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Tötet die Hexe!

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25.05.2004
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Tötet die Hexe!

Als die Nachricht von Jades Verhaftung ihn erreichte, ließ er sofort einen Stallburschen sein Pferd satteln und ritt dann los. Er fluchte vor sich hin. Es würde mehrere Stunden dauern, ehe er das Gefängnis in Holmstetten erreichte. Während er in gestrecktem Galopp über die gepflasterte Straße ritt, dachte er an die Nacht zurück, in der er sie zum ersten Mal getroffen hatte...

Es war schon nach Mitternacht, und draußen im Wald war es beinahe stockfinster. Er hörte die Bäume im Wind rascheln. Es war eine stürmische Nacht, aber glücklicherweise regnete es nicht. Im schwachen Mondschein, der durch das Laub der Bäume kaum den Boden erreichte, überließ er die Wahl des Tempos ganz seinem Pferd. In dieser dunklen Nacht traute er den Sinnen des Tieres mehr als seinen eigenen. Schließlich sah er durch die Baumstämme ein winziges Flackern, wie von einem Feuer. Darauf lenkte er seinen Hengst zu.

Wie er nach einiger Zeit erkannte, kam das Flackern aus dem Fenster einer kleinen Hütte. Dort angekommen, stieg er ab und band die Zügel seines Pferdes am Ast eines nahe gelegenen Baumes an. Seine sterbende Tochter Lucy lag schwer in seinen Armen, als er die Tür zu dem kleinen Häuschen mit seinem Fuß grob aufstieß, sodass sie aufschwang und an die Wand krachte. Die Frau, die an einem kleinen Tisch in der Nähe des Kaminfeuers saß, sprang erschrocken auf und drehte sich um. Verwirrt hielt er inne. Ihr Anblick überraschte ihn. Im ersten Moment, als sie mit dem Rücken zur Tür gesessen hatte, hatte er sie für eine alte Frau gehalten. Ihr Haar war schlohweiß. Doch jetzt, als er ihr Gesicht sah, musste er sich korrigieren. Sie war nicht alt, ganz im Gegenteil. Sie war höchstens fünfundzwanzig Jahre alt. Ihr erschrockener Blick wanderte von seinem Gesicht zu dem Bündel, das er in den Armen trug. Der Schock in ihren Augen wandelte sich zu Verständnis. Wortlos bedeutete sie ihm, das Kind auf das schmale Bett zu legen, das an der Wand der spärlich möblierten Hütte stand.

Mit zwei Schritten war er dort und legte Lucy sanft auf dem Bett ab. Dann trat er zurück, und die Frau kniete sich vor die schmale Schlafstatt und untersuchte sein Kind. Mit Argusaugen beobachtete er jede ihrer Bewegungen. Es war ein Wagnis, seine einzige Tochter, alles was ihm in dieser Welt noch geblieben war, dieser Frau zu überlassen. Die Leute in der Gegend munkelten, sie sei eine Hexe. Sie hatten Angst vor ihr und gingen ihr aus dem Weg, wann immer sie konnten. Allerdings erzählten sie sich auch, dass sie eine Heilerin war. Sie sollte angeblich so gut sein, dass sie Menschen geheilt hatte, die dem Tod näher als dem Leben gestanden hatten.

Normalerweise hätte auch er um die Hexe einen weiten Bogen gemacht. Aber in dem Moment, in dem der Arzt ihm geraten hatte, für die letzte Salbung seiner Tochter den Priester kommen zu lassen, hatte die Verzweiflung Überhand genommen. Er würde alles tun, alles aufgeben, wenn Gott ihm nur seine Tochter lassen würde. Und so war er hier gelandet. Bei der Hexe. Er beobachtete genau, was sie tat.

Die Frau entkleidete das vom Fieber geschwächte Mädchen bis auf ihr Hemd, dann legte sie sanft ihre schlanken Hände auf die Brust des Kindes. Und dann geschah etwas sehr Seltsames. Er meinte, sehen zu können, wie Lucys Brust sich immer gleichmäßiger hob und senkte. Er dachte noch, er täuschte sich, doch auch der rasselnde, unregelmäßige Atem seiner Tochter wurde ruhiger. Das vom Fieber hochrote Gesicht des Mädchens erhielt langsam wieder eine natürlichere Farbe, und zum ersten Mal seit drei Tagen hörte der kleine Körper auf zu zittern und schien sich zu entspannen.

Verwirrt blickte er die Hexe an. Sie bewegte sich nicht, hatte die Augen geschlossen und ihre Hände – die leicht zitterten – noch immer auf der Brust des Kindes. Er konnte nicht glauben – nein, er wollte nicht glauben, was er da sah. Diese Frau – diese Hexe – schien Lucy nur mit ihren Händen zu heilen. So etwas war doch nicht möglich, so etwas gab es einfach nicht! Er machte einen Schritt auf sie zu, wollte sie von dieser Hexerei, dieser Gotteslästerung, abhalten. Dann jedoch zögerte er, hielt schließlich inne. Genau deshalb war er doch hier, oder? Weil Hexerei das Einzige zu sein schien, das seine kleine Tochter noch retten konnte. Er war zwischen seiner Liebe zu Lucy und seiner Gottesfurcht hin und her gerissen.

Endlich jedoch entschied er, dass die Heilung seiner Tochter vielleicht unnatürlich, aber nicht böse sein konnte. Vielleicht – aber nur vielleicht – hatte er sich sein Leben lang geirrt. Vielleicht waren Hexen ja doch nicht die Ausgeburt des Teufels, für die er sie immer gehalten hatte? Aber wieso sagte die Bibel dann: ‚Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen‘? Er war verwirrt. Die Hexe unterbrach seinen Gedankengang, als sie laut aufseufzte und ihre Hände vom Körper des Mädchens nahm. Sie öffnete die Augen und stand langsam auf, wobei sie beinahe stürzte. Sie sah vollkommen erschöpft aus. Mit leiser Stimme erklärte sie: „Sie wird leben. Bitte, nehmt sie und lasst mich jetzt allein.“

Ihre Stimme klang schwach und zittrig. Er antwortete nicht, sondern nahm nur seine Tochter und verließ die seltsame Frau.

