Was ist neu

Trübes LIcht

Mitglied
Beitritt
15.12.2003
Beiträge
82
Zuletzt bearbeitet:

Trübes LIcht

Trübes Licht

Ich schaffe es ja doch nicht. Der Weg zum unbekannten Ziel ist so lang und der Nebel ist so dicht. Weiter laufe ich hinein in das trübe Grau. Unwirklich nehme ich Umrisse meiner Umgebung war. Sind es Häuserreihen oder ist es eine Mauer? Laufe ich eine Straße entlang oder bin ich in einem Labyrinth gefangen? Es bleibt mir wohl nichts weiter, als geradeaus zu rennen, immer zum Licht. Wo ein Licht ist, ist eine Hoffnung.
Doch alles ist so nass und feucht um mich herum. Mein Hemd klebt schon, durchtränkt von Wasser, das in der Luft schwebt. Oder schwitze ich?
Ist es heiß oder friere ich? Meine eigenen Schritte höre ich weit hinter mir wiederhallen, oder sind es die Schritte, eines anderen. Oder anderer?
Ich weiß es nicht, denn das Geräusch klingt nur sehr verzerrt als Echo zu mir herüber. Egal, ob tausend oder ob nur ein Mann mich verfolgen, Freunde können es nicht sein, an diesem toten Ort. Mein Freund muss hier irgendwo auf mich warten. Doch wo er ist, vermag ich nicht zu sagen.
Das Licht soll mich dorthin geleiten.
Jetzt geschieht etwas. Ich höre Stimmen in der Ferne, dann Reifengeräusche. Es nähert sich ein Jäger auf flinkem Gefährt. Reifen auf dem nassen Asphalt - es kommt näher und wird immer lauter. Ich renne schneller, doch zu welchem Zweck?
Neben mir sehe ich eine Lücke in der Mauer des wirren Labyrinthes aus grauem Stein oder was auch immer es sonst ist. Ich nutze die Möglichkeit, aus der Linie des Gefährtes zu verschwinden und laufe durch das Loch, dass mir zur Flucht verhelfen könnte.
Das Gewicht, unter meinen Arm geklemmt, der Schlüssel zu Glückseligkeit und Ruhm wiegt schwer und fordert all meine Kraft, es weiter zu tragen. Doch ohne es am Ziel hätte ich nichts erreicht.
Nicht weit hinter mir stoppt der Wagen und ich höre die Geräusche von zuschlagenden Autotüren. Sie haben mich fast. So bin ich also doch verloren. Am Schluss soll mein Lauf umsonst gewesen sein?
Am Ende der engen Gasse, dem Fluchtweg, der nun doch keiner sein sollte, angekommen, renne ich nach links. Wieder eine breite, lange Straße habe ich vor mir und kein Ziel ist in Sicht. Hinter mir, die Sohlen flinker Schuhe, trabend in schnellerem Schritt, als meine eigenen. Nicht nach hinten sehen, denke ich mir, und dann tu ich es doch. Figuren mit Hüten sind es, rasch laufend und mit kräftigen Schritten näher kommend. Mir ist, als ob sie mich schon greifen, doch können sie es nicht, da mich noch ein paar lange Schritte von ihnen trennen.
Da, in gar nicht allzu großer Ferne kann ich das Licht wieder sehen. Wo das Licht ist, ist das Ziel und wo das Ziel ist, wartet mein Glück. Der Gedanke gibt mir neue Kraft und lässt mich nicht straucheln, so kurz vor dem Ende. Oder ist es noch fern?
Die Schritte höre ich jetzt deutlich. Das pochende, widerhallende Geräusch ist nah und ich kann nun auch schon ihr angestrengtes Atmen hören. Fremde Stimmen rufen giftige Worte hinter mir. Sie klingen gar unwirklich in meinen Ohren und beschreiben Verderben und Strafe für mich. Nun kann ich die grauen Gestalten schon atmen hören. Die winzige Distanz zu den unbarmherzigen Jägern ist auf einen Katzensprung geschrumpft. Zwei Schritte trennen mich noch von ihnen. Mein Lauf wird schneller, doch es gelingt mir nicht, ganz fort zu kommen.
Als ich all meine Kraft verbraucht habe, seh ich das Ende des langen Weges. Dort ist ein Wall aus starkem Stein gemauert und das Licht dahinter schwebend in der grauen Suppe des Nebels. Ich laufe so schnell meine Füße mich zu tragen vermögen, doch mein Vorsprung schrumpft nun nur etwas langsamer. Den Wall habe ich fast erreicht, doch es scheint keinen Durchgang zu geben. Hinter mir nahes Keuchen, wie Wölfe, die jede Sekunde mein Bein fassen könnten. Da sehe ich eine Lücke in die massive Wand geschlagen. Fünf kräftige Sätze noch, ich sehe das eiserne Tor aufgehen und eine weitere Gestalt dort stehen, die gleich hinter dem Wall verschwindet. Mein Freund und damit das Ende meiner Flucht sind in greifbarer Nähe. So nah vor dem Ziel scheint nun doch alles verloren, als mich eine kräftige Hand an der Schulter zu packen vermag. Ein stählerner Griff, wie der Biss eines Raubtieres. Ich strauchle und gehe kurz hinter dem Tor zu Boden. Es fällt hinter mir ins Schloss. Eine Hand voll weiterer Gestalten, die mich verfolgten, wird im vollen Laufe unsanft durch die Härte des nun geschlossenen Stahltores gebremst. Dann vernehme ich einen Kampf zweier fast gleich aussehender Gestalten, unmittelbar neben mir.
Wer der Verbündete und wer der verbliebene Feind ist, kann ich nicht erkennen. Genauso wenig sehe ich, wer die Überhand behält. Plötzlich bemerke ich, dass das Gewicht weg ist, das ich unter meinem Arm trug. Panisch schaue ich um mich und suche die Umgebung nach meiner Last ab.

Nach kurzer Suche entdecke ich sie schließlich.
Die unscheinbare Sporttasche, türkisgrün und voller edlem Schmuck ist sie. Ich laufe hin und hebe sie auf. Ein dumpfer Schlag lässt mich aufschrecken. Der Kampf der zwei Gestalten ist zu Ende und der Sieger rennt zielstrebig auf mich zu. Angst überkommt mich und das zermürbende Gefühl der Unsicherheit. Nun weiß ich nicht, ob ich den nahenden Läufer schlagen soll oder nicht. "Nichts wie weg hier," ruft er und spornt mich an, mit ihm zu laufen. Das Licht ist jetzt ganz nah. Ich sehe nach oben und lese die einfallslose Leuchtreklame, die für mich soviel bedeutete die letzten Augenblicke. "Verfluchtes Sauwetter, musstest du dir gerade diesen Park am Arsch der Stadt als Treffpunkt aussuchen?" denke ich bei mir und setze eine grimmige Mine auf. Dann steige ich in das schwarze Auto und bin froh, die Strapazen hinter mir zu haben. "Verdammte Bullenschweine" höre ich meinen Fahrer sagen. Ich stimme ihm zu.

ENDE

 

Hi Kingofloss

Schön, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen. Ich war mir auch selbst nicht ganz sicher, ob meine teilweise wohl fast zu theatralischen Umschreibungen überhaupt beim Leser ankommen. Es war ein Experiment. Einfach mal neues Terrain betreten und was ganz anderes ausprobieren. Schön, dass dir die Idee gefallen hat.
Es liegt mir aber einfach nicht so. Ich versuche immer, alles abstrakt darzustellen, aber auch noch so, dass es der Leser nachvollziehen kann. Und wie du sagst, ist es mir wohl nicht ganz gelungen. Es fiel mir schwer, das gesunde Mittelmaß zu finden, weswegen ich solche Geschichten wohl auch in Zukunft nicht mehr schreiben werde.
Danke noch einmal für deine Kritik und frohes Fest

Gruß

Don

 

hallo DonDaumen

ich weiß nicht, ob es an den ersten beiden Sätzen lag, die sich reimten, aber die Geschichte las sich für mich über weite Strecken wie der Text eines hip hop songs, aber das nur nebenbei.

Gerade das Abstrakte, und die seltsame Sprache deiner Geschichte, machte mich anfags glauben, es handle sich bei deinem prot um ein Reh, das sich auf der Flucht vor jägern befindet.

vom realistischen Standpunkt aus gesehen, finde ich ein paar mehr Erklärungen könnten ihr nicht schaden.

zum beispiel dieser Satz:

Das Gewicht, unter meinen Arm geklemmt, der Schlüssel zu Glückseligkeit und Ruhm wiegt schwer und fordert all meine Kraft, es weiter zu tragen. Doch ohne es am Ziel wäre meine Flucht sinnlos.

Warum ist seine Flucht sinnlos wenn er die Beute verliert? Auch wenn er ohne sie weiterflüchtet, hat er doch Leben und Freiheit die es zu retten gilt?

grüße

Porcupine

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi porcupine

Erst einmal danke, dass du meine Story gelesen hast. Du hast wohl recht. Der Text ist mir im Endeffekt etwas misslungen. Er wäre wohl besser in der Rubrik "Experimente" aufgehoben. Denn genau das stellte er für mich dar. Ein Versuch, mal einen völlig neuen Stil zu probieren. Anhand eurer Kritiken sehe ich, dass es mir wohl nicht ganz gelungen ist.

Dass meine Geschichte sich anhört, wie ein HipHop - Song finde ich zwar eher weniger, aber deine Interpretation finde ich trotzdem sehr interessant. Ich habe hier wohl fast zu krampfhaft versucht, einen ausgefallenen Text mit einem doch nicht ganz alltäglichen Schreibstil zu schreiben. Eigentlich wollte ich die Geschichte erst am Schluss auflösen, aber den Leser doch nicht ganz im Dunkeln umherirren lassen. Dass die Pointe zu durchsichtig ist, fiel mir erst auf, als Kingofloss es sagte. Werde wohl nicht mehr weiter in dieser Rubrik veröffentlichen. Das ist einfach unbekanntes Terrain für mich. War ein netter, kleiner Ausflug für mich, mehr aber auch nicht.

Noch einmal danke, dass du meine Geschichte gelesen hast. Und danke auch für deine Kritik. Du kannst ja einmal eine Story von mir lesen, die in einem anderen Stil, den ich wohl auch besser beherrsche, geschrieben ist.

Wünsche dir einen guten Rutsch.

Grüße

Don

 

Hallo Don,

schade, dass Du aus den Kritiken den Schluß ziehst, dieses Schreibexperiment nicht weiter zu verfolgen.
Was verstehst Du unter „abstrakt“- unbeteiligt?
Wenn der Leser die Empfindungen, den Streß des Prot. spüren würde, wäre die Geschichte sicher spannender. Auch Andeutungen (der Prot. gibt Hinweise zum Geschehen, die der Leser noch nicht deuten kann) sind sicher günstig.

Formulierungen wie (Zitat):
„Doch wo er ist, vermag ich nicht zu sagen.“

„Mein Lauf wird schneller, doch es gelingt mir nicht, ganz fort zu kommen“

vermitteln eher den Eindruck, dass es egal ist, was passiert, klingen wirklich unbeteiligt.

Folgendes hat mich an älteres Deutsch erinnert, klingt ein wenig nach Übersetzungen der Odyssee, passt nicht in die moderne Szene:

„Es nähert sich ein Jäger auf flinkem Gefährt“

„Sohlen flinker Schuhe, trabend in schnellerem Schritt“

Alles kein richtiger Grund, nicht an dieser Stelle weiter zu machen…

LG;

Tschüß… Woltochinon

 

hi Woltochinon

Nach langer Abstinenz melde ich mich nun auch einmal wieder zu Worte. In letzter Zeit hatte ich weder Lust, neue Geschichten zu schreiben, noch zündende Ideen. Doch ich melde mich jetzt mit breiter Brust zurück, um euch allen mal wieder hallo zu sagen: "Hallo."

Danke für deine Kritik an diesem alten Schinken. Ich habe mich sehr gefreut und war auch nicht wenig überrascht, nach so langer Zeit noch neue Kritiken auf meine Stories zu lesen. Diese Story war ein Experiment, welches mir eindeutig nicht sehr gut gelungen ist. Dafür ist Kritik da. Eben um anderen ihre Fehler aufzuzeigen. Ich kenne sie jetzt. Danke dafür, Woltochinon und auch den anderen hier.

Gruß
Don

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom