Was ist neu

Sie war einfach nach Hause gefahren

Mitglied
Beitritt
04.11.2004
Beiträge
49
Zuletzt bearbeitet:

Sie war einfach nach Hause gefahren

Rosa war nach Hause gefahren. Sie war einfach nach Hause gefahren.
Sie warf die Autoschlüssel in eine Ecke und ließ sich auf einen Stuhl niedersinken. Es gab kein Zurück mehr, das wusste sie.
Noch einmal durchlebte sie die letzten Stunden. Sie war gegen vier bei ihrer Schwester Judith weggefahren. Die Straße war ruhig gewesen, wenig Verkehr. Um sie herum war es langsam dunkel geworden.
Sie hatte Radio gehört. Das ruhige Ende eines stressigen Tages. Eigentlich war sie ganz entspannt und konzentriert gefahren. Eigentlich nicht zu schnell.
Und dann war er da gewesen. Sie hatte ihn zu spät gesehen, ihn einfach umgefahren.
Sie hatte ihn einfach umgefahren und niemand hatte es gesehen.
Es war nicht nur irgendein Mann. Sie kannte den Mann. Es war Karl. Der Mann, der seit ein paar Jahren mit ihrer Schwester zusammen war. Sie mochte ihn. Er sammelte Parkscheine. Sie musste schmunzeln, wenn sie daran dachte.
Rosa hatte nicht angehalten. Sie war einfach weitergefahren. Sie hatte ihn auf der Straße liegen lassen inmitten hunderter Parkscheine, die ihm aus der Tasche gefallen waren. Vielleicht lebte er ja noch.
Sie stand auf und ging ins Schlafzimmer. Sie musste sich umziehen. Ihre Kleider klebten an ihr. Es war nur Schweiß, doch es fühlte sich an wie Blut. Der blaue Pullover, ihr Lieblingspullover. Sie warf ihn achtlos zu Boden. Sie würde ihn nie wieder tragen.
Sie wich ihrem Spiegelbild aus und ging sie zurück in die Küche. Es war nicht mehr zu ändern. Sie versuchte zu lesen. Es lenkte sie ab, wenngleich sie nicht verstand, was sie las. Sie las ohne Interesse. Draußen wurde es langsam dunkel.
Rosa legte das Buch zur Seite. Sie machte kein Licht, sie wartete darauf, dass die Sonne beschloss, von selbst zurückzukehren. Sie wartete vergebens.
Ein Geräusch vor der Tür ließ sie hochschrecken. Sie verließ die Küche, um nachzusehen. Judith stand im Flur. Sie weinte.
"Karl ist tot.", sagte sie.
Rosa drehte sich weg und schwieg.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Saffron,

Und willkommen auf Kg.de !

Deine Geschichte finde ich nicht schlecht. Du hast versucht in wenigen Zeilen ein sehr aktuelles Problem auf interessante Weise anhand eines Einzelschicksals zu thematisieren. Dein Protagonistin erscheint in ihrer Schocksituation glaubhaft, manchmal etwas zu sehr dramatisch, durch deinen Einsatz von vielen Hypotaxen und Wortwiederholungen. Leider aber finde ich, dass ihre Gefühle und Entsetzen allzu oberflächlich auftreten. Das lässt sich nur bedingt mit ihrem Schockzustand entschuldigen.
Sprachlich hast du dich mit deinem Text ans Alltagsleben orientiert. Das gelingt dir gut, und erleichtert auch das Verständnis für den Leser. Schade ist, dass man am Ende nicht so recht weiß, ob man der Protagonistin sein Mitgefühl schenken darf. Schließlich beging sie Fahrerflucht, und verschweigt dies dann zum Schluß ihrer besten Freundin. Wiederrum zeigst du damit auf, wie unterschiedlich mit seiner eigenen Schuld heutzutage umgegangen wird.
Etwas länger hätte die Geschichte jedoch schon sein können, um vorallem mehr aus den Charakteren herauszuholen. Ein Dialog zwischen den beiden wäre gut denkbar, und könnte dem Leser das Problem der Hauptperson aus einen anderen Blickwinkel eröffnen.
Ich würde mich über eine Überarbeitung freuen.

Liebe Grüße,
moonaY

 

hallo Safron und herzlich willkommen! :)

Mir gefällt Deine Geschichte leider nicht so gut. Das liegt an der Umsetzung. Ich kann als Leser zwar Beschreibungn lesen, aber ich sehe, spüre, empfinde nichts. Deine Charaktere bleiben hohl und blass. Auf mich wirkt der Text dadurch wie ein Entwurf, ein Skelett, dem das Fleisch fehlt...
Ansonsten sprachlich gnaz okey, größere Holperstellen sind mir nicht aufgefallen, und aus dem Plot könnte man schon etwas machen. Über eine Überarbeitung würde ich mich freuen. :)

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Saffron!

Auch von mir ein herzliches Willkommen auf kg.de! :)

Leider geht es mir wie Maus, ich erfahre zu wenig, was in Deiner Protagonistin vorgeht. Wie fühlt sie sich nach dem Unfall, wie geht es mir mit Schuldgefühlen etc.?

Aber noch etwas stört mich: Als Deine Protagonistin nach Hause kommt, scheint zu wenig Zeit zu vergehen, bis die Schwester kommt. Der Mann mußte ja erst einmal gefunden werden, dann ist vermutlich die Polizei zur Schwester gefahren, um sie zu benachrichtigen. Da vergeht Zeit. Selbst, wenn Judith dann sofort zu ihrer Schwester fährt, müßte das länger dauern.
Du schreibst zwar nicht konkret, wie viel Zeit hier vergangen ist, aber es kommt für mich so rüber, als wäre Rosa gerade mal ein paar Minuten zuhause, als ihre Schwester schon kommt.
Außerdem kommt es mir auch seltsam vor, daß Judith gar nicht anläutet, wo es doch nicht ihre Wohnung ist, sondern sie offenbar sogar noch die Nerven hat, den richtigen Schlüssel zu suchen. :susp:

"inmitten hunderte Parkscheine"
- hunderter

Stilistisch kann man bei der Kürze nicht viel sagen, vielleicht schreibst Du ja mal eine etwas längere Geschichte. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Vielen Dank für die Kritiken. Ich habe versucht, die Geschichte entsprechend der genannten Kriterien zu überarbeiten. Allerdings habe ich absichtlich kein Gespräch zwischen den Schwestern geschrieben, um das Ende offen lassen zu können.

Gruß, Saffron.

 

Hallo Saffron,

Gefällt mir gut, wie du jetzt Rücksicht auf Susi's Kritik genommen, und die Zeit nach der Fahrerflucht und vor dem Eintreffen Judith's wohlklingend überbrückt hast. Es liest sich selbstverständlich besser.
Mach weiter so !

Liebe Grüße,
moonaY

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom