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Von Gott und der Welt - Eine kleine Tragödie
Ich fragte einst eine Freundin, warum sie denn an Gott glaube. Als Antwort kam: „Ich wurde so erzogen, warum also nicht?“ Ja, warum denn nicht? Wenn Kinder bei gläubigen Eltern aufwachsen, machen sich diese wohl vorerst keine Gedanken über die Existenz Gottes, warum sollten sie jene denn infrage stellen? Zudem wird man oftmals belohnt, wenn man glaubt und nicht zweifelt. Ob bei Konfirmation, Kommunion oder anderem, die Heranwachsenden bekommen Geld. Nun stellte ich mir, als konfirmierte Person, die Frage, warum ich denn angefangen hatte, an Gott zu zweifeln. Ich wusste es nicht mehr und schob es letztendlich auf meinen gesunden Menschenverstand.
„Glaubst du denn auch an den Osterhasen und den Weihnachtsmann?“ Sie schaute mich schockiert an. Vermutlich fragte sie sich, wie ich es mir anmaßen konnte, Gott mit derlei Hirngespinsten für Kinder gleichzustellen. „Es ist doch klar, dass es die nicht gibt“, sprach sie leicht angesäuert. „ Beweise mir, dass es sie nicht gibt“, sagte ich frech. „Beweise mir, dass es Gott nicht gibt“, war die Antwort – auf ihrem Gesicht ein siegessicherer Blick. Ich führte wissenschaftliche Erkenntnisse, Belege und Studien vor, die die Existenz einer Art „Gott“ nahezu ausschlossen und wurde belohnt mit dem Satz: „Aber man kann ihn nicht zu 100 Prozent ausschließen.“ Nun jedoch klang sie nicht mehr ganz so sicher und ging davon.
Wahrscheinlich hatte ich sie dazu gebracht, sich Gedanken zu machen, indem ich sie in ihrem Glauben erschüttert hatte.
Wenige Tage später an einem Sonntag traf ich sie wieder und sie berichtete mir stolz davon, dass sie zwar gezweifelt hatte, jedoch heute in der Kirche gewesen war, gebetet hatte und ihren Glauben wieder gefunden hatte. Ebenso sagte sie, sie habe im Anschluss auch für mich gebetet, dass ich meinen Glauben wieder erlangen würde.
Nun war ich es, die davonging. Ich musste wie viele vor mir bemerken, dass man Menschen, die gläubig waren, nicht umstimmen konnte, sie wollten es nicht. Doch warum war das so?
Ich ging zu Bett und machte mir Gedanken über Gott und die Welt.
Eine Woche später trafen wir uns erneut – in der Kirche.