das war heute Alles im Bauch, und es ist schon später Nachmittag. Auch gestern hat sie Nichts gegessen, bis auf den Liter Sperma, haha, und dieses Sperma macht auf Dauer ja nicht satt, echt nicht, verdammt. Und grausen tut ihr auch davon, wenn sie nur daran denkt. Also nicht daran denken! Doch die Gedanken lassen sie nicht los.

Verdammt! Wo ein E hernehmen? Wie so ein E aufstellen, verdammt? Wieso hat sie sich nicht ein, zwei auf die Seite gelegt? Es ist immer wieder dasselbe. Sie braucht unbedingt ein paar Hummeln im Arsch, sonst hält sie das Leben nicht mehr aus. Doch wo her kriegen? Sie will sich nicht schon wieder hinlegen. Ihr tut noch immer Alles weh von der Samstagnacht und vom noch viel, viel längeren Sonntagnachmittag.

Mann oh Mann, da hat sie es ihnen Allen wohl wieder einmal ordentlich besorgt. Und auch der Freitag war ja nicht schlecht. Da ist sie mit ihren zwei Freundinnen in den Bars der Altstadt herum gezogen. Sie haben die Typen angemacht und ihnen gesagt, sie bräuchten dringend Geld. Für dreißig Euros würden sie ihnen auf dem Klo Einen blasen, den sie nie mehr vergessen würden, und das im wahrsten Sinne des Wortes, ha, so und so. Meist haben sie es dann für zwanzig oder auch nur für fünfzehn gemacht. So haben sie gemeinsam fast neunhundert Euros erblasen. Nein, man soll nicht lügen. Zweimal hat sie sich auch für einen Fünfziger von Hinten über der dreckigen Klomuschel ficken lassen. Aber scheiß drauf, das muss ja nicht ein Jeder wissen.

Am Samstag haben sie dann groß eingekauft: Zwei Gramm Cola, hundertzwanzig Euros das G; fünfundzwanzig E, das Stück zu acht; zehn G vom besten Shit, acht Euros pro G; und dann noch fünf G Speed zu je dreißig. Alles von einem guten Bekannten, der sie immer nur mit dem Besten versorgt. Sie haben sich dann auch noch ein neues Fläschchen Popper aus dem Sex-Shop von Nebenan besorgt. Sharona wohnt ja direkt neben so einem Sex-Shop. Sie verdient sich dort manchmal ein wenig Kohle in der Peepshow, wenn ihr danach ist oder besser, wenn sie Geld braucht.

Eigentlich könnte sie jetzt ja dort anrufen und fragen, ob sie sich morgen nicht für ein paar Stunden verpeepen darf. Ja, das wäre eine Idee, wie sie für diese Woche das nötige Geld aufstellen könnte. Ne, lieber erst morgen anrufen, denn womöglich will ihr Chef, dass sie gleich kommt. Und wenn sie dann „nein“ sagt, dann ist er angefressen auf sie und lässt sie morgen auch nicht. So was hatte sie schon einmal. Und heute geht es wohl noch nicht. Sie ist tot. Also morgen.

Und während sie daran denkt, an ihr tot sein und das Wieso, fängt sie wieder an zu heulen. Scheiß Welt. Wieso kann, nein, darf ein Leben so beschissen sein? Sie hat doch Niemandem etwas Böses getan, …. zumindest als Kind noch nicht. Und darüber, was sie jetzt tut, also was sie jetzt diesen Männern so antut, also darüber will sie jetzt lieber nicht nachdenken. Und, …. na ja, ist ja sowieso egal. Diese Schweine haben sich sowieso nichts Anderes verdient. Geschieht ihnen Recht, diesen Volltrotteln, diesen Arschlöchern.

Wahnsinn! Was war das doch wieder einmal für ein Wochenende? Sie haben es sich ordentlich gegeben. Das war wieder einmal ein ordentliches Fest. Sie sind am Samstagabend groß ausgegangen. Zuerst haben sie bei Margit ein wenig vorgeet, vorgespeedet, vorgecolat und natürlich zwei von Susis ewig langen Joints mit diesem irre starken AK47 geraucht. Und ordentlich vorgesoffen, also vorgeglüht, haben sie auch. Als sie sich dann auf den Weg in die Altstadt gemacht haben, da haben sich die Häuser fast vor ihnen in die Hosen gemacht. Man konnte es nicht nur fühlen, haha, die Häuser sind fast vor ihnen davon gewankt. Ha, sie hatten alle drei dasselbe Gefühl. Sie haben sich dann am Hauptplatz auf eine Bank gesetzt, sich die Arme um die Schultern gelegt und sich weit zurück gelehnt. Der Sternenhimmel ist einfach davon geflogen, ha, und schwups, da war er wieder da. Irre, einfach irre und so wunderwunderschön. Sie hat sich gewünscht, die Zeit möge stehen bleiben.

Doch Susi, diese blöde Kuh, ha, hat dann auf einmal ihre Beine hoch gerissen und sie sind alle drei die Bank hinten über gefallen. Verdammt! Hat denn diese Kuh nicht gesehen, dass sie in ihrer freien Hand die Mineralwasserflasche hatte, an der sei gerade genuckelt hat. Sie hat sich die halbe Flasche in den Ausschnitt geschüttet. Aber als sie dann unten gelegen sind und gelacht haben, da hat sie der Susi den Rest der Flasche gegeben, ha, und Margit bekam auch noch ihr Teil ab.

Und dann hatten sie auf einmal das Gefühl, als fiele der Sternenhimmel auf sie herab. Geil. Wie war das doch geil!? Der Himmel hat sich auf einmal riesengroß in ihre Augen bis hinunter in ihren Bauch gezoomt. Fuuuhhh, fuuuhhh, fuuuhhh, machte der Sturm.

Dann war ihnen auf einmal schlecht. Aber nur ein wenig. Ihr Gaumen war so staubtrocken, so dass sie ein Gefühl hatte, als könnte sie den Sand mit der Zunge runter kratzen. Aber es war gleich wieder vorbei, das Schlecht-Sein. Nur der Sandhaufen im Mund blieb noch eine Weile. Dagegen haben sie dann jede noch ein Etscherl genommen, das dritte seit siebzehn Uhr. Jetzt war es laut Stadtuhr erst halb elf. Dabei fuhren die anderen zwei noch immer mächtig genug durch sie hindurch.

Margit hat dann gemeint, als sie wieder oben saßen: „Gut, dass keine Jungs in der Nähe waren, die hätten sonst die feuchtesten Höschen der ganzen Stadt gesehen, haha.“ Oh Gott, wie haben sie gelacht. Auf einmal ging es wieder. Die Drogen bliesen wie ein gewaltiger Lachorkan durch ihren Körper.

Da musste Sharona an „Basic Instinct“ mit ihrer Namenskollegin Sharon Stone denken und so hat sie gemeint: „Verdammt! Ich bin heute Sharon Stone aus „Basic Instinct“ und wir feiern die Nacht vom Urinstinkt! Verdammt! Wozu also ein Höschen? Ha, und mit unseren nassen Blusen, die auf unseren schönen Titten so megageil verkleben, schauen wir ja sowieso aus, wie die geilen Tussis vom Naschmarkt in Wien, und irgendwann heute Nacht werden wir es sowieso ausziehen müssen, hihi. Wieso also nicht gleich? Traut ihr Euch?“

Sie zog das Höschen aus. Susi und Margot lachten, und taten es ihr dann gleich. Da meinte Susi: „Ha, weißt du, was du jetzt gesagt hast, Sharona, haaa? Ha. Ob das wohl eine tiefere Bedeutung hat? Schaut euch doch mal dieses Wort „Urinstinkt“ genauer an, hehe! Denn dieses Wort „Urinstinkt“, ha, wie geil, das kann man auch wie „Urin stinkt“ aussprechen.“ Oh Gott, sie haben wohl gute fünf Minuten gebraucht, bis sie sich vor lauter Lachen wieder eingerenkt hatten. Dauernd hat eine von ihnen gelacht und „Urin stinkt“ gesagt. Sogar jetzt, hier in ihrem vom Schweiß so beschissen feuchten Bett kommt ihr ein Grinser aus, wenn sie daran denkt.

Und dann sind sie aufgestanden und Hand in Hand ins erste Lokal gewankt und dort gleich erst einmal auf die Toilette. Susi, die jetzt wieder dran war, hatte in einem kleinen Papierbriefchen das Cola und den Speed gut abgemischt, wie sie und Margit ja auch, und auf dem schnell zuvor noch abgewischten Klodeckel drei Riesenlinien aufgelegt, fast drei Millimeter dick und gut fünfzehn Zentimeter lang, welche sie dann mit dem einen der zwei letzten Hunderter, sauber gerollt, weg geschnupft haben. Oh, wie fuhr doch das Zeugs gleich geil! Es hat ihnen glatt die Schädeldecke weggerissen. Unter ihrer Kopfhaut juckte es gewaltig und sie hatten ein Gefühl, als stünden die Haare zu Berge. Und gleichzeitig dachten sie für eine kurze Minute, sie hätten sich aus ihrem Körper befreit, so als würden sie so federleicht neben sich selber schweben und einen sowieso bloß hinderlichen Körper aus den Tiefen ihrer Seele heraus ansehen, so als gehörte er, diese bodenlose Frechheit des Lebens gar nicht zu ihnen.

Und dann ging es ab in die Bar. Die Musik war steil mal geil. Sie haben abgetanzt. Irgendwann standen sie dann mit ihren Minirockerln auf dem Tresen. Sie haben die Blusenknöpfe bis zum Nabel aufgemacht und die Titten ordentlich hüpfen lassen. Ihre Blusen waren noch immer nass vom Mineralwasser und vom Schweiß und klebten geil. Der Diskjockey hat nur für sie gespielt. Der Sound fetzte und groovte von Nummer zu Nummer mehr. Unter ihnen hat sich das Maunerzeug die Guck raus geschaut. Nach einer viertel Stunde war die Bude gerammelt voll und sie brauchten dann kein Geld mehr zum Saufen. Und gesoffen haben sie genug. Es ist schon irre, wie viel man saufen kann, wenn dieser Irrsinn in einem fährt.

Irgendwann waren dann auf einmal ein paar von jenen Typen da, denen sie es in der Nacht zuvor für Geld besorgt hatten. In dieser Nacht machten sie es ihnen umsonst. Was soll’s? Und doppelt gemoppelt hält besser. Sicher sogar und sowieso, haha.

Nach ein paar Stunden war dann Lokalwechsel. Sie haben sich vorher auf der Toilette noch eine Riesennase rein gezogen. Dieses Mal hat Margit aufgelegt. Dabei fragte sie: „Und wohin gehen wir jetzt?“ Susi: „Warum nicht runter in die Kellerdisco? Da ist immer die Hölle los, ha, und dort schauen sie dir beim Tanzen nicht gleich untern Rock, hahaha. Davon habe ich momentan genug. Jedes Mal, wenn ich in der letzten Stunde einem von diesen Typen in die Augen gesehen habe, konnte ich meine Muschi sehen, haha, sie hat sich wohl bei denen ins Hirn gebrannt und eure Muschis auch.“ Hahahaha. Oh Gott, wie haben sie da gelacht. „Ins Hirn gebrannt“, ja, Susi hatte Recht, auch Sharona hat keine Augen mehr, sondern nur noch ihre eigene Muschi gesehen. Alle Augenschlitze in diesen vom vielen Alkohol und von den Drogen aufgedunsenen Arschgesichtern glänzten feucht und sahen aus wie Doppelmösen. Ihre Muschis spiegelten sich darin. Vor lauter Arschlöchern sah man kein Arschloch mehr weit und breit. Sie hat diesen Gedanken auch gleich ihren Freundinnen erzählt. Sie sind dann fast umgefallen vor lauter Lachen.

