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Tagträumer

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11.04.2003
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Tagträumer

Tagträumer

Als die letzten Sonnenstrahlen hinter dem Horizont verschwanden und somit die Nacht über die karge Landschaft hereinbrach, wachte er auf. Den ganzen Tag lang lag er in seiner Schlafstätte aus altem, aber qualitativ hochwertigem Mahagoni-Holz um seinen außerordentlich ausgeprägten Sinnen eine Pause zu gönnen. Einer anderen Tätigkeit konnte er in seinem kümmerlich eingerichteten Domizil nicht nachgehen, da schlichtweg kein weiteres Mobiliar vorhanden war, mit dem er sich hätte beschäftigen können. Den Blick fortwährend an die kahle Decke seiner Behausung gerichtet, vertiefte er sich immer wieder in eine unreale Welt, die nur für ihn geschaffen wurde. Von ihm selbst, denn diese Sphäre, die kosmische Ausmaße annehmen konnte, wenn er es nur wollte, bestand lediglich aus seinem Geistesgut und seinen Träumereien. In eben diesem Kosmos der Gedanken konnte er jegliche Aktivitäten ausüben, zu denen er in der wahren Welt nicht imstande war. Doch hin und wieder, wenn er nicht zu sehr von seinen selbst erdachten, fremden Realitäten gefesselt wurde, begann er eine Reise in die Vergangenheit. In die Zeit, in der er mit seiner Gattin und seinen Kindern noch glücklich und unbeschwert gelebt hat. Sie schienen ein mustergültiges Leben geführt zu haben, mit einem Wohnsitz auf dem Land, keinerlei finanzieller Sorgen und einer in beruflicher Hinsicht äußerst chancenreichen Zukunft. Von seinem Grundstück aus konnte er jeden Abend den Sonnenuntergang und bei jedem Tagesanbruch den Sonnenaufgang mit seiner liebreizenden Familie genießen. Bei diesem Anblick wurde ihm regelmäßig warm ums Herz. Doch im Hier und Jetzt schlug sein Herz nicht mal mehr für die Erinnerungen an die längst vergangene Zeit. Und dafür verachtete er sich selbst. All die Dinge, die ihm einst Freude bereiteten, sind für ihn unerträglich geworden. Nie wollte er seine damalige Lebensweise ändern und trotz allem ist es geschehen. Jedoch war er nicht der Schuldtragende für diesen Wandel seiner selbst. An nur einem einzigen Tag hatte er sich von seinem alten Leben verabschieden müssen. Diesen Tag konnte er nie aus seinen Erinnerungen streichen, denn es war der schrecklichste Zeitabschnitt, den er je hatte durchleben müssen. Ein ganzes Rudel von ihnen hatte sein Grundstück überfallen, jedoch nicht um zu plündern. Ihre einzige Absicht war es, den Tod über seine Familie zu bringen. Es war ein grauenvoller Anblick für ihn. Als seine Lebensgefährtin und seine Kinder auf eine kranke Art und Weise dem Fährmann übergeben wurden, stand er völlig unter Schock, so dass er nicht einmal aufschreien konnte. Und als nur noch er unter den Lebenden weilte, dachte er, dass nun auch der Moment für sein Ableben gekommen war. Insgeheim spürte er bei diesem Gedanken ein wenig Freude, denn er glaubte fest daran, dass er seiner Familie im Jenseits wieder begegnen würde und sie somit auf der anderen Seite zusammen sein konnten. Doch er wurde bitter enttäuscht, denn die Sünder hatten nicht vor ihn zu erlegen. So wie er mitbekommen hatte, sollte er etwas empfangen, das von ihnen „Kuss“ genannt wurde. So wurde aus dem einst lebensfrohen Mann ein Wrack, verurteilt zu einem Leben in Verdammnis.

Er hatte sich entschieden. Ein letztes Mal wollte er den Anblick genießen, auf den er so lange hatte verzichten müssen. In der Nacht verließ er seine Behausung und streifte langsam zum nächstgelegenen Hügel. Auf dem Weg dorthin nahm er sich viel Zeit, um noch mal die erfrischende Luft auf seiner Haut zu spüren und den Geruch der frisch aufgeblühten Blumen zu genießen. Auf dem Hügel angekommen, setzte er sich auf einen Stein und wartete. Während sich die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne langsam ausbreiteten, schloss er die Augen. Und dann, als ihn das Sonnenlicht berührte, glaubte er gespürt zu haben, wie sein kaltes Herz noch einmal pochte, bevor es vorbei war.

©by DarkDolphin

 

Ich wusste nich, wo ich die Geschichte hintun sollte. Ich hoff ma die is hier richtig...

 

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