Was ist neu

Tanz der Träume

Mitglied
Beitritt
05.06.2004
Beiträge
6

Tanz der Träume

Schimmernde Lichtreflexe.
Seidener Goldglanz.
Spiegelglatte Wasseroberfläche.
Dunkle Schattenfetzen.
Und ein unglaublich helles Licht...
Eine schlanke Gestalt erhebt sich aus den Tiefen des Wassers. Der Körper biegt sich graziös, schwankt hin und her, teilt die ebene Stille. Kräuselnde Wellen laufen um die Wette. Ein bedächtiges Rauschen begleitet die gleißende Figur auf ihrem Weg aus dem Wasser. Sie schwebt eine Sekunde ein paar Zentimeter über dem kühlem Nass, bevor ihre elfenbeinfarbenen Zehen wieder zur Hälfte eintauchen. So verbleibt sie und streckt sich zu ihrer vollen Größe. Der Lichtschein, der sie umgibt, zentriert sich langsam um ihr Gesicht, konzentriert sich auf ihre Augen. Diese scheinen einen Moment zu zittern und öffnen sich dann in Zeitlupe.
Sie starrt ihn mit unendlich grell glitzernden Diamantaugen an.

Er läuft. Schneller als er mit seinen Gedanken folgen kann. Er keucht. Er bekommt keine Luft mehr. Er hat seine Augen geschlossen. Er weiß, wenn er sie öffnet, wird er blind werden. Er stoppt plötzlich. Er fängt an zu lachen. Sein gellendes Lachen schallt durch den Wald.
Ein Blitz zuckt vor seinen geschlossenen Augen und schlägt keine hundert Meter vor ihm ein. Der Donner läßt ihn verstummen. Er öffnet die Augen. Funken sprühen vor ihm durch die Luft. Er dreht sich um und läuft weiter. Sein Verstand folgt ihm wie noch nie. Er kann das erste Mal in seinem Leben klar denken. Trotzdem verwirrt ihn die ganze Situation total. Aber sie schockiert ihn nicht. Es scheint, als seien sein Verstand und seine Gedanken bis in den letzten Winkel mit hellem Licht durchflutet worden. Als habe man eine Sekunde lang sein ganzes Denken offen dargelegt. Er fühlt sich erleuchtet.

Er starrt die Wand an.
Weiß. Alles weiß. Grell. Sehr schlimm. So grell. Wenn er doch nur die Augen schließen könnte...

Diesmal ist es erst Sonnenuntergang. Der Himmel leuchtet rot. Die Luft atmet Frieden. Sonnenstrahlen lugen durch die Baumwipfel und zaubern hingehauchte Glitzereffekte. Er seufzt und setzte sich ins mit einem kupfernen Schimmer überzogenem Gras. Er atmet die Luft in sich ein und lässt sich in die Atmosphäre fallen. Auf einmal bekommt alles einen Dämpfer. Und als seien alle Augen nur auf diesen Fleck gerichtet, hebt sich die Wasseroberfläche an und explodiert dann wie eine Bombe in der Luft. Die kleinen Teilchen verrauchen noch, bevor sie irgendwo auftreffen. Durch den entstandenen Leerraum im Wasser gleitet sie empor. In all ihrem purpurnen Glanz. Ihre langen blonden Haare gebärden sich wie wild um ihren Kopf. Ihre Augen sind wieder geschlossen. Sie dreht ihm den Rücken zu. Sie schwebt. Sie faltet ihre Hände hinter ihrem Rücken. Dann senkt sie ihren Kopf. Und er fühlt sie weinen. Als die erste Träne auf die tosende Wassermenge des Sees tropft, sind seine Grenzen durchbrochen. Er will zu ihr, koste es was wolle. Er stürzt sich in die Fluten, kämpft gegen die mächtige Kraft an und versucht, vorwärts zu kommen. Doch statt Wasser kommt ihm eine Feuerhölle entgegen und greift nach ihm. Er springt aus dem See. Er ist unversehrt, doch jeder einzelne Zentimeter seiner Haut brennt. Durch seine Adern pumpt flüssige Lava. Sein Verstand ist versengt. Und in seiner Seele lodert ein unauslöschbares Feuer. Für immer.
Doch sie ist verschwunden.

Er hat das Feuer in ihren Augen gespürt. Das unvergessliche Feuer. Wenn man sich nur einmal verbrannt hat...
Er wünschte, er könnte einfach nur vergessen. Irgendwie.
Doch er kann gar nichts mehr denken. Denn sie ist in ihm und er ist besessen. Von allem was er hat.