Margit meinte dann: „Ja, okay, gehen wir in die Disco. Ich kann dieses feuchte Mösengestarre von diesen grauslichen Typen auch nicht mehr sehen. Und verdammt! Eines ist sicher! Geblasen wird heute, zumindest bis aufs Finale, nicht mehr. Mir ist schon schlecht. Ich kriege den Geschmack nicht mehr weg. Diese Typen stinken alle, als hätten sie schon seit Wochen auf so einen Waschlappen wie mich gewartet.“ Hahaha, sie lachten sich einen ab, während sie Richtung Disco wankten.

„Ja, ich auch. Ich brauche jetzt einen doppelten Tequila zum Ausbrennen. Ha, aber wisst ihr was? Wie wäre es, wenn wir vorher noch rauf zum Fahnenmasten gehen? Ich könnte uns einen Joint Marke XXL drehen. Mich reißt es gerade als Ganzes. Schaut nur, wie meine Hände zittern. Puuuhhhh.“ meinte Susi. „Ich brauche einen Joint, der mich wieder runter holt.“

„Ja, kannst du da überhaupt noch einen drehen, wenn du so zitterst?“ fragte Margit. „Na klar. Drehen geht immer, haha. Die Wutzlerei beruhigt und hilft beim Runterholen, du wirst schon sehen. Das war noch immer so.“

Also sind sie rauf zur Aussichtsplattform. Der Aufstieg war gar nicht so ohne. Fuuuhhh, fuuuhhh, machte der Sturm. Sie haben es sich dann oben auf der Mauer gemütlich gemacht und die Aussicht genossen, während Susi ein Papier aus ihrer Tasche geholt hat, Marke Extra-Large. Und tatsächlich, sie hat einen zwanzig Zentimeter langen Joint angebaut, halb Tabak, halb AK47, von diesem Mörderzeug. Und tatsächlich, sie hatte kaum das Papier zwischen den Fingern, da hat sie aufgehört zu zittern.

Mensch, war diese Aussicht herrlich. Die Lichter drüben in Urfahr glänzten alle so verschwommen schön. Das Band der Donau zog sich wie eine schwarze Riesenschlange ins Nichts. Alle Lichter spiegelten sich darin, wie goldene Schuppen. Die Sterne funkelten oben und unten.

„Könnt ihr den Mond auch im Wasser sehen?“ fragte Susi. „Ha, schaut mal. Halbmond. Ha, nur Halbmond. Wieso sind dann heute eigentlich nur lauter Verrückte und nur Deppen unterwegs? Es heißt doch sonst: Wieso sind heute so viele Irre unterwegs? Na, weil wir Vollmond haben! Ha. Dabei haben wir gar keinen. Ha, soll ich euch sagen, wieso in unserer Zeit von Heute immer nur lauter Deppen unterwegs sind, auch wenn gar kein Vollmond ist?“

„Haha, ja, sage es uns.“ sagte Sharona. „Hahahaha.“ Susi musste erst mal auslachen. „Ha, wisst ihr, in Zeiten wie diesen, da braucht es keinen Vollmond mehr. Haha, heute hat Jeder sein E, ha, und Jede auch. Haha, wer weiß, vielleicht sind wir Weiber ja auch nicht besser, hahahahahaha. So gesehen hat der Feminismus ja doch was Gutes, hahahaha.“ Und da lachten sie sich wieder einen ab, während sie abwechselnd am Joint zogen.

Als sie dann von der Mauer rutschten, da knickten ihnen fast die Knie weg. Weicher ging es wohl nicht mehr. Susi meinte noch: „Also ab in die Muppet-Show, hihi.“ Sie sind dann fast die Pflastersteine runter gekugelt, als sie sich auf den Weg runter ins Tal gemacht haben.

In der Disco tanzten sie dann gleich ab. Sie haben sich eine Flasche trockenen Hochriegel-Sekt und ein kleines Fläschchen Jack Daniels bestellt. Ein doppelter Whisky, aufgefüllt mit Sekt. „Wiese“ heißt dieses Putschgetränk. Es schmeckt saugut.

Und dann machten sie auf verliebte Lesben. Sie schmusten auf der Tanzfläche herum, griffen sich gegenseitig aus, massierten sich die Titten und den Arsch. Die Typen standen wie die größten Deppen um sie herum und schauten alle, wie die zwei alten Dodeln in der Muppet-Show. Keiner wusste, ob er sich trauen sollte oder nicht. Geil, oh, wie war das doch geil. Nach sechs Uhr am Morgen, als die Disco zugesperrt hat, haben sie oben in der Bar weiter gesoffen und weiter auf Lesben gemacht. Sie waren noch nicht dicht genug für das Finale.

Gegen neun Uhr sahen sie sich auf einmal an. Sharona meinte: „So, es reicht. Auf geht’s! Ab in den Endkampf! Ab ins Vanille! Mal sehen, was sich dort tut!“ Aber vorher gaben sie sich mit dem letzten Schluck noch ein E und sind auch noch aufs Klo auf eine Killer-Line. Im Vanille war die Hölle los. Von Vorne bis Hinten bummsvoll. Kein Blick dabei, der nicht beim Versuch, gerade aus zu schauen, im Kurvenrausch an ihrem Gesicht (im Sinne von „verirren“) knapp vorbei vereete. Ja, „vereen“ ist das richtige Wort. Die Zeiten, als die Blicke noch in harmlosen Schlangenlinien verrauscht sind, die sind schon lange Zeit vorbei.

Sie haben dann wieder abgetanzt und auf dem Tresen wieder auf Sharon Stone gemacht. Dabei ist fast das ganze E, die ganze Cola-Speed-Mischung drauf gegangen. Das ganze Lokal hat fast durchgedreht. Die Männer haben sich fast geprügelt, um einen guten Bühnenplatz zu bekommen. Unter ihnen war ein einziges dichtes Geremple und Geschwitze. Irgendwann standen dann auf einmal noch ein paar Mädchen oben auf der Theke, ohne Höschen, haha, und bald zogen sie dann auch die Blusen aus. Es war fast so, als hielte der Höllenfürst ein schwer entartendes Kirchfest ab. Und gesoffen wurde, was es zum Saufen gab. Und es gab viel davon. Die Typen ließen sich nicht lumpen.

Gegen vier Uhr Nachmittag sind sie dann mit einer Runde älterer Herren abgezogen, die über das Wochenende auf einem Manager-Seminar in der Stadt gewesen sind. Sieben Männer aus Deutschland, Holland, Schweden, und einer war aus Linz dabei. Ein Single. Zu dem sind sie in die Bude. Zwei andere Mädchen kamen auch noch mit.

Und dort wurde dann nicht lange mit den Reizen gegeizt und dumm herum gefummelt. Jeder kam dran.

Und jetzt haben sie hoffentlich Alle Aids. Sharona, Susi und Margit haben Aids. Scheiß drauf. Die Welt von Heute ist sowieso am Arsch. Also was soll’s?

Und heute liegt Sharona wieder einmal nach so einem Ansteckungsfest in ihrem Bett. Es geht ihr sauschlecht. Ihr ist einmal heiß und einmal kalt. Das Gift will aus ihrem Körper raus. Sie ist seit Stunden schweißig nass. Einmal bibbert sie in einem Schüttelfrost dahin, dann hat sie wieder ein Gefühl, als hätte sie Wallungen, wie eine Wechselfrau. Und sie hat Hunger. Sie kann ja nie was essen, wenn sie drauf ist. Aber wenn sie dann runter kommt, dann frisst sie der Hunger auf.

Und sie hat Angst. Und ihr ganzes Ich verkocht in einer Wut. Und ein schlechtes Gewissen brennt auch in ihr. Aber wie schon gesagt: Was soll’s? Die Welt ist sowieso am Arsch. Und sie und ihre zwei Freundinnen haben so ein Leben ja auch nicht gewollt.

Sieben Männer, fünf davon verheiratete Familienväter. Und Keiner hat an einen Gummi gedacht. Also, bitte, Arschlöcher, so und so, und schwer vertrottelt noch dazu. Also, was soll’s? Sharona denkt: scheiß auf dein schlechtes Gewissen. Sie und ihre zwei Freundinnen haben wirklich Alles gemacht, damit diese Typen es auch kriegen.

Beim Küssen in die Lippen gebissen, zuerst zärtlich, dann immer wilder. Beim Blasen den Nudelkopf geil mit den Zähnen angeritzt. Alles natürlich nur bis zur Schmerzgrenze. Diese Typen stehen auf so was. So Was kriegen sie zu Hause nicht. Und sie sind dann ja auch nicht gerade zimperlich. Diese Typen glauben dann ja meist, sie und ihre Freundinnen stehen auf den Schmerz. Von Vorne und von Hinten gebudert und dabei auch schon mal brutal in Arsch und Titten gekniffen. Doppelpack an Doppelpack.

Für zwei von denen war es das erste Mal. Der Eine konnte vom Arschbudern gar nicht genug kriegen. Sharona und ihre zwei Freundinnen haben sich heimlich den letzten Rest der Cola-Speed-Mischung zwischen ihre Beine gerieben. Die Ständer von diesen Typen fielen gar nicht mehr um. Zuletzt haben sie Alle schon leicht geblutet. Aber die waren selber ja so zugealkt, zugeet und vor Allem wohl zugecolat, dass sie Nichts mehr gespürt haben.

„Also, bitte, wenn die kein Aids gekriegt haben, dann weiß ich nicht.“ Sharona schläft dann doch irgendwann noch ein und träumt vom nächsten Mal.

© Copyright by Lothar Krist (11./12.8.2004 von 23.00 – 02.15 Uhr im Herberstein)

Wörterbuch:
Vorgeet, zugeet = von E, Ecstasy, wie beenden aussprechen, vielleicht ein wenig weicher;
Eitsch – kommt von der engl. Aussprache des Buchstaben H, also von Heroin;
Nuckeln = aus einer Flasche kleine Schlucke trinken;
Grinser = verschmitztes, evt. leicht zynisches Lächeln;
Mauner = Männer;
Guck = Augen;

 

Hi buji,
man weiß bei Deiner Geschichte wirklich nicht, was für ein Gefühl überwiegt. Mitleid über die zerstörte Jugend der drei jungen Frauen. Zweifel an unserer teilweise grausamen Gesellschaft oder die Wut über die Rücksichtslosigkeit der drei und der Dummheit ihrer potentiellen Opfer. :confused:
Die einfache Sprache erleichtert dem Leser den schnellen Einstieg in den chaotischen Alltag einer Drogensüchtigen.
Ein leider alltägliches Thema sehr persönlich und gut beschrieben. Hat mir bis auf ein paar Kleinigkeiten sehr gefallen. :shy:
Die Kleinigkeiten:
- Vielleicht könnte man die eine oder andere Wiederholung austauschen.
- Die vielen "ha´s" und "haha´s" haben mich sehr gestört.
- Um wirklich zu verstehen, was nun genau abgelaufen ist, bzw. welche Art Drogen sie genommen haben, fehlt mir die nötige Kenntnis über die Substanzen. Das war etwas verwirrend, aber ist nicht wirklich veränderbar oder relevant.
Alles in Allem - Gute Geschichte. :D
Liebe Grüße, die Kürbiselfe Susie

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Susie!

Vielen Dank! Das mit den Wiederholungen werde ich mir ansehen, weiß aber noch nicht recht, was du meinst (Wortwiederholungen? Themen?)
Die vielen "Ha"! Wie stelle ich einen über längere Zeit anhaltenden Lachsturm dar? Ist gar nicht so leicht. Mir war das auch bewusst. Vielleicht werde ich einige eliminieren?

