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Truri (Heidjer Platt)
Truri
Ik wull hier mol vertelln, wie mi dat so geit wenn ik so ganz alleen upstohn muss un keen Minsch is be mi. Dann feul ik me truri. Dann go ik langsam in Kök in un stell de Kaffemaschin an un breu me een Kaffe. Zigarett have ik ok all in Muhl indes de Toast nich lang up sik teuben lot un mannigmol kook ik me en Ei to´m Freustück. Ja, alleen smeckt ok gor nich so god. Dann kiek ik fern or röp an.
Dann is se nich do un he is nich do un keen een wull mit me snacken. Dat mokt me mehr truri. Dann leg´ wedder up. Platt makt ensom aver Platt kümmt an. Alleen bin ik glieks nich mehr, wenn ik in Dörpen feu´e. Ünnen, bim Köpmann seg ik nur: Moin! – un erreg Upseen. Een Pund Hackfleisch, Tuffukken fehlt me ok. Buddern have ik noch förn Dag. Se versteiht me ok, obwohl Plattdütsch all lang utstorben is, seggt man hier. – „Darf es etwas mehr sein?“, fröcht me de Verköperin averst lever doch in Hochdütsch. – „Ne, för hüd is noach.!“, seg ik.
In letzter Tide hole ik me öfters Spagel. – „Twee Kilo!“, ha ik me bestellt. Suppenspagel für twee Euro und föftig. Billig noch. Plötzlich nich mehr alleen. To hus tövt all Lü. De Nohbers sind im Gorden to gang und ik blive stohn, segg wat över dat Weer. Poor Wör förn better Verständnis un dann schnell wedder aff in Hus. Ik pack schnell ut, scheel dann bald dann Spagel un de Tuffukken, affwuschen un rin in Topp. Schiermakt is schon, föftein Minuten un dat Eeten is gor. Und dann lot ik me dann frischen Spagel smecken. Ik kook em ganz eenfach un behannel em wi Spagetti. Dat bedütet een Putt full mit Soltwater, upkooken un rinn mit dat junge Gemeuse. Tein Minuten un he is so wiet. Tuffukken lot ok nich lang up sik teuven. Un dann övergät ik dat allns mit geschmolzener Butter. Fun me ut noch een beten Petersilie daröver. Rohen Schinken smeckt da tau am besten. Un dann aff an Disch, welk lengst deckt is un dann lot we uns dat Eeten smecken. Gor nich truri.
Duert gornich mehr lang un de Spageltide is wedder förbi. Tein Kilo hol ik me wohl, Johr för Johr. Dann feuet de Polen ok wedder no Hus. Bis nu hed se Spagel stäken bi uns inne Hei. Or se pilgert no West, vielieks no Holland un helpt do in annere Wies ut um god to verdeenen. Have ik all lang nich mehr un Lust to´m Zwitschern have ik all lang verlörn. – Truri!
Übersetzung:
Traurig
Ich will hier mal erzählen, wie es mir so geht, wenn ich so ganz alleine aufstehen muß und kein Mensch ist bei mir. Dann bin ich traurig. Dann gehe ich langsam in die Küche und stelle die Kaffeemaschine an und brühe mir einen Kaffee. Zigarette habe ich auch schon lange im Mund indes der Toast nicht lange auf sich warten läßt und manches Mal koche ich mir ein Ei zum Frühstück. Ja, allein schmeckt es auch gar nicht so gut. Dann sehe ich fern oder rufe an.
Dann ist sie nicht da und er ist nicht da und niemand will mit mir reden. Das macht mich um so trauriger. Dann lege ich wieder auf. Platt macht einsam aber Platt kommt an. Allein bin ich gleich nicht mehr, wenn ich ins Dorf fahre. Unten beim Kaufmann sage ich nur: "Moin!" und errege Aufsehen. Ein Pfund Hackfleich, Kartoffeln fehlen mir auch. Butter habe ich genug für den Tag. Sie versteht mich auch, obwohl Plattdeutsch schon längst ausgestorben ist, sagt man hier. - "Darf es etwas mehr sein?", fragt mich die Verkäuferin aber lieber doch in Hochdeutsch. - "Nein, für heute ist genug!", sage ich.
In letzter Zeit hole ich mir öfter Spargel. Zwei Kilo habe ich mir bestellt. Suppenspargel für zwei Euro und fünfzig. Billig genug. Plötzlich nicht mehr allein. Zuhause warte schon Leute. Die Nachbarn sind im Garten zugang und ich bleibe stehen, sage etwas über das Wetter. Ein Paar Worte für ein besseres Verständnis und dann ab, wieder ins Haus. Ich packe schnell aus, schäle dann schnell den Spagel und die Kartoffeln, abwaschen und rein in den Topf. Sauber gemacht ist schon, fünfzehn Minuten und das Essen ist gar. Und dann lasse ich mir den frischen Spagel schmecken. Ich koche ihn ganz einfach und behandele ihn wie Spagetti. Das bedeutet einen Topf voll mit Salzwasser, aufkochen und rein mit dem jungen Gemüse. Zehn Minuten und er ist so weit. Die Kartoffeln lassen auch nicht lange auf sich warten. Und dann übergieße ich das alles mit geschmolzener Butter. Von mir aus noch ein bißchen Petersilie darüber. Roher Schinken schmeckt dazu am Besten. Und dann ap, an den Tisch, der ist schon lange gedeckt und gemütlich lassen wir uns das Essen schmecken. Gar nicht traurig.
Es dauert gar nicht mehr lange und die Spargelzeit ist wieder vorbei. Zehn Kilo hole ich mir wohl, Jahr für Jahr. Dann fahren die Polen auch wieder nach Hause. Bis jetzt haben sie Spagel gestochen, bei uns in der Heide. Oder sie pilgern nach Westen und helfen in Holland aus um gut zu verdienen. Das habe ich auch schon lange nicht mehr und zum zwitschern habe ich auch schon lange jede Lust verloren. - Traurig!