Die Nacht schläft. Die Dunkelheit lauert. Die Stille schweigt sich aus. Alles wirkt starr. Er tritt ans Ufer. Er atmet kaum. Er zittert. Es wird auf einmal kalt. Aber er friert nicht. Das Wasser teilt sich, scheint sich jedoch gar nicht zu bewegen. Sie taucht auf, ihre Haut glänzt jedoch nicht nass. Kein Lichtschein umgibt sie. Es geschieht lautlos. Ihre Augen sind offen. Alles ist so anders. Mit einem leisen Klicken erstarrt das Wasser um sie herum. Lange Eiszapfen hängen neben ihm von den Bäumen. Doch er friert nicht. Sie dreht sich halb um, wendet sich ihm zu. Und schließt ihre blauen Augen. Er fühlt, wie unendlich viele eisige Stiche seine Gedanken abtöten und die plötzlich auftretende Kälte sein Herz erfriert.

Es ist vorbei. Sie wird nicht wiederkehren. Alles was er wollte war, sich selbst, sein Leben, wiederzuholen. Aber sie war sein Leben.

Er wollte doch nichts anderes, als sie zu retten.

 

Hallo Liuri, nachträglich ein herzliches Willkommen auf kurzgeschichten. de (für den Fall, ein paar Spezis vergessen das immer)

Aber erst Textkram, sonst habe ich ihn wieder vergessen - aus den Augen, aus dem Sinn :D

Der Körper biegt sich graziös, schwankt hin und her, teilt die ebene Stille.
schwanken, das wirkt immer nach unkontrolliert (so drei Promille), nicht nach "graziös"
Wie kann Stille denn eben sein? Eben bedeutet doch glatt? Sollte das eine Ennalage sein (eine Vertauschung, also), finde ich sie nicht schön genug, um die Verwirrung zu rechtfertigen

Sie schwebt eine Sekunde ein paar Zentimeter über dem kühlem Nass, bevor ihre elfenbeinfarbenen Zehen wieder zur Hälfte eintauchen.
eine Sekunde ein paar Zentimeter - wirkt wie eine Aufzählung. "knapp über der Wasseroberfläche" reicht mMn auch aus, oder das einfach komplett streichen.

So verbleibt sie und streckt sich zu ihrer vollen Größe
Du hast nicht erwähnt, dass sie vorher irgendwie zusammengekrümmt gewesen ist

Der Lichtschein, der sie umgibt, zentriert sich langsam um ihr Gesicht, konzentriert sich auf ihre Augen.
Bedeutet, sie wird geblendet?

Diese scheinen einen Moment zu zittern und öffnen sich dann in Zeitlupe.
Wie "zittern" denn Augen? Hände können zittern, Grashalme, Dinge, die sich am Ende von irgendwas befinden. Zittern bedeutet für mich hin und her - bewegen die Augen sich im Fleisch?

Sie starrt ihn mit unendlich grell glitzernden Diamantaugen an.
grell glitzernd ist mMn auch schon wieder ein Widerspruch - Funken sind ja nicht grell, wenn du dir mal einen Diamanten anguckst. Außerdem habe ich hier gerade den Gedanken an Facetten, ist das beabsichtigt?

Schneller, als er mit seinen Gedanken folgen kann.
Diese ganzen aufgezählten "er"s nerven da, das sind zu viele.

Er fängt an zu lachen. Sein gellendes Lachen schallt durch den Wald.
Dopplung, lässt sich umgehen

Ein Blitz zuckt vor seinen geschlossenen Augen und schlägt keine hundert Meter vor ihm ein.
Das kann er nicht sehen, er hat die Augen zu

Er dreht sich um und läuft weiter. Sein Verstand folgt ihm wie noch nie.
Das heißt, normalerweise halten sein Verstand und er sich an zwei verschiedenen Orten auf? ;)
Außerdem - wie passt das zu
Er läuft. Schneller, als er mit seinen Gedanken folgen kann.

Er kann das erste Mal in seinem Leben klar denken. Trotzdem verwirrt ihn die ganze Situation total.
Total ist hier mMn ein Ambientebruch

Diesmal ist es erst Sonnenuntergang.
Wann war es denn was Anderes? Hast du bisher nicht erwähnt

Sonnenstrahlen lugen durch die Baumwipfel und zaubern hingehauchte Glitzereffekte.
Sehr glitzerig, das Ganze - warum nicht mal ein Synonym?

Er seufzt und setzte sich ins mit einem kupfernen Schimmer überzogenem Gras. Er atmet die Luft in sich ein und lässt sich in die Atmosphäre fallen.
Zweimal der gleiche Satzanfang, zweimal "sich" im Satz.

Auf einmal bekommt alles einen Dämpfer.
Wie habe ich mir das vorzustellen? Kriegt alles eine Kopfnuss? ;)

Ihre langen blonden Haare gebärden sich wie wild um ihren Kopf.
gebärden sich ist ein aktives, bewusstes Verb - ein Hund, der sich wie toll gebärdet. Von Haaren ist da nicht die Rede - das ist einfach schief. Da kannst du aber sicher ein hübsches Synonym finden.

Ihre Augen sind wieder geschlossen. Sie dreht ihm den Rücken zu. Sie schwebt. Sie faltet ihre Hände hinter ihrem Rücken. Dann senkt sie ihren Kopf.
Simpelste Parataxe, so erzeugst du Hektik im Text, an einer Stelle, wo das vielleicht gar nicht gewollt ist.

