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Sinneswandel

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21.04.2004
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Sinneswandel

Der Tag läuft durch, wie eigentlich jeder andere Tag vorher. Das rege Treiben im Büro schien ihn nicht weiter zu stören und geistesabwesend starrte er schon seit Stunden auf dem vor ihm befindlichen Bildschirm. Er suchte nach dem Gefühl in seinem Herzen.
Nach dem Gefühl, dass er ständig in sich trug, seit sie ihn verliess. Seit dem das, was Beide so eng miteinander verband, zerbrochen war.
Hatte er sich seit jener Zeit gefragt und beschuldigt, waren auch diese Gedanken fort. Erschreckt stellte er fest, das sein Verlangen nach ihr verschwunden war. Es interessierte ihn plötzlich nicht mehr, was sie wohl gerade mit wem oder auch immer tat. Es interessierte ihn nicht mal ob sie glücklich oder traurig war. Ob sie schlief oder wachte. Sie war fort. Das wovor er sich solange gefürchtet hatte, war nun eingetroffen. Er hatte sie verloren. Hatte den Gedanken aufgegeben, sie könne und müsse zurück kehren oder er könne nicht mehr atmen. Nicht mehr leben. Nicht mehr denken. Was wenn sie ausgerechnet jetzt zurück kam? Er wusste es nicht. War der Mensch, den er einst liebte doch tot für ihn.
Er versuchte schon seit Stunden ein Bild, einen Gedanken, ein Gefühl aus seiner Erinnerung in sich wach zu rufen. Irgendetwas, das ihn an sie erinnerte.
Nichts passierte. Schlimmer noch. Er wollte sich gar nicht an sie erinnern. Ihn interessierte plötzlich nur noch, was mit ihm passierte. Ob er sich gut oder schlecht fühlte.
Er hatte unsagbaren Durst. Wissensdurst, nach etwas neuem. Einer neuen Erfahrung. Einer neuen Liebe? Jemanden, der ihn beachtete. Er verspürte nicht einmal Wut darauf, das sie alles, was sie verbunden hatte so furchtbar direkt weg warf.
Es wunderte ihn, er sass da und spürte, wie er verlangen bekam, das sich das Leben um seine Wünsche drehte. Was er wollte zählte plötzlich. Seine Träume sollten Priorität in seinem Leben bekommen. Doch, was waren seine Träume. Ausgenommen der Traum, einen Menschen zurück zu bekommen, den er gar nicht mehr haben wollte.
Und alles nur wegen einer Nacht der Hingabe? Weil er sich einer Anderen nahe gefühlt hatte, wenn auch nicht so nah wie ihr damals. Nun wollte er Jemanden kennen lernen, mit dem er wieder lachen konnte. Dem er seine Träume anvertrauen konnte. Dessen Träume er hören wollte und den er berühren konnte, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, das Richtige zu tun. Jemand mit dem er über fast alles reden konnte. Er wollte Filme sehen, die ihn interessierten. Lachen wenn er etwas komisch fand. Gehen, wohin er gehen wollte und sich benehmen, wie er es für richtig hielt.
Aber einen Wunsch hegte er tief in sich. Er wünschte ihr, bevor sie, von ihm aus glücklich wurde, das sie genauso mies behandelt wurde, wie sie es ihm angetan hatte, damit sie am eigenen Herz spürte, was verzweifeln hieß. Dann sollte sie, von ihm aus mit, was wusste er wem, glücklich werden. Egal wer ihm was antat, er hatte noch nie ihm Leben jemandem etwas böses gewünscht, aber er hoffte sehr, dass ihr diese Erfahrung nicht ausblieb.
War er doch allen gegenüber freundlich gesinnt und hatte niemals jemandem eine schlechte Erfahrung gewünscht, sie war der erste Mensch, dem er so etwas wünschte. Darauf hoffte.
Aber nicht ein Jahr lang. Solange sollte sie nicht leiden. Ein oder zwei Tage. Oder eine Woche. Oder einen Monat. Nur einmal wissen, wie es sich anfühlt ignoriert zu werden. Welche leiden der Geist und die Seele durchläuft. Welche Fragen und Zweifel man sich stellte. Sie sollte einmal bittere Tränen weinen, um zu wissen, wie schmerzhaft ein Herz brechen kann das liebt, bevor ihr Ritter auf einem weissen Roß kommen sollte, um ihr das zu geben, was jeder Mensch verdiente. Frieden. Liebe. Achtung.
Aber er wollte es nicht sehen. Nicht mal bei ihr. Diese Leiden wollte er bei keinem Menschen sehen, hatte er doch zu lange in ein gepeinigtes Gesicht gesehen. Sein eigenes Gesicht.
Er versuchte sich daran zu erinnern, warum er das wünschte und wie sich alles angefühlt hatte, das er solch, wie er fand, miese Gedanken in sich trug. Er fand nichts. Von all dem Hoffen, dem Ärger, dem Trauern, war zum Schluss nur noch dieser Gedanke geblieben.
Das Leben sollte es ihr heimzahlen. Aber nicht zu arg. Waren sie doch Beide und nicht zuletzt er, an dem Versagen ihrer Liebe Schuld. Sei nicht allzu lange allzu hart zu ihr. Kummer deswegen hatte er nicht. Hatte sie doch etwas, was er nicht zur Seite hatte, als es ihm mies ging. Freunde. Sie würde es überstehen. Es würde weh tun, aber sie würde es überstehen. Ein leises, grimmiges Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Bei dem Gedanken daran, fühlte er sich tatsächlich wohl. Wusste er doch, das es vorbei gehen würde. Eine kleine Träne des Mitleids rollte seine Wange hinab.
Er dachte nach. Doch so sehr er sich auch anstrengte. All seine Gedanken gehörten wieder ihm. Andere nahmen keinen Platz mehr ein. Solange sie nicht da waren. Und er wusste nicht mal, ob sie je wieder Platz einnehmen dürften, wenn sie da waren. Dies war seine Welt. Sein Leben. Seine Träume und Wünsche. Sollten die Anderen doch selbst sehen, was sie mit ihren anfingen. Gab es da nicht mal eine zeit, als ihn die Träume und Wünsche der Anderen interessierte? Vielleicht gab es diese Zeit wieder. Doch das würde dauern.
Sehr lange dauern. Nett sein, war keine Priorität mehr.
Aber Mensch bleiben?

 

Hallo zusammen.
Wird ersichtlich, was ich beschreiben möchte?
Ein Mensch, der vorher für Jedermann da war, wird durch Enttäuschungen dazu verleitet, egoistisch zu werden. Denkt um. Und wird sogar ein wenig rachsüchtig.
Sind auch bestimmt wieder Rechtschreibfehler drinn, ich weiss.
Aber wird aus dem wa ich schrieb der Gedankengang klar ?
Gruss
Chris

 

Hallo Christian,

tja, ehrlich gesagt, ist mir der Prot etwas umsympathisch :shy:
Gut, er leidet, nachdem er verlassen wurde, aber dieser Text trieft vor Selbstmitleid. Vielleicht wäre es ja etwas anderes, wenn man erfahren würde, was ihn denn so sehr enttäuscht hat.
Aber so kann ich nicht wirklich mit ihm mitfühlen, vor allem nicht, nachdem man erfährt, dass er der ist, der seine Freundin damals betrogen hat. Das "warum" schneidest Du zwar kurz an, aber das sind, meiner bescheidenen Meinung nach, nicht genug Gründe für den Vertrauensbruch.

Fehler hab' ich jetzt zwar nicht rausgesucht, nur eins, weil es direkt am Anfang des Texts ist und mir gleich aufgefallen ist.

Der Tag läuft durch, wie eigentlich jeder andere Tag vorher. Das rege Treiben im Büro schien ihn nicht weiter zu stören und geistesabwesend starrte er schon seit Stunden auf dem vor ihm befindlichen Bildschirm. Er suchte nach dem Gefühl in seinem Herzen.
Nach dem Gefühl, dass er ständig in sich trug, seit sie ihn verliess. Seit dem das, was Beide so eng miteinander verband, zerbrochen war.

Du fängst im Präsenz an und springst dann in die Vergangenheit. Meiner Meinug nach, müsste der Teil so lauten:

Der Tag lief durch, wie eigentlich jeder andere Tag vorher. Das rege Treiben im Büro schien ihn nicht weiter zu stören und geistesabwesend starrte er schon seit Stunden auf dem vor ihm befindlichen Bildschirm. Er suchte nach dem Gefühl in seinem Herzen.
Nach dem Gefühl, das er ständig in sich trug, seit sie ihn verlassen hatte. Seit dem, das, was Beide so eng miteinander verbunden hatte, zerbrochen war.

Liebe Grüße,
gori

 

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