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Warum?

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12.08.2004
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Warum?

Warum?
© 2004 by shade

Geduckte Gestalten huschten durch die Nacht, zwischen Autowracks und Mülltonnen hindurch rückten sie immer weiter vor, hinein in die Seitengassen, dorthin wo es besonders dunkel war. Mit den Kevlarhelmen mit integrierten Kameras, Splitterschutzwesen und Knie und Ellenbogenschonern wirkten die Männer wie Außerirdische. Hightech-Ausrüstung war überall an ihre Körper geschnallt. Aber einer von ihnen hielt sich zurück, er war älter als alle anderen, bereits über fünfzig. Er war vorsichtig, frage sich, warum sie hier waren.
Was nützten die Ausrüstung schon? Die anderen hatten längst gelernt, daß in Teflon getauchte Patronen durch die Westen gingen. Und wer das nicht hatte, schoß auf Arme und Beine. Das konnte einen auch außer Gefecht setzen, aber man konnte noch um Hilfe schreien. Und wenn man rief und jemand kam, um einen zu retten, dann fing der sich auch eine Kugel. Scharfschützen wurden auf so etwas trainiert. Aber offiziell hieß das heutzutage alles Terrorist. Es war einfacher zu verkaufen – politisch gesehen. Aber die Kugeln konnten immer noch töten - wie in Vietnam.
Sergeant Major Mellock blieb wieder an einer Hausecke stehen und sondierte ruhig das Gelände. Er hatte immer noch sein M16, ein neueres Modell, aber es war eigentlich dieselbe Waffe. Vietnam war nicht anders gewesen, als dieses Gassengewirr mitten in der Wüste. Dort waren es Bäume, hier waren es Lehmziegelhäuser. Charly sprach eine andere Sprache, aber das war egal. Sergeant Major Mellock sollte nicht mit ihnen plauschen, er sollte sie eliminieren. Aber das war schwerer, als es sich anhörte. Er konnte einen Typen mit Handtuch auf dem Kopf von einem andern Typen mit Handtuch auf dem Kopf genauso wenig unterscheiden wie einen Vietnamesen von einen anderen. Zehn Mann hatte er dabei, den langen Raggoon am Maschinengewehr, Privat Henderson und acht Grünschnäbel, die ihn hinter vorgehaltener Hand nur ‚Big Daddy‘ nannten. Er wäre lieber mit seiner anderen Truppe aus erfahrenen Leuten losgezogen, aber die waren alle verletzt. Brankowitsch hatte es übel erwischt. Er war vor ein paar Tagen mit dem Jeep auf eine Panzermine gefahren.
Fuck, es erinnerte ihn alles an Vietnam, als er selbst einer dieser Grünschnäbel gewesen war. Häuser, Bäume, beides bot gute Deckung, er war wieder in einem fremden Land, dessen Sprache er nicht konnte uns sollte im amerikanischen Sinne „gute“ Einwohner von „bösen“ Einwohnern unterscheiden. Damals hatte diese Verantwortung Sergeant Green übernommen, bis der von einem „guten“ Vietnamesen von hinten erschossen wurde. Hier und jetzt hatte Mellock das Kommando. Zwei Jahre noch, dann würde seine Dienstzeit auslaufen. Hätte der kleine Texaner mit den schlechten Manieren in Washington nicht diese zwei beschissenen Jahre mit seinem Krieg warten können? Nein, das hat er nicht gekonnt. Warum?
Mellock hatte keine Meinung dazu, zumindest keine offizielle. Er hatte Vietnam, Panama und diverse andere Einsätze auf der ganzen Welt überlebt und gelernt, daß man als Soldat keine Meinung haben durfte über das, was Politiker sich so ausdachten. Er führte Befehle aus.
Jetzt suchte er in einem Viertel mit seinen Leuten nach einem beleibten Iraker, der vor zwei Stunden ein Auto voller westlicher Reporter mit einer Bazooka hochgejagt hatte. Die irakischen Polizisten hatten ihn bis hier verfolgt, trauten sich aber nicht in die engen Gassen. Natürlich nicht, die waren ja auch nicht bescheuert.
Resigniert winkte Mellock seine Leute vorwärts. Zwei von den Neuen rückten links, zwei weitere rechts vor. Alle trugen Infrarotbrillen. Die Brillen waren für einen Beobachter gut, aber wenn man sie dauernd trug, dann bekam man so einen Tunnelblick. Nur Mellock trug keine. Er verließ sich mehr auf sein Gehör. Das hatte ihn schon so manches Mal gerettet.
„Pssst, Raggoon! Behalt die Dächer im Auge, das gefällt mir hier nicht!“ Raggoon nickte und übernahm die Dachkanten. Am Ende der Gasse kamen sie an einen kleinen Platz mit einem Brunnen in der Mitte. Man konnte kaum etwas sehen, weil über all Wäschleinen mit Sachen hingen. „He, Sergeant, was zum Teufel machen wir hier eigentlich?“, wollte Raggoon wissen. Mellock kannte die Frage, Raggoon stellte sie häufiger. Ab
Miles, einer der Grünschnäbel meldete sich zu Wort: „Wir befreien das Irakische Volk von der Diktatur!“
Der ältere GI lies sein MG ein wenig sinken und starrte den jungen Mann vor ihm an. „Was? Miles, wo hast Du denn den Müll her?“
„Das hat uns unser Lieutenant erzählt, als wir hierher geflogen sind!“
Raggoon schaubte leise, „Und wenn er Dir erzählt, daß hinter der nächsten Ecke rosa Schweinchen Tango tanzen, dann glaubst Du es wohl auch, Schisser? Wir sind hier, um uns die Ölvorräte zu sichern und jeder der was dagegen hat, wird aus dem Weg geräumt!“
„Dann paß bloß, daß wir nicht gleich bei Dir anfangen, Raggoon. Fresse halten und Vorrücken!“ Mellock mochte das Gerede während der Einsätze nicht, dann ist man nicht so aufmerksam.
Die jungen hatten überhaupt keinen Respekt mehr. Zuviel Erfolge durch den technischen Vorsprung machten sie glauben, sie seien unbesiegbar. Man konnte schnell den Eindruck gewinnen, daß sie wirklich unbesigbar waren. Tausend Tote, hatte die US Army zu verzeichnen. Scheiße, was sind schon tausend Tote, wenn man ein ganzes Land erobert. Nichts. Die Iraker haben 100 mal mehr Gräber schaufeln müssen und steckten nicht auf. Wie die Vietkong, die haben auch nicht aufgesteckt. Immer wieder war er früher mit seiner Truppe durch ein angeblich befriedeten Sektor gekommen, nur um von irgendwo unter Feuer genommen zu werden, oder in irgendeine dieser Fallen zu tappen. Gerade als Mellock die Erinnerung an Bambusspieße unter Blättern verdrängen wollte, kam von vorne ein Aufschrei „Halt! Stehenbleiben!“
Jemand lief weg. Schwere Stiefel folgten. „Barns, Gronik. Meldung!“ brüllte Mellock, aber die beiden waren schon an die Ecke vorgestürmt, an der der Flüchtende verschwunden war. Noch bevor sie um die Ecke biegen konnten, wußte Mellock, daß es eine Falle war, aber sein Rufen ging bereit in der Explosion einer Handgranate unter. „Raggoon, Miles, Ecke sichern! Coburn, funken sie nach Hilfe. Henderson, Linke Flanke sichern.“ Mellock riß sein Gewehr hoch, suchte die Dächer ab. Die Männer schwärmten aus. Von der Ecke war Gejammer zu hören. „Er hat mich erwischt, Scheiße! Mein Bauch, mein Bauch!“ Das war Barns, ein Junge aus Virginia, der erst vor drei Wochen direkt aus der Grundausbildung hierher versetzt worden war. Er hatte sich freiwillig gemeldet. Im Camp haben sie seinen neunzehnten Geburtstag gefeiert. So alt war auch Mellock gewesen, als er in Saigon das erste Mal an Land ging. Die Erinnerung brachte Bewegung in den alten Mann.
Er erreichte den Verwundeten, sicherte nach allen Seiten. Aber wie er erwartet hatte, war nirgends jemand zu sehen. Gronik lag einfach da, das Gesicht zu einem blutigen Haufen zerfetzt, für ihn würde jede Hilfe zu spät kommen.
Barns stöhnte. Er hielt sich die Hand an die Seite. Unter der Weste quoll Blut hervor. Einer der Splitter war durch den seitlichen Klettverschluß gedrungen und hatte ihm ein Loch in die Eingeweide gerissen. Übel, aber ihn werden sie im Feldlazarett wieder zusammenflicken können.
„Searg, helfen sie mir!“ „Unten bleiben, Junge, Rettungsteam kommt! SANI!“. Mit einem väterlichen Blick druckte er dem anderen die Hand fest auf die Wunde, damit er nicht soviel Blut verlor. Wieviele Verwundete hatte er bereits gesehen? Er wußte es nicht mehr - viele. Man stumpft mit der Zeit ab, hört auf zu zählen. Aber die Bilder sind alle da, überlagern sich. Er selbst wurde in Vietnam sechs mal verwundet. Zwei Tapferkeitsmedallien hingen bei ihm zu Hause über dem Kamin zusammen mit einem Haufen anderem Altmetall. Was war das alles in diesem Moment wert? Der Sanitäter des Trupps war endlich da und kniete sich neben den Verwundeten. Mellock wand sein Gesicht ab. Der Platz war so gut wie möglich gesichert. Henderson hatte eine Reihe der Wäschleinen heruntergerissen, um besseres Blickfeld zu bekommen. Plötzlich bemerkte er einen Schatten über sich. Es war nur ein Gefühl, ein Kribbeln in der Nackengegend, daß einem ganz langsam den Rücken herunter läuft. Ohne zu Zögern riß er seine Waffe hoch. Er blickte in die erschrockenen Augen eines Jungen, der von Neugier getrieben über das Dach geblickt hatte. „Shit!“ entfuhr es ihm. Doch sein Ruf hatte die anderen aufblicken lassen. Der Junge duckte sich weg, aber es war zu spät.
Nur Bruchteile einer Sekunde später hämmerte Raggoons MG los, weitere M16 fielen ein. Dicke Brocken wurden von den Lehmziegel abgesprengt, als das Dach von drei Seiten unter Beschuß genommen wurde. Ohrenbetäubend hallten die Schüsse in den Gassen wider. Henderson warf gleich zwei Handgranaten. Die Exlosionen brachten das von Kugeln durchsiebte Haus zum Einsturz. Eine Wolke aus Staub und Schmutz breitete sich aus. Der Sanitär fluchte und versuchte die Wunde, die er gerade freigelegt hatte so gut wie möglich abzudecken. „Feuer einstellen!“ Mellock rannte auf seine Leute zu, die ohne jemanden sehen zu können einfach weiterschossen. Er riß Raggoon das MG weg und schrie die anderen aus Leibeskräften an. Endlich hörten sie auf als die Magazine leer waren. „He, Searg, was soll ...“, rief Miles verwundert. Mellock schlug zu, noch bevor er den Satz beendet hatte. Der andere gin zu Boden. „Das war nur ein Junge, ein gottverdammter Junge.“
Hilfeschreie in arabisch von Frauen und Kindern waren zu hören. Aus dem Gewirr von Ziegeln, Balken, wo bis eben noch ein Haus gestanden hatte, kämpften sich ein paar Frauen und kreischende Kinder heraus und versuchten in die Gassen zu entkommen. Ein tiefes Wummern kündigte bereits die Ankunft der Helikopter des Rettungsteams an. Mellock ließ sie gehen. Mit Frauen und Kindern wußte er nichts anzufangen. Die Verwünschungen, er und seine Leute zugerufen bekamen, verstand er nicht.
Nur eine Minute später wurden die Leinen vom Wind der Rotorblätter weggeweht, erneut wirbelte Staub auf, als der Rettungshubschrauber auf dem kleinen Platz landete. Zwei Kampfhubschrauber kreisten währenddessen über dem Platz. Das Team ging mit an Bord und verschwand aus den Vororten von Bagdad, mit ihnen ein Sergeant Major Mellock, der sich immer noch fragte: Warum?

