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Silberne Dächer

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05.06.2004
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Silberne Dächer

Ich war ein normaler Mensch. Ich war immer ein normaler Mensch gewesen. Bis hin zu dem Tag, an dem ich Ben traf. Denn Ben machte mich besonders.

Es war ein warmer Donnerstagabend im Spätfrühling, als ich ihm das erste Mal begegnete. Ich überquerte die Straße vor unserem Haus und lief zum Briefkasten. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Nachdem ich den Brief eingeworfen hatte, machte ich kehrt und blieb dann abrupt stehen. Ich starrte die Garage vor mir an. Dann wanderte mein Blick weiter nach oben und ich sah eine kleine Gestalt auf dem Dach der Garage. Ich kniff meine Augen zusammen, um in dem schnell schwindenden Tageslicht noch etwas erkennen zu können. Da bewegte sich tatsächlich ein kleiner Mensch auf dem Dach, ein Junge. Er hatte die Arme ausgestreckt und hielt sie zum Himmel. Ich runzelte die Stirn und kam Schritt für Schritt näher. Bald stand ich nur noch ein paar Meter von der Garage entfernt und blickte nach oben.
Ein schmaler Junge mit kurzen blonden Haaren saß mit dem Rücken zu mir auf einem niedrigen Stuhl. Seine Arme waren immer noch zum inzwischen dunklen Himmel gerichtet. Er bemerkte mich nicht. Zögernd betrachtete ich ihn weiter, doch ich konnte immer weniger erkennen.
Auf einmal nahm er seine Arme herunter. Ich hörte ihn leise seufzen. Er drehte sich mühsam um und nach ein paar Augenblicken nahm er mich wahr.
„Hallo“, rief er, aber seine Stimme klang leise. „Hallo“, sagte ich nach einem Moment.
Er schaute mich eine ganze Weile an und ich schaute zurück. Dann sagte er: „Willst du nicht hoch kommen?“
Meine erste Reaktion war, einfach wegzulaufen und alles einfach zu vergessen, doch ich gab mir einen Ruck und sagte zu meinem eigenen Erstaunen: „Ja, warum nicht.“
Sein Gesicht leuchtete auf. Eifrig zeigte er auf ein seltsames Gebilde aus Seilen, Spulen und einem Korb. „Du musst dich da hinein setzen“, erklärte er. „Und dann hier dran ziehen.“
Ich holte tief Luft und tat dann, was er gesagt hatte.
Kurze Zeit später saß ich neben ihm. „Ich bin Ben“, sagte er freundlich. „Ich bin Elena“, erwiderte ich und versuchte zu lächeln. „Wie alt bist du?“, fragte er. „Du siehst so groß aus.“
„Ich bin fünfzehn“, hörte ich mich selber sagen. Er lächelte. „Dann bist du ja fünf Jahre älter als ich. Aber es ist schön, mit jemand größerem zu reden. Meine Mutter will immer, dass ich mit Gleichaltrigen zu tun habe, aber von denen kümmert sich keiner um mich.“
Ich fing an, ihn genauer anzuschauen. Sein Gesicht war furchtbar bleich, aber seine Augen strahlten eine unbändige Energie aus. Er war dünn und man sah ihm an, dass er fror. Über seinen Beinen hing eine Decke.
Vom Haus her rief eine Stimme. Ben drehte sich rasch um, dann wieder zu mir. „Du musst jetzt gehen“, sagte er. „Es war toll, dich kennenzulernen. Bis dann.“
Ich ließ mich über das Seil – Korb – Gebilde nach unten gleiten und ging, ohne mich noch einmal umzudrehen, nach Hause.

Die nächste Tage vergingen wie im Flug. Jeden Morgen, wenn ich aus dem Haus trat, um zur Schule zu gehen, sah ich zu der Garage, doch nichts rührte sich dort. Ebenso wenn ich wieder zurückkehrte und auch wenn ich zwischendurch mal aus unserer Haustür blickte. Langsam bildete ich mir fast ein, diese Begegnung bloß geträumt zu haben.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch konnte ich nicht schlafen. Ich lag wach. Ich musste nachdenken. Über Ben. Über seine Art. Und über das Gefühl, dass er ausstrahlte.
Ich kannte kaum kleinere Kinder. Ich war Einzelkind und in meiner näheren Verwandtschaft gab es auch nur größere Familienangehörige. Aber er war eh anders. Nur wie anders?

Der Donnerstag kam. Ich schlenderte nach Hause. Es war schon etwas später. Ich wollte die Haustür aufschließen, als mich ein leiser Ruf aufsehen ließ.
„Elena!“
Ich fuhr herum.
„Elena, bist du das?“, rief eine schwache Stimme.
Es war Ben. Er war wieder auf der Garage.
„Ja“, rief ich. „Warte, ich komme.“
Ich wusste nicht, weshalb ich zu ihm ging, aber die Situation faszinierte mich irgendwie.
Freudestrahlend begrüßte er mich. „Schön, dass du wieder hier bist!“, sagte er. Ich musste lächeln. Er redete schon fast wie ein Erwachsener.
Er lehnte sich zurück. „Wie war deine Woche? Erzähl mir etwas von dir.“ Ich war verblüfft. Er schaute mich offen an. „Bitte, tu mir den Gefallen. Mein Leben ist so furchtbar langweilig.“ Fast musste ich wegen seiner ironischen Traurigkeit lachen. „Na gut“, meinte ich. Dann überlegte ich.
„Eigentlich war sie sehr gut... ich komme gerade von einer Freundin... na ja, ich weiß nicht, keiner war gemein zu mir, die Schule hat mich auch nicht gestört und ich hatte auch keinen Streit mit irgendjemandem, also eigentlich eine ganz gute Woche.“ Er sah mich nachdenklich an. „War es eine gute Woche für dich?“, fragte er dann. Verwirrt schaute ich ihn an. „Ich meine, für dich“, versuchte er zu erklären. Ich verstand ihn immer noch nicht. „Hast du dich wirklich gut gefühlt?“, fragte er. „Ja... ich denke schon...“, antwortete ich und tat so, als würde ich nicht begreifen, worauf er hinaus wollte. „Wirklich, wirklich gut?“, hakte er nach. Ich legte den Kopf schräg. Ich verstand es, aber ich wollte es nicht verstehen.
„Schließ die Augen, ja, gut so“, befahl er mir. „Und jetzt beschreibe mir deine Gefühle, die du empfindest, wenn du zur Schule gehst, wenn du in der Schule bist, oder wenn du dich mit Freunden triffst.“ Und da war sie. Die Leere. Alles war durchsichtig, alles schien zu zerfließen. Ich holte hörbar Atem. „Woher wusstest du...?“
„Ich hab die Einsamkeit in deinen Augen gesehen. Alle haben dich im stich gelassen, du kannst niemandem vertrauen. Das mit der Freundin war gelogen. Du hast niemanden. Und es tut mir leid.“
Wir beide blickten betroffen zu Boden. Er hatte alles mit der den Kindern eigenen Naivität gesagt, was mir irgendwie gut tat, denn es ließ mich wissen, dass es aufrichtig gemeint war. Und ich wusste, dass er mich durchschaut hatte. Ich hatte keine Freunde. Ich war allein. Ich belog mich dauernd selbst. Und ich glaubte mir auch selbst.
Aber er war so anders. Er verstand mich so klar wie niemand sonst.
Er blickte nach oben. „Du hast oft Trost gesucht, aber nie gefunden“, sagte er. „Das kenne ich. Mir geht es auch oft so. Aber dann sehe ich mir die Sterne an. Irgendwann werde ich auch einmal einer sein, für jeden Menschen gibt es dort oben einen Platz. Dann werde ich dort sein, zwischen vielen lieben Menschen und wir werden zusammen auf die Erde schauen und uns über die vielen anderen Menschen freuen. Wir werden sie glücklich machen, mit unserm hellen Schein. So, wie mich die Sterne jetzt glücklich machen.“ Ich lächelte.
Ben blickte auf die Uhr. „Oh, du musst gleich schon wieder gehen, aber es wäre toll, wenn du am nächsten Donnerstag wiederkommen würdest. Würdest du das tun?“
„Natürlich.“ Ich nickte.
Seine Augen blitzten glücklich. „Danke, ich freue mich. Bis dann.“
Leise flüsterte ich: „Bis dann“ und verschwand kurz darauf nach unten.

Diesmal zogen sich die Tage endlos hin. Aber der Gedanke an Ben machte die Zeit unbedeutend. Ich freute mich unglaublich auf Donnerstag und ertrug die kalte Ignoranz meiner Umgebung mit Gleichmut.
Endlich, es war soweit. Ich hätte nicht gewusst, was ich getan hätte, wenn die Woche auch nur einen Tag mehr gehabt hätte.
Es war Abend und es war ein schöner Abend. Ich trat nach draußen und sah auch gleich Ben. Sekunden später war ich oben.
„Hallo“, begrüßte er mich stürmisch. Bevor ich seinen Gruß erwidern konnte, fragte er gleich: „Du sag mal, Elena, sind wir jetzt eigentlich Freunde?“ Einen Moment lang war ich fast schockiert, dann antwortete ich zögernd: „Sicher, natürlich, klar.“ Und ich lächelte. Er lächelte. Und es fühlte sich so gut an, einen Freund zu haben.
Er blickte wieder zu den Sternen. „Ich kann seit meinem dritten Lebensjahr nicht mehr laufen, musst du wissen. Ich weiß auch nicht genau, warum, wegen irgendeiner Krankheit. Meine Mutter sagt, es sei sehr kompliziert. Ich kann zwar nicht zur Schule gehen oder viel von der Welt sehen, aber es ist in Ordnung. Ich bin zufrieden.“ Ich musste lächeln.
„Gehst du denn überhaupt nie zur Schule?“, fragte ich dann.
„Kann ich ja nicht. Na ja, vormittags kommt ein Hauslehrer und wir lernen ein paar Stunden, aber den restlichen Tag über kann ich bloß lesen. Nur donnerstagabends hilft mir meine Mutter hier aufs Dach und dann darf ich da ein wenig bleiben. Manchmal, wenn sie Zeit hat und nicht so müde ist, spielen wir zusammen. Sie ist unheimlich lieb. Sie arbeitet den ganzen Tag, um Geld für meine Operation zu verdienen. Damit ich wieder laufen kann.“ Er lächelte.
Ich war gerührt. Gerührt von dieser aufrichtigen, kleinen Person, die so voller Liebe und Hoffnung war.
Dann war es wieder Zeit zu gehen. Als ich den kurzen Weg zwischen seiner Garage und unserem Haus entlang ging, sagte ich ganz leise: „Danke, Ben!“

Die nächste Woche war nichts. Absolut nichts. Niemand konnte mir irgendetwas anhaben, nichts berührte mich. Denn ich hatte jetzt einen Freund. Und zwar einen besseren als irgendjemand sonst.

Donnerstag, dieses Wort klang schon fast wie Musik in meinen Ohren. Die Zeit mit Ben tat mir gut, das wusste ich. Wir hatten uns erst dreimal gesehen, aber er verstand mich und akzeptierte mich und das war wundervoll für mich.
Ich zog mich zu ihm hoch. Er saß wieder da, die Arme zum Himmel gestreckt. Ich tippte ihm auf die Schulter. Er war vollkommen versunken gewesen.
„Was tust du da eigentlich, falls ich dich das fragen darf?“
Er lächelte geheimnisvoll. „Ich möchte bei den Sternen sein“, sagte er. „Und wenn ich meine Arme ausstrecke, bin ich am größten. Und den Sternen am nächsten.“
Ich lächelte. „Verstehe.“
Er sagte: „Versuch es mal, es ist ganz leicht.“
Ich lachte. „Nein, lass mal, ich würde mir irgendwie komisch vorkommen.“
Er sah fast enttäuscht aus. „Na ja, in Ordnung.“ Er nahm die Arme runter.
„Die Sterne sind so wunderschön“, schwärmte er. „Sie sind vielleicht einige der wenigen Dinge, die bleiben. Der Mond auch. Im Moment ist er ganz klein, aber in ein paar Wochen ist Vollmond.“
Bens Mutter rief ihn. Diesmal antwortete er: „Warte mal. Darf ich dir jemanden vorstellen?“
Seine Mutter tauchte auf der anderen Seite der Garage im Garten auf. „Was meinst du damit?“, fragte sie.
Ben zeigte auf mich. „Das ist Elena, meine Freundin.“ Bens Mutter kam lächelnd näher. Sie nickte mir zu. „Hallo, freut mich dich kennen zu lernen“, sagte sie. „Guten Tag“, sagte ich.
Bens Mutter ging zu dem Korb – Seil – Gebilde, das ebenfalls auf der Gartenseite angebracht war. „Könntest du Ben in den Korb helfen?“, fragte sie. Ich stimmte etwas unbeholfen zu und hob Ben dann vorsichtig hoch. Er war erschreckend leicht. Nachdem er sicher im Korb untergebracht war, zog ihn seine Mutter nach unten. Ich folgte kurz darauf. Seine Mutter trug ihn durch den Garten ins Haus.
Im Haus angekommen, machte sie Tee und lud mich ein, mich zu setzen. Ich nahm ihren Vorschlag an und nahm neben Ben auf dem Sofa Platz. Dann betrachtete ich meine Umgebung. Ich befand mich in einem kleinen, aber herrlich gemütlichen Haus, das Wärme und Güte ausstrahlte.
Mein Blick fiel auf Bens Mutter. Sie war eine schöne Frau, mit langen dunklen Haaren und grünen Augen. Jedoch erkannte man in ihrem Gesicht ihr tägliches Leid und ihre Sorgen um Ben.
„Mein Vater ist abgehauen, als ich ein paar Monate alt war“, flüsterte Ben mir zu. „Seitdem muss sie sich ganz allein durch schlagen.“
Sie kam mit Teetassen in der Hand zu uns rüber. „Wie seid ihr euch eigentlich begegnet?“, fragte sie lächelnd. „Schicksal“, erwiderte Ben und sah aus, als sei er vollkommen von seiner Antwort überzeugt.
Wir saßen eine Weile zusammen und lachten viel und redeten viel. Es wurde immer später. Irgendwann sprang ich auf und erklärte, dass ich nun wirklich gehen müsse.
Bens Mutter begleitete mich zur Tür. Ich nahm all meinen Mut zusammen und fragte: „Wissen Sie, ich weiß, dass mich das nichts angeht, aber ich weiß genau, dass Ben diese paar Stunden auf der Garage liebt und ich möchte Sie fragen, ob er nicht jeden Tag dort sein könnte?“
Sie sah mich einen Moment lang an. „Ich weiß, dass er diese Stunden liebt“, sagte sie dann. „Aber es ist zu anstrengend für ihn. Außerdem habe ich nicht immer Zeit.“
Ich sah sie flehend an. „Es ist alles, was er außer Ihnen noch hat, glauben Sie mir das“, bat ich. „Und außerdem...“, sagte ich dann leise. „Ist er alles, was ich zur Zeit habe...“
Seine Mutter schaute mich prüfend an. „Na gut“, sagte sie schließlich. „Er darf jeden Tag für eine halbe Stunde nach oben. Aber streng ihn bloß nicht zu sehr an und rege ihn nicht zu sehr auf!“ Ich lächelte dankbar. „Ich werde alle Rücksicht der Welt auf ihn nehmen“, versicherte ich. „Und danke für den schönen Abend. Auf Wiedersehen!“ Ich ging los. Und doch fühlte ich mich, als ob ich gerade irgendwo angekommen sei.

Am nächsten Abend wartete ich erwartungsvoll vor der Garage. Und da wurde er auch schon hochgezogen. Wenig später saßen wir gemeinsam auf der Garage.
An diesem Abend redeten wir kaum. Wir saßen beieinander und sahen die Sterne an. Wir brauchten nichts zu sagen. Es war, als könnte jeder die Gedanken des anderen lesen. Und es fühlte sich gut an.

Die nächsten Wochen verstrichen. Wir redeten viel, über sein Leben und über mein Leben. Doch oft saßen wir einfach nur da und genossen die Anwesenheit des anderen.
Ben war unheimlich klug. Er hatte soviel gelesen und wusste somit so viel, dass er mich jedesmal wieder aufs Neue erstaunte. Man konnte so viel von diesem kleinen Wesen lernen.
Er erzählte mir von seinen Lieblingsbüchern und was darin zum Ausdruck kam. Er erzählte mir von Gedichten und deren Romantik. Ich hatte mir niemals die Mühe gemacht, freiwillig etwas zu lesen. Ich glaubte nicht an die Schönheit der Welt und wollte deshalb nichts Geheucheltes darüber hören. Doch er war voller Glauben an das Leben und die Menschen. Für jede Minute, die ich mit ihm verbrachte, wurde eine Minute aus meinem alten Leben gestrichen. Denn er wusste, wie er mich vom Leben überzeugen konnte.

Eines Abends war er ganz aufgeregt. „Morgen ist Vollmond“, sagte er. „Da darf ich zwei Stunden hier oben bleiben!“ Ich freute mich für ihn und auch für mich. Es würde bestimmt schön werden.

Am nächsten Abend stand ich wieder vor der Garage und wartete. Und wartete. Und wartete. Nichts passierte. In meinem Bauch fingen Tausende von Schmetterlingen an zu flattern. Irgendetwas stimmte nicht. Ich lief um das Haus herum, zur Vordertür. Ich klingelte. Nach einer schier unendlichen Zeit wurde die Tür schrecklich langsam geöffnet. Seine Mutter stand da. Und sie sah nicht gut aus. Ihr sonst schon so mutloses Gesicht wirkte, als seien Hundert Welten untergegangen.
„Ben geht es nicht gut“, sagte sie schlicht. „Ich muss mit ihm zu einem speziellen Krankenhaus fahren, weit weg von hier, aber ich habe das verdammte Geld nicht! Ich weiß überhaupt nicht, wie ich das auftreiben soll!“ Sie fing an zu schluchzen. „Er konnte seit Tagen nichts mehr Essen, weil es ihm so schlecht ging. Und jetzt ist er so unendlich leblos!“
Ich ließ sie stehen und rannte nach oben, wo ich sein Zimmer vermutete. Und da lag er. Unendlich bleich, er sah aus als sei er tot. Ich wandte die Augen ab. Ich konnte das nicht sehen. Und doch musste ich.
Ich trat näher und nahm seine Hand. „Hallo, Ben“, sagte ich. „Heute ist Vollmond, weißt du. Er ist ganz hell, der Mond. Alle Dächer glänzen silbern. Und die Sterne leuchten auch viel heller als sonst.“ Meine Stimme erstickte. Ich wischte ein paar Tränen weg.
„Mein Freund“, begann ich erneut. „Bald wirst du wieder gesund sein. Und bald wirst du auch wieder laufen können. Dann nehme ich dich mit, an wunderschöne Orte. Viel schöner, als es jedes Gedicht umschreiben könnte. Versprochen! Aber weißt du was, während du gesund wirst, werde ich alles lesen, was ich nur finden kann. Alle Gedichte und alle Bücher. Und ich werde dabei immer an dich denken. Denn ich weiß, dass du immer da sein wirst.“ Ich stand auf und ging schnell aus dem Zimmer, dann lief ich aus dem Haus.

Ich weinte mich in den Schlaf. Ich träumte nichts.

Am nächsten Morgen stand ich früh auf und schaute aus dem Fenster. Bens Mutter trug ihn gerade ins Auto. Sie würden wegfahren. Wegfahren, damit Ben wieder gesund werden konnte. Ich griff nach meiner Geldbörse und holte mein gesamtes Geld heraus. Dann lief ich nach unten. Ich drückte Bens Mutter das Geld in die Hand. Es war nicht wenig. Ich nickte ihr zu, warf einen letzten Blick auf Ben und lief wieder nach oben.

Am Abend trat ich traurig aus dem Haus. Ich überquerte die Straße und ging zur Garage. Ich zog mich hoch. Alles war so verlassen. Doch da lag ein Stapel Bücher. Es waren Bens Lieblingsbücher und all seine Gedichtbände. Ich würde sie mitnehmen. Ich würde diesen Sommer viel zu tun haben.

Ich streckte meine Arme aus. Doch ich wusste, ich war Ben näher als den Sternen. Und das fühlte sich gut an.

 

Hallo Liuri,

an sich eine schöne Geschichte, wie ich finde, auch wenn ich stellenweise das Gefühl hatte, dass Ben viel zu erwachsen klingt. Aber es kann natürlich auch sein, dass er durch seine Krankheit eine gewisse Reife hat, die andere Kinder in seinem Alter nicht haben.

Du solltest auf jeden Fall die Dialoge noch einmal überarbeiten. Wechsle die Zeile, wenn auch die Person wechselt, die spricht. So, wie es jetzt da steht, ist es etwas schwer zu lesen, weil man nicht unbedingt mitbekommt, wer gerade spricht.
Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine. Ich wüsste nicht, wie ich es anders ausdrücken sollte :shy:

Liebe Grüße,
gori

 

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