Um den genauen Zustand der Mädchen feststellen zu können, müsste man wissen, welche E sie genommen haben, denn da gibt es von der Zusammensetzung der Wirkstoffe her große Unterschiede, von aggressiv bis zum Teddybär, alles natürlich in aufputschender, antreibender Form. Es gibt auch Mischungen, bei denen einmal der Wilde stärker ist, dann wieder der Friedfertige. Dazu kommt natürlich das andere Zeugs. Der Shit renkt dich wieder ein, er holt dich also leicht runter. Das Cola wirkt nur sehr kurze Zeit, wirft dich dafür aber ins Paradies der Euphorie. Mit Speed gemischt traust du dir jeden Scheiß zu. Du glaubst sogar daran, dass du gewonnen hast, wenn es gar nicht der Fall ist. Deshalb nehmen ja viele Rechtsanwälte gerne Cola, haha. Die glauben dann sogar selber, was sie dir als Klienten erzählen. Allerdings bist du zuwungen, den Dreck immer schneller nachzuladen, je länger du unterwegs bist. Wenn die Wirkung nachlässt, wirst du müde, fängst an zu schwitzen. Manche sehen gegen Morgen aus, als wären sie ein einziger Wasserfall, dabei rühren sie sich schon seit Stunden nicht mehr von ihrem Barhocker. Und so sehr sie sich auch abmühen, sie können dir in ihrem Zustand nie beim ersten Blick in die Augen sehen, der Blick irrt auf seiner Suche immer kurz an dir vorbei. Und du weißt, dass sie "suchen". Aber nicht jeder der so arg schwitzt muss ein Drogensüchtiger sein. Wenn er deine Augen gleich findet, hat er wahrscheinlich Diabetis, so wie ich, und sein Zucker sitzt entweder im Keller oder irgendwo hoch oben auf einem Kirchturm, so genau weiß man das ja nie, haha. Schon wieder dieses Haha, ich kann es nicht lassen. Ist wohl Ausdruck von Zynismus über die Gemeinheiten des Lebens. So Einer hat mit sich so viel zu tun, dass er dem Zeug lieber aus dem Weg geht.

Aber wenn man so viele unterschiedliche Drogen auf einmal nimmt, wie diese Mädchen, dazu der Alkohol, puuuh, ich denke da kommt jedenfalls ein Riesendodel dabei raus, der sich nicht mehr spüren kann, und genau diesen Zustand sucht er/sie ja. Man hebt ab aus der Tristesse seines Seins. Angstgefühle jeder Art werden beseitigt. Und dieser Zustand des Abhebens hält so lange an, so lange man Nachschub hat. Doch je mehr man hat, umso schlimmer ist dann der Alptraum des Herunterkommens.

Also, wer Kinder ab dem Pubertätsalter hat, die nach einem Wochenende immer völlig fertig sind und die bis Dienstag brauchen, um sich wieder einigermaßen im Alltag zu Recht zu finden, die extrem aggressiv sind (das schlechte Gewissen???), ohne dass man ihnen etwas getan hat, dann kann man davon ausgehen, dass da mehrere E und wer weiß, was noch mit im Spiel sind. Dieses E beherrscht heute die Jugend- bzw die Ausgeh- und Partyszene, man findet es überall, selbst an den harmlosesten Orten (zB auch in der Jugenddisco im Kath. Pfarrheim. Und wenn der Herr Pfarrer einmal nach dem Rechten sieht, dann freut er sich, weil die Jugend so lustig ist, hihi. Angeblich soll es ja auch bei den Sexspielen im Priesterseminar St. Pölten dabei gewesen sein, habe ich mir sagen lassen. Ich habe auch schon gehört, dass man im Vatikan überlegt, ob man es nicht in den Teig der Hostien mischen sollte, damit die Kirchfeiern wieder feierlicher werden.)

In den Tanzschuppen findet man kaum Jemanden, der es nicht nimmt. Und selbst Kinder, denen man es nie zutrauen würde, sind gut drauf. Es ist schrecklich. Ein Kennzeichen sind die großen, glänzenden Puppillen, ein leicht wirrer Blick, und starkes Schwitzen zu Zeiten, in denen es eigentlich keinen Grund dafür gibt. Das Gift will ja auch wieder raus aus dem Körper.

Ich hoffe, dass ich einiges aufklären konnte. Aber ich denke, dass es nicht gut gewesen wäre, dies in der Geschichte selbst zu tun.

lg
buji

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom