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Waldemar und Liebling

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23.07.2001
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Waldemar und Liebling

Waldemar und Liebling

Wie jeden Nachmittag zur Kaffeezeit herrschte in der Küche träge Stille. Das Ticken der Wanduhr trieb die Zeit durch den Raum und hin und wieder erklang ein leises Schlürfen oder das zaghafte Scheppern vom Abstellen der Tassen.
Waldemar und sein Liebling saßen mit grauen Gesichtern am Küchentisch und hingen grauen Gedanken nach.
Es war ein grauer Tag.
Während der Marmorkuchen Stück für Stück zwischen Lieblings mächtigem Doppelkinn und der kleinen Stupsnase verschwand, zog Waldemar sein hageres Gesicht in mißmutige Falten, schaute durchs Fenster und ließ seinen Blick voll schwerer Melancholie durch den dichten Nachmittagsnebel schweifen.
Dann plötzlich...
Die Eingebung schoss aus einer tiefen, unbekannten Bewußtseinsfalte, die ein Leben lang geruht hatte, sich aber nun ausdehnte und Waldemars Phantasie überschwemmte.
Entschlossen richtete er sich auf, schob die Daumen hinter die Hosenträger, ließ diese gegen die mageren Rippen schnappen und verkündete gebieterisch:
"Wir fahren in den Süden!"
Das jähe Erstaunen traf als erstes den Kuchen, den Liebling gerade kaute. Er verlor die Orientierung, wälzte sich um das Zäpfchen und stolperte in die Luftröhre, wo er lauthals Protest erntete bis er wieder auf den richtigen Weg fand.
Nach einem kräftigen Schluck Kaffee ließ Liebling ihre weiche, runde Gestalt gegen die Stuhllehne sinken. Schweiß stand auf ihrer Stirn und nicht nur die großen, feuchten Augen drückten Unverständnis aus: "Wo willst Du hin?"
"Ich nehme das in die Hand", sprach Waldemar während ihn ein wohlbekanntes Gefühl überkam. Ohne auf Lieblings Gegenfrage einzugehen fügte er hinzu: "Ich muß nachdenken." Darauf machte er kehrt und eilte mit ernster Miene, die Daumen hinter die Hosenträger gespannt, aus der Küche.
Waldemar saß entspannt und zerriß gedankenverloren Papier in winzig kleine Schnipsel, wie er es immer tat, wenn er sich konzentrierte. Europas Länder zogen vor seinem geistigen Auge dahin, Kulturen wurden verglichen, Überreste einst erlernter Fremdsprachenfetzen ins Gedächtnis gerufen.
"Waldemar, denkst du noch?" drang Lieblings helle Stimme unbeachtet durch die Tür.
Europas Straßennetz umspannte seine grauen Zellen, durchdrungen von Bildern mit Palmen und frühlingshaften Stränden.
Waldemar harrte so wohl gut eine halbe Stunde bis Lieblings Ruf erneut durch seine Paradieswelt drang: "Waldemar, wann bist du denn fertig mit denken?"
Waldemar zog Papier von der Rolle, betätigte die Spülung, öffnete die Tür und verkündete seiner wartenden Frau: "Wir fahren nach Frankreich!"
Woher Lieblings Sprachlosigkeit rührte, hätte niemand sagen können. Von den Halswülsten aufwärts wechselte ihre einst graue Gesichtsfarbe ins Grünliche, und ihr erstaunter Ausdruck kippte leicht ins Gequälte. "Du hast aber intensiv nachgedacht." preßte sie hervor und schloß eiligst wieder die Tür.

In den beiden darauf folgenden Wochen tat sich einiges.
Waldemar kam fast täglich mit bunten Katalogen nach Hause, worauf sich auch immer das vertraute Gefühl einstellte und er sich in seine Denkerkammer zurückzog.

Eines frühen Morgens jedoch, machte der Regen für einen kurzen Moment Pause. Einige kecke Sonnenstrahlen nutzten dies, drangen durchs Schlafzimmerfenster, schlugen ängstlich einen Bogen um Waldemars Schnarchen und trafen auf Lieblings feiste Wangen, wo sie gleich einen fröhlichen Tanz aufführten. Verschlafen rieb Liebling die Augen, wälzte sich über die Bettkante, griff nach dem Küchenkittel und wurde sofort munter. Saß er nicht gestern noch enger? Hatte er nicht dort, wo einst die Taille war und der Stoff plötzlich leicht und locker fiel, immer gekniffen?
Lieblings Seele frohlockte und der Gedanke an den Kauf eines Bikinis schwebte einen kurzen Moment fröhlich durch ihr Bewußtsein, um dann gleich darauf, vor dem Schlafzimmerspiegel eines grausamen Todes zu sterben.
Liebling schloß den vergessenen Knopf, die Sonnenstrahlen vergingen und der Regen kam von seiner Frühstückspause zurück.

Dann war es soweit!
Es war ein trockener und einigermaßen warmer Freitagmorgen. Dennoch sahen sich einige dunkle Wolken die Ereignisse auf der Erde noch unentschlossen an. Liebling gaukelte fröhlich um den Polo herum, der sich in der Auffahrt seinem Schicksal ergab. Liebevoll drapierte sie mal eine Tüte hierhin, mal ein kleines Köfferchen dorthin. Anschließend trat sie einen Schritt zurück, leckte sich die Finger, so als hätte sie gerade Petersilie auf einem Salat angerichtet und hüpfte fröhlich summend ins Haus zurück. Der dünne Stoff ihres kurzen, zart-rosa Strandanzuges flatterte um die weiten, niedlichen Grübchen ihrer Schenkel, und die breite Krempe des Sonnenhutes wippte dazu lustig im Takt.
Waldemar ächzte und keuchte. Schweiß stand ihm auf der Stirn, während er die fünfte Reisetasche aus dem Haus wuchtete. Mit hochrotem Kopf schleppte er sie hinter das Gefährt, machte eine kurze Pause, um Kraft zu sammeln und wuchtete die Last in den Kofferraum.
Ein Schieben hier, etwas Rütteln dort und die Klappe schnappte zu.
"Liebling", rief er mit keuchender Stimme, während er sich an den Wagen lehnte und die Tiefen seiner bunten Sommerhose nach einem Taschentuch durchsuchte.
"Liebling, wir fahren!" Waldemar fand das Tuch irgendwo auf dem Grund, riß es heraus und hatte Glück, als sich die Hosenträger entspannten und ihm der Saum beinahe unters Kinn geschlagen wäre. Während er sich den Schweiß von der Stirn wischte und die Hose langsam auspendelte, schwebte Liebling mit dem glücklichsten Lächeln seit Erfindung der Sachertorte herbei, öffnete die Beifahrertür und mit einem jubelnden "ich freu´ mich ja so", ließ sie sich in den Sitz sinken.
Mit Ächzen und herzerweichendem Quietschen schrie das Gefährt seine Qual heraus. Einseitig näherte sich das Bodenblech dem Pflaster und die Reifen duckten sich ängstlich in die Radkästen.
Waldemar trat einige Schritte zurück, schätzte die Statik, verbrachte die darauffolgenden fünfzehn Minuten mit einer geschickten Umverteilung der Lasten und nahm dann hinter dem Lenkrad Platz.
Mit strafendem Blick zum Himmel, und den Worten, "So lass uns denn dem Trübsinn entliehen und in sonnige Gefilde reisen“, ließ er den Motor an, um ihn nach Lieblings Frage "Hast Du auch Deine grüne Wollweste eingepackt?" wieder ersterben zu lassen.
Im Wagen herrschte völlige Stille. Waldemars Blick bohrte sich in den Rückspiegel, aus dem ihn ein Berg von Reisetaschen provozierend angrinste. Liebling musterte ihren Gatten von der Seite und beobachtete die schleichende, aber vertraute Veränderung an ihm.
Waldemars Körper straffte sich, der Kopf zog sich leicht zwischen die Schultern und wurde rot.
"Ich muß nachdenken“, rief er, stürzte aus dem Wagen und zurück ins Haus.
Liebling blieb still sitzen und beobachtete durch die matte Autoscheibe die Lüftungsschlitze am Toilettenfenster.
Waldemar dachte angestrengt nach. Ein deutliches Zeichen dafür war die Taube, die in niedrigem Flug angeflattert kam und sich auf die Regenrinne setzen wollte. Im Bereich des Toilettenfensters kam sie aber derart ins Trudeln, dass man hätte meinen können, sie hätte das Bewußtsein verloren, fing sich aber kurz vor dem Aufprall wieder und zog in einer taumelnden Schleife zu den Bäumen hinauf. Dort saß sie anfangs etwas instabil und ließ ein kraftloses Gurren über die Häuser ziehen.
Einen Moment dachte Liebling an die Papstwahlen, bei denen dann, wenn eine Entscheidung getroffen worden ist, weißer Rauch aufsteigt.
Bald kam Waldemar wieder aus dem Haus, schloß die Tür sorgfältig hinter sich und nahm erneut im Wagen Platz.
"In der roten Tasche neben den Sandalen“, raunte er, ließ den Motor wieder an und den Wagen von der Auffahrt durch das blaue Tor auf die Straße rollen.
Noch unsicher lugten einige Sonnenstrahlen hinter der grauen Watte hervor, warteten ab, bis der Wagen zur Autobahn abbog und gaben der Wolke einen Tritt.

Auf der Autobahn hielt sich der Polo wacker.
Mühelos zog er von der Auffahrt in die rechte Spur und nahm Geschwindigkeit auf. Das Manöver war sicher dadurch begünstigt, dass die Autobahn leer war, aber Waldemar war guter Dinge. Das Radio erfreute sie mit lieblichen Weisen und die Kilometer zogen flott an ihnen vorüber.
Mit der Zeit wurde der Verkehr dichter, und mit den Kilometern zogen auch andere Autos an ihnen vorbei. Waldemar hätte dem sicher keine besondere Beachtung geschenkt, wäre Liebling nicht dazu übergegangen, jedes überholende Fahrzeug zu kommentieren. "Schau mal, der Wagen ist doch sicher viel älter als unserer, dass der sich traut, noch so schnell zu fahren." Ihre Stimme wirkte leicht zickig und ein Nasenflügel zuckte pikiert. "Guck mal, das Auto da, hat aber kleine Räder und fährt trotzdem so schnell, wie die das nur machen?" Oder "Ist das nicht ein Traktor.....ein Fahrrad?" Mit der letzten Bemerkung neigte sie sich nach links, dass Waldemar die Luft knapp wurde und klopfte energisch gegen den Tachometer.
Beleidigt fiel die Nadel von achtundneunzig auf fünfundneunzig.
Waldemar wurde zunehmend nervöser. Als vor ihnen ein Auto auftauchte, das offensichtlich einen Schaden hatte und entsetzlich qualmte, schritt er zur Tat. Mit allem Mannesstolz packte er das Lenkrad fester, betätigte den Blinker, trat das Gaspedal durch und...
Der Polo war noch immer beleidigt. Er brummte nur eine Spur intensiver, ohne sich nennenswert zu beeilen. Langsam schob er sich so an das qualmende Gefährt heran, tauchte nach Minuten in den Dunst ein und befand sich in einer Welt aus waberndem Grau und Gestank.
"Den haben wir gleich, „ posaunte Waldemar voller Angriffslust, was Liebling mit einem krächzenden "Hach herrje „ quittierte und sich die Nase zuhielt.
Der Dunst wurde heller, Konturen der Straße wieder erkennbar, und Waldemar schielte nach rechts an Lieblings Hutkrempe vorbei.
Plötzlich zerriss ein gewaltiger Schall die Ruhe. Beim zweiten Röhren meinte Liebling einen leichten Luftstrom zu spüren, und um die Hutkrempe lief ein heftiges Beben.
Liebling schrie, Waldemar schrie ebenfalls, zitterte unkontrolliert, verriss das Lenkrad, so dass der Polo bedenklich ins Schlingern geriet.
Der Rückspiegel war mit einem riesigen, verchromten Kühlergrill ausgefüllt, der wieder ein gewaltiges Röhren entließ und den kleinen Wagen erneut mächtig erschütterte.
In die beiden kam Panik. Wie von Sinnen wippten sie im Takt auf ihren Sitzen vor und zurück, um dem armen Blech mehr Schwung zu geben.
Glücklich fand der Polo nach endlosen Sekunden, begleitet von Hupen und Röhren, die rechte Spur wieder und der gewaltige Lastwagen zog mit wehenden Planen an ihnen vorüber.
Zwei Herzen, dem Kollaps nahe und ein Auto, dessen Motor stotternd nach einer Pause japste, bogen in die Auffahrt der nächsten Raststätte.
Waldemar lenkte den Wagen vor ein Schnellrestaurant, von dessen Dach ein überdimensionaler Clown, der sich an ein ebenso überdimensionales "M" lehnte, sie hämisch angrinste.
Röchelnd und blubbernd meldete sich der Wagen zur Pause ab.
Einige Sekunden herrschte Stille. Waldemar saß kerzengerade mit verschränkten Armen da, starrte ins Nichts und hing eigenen Gedanken nach, in denen er vor einem riesigen LKW stand und einen mächtigen Hammer schwang.
„Ich hab´ Hunger“, drang es plötzlich durch seine Traumwelt.
Liebling massierte mit der linken Hand direkt zwischen ihren Brüsten die Herzgegend, während die Rechte ihre weite Fülle auf der Suche nach Unebenheiten abtastete, die dringend ausgeglichen werden mussten.
Waldemar wandte sich zur Seite, noch immer einen Schimmer kalter Rache im Blick und erwiderte: „Eine kleine Mahlzeit kann nicht schaden.“