 

Hallo!

Wie ich sehe hast du noch keine Antwort erhalten, und ich weiß aus eigener Erfahrung, wie vervig das ist. Also mache ich mich mal dran.
Um ehrlich zu sein erinnert deine Story mich an meine weniger gelungenen Texte. Ich nehme an, dass es bei dir ähnlich war wie bei mir: Du hast eine gute Idee, willst was sagen und dann schreibst du zu impulsiv, zu hastig. Die Gechichte ist vermutlich in kurzer Zeit entstanden.
Man merkt es an einigen sprachlichen Fehlern und an einigen Inhaltlichen Schwächen. Ich bin aber sicher, dass du das nach einiger Überarbeitung besser hinbekommst.
hier die Dinge, die mir so spontan auffallen:


"Mit den Kevlarhelmen mit integrierten Kameras" - klingt unschön, wegen der Wiederholung.

"Hightech-Ausrüstung war überall an ihre Körper geschnallt. Aber einer von ihnen hielt sich zurück" - Das aber widerspricht ja etwas. Allerdings steht das Zurückhalten nicht im Widerspruch zu der High Tech Ausrüstung im vorigen Satz oder dem außerirdischen Anmuten der Männer.

"Was nützten die Ausrüstung schon?" - Grammatik!

"daß in Teflon getauchte Patronen durch die Westen gingen" - Ob das so einfach geht? Ich denke, da braucht man schon ein Stahlmantelgeschoss für, und ein durchschlagkräftiges Kaliber, wie man es bei Sturmgewehren findet; eine Pistole würde wohl wenig ausrichten, Teflon oder Stahlmantel hin oder her.

"dann fing der sich auch eine Kugel." - Eine Kugel ein, oder?

"Sergeant Major Mellock" - Was nun, Sergeant oder Major? Ein Sergeant ist ein Feldwebel, also ein Unteroffizier. Major ist dagegen ein Offiziersrang, und nicht gerade ein niedriger.

"Er hatte immer noch sein M16, ein neueres Modell, aber es war eigentlich dieselbe Waffe. " - Wenn es ein anderes, neueres Modell ist, dann ist es wohl nicht mehr sein M16 (von damals in Vietnam), sondern irgend eines. Es ist das gleiche, nicht dasselbe. Beispiel: Peter und Paul haben das gleiche T-Shirt an. Beide haben also z.B. ein rotes T-Shirt an. Haben sie dasselbe T-Shirt an, so stecken sie beide zusammen in einem. Wenn du sagst: Da fährt zweimal das gleiche Auto vorbei", dann waren es vielleicht zwei verschiedene rote Golfs. Wenn es dasselbe war, dann hat das Auto eine Runde gedreht und kommt nochmal vorbei. Verstehst du den Unterschied? Deshalb muss es das gleiche Gewehr sein, nicht dasselbe.

"plauschen" - Wie wär's mit plaudern, denn dein Ausdruck klingt seltsam.

"Dort waren es Bäume, hier waren es Lehmziegelhäuser" - Dort waren es Bäume gewesen. Bei solchen Rückblenden musst du das Plusquamperfekt verwenden. Den Fehler machst du noch häufiger, bei jedem Rückblick nach -vietnam oder sonstwo. Ich werde dich nicht auf jedes einzelne mal hinweisen, suche einfach selbst danach!

"Brankowitsch hatte es übel erwischt. Er war vor ein paar Tagen mit dem Jeep auf eine Panzermine gefahren." - Warum gehtst du auf den mit diesem Satz näher ein? Seine anderen Kameraden sind auch verletzt. Wenn du jetzt diesen Mann hervorhebst erwartet man was über ihn zu hören, aber er ist völlig irrelevant und kommt nach dieser Erwähnung nicht mehr vor. Ich würde daher die Personalisierung, die du vermutlich einbauenm wolltest, um dem Trupp seine Anonymität zu nehmen, auf mehrere Personen ausdehnen, also zum Beispiel so, dass Brankowitsch und Miller und Sax zu dritt auf die Miene gedonnert sind und du solltest dann erwähnen, dass es den anderen ähnlich erganen ist.

"hatten ihn bis hier verfolgt" - bis hierher

Sorry, ich würde diese Antwort gern zu Ende führen, aber ich habe einen Zahnarzttermin und muss daher gleich los. Ich werde später weiterschreiben, mit einem zweiten Post.

Gruß,
Seth Rock

 

Hmmpf

Hallo Seth Rock,

Du hast recht. Ich habe die Geschichte in aller Eile zusammengekloppt.
Aber nur ein paar kleine Anmerkungen zu den milit. Einzelheiten.

Seargent Major ist das äquivalent zu Hauptfeldwebel. Ich bin mir nur nicht ganz sicher, wegen der Schreibweise. Aber die kann man ja mal nachschlagen, ich Dussel. :Pfeif:

Und das mit den teflonbeschichteten Geschossen ist bei den aktuellen Westen wirklich ein Problem, zumindest bei den Älteren Generationen, weil normale Geschosse irgendwie abgleiten. Die Beschichtung bewirkt, daß die Kugeln die Energie des Schussen besser auf den Punkt bringen und so die Panzerung durchbrechen. Das gibt es noch mehr Schweinkram vonwegen Hohlspitzgeschosse und so. Aber das ist nicht der Punkt gewesen. Die eigentliche Kernbotschaft sollte sein: Auch toll gepanzerte GIs kann man durchlöchern! :D

Danke, aber ich denke ich werden die Geschichte nicht nochmal überarbeiten.
Vielleicht kommt noch mal eine Satire über den amp(u)tierenden US-Diktator. ;)

Tschüß

shade :cool:

 

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