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Sonne

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11.09.2003
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Sonne

Es war ein Tag wie jeder andere. Draußen schien die Sonne , die Blätter fielen von den Bäumen. Ein wunderschönes Spätherbstwetter. Allerdings merkte er davon nicht viel.

Es war bereits halb zwei am Nachmittag. Er wischte nur noch schnell über den weißen Kalkboden , wusch sich die Hände und setzte sich auf seinen Stuhl. Es war wirklich schade , dass es hier keine richtigen Fenster gab , wo man zumindest die Vögel betrachten konnte. Allerdings war es auch nicht verwunderlich , denn wenn man schon in so einem gigantischen Kaufhaus ist , dann nutzt man diese Zeit bestimmt nicht um nach draußen zu schauen – als normaler Kunde jedenfalls nicht.
Als normaler Kunde lief man ein wenig herum , ohne wirkliches Ziel , und betrachtete all die schönen Sachen die es hier so gibt. Verschiedene Sachen auf verschiedenen Etagen. Das war natürlich der Stolz eines jeden Geschäftsführers , die große Auswahl an Produkten und deren genaue Verteilung auf die Stockwerke. Natürlich bemerkte der gewöhnliche Kunde nicht , welcher Aufwand hinter all dem steckt – nicht , dass man es ihm vorwerfen könnte.

Während seiner Pause nahm er sich endlich Zeit für sein verspätetes Mittagessen – so wie jeden Tag auch. Die Menschen liefen ungestört an ihm vorbei. Kaum jemand sah ihn an , geschweige denn in sein Gesicht. Es war fast schon so , als ob er lediglich ein Gespenst wäre. Oder schlicht und einfach eine uninteressante , alte Person die niemanden interessiert. Er fragte sich , ob überhaupt jemand bemerken würde , wenn er einfach nicht anwesend wäre. Wahrscheinlich wäre es den Kunden dann einfach nicht mehr so unangenehm wenn sie auf dem Rückweg die Münzen in die Schale legen – oder es nicht tun.
Kaum war dieser Gedanke zuende gedacht , war sein Mittagessen alle. Es war selbstverständlich dasselbe Brot mit den selben Sachen dazwischen wie jeden Tag. Er packte seine Box wieder in seine Tasche und stand auf. Ein stechender Schmerz durchlief ihn.

Mit seinen 59 Jahren voll harter Arbeit war es für ihn schon normal wenn der Rücken es nicht mitmacht – eigentlich wusste er überhaupt nicht mehr wann ihm sein Rücken keine Sorgen bereitet hatte. Es schien eine Ewigkeit her zu sein , als er noch ohne Schmerzen aufstehen konnte , als er morgens noch voller Freude und Hoffnung in den glänzenden Sonnenschein blickte.

Nach einigen Sekunden verging der Schmerz. Er bewegte sich mit schleppenden Schritten in Richtung Waschbecken.
Das Geräusch des Wassers war ebenfalls das selbe wie jeden Tag. Er schaute in den Spiegel über dem Waschbecken , in den selben Spiegel wie schon seit über 15 Jahren – seit dem ersten Tag vom Rest seines Lebens.
Das Gesicht , das er dort erblickte schien ein Spiegelbild eines jeden Spiegelbilds zu sein. Ein dünnes , kantiges , seit zwei Tagen unrasiertes Gesicht verziert mit Falten. Die braunen Augen schienen sich hinter der altmodischen Brille zu verstecken.
Die Augen könnten unendlich viele Geschichten erzählen – doch es gab niemanden der sie hören wollte. Einsame, starke Augen waren dies. Die Augenbrauen waren nicht alle schwarz , an den Rändern waren sie grau behaart.
Die grauen Haare auf seinem Kopf waren wild durcheinander. Obwohl es nicht mehr viele von ihnen gab , zeigten sie enormen Widerstand gegen das Alter und waren wohl verteilt auf der Kopfhaut.

Er wusste überhaupt nicht mehr , wieso er seine Hände vor der Arbeit überhaupt wusch. In genau diesem Moment konnte er sich keine andere Person vorstellen , die die Hände vor diesem gottverlassenen Job wäscht. Er war sich jetzt sogar todsicher , dass eine solche Person niemals existierte.
Alles in allem war es nämlich ein schmutziger Job. Nicht nur wegen den Dingen , die er putzen musste , sondern vor allem wegen der schlechten Bezahlung und der tagtäglichen Demütigung. Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine Drecksarbeit , die sonst wohl keiner bereit wäre zu machen. Wieder sank seine Achtung vor sich selbst ein Stück tiefer. Bin ich schon am Tiefpunkt ? , fragte er sich grimmig lächelnd.
Es war tatsächlich ein geschmackloses Geschenk für einen alten Mann , das ihm für seinen letzten Gang gegeben wurde. Und alle Welt war wohl der Auffassung , dass er genau dieses Geschenk auch verdient hat.
Die Jugendlichen , die ins Männerklo liefen bestätigten dies nur allzu sehr. Zunächst war es sehr schmerzhaft , wenn diese respektlose Horde ihn jedes mal nur mit einem hämischen Lächeln ansah und sich die witzigen Bemerkungen über seinen Beruf verkniff. Ihre Zurückhaltung starb jedoch wenn der alte Mann aus der Sichtweite war. Doch man gewöhnte sich schließlich an alles.
Neben den nicht ernst gemeinten Späßen der Arbeitskollegen bildeten solche Erlebnisse die Schleife dieses speziellen Geschenks.

Ihm war seit Jahren klar , dass das Ganze so was wie die schlechte Pointe eines guten Witzes war. Denn es hat wirklich gut angefangen – als Sortierer im Lager war er gut aufgehoben und pflegte sogar einige soziale Kontakte. Darunter war auch eine hübsche Frau , die zusammen mit ihm im selben Lager arbeitete. Es war nichts Ernstes zwischen ihnen , aber dennoch bekam er ein belebendes Gefühl wenn er sie sah. Sie lächelte ihn oft einfach nur an während sie ihre Arbeit verrichtete , aber das genügte ihm vollkommen um am nächsten Tag wieder gut gelaunt zur Arbeit zu erscheinen. Urplötzlich bildete sich ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht - ein Anblick , den er in diesem Spiegel noch nie gesehen hat.

Er konnte sich an dieses ganz besondere Gefühl nicht mehr erinnern , als er mit der Frau über banale Dinge , wie das Wetter , sprach. Er erstarrte sofort als er merkte , dass er sich noch nicht mal an ihren Namen erinnern konnte. Das Lächeln wurde von diesem grauenhaften Gedanken weggefegt.
Er drehte sich um und ging zu seinen Arbeitsutensilien , als er auf einmal eine Person am Eingang sah. Es war kein Kunde , sondern ein Mitarbeiter. Der Mittdreißiger hatte einen schwarzen Anzug an und teuer aussehende Schuhe. Er sah den alten Mann an. Der junge Mann hatte ein Namenschild an seiner linken Brusttasche des Jacketts. Allerdings war es zu weit entfernt als dass man es lesen könnte.
„Sie.“, rief der Angestellte zu ihm , „Herr Siegel will sie jetzt sprechen. Kommen sie mit“. Er wusste nicht genau was ihn so erschreckt hatte – ob es einfach nur das plötzliche Auftauchen dieses ersten Angestellten war , oder dass ihn der Chef der Personalabteilung höchstpersönlich sprechen wollte. Das erste mal seit 15 Jahren. Er weiß also doch noch , dass ich hier arbeite. Aber er spürte , wie seine Hände zitterten. Es war das zweite. Er folgte dem Mann bis ins oberste Stockwerk , wo ganz hinten das Büro des Personalchefs war. Ihm fiel auf , dass der Angestellte seit dem kleinen Monolog in der Herrentoilette kein Wort mehr mit ihm gewechselt hatte. Er schaute ihn gar nicht mal mehr an. Im Aufzug konnte der Mann endlich das Namensschild lesen. Herr Bäder. Bäder schien voll und ganz in seinen Gedanken vertieft zu sein. Er starrte fast die ganze Zeit die Aufzugstüren an , und sein Gesicht bewegte sich keinen Zentimeter.
Die Fahrt erschien dem Mann ewig lang zu dauern. Es war die Art von Stille , die zur unerträglichen Last wurde. Die Ruhe kurz vor dem Sturm. Als der Aufzug nicht anzuhalten wollen schien und die Zeit sich kaum noch bewegte , ergriff er die Initiative.
„W...ächm“, er räusperte sich. Erst jetzt fiel ihm auf , dass er heute das erste mal spricht. Wenn das so weitergeht , verlerne ich noch das Sprechen , schoss ihm durch den Kopf. „Wegen was möchte mich denn Herr Siegel sprechen ?“
„Das weiß ich nicht.“ Bäder drehte seinen Hals um knapp Neunzig Grad , damit er dem Mann tief in die Augen sehen konnte. „Sie werden es ja gleich selbst erfahren.“ , sagte der Angestellte und drehte sich daraufhin wieder an seine ursprüngliche Haltung.
Er weiß es. Natürlich weiß er es. Er ist wohl schließlich sein Assistent wie es aussieht.
Endlich öffnete sich die Fahrstuhltür. Die Hitze in dem Gang war kaum zu ertragen. Er fühlte wie er schwitzte. Überall. Er merkte erst einige Schritte später , dass dies Angstschweiß war.

Obwohl er nicht gerade glücklich war mit dem Beruf , war es doch besser als nicht. Besser als zu Hause alleine zu sein. Alleine.
Und wo kriegt ein 59-jähriger Mann mit meiner Schulbildung jetzt noch einen Job ? Die Schritte wurden immer schwerer. Der Angestellte stand schon wartend am Ende des Ganges vor einer Tür.
„Warten sie hier bitte bis ich sie reinrufe.“ , sagte er und verschwand sofort hinter einer anderen Tür den weiter Gang runter.
Das Zimmer wo er warten sollte war ein Warteraum , allerdings war er fast alleine da drin. Auf einem der vielen Sitze saß noch ein anderer Mann – er kannte ihn nicht. Er kannte fast keinen in diesem gigantischem Kaufhaus.
Der andere Mann war geschätzt ca. 50 Jahre alt. Sein Gesicht war ausdruckslos und starrte auf die Wand gegenüber. Er arbeitete scheinbar im Lager , das sagte jedenfalls der leicht verschmutzte , dunkelblaue Anzug. In der Hand hielt der Arbeiter etwas , man konnte es jedoch nicht erkennen. Seine beiden lagen Hände schienen sich drum zu ringen – er verkrampfte geradezu. Der alte Mann sah ihn noch mal kurz an und wusste , welche Angst die Person nebenan spürte. Nun hatte er wirkliche Angst , er könnte seine Arbeit verlieren. Nicht nur die Arbeit – alles.
Und diese Arbeit war alles , was er hatte. Egal wie schlecht der Job war , es war das einzige was ihn am Leben hielt , weshalb er sich morgens immer noch aus dem Bett quälte. Schlagartig wurde ihm dies bewusst.

Die Zeit schien im wahrsten Sinne des Wortes nicht verstreichen zu wollen – in dem Raum gab es zwar keine Uhr , doch der Mann war sich sicher es dauerte Stunden bis endlich jemand aus der Bürotür gegenüber rauskam.
Ein junger Mann in Jeans und T-Shirt. Ein recht ungewöhnliches Bild wenn man sich all die schlipstragenden Angestellten in der Personalabteilung ansieht. Er ging mit schnellen Schritten zum Ausgang , sodass der alte Mann nicht viel von der Person erkennen konnte.
Wie aufgeweckt hob der andere wartende Mann seinen Kopf und starrte gespannt zur offenen Bürotür.
Ein weiterer Mann kam heraus , auch er hatte einen schicken Anzug und schöne Schuhe an. Er hielt einen Block in der Hand. Er schaute kurz auf den Block und rief in den Raum: „Nummer 7355“. Es war seine Nummer. Anstatt hier die Leute mit dem Namen anzusprechen bekam jeder eine Identifikationsnummer als man angestellt wurde. Wieso sind Zahlen besser als Namen? Bin ich für den nichts weiter als eine Zahl ? Seine Frage wurde rasch beantwortet als der Mann noch mal „Nummer 7355“ rief.
Eine etwas heisere Stimme meldete sich: „ Hier“. Er stand auf , doch er fühlte wieder diesen Schmerz – diesmal war es noch schlimmer als vor ein paar Minuten. Er hatte das Gefühl , dass kalte spitze Nadeln seine Wirbelsäule durchbohren würden. Aber er raffte sich auf. Es war besser , genau in solchen Situationen kein Anzeichen von Schwäche zu zeigen. Schweren Schrittes ging er zu dem Mann vorm Büro. Obwohl in diesem Raum sonst nur eine Person anwesend war , fühlte er sich von tausend Augen durchleuchtet. Jedes davon ein Scheinwerfer. Es wurde erstickend heiss in dem Raum , er spürte wie seine ganze Kleidung an seinem Körper klebte. Auf dem Weg in die Hölle.
Nach wenigen Sekunden fand er sich in dem Büro welches ihm schon in seinen Albträumen erschien. Seit diesem einen Tag vor fast genau 15 Jahren. Das Schicksal schien ihm erneut einen Streich zu spielen.
Seit damals hatte sich hier kaum etwas geändert – dieselben weißen Tapeten , derselbe Schrank und der selbe Bürotisch. Lediglich das Gesicht gegenüber schien getauscht worden zu sein.
Ein etwa vierzigjähriger Mann saß hinter dem Tisch mit den Händen auf dem Tisch gefaltet. Er lächelte den 59jährigen Mitarbeiter an und deutete mit seinem Arm auf den Sitz vor ihm. Nun hörte der Mann die Bürotür zuknallen - der Angestellte mit dem Block kam herein. Er hieß Hollmann. Herr Hollmann. Nun war das kleine Namenschild unschwer zu erkennen , da er direkt neben dem Bürotisch stand. Er hatte seine Hände mit dem Block hinter dem Rücken und starrte an dem Mann vorbei.
Der Mann hinter dem Bürotisch , nein , der Chef der Personalabteilung war Heinrich Siegel. Nicht etwa weil er so hieß , sondern weil das edle Schild auf seinem Tisch es anzeigte. Ein Namenschild hatte er nicht. Jemand der andere nicht beim Namen nennt , braucht selber auch keinen. dachte der alte Mann gerade.

Siegel schaute kurz in seine Unterlagen , die ganz offen auf dem Tisch lagen und war bemüht den alten Mann gegenüber anzulächeln. Es misslang ihm deutlich. Dennoch klang seine Stimme überdeutlich , fast schon etwas fröhlich.
„Nun , Herr ...“ er blickte wieder in die selben Unterlagen wie vor ein paar Sekunden und fand sich wieder: „Nun , Herr ..... Kecznik. Wie sie vielleicht wissen , sind die heutigen Zeiten sehr schwer für uns.“ Der Mann im gemütlichen Sessel lehnte sich zurück , mit verzogener Miene , als ob man ihm gerade ein schlechtes Angebot unterbreitet hatte.
Nach einigen Sekunden Pause fuhr er fort: „Die wirtschaftliche Lage ist schon seit Jahren auf dem Tiefstand , wir müssen handeln.“
Hollmann drehte sich kurz in Richtung Siegel , zog den Kopf aber dann gleich wieder zurück.
Oh nein , bitte nicht...
„Wir schätzen ihre wertvollen Dienste , allerdings sind wir gezwungen unsere interne Struktur weitgehend zu verändern. Darunter gehören unglücklicherweise auch Streichungen von Arbeitsplätzen.“
Der ganze Inhalt seines Magens schien sich zu drehen , als er diesen Satz zu Ende gehört hatte. Er kriegte plötzlich keine Luft mehr , seine Gliedmaßen war taub. Der Sitz , auf dem er seit kaum einer Minute saß , war plötzlich wie ein elektrischer Stuhl. Er konnte sich kaum noch bewegen , gleich würde der Schalter umgelegt werden. Dann ist alles vorbei.

Als der alte Mann seine Panik unter Kontrolle zu haben schien , war der Personalchef gerade fertig mit seiner Rede: „.....Wohle der Firma.“ Zum ersten mal seit der Fahrstuhlfahrt schien die Stille wie eine Erlösung zu sein. Diese Stille hielt jedoch nicht lange , dennoch schon fing Heinrich Siegel an , weiterzureden – in seiner harten und abweisenden Art und Weise.
„Nun , wie sie vielleicht schon ahnen , fällt darunter auch ihre Dienststelle. Deshalb fasse ich mich nun kurz: Sie sind nach Ende dieses Monats gekündigt , so leid es mir tut. Bis dahin können sie ihre Arbeit ganz normal verrichten. Allerdings muss ich sie inständig drum bitten , bis zum Monatsende ihre Sachen aus den Kabinen zu entfernen.“
Es war ein Schock. Kein physischer Schock , das kurzzeitig die Gliedmaßen lähmt , sondern wie ein Stich in das innere der Seele. Er wusste für lange Zeit nicht , was er sagen sollte und bemerkte gar nicht , dass sein Mund offen stand. Ihm wurde ganz schlecht. Er musste hier raus. Doch der Chef der Personalabteilung war noch nicht ganz fertig mit ihm , wie es schien. Siegel stand auf , und ging zu einem großen Korb voller glänzender Gegenstände. Kecznik konnte den Inhalt nicht erkennen , es war ihm egal. Der Chef jedoch zog eine dieser glänzenden Teile heraus , und überreichte es ihm voller Freude.
Der alte Mann sah ihn verblüfft an , und stand auf. Mit zögernder Hand nahm er dieses ‚Geschenk’ an sich. Es folgten ein paar Worte der Aufmerksamkeit seitens Siegel: „Wir bedanken uns für ihre treuen Dienste in den letzten....Jahren.“
„ Ich wünsche ihnen noch alles Gute und viel Erfolg in der Zukunft.“
Der Mann stand endlich auf , und spürte zwar die weichen Knie aber nicht den furchtbaren Schmerz im Rücken. Zukunft ? Was hab ich denn noch für eine Zukunft?
Er drehte sich um , sah das Teil in seiner Hand überhaupt nicht an , und ging mit schnellen Schritten aus dem Büro. Er hörte seinen ehemaligen Chef noch etwas sagen , aber jeder Moment in diesem Raum schien noch mehr Schmerzen zu verursachen. Endlich war er draußen. Ihm wurde schwindelig , sodass er sich an der Wand abstützen musste. Er sah noch die Person von vorhin im Wartezimmer , erkannte sie jedoch nicht mehr. Er hatte Tränen in seinen Augen. Es war ein Gefühl der totalen Leere , man konnte es noch nicht mal als Gefühl bezeichnen. Er fühlte nicht mehr , sondern existierte lediglich.
Der verschwommene Mann stand auf , und ging hinter ihm vorbei. Die Tür knallte zu. Noch Sekunden später nahm er ein taubes Echo wahr , wusste aber nicht woher es kam.
Der Boden schien unter ihm zu stürzen , er fiel in eine Leere. Plötzlich waren die Menschen in den Gängen wie Gespenster. Er war der einzige , der nicht hierher gehörte. Das erkannte er jetzt. Was soll ich tun ? Wo soll ich nur hin ? Was wird aus mir ?

Er wusste nicht mehr , wie er den Weg in die Umkleidekabine gefunden hatte. Dort setzte er sich auf die kleine Bank in der Mitte. Er starrte noch eine Weile auf sein Fach 7355 , und wusste , dass es für ihn keine Sonne mehr gab.

 

Hallo Kusto!
Mir hat deine traurige Geschichte gut gefallen. Dein Text liest sich flüssig, manchmal sind da ein bisschen viele Adjektive, die nicht ungedingt nötig wären - aber das ist Geschmackssache.
Der Schluss ist aussichtslos, besonders für einen 59-jährigen, der vermutlich keine Arbeit mehr finden wird. Titel und Geschichte harmonieren - gerade durch den Schluss - sehr gut.

Zu Beginn, als du die Sehnsucht nach der Sonne schilderst, hätte ich das ein bisschen mehr ins Zentrum gerückt. Du schreibst auch von einem "normalen Kunden", doch er ist ja eigentlich gar kein Kunde, also auch kein "spezieller Kunde". Und die Betonung auf eben diesen lässt mich denken, dass der Protagonist ein "spezieller Kunde" ist. So dachte ich zuerst, er sei ein Bettler, der die ganze Zeit über da sitzt und sich nach Sonne in seinem Leben und im Kaufhaus sehnt. Wobei der letzte Teil ja richtig war.

Eine traurige Geschichte, gut umgesetzt!
Liebe Grüsse,
Marana

 

Hi kusto,
ich finde auch, dass du zu viele Klischees bedienst und auch der Titel ist unglücklich gewählt. In welchem Zusammenhang steht denn bitte die Sonne mit dem Text. Wenn du schon einen Titel wählen muss, der soviel Pathos besitzt, dann hättest du Wolken oder so wählen sollen. Dennoch vermittelt deine story recht viel Atmosphäre und man kann die Gefühle des Alten recht gut nachempfinden.
Unterm Strich bleibt somit eine solide Kurzgeschichte. Es ärgert mich nicht, sie gelesen zu haben, aber nachhaltig beeindruckt hat sie mich leider auch nicht.

Grüße...
morti

 

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