Stimme des Abgrunds
Unbemerkt, aber dennoch zögerlich nahm sie meine Hand. Zusammen gingen wir einen Schritt näher zum Abgrund vor. Zusammen schauten wir in die gewaltige Tiefe. Zusammen wollten wir den letzten Schritt wagen. Doch plötzlich hast du ganz ruckartig meine Hand losgelassen. Der Wind weht über die verlassene Stelle, löscht alle Vertrautheit. Es ist als würde mir etwas, ein Teil von mir fehlen. Ich nicht vollständig sein. Dabei hast du mich nur losgelassen. Nun stehst du allein und ich allein. Beide stehen wir vor dem Abgrund. Eine Mauer aus Schweigen zwischen uns. Dabei wollten wir doch den letzten Schritt gemeinsam wagen.
Dich haben sie entdeckt. Ich stehe immer noch im Schatten. Im Schatten der Bäume, die den Abgrund säumen. Nun schaust du aus einem Käfig hinab in die Tiefe. Blickst mich nicht an. Du kannst mich wohl nicht sehen? Hier bin ich. Hörst du mich den nicht? Ist stehe immer noch. Allein. Ich habe die Freiheit, zu gehen wann ich will. Doch du musst waren, bis sie dich aus dem Käfig lassen. Es kann dauern. Aber kann ich so lange auf dich warten? Will ich denn so lange warten?
Ohne das du mich berührst treibst du mich in den Abgrund. Warum nur? Mein Gewissen sagt mir, dass ich stark sein soll. Gegen dich ankämpfen soll. Doch sage ich ihm, dass ich es nie gelernt habe zukämpfen. Wie also soll ich es schaffen? Ich will doch nicht im Abgrund ertrinken! Ich will es wieder nach oben schaffen. Bis zur Kante des Abgrundes wenigstens. Es wird ein langer Weg! Aber wenn ich dann über die Kante gucken kann, ist es bestimmt nicht mehr weit, bis nach oben! Dann werde ich weit weggehen. Von dir, von dem Käfig und von dem Abgrund.
Doch ob, ich den Willen dazu habe, weiß ich nicht!!