Das Imbissrestaurant war gut besucht. Stimmengewirr der verschiedensten Sprachen zog durch den Raum. Die Sonne lachte durch die Fenster herein und ließ Plakate, auf denen Bilder der leckersten Speisen lockten, in verführerischen Farben leuchten. Waldemar und Liebling fanden noch freie Plätze am Tisch zweier älterer Damen, die dann aber doch das Weite suchten, als Waldemar die georderten Speisen auf dem Tisch verteilte.
Waldemar begnügte sich mit Pommes und trank einen Kaffee dazu, während Liebling sich über eine Galerie von Hackfleischbrötchen hermachte, hin und wieder an einer Cola nippte und schließlich zaghaft fragte: „Ist es noch weit?“.
Waldemar stutzte, hielt darauf das letzte Pommesstäbchen wie einen Zeigestock in die Luft gereckt, als wolle er damit die Windrichtung feststellen und dachte eine Sekunde nach. „Da muss ich überlegen“, gab er zur Antwort. Die Klärung dieser Angelegenheit nahm er sofort in Angriff, schnappte sich die Straßenkarte, die er vorsorglich mitgebracht hatte und schritt entschlossen am Tresen vorbei auf die lokale Denkerstube zu.
Während Waldemar von eigenen Presswehen und ersticktem Keuchen aus den Nachbarkabinen unterbrochen, die Rues und Avenues studierte, setzte Liebling ihren kulinarischen Vernichtungsfeldzug fort, wobei sie interessiert das rege Treiben im Restaurant beobachtete.
An der Essensausgabe mühten sich drei junge Männer redlich, die Hungrigen nicht lange warten zu lassen und schoben Pommes und Burger in Massen über den Tisch. Auffällig war, dass die Schlange, die den Toiletten am nächsten lag, bald die kürzeste war.
Das mochte aber an der eindeutig schlechten Laune des Mitarbeiters liegen, der immer wieder unwillig die Nase rümpfte und das Gesicht verzog.
Einen Moment dachte Liebling daran, einen geharnischten Beschwerdebrief an die Unternehmensleitung zu schreiben. Erwartete sie doch in einem Lokal, egal welcher Klasse, ein Mindestmaß an Höflichkeit von Seiten des Personals. Der Bedienstete hatte aber offensichtlich bereits die Konsequenz seines Benehmens zu tragen, da sich die Kunden von seinem Platz gänzlich zurückgezogen hatten.
Allgemein schien die Zeit des größten Kundenandrangs zu Ende zu gehen, was daran zu erkennen war, dass sich der Gastraum langsam leerte. Die Erschöpfung der Angestellten war deutlich, und mehr und mehr begannen sie, sich mit Geschirrtüchern Kühlung zuzufächeln. Fenster wurden geöffnet.
Ein Bediensteter mit auffallend blasser Gesichtsfarbe umrundete den Tresen, strebte dem Ausgang zu, wurde aber leicht aus der Bahn geworfen, als die Tür der Herrentoilette aufflog , einen Mann mittleren Alters freigab, dessen leicht grünlicher Teint bis in die hohe Stirn reichte. Würgend stolperte der Gast hinaus.
Beide stießen zusammen, hielten sich aneinander fest und taumelten ins Freie. Überhaupt wurde es im Bereich des Eingangs eng. Andere Gäste folgten und drängten sich durch den schmalen Durchgang hinaus, wohl in dem Maße, wie Fliegen hineinwollten.
Hinter dem Tresen wurde es ebenfalls lebhafter. Jeder Angestellte hielt ein Tuch in der Hand und wedelte, was das Zeug hielt.
Ein weiterer Gast, der aus der Herrentoilette kroch, gab noch vor seiner Ohnmacht den Bediensteten Zeichen, wonach zwei Beherzte ihre Wedeltücher anfeuchteten und mit diesen vor den Mündern die Denkerstube stürmten.
Liebling war verwirrt und beobachtete das Geschehen mit Beunruhigung und Sorge, entschied sich dann aber für lodernde Bestürzung, als die beiden Helden wohl mit letzter Kraft und Waldemar in ihrer Mitte aus der Toilette stolperten. Ungeachtet des Käsehamburgers, der auf seine Vernichtung wartete, wuchtete Liebling ihren Körper vom Stuhl, sicherte ihren Hut mit versiertem Griff und stürzte auf die Männer zu. Als diese den Gastraum betraten, gaben tiefe Atemzüge Kraft. Jeder nahm einen Arm Waldemars über die Schulter und gemeinsam evakuierten sie ihn ins Freie.
Entspannt und offensichtlich angetan von dem ihm zuteilgewordenen Service hing er zwischen den Männern, den Hosensaum im Takt der Schritte munter schwingend, bis sie ihn auf dem Rasen vor dem Gebäude sicher ablegten.
Liebling war besorgt gefolgt, beugte sich über ihren Mann, der die Massen, die so über ihm schwebten als bedrohlich empfand. Während er sich aus der Gefahrenzone rollte, verkündete er: „Ich kenne jetzt den weiteren Weg!“
Ein Fachmann hätte sicher den verzweifelten Klang einzuschätzen gewusst, mit dem der Polo geweckt wurde.
Zunächst mussten sie einer Armada von Feuerwehrfahrzeugen die Vorfahrt lassen, die mit ohrenbetäubendem Sirenengeheul herangebraust kamen und einen Trupp Beamte mit Atemschutzgeräten ins Restaurant entließen. Dann rollten sie wieder auf die Autobahn gen Süden.
Die weitere Fahrt gestaltete sich ruhig. Brav hielten sie den Wagen auf der rechten Fahrspur und ließen so gemächlich die Kilometer vorüberziehen. Nur einmal konnte Liebling sich nicht beherrschen, als vor ihnen ein kleiner Transporter noch langsamer fuhr als sie. „Können wir den nicht überholen?“, hatte sie leichtfertig gefragt, worauf der Polo augenblicklich zu husten begann und erst, als Waldemar verneinte, fanden die Zylinder in ihren normalen Rhythmus zurück.
In selbstgewählten Abständen nahm Liebling die Straßenkarte zur Hand, orientierte sich an den Orten, an denen sie vorüberkamen und quittierte die Abfahrten, die sie auf dem Plan wiederfand mit kleinen Jubelseufzern. Das Ziel rückte näher!
„Es ist nicht mehr weit!“ trötete auch Waldemar und begann ein Liedchen zu summen, von dem er zwar den Text nicht kannte, aber überzeugt war, dass es französischer Herkunft war.
„Die Ausfahrt bei Amiens“, Vorfreude ließ seine Stimme jubeln, „sie wird uns zum Ziel führen.“ Die Sonne lachte vom wolkenlosen Himmel und liebkoste die Welt umher.
Liebling nickte begeistert, fuhr lustvoll mit dem Finger die gelben Straßenlinien auf der Karte entlang und stieß unvermittelt einen Schrei aus. Erschrocken warf Waldemar die Arme hoch, der Polo machte einen Hüpfer, schlingerte , Liebling schrie wieder, die Reifen auch und unter wilden Lenkbewegungen brachte Waldemar endlich das Gefährt auf dem Standstreifen zum Stehen.
Die Stille danach wurde begleitet vom erschöpften Tuckern des Motors und dem dumpfen Wummern zweier Herzen die sich ängstlich in die tiefen Regionen der Hosen zu ducken schienen.
Vorsichtig tastete sich Lieblings Blick nach links, hinüber zu Waldemar. Waldemars Aufmerksamkeit kroch nach rechts zu Liebling.
„Waldemar“, presste Liebling schließlich heraus. Den Tränen nahe bebte ihr Kinn so stark, dass es in Wellen, auf ihrem Busen auslief und den Eindruck erweckte, als würde sie permanent nicken.
„Waldemar, wir habe die Ausfahrt verpasst!“ Ihre Beherrschung war nun vollends dahin. Tränen spritzten gegen die Windschutzscheibe und ihr Schluchzen setzte das geringe Federspiel des Wagens so in Bewegung, dass ein Beobachter aus der Ferne wohl auf unziemliche Gedanken hätte kommen können.
Waldemar blieb ruhig, nahm wortlos die Straßenkarte an sich und verglich die Angaben mit denen der Hinweisschilder, die in der Ferne zu erkennen waren. Dann tätschelte er mit wohlwollender Geste Lieblings linken Schenkel, der dadurch in Wallung kam, so die Bewegungen des übrigen Körpers kompensierte und das Auto wieder zur Ruhe brachte.
An der nächsten Ausfahrt verließen sie die Autobahn, fuhren auf einer Brücke eine Schleife und fädelten sich in Gegenrichtung wieder ein.
Nach erneutem Studium der Karten verließen sie an der nächsten Ausfahrt die Autobahn, fuhren durch eine Unterführung eine Schleife und fädelten sich in Gegenrichtung wieder ein.
An der übernächsten Ausfahrt verließen sie die Autobahn, fuhren einige Kilometer über Land, zogen auf einer Brücke und dann durch eine Unterführung eine Schleife und fädelten sich wieder ein.
Liebling hatte bald wieder das Schluchzen aufgenommen, wobei sie leise vor sich herbrummelte. Auch Waldemar zeigte Nervosität, was dadurch deutlich wurde, dass sich sein Gesicht immer mehr der Windschutzscheibe genähert hatte und er mit großen Augen jedes Straßenschild musterte, an dem sie vorüberkamen.
An der drittnächsten Ausfahrt verließen sie die Autobahn. Der Polo tuckerte in die Parkbucht eines Rastplatzes, ließ dem Kühler ein weißes Dampfwölkchen entweichen und gab Ruhe.
Liebling meldete sich als erste: „Waldemar“, kam es leise, „ich muss jetzt auch mal denken, glaube ich.“ „Gemeinsam denken macht stark“, kam es darauf gedämpft von Waldemar.
Umgeben von Parkbuchten, Plattenwegen und grünen Rabatten mit blühenden Sträuchern und liebevoll arrangierten Blumenbeeten, stand ein schlichter, grauer Backsteinbau.
Ein einzelnes Schild, auf dem ein Paar dargestellt war, das voreinander zu flüchten schien, schmückte die triste Wand. Liebling blieb kurz stehen, deutete auf die Hinweise und sagte: „Waldemar, ich muß aber lange.“ „Auch ich werde ausgiebig in mich gehen müssen“, kam es zurück, wobei Waldemar seine Daumen hinter die Hosenträger spannte, selbstsicher nickte und dabei das Gebäude musterte, als prüfe er die Statik in Bezug auf den kommenden Angriff. Er gab dann seiner Frau noch einen aufmunternden Kuss auf die Wange, welche ihn wie in ein Kissen eintauchen ließ, die Nase verschwand, dann ein Schmatz und beide machten sich auf den Weg zur inneren Einkehr.
Waldemar folgte dem Plattenweg um die Ecke herum und betrat den sauber gefliesten Bereich der Herren. Drei Männer standen an einer Pinkelrinne, wo sie ihre ganze Aufmerksamkeit der Fliegenjagd widmeten. Waldemar kümmerte sich nicht weiter darum, denn er hatte im wahrsten Sinne größeres vor.
Schwungvoll öffnete er die erste von drei Toilettentüren und stand vor einer Dusche.
LKW-Fahrer schätzen es, wenn sie sich nach langer Fahrt frischmachen können.
Aber hinter der nächsten Tür fand Waldemar wieder eine Dusche, ebenso bei der dritten und letzten.
Nach einem Moment des Grübelns ließ er einen Gedanken der Bewunderung für den Architekten zu, der so weitsichtig war, die unterschiedlichen Geschäftsräume voneinander zu trennen. Klimatisch gesehen genial!
Waldemar trat wieder ins Freie, suchte weiter das Gebäude ab und stand hinter der nächsten Ecke plötzlich vor Liebling, deren gequälter Gesichtsausdruck ihm einen gehörigen Schrecken einjagte.
Den Hut hatte sie weit in den Nacken geschoben, die Krempe hing traurig auf ihren Schultern. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn. Sie sah erschöpft aus. Kurzatmig stöhnte sie: „Waldemar, die haben hier aber nur Duschen!“ Darauf presste sie ihre Beine zusammen, ging leicht in die Knie und verfiel in seltsame, verkrampfte Wipp- und Nickbewegungen. Niemanden hätte es gewundert, wenn sie nach kurzem Gackern ein großes, rundes Ei gelegt hätte.
Gerade hob Waldemar an, einen wohlgemeinten Rat über Zuversicht und Hoffnung loszuwerden, kam aber nur bis: „Aber Liebling…“, als sie unvermittelt herumwirbelte und mit lautem Stöhnen davonhetzte.
Waldemars weitere Suche brachte keinen Erfolg und so kehrte er zur Herrentoilette zurück. Kaum hatte er aber den Eingang passiert, als er rüde zur Seite gestoßen wurde. Ein junger Mann in offensichtlicher Not stürmte an ihm vorüber, warf sich in eine der Duschkabinen, die Tür flog zu und nach kurzen Poltern und Rascheln zogen erlösende Seufzer der Erleichterung durch den Raum.
Dieses seltsame Verhalten regte Waldemar an, die Duschen doch einmal näher zu untersuchen.
Ihm wurde dann auch schnell klar, dass seine erste flüchtige Einschätzung einer Korrektur bedurfte, denn die im Boden eingelassene Duschwanne war sonderbar geformt. Sie wies zwei Erhöhungen auf, die als Fußrasten ausgebildet waren, die Abflussöffnung war ungewöhnlich groß und an der Wand hing ein kleiner Wasserkasten, von dem eine Zugleine mit Griff bis auf Augenhöhe herunterbaumelte.
Eine Dusche war das ganz offensichtlich nicht und ein Grübeln über die tatsächliche Funktion dieser Einrichtung erübrigte sich; zum einen wegen des besonderen Aromas, das in der Kammer hing wie verschimmelter Käsekuchen in der Backform und zum anderen wegen der Laute, die noch immer aus der Nachbarkabine herüberdrangen.
Winseln und Stöhnen im Wechsel, aber eindeutig erfüllt von Erlösung und Befreiung. Der junge Mann musste ein wundervolles Leben vor sich haben.
Waldemar hatte keine Wahl. Er musste sich Gedanken über die Weiterfahrt machen und außerdem zwickte der letzte Imbiss penetrant.
Für Verwirrung blieb wenig Zeit. Was nötig war, musste getan werden.
Mutig betrat Waldemar die Kabine, schloss die Tür und stellte fest, dass eine Einrichtung für die Verriegelung gänzlich fehlte. Schnell überzeugte er sich, dass die Nachbarkabinen auch keine hatten und ergab sich in sein Schicksal.
Waldemar war ein praktischer Mensch, also ging er methodisch vor.
Die Füße vorschriftsmäßig gesetzt und leicht in der Hocke, lotete er zunächst die geeignete Position über dem Abflussstutzen aus. Als er leicht ins Wanken geriet, packte er die beiden Griffe, die rechts und links an den Wänden angebracht waren und kam zielgerecht in Stellung. Aus der Theorie musste jetzt Praxis werden, und so streifte er die Hosenträger herunter, drehte die Knie nach außen und das Beinkleid glitt leicht über die Oberschenkel.
War seine Hose in der normalen Haltung wohl bequem und weit geschnitten, so drohten jetzt aber die Hosenbeine auf den feuchten Boden zu rutschen, was Waldemar verhinderte, indem er sie nach oben über seine angespannten Waden schob, so dass die Knieregion aussah, als hätte er einen zu großen Turban anprobiert.
Waldemar fand, dass diese Haltung etwas Entwürdigendes hatte und nahm sich vor, den winzigen Spalt zwischen Tür und Wand unter Beobachtung zu halten. Sollte von dort jemand kommen, hoffte er, rechtzeitig reagieren zu können.
Seine Würde schien sich aber gänzlich zu verabschieden, als er tat, was er tun musste: Eine Hand fest am Griff, zerrte er mit der anderen seine Unterhose aus bestem Feinripp über den flauschigen Pelz seiner Rundungen, stopfte sie in den Turban zwischen den Knien und war bereit. Keine Sekunde zu früh, wie er meinte. Aber gerade in dem Moment hatten sich zwei Fliegen, in Erwartung größerer Ereignisse auf Waldemars Hinterteil getroffen, plauschten fröhlich summend miteinander. Es juckte, Waldemar musste kratzen und erkannte dabei im letzten Moment, dass seine Haltung sich derart verändert hatte, dass die Erlösung die schlaff hängenden Hosenträger getroffen, Kaffee und Limo direkt in der Hose gelandet wären.
Zeit und noch einiges mehr drängten. Eilig griff Waldemar die Hosenträger, zog sie sich um den Hals, was der Hose allgemein mehr Spannung gab und raffte dann mit der linken Hand den Hosenbund, womit er so alles aus dem Zielgebiet schaffte.
Weit streckte er die Backen nach hinten, versuchte, sich zu entspannen, als von draußen Geräusche zu ihm drangen, Stimmen! Mehrere Männer schienen den Vorraum zu betreten. Langsam geriet Waldemar in Panik, hielt inne, was zu halten war und lauschte. In verzweifelter Not hielt er den Blick konzentriert auf den Spalt zwischen Tür und Wand gerichtet. Unter den Fliegen schien seine Anwesenheit bekannt geworden zu sein und so kreisten einige in freudiger Erwartung um sein Hinterteil, während ein besonders dicker Brummer permanent Waldemars Nase umrundete mit der Frage auf dem Rüssel: „Wann geht es hier denn endlich los?“
Ein Schatten tauchte an dem schmalen Spalt auf. Waldemar schaffte es in letzter Sekunde, einen Fuß gegen die Tür zu stemmen und gleichzeitig wie ein Akrobat in dieser instabilen Haltung die Balance zu wahren.
Dann folgte ein heftiger Stoß gegen die Tür, Waldemar verlor sowohl das Gleichgewicht, als auch die Kraft, dem inneren Duck zu widerstehen. Für den Bruchteil einer Sekunde schien er in der Luft zu schweben, landete dann aber mit einem herzerschütternden Aufschrei und der Intonierung weiterer seltsamster Geräusche, rücklings in der Wanne.
„Pardon“, kam es leise von einem betagten Herrn, der mit großen Augen auf das seltsam gewundene Knäuel von Armen, Beinen und Hosenträgern herabsah, die Nase rümpfte und sich dann ohne ein weiteres Wort empfahl.
Die kurze, bedrückende Stille danach, untermalt vom Summen des fetten Brummers, der sein Gefolge zu Tisch bat, wurde von einem weiteren, entfernteren Schrei höchster Panik unterbrochen.
In diesem Moment weigerte sich Waldemars Phantasie, an Liebling zu denken.

Vom strahlend blauen Himmel verfolgte die Sonne aufmerksam das Geschehen auf dem Rastplatz. Zwei kleine Schwärme französischer Landfliegen näherten sich aus unterschiedlichen Richtungen den parkenden Autos, verharrten kurz über dichten Sträuchern, huschten weiter über spärlich bewachsene Beete, bis sie sich direkt über der Hecke, an der der Polo geparkt war, zu einem großen summenden und brummenden Schwarm vereinigten.
Zaghaft schob sich ein runder, feister Kopf durch die Zweige und versicherte sich, dass keine weiteren Leute in der Nähe waren. Lieblings Anblick war bemitleidenswert. Über ihr rotes, tränennasses Gesicht lief die Wimperntusche bis an die Kinnspitze. Der einstmals elegante Hut thronte über zerzausten Haaren. Einen Teil der Krempe hatte er eingebüßt, der Rest hing müde und schlapp herunter und durch ein eingerissenes Loch schielte eine von Lieblings Ohrspitzen.
Nebenan raschelte es und auch Waldemar schob sich durch das Blattwerk. Noch bevor er etwas sagen konnte, drang Lieblings Klagen durch das Summen der Insekten: „Waldemar, ich möchte nach Hause!“

Stotternd und ruckend schleppte sich der Polo durch das blaue Tor, die Auffahrt hinauf, rollte bis vor die Stufen zur Eingangstür und nahm mit einer gewaltigen Fehlzündung vom Autoleben Abschied.
Am Himmel wurde eine kleine graue Wolke wach und linste verschlafen über den Horizont. Gemeinsam mit ihren Freundinnen zog sie heran und bog einige Sonnenstrahlen etwas zur Seite, um Waldemar und Liebling willkommen zu heißen. Eine besonders dicke und sensible vergoss sogar ein paar Freudentränen.
Freude herrschte jedoch nicht überall.
Auf einem nahen Baum hatte eine Taube sich der Stille des Tages hingegeben. Der plötzliche Krach ließ sie aufflattern und auf einem höheren Ast Sicherheit finden, von wo sie das weitere Geschehen misstrauisch beäugte.
Als sich dann die Wagentüren öffneten, Waldemar und Liebling erschöpft ins Freie traten, verdrehte das Tier die Augen und stürzte sich mit einem letzten kläglichen Gurren in die Tiefe.

 
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Hallo Dreimeier

köstlich deine Geschichte, wirklich toll. Ich habe mich köstlich amüsiert, sie ist flüssig geschrieben und sie ist höchst unterhaltsam. Der erste Satz allerdings klingt für mich ein wenig holperig, ich würde eventuell den Nebensatz "..., wenn der Kaffee noch zu heiß war..." weglassen.
Mir ist auch aufgefallen, dass du einige Komma-und ein paar wenige Rechtschreibfehler drin hast. Ich versuche sie mal zusammen zu bekommen:

...lang geruht hatt, sich
da fehlt ein e

Er verlor die Orientierung, wälzte sich um das Zäpfchen und stolperte in die Luftröhre, wo er lauthals Protest erntete, bis er wieder auf den richtigen Weg fand.
Köstlicher Satz :D
Bin mir nicht ganz sicher, ich glaube aber, dass das Komma hinter "erntete" zu viel ist

"Ich nehme das in die Hand," sprach Waldemar, während ihn ein wohlbekanntes Gefühl überkam.
Erst die Anführungszeichen, dann das Komma
Und das Komma hinter Waldemar muss weg

Ohne auf Lieblings Gegenfrage einzugehen, fügte er hinzu
Auch ohne Komma

Waldemar harrte so wohl gut eine halbe Stunde, bis Lieblings Ruf erneut durch seine Paradieswelt
Kein Komma

ihr erstaunter Ausdruck kippte leicht ins gequälte
Gequälte groß schreiben

Lieblings Seele frohlockte und der Gedanke an den Kauf eines Bikinis schwebte einen kurzen Moment fröhlich durch ihr Bewußtsein, um dann gleich darauf, vor dem Schlafzimmerspiegel eines grausamen Todes zu sterben.
:D :D
(Solche Frauen habe ich aber auch schon in Bikini gesehen :sconf: )

Pabstwahlen
Papstwahlen

Ich habe bestimmt noch Einiges überlesen...ich geh mal eben in die Denkkammer, vielleicht fällt mir denn noch was ein :)

Alles in allem eine sehr gelungene und witzige Geschichte...weiter so....

 

Hallo Lemmi,
danke, daß du dich durch diesen langen Text gekämpft hast.
Deine Korrekturen habe ich voll übernommen.
Ich hatte schon arge Bedenken, daß die Länge des Textes abschrecken würde.
Das die Geschichte dir gefallen und dich unterhalten hat, freut mich total.
LG
Manfred

 

Hallo Dreimeier,

die Grundidee deiner Geschichte hat mir sehr gut gefallen (skurriles Ehepaar will wegfahren und schafft es aufgrund diverser Hindernisse nicht). Allerdings kann ich persönlich über verfettete Ehefrauen oder luftverseuchte Klos nicht so lachen, aber das ist sicher auch Geschmackssache.

Viele Formulierungen sind köstlich, so auch die vom grausamen Tod des Bikinigedankens. Oder:

mit dem glücklichsten Lächeln seit Erfindung der Sachertorte

Am Himmel wurde eine kleine graue Wolke wach und linste verschlafen über den Horizont.

Einseitig näherte sich das Bodenblech dem Pflaster und die Reifen duckten sich ängstlich in die Radkästen.

Und viele andere: :thumbsup:

Diesen Satz würde ich ändern:

Die Eingebung schoss aus einer tiefen, unbekannten Bewußtseinsfalte, die ein Leben lang geruht hatte, sich aber nun ausdehnte und Waldemars Phantasie überschwemmte.

Eine Spalte, die erst ruht, sich dann ausdehnt und etwas anderes überschwemmt, als sei sie auf einmal flüssig geworden, passt irgendwie nicht so ganz.

Außerdem finde ich, dass die Geschichte zu lang ist, darunter leidet der Spannungsbogen. Die Klounterbrechungen und auch die Schwierigkeiten mit dem Auto würde ich teilweise rausstreichen, da es sich irgendwann wiederholt und die Handlung zu stark aufhält. Auch den Anfang würde ich straffen.
Drinbleiben muss aber auf jeden Fall das Abenteuer im Stehklo: Hab mich weggeschmissen! :)

Zum Schießen war auch die Stelle, wo sie immer wieder auf die Autobahn fädeln.

Viele Grüße
Pischa :)

 

Moin Dreimeier,

Ja, wunderbar!
Deine Geschichte hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen. Du zeigst, daß es nicht immer die großen Pointen sein müssen, um den Leser zu unterhalten. Der Humor deiner Geschichte ist durchgehend eher leise und baut auf eine sehr detaillierte Beobachtungsgabe und einfach tolle Formulierungen. Und das fand ich hervorragend.
Ein wenig Kritik gibts aber auch - und zwar fand ich die Toilettenszenen anfangs zwar noch sehr unterhaltsam (gerade weil du nicht deutlich geworden bist), mit der Zeit hat mich das ehrlich gesagt aber ein wenig ermüdet. Insbesondere die Sequenz bei Mac... ich meine bei dem Laden mit dem M oben drauf hätte ich vielleicht gekürzt oder gar ganz gestrichen. Ist aber nur mein persönlicher Eindruck.

Insgesamt aber eine wirklich wunderbare und gelungene Geschichte.

hre Ernährung umzustellen, um der ständigen Belegung des Klos Rechnung zu tragen.
Ich finde, es ist überhaupt nicht nötig, daß du das Kind hier beim Namen nennst - eher im Gegenteil. Der Leser kapiert auch schon bei "Papier abreißen und spülen" was du meintest.
Das Radio erfreuten sie mit lieblichen Weisen und die Kilometer zogen flott an ihnen vorüber.
erfreute - oder haben die beiden dem Radio was vorgeseungen? ;)
"Den haben wir gleich," posaunte Waldemar voller Angriffslust, was Liebling mit einem krächzenden, "Hach herrje" quittierte und sich die Nase zuhielt.
Ich glaube - bin mir aber nicht ganz sicher, daß du die Kommas um "ach herrjeh" weglassen kannst.

 

Hi Dreimeier,

eine süße Geschichte über ein Chaotenehepaar.
Schätze mal, tausend Jahre verheiratet.
Tja, soll es noch geben, ein Paar das sich im laufe der Jahre so aneinander gewöhnt, dass selbst jede Menge Gestank, zur liebenswerten Begleiterscheinung wird.

Hatte während des lesens, einigemale das Gefühl, ein merkwürdiger Geruch läge in der Luft. :dozey:

Dein Stil, mal wieder Spitze!!!
Es lebte alles. Selbst dem Wind, der Sonne und den Wolken, hast du Persönlichkeit gegeben.

Hat mir sehr gut gefallen :thumbsup:

lieben Gruß, coleratio

 

@pischa,
ich denke, daß Humor wohl eines der schwierigsten Genres ist. Wenn ein Thema nicht zu geschmacklos ist, braucht man über den Humor nicht zu diskutieren, denn, was den einen kollabieren läßt, ruft bei dem anderen ein müdes Ohrenrunzeln hervor.

..........
Eine Spalte, die erst ruht, sich dann ausdehnt und etwas anderes überschwemmt, als sei sie auf einmal flüssig geworden, paßt irgendwie nicht so ganz.
........... das ist eigentlich ein Metaphermix. Mir gefällt er ganz gut, werde mir aber überlegen, ob ich da etwas Glaubwürdigkeit reinbringen kann.

...............
Außerdem finde ich, dass die Geschichte zu lang ist, darunter leidet der Spannungsbogen.
............... Ja, die ist wirklich lang und ich überlege, (besonders auf Grund der Kritiken) was ich da kürzen kann.
Was den Spannungsbogen betrifft, so hatte ich eigentlich nie die Absicht einen aufzubauen. Die Geschichte sollte nur so plätschern.

Tja, zu den Streichungen:... Da bleibt dann ja eigentlich außer der Szene im Stehklo und der Überschrift nichts übrig.
Neeeee, so radikal werde ich nicht vorgehen.
Ich danke aber für deine Vorschläge und freue mich daß ich dich unterhalten konnte. :D

@Gnoebel,
die Teile, die du angesprochen hast werde ich wohl rausnehmen.
Ich habe Maria gefragt, ob sie das auch so sieht, wonach sie sich voller Angst in die Küchenecke duckte und ein kaum hörbares „Ja“ hauchte. Wozu hat sie diesen Gutbezahlten Lektorenjob, wenn sie nicht gleich sagt, was Sache ist. Essen, Kleidung, ist das nix? Da kann ich doch auch Leistung verlangen! :xxlmad:
Aber, sie will sich bessern,
Danke für deine Hinweise.
Übrigens werde ich mich scheiden lassen und dich heiraten. Ok, das mag dich jetzt überraschen, aber du hast diese Geschichte empfohlen und das muß belohnt werden. :kuss:

@coleratio,
..............
Tja, soll es noch geben, ein Paar das sich im laufe der Jahre so aneinander gewöhnt, dass selbst jede Menge Gestank, zur liebenswerten Begleiterscheinung wird.
............. ja, und man glaubt es nicht. Ich möchte darauf aber nicht weiter eingehen.

...............
Hatte während des lesens, einigemale das Gefühl, ein merkwürdiger Geruch läge in der Luft.
............... Ha, da ich meiner Geschichte eigentlich doch nicht so viel Suggestivkraft zugestehe, möchte ich darüber doch hier und öffentlich näheres erfahren. :sick:
Danke fürs Lesen und die netten Worte

Lieb Grüße an euch
Manfred

 

Hallo Manfred,
Ich sehe du hast so deine Erahrungen mit den französichen Klos gemacht :D,
Ich glaube die Hauptintension deiner Geschichte ist es, den Beweis zu erbringen, dass in Frankreich weniger als in Deutschland gedacht wird. ;)

Gerne gelesen
Petra

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Petra,

N E I N ! ! !

Da muß ich energisch widersprechen!
Frankreich ist ein wunderschönes Land und den Lebensstil dort bewundere ich.
Die Leute dort sind mindestens so intellijent wie als hier.
Sag ich mal so pauschal, ohne wirklich Ahnung zu haben.
FRANZOSEN, ICH LIEBE EUCH, AUCH WENN IHR UNS NICHT AUSSTEHEN KÖNNT !
Mit diesem Thema hier, gehe ich tatsächlich schon ganz lange schwanger.
Eine Zeitlang sind wir nach Spanien an die Costa Brava gefahren. (ich hoffe Maria zickt nicht rum und will da mal wieder hin)
Bei der Rast sind wir öfters auf diese Toiletten gestoßen, haben dann die Backen zusammengekniffen und schnell Mc Donalds angesteuert, weil die da normale Klos haben.
Ich hab mich natürlich immer gefragt, wie man diese Toiletten benutzt, ohne sich dabei total einzusauen.
Bis heute habe ich, wie man liest, keine Lösung gefunden.

LG 3

 

Lieber Manfred,
Du wirst dich amüsieren, wenn du diese Fußduschen benutzt. HeHe.
Man sollte vorm Spülen das Weite suchen.
Aber denken kann man bei diesem Gang wahrlich nicht.
Drum wird Deutschland immer das Land der Denker und Dichter bleiben, weil Sitzungen Sitzungen und nicht Stehungen sind. :D
Gibs zu! :p
Gruß auch an Maria
Petra

PS: Ich habe in Frankreich immer gerne Urlaub gemacht :wein:, aber diese... :o

 

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