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Vergissmeinnicht

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02.01.2002
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Vergissmeinnicht

Es war im letzten Frühjahr. Ich hatte den Abend bei einer Freundin verbracht und fuhr mit dem Fahrrad nach Hause. Es war bereits dunkel. Kaum dass ich losgefahren war, setzte Nieselregen ein. Ich zog mir mit einer Hand die Kapuze über den Kopf und trat fester in die Pedale. Als ich die Eisenbahnbrücke passiert hatte, wurde der Regen stärker. Kalter Wind blies mir entgegen. Immer wieder musste ich nach meiner Kapuze greifen, damit sie nicht verrutschte. Meine Füße glitten von den Pedalen und ich geriet ins Schlingern. Wie aus dem Nichts tauchte ein Auto auf und verfehlte mich nur um ein paar Zentimeter, um gleich darauf in der Dunkelheit zu verschwinden. Mit zitternden Beinen stieg ich vom Rad. Vor dieser Kurve hatte meine Mutter mich schon als Kind gewarnt. Autofahrer konnten einen Fußgänger oder Radfahrer erst im letzten Moment erkennen. Statt eines Bürgersteigs gab es hier nur den schmalen Seitenstreifen, auf dem ich mich hielt. Rechts davon lag ein kleiner Wald. Ich schob mein Rad über den erdigen, vom Regen aufgeweichten Boden seines Randes. Ab und zu streifte ein Zweig mein Gesicht. Ich fror.

Ein Geräusch ließ mich aufschrecken. Ein Tier? Kurz darauf hörte ich erneut etwas. Ein Knacken, als wenn jemand durch das Unterholz stapfte. Unwillkürlich blickte ich mich um. Weit und breit war niemand zu sehen. Es knackte noch einmal, diesmal lauter. Ich konnte es trotz meiner Kapuze deutlich hören. Mein Herz klopfte schneller. So nah an der Straße hatte ich noch nie ein größeres Tier im Wald gesehen. Vielleicht mal im Vorbeifahren ein Kaninchen oder ein Eichhörnchen ... Es knackte zum dritten Mal. Ich biss mir auf die Lippen. Was für ein Tier trieb sich hier herum? Ein Fuchs etwa? Ein streunender Hund? Die Kurve wollte und wollte kein Ende nehmen. Sei nicht albern, schalt ich mich, egal was für ein Tier hier umhergeistert, es wird dir nicht zu nahe kommen.

Ein Stöhnen drang an mein Ohr. Ich erstarrte. Meine Hände krampften sich um den Lenker. Der grauenvolle Laut wiederholte sich. Mein Herz raste. Solch ein Geräusch konnte kein Tier von sich geben. Der Regen prasselte auf mich nieder, zu meinen Füßen bildete sich eine Pfütze, doch ich konnte mich nicht von der Stelle rühren. Fahr weg!, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf, aber irgendetwas hielt mich zurück. Ich räusperte mich und rief ein zaghaftes »Hallo?« in den Wald hinein. Keine Antwort. Ich rief ein zweites Mal, diesmal lauter. Sekunden später meinte ich, ein Wimmern vernommen zu haben.

Meine Blicke suchten das Unterholz ab, ohne das Dunkel durchdringen zu können. Ein Auto näherte sich. So dicht wie möglich schob ich mich ans Gehölz. Für einen Moment tauchte der Scheinwerfer das Waldstück in gleißendes Licht und enthüllte eine zusammengekauerte Frauengestalt wenige Meter von mir entfernt. Ihre Augen starrten mir entgegen. Ich schrie, das Licht erlosch, der Lenker glitt mir aus den Händen und das Fahrrad fiel zu Boden. Zwei, drei Mal holte ich tief Luft, ehe ich einen Schritt auf die Stelle zu machte, bei der ich die Gestalt vermutete.

Endlich konnte ich die Frau in der Dunkelheit ausmachen. Sie lehnte in gekrümmter Haltung an einen Baum. Ihre Kleidung war vom Regen durchnässt. Meine Stimme bebte, als ich sie ansprach und nach ihrem Namen fragte. Sie gab keine Antwort.

»Ich möchte Ihnen helfen, bitte sagen Sie mir doch -« Ich stockte. Was ich zuerst für Regennässe gehalten hatte, glänzte im erneuten Scheinwerferlicht in dunklem Rot. Ich stolperte zwei Schritte zurück.

»Warten Sie hier, ich ... ich hole Hilfe«, stammelte ich und stürzte zur Straße, wo ich nur noch die Rücklichter des eben vorbeigefahrenen Autos sah. Ich tastete nach meiner Jacke; ausgerechnet heute hatte ich kein Handy dabei. Hinter der Kurve stand jedoch eine Telefonzelle, die ich vom Vorbeifahren kannte. Während ich die Straße entlangrannte, betete ich, dass sie nicht defekt war.

Sie war es nicht. Ich hatte weder Geld noch eine Telefonkarte bei mir, doch der Notruf funktionierte auch so. Ich nahm mir keine Zeit um durchzuatmen, sondern betätigte sofort den Hebel. Eine nette Frauenstimme meldete sich. Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu Wort zu kommen, dann sprudelten die Sätze aus mir heraus. Ich gab der Frau den Ort durch und bat dringend um einen Krankenwagen. Als ich einhängte, fühlte mich mich ein wenig besser. Eine Viertelstunde, zwanzig Minuten vielleicht, dann würde der Notarzt kommen. Das musste reichen, die Frau durfte noch nicht so viel Blut verloren haben. Mir schwindelte. Fünf Minuten gönnte ich mir in der Telefonzelle, bevor ich ins Freie trat. Es graute mir davor, die Verletzte wieder aufzusuchen. Ich hatte keine Ahnung von Erster Hilfe, aber ich konnte sie nicht bis zum Eintreffen des Krankenwagens alleine lassen. Mich schauderte beim Gedanken an ihr Stöhnen. Ich wollte diesen Laut nicht mehr hören, aber ich musste ihr mitteilen, dass Hilfe unterwegs war. Ihre Augen wollten mir nicht aus dem Kopf gehen. Große, dunkle Augen in einem winzigen Gesicht. Ich straffte die Schultern und lief zur Unfallstelle zurück. Der Regen hatte nachgelassen. Kein einziges Auto war zu sehen. Mein Fahrrad lag auf dem Boden, wie ich es verlassen hatte. Ich zögerte, hielt mich am Waldrand und rief nach der Frau.

»Hallo?«

Nur der Wind fuhr durch die Blätter, sonst blieb alles still.

»Hallo, bitte haben Sie keine Angst, ich habe Hilfe gerufen! Der Krankenwagen ist schon unterwegs!«

Stille.

So sehr mich das unheimliche Stöhnen gegruselt hatte, so sehr wünschte ich mir jetzt einen Laut der verletzten Frau herbei. Ob sie sich weiter in den Wald hineingewagt hatte? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich hatte sie nur kurz gesehen, aber ihre Haltung hatte große Schmerzen verraten. Außerdem musste sie begriffen haben, dass ich weggelaufen war, um Hilfe zu holen.

Ich zog meine Jacke enger an meinen Körper. Einen kurzen Moment lang erwog ich, mich in den Wald vorzuwagen, doch ich verwarf die Idee sogleich wieder. Es konnte sich nur noch um Minuten handeln, bis die Sanitäter eintreffen würden. Ich blieb in der Kälte neben meinem umgestürzten Fahrrad stehen, bis mich ein Autogeräusch aus meinen Gedanken riss. Beim Umdrehen blendeten mich das Blaulicht des Krankenwagens. Ich blinzelte. Zwei junge Männer sprangen aus dem Auto und kamen mir entgegen. Ich erklärte in knappen Sätzen die Situation. Einer der beiden kratzte sich am Nacken.

»Sie ist also weiter in den Wald hineingelaufen?«

Ich zuckte die Schultern. Einer der Männer holte eine Taschenlampe aus dem Wagen. Ich sah ihnen zu, wie sie zwischen den Bäumen umherwanderten und nach der Frau riefen. Der Lichtstrahl glitt über den Boden und über die Sträucher. Ohne Erfolg. Ich trat ein wenig hin und her, richtete mein Fahrrad auf, wischte den Sattel ab und starrte in den Wald hinüber. Zwanzig Minuten mochten vergangen sein, als die Sanitäter zurückkamen.

»Sind Sie sicher, dass die Frau schwer verletzt war?«, fragte mich einer von ihnen. Ich verzog das Gesicht.

»Hören Sie, ihr ganzer Oberkörper war blutdurchtränkt, sie kann nicht tiefer in den Wald hineingelaufen sein!«

»Das kann sie in der Tat nicht«, bestätigte der andere, »der sogenannte Wald ist nämlich nicht der Rede Wert; ein paar Dutzend Schritte und schon stößt man an eine Grundstücksmauer. Viel Platz zum Verstecken ist dort nicht.«

Ich schwieg.

»Könnte es sein, dass ein Autofahrer sie mitgenommen hat?«

Ich schüttelte den Kopf.

»In der ganzen Zeit, die ich weg war, kam nicht ein Auto vorbei. Wenn, dann müsste der Fahrer gewendet haben ...« Ich merkte selber, wie unwahrscheinlich das klang und sprach nicht weiter. Die Sanitäter tauschten einen kurzen Blick aus.

»Sehen Sie, es ist gut, dass Sie uns gerufen haben, aber wir können hier beim besten Willen nichts mehr tun. Natürlich werden wir Meldung erstatten und wenn die Frau doch noch auftauchen sollte ..."

Ich presste die Lippen aufeinander. Als sie mir anboten mich nach Hause zu fahren, lehnte ich ab. Ich war wütend, obwohl ich wusste, dass den Sanitätern nichts anderes übrig blieb, als wieder in ihren Wagen zu steigen und zu fahren. Ich überprüfte den Dynamo meines Rades und schob es auf die Straße. Der Regen hatte aufgehört. Ich ließ meinen Blick automatisch schweifen, in der Hoffnung eine Spur der verschwundenen Frau zu finden. Einen Schal, einen Handschuh oder eine Tasche. Irgendetwas. Ich sah nichts. In einem letzten Impuls ging ich noch einmal den Straßenrand entlang. Mein Blick tastete über die Pfützen, den Erdschlamm, die Gräser, die Sträucher - ich hielt inne. Hinter einem der Sträucher lag etwas. Vorsichtig strich ich die Blätter beiseite. Ich schnappte nach Luft und hielt mich am Fahrrad fest. Wie oft schon war ich hier vorbeigefahren, ohne das Holzkreuz zu bemerken? Der eingeritzte Name war in der Dunkelheit nicht zu entziffern. Das Datum aber erkannte ich. Und ich erkannte noch mehr. Nie kam mir der Weg nach Hause länger vor als in jener Nacht.

Dort angekommen setzte ich mich an den Computer und recherchierte im Internet. Das Ergebnis verursachte einen Stich in meiner Magengrube. Vor genau einem Jahr war es passiert. Eine verregnete Nacht. Eine gefährliche Kurve. Ein Auto mit überhöhtem Tempo. Und keine Rettung. Ich starrte lange auf den Bildschirm, ehe ich zu Bett ging.

In dieser Nacht fand ich keinen Schlaf. Sobald ich die Augen schloss, sah ich sie vor mir. Mein Verstand sagte mir, dass das Datum Zufall sein müsse. Der Blick der Frau sagte etwas anderes.

Am nächsten Tag fuhr ich zur Kurve und hinterließ einen Strauß Blumen an dem Kreuz. Vergissmeinnicht. Denn niemand sollte vergessen werden. Nicht im Leben und nicht nach dem Tod.

 

Hallo Ginny!

Deine Geschichte hat mir gut gefallen. Der Plot an sich ist zwar nicht rasend originell, aber der Aufbau ist dir mMn gelungen.
Nachträglich ist es einem unheimlich, dass es die Protagnonistin selbst genauso hätte überfahren werden können.

Zwei, drei Mal holte ich tief Luft, ehe ich einen Schritt auf die Stelle zu machte, bei der ich die Gestalt vermutete.
Solche Sätze würde ich nicht verbinden. Vielleicht sogar einen Absatz machen. Der Leser muss ja auch Zeit haben, tief Luft zu holen. Das wirkt besser. So 'überliest' man ein Teil der Spannung.
Sie musste verletzt sein, anders konnte ich mir ihr Stöhnen nicht erklären.
Ich würde es beim beschreiben des (schmerzhaften)Stöhnens belassen. Dann ist die Überraschung nachher grösser und dass sie verletzt ist, sollte der Leser auch so erkennen können.
»Ich möchte Ihnen helfen, bitte sagen Sie mir doch -« Ich stockte. Was ich zuerst für Regennässe gehalten hatte, glänzte im erneuten Scheinwerferlicht in dunklem Rot. Ich stolperte zwei Schritte zurück.
Sehr schön!
sie kann nicht in den Wald weiter hineingelaufen sein
Sie kann nicht tiefer in den Wald gelaufen sein - würd ich schreiben.
der sogenannte Wald ist nämlich nicht nicht der Rede Wert
ein 'nicht' weniger.

Den Schluss mit dem Vergissmeinnicht wäre eigentlich ganz nett, dass Problem ist, dass man wohl kaum den Mut hat, einen Tag nach der Begegnung mit einem Toten an den Ort zurückzugehen.
Also ich zumindest nicht.

So, das wars in aller Kürze, es kommen ja eh noch andere :).

mfg,

Van

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ginny!

Ernst, melancholisch, nachdenklich - diese drei Begriffe verbinde ich mit deinen Geschichten. Die letzten beiden, die ich von dir gelesen habe, waren in ähnlicher Form geschrieben. Die Geschichte mit dem unsichtbaren Freund und die Geschichte mit den heimkehrenden Soldaten. Namen sind mir entfallen, sorry!

Zu Beginn der Geschichte sind mir die vielen knappen Sätze eher negativ aufgefallen, trotzdem schaffst du es, eine bedrückte Stimmung aufzubauen und ich konnte mir das Szenario gut vorstellen. Spannung war dann durchaus vorhanden, als du das Stöhnen erwähnst und der Satz: "Für einen Moment tauchte der Scheinwerfer das Waldstück in gleißendes Licht und enthüllte eine zusammengekauerte Frauengestalt wenige Meter von mir entfernt." hat mir sehr gut gefallen. Was gibt es gruseligeres, als durch die Dunkelheit zu stolpern und plötzlich vor sich eine Gestalt kauern zu sehen?

"Was ich zuerst für Regennässe gehalten hatte, glänzte im erneuten Scheinwerferlicht in dunklem Rot." Das war mir etwas unklar, da du im nächsten Absatz schreibst: "Kein Auto war zu sehen." Woher dann das Scheinwerferlicht? Ist zwar Erbsenzählerei, aber ist mir aufgefallen.

Bis dahin war genug Spannung vorhanden. "Ich blieb in der Kälte neben meinem umgestürzten Fahrrad stehen, bis mich ein Autogeräusch aus meinen Gedanken riss."

Hier ist m.M. nach ein kleiner Logikschnitzer, denn eine Ambulanz würde (wenn schon nicht mit Martinshorn) zumindest mit Blaulicht ankommen.

Als die Sanitäter ankommen und nichts finden, driftet die Geschichte leider in eine durchschnittliche Folge der Serie "X-Factor" ab. Das ganze folgende Szenario - Prot. findet Grabstein und recherchiert im Internet - könnte ebenfalls einem Drehbuch von X-Factor entsprungen sein. Das ist keineswegs negativ zu sehen, aber für mich ist es ... hm, ziemlich Horror-light, etwas was man bedenkenlos Sonntagsnachmittag ansieht und nach fünf Minuten wieder vergessen hat.

Schade, denn da wäre durchaus mehr drin gewesen. Aber! Ich bin heilfroh, daß die Frau sich nicht als Vampir entpuppt hat und die Sanis beisst :-)

Der letzte Satz der Geschichte wirkt auf mich wieder sehr traurig und melancholisch, fast so, als wolltest du dir damit etwas von der Seele schreiben. Vielleicht (hoffentlich) interpretiere ich da aber auch zuviel rein.

Das war's von mir, vielleicht kannst du damit was anfangen. Ach ja: Schreibstil, Grammatik usw. war (wie von dir gewohnt) 1a.

Viele Grüße
Mike

 

Hi Ginny,

ein klassisches Gruselthema neu erzählt - aber eben schön erzählt. Flüssiges Lesen ist hier kein Problem, obwohl ich das Gefühl hatte, du musstest dich im ersten Absatz "warm" schreiben. Er kommt etwas holprig rüber (Ich sehe gerade, Mike hat soeben vor mir gepostet und teilt meine Meinung dazu).

Ein Geräusch ließ mich aufschrecken. Ein Tier? Kurz darauf hörte ich erneut etwas. Ein Knacken, als wenn jemand durch das Unterholz stapfte.
Hier bin ich etwas gestolpert. Falls beide Geräusche Knacken waren, ist es so ok, andernfalls müssten es mehrere Knacklaute in schneller Folge sein, um ein Stapfen zu rechtfertigen.

Das letzte kurze Kapittel ist wundervoll. Wenngleich Horror nicht wirklich aufkommen wollte - was wahrscheinlich am ehesten darauf zurückzuführen ist, dass man Geschichten dieser Art allzu oft gelesen hat, nicht darauf, dass du sie nicht gut erzählt hast - so kam mit diesen letzten Sätzen eine traurig-schöne Melancholie auf.

Viele Grüße,
Murphy

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Van, hi Mike, Tach Murphy.

Schön, dass Ihr Euch unter meine Geschichte verirrt habt - und danke für's Lesen.

@Van:

dass Problem ist, dass man wohl kaum den Mut hat, einen Tag nach der Begegnung mit einem Toten an den Ort zurückzugehen.
Ja, da hakts noch ein bisschen. Bin mir selbst noch nicht sicher, wie ich das glaubwürdiger gestalte. Es ist ein ähnliches Problem wie bei meinem Text "Heimkehr", wo die Protagonistin auch nicht genug Angst empfindet für das Geschehen.

@Mike:

"Was ich zuerst für Regennässe gehalten hatte, glänzte im erneuten Scheinwerferlicht in dunklem Rot." Das war mir etwas unklar, da du im nächsten Absatz schreibst: "Kein Auto war zu sehen." Woher dann das Scheinwerferlicht?
Damit ist gemeint, dass das Auto vorbeizischte und als die Ich-Erzählerin dann einige Augenblicke auf der Straße steht ist es schon über alle Berge - aber ich lasse sie vielleicht besser etwas länger da stehen, damit es realistischer ist, dass das Auto tatsächlich schon außer Sichtweite ist. Oder aber sie sieht nur noch die Rücklichter in der Ferne und kann es nicht mehr anhalten.
denn eine Ambulanz würde (wenn schon nicht mit Martinshorn) zumindest mit Blaulicht ankommen.
Gut, dann bau ich das Blaulicht besser noch ein - das Signal hab ich extra weggelassen. Ich bin mal mit dem Rettungswagen mitgefahren (es ging zum Glück nicht um mich sondern um meine Begleitung ;-) und die Sache war durchaus brenzlig, aber die Sirene wurde erst später eingeschaltet, erschien mir deswegen nicht so unwahrscheinlich. Dazu kommt hier, dass es halt schon fast Nacht ist und die Straßen leerer sind. <überleg>
Der letzte Satz der Geschichte wirkt auf mich wieder sehr traurig und melancholisch, fast so, als wolltest du dir damit etwas von der Seele schreiben. Vielleicht (hoffentlich) interpretiere ich da aber auch zuviel rein.
<g> Wer weiß.

@Murphy:

obwohl ich das Gefühl hatte, du musstest dich im ersten Absatz "warm" schreiben.
Jep - den Absatz hab ich x-mal umgeändert, aber glücklich bin ich mit ihm immer noch nicht.

Der Text soll insgesamt wirklich in erster Linie Melancholie heraufbeschwören (obwohl mir klar ist, dass die Szene im Waldstück mit der fremden Frau Horror-Potential bietet). Mehr als leichter Grusel kommt hier wohl nicht auf, aber ich wusste nicht in welche Kategorie ich es sonst packen sollte, aber belasse ich es hierbei.

Danke für Eure Anmerkungen, von denen ich die meisten bei der Überarbeitung berücksichtigen werde. :-)

Tata,
Ginny

 

Interessant. Alle Antworten an einem Tag, danach wie abgeschnnitten.
Möchte mich dennoch auch zu Wort melden:
Der Stil ist sehr schön und flüssig, es kommt sogar ein wenig Spannung auf. - Aber letztlich ist das an die Handlung verschwendete Liebesmüh, denn die Pointe ist mehr als lahm. Der x-te Aufguß einer Begegnung mit einem Geist, der irrtümlich für einen Lebenden gehalten wird. Das mag ja vielleicht gerade noch angehen, aber die unheimliche Erscheinung tut auch noch nichts anderes als blutend dazuliegen und einen überflüssigen Sanitätereinsatz zu provozieren.
Mir hätte es besser gefallen, wenn die daliegende Person die Protagonistin selbst gewesen wäre; verletzt und bewußtlos durch die Begegnung mit dem Auto, die doch nicht so glimpflich abging; ihre eigene Rettung rufend, ohne es zu wissen.

r

 
Zuletzt bearbeitet:

Oh, hat meine dezente Aufforderung am Samstag, die Story zu lesen, sich in dein Unterbewusstsein vorgeprescht ... ;-)

Mike1978 schrieb:
Als die Sanitäter ankommen und nichts finden, driftet die Geschichte leider in eine durchschnittliche Folge der Serie "X-Factor" ab.
relysium schrieb:
Aber letztlich ist das an die Handlung verschwendete Liebesmüh, denn die Pointe ist mehr als lahm.
<hust> Es würde mich nicht wundern, wenn's tatsächlich ein paar X-Factor-Folgen gäbe, die ich gesehen habe und die nach diesem Schema spielen.

Machen wir's kurz, der Inhalt ist für eine Gruselgeschichte banal wie sonstwas. Dein Alternativende, Rel, hat was ... wird notiert und vielleicht geklau... äh, übernommen.

Der Stil ist sehr schön und flüssig, es kommt sogar ein wenig Spannung auf.
Dat freut mich allerdings auch schon. :smokin:

Tatá
Ginny

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Ginny,

Butter bei die Fischstäbchen: ich fand diese Story durchwachsen.

Routiniert geschrieben zwar, aber diesmal hat mich etwas an deinem ansonsten fast immer tadellosen Stil gestört: eine Unmenge an kurzen und Kürzestsätzen! Und das nicht nur an den etwas spannenderen Stellen, sondern von Anfang bis Ende. Die Story wirkt oft gehetzt, zu selten einmal längere Sätze, die quasi ein Ausruhen ermöglichen und den Lesefluß abwechslungsreicher gestalten würden.
Für eine actionlastige Geschichte wäre der stakkatoartige Stil schon ok, aber um das Gefühl der Melancholie zu transportieren, ist er mir zu hektisch.
Mit dieser Wertung stehe ich aber im Vergleich zu meinen Vorrednern bißchen allein inne Ecke rum, also laß dir deshalb keine blonden Haare wachsen :D

Die Pointe... ja, hmmm... auch mir kommt sie bekannt vor :D

Hinter der Kurve lag jedoch eine Telefonzelle, die ich vom Vorbeifahren kannte. Während ich die Straße entlangrannte, betete ich, dass sie nicht kaputt war.
Hinter der Kurve lag die Telefonzelle? Wer hat denn die da hingeworfen? :D
„kaputt“ ist arg umgangssprachlich ausgedrückt -> defekt?
Ach, und du kennst die Telefonzelle? Alte Bekannte von dir, was? :p
Will sagen, auch das ist (verglichen mit deiner sonstigen Wortwahl) zu „platt“ formuliert.

Fazit: als Fingerübung finde ich sie ok, aber du hast schon bessere Geschichten gepostet.

Some

 

Tach, Some.

als Fingerübung finde ich sie ok
Wah! Dabei habe ich beschlossen keine Fingerübungen mehr zu posten ... zumindest nicht auf KG.de. Deswegen zieht die Ausrede leider nicht.

Die Sprache lässt sich auf jeden Fall noch überarbeiten, dass die anderen da nicht viel zu meckern hatten heißt ja nicht, dass ich da nicht trotzdem an manchen Stellen nochmal drübergehen muss, deswegen werd ich den Text in der Hinsicht nochmal überdenken. (Der erste Absatz _ist_ holperig und da stören die kurzen Sätze wirklich, nur leider habe ich den tatsächlich schon mehrfach umgeschrieben, irgendwie wurde es nicht viel besser.)

Tjo, und der Inhalt ... es gibt das besagte Kreuz bei mir in der Gegend inklusive der Kurve und meiner Freundin, der Telefonzelle. (BTW: "lag" im Sinne von "Das Haus liegt hinter dem Hügel" etc - nicht zulässig?) Mir war spontan danach, diesen Ort und die Gedanken die mir dazu im Kopf umherirrten, für eine Gruselgeschichte zu verwenden. Daher vielleicht der alles andere als innovative Plot.

Über die Sprache geh ich gern nochmal drüber, den Inhalt zu verändern würde etwas länger dauern bzw wahrscheinlich eine neue Geschichte erfordern - das überleg ich mir mal, ob es sich lohnt.

Danle für deine Kritik! :-)

Ginny

 

(BTW: "lag" im Sinne von "Das Haus liegt hinter dem Hügel" etc - nicht zulässig?)
Nun ja, wenn die Stadt hinter der Kurve liegt, der See hinter der Kurve liegt, das Haus hinter der Kurve liegt... das paßt.
Aber im Vergleich dazu hört es sich seltsam an, wenn hinter der Kurve die Telefonzelle liegt (insbesondere im Präsens) - ich würde eher schreiben: "stand eine Telefonzelle"

 

Hi Ginny,

jetzt kriegste auch mal von dem ´alten´ Salem ne Kritik: :naughty:
Finde, Du schreibst sehr schön und eigentlich recht flüssig. Ich zumindest konnte mich gut in Deine Protagonistin hineinversetzen; ihre Ängste spüren.
Soweit also okay.

Dein gewählter Titel deutet ja schon nicht unbedingt auf Horror hin, aber manchmal trügt ja der Schein. Hier allerdings leider nicht :crying:

Als es losging mit dem ´Knacken´ im Wald, da lachte das Salem-Herz; und dann die blutende Gestalt im Scheinwerferlicht - herlich! -

Aber wo blieb dann der Horror/Grusel? Vielleicht hab ich ja auch was anderes erwartet, aber eigentlich deutete ja alles darauf hin (Regen, einsame Landstraße, Dunkelheit, Wald...). Selbst die Aussage der Sanitäter, dass der Wald eigentlich kein richtiger Wald sei und sich dahinter eine Mauer befinde, ließ mich noch mal hoffen (dachte an einem irren Psycho, der hinter diesen finsteren Gemäuern lauert und einsame Radfahrerinnen abschlachtet :naughty:
Sorry, aber ich glaube, da geht gerade wieder meine Splatter-Fantasie mit mir durch... Nein, Du siehst also, es ist eine Menge Potential in der Geschichte enthalten, um dem Leser eine wahre Gänsehaut über den Rücken laufen zu lassen.
Aber dann nur eine Internetreserche über einen Unfall... Schaaade!

Puh, jetzt schreib ich mal was, und dann kommt das dabei raus; sorry, nicht bös sein :shy:

Auf jeden Fall ganz liebe Grüße! Salem

 

Hey Salem,

danke auch dir für die Kritik. :-)

Hmmm. So langsam erwäge ich, die Geschichte vielleicht in eine andere Rubrik zu verschieben. "Horror" ist es natürlich sowieso nicht und war auch nicht geplant. Aber selbst der "Grusel" sollte nicht mehr als höchstens ein Nebeneffekt sein. Mein Hauptaugenmerk lag eher auf Melancholie, auf Mitleid für die Verstorbene, die noch ein Jahr nach ihrem Tod umhergeistert. Natürlich könnte man aus den Zutaten auch eine richtig gruselige Geschichte machen (<g> zumindest in der Theorie - ob _mir_ das gelänge, steht auf einem anderen Blatt). Dann würde es allerdings eine andre Geschichte werden. Wenn ich den traurigen Charakter verstärke, um den es mir ursprünglich ging, wäre _eventuell_ eine Verschiebung in eine andere Rubrik angebracht ("Seltsam" vielleicht?). Das muss ich mir aber noch genau überlegen.

Mir selber wäre schon am liebsten sie hierzubehalten, nur muss ich dann natürlich in Kauf nehmen, dass die Leser erstmal wegen des sehr niedrigen Gruselfaktors enttäuscht sein werden. Vielleicht gelingt mir bei einer Überarbeitung das ideale Zwischending zwischen Grusel und Melancholie, so dass der Text seinen Hauptaugemmerk auf dem traurigen Aspekt behält, aber auch seine Daseinsberechtigung in dieser Rubrik erfährt. Ich werd's zumindest probieren.

Griasle,
Ginny

 

Falls dein Augenmerk der Traurigkeit gilt, daß das arme arme Unfallopfer immer noch als Geist herumirren muß, ist das auch mißlungen. Ich empfinde derlei beim Lesen überhaupt nicht, denn der Geist tritt ja nur kurz als blutender Körper auf und narrt die Beteiligten. Von Traurigkeit oder gar Leid kommt NULL rüber. Der Geist hat keine Persönlichkeit, er sagt nichts, er denkt nichts, diese ganzen Eigenschaften hast du der Protagonistin gegeben, welche das Zentrum der Geschichte ist.

Als Autor hat man ja in der Regel nicht so die Distanz zu seiner Geschichte. Stell dir mal vor, du würdest eine Geschichte lesen, wo einer Fernsehen schaut und was über den Vietnam-Krieg kommt. Und dann sagt der Autor, der Schwerpunkt soll auf der Melancholie sein. - Nee, das funktioniert nicht.

r

 

Ja, das ist ja das Probem - eine Melancholie rüberzubringen und trotzdem eine Gruselstory daraus zu machen. ICH zumindest kann sowas eigentlich nicht und hab mich von meinen persönlichen Bezügen zu dem real existierenden Ort verleiten lassen. Logisch, dass ich schon allein wehmütig werde, wenn ich an so ein Kreuz in einer Kurve denke, wo ich mir schon seit ich klein bin über dieses das ich angesprochen habe Gedanken mache.

Hm - mich erinnert der Verlauf des Threads irgendwie an meine Geschichte "In Memoriam", wo ich ebenfalls einen Geist auftreten ließ, das Ganze aber traurig sein sollte. Funktionierte überhaupt nicht, bis ich in der Überarbeitung den Geist und alles Übernatürliche strich und mich rein auf den melancholischen Aspekt konzentrierte. Hier kommt mir grad auch eine Idee, wie ich das Ganze so ähnlich gestalten könntze. Dann müsste ich mich nur entgültig von dieser Rubrik verabschieden - was ich aber überleben werde. ;-)

Mal guggen.

Ginny

 

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