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Totenhaus Milchstraße

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26.02.2009
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Totenhaus Milchstraße

„Ähm … dieser Speicherstick, ich bin drin!“
„Und?“
„Ist nur eine Textdatei drauf.“
„Na, dann lass mal sehen.“

Auf dem Bildschirm erscheint:

An:

Redaktion: XXX
Chefredakteur/in: XXX
Straße: XXX
Postleitzahl/Ort: XXX/XXX
Land: XXX


Sehr geehrte Damen und Herren,
meine Identität tut (noch) nichts zur Sache.
Der folgende Text enthält Fakten, die ich aus erster Hand erfahren, und Ereignisse, denen ich selbst beigewohnt habe.
Fünf Tage, nachdem Sie diesen Bericht erhalten haben, werde ich mich mit Ihnen telefonisch in Verbindung setzen. Sollte mein Bericht Ihr Interesse geweckt haben, werden wir ein persönliches Treffen verabreden, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Selbstverständlich nur unter der Voraussetzung, Sie können den Schutz meiner Identität sichern.

August 2009

Ich bekam Besuch von zwei Herren, die ihren Namen wahrscheinlich dem Einfallsreichtum ihrer Behörde zu verdanken hatten. Sie überbrachten mir meine Einberufung in ein Fachgremium, wie sie es nannten, ohne näher auf dessen Zweck und Ziel einzugehen.
Das behagte mir nicht. Aber die Herren vermittelten mir den Eindruck, keine Wahl zu haben, mit subtilen Hinweisen auf den möglichen Verlauf meiner weiteren Karriere, oder eben deren abruptes Ende.
In einer zwölfseitigen Sicherheits- und Schweigebelehrung standen vorwiegend Dinge wie Mindeststrafe und Höchststrafe, falls ich die Öffentlichkeit rechtswidrig von meiner Arbeit in dem Fachausschuss in Kenntnis setzen würde. Ebenso drakonische Folgen würden widerrechtlich informierte Personen treffen.
Ich unterschrieb. Es gab nur das Original, keine Kopie für mich.


7. September 2009, 7.53 Uhr, vormittags.

Ich betrat, nachdem man mir Handy, Diktiergerät und meine zwei Kugelschreiber abgenommen hatte, den Konferenzraum und ging zu dem für mich reservierten Platz an einem langen Tisch in der Mitte des Raumes.
Alle Stühle befanden sich auf einer Seite des Tisches, der mit Getränkeflaschen und Gläsern gut bestückt war. Gegenüber den Sitzplätzen erhob sich eine große Leinwand. Der Projektor stand auf einem Metallgerüst im Hintergrund und warf eine Art Wappen auf die Projektionsfläche, das mich an das Batman-Symbol erinnerte. Eine stilisierte Fledermaus mit gespreizten Flügeln.
Ein Mann in bunt dekorierter Militäruniform trat hinter das Stehpult neben der Leinwand und vergatterte uns zum Stillschweigen über die Fakten, die wir in den nächsten Tagen erfahren würden. Ja, selbst über diese Anweisung dürften wir gegenüber Außenstehenden nichts erwähnen, ergänzte er noch. Dann verließ er den Raum.
An seine Stelle trat ein Mann mittleren Alters, der sich als Professor für Physik und Astronavigation vorstellte. Sein Name täte nichts zur Sache, hängte er hinten dran und schlug eine ledergebundene Akte auf. Seiner Körperhaltung und dem Tonfall seiner rauen Stimme nach dürfte er die wenigste Zeit in Zivilkleidung verbringen.
Er berichtete zunächst von einem außerirdischen Artefakt, welches von der Besatzung der ISS am 11. Juni 2009 geborgen wurde.
Der Fremdkörper, welcher sich an die Raumstation gehaftet hatte, besaß die Größe und Form einer Kokosnuss. Sein Inhalt, ein Lesegerät samt Monitor und Datenchip. Alles außerirdischer Herkunft.
Bis Ende August waren die Daten auf einen Großrechner transferiert und weite Teile der Botschaft entschlüsselt.
Die Bildung eines Fachgremiums wurde beschlossen, mit der Aufgabe, das Ergebnis zu beurteilen und eventuelle Gefahren für Sicherheit oder gar Fortbestand unserer Spezies aus dem Bild- und Tonmaterial abzuleiten.
„Das, meine Herren, wird Ihre Aufgabe sein“, sagte er abschließend.

Ich kann es nicht leugnen, ich wurde neugierig. Zugleich vertiefte sich meine Ahnung, hier in eine verdammt unangenehme Sache hineingerutscht zu sein.
„Wir haben den Kommentar der Außerirdischen teilweise mithilfe unserer Computer und der Bilddokumente übersetzen können. Bei den Daten war es einfach, manche Textpassagen mussten wir durch Vermutungen ergänzen.“ Der Professor räusperte sich, als hätte er eine unangenehme Aufgabe vor sich, und wandte sich an seinen Assistenten. „Starten Sie die Aufzeichnung!“
Das Standbild, mit dem seltsamen Fledermaus Emblem, löste sich auf und an dessen Stelle erschien eine strahlend blaugrüne Kugel, die sich langsam drehte.
„Die Erde, 66 Millionen Jahre jünger und daher mit leicht verschobenen Kontinenten“, kommentierte der Professor die erste Szene.
Afrika erschien ein wenig südlicher, von der Sahara existierte nur der nordwestliche Zipfel und bis auf eine kleine sandfarbene Fläche, etwa beim heutigen Johannesburg, war der Kontinent überraschend grün. Im Norden lagen mindestens die Hälfte Europas sowie ein Teil Westasiens unter einem namenlosen Meer versunken.
Die Kugel drehte sich weiter. Östlich von Madagaskar tauchte eine Landmasse auf, die ich zunächst für ein verkleinertes Australien hielt, aber der Form nach eher Indien entsprach, nur freischwimmend und mitten im Ozean. Australien fand ich eine Sekunde später ganz im Süden, fast an die Ostseite einer vorwiegend grünlichen Antarktis geschmiegt.
Die Drehbewegung der Erdkugel verlangsamte sich. Nord- und Südamerika rutschten in die Bildmitte. Zwischen beiden Teilen des amerikanischen Kontinents klaffte eine Lücke von der Größe Grönlands. Wäre sie bis heute erhalten geblieben, hätte man sich den Bau des Panamakanals sparen können.
Mit dieser Einstellung stoppte die Drehung der Erdkugel.
„Die schattige Fläche in der Mitte stammt nicht von Wolken, sondern vom Raumschiff. Es hat gerade seine Geschwindigkeit der Erdrotation angepasst“, erklärte der Professor.
In diesem Augenblick entdeckte ich die runde Fläche zwischen Nord- und Südamerika. Ein anthrazitfarbener Fleck, ringsherum mit einem vielleicht zwanzigmal so großen, grauen, nach außen hin verblassenden Hof. Ich überlegte, welches Land diese enorme Fläche wohl abdecken könne und schätzte, dass bestimmt zwei Drittel der englischen Insel unter dem Fleck verschwinden würden. Ich schauderte schon bei dem bloßen Versuch, mir die Größe des Raumschiffs vorzustellen, denn ich wusste, der Kernschatten des Mondes hat bei einer totalen Sonnenfinsternis einen Durchmesser von 110 Kilometer, und der schwache Schatten über 2000 Kilometer. Entweder ich täuschte mich vollkommen, oder das Raumschiff dürfte in der Tat nicht wesentlich kleiner als der Mondradius sein.
Ich überlegte, was die Größe des Schattens beeinflussen könnte, außer den Ausmaßen des Objektes selber. Ganz bestimmt die Höhe der Umlaufbahn. Je niedriger, desto kleiner der graue Schattenhof, während gleichzeitig der Anteil des Kernschattens größer ist. Das Verhältnis Kernschatten zu schwachem Schatten dürfte hier ungefähr dem einer Mondfinsternis entsprechen. Also glich der Abstand des Raumschiffs zur Erdoberfläche ungefähr dem unseres Mondes. Somit hätte es annähernd eine Größe von 1700 km. Damit würde es das Gebiet zwischen Hamburg und Rom als Liegeplatz benötigen. Selbst wenn ich mich um zehn oder gar zwanzig Prozent irrte, wären hier immer noch wahrhaft gigantische Ausmaße im Spiel.

Das Bild zoomte auf die Wasserfläche zwischen Nord- und Südamerika und konzentrierte sich auf eine größere Insel. Der grüne Fleck im Ozean wuchs rasend schnell bildfüllend heran. Ein grauer Punkt inmitten satten Grüns wurde zu einer runden Senke, und das Grün löste sich auf in einzelne Baumkronen. Scheinbar massive Baumkronen entwickelten sich zu armdicken Ästen, die in große, gerippte Palmwedel endeten, die symmetrisch von kräftigen Adern durchzogen waren.

Das Zoom stoppte, bevor mir schlecht werden konnte. Erleichtert tastete ich nach meinem Schokoriegel und wickelte das Papier ab, ohne auch nur für einen Sekundenbruchteil den Blick von dem eigentümlichen, grauen Trichterbau abzuwenden, der nun deutlich auszumachen war.
Das Bild zeigte den enorm tiefen Trichter im Erdreich senkrecht von Oben. Auf seinem Grund lag eine Wasserfläche wie ein runder samtblauer Teppich. Ringsherum, an der schrägen Wand, schmiegte sich ein einziges, also ebenfalls trichterförmiges Bauwerk, das von dem Wasserreservoir bis knapp unter den oberen Rand reichte.
Mich faszinierte eher die fremdartige Form dieses Bauwerks, als die architektonische Leistung. Deutsche Architekten und Ingenieure würden so etwas bestimmt auch planen und bauen können. Selbst die außenliegenden Fahrstuhlkabinen, die an einzelnen Schienen auf und ab huschten, waren an modernen Bürotürmen längst üblich. Wenn da nicht noch was ganz anderes zu sehen wäre, würde mich der Anblick dieser dunkelgrauen Wohnanlage mit ihren ebenfalls dunkelgrauen Balkonen, die wie halboffene Schubladen herausragten, bald langweilen.
Wirklich bemerkenswert waren die Wesen, die in den gläsernen Fahrstühlen eingepfercht und auf einigen Balkonen wie tot herumlagen. Ich gab meinen Augen solange Gelegenheit, genug Details zu erfassen, bis ich mit Schaudern feststellte, dass meine Phantasie ihr bekannt ausschweifendes Werk, zu dem was ich sah, beisteuerte, und die Viecher immer ekelerregender und unheimlicher aussehen ließ.
Einige schüchterne, erstaunte Laute waren von meinen Kollegen zu hören. Bisher wurden wir noch nicht miteinander bekannt gemacht. Nur ein Gesicht konnte ich zuordnen. Ich hatte es kürzlich auf einem Kongress mit dem Thema Internet und Gruppendynamik gesehen. Eine Veranstaltung zur Erörterung der neuesten Theorien über Entstehung und Ausbreitung von Massenhysterie im Informationszeitalter.

Jetzt, wo der Bildausschnitt sich nochmals vergrößerte, bis er nur noch zwei Balkone und ein paar Meter Schiene zeigte, war noch mehr von dem insektenhaften Äußeren dieser Wesen zu erkennen.
Viele dieser Kreaturen erhoben sich hastig. Anscheinend bemerkten sie nun, dass der plötzliche Schatten aus wolkenlosem Himmel auf sie herabfiel. Unter ihren länglichen, schmalen Körpern, die wie Mumien flach auf dem Boden gelegen hatten, fuhren drei Beinpaare hervor. Das Hintere war kürzer als die Vorderen. Es stemmte die hintere Hälfte des Leibes nur ein wenig vom Boden ab, während die vier langen Vorderbeine die andere Hälfte in einen fünfzig oder sechzig Grad Winkel aufrichteten, sodass der Körper nun gebogen war wie ein Bumerang.
Die Gliederung ihres Leibes war nun deutlicher zu sehen. Der feste Panzer, glatt und ölig irisierend, war dreigeteilt und zwischen den einzelnen Segmenten mit faltigen, schwärzlichen Intersegmentalhäuten verbunden.
Ein weiteres Paar Extremitäten, dunkelgrau und borstig, entfaltete sich knapp unter dem olivenförmigen Caput. Mit diesen borstigen Armen gestikulierten sie sofort ausschweifend und scheinbar auch höchst aufgeregt. Vermutlich benutzten sie eine Art Zeichensprache, vielleicht brachten sie mit ihren Mandibeln und Maxillen, die hektisch aneinander rieben, Laute hervor. Die seitlichen Facettenaugen jedenfalls, zwei flache, ovale Erhebungen, deren vorderes Ende fast schon spitz zulief, verrieten nichts von der Aufregung dieser Wesen.

Das Zoom fuhr plötzlich zurück und zeigte wieder die Erdkugel. Ein brauner Ball raste auf sie zu. Als er in die Atmosphäre eintauchte, wurde aus seinem grauen Schweif eine feuerrot glühende Spur, die mit dem rundlichen Brocken voran wie ein brennendes Ausrufezeichen aussah; eine in den Himmel geschleuderte Warnung eines zornigen Gottes.
„Der Auftrag lautete, nicht nur die Bewohner zu töten, sondern in diesem Fall auch die Siedlung restlos zu beseitigen“, referierte der Professor. „Das Baumaterial solcher Siedlungen überstand, nach den Erfahrungen der Raumschiffpiloten, einige Millionen Jahre. Nach Einschätzung der Piloten bestand somit die Gefahr, dass jene aus der Saurierrasse, welche wahrscheinlich nach ein bis zwei Millionen Jahren eine gewisse Intelligenz und Kultur entwickeln würden, das Artefakt als solches erkennen könnten. Sie wollten nicht, dass ihre Entwicklung dadurch beeinflusst wird. Ein passender Brocken aus Stein und Eis und mit einem Eisenkern war jenseits der Marsbahn schnell gefunden. Dieser sollte aus der Umlaufbahn abgeworfen, in die Trichtersiedlung einschlagen, und sie rückstandslos beseitigen, also verdampfen. Bei aller Technik war das immer noch die beste Methode, ein planetares Ziel von solcher Stabilität aus dem Orbit wirkungsvoll zu bekämpfen. So unsere Übersetzung.“

Das Zoom hetzte dem feurigen Meteor hinterher, holte schnell auf und bald spie der rotglühende Brocken Dampffontänen aus seinem Inneren, als würde er nicht von der Schwerkraft der Erde angezogen, sondern von hundert Lokomotiven angetrieben. Dabei sprengte er feurige Bruchstücke seiner äußeren Schicht in alle Richtungen. Die kleinen flachen Fetzen kämpften mit dem Luftwiderstand. Sie huschten und purzelten hinter dem großen Brocken her wie verzweifelte Küken, denen die Mutter davoneilte.
Ich wusste, dass meine Vorahnung an die tatsächliche Zerstörungskraft des Meteoriten nicht heranreichen würde. Für solche Dimensionen fehlte gewiss nicht nur meinem Gehirn jegliches Talent, es fehlte jedem menschlichen Gehirn. Ganz bestimmt hat es noch niemanden gegeben, der zum ersten Mal in seinem Leben an den Rand des Grand Canyon tritt und sagt: Ach du liebes Bisschen, den hab ich mir aber größer vorgestellt.
Der feurige Ball sauste soeben über einen prähistorischen Ozean und gebar unermüdlich glühende Kinder. Wahrscheinlich würde bald der nackte Eisenkern zum Vorschein kommen, aber links oben und unten im Bild tauchten bereits die Zipfel der nord- und südamerikanischen Landmassen auf. Das Zielgebiet.
„Den Berechnungen nach sollte der Meteor kurz vor dem Einschlag eine Geschwindigkeit von 17,7 Kilometer pro Sekunde, das sind 63.720 Stundenkilometer, einen Durchmesser zwischen 350 und 390 Metern aufweisen und beim Aufprall eine Energie von ungefähr 10.000 Megatonnen TNT entwickeln. Verheerende Flutwellen sollten ausbleiben, weil das Gewässer im weiten Bereich um die Insel herum sehr flach war. Nur dünne Staubwolken würden sich mehrere Wochen in der Atmosphäre halten. Aber es kam alles anders.“

Die Insel der Trichterbauer rückte ins Bild. Der Meteorit glühte wie das Fegefeuer und raste im schrägen Winkel darauf zu. Unvorstellbar schnell, staunte ich, und noch während ich das dachte, füllte die grüne Insel das Bild. Nur einen halben Atemzug später prallte die zu Materie gewordene Macht eines zornigen Gottes mitten in den Trichterbau.
„Vom Eintritt in die Atmosphäre bis zum Aufschlag des Meteoriten waren nur knapp 20 Sekunden vergangen“, informierte der Professor.
Schlagartig war nichts mehr zu sehen außer einer wirbelnden braunen Masse, durchsetzt mit rotglühenden Klumpen, die panisch gen Himmel rasten, als wollten sie ins All entfliehen.

Das Zoom erweiterte die Perspektive. Die Insel verschwand unter einem turbulenten Schirm aus Staub, Erde, Fetzen zerstückelter Baumstämme und Lavafontänen. Die Abkömmlinge des Meteors zischten ringsherum ins Meer wie Brandeisen in einen Trog mit Kühlwasser.
„Soweit lief wohl alles wie geplant“, sprach der Professor in die fassungslose Stille. „Doch ein Antimateriereaktor befand sich ohne Wissen der Piloten mindestens 20 Meter unter der Trichtersiedlung. Eine unübliche Bauweise, laut deren Aussagen, die zudem noch sehr gut abgeschirmt war, sodass die Sensoren lediglich massives Gestein bestätigt hatten.“

Der Pilz aus Staub und Erdreich erhielt keine weitere Nahrung und die schweren Teile fielen bereits zurück, hagelten ins Meer, peitschten es millionenfach auf und verwandelten tiefes Blau in morastiges Braun.
Der Trichter hatte die Form eines Kraters angenommen, war nun breiter als die Insel und das Meerwasser stürzte von zwei Seiten wie urzeitliche Niagarafälle in die Tiefe. Auf dem glühenden Grund dampfte es auf, aber nach wenigen Sekunden war das Schauspiel schon wieder vorbei und der gut zehn Kilometer durchmessende Krater voller siedendem und schäumendem Salzwasser.

Das Zoom fuhr noch weiter zurück, bis der schmutzig braune, mit Schutt bedeckte Rest der Insel, auf dem kein Baum mehr aufrecht stand, eben noch auszumachen war.
„Das Wasser vollbrachte dann, was der Meteorit, laut Aussage der Piloten, unvorhergesehener Maßen begonnen hatte. Es verursachte einen Kurzschluss in der Energieversorgung der magnetischen Kraftfelder. Sie brachen zusammen und die darin gefesselte Antimaterie trat mit Materie in unkontrollierten Kontakt. In einem Sekundenbruchteil entstand die zwanzigfache Energiemenge des Meteoriteneinschlags. Die Insel löste sich in einem einzigen Lichtblitz auf, heller als 1000 Sonnen und einem Durchmesser von 70 Kilometern“, erläuterte der Professor das Geschehen. Aber ich verstand diese Zahlenwerte nicht wirklich.

Aus dem Lichtblitz wurde eine gleißende Halbkugel, die sich rasend schnell über dem Gebiet der verdampften Insel ausbreitete, bis sie nach wenigen Sekunden innehielt, und wie eine Miniatursonne aussah, die sich zur Hälfte in die Erdkruste geschmolzen hatte.
Die Druckwelle breitete sich indessen weiter über den Meeresspiegel aus und das gesamte Gebilde bekam die Form eines Sombreros; in der Mitte die Halbkugel und außen herum die dreimal soviel durchmessende, an den Rändern leicht hochgewölbte Hutkrempe.
„Das alles besteht aus glühendem Staub, zerriebenem und verdampftem Gestein, insgesamt mehrere Tausend Milliarden Tonnen. Es wird ein 230 Kilometer weiter und 250 Meter tiefer Krater entstehen.“
Die Sombreroform verlor sich rasch, als die leichteren Staubpartikel, Gesteinsdampf und Aerosole durch die heißere Mitte hochgetrieben wurden und darüber pilzförmig aufwallten. Die Hutkrempe entwickelte sich zu einer ringförmigen Feuerwalze, deren westliche Flanke auf die beiden Teile des amerikanischen Festlands zueilte. Sie war so heiß, dass unter ihr die Meeresoberfläche sofort verdampfte und innerhalb des feurigen Rings nur noch eine weiße Nebeldecke zu sehen war.
„Unter der Nebeldecke hebt sich der Meeresgrund, die fünfzehn Meter hohe Flutwelle, die sich vor dem Festland auftürmt …, aber das brauchen Sie nicht anschauen. Ich mache einen Sprung von einer knappen Stunde und zeige ihnen das Geschehen auf dem nördlichen Festland.“
Das Katastrophenszenario verschwand von der Bildfläche und das seltsame Batman Symbol erschien. Luft wurde aus dicken Wangen abgelassen, aufstöhnen erscholl hier und da. Einer murmelte so was wie: „Teufelswerk, verfluchtes“, und bekreuzigte sich.

Ich fragte mich, ob man so etwas publik machen durfte. Das war die zentrale Frage. Angesichts einer Alienrasse, die zu solch enormer Zerstörung fähig und auch willens war, würde sicher eine weltweite Panik ausbrechen. Der zeitliche Abstand von 66 Millionen Jahren hätte nur bedingt eine beruhigende Wirkung. Sicherlich sind beide Spezies, die der Piloten und jene der Trichterbauer, längst untergegangen oder ausgestorben. Andererseits, was die Evolution im Universum einmal hervorgebracht hatte, konnte sie auch ein zweites Mal hervorbringen. Einen gewissen Schutz wiederum stellt die Weite des Universums zur Verfügung. Sogar in zweierlei Hinsicht, wir sind nicht leicht zu finden und der Blitz schlägt bekanntlich nicht zweimal an derselben Stelle ein. Also, sagte ich mir, besteht kein Grund, Massenpanik zu riskieren.

Das Symbol zerbröselte und deckte erneut einen Ausschnitt der urzeitlichen Erde auf.
Aus dem glühenden Ring war ein grauschwärzlicher und mit nur noch wenigen rotglühenden Schlieren durchwirkter Wulst aus wirbelnden Partikeln geworden.
In wenigen Sekunden wird dieses Monstrum das Festland erreichen, falls es nicht vorher zusammenbricht, dachte ich. Aber da ließ ich mich gründlich täuschen, von der Kameraperspektive, dem Bildausschnitt, dem Zoom, und weil es dem Auge und Hirn an vertrauten Objekten fehlte, die Hinweise auf die tatsächlichen Größenordnungen hätten geben können. Deshalb überraschten mich die erklärenden Worte des Professors.
„Wie Sie sehen, hat die Feuerwalze auf ihrem Weg über das Wasser an Kraft und Hitze verloren. Sie bewegt sich aber immer noch mit einer Geschwindigkeit von 85 Km/h, eigentlich nicht besonders bedrohlich, doch ihre interne Wirbelgeschwindigkeit liegt bei 210 Km/h und ihre Lufttemperatur beträgt dabei gute 400°, wobei die Partikel sogar um die 1000° heiß sind. Genau diese Partikel, in Verbindung mit der internen Geschwindigkeit, sind das Verheerende an der Feuerwalze. Sie verhält sich deshalb nicht wie eine Sturmbö, sondern eher wie eine rasende Betonwand.“
Der Professor gab seinem Assistenten ein Zeichen. „Wir machen einen Sprung von knapp zwei Stunden“, sagte er, und das Emblem der Fremden blitzte kurz auf.
„Der Bildausschnitt präsentiert nun eine Kreisfläche mit fünfhundert Metern Durchmesser und zeigt eine Waldlichtung ungefähr hundertsechzig Kilometer landeinwärts.“
Ich blickte auf eine Lichtung, umsäumt von einem Gemisch aus Riesenfarn, ungewohnt aussehenden Nadelbäumen und einigen wenigen, palmenähnlichen Gewächsen. Nur war das bei Weitem nicht das Eindrucksvollste, nein, die Wesen, die sich auf der Lichtung gemächlich bewegten, waren noch faszinierender als die Käferaliens, und zudem auch noch schön.
Die Schönheit dieser Wesen war zwar von einer Art, die für das Auge fremd anmutete, trotzdem sagten mir mein Verstand und mein Gefühl auf Anhieb, dass sie auf ihre spezielle Weise absolut perfekt waren. Gewissermaßen waren es auch Aliens, weil sie in einer völlig anderen Umgebung lebten und vor allem in einer anderen, unvorstellbar fernen Zeit.
Ich vermutete, dass es Titanosaurier waren, die dort am unteren Rand der Lichtung standen, ihre fast drei Meter langen Hälse empor reckten und ihre kleinen Köpfe, die wie bei einer Schlange, kaum mehr Umfang hatten als der Hals, in die Baumkronen tauchten.
Ein leichtes Erzittern der Baumkrone kündigte an, dass gleich ein Kopf daraus wieder hervorkam und einen zarten, frischen Palmwedel mit bedächtigen, mahlenden Kaubewegungen langsam in sich hinein zog. Ein Vorgang ohne jegliche Hast, wobei aber die langen Minuten nicht verträumt wurden. Unentwegt drehten sie Ihre Köpfe, schwenkten die geschmeidigen Hälse mal ganz nach vorn und dann wieder zurück, bis sie fast parallel zur Rückenlinie standen.
Auffällig oft verharrten sie in der gleichen Richtung und beäugten misstrauisch das Rudel aus fünf Raubsauriern. Kleine flinke Läufer, die aus dem gegenüberliegenden Waldrand in immer kürzeren Abständen herauspreschten und Scheinangriffe auf das einzige Jungtier der Gruppe führten, und es so in eine größere Lücke zwischen zwei Alttieren dirigierten.
Im Gegensatz zu den Alten, zwanzig Meter langen und zig Tonnen schweren Kolossen, war das Jungtier gerade mal so groß wie ein halbwüchsiger Elefant. Ich schätzte, es könnte noch zwischen den Beinen der Alten hindurchlaufen, war mir aber nicht sicher, weil die Kamera alles aus der Vogelperspektive zeigte.

Im Vorführraum war es ganz still geworden. Bei dem erhabenen Anblick dieser wahrhaft majestätischen Saurier tuschelte niemand mit seinem Nachbarn.
Die Tiere wirkten nicht viel anders als die Hollywoodsaurier, dennoch bestanden Unterschiede, obwohl es schwierig war, diese auf Anhieb zu bestimmen. Man sah einfach, dass sie aus Fleisch und Blut waren, dass sie atmeten, atmen mussten, damit ihr mächtiges Herz schlagen konnte. Auch glichen sie sich nicht wie ein Ei dem anderen. Man hätte ihnen Namen geben können, und wenn man sie dann nach Jahren wiedersähe, nicht verwechselt.
Links neben dem Jungen äste Sattelrücken, er hatte in der Mitte seines natürlicherweise leicht nach oben gewölbten Rückens eine sattelartige Delle. Er zog seinen Kopf aus der Baumkrone, diesmal ohne den obligatorischen Zweig im Maul, weil zwei aus dem Rudel der Raubsaurier auf ihren kräftigen Hinterläufen, die Krokodilschädel nach vorn gereckt, auf ihn zu flitzten.
Aber offenbar hatte ihn doch etwas Anderes als die Angreifer gestört. Er beachtete sie gar nicht, sondern stierte über die kleinen Quälgeister hinweg auf Etwas außerhalb unseres Sichtfeldes.
Nun zogen auch die übrigen ihre Köpfe ungewohnt hastig aus dem Blattwerk. Zwei weitere Raubsaurier stürmten auf einen Titanosaurier zu, jenem mit dem unverwechselbaren fast schwarzen Hals, der rechts von dem Jungtier stand. Auch ihn kümmerte es nicht, dass die Angreifer ihre Taktik gewechselt hatten und diesmal paarweise die Alttiere rechts und links des Jungen ablenkten, während der Fünfte im Alleingang direkt angriff.
Das Junge, man hätte es Stummelschwanz nennen können, weil sein Schwanz kurz hinter der Wurzel wie abgebissen endete, versuchte zu fliehen. Je schneller es durch das Binsenkraut und die hüfthohen Farnbüschel flüchtete, desto mehr kam es ins Straucheln, bis es schließlich nach wenigen Metern vornüber fiel, weil hinten das Gegengewicht fehlte.
Der angreifende Raubsaurier landete mit beiden Beinen auf dem dicken Rumpf des hilflosen Tieres, hackte dabei die scharfen, mindestens 15 cm langen Krallen tief ins Fleisch, und verbiss sich mit seinen Krokodilzähnen in den dünnen Hals seines Opfers.
Hellrotes Blut schoss aus der Wunde, überschwemmte sein Maul und berauschte die Sinne des Raubsauriers wie purer Alkohol. Ruckartig, fast schon mit ekstatischen Bewegungen, schleuderte er seinen Schädel hin und her, schüttelte den langen Hals des Jungtieres bis er brach und der kleine Kopf schlaf herunterbaumelte.
In seinem Blutrausch versunken war der Raubsaurier der letzte, der die heranbrausende Todeswand bemerkte.
Die langen Hälse der Titanosaurier schwenkten gleichzeitig in dieselbe Richtung, zum oberen Waldrand und weg von dem Unbekannten, dem rasenden Tod. Die Bewegung der langen Hälse floss übergangslos in ihre riesigen Körper. Die schweren Leiber schwangen den Köpfen in dieselbe Richtung nach, sodass man meinen konnte, ihre kleinen Schädel hätten das ganze Tier herumgerissen.
Ich war sicher, dass keine Ballerina sich jemals mit solch einer kraftvollen Anmut und Eleganz bewegt hatte, wie diese Tiere. Ihre Beine, die so mächtig wirkten wie griechische Säulen, verfügten jeweils über eine Muskelmasse, welche dem Volumen von zwei ausgewachsenen Ochsen entsprach und doch hoben und senkten sie sich, als wären sie federleicht und hätten nichts zu tragen.
Mein Gott, als ob sie tanzen, dachte ich, und es hätte mich nicht gewundert, nein beinahe erwartete ich sogar, dass sich die Tiere nicht zum oberen Waldrand ausrichteten, um angesichts des Todes so etwas Profanes wie eine sinnlose Flucht zu versuchen. Es hätte diesen stattlichen Geschöpfen gut gestanden, auf ihrer grünen Lichtung, die gerade für Jahrzehnte zum letzten Mal das pure Sonnenlicht empfing, einen letzten Tanz aus Freude und Dankbarkeit für ein langes und friedliches Leben miteinander zu tanzen.
Die Saurier, die sich weder zu einem Tanz, noch zu einem Abschiedslächeln, sondern zur aussichtslosen Flucht entschieden hatten, erreichten den oberen Waldrand.

Einen Wimpernschlag hatte es gedauert, bis die Lichtung unter graubraunem Gewirbel der Druckwelle verschwand, und gut zwei Minuten, bis der Schaden, den sie dort angerichtet hatte, langsam sichtbar wurde.
Genau genommen war das „Dort“ verschwunden, es gab keine Lichtung mehr. Alles, was das Bild noch zeigte, waren schwelende Brände im braungrünen Durcheinander zerfetzter Bäume, deren Reste, wie von einem riesigen Schredder, Satans Schredder, produzierter Mulch, den Boden bedeckte. Mittendrin lagen drei Titanosaurier.
Die Tiere lagen auf der Seite, ihre Rippen mit Sicherheit gebrochen, weil die schweren Körper für diese Lage nicht geeignet waren. Ihre Haut, von der enormen Hitze geschwärzt, hing in lappigen Fetzen wie übergroße, gesträubte Schuppen am Körper. Dem linken der drei, vielleicht war es Krummrücken oder das Tier mit dem schwarzen Hals, aber solche Merkmale waren verschwunden, die Todeswalze hatte sie nun doch alle gleichgemacht, quollen dampfend und blutübergossen die elfenbeinfarbenen Gedärme aus dem Leib. Ihre nicht enden wollende, aus dem schlaffen Körper herausrutschende Masse zuckte auf dem schwelenden Boden, als hätte sie ein Eigenleben und wollte, wenn auch zu spät, allein die Flucht fortsetzen. Aber selbst dieser Dinosaurier reckte, wie die anderen, seinen langen Hals mit weit aufgerissenem Maul in die Höhe.
Ich bekam das Gefühl, dass sie ihre versiegende Lebenskraft dafür aufbrauchten, einen letzten Klageschrei gen Himmel zu posaunen, ganz so als wüssten sie, dass irgendwo dort oben, hoch über ihren Köpfen, die Verantwortlichen dieser Katastrophe schwebten.

Nach diesen Bildern hoffte ich, dass die Gruppe sich für die Geheimhaltung entscheidet und niemand von uns zum Verräter werden wird. Es schläft sich ruhiger, wenn man von solchen Hintergründen nichts weiß. Es gibt zwar viele Menschen, die am Fuße aktiver Vulkane wohnen, und kaum jemand von denen hat deswegen schlaflose Nächte, aber dies hier ist etwas anderes. Für die Menschheit insgesamt zählen Katastrophen nur dann nicht zu den Hauptsorgen, wenn diese regional begrenzt auftreten. Ein aggressiver Nachbar dagegen stellt eine realere Bedrohung dar. Die Mehrheit wird sich also kaum beruhigen lassen, nur weil Wissenschaftler ihnen vorrechnen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Alien Überfalles bei höchstens drei Prozent anzusiedeln ist. Und wenn doch, dann wird es genug Wichtigtuer geben, die regelmäßig Angst und Panik schüren.

Das Video zeigte nun die Erdkugel beinahe in der Totalen. Der zentrale Pilz, eine apokalyptische Wolke aus graubraunem Staub und extrem heißen Gesteinsdampf, bedeckte die Lücke zwischen Nord- und Südamerika. Die Wolke breitete sich immer noch aus, auch nach oben. Sie wurde in die dünneren und kälteren Luftschichten förmlich hineingepeitscht.
Die Todeswalze hatte die Westküsten längst überrollt und in den trockeneren Gebieten verheerende Buschbrände hinterlassen, deren dichte Rauchschwaden beinahe den gesamten Kontinent überzogen.
Ich zählte vier, fünf, sechs hohe Rauchkegel ausbrechender Vulkane, die vor der Katastrophe bestimmt nicht da waren, bis das Bild von der stilisierten Fledermaus abgelöst wurde.

„Unfall, Missgeschick, Nachlässigkeit bei der Aufklärung der Gegebenheiten vor Ort. Sie können es nennen, wie Sie wollen. Tatsache bleibt, wäre das alles nicht genauso passiert, würde keiner von euch hier sitzen, weil es nämlich überhaupt keine Menschheit geben würde“, sagte der Professor.
Die Leinwand wurde entfernt, die Deckenbeleuchtung hochgedimmt.
„Unsere Entwicklung, jedenfalls der für uns nachvollziehbare Abschnitt, begann vor circa fünf Millionen Jahren. Die Voraussetzungen dazu wiederum wurden ungefähr 500.000 Jahre nach der Katastrophe geschaffen. Solange hatte es gedauert, bis wieder optimale Bedingungen herrschten. Durch das Verschwinden der Trichterbauer und der Dinosaurier konnten sich die verschiedensten Wirbeltiere ungehindert auf einem beinahe jungfräulichen Planeten entwickeln, der zudem auch noch eine vielfältigere Vegetation besaß als vorher.“ Der Professor sagte das mit einer Stimme, die so ruhig und gefasst klang, als hätten er gerade darüber referiert, wie man Brötchen backt und nicht, wie man am wirkungsvollsten eine Außerirdische und eine Irdische Spezies auf einen Streich vernichtet.
„Morgen werden Sie eine Dokumentation sehen, die unser mögliches Schicksal in grauenerregenden Bildern vorführt.“ Er trat neben sein Pult und verbeugte sich leicht. „Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“

Wir wurden in unsere Zimmer geführt, die modern und großzügig eingerichtet waren, nur gab man uns keinen Türschlüssel und das Telefon war abgeschaltet. Unsere Handys hatte man uns schon vor der Sitzung abgenommen.
Wir sollten nicht vor Beginn der Diskussion über zukünftige Maßnahmen miteinander sprechen, um allzu frühe Gruppenbildung und heimliche Absprachen zu vermeiden.
Die Wachposten vor den Flurtüren würden unsere kulinarischen Wünsche weiterleiten, hatte man uns versprochen, und es gäbe fast alles, außer alkoholische Getränke.

8. September 2009, 8.01Uhr, vormittags


„Guten Morgen“, grüßte uns der Professor knapp. „Meine Herren, im Anschluss dieser Vorführung werde ich Ihnen die Gründe nennen, die uns vermuten lassen könnten, dass wir einer tödlichen Gefahr gegenüberstehen. Zunächst werden wir die Kampfschiffe der Trichterbauer sehen.“
Das Licht wurde gedimmt. Das Batman-Symbol erschien und verschwand und machte einer tiefen Schwärze Platz.
Es war die Schwärze des Weltalls und mittendrin schwebten die Kampfschiffe der Trichterbauer. Stahlgraue Konstrukte, die mich sofort an das Atomium in Brüssel erinnerten. Kubische Gebilde aus acht gewaltigen Kugeln an jeder Ecke, die mit jeweils einer langen Röhre verbunden waren und eine neunte, einer noch größeren Kugel im Zentrum. Diese hatte wiederum mit dünneren Röhren zu den acht Eckkugeln Verbindung.
Zwischen den fünf Atommodellen befand sich noch ein andersartiges Raumschiff, das an eine wüste Collage aus Baugerüsten denken ließ. Mitten in dem Gewirr aus Streben, Leitern, Kästen und Plattformen in Großformat lagerten halbfertige Kugeln und Röhren.
Ich suchte nach Anhaltspunkten, die mir etwas über die Größe dieser Konstrukte verraten könnten, aber meine Augen fanden nichts, keinen Asteroiden, keinen Mond oder gar Planeten.

„Diese Objekte aus kugel- und röhrenförmigen Segmenten sind die Kampfschiffe der sogenannten Generäle. Sie unterlagen damals dem Befehl der Trichterbauer und gehörten ihnen auch, aber ihre eigenen Schiffe sahen ganz anders aus. Es waren Kugeln mit bis zu 5000 Metern Durchmesser.“
Sofort kniff ich meine Augen, von strahlender Helligkeit geblendet, zu schmalen Schlitzen.
Es war durchaus keine langweilige Kugel erschienen, sondern vor mir drehte sich behäbig, oder passender gesagt würdevoll, der wohl schönste und prachtvollste Ball, den je ein menschliches Auge erblickt haben mag. Ein Globus mit Kontinenten aus Gold, Silber und Kupfer, umschlossen von Meeren aus glitzernden Brillanten. Die Polkappen sahen aus wie Pfützen verschütteter Milch, die zu reinstem weißen Marmor erstarrt war.
Den rechten Bildrand beherrschte die dunstige Sichel eines Gasriesen, dem mit seiner enormen Masse wahrscheinlich nur knapp der Zustand einer Sonne versagt blieb. Sein feines, bläuliches Leuchten verfing sich in den Myriaden Fassetten der Edelsteinmeere und entfachte ein wildes Spiel aus blauen Wogen und glitzernden Gischten.
„Diese Raumschiffe stellten das prunkvolle Abbild des jeweiligen Planeten dar, von dem sein Besitzer herstammte, der gleichzeitig auch immer der Machthaber über den Planeten war“, erklärte der Professor.
Das, was ich intuitiv für Kontinente gehalten hatte, waren also tatsächlich welche. Die gesamte Oberfläche war eine einzige, durchaus ästhetische, aber sicherlich auch ungeheuer kostbare Verzierung.

Das runde Prunkobjekt machte den schmucklosen Kampfschiffen Platz. Der Wechsel von Hell nach Dunkel war gravierend, und ich brauchte ein paar Sekunden, bis ich die viel kleineren stahlgrauen Atommodelle im Schwarz des Weltalls wiedergefunden hatte.
„Auf jedem dieser Schiffe werden, ja ich sage absichtlich werden, abertausende Krieger und hunderte Generäle gezüchtet. In der Regel werden 1000 bis 1600 solcher Schiffe eingesetzt, um einen Planeten anzugreifen, dessen Völker sich im mittleren Industriezeitalter oder darüber hinaus befinden. Durch diese Übermacht halten sich ihre eigenen Verluste in Grenzen. Nach Jahren oder Jahrzehnten, wenn die Bewohner durch schwere Arbeit und Nahrungsmangel zu stark dezimiert oder die Ressourcen des Planeten verbraucht sind, ziehen die Aggressoren mit der doppelten bis vierfachen Schiffszahl wieder ab.“
Die Raumschiffe verschwanden, und es erschienen die Abbildungen eines Kriegers und eines Generals.
„Die Krieger sind Klone einer primitiven Rasse. Wir würden sie zwischen Reptilien und Insekten ansiedeln. Sie besitzen ein inneres Skelett, haben nur partiell eine schützende Panzerung aus Chitin und ansonsten lederartige Haut. Ihre Körper sind flach und lang gestreckt. Der Schädel ist die abgeflachte Verlängerung davon und nicht sehr beweglich. Dafür sitzen dort zwei langstielige, um 300° schwenkbare Augen. Ihre Erscheinung ähnelt zwar den in unseren Meeren lebenden Fangschreckenkrebsen, die zu den Gliederfüßern zählen, jedoch sind sie so groß wie Schäferhunde. Vier Paar ihrer Extremitäten benutzen sie zum Laufen, ein weiteres dient als Greifarme und an den Enden des sechsten Paares sitzen fest anoperierte, mechanische Werkzeuge oder Waffen. Diese sind mit ihren Nerven und Muskeln verbunden.“
Die Wesen drehten sich langsam um die eigene Achse, sodass sie von allen Seiten zu betrachten waren.
„Die Generäle sind Klone einer anderen Spezies“, berichtete der Professor weiter, „sie besitzen, wie Sie vielleicht erkennen, eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Feuersalamander, nur das sie aufrecht gehen, vier Arme und einen Stummelschwanz haben und ungefähr 140 Zentimeter Schulterhöhe erreichen. Die Generäle haben, im Gegensatz zu den einfachen Kriegern, ein leistungsfähiges Gehirn.“
Das Fledermaus Symbol verscheuchte die abartigen Gestalten von der Leinwand.
„Ich möchte Ihnen die Weltraumgefechte aus Zeitgründen ersparen, wer will kann sich das später ansehen. Es gibt sozusagen tonnenweise Material darüber. Schauen wir uns stattdessen an, was sich auf einem der eroberten Planeten abgespielt hat.“

Ein Feld mit Champignons erschien, dazwischen verteilt eigenartige Büschel, die sich auf kurzen Stämmchen wie grüne Rasierpinsel zum Himmel reckten.
Ich lehnte mich etwas vor. Sollte das wahrhaftig die Oberfläche eines fremden Planeten sein, fragte ich mich, während die Kamera wieder ihre unglaubliche Zoomfähigkeit demonstrierte. Es musste wohl so sein. Die Pilze entpuppten sich als kleine Rundbauten mit Kegeldach. Die Büschel waren doch eher Bäume oder hohe Sträucher und säumten die schmalen, verschlungenen Wege zwischen den Häusern.
Der Ort erinnerte mich an die Trulli Siedlung Alberobello in Italien, Häuser armer Bauern und Landarbeiter, sehr klein, rund und mit hohen Kegeldächern, die zum Schutz vor Regen, schuppenartig mit Kränzen von Bruchsteinplatten belegt sind.
Die Dächer der Bauten auf dem fremden Planeten allerdings bestanden aus einem glatten, hellbraunen Material ohne sichtbare Fugen. Auch schienen sie in ihrer Grundfläche etwas größer zu sein und machten dadurch einen gedrungenen Eindruck, der ihnen viel von der Putzigkeit nahm, die den Trulli so unübersehbar anhaftet. In nicht wenigen der runden Fensterluken hingen gezackte Reste zerbrochener Scheiben.
Undefinierbare Gegenstände säumten die Wegesränder. Sie bildeten eine kaum unterbrochene Kette aus verschiedenfarbigen, unförmigen, scheinbar auch zerfetzten Dingen. Wenn man die kaputten Scheiben in Betracht zieht, überlegte ich, könnte es sich um Müll handeln.
Dann erkannte ich zwischen dem Müll auch einige längliche Knochen und runde, schmutzige Kugeln mit zwei großen Löchern und Gebiss, die halb in und halb auf mit rostbrauner Soße verklebten Stofflumpen lagen. Irgendwelche, ungefähr fingernagelgroße Tiere, krabbelten emsig darauf herum.

Die Kamera wanderte weiterhin langsam über die verlassen wirkende Siedlung, bis plötzlich am rechten Bildrand auf sämtlichen Wegen schwarzbraune, flache Kreaturen zu sehen waren, die dicht an dicht und gemächlich in die gleiche Richtung, nach rechts, marschierten. Trotz der ungewohnten Sicht von Oben erkannte ich in ihnen alsbald die Krieger.
Der Bildausschnitt bewegte sich geschwinder als die Kreaturen und schnell wurde sichtbar, was diese mit ihrem seltsamen Verhalten bezweckten. Sie bewegten sich, in Pulks zu 30 oder 40, durch jede Gasse. Inmitten dieser Gruppen ging jeweils ein General. Während die Leiber der Krieger sich manchmal berührten, ihre Beine, die wie bei einer Küchenschabe seitlich vom Körper abstanden, sich ab und zu verhakten, hatten die Generäle einen beständigen Freiraum von mindestens einem halben Meter zum nächsten Krieger.
Vor den Pulks aus Kriegern gingen und humpelten zweibeinige Geschöpfe durch den Staub.
Auf den ersten Blick sahen sie wie Menschen in zerlumpten Kleidern aus, aber gleichzeitig ahnte ich, dass es keine sein konnten. Ihre Köpfe waren durchweg haarlos und auffallend kugelrund. Alles andere, und das war ausschlaggebend für den ersten falschen Eindruck, stimmte mit der menschlichen Physiologie überein. Jedenfalls soweit es aus der Vogelperspektive zu erkennen war.

„Dieses Schauspiel wiederholte sich alle 14 Stunden zum Schichtwechsel. Die Ureinwohner wurden aus ihren Hütten zum Stahlwerk und zu den Schmelzöfen getrieben“, bemerkte der Professor. Danach schwieg er, um die Bilder für sich sprechen zu lassen.

Mitten in dem unendlichen Strom der Hoffnungslosen entdeckte ich sogar Kinder. Einige waren noch zu klein, um selbst zu laufen und wurden eng an den Körper ihrer Väter oder Mütter getragen, dick eingewickelt in bräunlichen, schmucklosen Tüchern. Junge, kräftige Wesen liefen nicht einfach an den Alten und Gebrechlichen vorbei, sondern zerrten sie mit sich. Anscheinend sollte niemand zurückbleiben.
Meine Hände umklammerten sich wie zwei von Entsetzten gepeinigte Sünder im Vorhof zur Hölle. Sie sind soziale Wesen, die ihre Kinder genauso lieben und die Schwachen beschützen wie wir, dachte ich, und mein Mund füllte sich mit dem herben Geschmack der Tragödie, staubtrocken und bitter.

Die ausgemergelten Gestalten bewegten sich nun auf einer breiten, unbefestigten Straße außerhalb der Siedlung. Zu beiden Seiten verhinderte eine doppelte Reihe Krieger jeglichen Gedanken an Flucht. Aber so, wie sie aussahen, dachten sie bereits seit Langem nicht mehr ans Davonlaufen. Ihre Kleidung bestand praktisch nur noch aus schmutzigen Fetzen. Dünne Arme lugten aus abgerissenen Ärmeln von etwas hervor, das vielleicht mal ein buntes Hemd oder ein farbiger Pullover gewesen sein könnte. Manche hatten sich einfach Decken oder große Tücher über die Schultern gehängt und alles sah so grau aus wie der Straßenstaub, der von ihren schlurfenden Füßen hoch wirbelte. Auffallend viele humpelten oder zogen ein Bein nach.
Ich beobachtete eine Frau mit einem Säugling auf dem Arm. Sie hinkte besonders stark, genau genommen setzte sie ihr rechtes Bein kaum auf den Boden.
„Der Übersetzung nach, ist diese Rasse längst ausgelöscht“, warf der Professor ein.
Das Wesen, welches die Frau mit dem Säugling gestützt hatte, war ins Straucheln geraten, hatte sie losgelassen, und die Frau war samt Kind in den Dreck gestürzt. Sie wälzte sich sofort auf den Rücken, sah kurz zu den Kriegern am Straßenrand, dann hielt sie das eingewickelte Kind in die Höhe, um seinen Zustand zu begutachten oder damit es ihr jemand abnehmen konnte.
Zum ersten Mal war ein Kopf dieser fremden Wesen nicht bloß von oben zu sehen. Ich wollte es kaum glauben, ihr rundes Gesicht erinnerte auf dem ersten Blick ein wenig an das eines Eskimos. Die Nase lag flach und breit, der Mund über dem unauffälligen Kinn bildete mit seinen schmalen Lippen eine dunkle Linie im hellbraunen Teint. Die seltsam matten, irgendwie verschleierten Augäpfel lagen in mandelförmigen Höhlen unter flachen, haarlosen, praktisch nicht vorhandenen Augenbrauen.
Die Krieger am Straßenrand zuckten unruhig und stießen mit ihren Greifzangen nach den Beinen der Sklaven. Die Zerlumpten wichen mit kleinen Sprüngen, als würden sie Wassertreten, so schnell sie konnten zur Seite. Um die Frau am Boden herum entstand eine geräumige Lücke. Die Hilfsbereitschaft endete an dem Punkt, wo sie offenbar in Selbstmord überging. Niemand ergriff das dargebotene Kind, damit die Mutter sich erheben konnte.
Ich erkannte ihre Angst, ihre Hoffnungslosigkeit und Todesahnung im wie aus Stein gemeißelten Gesicht, obwohl sie einer unbekannten Rasse angehörte. Etwas Zartes, kaum Sichtbares, bewegte sich plötzlich zwischen ihren Augen. Ich vermutete, es sei ein Schmetterling, der auf ihrer Nasenwurzel bis eben noch reglos gesessen hatte und der nun versuchte, mit seinen graziösen, zart rosa getönten, transparenten Flügeln, davon zu fliegen. Aus irgendeinem Grund schafft er es nicht, dachte ich verwundert, dann sah ich warum. Es war unglaublich.
Im selben Augenblick gab der General mit dem oberen rechten seiner vier Arme ein knappes Zeichen. Sofort stürmten sechs Krieger auf die am Boden Liegende zu, ohne ihr auch nur die geringste Chance zum Aufrappeln zu lassen. Die Krieger packten sie an Armen und Beinen. Sie strampelte und wand sich unter dem brutalen Griff der zangenartigen Extremitäten. Das Baby glitt ihr aus den Händen, Händen mit sechs sehr kurzen Fingern, dafür aber mit langen, biegsamen Handrücken, und purzelte einem Krieger direkt vor die Greifzangen.
Er packte es am Hals, riss mit einem Ruck das dünne Wickeltuch vom winzigen Leib und schnitt den zappelnden Körper mit einer schnellen, kaum sichtbaren Bewegung mitten durch.
Hellrotes Blut spritzte in den Sand und vermischte sich mit diesem zu einer dunkelroten, dickflüssigen Pampe. Die blutverschmierte, untere Hälfte des Torsos samt Beine schnappte sich ein anderer Krieger und stopfte sie unter seinen langen, flachen Kopf, wo sich offensichtlich seine Fresswerkzeuge befanden.

Der Professor enthielt sich immer noch jeglichen Kommentars, und die Krieger zerrten die Frau an den Straßenrand. Ihr Mund war jetzt ein rundes, schwarzes Loch und ich war für die Geräuschlosigkeit der Bilder dankbar.
Der Weg war wieder frei und sofort wurden die Sklaven durch grobes Kneifen in die Beine weitergetrieben. Das mochte der Grund dafür sein, das so viele von ihnen hinkten.
Sie wendeten sich ab, von dem unglaublich brutalen Geschehen am Wegesrand. Ich hielt an dem Anblick fest, wie die Krieger die Frau zerteilten, ihr die wulstigen Gedärme aus dem Leib rissen, sodass ihr Blut hüfthoch in die Menge spritzte, ihr die Arme und Beine zerschnitten und diese ebenso wie ihre Innereien, Stück für Stück in sich hinein fraßen.
Die Krieger sahen bald aus, als hätten sie in roter Lackfarbe gebadet und die Zeit maß sich allein am Takt der Stöhn- und Würgegeräusche im Raum. Irgendwann rannte jemand zur Toilette, irgendwann rollte der Kopf der Frau unbeachtet einen Meter zur Seite und blieb verstaubt und mit dem Gesicht gen Himmel liegen.
Ich konnte den Blick noch immer nicht abwenden, und so sah ich, wie die durchscheinenden Schmetterlingsflügel, nein, es waren eher länglich ovale Libellenflügel, immer langsamer zuckten, bis sie sich mit einer letzten, beinahe zärtlichen Bewegung wie ein rosa Schleier über die toten Augen legten und sie vor dem allgegenwärtigen Staub dieser öden Welt beschützten.
Der General ging zwei Schritte auf den Kopf zu. Scheinbar war dieser doch nicht zufällig in seine Richtung gerollt, sondern absichtlich zu ihm hingestoßen worden. Er hob ihn mit vier Händen auf, ging damit zu einem fußballgroßen Feldstein, kniete davor nieder, hob alle vier Arme, und schlug den Kopf auf den Stein, bis Blut und ein Schwall gelber Flüssigkeit herausspritze. Dann hielt er inne, ließ den Rest Flüssigkeit aus dem Loch abtropfen, schob zwei Finger hinein und riss mit einem einzigen kräftigen Ruck die Schädeldecke ab. Ein Sprühregen frischen Blutes überzog sein Froschgesicht mit roten Sommersprossen. Was er dann, mithilfe seiner rührigen Finger und seiner breiten, langen Zunge und mit dem schwammigen Inhalt des Schädels machte, legte selbst mir das Entsetzen wie kalten Dunst auf die Sinne.

Ich ahnte nicht einmal, wie lange sich das Emblem bereits auf der Leinwand befand. Es war aus dem eiskalten Nebel des Grauens, der mein Denken und meine Wahrnehmung gelähmt hatte, irgendwann still und heimlich aufgetaucht.


8. September 2009, 2.01 Uhr nachmittags

Uns wurden ergänzend zum Bildmaterial Passagen der Übersetzungen vorgetragen.
Ich fasse kurz zusammen:
1. Die Rasse, welche diese Aufzeichnungen in der Erdumlaufbahn geparkt hatte, ist in eine andere Galaxie geflohen.
2. Die prähistorische Trichtersiedlung war ein letzter Zufluchtsort der Trichterbauer. Somit ist diese Rasse ausgelöscht, nicht aber ihre Hinterlassenschaft. Die Kampfschiffe und die sogenannten Generäle handeln autark und erfüllen weiterhin ihr Programm. Es gibt keine Trichterbauer mehr, die diese Programmierung löschen könnten.
3. Das bedeutet, die Kampf- und Werftschiffe ziehen weiterhin in Flottenverbänden durch die Milchstraße, um ihren Auftrag, die Flotte zu vergrößern, zu erfüllen. Sie orientieren sich nach Funkwellen, die von Planeten ausgehen, auf denen eine heimische Rasse die entsprechende technische Entwicklungsstufe erreicht hat. Dieses Stadium der Entwicklung ist zugleich für die Generäle interessant, weil sie heimische Industrie benötigen, um die gewünschten Rohprodukte von Sklaven bergen und herstellen zu lassen. Diese Rohprodukte, wie zum Beispiel Eisen, Stahl, Minerale und Kunststoffe werden auf sogenannten Werftschiffen vollautomatisch zu fertigen Produkten, das heißt, zu Kampfschiffen verarbeitet.
4. Unsere Radio- und Funksignale verschiedenster Quellen dürften bereits heute mindestens fünfundsechzig Lichtjahre in den Weltraum hinein reichen. Ein verhängnisvoller Köder, sozusagen.
5. Nachdem eine unterworfene Rasse zu sehr ausgedünnt war oder die Ressourcen des Planeten ausgeschöpft waren, wurde die Restbevölkerung als Nahrungsvorrat auf die Schiffe verbracht. Auf diese Weise haben die Eindringlinge, nach Aussage der Überbringer dieser Nachricht, aus der Galaxie ein Totenhaus gemacht. Ein Indiz aus eigener Forschung passt zu dieser Aussage: Die Erfolglosigkeit unseres SETI-Programms.


Ich brauchte nicht lange mit mir hadern, um meine Meinung zu ändern. Wir müssen uns vorbereiten, auf welche Weise auch immer. Und das geht nur, wenn die Gefahr, in der wir schweben, allen bekannt ist. Massenhysterie hin oder her, davon jedenfalls wird die menschliche Spezies nicht untergehen.


16. September 2009, 11.30 Uhr nachmittags
Wir waren uns immer noch nicht einig. Werden es wohl auch nie sein. Ich fürchtete, die Sache wird uns bald aus der Hand genommen und unter den Teppich gekehrt. Die Abstimmung stand bei vier Stimmen gegen und sechs für die Geheimhaltung.
Diese sechs waren der Auffassung, dass eine Gefahr bestünde, aber nicht von unmittelbarer Natur sei.

Meine abschließende Meinung:
Ich halte diese Geheimniskrämerei für gefährlichen Unsinn. „Nicht unmittelbar“ bedeutet nichts Konkr

An der Stelle endet der Text.

Beide hatten gerade zu Ende gelesen, als der Leichenbeschauer das Dienstzimmer betritt. „Bin fertig, hab ihn zugemacht“, ruft er von der Tür aus ins Zimmer.
„Todesursache?“, fragt der Hauptkommissar.
„Genickbruch durch Treppensturz, aus meiner Sicht also Unfall.“
„Sind sie sicher?“, fragt der Wachtmeister nach.
„Natürlich ist er sicher. Na dann schönen Feierabend, Doktor!“
Der Doktor nickt und dreht sich zur Tür, hält aber dann inne. „Hat die Magensäure den Datenstick unbrauchbar gemacht?“
„Nichts drauf zu erkennen“, murmelt der Hauptkommissar und tut beschäftigt.
„Wieso sagen Sie so etwas?“, fragt der Wachtmeister, nachdem der Leichenbeschauer den Raum verlassen hat.
„Weil wir verdammt noch mal in der Scheiße sitzen, falls die Story wahr sein sollte. Überleg doch!“
Der Wachtmeister starrt ihn mit offenem Mund an.
„Und nun lösch das Zeug und verplappere dich bloß nicht!“

 

Hallo "Asterix",

starkes Ding! Ist nicht einfach, diese epischen Bilder zu schaffen, funktioniert nur durch Deinen "Trick", das Ganze als "Videobotschaft" mit all den Möglichkeiten des Films zu verpacken. Dadurch gerät halt, wie schon andere schrieben, Dein Protagonist zur unbedeutenden Randfigur, wie im Übrigen die gesamte Rahmenhandlung. Auch der einzige große Kritikpunkt (der Rest wäre Feinschliff).

Lovecraft, bei welchem Du hier deutlich Anleihen genommen (ich hoffe, Du streitest es nicht ab) ;),
hat das anders gelöst: Seine epischen Bilder sind mit dem Schicksal oder Handeln eines Protagonisten verbunden.

 

Hallo Florio!

Hast an Lovecrafts Berge des Wahnsinns gedacht?
Ich kenne nur wenig von ihm. War mir oft zu opulent. :D
Habe aber von einigen Autoren Werke zu dem Cthulhu-Motiv gelesen. Das hat Lovecraft ja freigegeben.

starkes Ding! Ist nicht einfach, diese epischen Bilder zu schaffen, funktioniert nur durch Deinen "Trick", das Ganze als "Videobotschaft" mit all den Möglichkeiten des Films zu verpacken.
Danke! Und ja, das war der Gedanke. Die Rahmenhandlung, dieses Rähmchen, kam erst später hinzu.

Seine epischen Bilder sind mit dem Schicksal oder Handeln eines Protagonisten verbunden. Bei Dir wird ist er lediglich überwältigt, dann überstimmt und ermordet. Ein unglaublich passiver Typ.
Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer, man muss auch mal was anderes probieren. ;)

Lieben Dank!

 

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