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Waffen schaffen für schlaffe Affen

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20.12.2001
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Waffen schaffen für schlaffe Affen

Das Telefon klingelte als Sebastian seinen Kopf langsam aus einer roten Lache der letzten Flasche bulgarischen Cabernet Sovignons erhob und sich seine Haare nur schwer von der klebrigen Tastatur lösten.
Im Hintergrund stümperten klägliche Klänge eines Klavieres, das vor Erschöpfung zu jappsen schien. Ein unangenehmes Reißen in seiner Stirn ließ Sebastian kurzzeitig jammern.
Sein neuster Drehbuchentwurf zum Antikriegsfilm „Waffen schaffen für schlaffe Affen“ war aus unerfindlichen Gründen abermals abgelehnt worden und er hatte Gelegenheit bekommen ihn in der folgenden Nacht zu überarbeiten. Unglücklicherweise lief ihm an diesem Abend seine erste sprechende Flasche über den Weg, die ihm klar machte, daß sie nur für ihn – und auch wirklich nur für ihn – abgefüllt wurde und ihren Weg in den Supermarkt fand.
„Mensch Hocke! Haha! Hab ich dich doch noch erwischt – ich dachte du hättest ma wieder dein Telefon verscheuert, weil das Geld nicht bis zum Monatsende reichte, haha!“
Der Anufer lachte hölzern und Sebastian mechanisch.
„Haha...“
Die Stromrechnung war noch offen und ließ sich auch nicht mehr begleichen.
Das Telefon würde kaum mehr als 10 € einbringen.
„Nur´n Witz, man! Bleib locker!“ lachte Herr Grämdich, der Produzent.
„Ich bin locker!“
Ein „O“ hing von seiner grauen Haarsträhne herab und er bemerkte, daß es auf der Tastatur fehlte.
„Hör ma, mein Junge. Wir müssen uns zwei Stunden früher treffen, verstehste?“
„I-c-h v-e-r-s-t-e-h-e!“ buchstabierte Sebastian sorgsam um nicht zu lallen.
„Na dann bleibt alles wie gehabt und du kommst halt zwei Stunden früher und präsentierst uns Deine Überarbeitung, haha!“
„Haha...“ wollte Sebastian noch machen, weil er nicht wußte ob es vielleicht einfach günstiger wäre ihnen einfach seinen physischen Zustand zu präsentieren und sich dumm zu stellen.
Klar, zwei Stunden früher – was soll´s.
Er würde dem Produzenten schon eine anständige Geschichte auftischen.

Er hatte ja die ganze Nacht durch gearbeitet und blickte auf seinen Bildschirm um sich im Erfolg seiner neusten Kreation zu sonnen.
Er setze ein Lächeln auf und begann zu lesen.
„Waffen schaffen für schlaffe Aaaaaa“
Gähnender Leere auf dem Bildschirm folgten entsetztes Blinzeln und nervöse Zuckungen in Sebastians Gesicht.
Ein „E“ fiel aus seinen Haaren auf den Tisch.
Ein kurzen „Ich hass s.“ Kam über seine Lippen. Auch das „E“ in seinem Sprachzentrum gönnte sich eine kleine Auszeit, schlenderte ins Kleinhirn und flirtete angeregt mit dem „A“, während es fortwährend an Sex dachte. Der Text war auf unglückliche Art und Weise entschwunden und die Tastatur gammelte rot besprenkelt vor sich hin.
„Meine Damen und Herren! Ich darf Ihnen hiermit meine neuste Überarbeitung vorstellen – die Handlung ist ja weitestgehend bekannt. Aus ersichtlichen Gründen beläuft sich meine Änderung, bzw. Überarbeitung also auf – sagen wir – auf eine Modifikation des Titels.
Waffen schaffen für schlaffe Aaaaaa.
Das Impliziert sowohl historisches Material – man denke nur an Afghanistan – als auch eine Wertung hinsichtlich der tatsächlichen Strukturen unseres, bzw. des weltweit agierenden Militärs...“
Sebastian wäre jetzt verdammt stolz auf sich gewesen – wenn der Text noch existiert hätte.
Entsetzliches Geschrei, dämonische Klänge in Form von stimmlichen Ausgeburten rissen ihn aus seiner Erklärungsnot.
Ganz sicher hätte die Präsentation seiner Ausführungen – erweitert um das eine oder andere Äh und Mh – die eine oder andere Schwachstelle. Das mußte er schon zugeben.
Das war noch lange kein Grund so ausfallend zu werden.
„Du verdammtes Drecksstück! Du hirntotes Monster....unfähiges....unfähiges Mistding von Kreatur! Du Idiot! Ich hasse Dich!“
Sebastian war zugegebenermaßen gelegentlich ein ziemlicher Idiot. Aber Andrea war auch nicht so wirklich in der Lage Geld heran zu schaffen. Ihre letzte Platte war leider so erfolgreich wie die vorletzte – und hatte stolze zwei Käufer gefunden.
Der eine war Sebastian und die andere Sebastians Mutti.
An dem einen oder anderen Tag hätte er selbst das Attribut hirntot durchgehen lassen.
Aber das Drecksstück konnte er kaum auf sich sitzen lassen.
Betroffen erhob sich der junge Autor von seinem Platz, strich noch einmal seine Kleidung glatt und hoffte daß die Flecken kein blutrünstiges Bild von ihm zeichneten.
Jetzt nur keinen Fehler machen, dachte er.
Jede junge Künstlerin hat ihre Macken.
Sebastian war sensibel, schon klar. Auch als sie erwähnte, daß sie mit selbst gestrickten Handschuhen – Fäustlinge versteht sich – nebenbei die dicke Knete machen wird, hatte er verständnisvoll genickt und behauptet, daß er so richtig stolz auf sie wäre.
„Wie du das alles schaffst!“ meinte er damals anerkennend.
In Wirklichkeit dachte er in viel größeren Dimensionen und wollte eigentlich
„Ach du Scheiße“ sagen und hinzufügen, daß sie bei ihrer Strickmützenaktion schon mehr Geld für Wolle und Heftpflaster ausgegeben hatte. Sebastian schwieg gewichtig.
Ein falsches Wort und alles könnte vorbei sein.
Er würde sich eine neue Wohnung suchen müssen.
In einer anderen, ganz anderen Stadt, die möglichst weit abgelegen von dieser ist.
Zur Not würde er auch mit einer bescheidenen Obhut vorlieb nehmen müssen.
Die eine oder andere Brücke kannte er schon recht gut.
Eine mutierte Sängerin in Rage kann es mit dem Metzger aufnehmen und ihm fehlten jegliche Ambitionen seine Freundin auch noch darauf hin zu weisen.
Überlegungen, das es vermutlich noch die alte rostige Heckenschere im Keller geben würde, jagten ihm Schauer über den Rücken.
Es schien auch plötzlich dunkler geworden zu sein.
„Ich hol die Axt. Wo ist die verdammte Axt? Ich schlag dich in tausend Stücke...“
Die Musikerin war alleine auf dumme Gedanken gekommen.
Das Klavier gab noch einmal weinerlich zu verstehen, daß es an sich völlig unschuldig sei.
Doch Andreas Axt, die nun erstmals bedrohlich in die Lüfte schwang, hatte wenig für seine Ausführungen übrig.
„Fis heißt das, Fis! Wie oft denn noch. Du ekelhafte Mißbildung einer Ansammlung von Verstimmungen. Wenn ich sage, wir spielen Fis, Gis, Cis, dann spielen wir auch Fis, Gis, Cis! Und überhaupt deine Bässe klingen wie eine alte rostige Heckenschere.“
Andrea hielt kurz inne, weil sich schreckliche Gedanken allmählich zu einem konkreten Bild im Kopf formten. Sie verschwand im Keller und Sebastian lugte durch die Tür zum Wohnzimmer, wählte schon einmal vorsorglich 110 auf seinem Mobiltelefon und hielt den Daumen am Anschlag. Die Kerzen, die den Raum noch zu erhellen suchten, keuchten bereits vor Erschöpfung.
Das Licht war nun fast völlig erloschen und die Kellertür knarrte bedrohlich.
„Nicht die Heckenschere.“ Schweiß sickerte langsam aus den Poren seiner Stirn. Er begann sich heftig am Kopf zu kratzen und preßte die Lippen aufeinander. Der milchige Schein der alten Baulampe seines Arbeitszimmers tauchte ihn in ein gelbliches Licht und warf einen langen Schatten, der sich am Boden unheimlich bis zur Kellertreppe hangelte, um Sebastian jeden Moment hinterher zu ziehen.
Das Licht ging aus. Finstere Geräusche schwebten durch die dünne Luft.
Er sah auf den alten Hund, der in seinem Korb gelegentlich Töne von sich gab, die bewiesen, daß noch der eine oder andere Prozeß in seinem Körper vor sich ging, der das Prädikat „lebendig“ verdiente.
Jetzt war es vorbei – schwere Schritte schoben sich die Treppe des engen Gewölbes entlang und hielten kurz inne.
„Der Duft von Motoröl“ kombinierte Sebastian und sah auf den Hund, der sich unschuldig auf dem Rücken wälzte, so daß der Korb knisterte.
Fis, Gis, Cis, Fis, Gis, Cis...flüsterte eine Stimme. Er schluckte und die hielt die Hände schützend vor das Gesicht hielt.
Andrea lachte hysterisch – und die meuchelnden Töne einer benzinbetriebenen Kettensäge drängten an Sebastians Ohr. Nennennennenn......machte es noch einmal.

Und genau so wäre es ja gewesen. So und nicht anders. Meinte Sebastian.
Er blickte in den freien Himmel und deckte sich mit einem frischen Bund Zeitung zu.
Waffen schaffen für schlaffe Affen – die sechste Fassung war eigentlich schon fertig und überhaupt spricht ja nichts dagegen mal in freier Natur zu übernachten. Auch wenn man vermutlich nie wieder ein Bett zu Gesicht bekommen würde.
Das ist auch ungeheuer romantisch.
Und das fand auch Andrea die im Hundekorb mit einem alten Terrier um einen knappen Meter ausgefranster Decke stritt.

 

Moin Tränenlicht,

Also, mich hat deine Geschichte leider nicht überzeugt.
Der Anfang ist noch durchaus gelungen, aber ab den Moment, wo die Freundin auftaucht, wirkt das Ganze ehrlich gesagt ziemlich holprig auf mich und ich konnte dem nicht mehr so ganz folgen. Ich habe zB erst drei Absätze später gemerkt, daß der Satz mit dem Dreckstück von seiner Freundin gesagt wurde - und noch drei Absätze später, daß sie das Klavier meinte...
Warum schläft der Autor zum Schluß auf der Bank?

Ein paar nette Formulierungen waren drin, aber insgesamt war die Geschichte leider nicht mein Fall - Naja, Humor ist Geschmackssache.

abgefüllt wurde und ihren Weg in den Supermarkt fand.
worden war und gefunden hatte
Ein kurzen "Ich hass s." Kam über seine Lippen.
Ein kurzen? (das mit dem e war eine schöne Idee)
"Wie du das alles schaffst!" meinte er damals anerkennend.
hatte gemeint
Sebastian wäre jetzt verdammt stolz auf sich gewesen - wenn der Text noch existiert hätte.
Hat er den Text gelöscht? Er könnte mit einer alten Version zur Präsentation gehen.

 

Hi Tränenlicht,
Ich finde die Geschichte nicht besonders lustig. Eher traurig. Obwohl oft eine gehörige Portion Sarkasmus mitschwingt, war mir meist nicht zum Lachen zumute.
Auch verirrte ich mich etwas in dem Sprunghaftem Stil der Erzählung. Zu schnell wechseln die Gegner. Zuerst der Produzent, dann schwenkt das ganze in einen Streit mit der Freundinn um und zum Schluß sind sie - warum so schnell und war da nicht noch was- schon obdachlos.

Grüße
Bernhard

 

Tag, Tränenlicht!

Dieser Text ist sprachlich fast schon virtous, aber völlig verworren.
Gedankensprünge, absurde Dialoge und einige Klischees werden heldenhaft von guten Formulierungen gerettet, aber sollten nicht Inhalt und Form eine Einheit bilden-und nicht eine Schlachtplatte von kleinen Husarenstücken und Brüllern?
Witzig zu sein ist simpel, sofern man auf Leute trifft, die diesen Humor teilen, was Dir bei mir nur stellenweise geglückt ist, aber immerhin: Der Schlusssatz ist genial, ernsthaft.
Der verzweifelte Drehbuchautor ist, was Originalität betrifft, so tot wie muffelige Beamte und, zugegeben, nervige Onkel; von Oma-Klamotten ganz zu scheigen.
Talent ist üppig vorhanden.
Jetzt solltest Du daran gehen, Dir das Handwerk zu verinnerlichen.

Trotzdem, und wenn ich es tausendmal sagen muss- Deine Story ist wie die Kleider der Weather Girls: angenehm bunt, aber völlig formlos.

Auf bald

J
:jack:

 

der anfang war gut, aber viel weiter als zum auftauchen der freundin hab ich nicht gelesen, weil's dann anstrengend wurde.

und wie passen die graue sträne und der "junge autor" zusammen?

 

Zitat:
und wie passen die graue sträne und der "junge autor" zusammen?


Na..sowas gibts...echt.

 

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