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Torschluss

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15.03.2004
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Torschluss

Ein Geräusch, draußen vor dem Haus, lässt mich aufstehen.

Müde zwänge ich zwei Finger zwischen die Lamellen der heruntergelassenen Jalousie und blicke hinaus. Das Tor zur Straße steht wieder auf. Ein kleines, eisernes Gartentor. Nichts Besonderes und doch spüre ich, dass es mich traurig macht. Ich ziehe die Finger zurück und streife den Staub ab, der auf meinen Knöcheln haften geblieben ist.

«Machst du mal bitte das Tor zu? Es steht schon wieder auf.» Der Klang ihrer Stimme ist noch immer lebendig.

Wir haben uns oft gestritten, wenn sie mich rausschickte, um das Tor zu schließen.

Und jetzt?

Was würde ich darum geben, noch einmal von ihr hochgescheucht zu werden.

Langsam gehe ich zur Tür und ziehe meine Schuhe an.
Mein Blick fällt auf den Schuhschrank. Seit drei Monaten steht er eingepackt in der Ecke. Immer wieder habe ich einen Grund gefunden, ihn nicht aufbauen zu müssen und sie hat es hingenommen. Sie war immer geduldig mit mir und ich habe es meistens ausgenutzt. Wenn ich es nur ungeschehen machen könnte.

Gedankenverloren nehme ich den Hausschlüssel und gehe hinaus. Mein Kopf dreht sich über die Schulter hinweg zum Fenster. Fast meine ich, sie dort stehen zu sehen. Sie lächelte mir immer dankbar zu, obwohl ich zuvor mit ihr gestritten hatte.

Damals ahnte ich nicht, wie krank sie war. Ob sie es gewusst hat? Sie hat nichts gesagt, wenigstens nicht direkt. Hätte ich doch nur besser zugehört, vielleicht ... ich weiß es nicht. Ich bin sicher, sie wollte mich nicht beunruhigen. So war sie immer gewesen. Sie konnte nur zufrieden sein, wenn es den Menschen um sie herum gut ging. Und sie tat alles dafür, dass es so war. Ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit.

Ich schließe das Tor. «Siehst du Liebes, heute hast du nicht mit mir schimpfen müssen», murmele ich vor mich hin und starre auf den Parkplatz vor unserem Haus.
Ich sehe sie dort stehen und die Einkaufstüten aus dem Auto heben, während ich auf sie zugehe.
«Lass mich das machen. Die sind doch zu schwer für dich.»
«Was glaubst du, wie die ins Auto gekommen sind?», fragt sie mich kopfschüttelnd.

Eine Nachbarin geht vorbei und grüßt zaghaft. Ich nicke ihr zu. Früher hat sie oft mit meiner Frau hier gestanden und ein Schwätzchen gehalten. Gut, dass sie heute nicht stehen bleibt.

Ich gehe wieder ins Haus und ziehe die Schuhe aus.

Auf dem Karton des Schuhschranks liegt Staub. Morgen werde ich ihn aufbauen, gleich Morgen.

«Das Tor ist zu», rufe ich laut in den Flur und spüre, wie mir die Tränen über das Gesicht laufen.

Ich vermisse sie!

 

Hallo

und ersteinmal ein herzliches Willkommen auf kg.de mit deiner ersten KG.

Grundsätzlich halte ich die Geschichte für eine solide Arbeit und für gelungen :cool: .
Was mich ein wenig gestört hat (aber vielleicht war das ja auch bewußt so gemacht) ist der abrupte Schluss, da hätte ich mir irgendwie mehr gewünscht, ich weiß nicht wie ich das jetzt sagen soll, aber das Ende läßt mich einfach ein wenig unbefriedigt (das kann aber auch nur mir so gehen :D )
Ansonsten kann ich nur festellen: Sensible und feinfühlige Auseinandersetzung mit dem Thema, solide umgesetzt.

Viel Spaß noch bei weiteren Werken

Viele Grüße :)

 

Hm... Auf ein herzliches Hallo erstmal :)
Okay, eigentlich hasse ich kritisieren, vor allem weil es deine erste KG ist. Aber ich will mal ehrlich sein: Mir war das viel zu schnulzig. Besonders das Ende. Glaubst du wirklich, in so einer Situation hat man solche Gedanken? Mir kam es eher vor wie eine melodramatische Filmszene (Ich sehe dabei die schlechten Schauspieler vor mir). Vielleicht hättest du auch etwas "normales" aus dem Alltag mit reintun können, ohne es sofort in verbindung mit der Krankheit zu bringen. Das wäre vielleicht besser, und dann kommt des nicht so gewollt und nicht gekonnt rüber
:messer:
Oh Gott bin ich ein Klugscheisser!
Vergib mir! Es hat mir einfach irgendwie nicht gefallen, sorry. :shy:

Bye
Satansbraut :baddevil:

 

Hallo Tenderly,

feinfühlig geschrieben find ich es. Ich kann es ihm rigendwie nachfühlen, dass er trauert. Das Ende kommt auch mit ein wenig abrupt, aber eigentlich ist es auch ein passender Moment, um Deinen Prot so alleine zu lassen, wie er es ist.
Erst dachte ich, sie hätte ihn nur verlassen, aber das mit der Krankheit macht alles bedeutungsschwerer.
Was hätte ich mir anders gewünscht? Hmmmm ... vielleicht ein wenig mehr Leichtigkeit im Stil? Etwas flüssiger?

Ich bin gespannt, was Du noch so schreibst.

Grüße,

hexy

 

@Autor

Grundsätzlich halte ich die Geschichte für eine solide Arbeit und für gelungen
Darüber freue ich mich sehr.


Was mich ein wenig gestört hat (aber vielleicht war das ja auch bewußt so gemacht) ist der abrupte Schluss, da hätte ich mir irgendwie mehr gewünscht, ich weiß nicht wie ich das jetzt sagen soll, aber das Ende läßt mich einfach ein wenig unbefriedigt (das kann aber auch nur mir so gehen
Es konnte am Ende nicht mehr kommen, weil es sich irgendwie immer wiederholen wird. Sei es nun das geöffnete Tor oder etwas Anderes, was ihn schmerzlich wieder daran erinnert. Diese kleine Geschichte war ein Splitter, ein Augenblick seiner Gefühlswelt.
Daher ist der Schluss von mir bewusst so gewählt worden

Vielen Dank für deine Worte.


@Satansbraut

Aber ich will mal ehrlich sein
Bist du es sonst nicht? :confused:


Glaubst du wirklich, in so einer Situation hat man solche Gedanken?
Ich glaube es nicht, ich weiß es!


Vielleicht hättest du auch etwas "normales" aus dem Alltag mit reintun können, ohne es sofort in verbindung mit der Krankheit zu bringen.
Dann wäre es aber nicht das gewesen, was ich schreiben wollte.


Vergib mir! Es hat mir einfach irgendwie nicht gefallen, sorry.
Das ist dein gutes Recht, aber schön, dass du dennoch etwas geschrieben hast. Danke!


@Hexy

feinfühlig geschrieben find ich es.
Vielen Dank!


Erst dachte ich, sie hätte ihn nur verlassen, aber das mit der Krankheit macht alles bedeutungsschwerer.
Und so endgültig. Er bekommt keine Gelegenheit, seine Fehler zu korrigieren.


Hmmmm ... vielleicht ein wenig mehr Leichtigkeit im Stil? Etwas flüssiger?
Ich werde mir Mühe geben. :)

Herzlichen dank an die Hexe!


Jochen

 

Wie, Du hast das Ende geklaut? Sofort wieder her damit!

 

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