Als die erste Träne auf die tosende Wassermenge des Sees tropft, sind seine Grenzen durchbrochen.
tosende Wassermenge? Davon war bisher auch nie die Rede, eher von "Spiegelglatte Wasseroberfläche".

Er will zu ihr, koste es was wolle. Er stürzt sich in die Fluten, kämpft gegen die mächtige Kraft an und versucht, vorwärts zu kommen.
Zweimal derselbe Satzanfang

Er springt aus dem See. Er ist unversehrt, doch jeder einzelne Zentimeter seiner Haut brennt.
Wieder

Denn sie ist in ihm und er ist besessen. Von allem, was er hat.
Das verstehe ich nicht, was ist damit gemeint? Man kann doch von etwas besessen sein, aber nicht von allem, was man hat? "Ich bin von meinem Haustürschlüssel besessen" - klingt irgendwie albern, nicht?

Er tritt ans Ufer. Er atmet kaum. Er zittert.
Das liest sich - gerade in der Häufung, auch, wenn es vielleicht gewollt ist - sehr unbeholfen. Das kannst du bestimmt schöner formulieren.

Das Wasser teilt sich, scheint sich jedoch gar nicht zu bewegen.
Kann man auch schöner sagen, vielleicht "sie taucht auf, aber das Wasser bewegt sich nicht". Scheint wirkt immer so, als würde der Autor nicht wissen wollen, was eigentlich gerade passiert.

Sie taucht auf, ihre Haut glänzt jedoch nicht nass.
ist überflüssig. Vielleicht besser etwas wie "aber keine Wasserperlen sind auf ihrer Haut", ruhig Mut zum Detail, wenn schon, denn schon.

Kein Lichtschein umgibt sie. Es geschieht lautlos.
Es ist dunkel, und das macht keine Geräusche?

Ihre Augen sind offen. Alles ist so anders.
Sagt wer, sagt er? Sie?

Sie dreht sich halb um, wendet sich ihm zu. Und schließt ihre blauen Augen.
Dachte, Diamant wäre weiß. Saphire sind blau, wenn du das am Anfang ändern möchtest.

Alles was er gewollt hatte, war, sich selbst, sein Leben, wiederzuholen.

Soooooooo - jetzt mal zur Gesamtheit.
Da ist eine Frau in einem See. Da ist ein Mann, der davorsitzt. Die Frau taucht einmal am Tag aus dem See auf, was dann passiert, sieht der Prot nicht, jedenfalls ist dann alles wieder so wie vorher, und sie ist wieder im See.

Dann, in der letzten Zeile, die Enthüllung - er ist von ihr abhängig, sie ist sein Leben, er will sie retten.
Der Leser (ich) bleibt unbefriedigt zurück - vor was muss sie gerettet werden, sie hat doch überhaupt kein Problem? Was passiert, nachdem sie aus dem Wasser fliegt? Warum ist sie das Leben des Prots?

Der Text, wenn er sich auch recht gut lesen lässt, ist in meinen Augen nicht mehr als die Oberfläche einer Szene. Die Szene ist der See, die Geschichte ist der Stein, und du wirfst und lässt ihn flitschen. Würdest du ihn eintauchen lassen, in den Hintergrund, würdest du beschreiben, wer sie ist, wer er ist, wie sie in diesen See gekommen ist und warum er da nicht reinkann, wäre die Geschichte meiner Meinung nach wesentlich besser - zwar deutlich weniger rätselhaft, aber tiefer und leserfreundlicher...

ich hoffe, du überarbeitest noch - so finde ich den Text unbefriedigend, aber du könntest viel daraus machen.

gruß
vita
:bounce:

 

Aalso,

mir gefällt deine Art zu schreiben. Mit den kurzen Sätzen treibst du den Leser vorwärts und schaffst eindrucksvolle Bilder.

Allerdings muss ich sagen, dass ich irgendwie nicht ganz schlau aus deiner Geschichte werde. Ich habe sie jetzt schon mehrmals gelesen, und wenn in ihr irgendeine tiefere Bedeutung schlummert, dann ist sie mir wohl entgangen. Schade :(

Gruß,

Red Unicorn

 

Hi Liuri,

insgesamt kann ich den beiden Anderen nur recht geben.

Sicherlich sind einige Sätze sehr schön ausformuliert, aber eine Frage bleibt offen:

Worum geht es in der Geschichte überhaupt :confused:

Du beschreibst eine Szene die völlig aus dem Zusammenhang gerissen ist und erzeugst beim Leser eine ganze Reihe von Fragen, von denen nicht eine beantwortet wird.

Er hat seine Augen geschlossen. Er weiß, wenn er sie öffnet, wird er blind werden

Er öffnet die Augen.

:dozey:

Ich stimme Vita zu, dass sich eine Überarbeitung lohnen könnte.

Gruß
Jörg

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom