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Stille

JFM

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29.03.2004
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Stille

Sicher, wir hatten viel erreicht. Unsere Namen waren bekannt und standen für Gutes. Wir wußten das.

Niemand von uns vertraute dem anderen. Menschen machen Fehler. Viel zu viele. Daraus entsteht ein kurioses Gesamtgebilde. Man muß lügen, um nicht verstoßen zu werden. Gleichzeitig erwartet man von allen anderen, daß sie lügen. Nur Lügengebäude halten. Die Wahrheit bricht zusammen. Niemand kann seine Inkompetenz und Machtbessenheit ertragen, wenn er sie nicht in der Tiefe seines Gewissens verstecken kann.

Der Geist ist rein. Er kann nur durch reine Entscheidungen glücklich werden. Von allen Menschen kann also nur einer wirklich glücklich sein. Und dieser wir dann ermordet, weil die anderen Menschen sein Glück nicht ertragen können. Der Kompromiß ist der Feind des Menschen. Unser Dasein ist ein Kompromiß aus Leben und Sterben.

Deswegen stehen wir drei jetzt hier. Eine gute Flasche Wein steht auf dem Tisch. Keiner sagt ein Wort. Wir sind uns einig. Dies ist keine Kapitulation. Es ist die Erkenntnis. Es gibt zwei Möglichkeiten. Eine ist gottgleich, eine ist erreichbar. Ich brösele etwas in den Wein. Peter trinkt einen Schluck, dann Anke, dann ich. Wir blicken uns an. Stille.

 

Hallo JFM,

erstmal ein herzliches Willkommen hier :)

Deine Gedanken haben mir gefallen. Sie sind aber aus meiner Sicht leider (noch) nicht mehr, als nur der Ansatz, die Grundlage für eine Kurzgeschichte. Denn was im Moment noch fehlt, ist die Handlung. Wer sind Anke, Peter und der Erzähler? Was haben sie erlebt? Ich verstehe das Ende so, dass die drei sich umbringen wollen. Wieso? Auf philosopischer Ebene - insofern ist die Rubrik gut gewählt ;) - erklärst du das ganz gut, aber was ist ihnen konkret wiederfahren? Diese Fragen stelle ich mir als neugieriger Leser.

Wie gesagt: sowohl sprachlich als auch vom Inhalt her aber aus meiner Sicht durchaus interessant.

Liebe Grüße
Juschi

 

Denkanstoß

Sicher, die Geschichte ist sehr kurz. Sie ist ein Gedanke, nicht mehr. Mehr soll sie aber auch nicht sein. Ich möchte einen Denkanstoß geben, oder vielmehr einen Fühlanstoß. Es ist unwichtig, was diesen Personen konkret widerfahren ist. Jeder könnte diese Gedanken haben, sofern er nur kühn genug ist, Dinge so weit zu denken. Und er kann sich dazu konkrete Dinge vorstellen. Vielleicht ein Anstoß für neue Geschichten.

JFM

 

Es ist unwichtig, was diesen Personen konkret widerfahren ist.
Da bin ich anderer Ansicht.

Ich für meinen Teil habe diesen Text jetzt gerade dreimal hintereinander aufmerksam gelesen. Und noch immer bleibt lediglich der letzte der insgesamt vier Absätze in meinem Gedächtnis einigermaßen hängen, besser gesagt: nur diesen könnte ich nachher problemlos jemand anderem nacherzählen. Worin liegt das wohl?

Vielleicht geht es ja nur mir so. Aber die ersten drei Absätze bleiben für mich einfach mehr Sachtexte als erzählende Texte (die noch nicht einmal notwendig ineinandergreifen und eher jeweils isoliert für sich dastehen). Und: lasse ich den zweiten und den dritten Absatz mal eben weg, wer würde deren Fehlen bemerken?

Also, da hängt mir einfach viel zu viel im luftleeren Raum. Abstrakte Begriffe, davon ist der Text in der Mitte ja hoch angereichert, sind nun mal von Natur aus unanschaulich. Besser ist es da immer, den Leser selbst auf die Aussage(n) einer Erzählung kommen zu lassen, als ihm seine persönlichen Weisheiten einfach so nackt und komprimiert in nur zwei Absätzen zu servieren. Das ist einfach ungeschickt und wirkt hier gerade so, als ob ich ins Theater gehen würde und nur noch die letzten fünf Minuten miterleben könnte, bevor der Vorhang fällt, die Zuschauer zu applaudieren sich anschicken und die Schauspieler sich kollektiv vor dem Publikum verneigen!
Also, auch wenn hier alle Geschichten umsonst zu lesen sind, muss das zugleich auch heißen, den Leser wie einen Bettler zu behandeln, ihm also keine vollständige(n) Geschichte(n) zu gönnen?

 

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