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von zauberhaften Momenten und rosa Kaninchen

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13.12.2003
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von zauberhaften Momenten und rosa Kaninchen

Seltsame Gestalten in wallenden Gewändern huschten kreuz und quer über die Lichtung. Der ansonsten ruhige Ort mitten in den Wäldern wurde nur ein einziges Mal im Jahr zur Stätte hektischer Betriebsamkeit. Mehrere Dutzend Magier richteten sich auf die Prüfung der Neulinge ein. Bierfässer wurden angestochen und eifrig entleert, Zuschauerbänke eingerichtet und sogleich von leicht bis mittelschwer angetrunkenen altgedienten Zauberkundigen besetzt. Die Prüfer waren natürlich absolut nüchtern – offiziell zumindest.
Wirklich nüchtern waren allein die Prüflinge: Junge Männer die zwei, drei Monate ein Probestudium okkulter Künste durchgeführt hatten und nun zwei, drei Standartsprüche der eloquenten Zuschauerschaft vorführen mussten – möglichst unterhaltsam halt.

Die Sache sah so aus: Im letzten Jahr, waren zwei Magier einem langen glücklichem Leben erlegen (und eines fast ebenso langen Leberleidens) und nun standen sieben Prüflinge bereit, deren Plätze einzunehmen.
Eigentlich hatte jeder eine faire Chance: Es fanden nämlich in manchen Jahren Prüfungen statt, in denen der Orden überhaupt keinen Mitgliederverlust zu beklagen hatte.

Einer der mittelschwer angetrunkenen älteren Bartträger brabbelte einen Zauberspruch, den er mit einem herzhaften Rülpser krönte – eine seiner eigenen Kreationen. Rosa Wolken zogen sich über die nervösen Prüflinge zusammen und regneten eine ordentliche Ladung Himbeersirup auf das Grüppchen ab.
Allgemeines Gelächter war die Folge.
Der Scherzkeks erhob sich und stellte sich auf seinen Sitzplatz um mit seinem Bierhorn der anwesenden Runde zuzuprosten. Dabei verlor er das Gleichgewicht und landete – das Bier über sich ergießend – in der Reihe Zauberer hinter ihm.
Weiters allgemeines Gelächter war die Folge.

Die Stimmung war also sehr gut, als die Sonne den westlichen Horizont erreichte und somit den Beginn des offiziellen Zeremoniells einleitete.

Die ersten drei Jungmagier vollführten gewöhnliche Magiekunst. Lila Blitze zuckten durch die Wälder und ließen Schwärme weißer Tauben, über die versammelte Riege schunkelnder Zaubermeister fliegen, rosarote Kaninchen über die Lichtung hoppeln, Elvis life spielen, und weiteren Schnickschnack erzeugen, um die Zuschauer von wirklicher magischer Qualität zu überzeugen.
Als vierter kam ein blasser Schlacks daher, dessen sommersprossiges Gesicht nur von einem leichten roten Flaum pubertärem Bartwuchs verdeckt wurde.
Es benötigte nicht einmal eines Zauberspruchs um die Zuschauerschaft zu einem ersten tosenden Lachanfall zu verleiten.
Der Schlacks aber blickte nur ruhig in die Runde und schleuderte eine Salve lila Blitze in die Nacht. Kleine Wölkchen manifestierten sich über jeden Zauberer. Ganz sanft glitten lila Kronen daraus hervor und plumpsten den Zauberern auf die Köpfe.
Noch im Lachen nahmen die vergnügten Zauberer zu Kenntnis, wie sich der Junge Mann auf die Knie gleiten ließ und mit fester Stimme sagte: „Ich erbitte euch Königlichen Magiern meine Ehre!“
Das war wirklich originell und wurde von tosendem Beifall und Fußtrommeln belohnt.
Weitere Lila Blitze lösten sich von den Händen des Jünglings. Wieder hoppelten einige hundert rosa Kaninchen über die Lichtung. Doch anders als bei seinem Vorgänger blieben die Kaninchen bei diesem jungen Magier in der Mitte der Lichtung stehen, bildeten einen sauberen Kreis und verneigten sich ebenso, wie der Junge artig vor der Gemeinschaft.
„Gebt ihm ein Bier – er ist gut!“, wurde gerufen. Somit war die Sache klar und es war nur noch ein Platz zu vergeben.

Der fünfte Kandidat war ein Totalausfall und wurde nach dem dritten Versuch überhaupt einen funktionierenden Spruch zustande zu bringen von einem milde lächelnden Prüfer sanft aus der Mitte gezogen.
(Der unglückliche Mann hat heute eine zwei Oktaven höhere Stimme und führt ein opiumreiches Leben im Süden.)

Der sechste überraschte mit farbenfrohem Spektakel aller Kategorien, ließ funkelnde Sterne vom Himmel fallen, Blumenteppiche wachsen und dazu eine spanische Flamencokapelle erscheinen, die das ganze musikalisch untermalte.

Der letzte Magieschüler hatte nun einen schweren Stand. Einerseits war die Zuschauerschaft mittlerweile so stark alkoholisiert, dass sie kaum noch etwas mitbekam, zum anderen standen die beiden zu vergebenden Plätze beinahe schon fest.
Doch gerade als er in die Mitte der Lichtung kam ihm eine die Idee, die so dreist war, dass er dem munter schunkelnden Publikum sein breites Grinsen nicht verbergen konnte.
Er vollführte sein einstudiertes Programm belustigender Zaubersprüche. Doch plötzlich hielt er abrupt inne. Das irritierte sogar die völlig betrunkenen Magier. Der Schüler hob die Hand und tat als wäre er sehr erschrocken.
Gemurmel in der Runde, vereinzeltes Gegröle.
„Es ist ein Täuscher unter uns!“, rief er mit lauter Stimme.
Schweigen – hier und da Gelächter.
Der junge riss die Augen auf soweit er konnte und starrte in die Runde. Er suchte sich den volltrunkensten Magier aus, den er finden konnte – ein ranghoher Würdenträger, der schon seit vier Jahrzehnten Mitglied der erlauchten Gemeinschaft war. Er griff ihn in dessen Bart und zog ihn daran bis in die Mitte der Lichtung.
Der verblüffte Mann konnte nur hilflos hinterher torkeln.
„Er ist ein Betrüger!“
Die Menge tobte vor Lachen.
„I zieh di glach de Löffel lang, Bürschchen“, lallte der Alte.
„Und ich wette, Du kennst keinen einzigen Zauberspruch!“, schnauzte der Junge zurück.
Das Lachen wurde merklich leiser.
„Na watte, Kleiner.“, gab der Alte zurück und hob beide Hände. Dabei kam er aus dem Gleichgewicht und kippte nach hinten um.
Der Junge schnippte und mit einem lila Blitz erscheinen zwei Dutzend rosa Kaninchen (Standartspruch, erste Woche) und richteten den Würdenträger wieder auf.
Der Alte schnitt eine Grimasse und lallte eine magische Formel.
Das war der entscheidende Augenblick.
Es geschah – nichts!
Der Alte schielte hilflos in Richtung des Jungmagiers und brabbelte einen weiteren Versuch.
Nichts!
„Na komm! Wenigstens ein Kaninchen – muss auch nicht rosa sein!“
Der Altmagier setzte sich auf den Boden und brabbelte ohne eine Wirkung zu erzielen.

Es war ein Glück, dass nicht einmal die Prüfer zu diesem Zeitpunkt auch nur noch halbwegs nüchtern waren und so funktionierte der Clou.
So war ein dritter Platz in der Gemeinschaft freigeworden und am nächsten Tag mochte sich niemand mehr so recht erinnern, was eigentlich in der Nacht mit dem ehemaligen Mitglied passiert war.

 

Moin Joe,

Ja, ganz witzig, der Text. Die Grundidee gefällt mir, es ist locker geschrieben und eine nette Pointe hats auch.
Richtig lachen mußte ich zwar nicht (dafür waren mir persönlich vielleicht die Gags zu seicht), aber unterhaltsam "für Zwischendurch" wars allemal. Vielleicht hättest du hier und da noch ein wenig mehr ausschmücken können. zB könnte ich mir eine genaue Schilderung des Versagens des fünften Zauberes sehr lustig vorstellen.
Sehr schön fand ich aber auf jeden Fall die Stellen mit dem Himbeersirup und mit dem angeblichen Betrüger.

 

Hi gnoebel!

Erstmal danke fürs Lesen und für die nette Kritik.
Wenn sich noch einer findet, der den armen fünften Zauberlehrling in aller Ausführlichkeit beschrieben haben möchte überleg ich's mir :D
Welche Stellen sollte ich noch ausschmücken?

 

Hi Joe,
Ein paar Witze waren schon recht seicht, aber insgesamt hatte ich einen guten Eindruck. Ein paarmal hätte ich mir mehr Beschreibung gewünscht.
Z.B.

Seltsame Gestalten in wallenden Gewändern huschten kreuz
Wie sahen die genau aus?
`
nüchtern ? offiziell zumindest. Wirklich nüchtern
dieser Beisatz wirkt zu schroff, zu schnell - wieder wäre hier eine Beschreibung der umhertorkelnden Magier angebaracht.

Der fünfte Kandidat war ein Totalausfall und wurde nach dem dritten Versuch überhaup
Hier hat sich auch gnoebl schon mehr Details gewünscht.

Kommt mir aus Tarry Pratchet bekannt vor - hast du seine MAgier als Vorlage genommen oder ist es Zufall?

Grüße
Bernhard

 

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