Lucy war natürlich nicht von einem Moment auf den anderen wieder gesund geworden. Aber die Berührung der Hexe schien ihr sehr geholfen zu haben, denn von diesem Moment an besserte sich ihr Zustand zusehends. Dennoch dauerte es noch einige Wochen, bis sie die schwere Krankheit vollkommen überwunden hatte. Danach hatte er die Hexe zusammen mit seiner Tochter besucht, um ihr zu danken. Dabei waren sie ins Gespräch gekommen, und er erfuhr, dass die Hexe – Jade – glaubte, ihre Gabe zu heilen von Gott erhalten zu haben. Sie war der Meinung, dass jede Hexe selbst entscheiden konnte, ob sie Gott oder dem Teufel dienen wollte. An diesem Abend hatte er sie der Gotteslästerung beschimpft und war wütend fort geritten. Aber ihre Worte hatte er nicht vergessen können. Er hatte lange über Jades Auffassung nachgedacht, und war schließlich zu dem Schluss gelangt, dass sie Recht haben könnte. Er war nach ein paar Wochen wieder zu ihm geritten, und sie hatten lange geredet. Sie hatte ihn viele Dinge gelehrt. Zwischen ihnen hatte sich langsam eine tiefe Freundschaft entwickelt und mit der Zeit hatte er seine Vorurteile ihr gegenüber abgebaut und ihre Andersartigkeit akzeptiert. Und jetzt war diese Frau, der er das Leben seiner einzigen Tochter verdankte, in großer Gefahr. Er fluchte vor sich hin. Wieso nur hatte sie nicht auf ihn hören wollen?

Es dämmerte schon, als er durch die Stadttore von Holmstetten ritt. Die meisten Häuser in der kleinen Stadt waren hell erleuchtet, und es waren noch viele Menschen auf der Straße, die ihre letzten Geschäfte erledigten oder eine der vielen Bars besuchten. Er fluchte. Heute würden sie ihn nicht mehr zu Jade lassen. Das Gefängnis ließ nur tagsüber Besucher ein. Er würde sich ein Zimmer nehmen und bis morgen warten müssen.

Am nächsten Morgen brach er zum Gefängnis auf. Es war ein kühler Herbstmorgen. Die Sonne schien strahlend, war jedoch nicht mehr so wärmend wie noch vor ein paar Tagen. Der nahende Winter machte sich langsam bemerkbar. Unterwegs kam er an den Stadttoren vorbei, wo die Wachhabenden alle Hände voll zu tun hatten. Es kamen immer mehr Leute aus der Umgebung in der Stadt an. Aus Gesprächsfetzen entnahm er, dass sie alle wegen des Hexenprozesses hier waren. In ganz Holmstetten herrschte eine festliche, ausgelassene Stimmung. Die Fröhlichkeit widerte ihn an. Er konnte nicht verstehen, wieso die Menschen von einer Hinrichtung angezogen wurden. Es war natürlich notwendig, Verbrecher für ihre Taten zu bestrafen. Aber oft fand er, dass der Tod für viele eine zu harte Strafe war. Gut, in der Bibel stand: 'Du darfst nicht stehlen.' Aber dort stand nicht: 'Menschen, die stehlen, darf man nicht am Leben lassen.' In seinen Augen hatte nur das Verbrechen Mord die Todesstrafe verdient.

Immer wieder wich er auf seinem Weg zum Gefängnis fröhlichen Menschenansammlungen aus. Die kleine Stadt war belebt wie selten, und der Marktplatz war geradezu überfüllt, sodass er einen Umweg durch ein paar Seitengassen nehmen musste. Aus den Unterhaltungen, die er unterwegs unweigerlich mitbekam, hörte er heraus, dass niemand den Ausgang des Hexenprozesses zu bezweifeln schien. Anscheinend glaubten sie alle, dass die Hexe brennen würde. Aber er würde dafür sorgen, dass dies nicht geschah! Als er dann endlich am Gefängnis ankam, wollten ihn die Soldaten nicht einlassen. So langsam wurde er wirklich wütend, auch als sie ihm barsch mitteilten, dass aufgrund des nahenden Hexenprozesses niemand das Gefängnis betreten durfte. Er baute sich vor den Wachen auf und brüllte mit dröhnender Stimme: „Ich bin der Herzog von Lohdorf, und ich will zu der Hexe! Sofort!“

Das schüchterte die Soldaten dann doch ziemlich ein, und sie öffneten ihm das schmiedeeiserne Gefängnistor. In den dicken Gemäuern war es noch kälter als draußen. Einer der Wachhabenden führte ihn zielstrebig durch die verwinkelten Gänge, an deren Seiten rechts und links sich große Zellen befanden, die von Menschen überfüllt waren. Der Herzog folgte seinem Führer, den Blick starr geradeaus gerichtet. Den Wächter jedoch schien das eiserne Schweigen des anderen keineswegs davon abzuhalten, seine Meinung kundzutun: "Ich freue mich jedenfalls schon auf den Prozess. Wir hatten hier schon zu lange keine Hexenverbrennung mehr. Ich hasse diese Satansbrut. Und diese Jade, sie ist schon irgendwie unheimlich, mit ihren weißen Haaren. Ich werde froh sein, wenn sie wieder in die Hölle zurückgekehrt ist, aus der sie gekommen ist. Ihr seid doch meiner Meinung, nicht wahr?"

Als der Herzog diese Frage ignorierte, verstummte schließlich auch der Redefluss des Wächters. Der Herzog hätte etwas sagen können, aber was hätte es genützt? Dieser Wächter würde sich wie so viele andere Menschen auch von nichts und niemandem seinen Aberglauben nehmen lassen.

Je tiefer sie in das alte Gebäude kamen, desto moderiger und verbrauchter roch die Luft. Schließlich bogen sie um eine Ecke, die zu einer dicken Holztür führte, in der auf Gesichtshöhe ein schmales Gitter eingelassen war. Ohne das Licht der Fackeln an den Wänden wäre es hier wohl stockfinster gewesen. Wortlos gab der Soldat ihm eine der Fackeln in die Hand und schloss dann die schwere Tür auf. Der Herzog betrat die finstere Zelle, in der es keine Lichtquelle gab. Er zuckte zusammen, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel.

„Wenn Ihr wieder gehen wollt, Sir, dann klopft laut an die Tür. Ich warte hier“, murmelte der Wächter durch das Gitter in der Tür. Der Herzog blickte sich in der winzigen Zelle um. Er konnte nicht entscheiden, ob diese Einzelzelle den überfüllten Löchern, an denen er unterwegs vorbeigekommen war, vorzuziehen war. Außerhalb des Lichtscheines war es stockfinster.

„Josef“, hörte er Jades Stimme. Sie kam von der kleinen Pritsche, die an der Wand eingelassen war. Er bewegte sich auf die Stimme zu. Der schwache Schein der Fackel erfasste Jades schimmernde weiße Haare. Sie saß auf der schmalen Schlafstatt. Ihre Hände umschlangen ihre angewinkelten Beine.

„Du hättest nicht kommen sollen.“

Ihre Stimme klang vollkommen ausdruckslos. Vorsichtig setzte er sich zu ihr und hielt die Fackel so, dass er ihr ins Gesicht sehen konnte. Er blickte in eine Maske. Sie ließ keine Gefühle erkennen. Sanft strich er ihr ihre wirren Haare aus dem Gesicht, ohne dabei ihre Haut zu berühren. „Du hättest mich nicht von hier fernhalten können. Wieso, Jade?“

„Wieso sie mich verhaftet haben?“

Er nickte. „Ich habe einer Frau bei ihrer Geburt geholfen. Der Säugling war so schwach, dass er beinahe keine Chance hatte. Also habe ich der Mutter einen Kräutertrunk gemischt und ihr geraten, ihn dem Kind regelmäßig einzuflößen. Sie tat es, aber ihr Baby ist dennoch gestorben. Sie hat mich beschuldigt, etwas in den Trank gemischt zu haben und damit das Kind getötet zu haben.“

Er stöhnte auf. Das war eine schwere Anschuldigung. Dennoch erwiderte er zuversichtlich: „Jade, ich weiß, dass du nichts dergleichen getan hast. Ich werde dich hier herausholen. Vertrau mir. Du weißt, ich habe Beziehungen. Sie werden dich nicht verbrennen, ich schwöre es dir.“

Sie lachte kurz, doch es klang kalt und falsch. „Seit dem Tag, an dem ich die Hütte am Wald bezogen hatte und begonnen hatte, den Menschen zu helfen, weiß ich, dass ich eines Tages als Hexe brennen werde. Das war vorauszusehen. Die Menschen haben Angst vor Dingen, die sie nicht kennen und nicht verstehen. Auch du hast mir am Anfang misstraut, erinnerst du dich?“

Er wollte ihr widersprechen, doch dann hielt er inne. Sie hatte Recht. Ohne eine Antwort von ihm abzuwarten, fuhr sie fort: „Ja, ich habe vielen Menschen geholfen, einigen das Leben gerettet. Aber keiner von ihnen würde es wagen, für mich einzuspringen. Sie kommen zu mir, wenn sie verzweifelt genug sind. Aber selbst nachdem ich ihnen geholfen habe, halten sie mich dennoch für eine Hexe, die mit dem Teufel in Verbindung steht.“

„Ich tue das nicht mehr, das weißt du. Ich werde dich hier herausholen. Du weißt, dass ich die Macht dazu habe. Du hast es nicht verdient, so zu sterben!“

Ihre grünen Augen blickten ihn mit einem Mal voller Ironie an. „Ich habe es nicht verdient? Weißt du was, Josef? Du hast keine Ahnung. Du hast keine Ahnung, wer ich einmal war, was ich getan habe. Ich verdiene gar nichts. Es ist schon richtig, dass ich jetzt hier sitze.“
Jades Stimme klang bitter und resigniert, als sie das sagte.

Er konnte nicht glauben, was er hörte. Sie war der beste Mensch, dem er je begegnet war! Sie verbrachte ihr Leben damit, anderen Menschen zu helfen. Er konnte nicht glauben, dass ein so guter und freundlicher Mensch wie sie etwas getan haben konnte, das den Tod verdiente. Das sagte er ihr auch. Mit traurigen Augen blickte sie ihn an. „Du möchtest mich retten, aber du kommst zu spät. Ich bin schon vor Jahren verdammt worden.“

Sie sah ihn nicht an. Ihre Stimme klang so resigniert, dass er sanft ihre Hand in seine nahm.

Die Welt um ihn herum verschwamm. Er wusste nicht mehr, wer er war, noch wo er war. Er wusste nur, er befand sich in der Vergangenheit. Er sah einen prunkvollen Schlafsaal. Die Steinwände – er musste sich in einer Burg befinden – waren mit kostbaren Läufern geschmückt. An einer Wand stand ein einladend aussehendes Himmelbett. Er spürte, wie er in ein Geschehen herein gerissen wurde, das schon vor Jahren stattgefunden hatte. Jade stand in der Mitte des Raumes. Sie sah wunderschön aus. Ihre roten Haare – rot? – glitzerten im sanften Schimmer der zahlreichen Kerzen, die im ganzen Raum verteilt waren. Sie trug ein schneeweißes Hochzeitskleid, das Korsett eng geschnürt, mit tiefem Ausschnitt. Ihr gegenüber stand ein junger Mann, wohl der Bräutigam. Er lächelte sie stolz an. „Endlich, endlich bist du mein.“
Ihr Lächeln war kalt. Sie zischte: „Schade, dass es nicht für lange sein wird.“
Erstaunen lag auf seinem Gesicht, als in ihrer Hand ein Dolch aufblitzte, den sie ihm mit einer blitzschnellen Bewegung tief in den Bauch stieß. Er hatte keine Zeit, zu reagieren. „Jetzt weißt du, wie sich so etwas anfühlt!“ Jades Stimme klang hassverzerrt. Doch plötzlich hielt sie inne, schien sich von ihm losreißen zu wollen. Seine Hand jedoch umklammerte fest ihren schlanken Arm. Er blickte ihr starr in die Augen, schien die ihren gefangen zu nehmen. Ihr Gesicht, das eben noch eine zornige Maske gewesen war, wurde bleich, in ihren Augen stand plötzlich der gleiche Schmerz wie in den seinen, die gleiche Todesangst. Langsam, aber unaufhaltbar, fielen beide zusammen zu Boden, sterbend, mit keuchendem Atem. Stundenlang lagen beide in Todesqual auf dem kalten Stein, immer schwächer werdend. Ihr feuerrotes Haar bekam immer mehr weiße Strähnen, bis sie schließlich vollkommen die Farbe des Schnees angenommen hatten. Schließlich erschlaffte der Griff des Mannes um ihren Arm und seine Augen blieben weit geöffnet. Für ihn musste der Tod letzten Endes eine Erlösung von den grausamen Schmerzen gewesen sein. Sie dagegen atmete noch, schien aber bewusstlos zu sein.

Langsam verblasste die Vision, und Josef fand in die Realität zurück. Mit einem Ruck zog er seine Hand zurück und sprang auf. Er brachte soviel Raum zwischen sie beide, wie es in der engen Zelle möglich war. Er wusste, was er gesehen hatte, war wirklich geschehen. Das war der Grund, warum er außer seiner Tochter nie einen Menschen berührte. Sein Fluch, seine Visionen, quälten ihn mit Bildern, die er nicht sehen wollte, mit Dingen, die er nicht wissen wollte. Er hatte diesen Fluch jahrelang erfolgreich verdrängen können. Das Vermeiden von Berührungen war mittlerweile so sehr ein Teil seiner Persönlichkeit, dass er manchmal sogar den Grund dafür vergaß. Er hatte seine Visionen immer gefürchtet und verflucht. Warum zeigten sie ihm nur ausgerechnet jetzt ein so grausames Geschehen? Wie nur hatte er vergessen können, was geschah, wenn er jemanden berührte? Energisch verdrängte er diesen Gedanken. Was er gesehen hatte, war viel wichtiger. Voller Abscheu zischte er: „Wie habe ich mich in dir nur so täuschen können? Du warst wie eine Schwester für mich! Wie hast du so etwas tun können? Du hast einen Menschen getötet! Das hätte ich nie von dir gedacht!“

Er war außer sich! Er würde am liebsten sofort die Zelle verlassen, Jade sich selbst überlassen. Sie hatte Recht, sie hatte den Scheiterhaufen verdient! Nur der verlorene Blick in ihren Augen hielt in noch fest. Einen Augenblick später dämmerte Verstehen in ihrem Blick. „Ich wusste nicht… Ich wusste nicht, dass auch du eine Gabe hast. Seltsam, dass du die meine akzeptieren kannst, während du die deine anscheinend vollkommen verdrängt hast. Du hast den Abend meiner Verdammnis gesehen, habe ich Recht?“

Er konnte nur nicken. Er brachte keinen Ton hervor. Sie blickte ihn flehend an. „Josef… Ich weiß, das ist keine Entschuldigung, aber er hat meine Mutter getötet! Er hat ihr einen Dolch in den Bauch gestoßen. Sie ist grausam verblutet. Sie war die Einzige gewesen, die sich unserer Hochzeit in den Weg gestellt hatte. Ich habe ihn schon vorher nicht gemocht, aber als ich meine Mutter fand, wie sie tot auf dem Boden lag, mit seinem Dolch in ihrem Bauch, da habe ich ihn gehasst. Allerdings war sein Vater ein mächtiger Adeliger, sie haben seine Tat einfach einem der Diener angehängt. Der wahre Mörder kam ungestraft davon, und was noch viel schlimmer war: mein Vater hat mich mit ihm verheiratet. Für einen großen Batzen Gold natürlich. Ich habe nie einen Menschen so sehr gehasst wie den Mörder meiner Mutter. Dennoch, ich hatte kein Recht, ihn zu richten. Meine Strafe dafür war, seine Todesqual, seine Angst und seinen Schmerz miterleben zu müssen, als seien es meine eigenen. Ein Teil meiner Gabe ist, dass ich die Gefühle der Menschen spüre, die ich berühre. Das hilft mir beim Heilen, weil ich weiß, wo der Schmerz seinen Ursprung hat. In jener Nacht hat Gott meine Kraft gegen mich benutzt, um mich für meine Tat zu bestrafen. Aber letztendlich kann ich nur mit meinem Tod dafür büßen.“

Josef beobachtete, wie Jade traurig auf ihre Hände blickte. „Diese Hände wurden geschaffen, um Leben zu geben. Nicht um es zu nehmen.“

Er konnte die tiefe Reue, die sie empfand, selbst im schwachen Schein der Fackel in ihrem Gesicht sehen. Er schluckte. Sie hatte einen Menschen getötet, und darauf stand der Tod. Insofern hatte sie Recht: Sie gehörte in diese Zelle, und sie verdiente die Todesstrafe. Sein Verstand sagte ihm dies ganz deutlich, aber seine Gefühle wollten dem nicht folgen.

Er blickte sie prüfend an, doch sie sah starr auf den Boden. Sie schien auf seine Reaktion zu warten. Er dachte lange nach, dann jedoch traf er entschlossen eine Entscheidung. Er räusperte sich. "Jade... Genauso wenig, wie es an dir war, ihn zu richten, ist es an diesen Menschen, dich zu richten. Das liegt allein bei Gott. Und wenn er dich noch nicht für deine Tat gerichtet hat, dann hat er dich vielleicht der Gnade würdig befunden."

"Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Möglicherweise hat Gott entschieden, dass meine Zeit jetzt gekommen ist, und hat deshalb diesen schwachen Säugling auf die Erde geschickt."

Noch immer blickte sie auf den Boden. "Jade, sieh mich an."

Langsam hob sie ihr Gesicht. Eindringlich erklärte er: "Du bist ein guter Mensch. Und ich bin überzeugt, dass Gott dir Gnade erwiesen hat. Warum kannst du dir dann nicht auch selbst verzeihen?"

Ihre Unterlippe begann zu zittern, und mit einer raschen Bewegung wandte sie ihr Gesicht ab. "Ich werde nie seine Qualen vergessen. Er hatte einen langsamen Tod. Er hat so sehr gelitten. Manchmal wache ich nachts auf, weil ich träume, ich sei er. Gott hat mir nicht vergeben. Er straft mich mit meinen Träumen."

"Genau. Er straft dich mit deinen Träumen. Nicht mit dem Tod. Verstehst du das nicht? Vielleicht will Gott, dass du auch weiterhin anderen Menschen helfen kannst. Und er bestraft dich für deine Tat, indem er dir Albträume schickt."

Zweifelnd blickte Jade ihn an. „So habe ich das noch nie gesehen. Meinst du, Gott gibt mir die Gelegenheit, Buße zu tun, indem ich anderen Menschen helfe? Mein ganzes Leben anderen verpflichte?“

Josef lächelte sie an. Natürlich war er noch immer sehr schockiert von dem Mord, den sie begangen hatte. Andererseits konnte er sie gut verstehen. Wenn irgendjemand seiner Tochter, dem Menschen, den er mehr als alles andere auf dieser Welt liebte, so etwas angetan hätte, dann würde wohl auch er selbst grausame Rache üben. Und er glaubte wirklich, was er Jade erzählt hatte. Gott hatte bestimmt seine Gründe dafür, dass sie noch auf dieser Welt weilte. „Wer kennt schon Gottes Wege? Warum lässt du mich nicht wenigstens versuchen, deine Freilassung zu erwirken? Wenn das nicht in Gottes Sinne ist, dann wird es mir auch nicht gelingen.“

Sie senkte ihren Blick, schien eine Weile nachzudenken. Dann sah sie wieder auf und lächelte zaghaft. "Vielleicht hast du Recht. Einen Versuch ist es jedenfalls wert. Gut, du darfst versuchen, mich hier herauszuholen."

Erleichtert lächelte er zurück. "Gut, dass du endlich Vernunft annimmst. Ich werde tun, was ich kann, aber es kann schon eine Weile dauern. Aber ich bin bestimmt zurück, bevor der Hexenkommissar eintrifft. In der Stadt geht das Gerücht, dass er in drei Tagen hier sein soll."

Er stand auf und klopfte laut gegen die schwere Holztür. Er lächelte ihr noch einmal aufmunternd zu und verließ dann die schmale Zelle. Der Wärter, der die ganze Zeit vor der Tür gewartet hatte, sah ihn verachtend an. Ob er das Gespräch wohl belauscht hatte? Wenn ja, dann war der Mann jetzt bestimmt der Meinung, Jade habe ihn verhext, damit er in ihrem Willen handelte. Aber selbst wenn der Wächter so dachte, was sollte ein einfacher Soldat gegen einen Herzog mit Beziehungen schon ausrichten können? Er grübelte, während er dem Mann durch die schmalen Gefängnisgänge folgte. Das Problem war, dass Jades Hütte sich nicht auf seinem Herzogtum befand, sondern auf der benachbarten Grafschaft, die Graf von und zu Rampendahl gehörte. Jade fiel somit unter dessen Gerichtsbarkeit. Und der Graf war nicht gerade für Nachlässigkeit gegenüber Verbrechern bekannt. Wie nur…? Plötzlich kam ihm ein Gedanke, und er grinste triumphierend. Er kannte jemanden, der genügend Einfluss auf von Rampendahl hatte, um Jades Freilassung zu bewirken. Hoffnung keimte in ihm auf.

***

Er war sehr gut gelaunt, als er dem Wachmann – demselben wie beim letzten Mal – durch die modrigen Gänge des Gefängnisses folgte. Er hatte lange dafür gebraucht, länger als er gedacht hatte, aber schließlich hatte er Jades Freilassung erwirken können. Eine Bekannte von ihm hatte mit der Gräfin von und zu Rampendahl gesprochen, und die hatte dann… was auch immer sie hatte, es hatte jedenfalls funktioniert. Er war mit Jades Freilassungspapieren hier, gerade rechtzeitig, denn der Hexenkommissar war auch schon kurz vor der Stadt gesichtet worden. Die Schlüssel klirrten, als der Wachmann die schwere Tür zu Jades Zelle aufschloss. Er fragte sich, wie sie sich wohl fühlen musste, nach drei Tagen in diesem Loch. Laut rief er: „Jade, ich habe gute Nachrichten! Du bist ab heute wieder ein freier Mensch!“

Keine Antwort. „Jade?“

Langsam betrat er die Zelle. Ein ungutes Gefühl begann sich in ihm zu regen. Mit der Fackel in der Hand ging er zu der schmalen Pritsche, doch auch dort war sie nicht. Er hatte gehofft, sie schlief vielleicht nur. „Jade? Wo… Verflucht!“

Im Schein der Fackel hatte er eine Hand entdeckt, die schlaff auf dem Boden lag. Sein Magen sackte herab und ihm wurde schlecht. Er wusste schon, was geschehen war, noch bevor die Fackel ihren verkrümmten Körper am Boden erleuchtete. „Jade!“

Verzweiflung machte sich in ihm breit. Obwohl er wusste, dass es zu spät war, beugte er sich zu ihr herab und legte sein Ohr auf ihre Brust. Sie rührte sich nicht. Die Fackel in seiner Hand begann zu zittern, während er ihren zerschlagenen Körper betrachtete. Ein Auge war blau und zu geschwollen und ihre Nase war zertrümmert. Eine Spur geronnenen Blutes zog sich von ihrem Mundwinkel die Wange entlang. Ihr Körper war seltsam verdreht, sodass selbst er als Laie erkennen konnte, dass einige Knochen gebrochen sein mussten. Ihr Kleid war zerrissen, und ihre blasse Haut war von blauen Flecken übersäht. Am schlimmsten jedoch sah die blutige Wunde an ihrer Schläfe aus. Er fragte sich, wie sehr sie unter den Schlägen gelitten haben musste. Sie musste grausame letzte Stunden gehabt haben. Bei dem Gedanken übermannte ihn eine bleierne Erschöpfung. Was sie wohl gespürt haben mochte? Ob sie neben den Schlägen auch die Gefühle ihrer Peiniger wahrgenommen hatte? Ihren Hass, ihre Abscheu? Die Lust, einem hilflosen Menschen Schmerzen zuzufügen? Bei diesem Gedanken wurde ihm übel. Er schüttelte hilflos den Kopf. Sanft strich er mit seiner Hand über ihre Wange, dann stand er auf. Eine Träne rann ihm die Wange herunter. Leise flüsterte er: „Warum?“

Als er aufblickte, sah er, dass der Wachmann hämisch grinsend in der Tür stand. Unbändige Wut auf diesen Mann packte ihn. Er zweifelte keinen Moment daran, dass er an diesem Mord beteiligt gewesen war. Wie nur konnten Menschen einander so etwas antun? Und was für ein Gott war es, der so etwas zuließ?

 

Hi Red Unicorn,

erst einmal Textarbeit...

Als die Nachricht von Jades Verhaftung ihn erreichte, ließ er sofort einen Stallburschen sein Pferd satteln und ritt dann los.
Wirkt unbeholfen

Er fluchte vor sich hin. Er würde mehrere Stunden brauchen, ehe er das Gefängnis in Holmstetten erreichte.
Zweimal der gleiche Satzanfang, kann man vermeiden

Ihr erschrockener Blick wanderte von seinem Gesicht zu dem Bündel, das er in den Armen trug. Der Schock in ihren Augen wandelte sich zu Verständnis. Wortlos bedeutete sie ihm, das Kind auf das schmale Bett zu legen, das an der Wand der spärlich möblierten Hütte stand.
Wo hat er plötzlich das Kind her? Eben war er noch auf einem Pferd. Das könntest du erwähnen.

Dann trat er zurück, um die Frau an sie heran zu lassen.
Klingt unbeholfen

Der ganze Absatz stört mich, der ist so ein zusammengeklatschtes Stück Text. Formatier den mal anständig.

Aber die Berührung der Hexe schien ihr sehr geholfen zu haben, denn von diesem Moment an besserte sich ihr Zustand zusehends, bis sie schließlich wieder vollkommen gesund wurde.
Mach da mal mehr Sätze draus

Er hatte lange über Jades Auffassung nachgedacht, und war schließlich zu dem Schluss gelangt, dass sie Recht haben könnte. Er war nach ein paar Wochen wieder zu ihm geritten, und sie hatten lange geredet. Sie hatte ihn viele Dinge gelehrt. Zwischen ihnen hatte sich langsam eine tiefe Freundschaft entwickelt und mit der Zeit hatte er seine Vorurteile ihr gegenüber abgebaut und ihre Andersartigkeit akzeptiert.
Zusammenfassung der Geschichte in 3 Sätzen. Ausbaufähig.

Aber oft fand er, dass der Tod für viele eine zu harte Strafe war.
Warum findet er das? Hat er einen Grund dafür? Warum unterscheidet sich sein Denken von dem der anderen Menschen?

Wären die Gänge nicht durch Fackeln beleuchtet gewesen, dann wäre es stockfinster hier
Der Satz stimmt im Tempus nicht, da fehlt mindestens ein "gewesen". Umformulieren!

Ihre Hände umschlangen ihre Beine, die sie eng an ihren Körper gewinkelt hatte.
Klingt ein wenig zu umständlich.
Warum nicht "umschlangen ihre angezogenen Knie"?

„Von dem Tag an, als ich die Hütte im Wald bezog und begann, den Menschen zu helfen, wusste ich, dass ich eines Tages als Hexe brennen würde.
hatte, hatte, die Handlung ist vorbei.

Was auch immer sie getan hatte, es konnte niemals so schlimm sein, dass sie den Tod verdiente.
Könntest du auch schöner formulieren, sowas wie "er konnte sich nicht vorstellen, dass sie den Tod verdienen sollte, egal, was sie getan hatte" oder so. Denk dir was aus.

Er lächelte sie stolz an. „Endlich, endlich bist du mein.“
Liebeszauber von Subway - musste ich spontan dran denken.

Langsam, aber unaufhaltbar, fielen beide zusammen zu Boden, sterbend, mit keuchendem Atem. Stundenlang lagen beide in Todesqual am Boden, immer schwächer werdend.
Zu viel Boden hier. Warum stirbt sie? Sie ist doch gar nicht verletzt? Ergibt hier keinen Sinn.

Ihr feuerrotes Haar bekam immer mehr weiße Strähnen, bis sie schließlich vollkommen die Farbe des Schnees angenommen hatten
Sie wer?

Das war der Grund, warum er außer seiner Tochter nie einen Menschen berührte. Sein Fluch, seine Visionen, quälten ihn mit Bildern, die er nicht sehen wollte, mit Dingen, die er nicht wissen wollte.
Kommt sehr plötzlich.
Außerdem - zuerst kann er sich nicht vorstellen, dass sie irgendwie den Tod verdient haben soll? Hat er dann nicht schon an Mord gedacht und beschlossen, dass sie trotzdem..?

Und er bestraft dich für deine Tat, indem er dir Albträume schickt."
Wird mMn mit b geschrieben - klingt sonst so nach Alpen

Natürlich war er noch immer sehr schockiert von dem Mord, den sie begangen hatte. Andererseits konnte er sie gut verstehen. Wenn irgendjemand seiner Tochter, dem Menschen, den er mehr als alles andere auf dieser Welt liebte, so etwas angetan hätte, dann würde wohl auch er selbst grausame Rache üben.
180Gradwechsel in 5 Minuten, hier bist du zu schnell.

In der Stadt geht das Gerücht, dass er in drei Tagen hier sein soll."
Woher weiß er das? Er hat doch mit niemandem geredet?


Die Geschichte gefällt mir ganz gut, nur, dass du stellenweise zu schnell bist und wichtige Entwicklungen in wenigen Sätzen raffst. Man erfährt ein bisschen zu wenig über die Handelnden, gerade über den Wächter am Schluss, der Jade tötet. Seine Motivation wird nicht deutlich, es wirkt, als hättest du ihn nur aufgepropft, damit du ein tolles Ende hast.

Fazit: Die Geschichte ist eindeutig noch ausbaufähig. Aber die Grundidee ist gut und hat mir gefallen, bis auf ein paar überflüssige Elemente - wie das mit den Visionen des Prots. Wirkt, als hättest du es nur hineingebracht, damit die Geschichte mehr Fantasy-Elemente enthält..

Ich erwarte deine Überarbeitung :)

Gruß
vita
:bounce:

 

Hi Red!
Noch ein Bremernordlicht im Forum:D
So jetzt zur Story,
also man merkt ja schon das du aus dem Rollenspielerbereich kommst;).
Die Ideen deiner KG's sind wirklich gut aber bei den Charakteren in deinen Storys hat man das Gefühl das sie NSC's aus einer Rollenspielerrunde sind, irgendwie nicht ganz ausgereift (mpE).
Ich schließ mich hier vitas Fazit an: "Ausbaufähig!"
LG Nice

 

Hi Red Unicorn,

die Story ist stilistische sehr gut und spannend geschrieben. Lediglich die Rückblende am Anfang hätte denke ich einige Absätze vertragen können.

Ich finde es gut, dass Du sofort in die Handlung einsteigst und diese schnell vorantreibst. Auch denke ich, dass die Charaktere für eine Kurzgeschichte ausreichend beschrieben sind. Der Wäcter hat die Schwäche der Hexe ausgenutzt. Hier länger auf die Motive einzugehen würde die Story unnötig in die Länge ziehen.
Auch der Zweifel Deines Prot an der Hexe kommt gut rüber.

Sicher kann man an der ein oder anderen Stelle noch feilen, aber insgesamt hat mir die Story sehr gut gefallen. :thumbsup:

Gruß
Jörg

 

Hallo,

und vielen Dank erstmal für eure Kommentare.

@vita:

Als die Nachricht von Jades Verhaftung ihn erreichte, ließ er sofort einen Stallburschen sein Pferd satteln und ritt dann los.
Wirkt unbeholfen
Was genau wirkt da unbeholfen? :confused:

Wo hat er plötzlich das Kind her? Eben war er noch auf einem Pferd. Das könntest du erwähnen.
Siehe 5 Zeilen drüber:
Seine sterbende Tochter Lucy lag schwer in seinen Armen, als er die Tür zu dem kleinen Häuschen mit seinem Fuß grob aufstieß, sodass sie aufschwang und an die Wand krachte.


Er hatte lange über Jades Auffassung nachgedacht, und war schließlich zu dem Schluss gelangt, dass sie Recht haben könnte. Er war nach ein paar Wochen wieder zu ihm geritten, und sie hatten lange geredet. Sie hatte ihn viele Dinge gelehrt. Zwischen ihnen hatte sich langsam eine tiefe Freundschaft entwickelt und mit der Zeit hatte er seine Vorurteile ihr gegenüber abgebaut und ihre Andersartigkeit akzeptiert.
Zusammenfassung der Geschichte in 3 Sätzen. Ausbaufähig.
Ich finde eigentlich, dass es für die Geschichte nicht wichtig ist, wie die beiden Freunde werden, sondern dass sie es tun. Meiner Meinung nach ist der Rest nicht unbedingt notwendiger, weil zu ausschweifender, Hintergrund.

Langsam, aber unaufhaltbar, fielen beide zusammen zu Boden, sterbend, mit keuchendem Atem. Stundenlang lagen beide in Todesqual am Boden, immer schwächer werdend.
Warum stirbt sie? Sie ist doch gar nicht verletzt? Ergibt hier keinen Sinn.
Wird später erklärt:
Jade:
Ein Teil meiner Gabe ist, dass ich die Gefühle der Menschen spüre, die ich berühre.


Ihr feuerrotes Haar bekam immer mehr weiße Strähnen, bis sie schließlich vollkommen die Farbe des Schnees angenommen hatten
Sie wer?
angenommen hatten: Plural = Haare

Das war der Grund, warum er außer seiner Tochter nie einen Menschen berührte. Sein Fluch, seine Visionen, quälten ihn mit Bildern, die er nicht sehen wollte, mit Dingen, die er nicht wissen wollte.
Kommt sehr plötzlich.
Er hat seine Kraft halt vollkommen verdrängt, ignoriert sie einfach. Und da die Geschichte aus seiner Sicht erzählt wird, kann der Leser es eben auch nicht eher erfahren. :Pfeif:

Außerdem - zuerst kann er sich nicht vorstellen, dass sie irgendwie den Tod verdient haben soll? Hat er dann nicht schon an Mord gedacht und beschlossen, dass sie trotzdem..?
Die Sache ist die, er kann sich einfach nicht vorstellen, dass sie zu einem Mord fähig wäre, daher hat er diese Möglichkeit überhaupt nicht in Betracht gezogen.

