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Verbotene Liebe
Verbotene Liebe
Was war nicht in den letzten drei Monaten alles passiert. Es fing ganz harmlos damit an, dass ich einen Brief von meiner kleinen Schwester erhielt. In diesen teilte sie mir mit, sie wolle in der nächsten Zeit heiraten und ich sollte Trauzeugin sein. Ich wäre fast vom Stuhl gefallen. Meine Schwester und heiraten? Sie, die früher nichts von der Ehe wissen wollte, die nur Karriere und Selbstständigkeit kannte. Was für einen Mann mochte das sein, der diesen Wandel erreicht hatte? Ich war ganz gespannt dieses Sonderexemplar kennenzulernen. Noch am selben Tag buchte ich für den Mittwoch der kommende Woche einen Flug nach New York. Die verbliebenen Tage verbrachte ich damit meinen Urlaub zu beantragen und jemanden für meine Wohnung zu finden. Er musste in der Zeit meine Katze versorgen und die Blumen gießen. Endlich war es Mittwoch und ich saß im Flugzeug nach New York. Als ich meiner Schwester Liz mitgeteilt hatte, dass ich die nächste Woche kommen würde, gab sie mir ihre Adresse durch. Sie konnte mich nicht vom Flughafen abholen, denn sie hatte noch wichtige Termine zu erledigen. Nach etwa 12 Stunden Flug, war ich nun endlich am Ziel. Schwerbeladen mit meinen beiden Koffern und einer Handtasche, machte ich mich auf die Suche nach einem Taxi. In dem Moment, als ich es heranwinken wollte, kam von hinten jemand und riss mir die Handtasche von der Schulter. Ich stolperte, konnte mich aber im letzten Augenblick noch auffangen. „Hilfe, meine Handtasche! Er hat meine Handtasche gestohlen!“, schrie ich erschrocken. Ein junger Mann verfolgte den Dieb, der die Handtasche fallen ließ und rannte davon. Mein junger Held kam zurück und überreichte mir die Tasche. Ich öffnete sie und stellte fest, dass meine Papiere und Geld noch vollzählig waren. Als Belohnung lud ich ihn auf eine Tasse Kaffee ein. Im Gespräch erzählte er mir, dass er Assistenzarzt wäre. Als wir uns unterhielten, ging mir durch den Kopf: Dieser Mann könnte dir gefallen. Er hatte so eine nette natürliche Art. Aber ich konnte ihn doch nicht zu einem Wiedersehen drängen. Vielleicht würde man sich irgendwo einmal wiedersehen. In diesem Moment sagte er auch, dass er gehen müsse. Er hätte noch eine Verabredung.
Daraufhin stieg ich in ein Taxi und fuhr zu meiner Schwester. Liz war auch gerade von der Arbeit gekommen. Stürmisch begrüßte sie mich. Sie fragte mich, warum ich erst so spät käme. Ich erzählte ihr von dem Vorfall mit meiner Handtasche und von meinem Helden. An meiner Sprechweise konnte sie erkennen, das ich den jungen Mann sehr nett fand. Sie fragte mich, ob ich ihn wiedersehen würde. Dies verneinte ich. Dann war Liz dran. Sie erzählte, wie ein Wasserfall, von ihrem Freund Maik. Dieser musste einfach etwas Besonderes sein. Er wurde in den schönsten Farben von Liz geschildert. Ich hatte sie noch nie so glücklich gesehen. Heute abend sollte ich ihn kennenlernen. Um 20 Uhr klingelte es. Liz rannte zur Tür, dort empfing sie den Besuch liebevoll. Danach drehte sie sich um und sagte: „Maria, darf ich dir Maik vorstellen.“ Ich war erstarrt, es war mein Held vom Flughafen. „Maria, reiß dich zusammen“, sagte ich mir. „Liz darf nichts merken.“ Lächelnd, aber auch gleich beschwörend, dass er unser erstes Treffen nicht verraten sollte, ging ich auf Maik zu und begrüßte ihn. Er schaute erstaunt, aber er spielte mit und erwähnte unser erstes Zusammenkunft nicht. Wir erlebten einen angenehmen Abend. Am nächsten Tag wollten wir gemeinsam eine Stadtrundfahrt zu besonderen Plätzen New Yorks machen.
Am anderen Morgen saßen wir in der U- Bahn. Unser Weg sollte zum Central Park führen, als plötzlich Lizs Handy klingelte. Nachdem Gespräch berichtete sie, dass ihr Chef sie dringend brauchte. Es wären Geschäftsleute gekommen und die Besprechung, die für nächste Woche vorgesehen war, müsse unbedingt heute stattfinden. Sie schlug vor, da Maik sich extra frei genommen hatte, dass wir beide die Besichtigungen alleine weiterführen. Außerdem kenne sich Maik hier sehr gut aus, weil er hier geboren sei. Sie verabschiedete sich von uns und wir fuhren weiter zum Central Park. Wir flanierten eine Weile durch den Park. Die Sonne meinte es gut mit uns und deshalb spendierte Maik uns ein Eis. Wir stellten fest, das wir den gleichen Geschmack hatten. Maik zeigte mir noch die Freiheitsstatue und einen kleinen Teil von Manhattan. Am Ende des Tages war ich erschöpft, aber auch sehr glücklich. Maik war ein angenehmer Erzähler und Begleiter. Ich hatte viele Gemeinsamkeiten bei uns festgestellt und war ein wenig traurig als wir uns abends trennten.
Am anderen Tag gingen Liz und ich Brautkleider anschauen. Ich war gar nicht bei der Sache! Komischerweise musste ich immer nur an Maik denken. Ich rief mich zur Ordnung und sagte mir: „Er ist Liz Bräutigam. Schlag ihn dir aus dem Kopf. Liz merkte, dass ich unkonzentriert war und fragte: „Maria, was ist los mit dir? Hat dein Verhalten mit Maik zu tun? Magst du ihn nicht?“ „Doch er ist doch ganz nett. Es ist alles in Ordnung.“ Am Abend trafen wir uns mit Maik in einem Restaurant, um das Hochzeitessen zu besprechen. Sie schwärmte von ihrem Hochzeitskleid und guckte ihn dabei ganz verliebt an. Die Beiden küssten sich immer wieder. Ich neckte sie und meinte: „Muss Liebe schön sein.“ Dabei wollte ich nur über meine Verlegenheit hinwegtäuschen, denn ich merkte, dass ich eifersüchtig auf Liz war. Es konnte doch nicht sein, nein, ich hatte mich nicht in Maik verliebt. Er war der Freund meiner Schwester, es durfte nicht sein. Außerdem sollte ich Trauzeugin sein .Schnell aber wurde ich wieder in die Realität zugeholt, ich wurde gebraucht, denn die Vorbereitungen für die Hochzeit liefen auf Hochtouren. Wir kamen nicht zum Nachdenken und hatten wenig Zeit für einander. Nach einigen arbeitsreichen Tagen, in denen wir das Nötigste erledigt hatten, schlug Maik vor, einen Nachmittag zum Ausspannen zu Nutzen. Wir fuhren außerhalb der Stadt zu einem kleinen See. Dort angekommen, sahen wir, dass das schöne Wetter auch andere Leute auf diese Idee gebracht hatte. Wir suchten uns ein schönes Plätzchen und breiteten unsere Decke dort aus. Danach gingen wir sofort Schwimmen. Wir liefen über den langen, schmalen Steg und sprangen kopfüber ins Wasser. Leider konnte man wegen der vielen Menschen nicht so ausgiebig schwimmen wie man wollte. Rücksichtnahme war angesagt. Bald hatte ich genug vom Schwimmen und rief Liz und Maik zu: „Es ist mir hier zu voll. Ich gehe raus.“ Plötzlich wurde ich in die Tiefe gezogen. Die kalte Strömung ließen meine Beine steif werden, sodass ich nicht mehr schwimmen konnte. Ich bekam Panik. Danach muss ich wohl ohmmächtig geworden sein, denn ich kann mich an nichts mehr erinnern.
Erst wieder als ich Maik über mich gebeugt sah und seine Lippen auf meine Lippen spürte. „Ich glaube sie kommt wieder zu sich“, hörte ich ihn von weiten sagen. „Maria, du hast uns einen Schrecken eingejagt“, sagte Liz erleichtert. In Maiks Augen sah ich das die Angst in Erleichterung umschlug. Ich meinte mehr als freundschaftliche Angst und Sorge zu sehen. Es war Liebe. Er empfand das Gleiche für mich wie ich für ihn. Ich war mir jetzt hundertprozentig sicher. Maik nahm mich auf seine muskulösen Arme und ich legte meinen Kopf an ihn und fühlte mich geborgen wie lange nicht mehr. Aber leider waren wir schon bald am Auto angekommen und er setzte mich auf den Rücksitz. Die Fahrt zur Wohnung verlief schweigsam. Dort angekommen fragte er mich besorgt, ob ich alleine gehen könne. „Es geht mir schon wieder sehr gut“, antwortete ich und guckte ihn dabei verträumt an. Wie sollte es mit uns beiden weitergehen, in zwei Tagen war schon der Polterabend. Ich musste mit ihm reden, er durfte Liz nicht heiraten. Mit dem Gedanken ging ich zu Bett. Ich träumte von einer gemeinsamem Zukunft in den schillerndsten Farben.
Die Vorbereitungen für den Polterabend beschäftigte uns alle sehr, sodass ich mit Maik nicht alleine sprechen konnte. Liz fragte zwischendurch einmal, ob es mir nicht zuviel würde. Sie war sehr besorgt um mich. Ich bekam ein ungutes Gefühl, durfte ich Liz das antun. Aber schnell waren die Gewissensbisse an die Seite geschoben. Ich konnte doch nicht ihretwegen auf meine große Liebe verzichten. Sie würde jemanden anderen finden.
Am frühen Abend trafen die ersten Gäste ein. Ich hatte heute lange gebraucht um mich anzukleiden. Die Wahl des Kleides fiel mir sehr schwer. Dieser Abend sollte etwas ganz Besonderes für uns beide werden. Der Polterabend musste mit dem Tanz des Brautpaares eröffnet werden, aber dann tanze er nur noch mit mir. Wir würden uns heute abend unsere Liebe gestehen. Ich schaute zu den Bräutigam herüber und meinte, Maik sei nicht nur ein guter Tänzer, sondern auch ein sehr guter Schauspieler. Er sah Liz so glücklich und verliebt an, aber ich wusste es besser, wie es um ihn stand. Nach dem Tanz kam er herüber und fragte mich, ob ich ihn diesen Tanz schenke. Was für eine Frage, selbstverständlich, ich war glücklich. Als wir miteinander tanzten, legte ich verträumt meinen Kopf an seine Schulter. Ich erzählte ihm, dass ich ihn vom erstem Augenblick an geliebt hätte. Wir sollten zur unserer Liebe stehen, er könne Liz nicht heiraten, er würde unglücklich sein. Erstaunt blieb er mitten im Tanz stehen und schaute mich an. „Wie kommst du auf diese Idee? Ich bin der glücklichste Mann auf dieser Welt, ich liebe Liz“, erwiderte er. Diesen Schock musste ich erst einmal verkraften. „Was ist mit deinen Kuss auf dem Steg am See? Deine Sorge und Angst um mich dort. Verdrängst du da nicht etwas“, schrie ich gedämpft hervor. „Maria, es tut mir leid, wenn du das falsch gedeutet hast. Du bist die Schwester meiner Braut, dass ich mir deshalb Sorgen mache, ist doch ganz verständlich. Ich glaube du hast etwas sahst in meinem Blick was nicht existierte“, antwortete Maik. Ich riss mich von ihm los und lief aus dem Saal.
Jetzt muss ich allein sein. Tränen rollten über meine Wangen. Wie konnte es geschehen, dass ich mich so getäuscht hatte. Könnte ich jemals wieder direkt in seine Augen sehen. Mein erster Gedanke war mit Liz zu reden und ihr zu sagen, dass ich nicht ihre Trauzeugin sein kann. Aber diesen verwarf ich schnell wieder, denn dann müsste ich ihr gestehen, das ich Maik liebe. Liz würde mir dieses nie verzeihen. Die Gedanken jagen mir nur so durch Kopf. Was sollte ich machen? Es gab nur zwei Möglichkeiten: Die eine, ich nehme nicht an der Trauung teil, dann muss ich Liz die Wahrheit sagen. Die zweite Möglichkeit: Ich reiße mich zusammen und werde Trauzeugin sein, auch wenn es für mich sehr schwer wird. Meine Schwester wird dadurch nichts von meiner Liebe zu Maik erfahren. Nach langen Hin und Her entschied ich mich für die zweite Möglichkeit. Der Tag würde zwar sehr schwer für mich, aber so brauchte ich Liz nichts erklären. Meine Liebe zu Maik musste ich bekämpfen, koste was es wolle. Meine Schwester sollte glücklich werden mit Maik, wenn ich ihn schon nicht haben konnte.
Am Hochzeitstag vor der Trauung nahm ich Maik das Versprechen ab, Liz nichts zu erzählen. Er meinte wir könnten trotz allem doch Freunde werden. Ich versprach es, aber bat ihn mir etwas Zeit zu lassen. Bei der Hochzeitzeremonie, als Liz den langen Gang zum Altar hoch ging, sah ich in ihren Augen ein Leuchten, da wusste ich, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Nach dem Hochzeitsessen verabschiedete sich das Brautpaar und fuhr auf Hochzeitsreise.
Ich war erleichtert den Tag überstanden zu haben. Jetzt hatte ich Zeit Abstand zu gewinnen. Zu Hause wartete viel Arbeit auf mich, dadurch bekam ich keine Zeit zum Nachdenken.
Inzwischen habe ich einen Mann kennengelernt und gemerkt was wirklich Liebe ist.