Natürlich war er noch immer sehr schockiert von dem Mord, den sie begangen hatte. Andererseits konnte er sie gut verstehen. Wenn irgendjemand seiner Tochter, dem Menschen, den er mehr als alles andere auf dieser Welt liebte, so etwas angetan hätte, dann würde wohl auch er selbst grausame Rache üben.
180Gradwechsel in 5 Minuten, hier bist du zu schnell.
Das ist hier wohl Ansichtssache, ich wollte endlich mal ne kurze Kurzgeschichte schreiben… ;) Jedenfalls ist es für die Aussage der Geschichte eigentlich auch nicht wichtig, warum er seine Meinung ändert, sondern DASS er es tut. Ich habe das ganze drumherum einfach als für diese Geschichte nicht bedeutend erachtet. :Pfeif:

In der Stadt geht das Gerücht, dass er in drei Tagen hier sein soll.
Woher weiß er das? Er hat doch mit niemandem geredet?
Aber die Leute auf der Straße reden nur über DAS Ereignis des Jahres, und so was bekommt man auch dann mit, wenn man einfach nur an den Menschen vorbeigeht und ihnen zuhört…

Man erfährt ein bisschen zu wenig über die Handelnden, gerade über den Wächter am Schluss, der Jade tötet. Seine Motivation wird nicht deutlich, es wirkt, als hättest du ihn nur aufgepropft, damit du ein tolles Ende hast.
Warum glaubst DU, hat der Wächter Jade am Schluss getötet? Ich wollte dem Leser genügend Raum geben, sich seine eigene Meinung zu bilden, habe allerdings schon im Text ein paar Ansatzpunkte eingebaut:
Jade: „Die Menschen haben Angst vor Dingen, die sie nicht kennen und nicht verstehen.“
Der Wärter, der die ganze Zeit vor der Tür gewartet hatte, sah ihn verachtend an. Ob er das Gespräch wohl belauscht hatte? Aber selbst wenn, was sollte ein einfacher Soldat gegen einen Herzog mit Beziehungen schon ausrichten können?
Nehmen wir mal an, der Wärter hat das Gespräch belauscht. Nehmen wir mal an, er hat – wie jeder normale Mensch zu dieser Zeit – etwas gegen Hexen. Vielleicht glaubt er ja, Jade hätte den Herzog verhext, damit er für ihre Freilassung sorgt. Unter der Voraussetzung, dass er wirklich keine Chance gegen den Herzog selbst hat – was wohl mehr als wahrscheinlich ist – wer wäre dann wohl das logische Opfer? Ich möchte mit dieser Geschichte eigentlich deutlich machen, wozu ganz normale Menschen aufgrund von nicht begründeten Vorurteilen gemischt mit Angst fähig sind. Aber gut, wenn das wirklich nicht so einfach aus dem Text hervorgeht, ich hab da noch ein paar Sachen eingefügt, meinst du das macht es deutlicher?

Aber die Grundidee ist gut und hat mir gefallen,
Thx *freu* :shy:

bis auf ein paar überflüssige Elemente - wie das mit den Visionen des Prots. Wirkt, als hättest du es nur hineingebracht, damit die Geschichte mehr Fantasy-Elemente enthält..
Eigentlich nicht, mein Problem war mehr: wie soll der Prot von dem Mord erfahren? Es ist mehr als unglaubwürdig, dass sie es ihm einfach so erzählt, nachdem sie es jahrelang vor ihm geheim gehalten hat. Das würde keinen Sinn machen. Und sie ist die einzige, die es weiß. Aber wenn du eine bessere Idee hast, wie der Prot von dem Mord erfährt, ich bin offen für andere Vorschläge.

Und was meine Rechtschreibfehler angeht... :bonk: Jetzt hab ich das schon so oft durchgelesen und die schleichen sich doch immer wieder ein... Irgendwie muss ich grad an "Von Fehlern und Teufeln" von Hagen denken, ich glaub so'n Ding hab ich auch... :D


@Nice:

Also, den Charakter des Wächters habe ich jetzt etwas vertieft, allerdings finde ich, dass die beiden anderen Charaktere für eine KG durchaus genug Tiefe haben. Mehr ist mMn für die Aussage der Story einfach nicht relevant, obwohl mich interessiert, inwieweit ich den Herzog und Jade noch hätte ausbauen können.

@Jörg:

Hey, cool, das ist mein erstes :thumbsup: hier *freu* Mich würd deine Meinung zu meiner (leicht) überarbeiteten Version mal interessieren.

Gruß,

Red Unicorn

 

Hi Red Unicorn,

"Warum wollt Ihr eigentlich die Hexe sehen, Herzog? Na ja, ist ja eigentlich auch egal. Ich freue mich jedenfalls schon auf den Prozess. Das wird ein Spaß. Freut Ihr Euch auch? Und dann wird sie brennen! Wir hatten hier schon zu lange keine Hexenverbrennung mehr. Ich hasse diese Satansbrut. Und diese Jade, sie ist schon irgendwie unheimlich, mit ihren weißen Haaren, findet Ihr nicht auch? Ich werde froh sein, wenn sie wieder in die Hölle zurückgekehrt ist, aus der sie gekommen ist. Ihr seid doch meiner Meinung, nicht wahr?"

Würde der herzog hier den Wächter wirklich ausreden lassen? Schließlich ist Jade ja eine gute Freundin, die hier doch sehr strak beleidigt wird. Ich denke, dass eine abfällige Bemerkung des Wächters völlig ausreichend wäre.
Ich finde auch nicht, dass der Wächter stärker charakterisiert werden muss. Er spielt, auch wenn er am Tod von Jade beteiligt ist, eine untergeordnete Rolle in der Story.

Die Absätze am Anfang machen die Geschichte flüssiger zu lesen.

Die Beziehung von Jade und dem Herzog ist mMn ausreichend vertieft. Eine Schilderung, wie sie sich besser kennen gelernt haben ist nicht nötig. Sie würde die Story nur unnötig in die Länge ziehen, wenn nicht sogar langweilig machen.

Wie bereits gesagt. Mir gefällt die Story gut. :thumbsup:

Gruß
Jörg

 

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